#Konsumersatz
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 678 / Auf dieser Bank wollte ich ein neues Leben beginnen
Meine Augen werden wässrig, als ich gestehe, kein Ernährungsprotokoll angefertigt zu haben. Ich schäme mich, dass ich noch viel über Essen reguliere - Suchtdruck, Antriebslosigkeit, Gefühle. Lange nicht mehr so vieles und so häufig wie vor einem Jahr. Doch einseitige Ernährung, Probleme mit dem Maßhalten, Unmöglichkeit der Mahlzeitenstrukturierung (1-2-3) sind geblieben. Warum hat der Professor Doktor so viel Verständnis und die in der Suchtklinik damals nicht? Warum wollten die so viele Probleme auf einmal lösen? Das komme ja nicht von ungefähr, oder so ähnlich hat er das formuliert, dass ich den Alkohol eingesetzt habe. Und dass ich jetzt das Essen einsetze. Daher sei es wichtig, weiter psychotherapeutisch begleitet zu werden, es von der Seite anzugehen. Hatte die Therapeutin nicht gesagt, dass es dieses Jahr endet, dass wir die Frequenz ausschleichen? ... Dabei denke ich: Jetzt kann die Therapie endlich richtig losgehen. Jetzt können wir mal Ursachenforschung betreiben, Ursachen beheben. "Ich bin eine Grenzlinie-Persönlichkeit. Es regnet. Warum ist weder beim Regen wichtig, noch bei der Grenzlinie-Persönlichkeit." (Tag 577) Ja und nein. Es geht mir psychisch wesentlich besser als zur Saufzeit. Ja und nein. Gefühlswucht, Anspannungsexplosion, Nähe-Distanz, Selbstwert, Reizempfindlichkeit. Muss ich zur Psychoanalyse?
Ich weine, wenn der Prof. Dr. und die Diätassistentin über ihr Fachgebiet hinaus Verständnis haben und mich bestärken, ermutigen, loben. Ich dürfe mir Zeit lassen mit der Ernährungsumstellung, Ernährungsoptimierung. Ich dürfe mir sogar Rückfälle erlauben in Einseitigkeit, im Berge Essen. 700 Gramm Kartoffeln habe ich gesagt. Ein Kilo traute ich mich nicht auszusprechen. Beim Essen darf ich mir Rückfälle erlauben, beim Alkohol nicht, sagte er. "Das müssen Sie so beibehalten." "Ja, ja, das will ich auch!" Hier bin ich das weinerliche, verschüchterte Mädchen.
Wenn Arzt und Diätassistentin so zugewandt, freundlich, anerkennend sind, denke ich: a) Der kennt meinen Blog und ihn hat der Eintrag zu Tag 551 gefreut. b) Meine Therapeutin hat da angerufen. "Seien Sie mal nicht so streng zu Frau Agatha." So hab ich's auch in Dresden gedacht.
Nach dem Termin bin ich zu dem Gebäude gegangen, in dem ich im Januar 2014 für die ambulante Alkoholentzugsbehandlung vorsprach. Rein, Gang entlang, die Gesichter kannte ich alle nicht, Tür vom Sekretariat zu, hingesetzt, obiges ins Notizbuch geschrieben.
Wieder raus. Vorm Gebäude mit der Aufschrift "PSYCHIATRISCHE U. NERVENKLINIK" noch eine geraucht. Auf dieser Bank wollte ich ein neues Leben beginnen. Zumindest befristet von Ende März bis zum Sommer auf Alkohol verzichten. Wer freiwillig zur ambulanten Alkoholentgiftung geht, muss schon recht verzweifelt sein.
Traurig, dass es nicht klappte.
Ich bin nicht beschwingt, erhaben, froh, wenn ich mir das hier alles ansehe.
Abends im Meeting erzähle ich davon. Davon, was der Professor sagte. Davon, dass ich den Ort aufgesucht habe, an dem es losging vor drei Jahren. Davon, dass die Therapeutin, die noch gar nicht meine feste Therapeutin war, und die Psychiaterin mich nicht aufgaben obwohl das da und im Sommer nicht funktionierte mit dem neuen, alkoholfreien Leben. Und dass ich mich auch nicht aufgab. Aber dass dieses Selbstbestärkende, das Stolz-auf-mich-Sein, das eigene Anerkennen mir noch schwerer fällt als das von außen anzunehmen.
Im roten AA-Heute-Buch geht es um Annahme. "menschlich zu sein anstatt vollkommen"
Als trockene Alkoholikerin mit gelegentlichen Fressattacken bin ich wahrscheinlich menschlich und mein Streben nach Vollkommenheit verhindert die Selbstannahme.
