#Horizontale um Jena
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[:de]erzählt von Sebastian S.
Zwei Wochen ist es erst her, dass ich 100km beim Mammutmarsch in Berlin gelaufen bin und jetzt stehe ich schon wieder bei der Horizontale in Jena am Start. Wie kann man so verrückt sein? Eine Frage, die nicht nur meine Freunde mir gestellt haben, sondern auch ich mir selbst immer wieder stelle. Eine erste Antwort ist sehr leicht: Ich habe beim Buchen der Veranstaltung nicht nachgedacht und bin “mausgerutscht”. Eine andere Antwort auf die Frage nach dem Warum, suche ich selbst noch immer…
Da ich mir diese Frage selbst nicht so richtig beantworten kann, bin ich den Abend vor der Horizontale auch nicht wirklich motiviert und kann mir kaum vorstellen die 100km zu schaffen. Daher sitze ich den Abend lange mit Freunden bei Bier zusammen und schmeiße kurz bevor ich schlafen gehe noch schnell alles in den Rucksack. Um 10 Uhr am Freitagmorgen geht es los. Glücklicherweise muss ich selbst nicht Autofahren, sondern kann mich auf der Rückbank von Santoshs Auto noch etwas ausruhen und nach Jena fahren lassen. Dort angekommen laden wir unser Gepäck in der Unterkunft, ziehen uns um und gehen noch was leckeres Essen, um uns für die kommenden Stunden zu stärken.
Gegen 16 Uhr finden wir uns dann am Sportplatz, dem Startpunkt des Marsches, ein. Dort treffen wir auch die anderen EarnYourBacons. 13 Bacons haben es gewagt hier an den Start zu gehen. In dieser netten Gruppe bin ich nicht der Einzige, der verrückt genug ist zwei Wochen nach dem Mammutmarsch sich erneut dieser Herausforderung zu stellen. Nach dem Abholen der Startunterlagen haben wir noch knapp zwei Stunden bis zum Startschuss. Besorgt beobachte ich die dunklen Wolken am Himmel. Laut Wetterbericht soll es ab 21 Uhr gewittern aber immerhin soll es dann ab Mitternacht sternenklar werden.
Kurz vor 18 Uhr sammeln sich alle 1000 Läufer im Startbereich. Laut wird von zehn herunter gezählt, dann geht es unter lautem Jubel los. Unter den 1000 Menschen verliere ich einige unserer Gruppe schnell aus den Augen. Die Masse schlängelt sich gezielt in Richtung des ersten Berges. Die erste Steigung streckt sich über einen langen Abschnitt und es macht nicht den Anschein als ob die 2300 Höhenmeter schwer zu überwinde sein könnten. Noch sind alle gut gelaunt und machen Witze. Nach 5 Kilometern biegen wir auf den Rundkurs ab. Hier staut es sich, denn der Weg wird einspurig. Wir befinden uns nun auf einem Abschnitt wie wir ihn noch häufiger in den nächsten 19 Stunden erleben werden. Rechts von uns die Felswand, links geht es steil bergab. Man hat einen schönen Ausblick über das Tal und Jena. Der Weg ist so schmal, so dass überholen nicht möglich ist. So bewegen wir uns in einer ewig langen Schlange am Berg entlang. Es sieht aus als würden wir eine Menschenkette um Jena bilden.
Als wir wieder auf einen breiteren Weg treffen, fängt es langsam an zu tröpfeln. Die ersten kramen hastig ihre Regenkleidung aus den Rucksäcken, während ich noch hoffe, dass der Regen schnell über uns hinweg zieht und wir von schlimmerem verschont bleiben. Es kommt allerdings wie es kommen muss und wie es schon vom Wetterbericht angekündigt wurde; es beginnt zu schütten. Nur in einem hat der Wetterbericht zu unserem Glück Unrecht: es gewittert nicht. Noch sind wir etwas von Bäumen geschützt und bekommen damit nicht die volle Ladung des Unwetters ab, doch bald führt uns der Weg aus dem Wald auf die offene Weide. Spätestens hier werden wir richtig nass.
Als uns der Weg wieder in einen Vorort von Jena hinein führt, erreichen wir den ersten Versorgungspunkt. Da es noch immer stark regnet und es keinen Unterstand gibt, beschließen wir uns die Beutel mit der Verpflegung mitzunehmen und direkt weiter zu laufen. Unter einem kleinen Vordach lesen wir Raimo auf und beschließen mit ihm zusammen weiter zu gehen. Beim Loslaufen kommen auch Gritta und Dirk dazu. So ziehen wir zusammen in der Dämmerung durch den Regen.
In der Dunkelheit wird es langsam schwer zu erkennen wo eine Wurzel oder eine Pfütze den Weg versperrt. In dem Regen habe ich allerdings noch keine Lust in meinem Rucksack nach der Kopflampe zu suchen und vertraue weiterhin auf die Lichter der anderen. Bald geht es jedoch wieder steil bergab, auf einem sehr schmalen verwurzelten Weg, auf dem es ohne Licht doch zu gefährlich wird, so komme ich nicht darum herum meine Kopflampe herauszuholen. Unten in Jena angekommen geht es direkt wieder in Richtung des nächsten Hügels. Langsam wird das Prinzip klar: wenn du einen Weg siehst der nach oben führt, musst du mit Sicherheit diesem folgen. Dieses Konzept kennen wir ja zum Glück schon von allen EarnYourBacon-Wanderungen.
In der Dunkelheit fällt es uns zunehmend schwer, die Wegmarkierung zu finden und leider ist der digitale Track nur zur groben Orientierung gedacht und nicht zur Navigation, wodurch wir an jeder Kreuzung etwas länger brauchen, um den richtigen Weg zu finden. An einigen Stellen sind sich die Teilnehmer untereinander auch nicht einig. Die einen gehen den einen, die anderen den anderen Weg. Erfreulicherweise treffen wir in der Dunkelheit auf Maria, die aus Jena kommt und die Horizontale schon mehrfach gelaufen ist und daher selbst in der Dunkelheit den Weg kennt und uns so zumindest bis zum nächsten Verpflegungspunkt leiten kann. Hier trennen uns jedoch unsere Wege wieder, denn wir möchten im Gegensatz zu ihr, doch wenigstens kurz Pause machen und einen Kaffee trinken.
Da wir zum Verpflegungspunkt ins Tal gestiegen sind, heißt es nun nach der Pause selbstverständlich wieder den nächsten Berg zu erklimmen. Der Weg nennt sich Schweizerhöhenweg, der Name ist Programm. Da wir nun wieder ohne Ortskündigen unterwegs sind, kommt es wie es kommen muss. In der Dunkelheit sehen wir die Wegmarkierung nicht und laufen prompt an der Abzweigung vorbei und schnurstracks auf falschem Wege tief in den Wald hinein. Erst einige 100m später fällt uns der Fehler auf und zwingt uns zum umkehren. Als wir uns wieder auf dem richtigen Weg befinden, folgt uns eine Gruppe, die offensichtlich besser im Navigieren der Strecke ist als wir. Netterweise rufen sie uns an jeder Gabelung zu, in welche Richtung der Weg führt. Ohne diese Hilfe wären wir in dieser Nacht vermutlich noch einige Kilometer durch den Wald geirrt.
Die Nacht überstanden
Bei Sonnenaufgang haben wir dann endlich über die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Die aufgehende Sonne spendet uns nun auch wieder neue Energie. So viel Energie, dass wir anfangen zu joggen. Etwas verrückt muss es jedoch ausgesehen haben wie wir den Berg hinunter gelaufen sind, denn Sascha, Dirk, Gritta und ich hatten uns unter den Armen eingehakt und rannten so in einer Reihe an allen vorbei. Erst als wir am Fuße des Berges ankamen, wanderten wir wieder normal weiter. Durch die plötzliche Energie und das gemeinsame Joggen war ich wieder super gut gelaunt und merkte gar nicht wie die nächsten Kilometer davon zogen. Schneller als gedacht erreichten wir den nächsten Verpflegungspunkt bei Kilometer 65. Zu unserer Freude gab es hier Waffeln zum Frühstück 🙂 Auf einem Schild hieß es: “Noch keiner hat 100km ohne Waffeln geschafft”. Im Umkehrschluss heißt dass, mit den Waffeln im Magen kann uns jetzt nichts mehr stoppen.
Gritta jedenfalls war nach der Pause definitiv nicht mehr zu stoppen. Sie rannte vor uns weg und war für die nächsten Stunden nicht mehr zu sehen. Ich merkte nach dieser Pause die Nachwirkungen des Mammutmarsches. Meine Füße taten jetzt schon gut weh. Somit brauchte ich etwas Zeit, um wieder in Schwung zu kommen. Aus Erfahrung wusste ich zum Glück, dass es nur die ersten Minuten nach einer Pause richtig schlimm ist und es wenn man in Bewegung bleibt, wieder besser wird. So war es auch und somit ging es auf die letzten 35 Kilometer.
Mich erreichte nun eine nette Nachricht mit motivierenden Worten und lieben Grüßen an alle in der Gruppe von Bob (einem weiteren Mitglied unserer EarnYourBacon-Gruppe). Ursprünglich wollte er auch mitlaufen oder zumindest uns das letzte Stück begleiten. Nun war er jedoch schon wieder auf dem Weg Richtung Berlin und wollte uns aus der Ferne für das letzte Stück motivieren. Keine zwei Stunden später kam noch eine Nachricht von ihm, er ist jetzt doch noch mal umgedreht und war auf dem Weg zu uns. Er würde uns auf dem letzten Abschnitt abfangen und mit Essen/Trinken nach unseren Wünschen versorgen.
Es lagen nun nur noch 10 Kilometer vor uns und laut Höhenprofil nur noch ein steiler Anstieg. Kurz vor dem Anstieg kamen uns schon die ersten Läufer der 35 Kilometer Wanderung, welche am Morgen gestartet war, entgegen. Zunächst war das sehr motivierend, denn damit war klar, dass das Ziel nicht mehr weit entfernt sein kann. Je mehr es wurden, desto nerviger wurde es jedoch. Zwar grüßten einige nett und versuchten uns mit Worten zu motivieren, die meisten jedoch standen blöd im Weg herum. Der Weg war nun wieder zu einem einspurigen Pfad geworden, der so eng war, dass überholen kaum möglich war, aneinander vorbei war in der Konsequenz ebenso schwierig. Wenn die ausgeschlafenen und noch frischen 35-Kilometer-Wanderer einem dann auch nicht den Weg frei machen, wird das eh schon anstrengende Wandern sehr nervtötend. Die entgegenkommenden Wanderer wurden immer mehr, der nächste Versorgungspunkt wollte jedoch ewig nicht erscheinen.
Nach einer weiteren Kurve war es dann endlich so weit, nur noch die letzten 100m steil bergauf, dann war der Versorgungspunkt erreicht. Die Pause wollten wir noch kürzer gestallten als alle vorher, damit es nicht wieder so lange braucht um in Bewegung zu kommen und schließlich waren es nun „nur noch“ 13 Kilometer. Also schnell die Cola getrunken, noch eine Scheibe Brot auf die Hand genommen und weiter ging es. Keine fünf Minuten später trafen wir dann auf Bob, der eine große Kühltüte mit kalten Getränken für uns dabei hatte. Lange Zeit zum Pause machen und uns unterhalten hatten wir leider an dieser Stelle nicht, denn wir blockierten so den schmalen Weg. Also blieb uns nichts weiter, als das auf später im Ziel zu verlegen. Mit einem schönen kalten Bier ging es somit für uns weiter. Es gab zu dem Zeitpunkt nichts schöneres als dieses kühle Bier. Die Schmerzen waren erst mal betäubt und so ging es mit neuer Energie in den letzten Abschnitt. Leider hielt das nicht länger als 5 Kilometer an, dann kamen die Schmerzen wieder zurück und waren gefühlt doppelt so schlimm wie vorher.
Dass die letzten Kilometer eines 100er schlimm sein werden, war mir bekannt, aber hier fand ich es besonders schlimm. Meine Geschwindigkeit ließ immer weiter nach und so wurde meine Entfernung zu Sascha und Dirk immer größer. Von Gritta hatten wir uns schon verabschiedet, sie wollte die letzten Kilometer noch mal Joggen und uns im Ziel empfangen. Irgendwann hatte ich Sascha und Dirk komplett aus den Augen verloren. Der nächste Berg kam mir daher ganz gelegen.
Ich sammelte meine letzte Energie, um den anderen hinterher zu rennen. Am Fuße des Berges war noch eine Getränkestation aufgebaut, hier traf ich wieder auf die beiden, um von hier aus gemeinsam das Ziel zu erreichen. Die Strecke, auf der wir nun liefen, waren wir am Vorabend schon entgegengesetzt gelaufen und hatten noch darüber gespaßt wie es sein wird, 24 Stunden später wieder hier entlang zu kommen. Zum Spaßen war mir zu dem Zeitpunkt allerdings nicht mehr, aber es war gut zu wissen, dass es gleich vorbei sein wird. Noch wenige Meter dann war es geschafft.