Ich weiß nicht wie wir darauf kamen in der Pause. Ich fand meine Worte vor der Gruppe heute unstrukturiert, trauriger als sie sein sollten, und anfangs kämpferischer als geplant, weil ich wieder gegen Anti-Antidepressiva-Parolen Stellung beziehen musste. (Das kann ich inzwischen. Sowas lasse ich nicht stehen. Zumindest nicht in diesem Kreis. Im Keller käme es auf meine Verfassung an. Aber hier kann ich abermals deutlich machen: Ein Antidepressivum ist kein Euphorikum.) Jedenfalls meinte der eine in der Pause, ich sei so wichtig für die Gruppe. Er hätte sich in vielem in all den Monaten wiedergefunden. Ich würde sagen, was andere nicht in Worte fassen, vor der Gruppe rausbringen können. Und da waren sie wieder. Die nassen Augenwinkel.
Dieses schöne, alte Gebäude der Charité ist gewiss für mich mit Scheitern verbunden. Nicht durchgehalten. Rückfall. Und noch ein Rückfall. Und danach weiter wie bisher.
Und genauso ist der Ort da mit dem Anfang verbunden. Mit dem Anfang, suchtmedizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen und mich auf den Weg zu machen.
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“It takes a lot … to ask for help To be yourself, to know and love what you live with It takes a lot to breathe, to touch, to feel”
Damien Rice It takes a lot to know a man https://www.youtube.com/watch?v=Ix9qfggjIhs
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agatha-abstinent · 7 years ago
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Tag 1107 / Im dritten trockenen Urlaub brauchte ich den Dildo nicht
Im ersten habe ich, im zweiten hätte ich, im dritten nicht.
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agatha-abstinent · 7 years ago
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Tag 1028 / Nicht vom Abstinenzkalender erzählt
Auch, weil ich das gar nicht mehr sagen kann: “Ich mache jeden Tag einen Aufkleber auf ..." Weil ich das im Moment nicht sagen kann. Ich hinke hinterher mit den Aufklebern, mit dem Blog.
Nicht vom Abstinenzkalender, vom Pusten erzählt. Dass ich freiwillig jeden Tag pusten gegangen bin in meinen ersten Tagen und Wochen und Monaten.
Bis zum Antritt der Entwöhnungstherapie bin ich über fünf Monate lang pusten gegangen. Drum gebeten hatte ich. Weil ich das kenne wie der eine Neue heute sagt, dass die Kontrolle von außen, der Druck, die Verpflichtung hilft. Dass ich durchs Pusten ja auch vor die Tür gegangen bin. Dass das ja auch ein Erfolgserlebnis war: Jeden Tag 0,00. Alles richtig gemacht. Trocken geblieben. Menschlichen Kontakt gehabt, mich in der Trockenheit, Selbstwirksamkeit, in meinem Abstinenzprojekt bestätigt.
Geweint heute Nachmittag. Wieder beim Fotos Löschen. Ich werde meiner Nichte als Kleinkind keine trockene Tante mehr sein können. Halb irre sehe ich auf so vielen Fotos aus. Abends Saufselfies, am nächsten Tag mit ihr gespielt, am Abend wieder Saufselfies. Der Alkohol war noch in mir. Nicht unbedingt mit Alkoholfahne. Aber der hat auch Denken und Handeln gegenüber meiner Nichte beeinflusst. Ich werde das nicht wieder gut machen können. Ich kann es nur jetzt besser machen. Ich kann irgendwann, wenn ich hoffentlich noch Agatha Abstinent bin, erzählen, wie der Alkohol meine Persönlichkeit verändert hat. Heute an diesem 1028. Tag denke ich, dass ich nicht dem Tod gerade mal so von der Schippe gesprungen bin, wohl aber dem Wahnsinn. Mein Blick, mein Lächeln, meine Gesten, Mimik, mein Drehen um mich und um die Flaschen, die Gläser, die Schlucke,... Ausflug mit Leah nach Leipzig, abends wieder alleine Saufen, Ausflug mit Leah an den Weißensee, abends wieder alleine Saufen, diese ganzen Arbeitstage 2012, 2013, Anfang 2014 - wirklich fast jeden Abend in den Rausch getrunken, im Halbrausch aufgewacht,...
Und dann brauchte ich was, brauchte ich ganz viel Neues, um das ich mich drehen konnte, was die Tage und Abende und Nächte füllt, ich brauchte anderes, das ich täglich tun konnte, täglich tun statt trinken. Und das waren die Abstinenzaufkleber, das Pusten, das Bloggen, die Meetings, das war über lange Zeit hinweg auch Handy- und Computerspiele spielen, Naschen, ... und das, was ich wirklich exakt jeden Tag gemacht habe, was nie ausfiel, weil ich zu müde oder Wochenende war oder weil mir der Antrieb fehlte oder weil ich das Klinikgelände nicht verlassen durfte oder weil ich den Abstinenzkalender noch nicht ausgepackt hatte oder weil ich krank war, Kopfschmerzen hatte... das einzige von all meinen Abstinenztools, was ich wirklich, tatsächlich, konsequent und ausnahmslos jeden Tag gemacht habe, war trocken zu bleiben, täglich keinen Alkohol zu trinken, jede 24 Stunden.