Nach unglaublichen 19 Stunden und 22 Minuten erreichten wir endlich das langersehnte Ziel, an dem Gritta schon auf uns wartete. Sie hatte es halb joggend, halb wandernd geschafft, in 18 Stunden die Ziellinie zu überqueren und dass obwohl sie spontan mitgekommen war und eigentlich nur maximal bis zum zweiten Verpflegungspunkt mitkommen wollte. Wahnsinn!! Endlich konnten wir uns entspannt mit einem Bierchen hinsetzen und auf die restlichen Bacons warten. Gegen 17 Uhr kam dann unter tobenden Applaus der barfüßige Santosh ins Ziel. Damit hatte es der letzte unserer Gruppe es auch erfolgreich geschafft. Von dem Team aus 13 Startern waren insgesamt 11 im Ziel angekommen, damit waren wir das größte erfolgreiche Team auf der Horizontale!
Und danach?
Das Fazit aller war: „Das war der härteste 100er den wir je gelaufen sind! Ein Mal und nie wieder!“ Der erste Satz mag vielleicht noch stimmen, beim zweiten bin ich mir im Nachhinein nicht sicher. Die Strecke war mit Sicherheit nicht einfach aber so schön dass ich es mir durchaus vorstellen kann im nächsten Jahr zu wiederholen. Zum Abschluss bleibt mir nur eines zu sagen: Danke Bob! Und danke allen die mitgelaufen sind oder aus nah und fern unterstützt haben!
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[:de]Horizontale um Jena – 2x 100 km in 2 Wochen? Eine dumme Idee![:] [:de]erzählt von Sebastian S. Zwei Wochen ist es erst her, dass ich 100km beim Mammutmarsch in Berlin gelaufen bin und jetzt stehe ich schon wieder bei der Horizontale in Jena am Start.
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[:de]
erzählt von Sebastian S.
Vor drei Jahren bin ich zum ersten Mal beim Mammutmarsch an den Start gegangen. Damals musste ich nach 50 km aufgeben. Damit hat mich der Ehrgeiz gepackt. Das muss doch zu schaffen sein… letztes Jahr kam dann die Enttäuschung. Der Marsch wurde abgebrochen, da war ich gerade mal bei km 59. Zum Glück fand sich eine kleine sehr nette Gruppe, die den Abbruch nicht auf sich sitzen lassen konnte, wodurch die 100km doch noch erreicht werden konnten. Doch bei aller Freude, die 100 km geschafft zu haben, war ich doch nicht richtig glücklich. Offiziell hatte ich das Ziel nicht erreicht. Somit war sofort klar: 2017 wird der Mammutmarsch auf jeden Fall bezwungen.
Die Vorbereitungen dafür starteten dieses Jahr schon sehr früh. Schon im Januar bezwang ich bei der “Polarnacht” die ersten 50km. Ab da ging es über die nächsten Monate konstant weiter. Allerdings fragte ich mich jeden frühen Samstagmorgen, den ich mich zum Training aus dem Bett quälte, wofür ich das eigentlich gerade mache. Um es mir zu beweisen? Nein, das habe ich schon geschafft! Für die Urkunde, die irgendwo verstaubt? Definitiv nicht! So kam ich mit Nina und Joel darauf, das ganze einem anderen Zweck zu widmen. Denn es ist ein enormes Privileg, sich freiwillig dafür entscheiden zu können, einfach mal aus Spaß an einem Wochenende zu versuchen, 100km zu Fuß zu gehen. Viele würden alles dafür geben. Man kann zwar mit Geld nicht direkt die Welt retten, aber man kann die wichtige humanitäre Arbeit von NGO´s unterstützen. So entstand dann recht schnell der Gedanke, den Marsch zu einem Spendenlauf zu gestalten und damit die Arbeit von “Ärzte ohne Grenzen” zu unterstützen. Einen Monat vor dem Mammutmarsch war es dann so weit, das Training war erfolgreich abgeschlossen (sogar mit dem “Turmdiplom” zertifiziert) und die Spendenaktion lief erfolgreich an.
Am 27.05.2017 kam dann der große Tag. Am Abend vorher entstand auch bei mir langsam Aufregung, Vorfreude und eine gewisse Angst vor der langen Strecke an einem der heißesten Wochenenden des Jahres. Mit einem mal wieder viel zu schweren Rucksack, ging es mit Joel zusammen los Richtung Erkner. Ein kurzer Zwischenstopp musste noch an der Seestraße gemacht werden, um noch Kumpir essen zu können und gestärkt starten zu können. In der glühenden Hitze ging es mit der Bahn nach Erkner. Dort saß schon ein Teil unserer “EarnYourBacon”-Gruppe. Wir meldeten uns an und holten unser T-Shirt ab. Als kleine Überraschung für die TeilnehmerInnen des letzten Jahres gab es zusätzlich einen “returning hero” Mammutmarsch Sportbeutel, inklusiver Getränkemarken für Kaffee an den Versorgungspunketen. Jetzt stand nur noch das obligatorische Gruppenfoto an, dann kann es los gehen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Nach einer kurzen Ansprache vom Veranstalter, in der er unsere Gruppe als Ehrengäste erwähnte, ging es dann tatsächlich um 16:15 Uhr endlich los. Am Start liefen so viele Menschen durcheinander, dass es schwierig war sich nicht zu verlieren. Die ersten 16 km vergingen wie im Fluge. Am Strandbad Müggelsee war der erste Versorgungspunkt. Hier wurde aber nur kurz das Wasser aufgefüllt, eine Banane gegessen und das Klo aufgesucht und schon ging es weiter. Durch die kurze Pause gelang es uns, etwas aus dem Chaos von vielen Menschen heraus zu kommen. Da es nun schon 20 Uhr war und das DFB Pokalfinale parallel lief, suchten wir uns einen Radiosender, um es wenigstens akustisch miterleben zu können. So liefen wir die nächsten 90 Minuten und merkten gar nicht, wie die Kilometer flogen und wir uns nun zu viert (Joel, Sascha, Jan und ich) immer weiter von den anderen absetzten. Um uns herum nun kaum noch bekannte Gesichter. Mit der nun einbrechenden Dunkelheit wurde es dann doch allmählich kühler. In T-Shirt und kurzer Hose konnte es nicht mehr weiter gehen. So waren wir zu einer Umziehpause gezwungen. Sonst wären wir vermutlich durchgelaufen zum nächsten Versorgungspunkt bei Kilometer 44. Dort angekommen trafen wir dann doch einige bekannte Gesichter. Nach und nach wurden es immer mehr. Mir war allerdings um die Zeit nicht wirklich nach Essen und so wirklich schmecken wollte mir auch nichts. Ich versuchte so viel wie möglich in mich reinzustopfen, mein Körper würde es brauchen. Den anderen ging es ähnlich und so zog unsere vierer Truppe recht bald wieder weiter.
Es war nun spät in der Nacht, ich war durchaus schon etwas müde und nicht mehr für Kommunikation zu haben. Es war also die Zeit gekommen, Podcasts zu hören. So liefen wir recht stille weiter durch die dunklen Wälder und merkten nur daran, dass wir immer mehr Menschen überholten, dass unsere Laufgeschwindigkeit immer und immer schneller wurde. Gegen 4 Uhr hatten wir dann auch schon den nächsten Verpflegungspunkt bei Kilometer 59 erreicht. Hier gab es eine leckere Kartoffelsuppe und Kaffee und dann ging es auch direkt wieder weiter, denn für lange Pausen war es zu der Zeit zu kalt. Beim Loslaufen sagten wir uns noch, dass wir den nun kommenden Abschnitt etwas ruhiger angehen wollen. Doch kaum erblickten wir die ersten Sonnenstrahlen hatten wir dieses Vorhaben offensichtlich schon wieder vergessen.
So ging es schnellen Schrittes durch die Märkische-Schweiz, die sich vermutlich nur im flachen Brandenburg “Schweiz” nennen darf. Langsam machte sich die Geschwindigkeit bei Joel durch Kniebeschwerden bemerkbar. Zum Glück waren es nur noch wenige Kilometer zum nächsten Pausenpunkt (74km). Diesen erreichten wir auch noch vor 7 Uhr. Hier war zu unserem Glück Santosh als Helfer eingeteilt, denn der Rucksack war von Anfang an viel zu schwer und mit unnötigem Gepäck bestückt. Dies konnte ich nun alles endlich abladen. Kurz bevor wir weiter wollten kam, Steve angelaufen. Er hatte seine Gruppe zurück gelassen und wollte sich nun uns anschließen, in der Hoffnung in seiner Geschwindigkeit unterwegs zu sein (wer Steve kennt, weiß, dass niemand so schnell läuft wie er). Wir liefen also zunächst zu fünft weiter.
Die nächsten Kilometer waren die Hölle. Nicht wegen der zuvor gelaufenen Kilometer oder der Wegbeschaffenheit, sondern wegen der Millionen Mücken. Trotz aufkommender Hitze lief ich weiter in langärmliger Kleidung, Kapuze über den Kopf gezogen und wild mit den Armen wedelnd durch die wäldliche Moorlandschaft. Erst als es endgültig zu warm war und wir das Mückengebiet weit hinter uns gelassen hatten, traute ich mich in kurze Kleidung zu wechseln. Am besten hätte ich mich allerdings den Nudisten anschließen sollen, denn jetzt wo die Sonne richtig am Himmel stand wurde es enorm heiß. Zu unserem Pech war bei Kilometer 90 auch noch jeglicher Baum verschwunden.
Die nächsten Kilometer, gefühlt weitere 100, führten uns immer weiter gerade aus an der Hauptstraße entlang Richtung Gusow. Einen kleinen Lichtblick gab es noch mal bei 92km. Wir waren uns erst nicht sicher ob es eine Fatamorgana war oder ob wir wirklich in der Ferne eine Tankstelle erblickten. Zum Glück spielten unsere Sinne uns keinen Streich und wir wurden mit Eis beglückt. Gestärkt waren wir bereit für die letzten 8 Kilometer auf der “Straße der Hölle” wie sie so nett getauft wurde. Auf einem Straßenschild war das nächste Dorf in 4km angekündigt. Als wir dieses erreichten, durfte es nach meiner Rechnung nur noch 4km bis zum Ziel sein. Da sprach uns eine Frau vor ihrem Haus an, was denn die ganzen komischen Leute in ihrem Dorf wollten, als ich ihr sagte was wir hier suchten, versuchte sie uns zu motivieren mit den Worten “zum Bahnhof sind es nur noch 6km”, worauf ihre Freundin nett ergänzte “naja ein paar mehr sind das schon noch”.
Das Problem zeigte sich als ich auf mein Handy schaute und sah, dass die beiden recht haben sollten. Es waren nicht wie ich dachte nur noch 4km sondern doch noch über 6km, wie frustrierend… Naja es half ja alles nichts es musste weiter gehen. Die Schmerzen in den Füßen wurden zwar doch nun immer stärker, aber an aufgeben konnte ich sicherlich nicht denken. Es ging immer weiter geradeaus und das nächste Dorf wollte sich einfach nicht nähern. Ich beschloss, nicht mehr weiter auf mein Handy und die Navigation zu achten, sondern einfach nur noch zu laufen. Am Straßenrand standen nun immer wieder nette Menschen, die uns anfeuerten. Ein Pärchen, das am Vorabend auch zum Mammutmarsch angetreten war, aber aufgegeben hatte, fuhr mit seinem Auto immer ein Stück weiter voraus, um immer wieder anzufeuern. Das konnte die Schmerzen zwar nicht lindern, die Strecke verkürzen konnten sie leider auch nicht, aber die Motivation hoch halten und die Laune verbessern definitiv und dafür bin ich allen auf die letzten Kilometern dankbar! Ich wusste aus dem letzten Jahr, dass die letzten Kilometer sehr grauenvoll sein können und wie es ist, wenn man die 100km Marke erreicht hat, aber das Ziel noch weiter entfernt ist. Aber hatte das wohl etwas verdrängt.
Die Freude Gusow erreicht zu haben wurde schnell getrübt dadurch, dass das Ziel auch bei 100km noch einen Kilometer entfernt war. Nach jeder Kurve dachten wir, wir seien da und wurden enttäuscht. Irgendwann war es dann doch so weit. Wir bogen um die Ecke und da stand schon das Veranstalterteam und erwartete die Ankömmlinge lautstark! Nur noch wenige Meter zur offiziellen Ziellinie… Schnell die Konfettikanone aus dem Rucksack gekramt und dann zu viert unter Konfettiregen und Applaus der umstehenden Zuschauer die Ziellinie überqueren! Geschafft, 101 Kilometer in 21 Stunden!
Hinter dem Ziel warteten schon einige TeilnehmerInnen, unter ihnen auch Ingo und Steve. Beim Abholen der Urkunde erfuhren wir, dass bisher erst 32 Personen vor uns das Ziel erreicht hatten. Von 1250, die sich 2017 der Herausforderung gestellt haben, schafften es dieses Jahr 282 ins Ziel. Hinter dem Ziel saßen wir nun gemütlich im Schatten und warteten auf die nachfolgenden EarnYourBacons. Dank Santosh konnten wir die Wartezeit mit einem schönen Bierchen überbrücken. Im Laufe der nächsten Stunde wuchs unsere Gruppe immer weiter an, unsere Vorbereitung zeigte großen Erfolg! Nach ein paar Minuten des Ausruhens ging es mir auch schon wieder viel besser und Laufen ging auch wieder ganz gut aber ich sagte mir: Das war’s, nie wieder! Jetzt ist fast eine Woche vergangen und ich freue mich schon auf die 100km auf der Horizontalen rund um Jena am 09. Juni 2017.[:]
[:de]Mammutmarsch 2017 – Alle guten Dinge sind drei![:] [:de] erzählt von Sebastian S. Vor drei Jahren bin ich zum ersten Mal beim Mammutmarsch an den Start gegangen.
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[:de]
Gastbeitrag von Ronny G.: 100 KM Wanderung „Dodentocht 2019“ am 9. und 10. August 2019, rund um Bornem/Flandern in Belgien
Einmal in Belgien wandern gehen. Was bietet sich dazu besser an, als sich unter die Massen von Menschen zu mischen, die nun schon seit 50 Jahren alljährlich die Gegend um Bornem „unsicher“ machen.
Nach einem Tipp Anfang des Jahres von meinem guten Freund Robert „Bob“ Müller, wonach man unbedingt an einem der Wanderhighlights neben den „4 Daags“ im holländischen Nijmegen auch einmal am berühmten „Dodentocht 100 KM“ in Belgien teilgenommen haben muss, war es unbedingt wichtig, den Anmeldetermin nicht zu verpassen. Erfahrungsgemäß sollen wohl auch für diese Veranstaltung die Tickets innerhalb von Stunden, und wir reden hier von ca. 13 bis 14 Tausend, weggehen. Glücklicherweise konnte ich mir mit Startnummer 10510 eines der auf 13.000 limitierten Tickets ergattern.
Der „Dodentocht“, so wie ich mich habe aufklären lassen, auf Deutsch „Todesumzug“ oder auch umgangssprachlich „Totenkopfmarsch“ hat in Belgien seit 1970 eine große Tradition und findet alljährlich im August rund um die Stadt Bornem in Flandern statt. Das ganze gleicht mittlerweile einem Volksfest und läuft unter dem Motto „Walking for a better World“. Die Teilnehmerzahlen stiegen stetig an. Für dieses Jahr galt erstmalig die Limitierung auf 13.000 Teilnehmer und diese kommen aus vielen europäischen Ländern und Kontinenten. Auf einen Beitrag in Wikipedia wird verwiesen.
Zur Strecke
Die Strecke führt ca. 100 KM rund um die Stadt Bornem. Bornem selbst liegt im Dreieck zwischen Antwerpen, Brüssel und Gent im nördlichen Teil von Belgien Richtung Niederlande. Nächst größere Stadt ist Sint-Niklaas. Insgesamt 15 Verpflegungspunkte liegen zwischen Start und Ziel. Dazu gibt es eine relativ flache und an sich ohne wirkliche optische Reize gefüllte Streckenführung. Den Reiz an dieser Wanderung bildet aber nicht wie sonst gewohnt, das Panorama was man häufig auf Strecken in Deutschland findet, sondern der Volksfestcharakter dieser Veranstaltung. Aber der Reihe nach.
Anreise nach Belgien
Für die Hinfahrt hatte ich zwei Optionen. Eine Tour mit Bob und seinem „Bus“ hin und zurück oder auf eigene Faust. Die erste Variante wäre die sicher schönere gewesen. Mit einigen Mitgliedern vom Team „EarnyourBacon“ hätte ich gemeinsam noch ein „Zeltabenteuer“ am Eventort verbracht.
Die zweite Variante wäre die Selbstanreise mit Bahn und PKW gewesen, immerhin ca. 1.300 KM von meinem Wohnort (Erfurt) und insgesamt 16 Stunden Reisezeit (hin und zurück). Da ich mich mit dem Zelten noch nicht so „angefreundet“ habe, ging es dann doch auf eigene Faust los. Bis nach Aachen mit dem Auto und dann noch drei Stunden Bahnfahrt bis nach Bornem. An sich soweit ohne Vorkommnisse. Aber spätestens ab der vorletzten Bahnstation bekam man einen Eindruck, was für Menschenmassen sich da in Bewegung gesetzt hatten. Mittlerweile bin ich ja doch auch das eine oder andere größere Event gewohnt (Mammutmarsch, Megamarsch, Horizontale-Jena, Karwendelmarsch, um nur einige der größeren WanderEvents zu nennen, sofern man das als „groß“ bezeichnen kann). Aber dieses Mal sollten ganz andere Maßstäbe gesetzt werden, zumindest für meine bisher bekannten.
Es geht los
Ca. zwei Stunden vor dem Start, bei herrlichstem Wanderwetter (Sonnenschein und etwas über 20 Grad Wärme) konnte ich mir von Bob auch meine Startunterlagen abholen, die er mir freundlicherweise vorab besorgt hatte. Auf dem Weg zum Zeltplatz ging es schon durch viele Menschen und man fühlte sich wie auf einer riesengroßen Partymeile. So etwas Ähnliches hatte ich vielleicht vor 15 Jahren bei der Love Parade in Berlin erlebt. Auf dem Zeltplatz traf ich neben Bob und seiner Partnerin Lea (die gute Fee vom Mammutmarsch) auch einige andere Wanderfreunde an. Nach einem kleinen Plausch mit gesponserten Kaffee und Gewürzgurke (der Wandernahrung schlechthin) ging es zum Startort.
Auf dem Weg dorthin begegneten einem erneut sehr viele Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlicher Aufmachung. Die einen wirkten wie, als wenn es zu einem Halbmarathon am Sonntagvormittag ging, andere hatten sich bunt verkleidet und wiederrum andere sahen aus, als wenn Wandern eine völlig neue Art der Fortbewegung wäre. Am Startort angekommen überwältigte einem erneut die schiere Menge an Menschen, die sich auf einem großen Platz sammelten. Zum Start selber gab es zwei verschiedene Starttore, von wo aus jeweils etwa die Hälfte der Teilnehmer startete um sich dann nach ein paar Kilometern wieder auf einer gemeinsamen Hauptstrecke zu treffen.
Punkt 21 Uhr, nach einer Ansprache (die leider nicht auf Deutsch, aber durch die Sprachverwandtschaft doch ganz gut zu verstehen war) und entsprechender musikalischer Einstimmung öffneten sich die „Schleusen“ und die Masse setzte sich in Bewegung. Knapp 20 Minuten (!) nach dem offiziellen Start passierte dann auch ich das Starttor. Erwähnenswert ist hier noch zweierlei: Es gibt für jeden Teilnehmer einen Chip für die Zeitnahme, was nun wiederrum doch ein wenig den sportlichen Charakter dieser Wanderung unterstreicht und offenbar auch nicht von irgend jemanden in Frage gestellt wird (ich brauche da nur immer wieder an die Diskussionen in Bezug auf Marschevents in Deutschland erinnern). Und zum anderen, ist es tatsächlich möglich, dass tausende Menschen durch ein Starttor passen können, ohne dass man schubsen muss, Panik entsteht oder sonst was. Man sieht, es geht. Gute Beispiele hier sind auch der Rennsteiglauf und nochmal als Vergleich der Karwendelmarsch.
Massenbewegung
Und nun kommt das eigentliche an diesem Event. Der Marsch durch die Massen. Vorneweg sei erwähnt dass man, wenn man sich in einem normalen Marschtempo vorwärts bewegt, von KM 1 bis KM 100 nie, aber auch wirklich nie, an irgendeiner Stelle alleine unterwegs ist. Das war auch für mich mal etwas vollkommen neues, abgesehen von dem einen oder anderen Marsch, den man nur bei Tageslicht macht und auch da nicht nur 50 Menschen mitmarschieren. Und dadurch, dass durch den späten Startzeitpunkt man sich auch gleich in die Nacht hinein bewegt, bekommt das ganze einen besonderen Reiz. Dieser wird aber noch davon getoppt, dass sich die Karawane von Menschen die ersten 20 bis 30 KM durch viele Ortschaften schiebt, wo sich wahrscheinlich ganz Belgien zu einer riesengroße Partymeile versammelt hat und mit Musik und Klatschen die Menschen die da so durchmarschierten (manche vielleicht auch durchrannten) anfeuerten. Böse Zungen behaupten allerdings, dass es in der Anfangszeit des Marsches den Grund hatte, dass die Einwohner ihre Grundstücke vor „Wildpinklern“ schützen wollten. Seis drum..jeder Marsch hat so seine kleinen Anekdoten und „Legenden“.
Durch diesen „Partymarsch“ verging natürlich die Zeit sehr zügig und man hatte auch nie wirklich das Gefühl, es müsste anstrengend werden. Dazu kommt noch, dass die offiziellen Verpflegungsstationen zwar am Anfang etwas weiter auseinander lagen, aber man immer in diesen Ortschaften von irgendjemanden was angeboten bekommen hatte. Leider verlor ich kurz nach dem Start die übrigen Teilnehmer der Gruppe um Bob herum und noch mehr traf mich dann von Bob selbst im Laufe des Tages die Nachricht, dass er zwischenzeitlich aussteigen musste. Wie weit es jetzt alle gekommen waren, vermag ich nicht mitzuteilen. Ich denke aber, dass es alle bis zum Ziel geschafft haben.
Nach einer kurzweiligen Nacht, zu der ich nicht einmal die Taschenlampe zücken musste, da sowieso alles durch andere herum „taghell“ erleuchtet war, führte der Marsch weiter über Feld und Waldwege. Ein Highlight der Nacht war sicher noch der Weg durch einen Schlosspark. Nur schob sich die Masse da weiter unaufhaltsam durch, so dass nicht viel Zeit für „Muße“ blieb.
Mit Anbruch des Tages und der Hälfte der Strecke kamen bei mir noch keine Anzeichen von Schmerzen oder Anstrengung. Das kann zum einen daran gelegen haben, dass ich ja das ganze Jahr über solche Art von Wanderungen bereits hinter mich hatte, oder einfach auch daran, dass durch das Besondere an dieser Wanderung man nie wirklich das Gefühl hatte, es ist etwas, was den Körper jetzt wirklich fordert, solange man natürlich nicht auf Geschwindigkeit aus ist, sondern einfach nur auf das „Mitschwimmen“ in der Menge und dem stressfreien „Genuss“ beim Wandern auskostet.
Irgendwie lichteten sich doch aber auch nun die Reihen der vor und hinter einem marschierenden Menschen, ohne aber sich alleine zu fühlen. Bei dem einen oder anderen merkte man auch an, dass die bisherigen Kilometer doch nicht ganz spurlos blieben. Es boten sich mit dem Sonnenaufgang auch ein paar schöne Momente und sich die Zeit zum fotographieren zu nehmen. Es gibt eben Momente, die erlebt man nicht immer und es sind auch immer wieder schöne Erinnerungen. Wie die Erinnerung an die endlosen Maisfelder. Nun weiß ich auch, woher die „Cornflakes“ und das „Popcorn“ kommen. Zwischendurch konnte man sich auch die Zeit nehmen, mal den einen oder anderen Teilnehmer neben, vor und hinter sich zu beobachten. Leider waren Gespräche nicht wirklich möglich. Aber die Wanderbegeisterung scheint in Belgien wirklich sehr hoch zu sein. Von 16 bis 86 wandert da alles mit.
Countdown
So etwa 20 km vor dem Ziel meinte das Wetter nun, noch eine kleine Aufgabe stellen zu müssen und schaltete kurz auf „Tief“. Man muss auch wissen, obwohl Bornem in Zentralbelgien gelegen, ist es bis zur Nordsee und dem Atlantik nicht sehr weit. Aber ein paar kurze Schauer erfrischten nach der teilweise schwülen, aber auch windigen Nacht. Und als es gegen Mittag ging, machte sich auch wieder die Sonne breit, so dass es auf den letzten 10 Kilometern nur noch ein „Auslaufen“ war.
Auch für mich selbst überraschend, sah ich mich vor einer neuen persönlichen Wanderbestzeit entgegen gehen, obwohl die Strecke (viel Asphalt) ähnlich wie die „7 Seen- Wanderung“ bei Markkleeberg/Sachsen ist und die mich jedes Jahr herausfordert und ich da nie unter 20 Stunden ankomme.
Mit Sonnenschein und alle drei bis vier Kilometer eine Verpflegungsstation ansteuernd ging es nun so langsam dem Ziel entgegen. Und dieser Zieleinlauf hatte es noch mal in sich. Ca. 1 km durch den Ort Bornem bis zur Ortsmitte auf einem extra für den Teilnehmer abgesperrten Weg durch Massen von Menschen die jubelten. Das wird sich bei mir einprägen und war nun in meiner mittlerweile 9-jährigen Wanderkarriere, abgesehen von dem einen oder anderen ähnlichen Zieleinlauf, doch ein einmaliges Erlebnis. Und das konnte ich trotz der zurück gelegten 100 km sehr gut genießen.
Im Ziel gab es dann neben dem einen oder anderen kleinen Präsent den berühmten Anstecker mit dem „Totenkopfkreuz“ und der Zahlenklammer. Das Ziel selbst..Nun ja, man sitzt dann in einem großen Zelt. Hinter einem der Zieleinlauf und nach vorne zu der Weg in die Stadt zurück. Das ist dann etwas merkwürdig geregelt. Da schleicht man sich aus dem Zelt heraus und findet sich in den Menschenmassen wieder. Für den einen oder anderen, dem doch die Füße glühen etwas unglücklich, zumal auch sämtliche Lokalitäten in einem gefühlten Umkreis von 1 KM überfüllt waren und sich die Gelegenheit, bei Kaffee und Kuchen das Erlebte noch mal Revue passieren zu lassen, nicht bot. Für Auswärtige ohne Anhang oder ähnlichem, sehr schwierig. Auch allgemein denke ich, sollte der Weg aus dem Ziel heraus entweder anderes gestaltet werden oder der Zielort wie Startort sein. So schön der Zielort und der Weg dahin auch sein mögen, danach ist das ganze Erlebnis wie „abgeschnitten“.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Es ist auch Geschmackssache. Ich hab es eben nach einer solchen Wanderung eben immer gerne etwas ruhiger. Man ist ja auch schon lange unterwegs und vielleicht auch etwas übermüdet. Ich muss dazu erwähnen, dass ich mit dem Aufstehen Freitagmorgens, der Fahrt zum Start und der Wanderung als solchen bereits über 32 Stunden auf war und die Rückfahrt ja noch zu bewältigen war. Irgendwie fand sich dann doch noch in dem Ort etwas Ausserhalb der Massen ein kleiner Platz zum Ausruhen und nach etwa einer Stunde Erholung, hieß es sich auf den Rückweg zu machen. Auch die Rückfahrt verlief soweit planmäßig, auch wenn die Autofahrt ein paar mehr Pausen beansprucht hatte (und in keinster Weise zu empfehlen ist! Safety first!). Schließlich kam ich dann aber doch, mittlerweile war es Sonntagmorgen, gegen ein Uhr wieder zu Hause an.
Es war ein sehr langer, intensiver und doch kurzweiliger Wochenendtrip.
Das positive?: Eindeutig das Eventfeeling. Das negative?: Man wohnt einfach zu weit weg um das Ganze kostengünstig zu planen. Eine Wiederholung?: Ist angedacht. Wann? Das wird sich ergeben. Was vergessen?: Ganz sicher.
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[:de]Gute fünf Wochen ist es jetzt her, seit ich die ersten Schmerzen im Fuß bemerkt habe und drei Wochen seit der eindeutigen und gleichzeitig niederschmetternden Diagnose: Ermüdungsbruch im Mittelfuß. Seitdem humpel ich wie ein kleiner Zombie durch die Gegend, versuche möglichst wenig zu gehen. Letzteres stellt sich (im Arbeitsalltag) als gar nicht so einfach dar. An Ausdauersport ist praktisch nicht zu denken. Was bleibt da noch?
Ermüdungsbruch – Was ist das und wie merkt man es?
Ermüdungsbrüche, gern auch als Marschruptur oder Stressfraktur bezeichnet, treten dann auf, wenn der Knochen der hohen Belastung nicht mehr standhalten kann. Betroffen sind hier vor allem Leistungs-, aber auch Freizeitsportler. Durch lange Laufeinheiten, Extremmärsche und Sprünge wird der Knochen schleichend und oft auch unbemerkt zermürbt, es bilden sich Risse und Spalten bis er schließlich bricht. Ermüdungsbrüche treten meist im Bereich der Mittelfußknochen, Waden- und Schienbein auf.
Die Symptome sind am Anfang nicht eindeutig. So merkt man ggf. während des Trainings einen leichten Schmerz an der betroffenen Stelle, eventuell sogar eine leichte Schwellung. Bleibt der Schmerz dauerhaft auch außerhalb der Belastung bestehen, ist spätestens jetzt ein Arzt aufzusuchen.
Wie war das bei mir?
Bis es zu spät war, habe ich vom drohenden Ermüdungsbruch überhaupt nichts gemerkt. Ich war den Rennsteiglauf gelaufen, zwar mit Beschwerden vom Läuferknie, aber sonst schmerzfrei. Vier Tage später war ich an Himmelfahrt 50 km auf Inlinern unterwegs und am folgenden Wochenende komplett beschwerdefrei bei der XLETIX Berlin über die L-Distanz. Alles war schick, so dass ich am Dienstag gleich wieder in die Laufschuhe gesprungen bin und eine kleine Nachtrunde über 7 km eingelegt habe. Erst, als ich in derselben Nacht zum Toilettengang aufgestanden bin, habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt.
Da war ein ungewohnter Druck direkt oberhalb der Zehen zu verspüren, aber ich dachte mir zu dem Zeitpunkt nichts Schlimmes dabei. Am nächsten Tag war es nicht besser. In Ballerinas schlappte ich zur Fortbildung und nachmittags wieder zurück. Mit jedem Schritt wurde der Schmerz heftiger. Meine Lauffreundinnen unkten bereits etwas von Ermüdungsbruch, was ich natürlich erstmal nicht wahrhaben wollte. Um das ganze trotzdem einfach abklären zu lassen, saß ich dann schon am nächsten Tag bei meinem Orthopäden. Das spontan angefertigte Rötgenbild zeigte erst einmal gar nichts. Kein Wunder, denn Ermüdungsbrüche sind in der Regel erst nach 3-4 Wochen auf Röntgenbildern ersichtlich. Beim Druck auf meinen Mittelfuß quietschte ich aber so auf, dass er mir gleich eine Überweisung zum MRT ausstellte.
Kurzfristiger MRT-Termin in Berlin? Ein Mythos?
In Berlin einen zeitnahen Termin fürs MRT zu erhalten, ist eine Frage der Geduld. Die frühesten Termine bei über Google auf den ersten Blick auffindbarer Praxen wurden mir mit einer Wartezeit von 3 Wochen angeboten. Meine Krankenkasse, die einen Terminsuchservice anbietet, fand das mal total frühzeitig und meinte, etwas besseres würde sie auch nicht finden. Krankenhäuser schlugen mir einen Termin im September vor. Das ist in drei Monaten. Drei! Bis dahin ist der Fuß entweder selbst geheilt oder abgefallen. Erst ein kreativeres Zusammenmischen von Suchbegriffen führte mich zu einer Praxis im Wedding, die kurzfristige MRT-Termine versprach. Bei Medico am Leopoldplatz bekam ich binnen einer Woche einen Termin. Hier kann man keine High-End-Klinik mit Sektempfang erwarten, aber man erhält die Leistung, die man benötigt. Ich bekam meine CD mit den Bildern in die Hand gedrückt und musste nun noch eine weitere Woche auf die Auswertung bei meinem Orthopäden warten. Zwischenzeitliches Hineinschauen in die digitalen Bilder machte mich nicht schlauer.
Mein Arzt bestätigte letztlich nur noch, was ich seit zwei Wochen geahnt hatte. Ermüdungsbruch des Mittelfußes. Auf dem MRT klar zu erkennen. Natürlich. Jetzt wo er es sagte, sah ich es auch. Was das jetzt heißen würde, fragte ich.
“Kein Laufen, kein Wandern. Gehen so wenig wie möglich. Wir können Ihnen einen Airwalker anbringen.” So einen riesigen Klotz am Bein, der alles rund herum ruhig stellt, wollte ich nun wirklich nicht. “Oder wir arbeiten mit Einlagen”. Deal! Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, es seien Carboneinlagen, die komplett unflexibel sind und so ein Abrollen verhindern. Letztendlich handelte es sich dann aber doch nur um normale Einlagen, die meinen ausgeprägten Hohlfuß unterstützen sollen.
Über die Teilnahme am Fjällräven Classic Anfang August sollte ich mir keine Gedanken machen. Mit festen Schuhen würde das schon gehen. Und auch den Medoc-Marathon sollte ich zumindest antreten und schauen, was geht. Ich mag meinen Arzt.
Sport adé! Oder nicht?
In den nächsten Tagen und Wochen musste ich dann feststellen, wofür man alles seine Füße braucht. Ich hatte den festen Plan, mein Ausdauertraining auf der Rudermaschine zu vollziehen. Leider war mir trotz jahrelanger Rudererfahrung nicht wirklich bewusst gewesen, wieviel Bewegung doch mein Vor- und Zurückrollen im Fuß passiert. Rudern war also gestorben. Fahrradfahren dürfe ich, meinte mein Arzt. Nach einer 20-km-Tour von Lichterfelde nach Spandau war ich mir da allerdings nicht mehr so sicher, denn irgendwie tat es dann doch weh, wenn ich ordentlich in die Pedale trat.
Krafttraining ahoi
Was bleibt, ist das Fitnessstudio. Ausdauergeräte fallen eigentlich alle aus, aber Krafttraining. Krafttraining geht. Und davon erstaunlich viele Geräte. Also habe ich nunmehr alle Laufeinheiten durch Besuche in der Muckibude ersetzt. Ich wollte sowieso wieder mehr ins Studio gehen, wenn auch nicht unbedingt im Sommer und in der Intensität. Für den Trekkingurlaub ist es aber sicherlich keine schlechte Idee, Rumpf, Beine und Oberkörper zu stärken. Und da Muskeln für einen erhöhten Kalorienumsatz sorgen, werde ich hoffentlich auch wieder die lästigen Pfunde los, die ich in der Nicht-Laufen-Phase mir so schön angefuttert habe.
Ab aufs Wasser
Natürlich funktioniert auch jeder Sport, der nichts mit den Füßen zu tun hat. Ich habe mich also sehr gefreut, eine ordentliche Paddeltour im Spreewald (zum Leidwesen meiner Mit-Paddler ein wenig zu ausgedehnt) unternehmen zu können. Denn Paddeln, das geht! Und genau damit wurde ich auch dieses Wochenende zum Laufbloggercamp gelockt. Auf einmal paddelten alle Läufer über die Unstrut und hatten einen Heidenspaß.
Fünf Wochen später…
Nach fünf Wochen hatte ich mir eigentlich erhofft, keine Schmerzen mehr im Fuß zu haben. Davon bin ich leider noch weit weg. Gehen funktioniert besser, aber von ausgiebigem Wandern oder gar Laufen scheine ich weit weg zu sein. Die Horizontale rund um Jena musste ich sausen lassen, genauso wie den Sachsentrail und heute erst den SwimRun in Rheinsberg, auf den ich mich schon so gefreut hatte. 4-6 Wochen heißt es, bis das schlimmste vorbei ist. Sechs Monate, bis wieder volle Belastung möglich ist.
Für mich, für die Geduld ein Fremdwort ist, ist das eine an sich nicht tolerierbare Situation. Nur bleibt mir leider nichts anderes übrig, als geduldig zu sein und den Fuß zu schonen, soweit es geht. Die Vernunft immer walten zu lassen, fällt mir verdammt schwer und manchen Tag kann sie mich einfach mal gern haben. So oft schaue ich sehnsüchtig raus in die untergehende Sonne und würde ihr zu gern entgegen laufen. Wie oft habe ich in letzter Zeit gedacht, es wäre perfektes Wetter für den Fläming Skate. Und meine Wanderungen mussten leider andere aus meiner Marschgruppe übernehmen.
Am Ende hilft es nichts, die Flinte ins Korn zu werfen. Und so versuche ich das beste aus der Lage zu machen. Wassersport, Krafttraining als Vorbereitung auf mein Trekking-Highlight des Sommers. Wettkämpfe nutzen, um mal auf der anderen Seite zu stehen. Fotos machen, Medaillen verteilen. Und ganz, ganz viel Vertrauen in meinen Körper, dass er mich nicht im Stich lassen wird und rechtzeitig heilt. Lasst euch gesagt sein: schlechte Laufzeiten gibt es immer. Aber freut euch, DASS ihr laufen und euch bewegen könnt. Das ist nicht selbstverständlich…
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[:de]Ermüdungsbruch – Und was nun?[:] [:de]Gute fünf Wochen ist es jetzt her, seit ich die ersten Schmerzen im Fuß bemerkt habe und drei Wochen seit der eindeutigen und gleichzeitig niederschmetternden Diagnose: Ermüdungsbruch im Mittelfuß.
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