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agatha-abstinent · 7 years ago
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Tag 909 / Drüsch in Düsseldorf
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 796 / Triggertag(e)
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 795 / Lavazza, illy oder Segafredo
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 777 / Sind Kneipen und Bars Alkoholerlebniswelten?
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 777 / Sind Kneipen und Bars Alkoholerlebniswelten?
Als ich mit mir schimpfen wollte, was ich denn mit so vielen Fotos aus dem Schokoladenladen will, habe ich mich erinnert, dass ich früher, wenn ich Besuch hatte oder wenn ich zu Besuch war "The oldest pub in town", "Die längste Theke der Welt", Blumen auf Bieren, bunte Dekorationen am Cocktailglas fotografiert habe.
Und dann fragte ich mich, wieso es so wenige Erlebniszentren alkoholfreier Konsumkultur gibt, warum es nicht in jeder Stadt mindestens eine Ritter Sport Bunte SchokoWelt und Schokowerkstadt, einen Haribo Store, eine Viba Nougat-Welt, eine Halloren Erlebniswelt, ein Naschcafé, eine Süßlounge, ein Zuckerwarenparadies gibt.
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 727 / Ich darf den armen Tag doch nicht als schlecht bezeichnen
19.27 Uhr Was kann denn der Tag dafür? Den 2. März 2017 wird es nie mehr geben. Und ihn in der Summe als schlecht oder gar scheiße abzuspeichern, ist doch gemein. Es waren doch nicht 24 schlechte, beschissene Stunden. Es waren einige Augenblicke, Momente, Minuten, ja, vielleicht auch einige Stunden. Aber es wird doch aller Wahrscheinlichkeit nach ein trockener Tag gewesen sein der 2.3.17. Und trockene Tage sind gute Tage, auch wenn sie schlecht sind. Auch wenn sie mit vielen Tränen, Scherben, Wut, Misserfolg, Verzweiflung, nochmal Wut und Ärger verbunden sind. An jedem trockenen Tag bin ich 51 % im Plus, im positiven Bereich, haben mir die AAs beigebracht, zu denen ich heute nicht gehen kann, weil ich nicht mehr aufnahmefähig bin und mir selbst nicht traue, nicht zutraue, an all den Kiosken, Imbissen, Supermärkten alkoholfrei vorbeizukommen. Ich lasse mir in der Dauerschleife von Ed Sheeran "...loving can heal, loving can mend your soul..." vorsingen. Dabei habe ich doch heute noch an diesen Ed Sheeran eine Email verfasst, in der ich ihn anlässlich seines aktuellen Liedes “...so the bar is where I go, me and my friends at the table doing shots, drinking fast... ” bitte, seinen Umgang mit Pro-Alkoholkonsum-Textzeilen mal zu reflektieren. (Noch nicht abgeschickt.)
Hätte ich die Katze nicht, wäre ich schon rückfällig geworden. Heute, gestern und bestimmt an anderen Tagen auch. AA, die Therapeutin, die Leute aus der Nachsorge, der oder die Psychiater/in, die Suchtberaterin sind ja jetzt nicht da. Die können mich nicht abhalten. Ich hab echt krassen Suchtdruck heute. Soll ich den Krisendienst anrufen? Was sollen die sagen? Dass ich mich ablenken soll? Wanne, DVD, Malen? Weiß ich ja selbst.
Kurz vor sechs wollte ich nochmal einen Akut-Psychiatertermin für morgen vereinbaren. Nur, damit ich heute nicht trinke! Damit ich morgen eine Verabredung mit meinen Trockenheits-Supportern habe. Alter, ist das Scheiße!
Diese Mengen an Alk vorhin bei Netto. Apropos, Netto. Ich habe mir doch 375 Gramm Marshmallows gekauft. Handvoll in den Mund. Ähnlich stopfend wie die Tüte Brausepulver am Nachmittag im Büro der Therapeutin. (Brausepulver-UnsichtbarerStuhl-Kühlpack-Skillskette) Ich habe keine Innere Bereitschaft für zwei Eins-A-Skillsketten am Tag.
Mehr als acht mal "Photograph" hintereinander geht auch nicht. "Ich glaube immer noch an Wunder" wäre doch ein schönes Schlusswort von den Hosen für einen 2.3., wenn der schlechte Scheißtag denn dann endlich zuende wäre.
22.24 Uhr Nun also (statt kurz vor sechs theoretisch) tatsächlich bei der PIA angerufen. Kein AB dran. Im Internet nach den Öffnungszeiten geguckt. Zumindest mal anrufen, kann ich morgen doch.
Zwei weitere Stück Trost-Kuchen. Gut, dass ich zwei verschenkt hab. Sonst hätte ich heute den ganzen gegessen.
23.26 Uhr Das ist vielleicht die vierte, fünfte Saufdruck-Konsumwunsch-Welle eben gewesen. Ich hänge unbequem auf dem Sofa. Die rechte Träne rinnt schneller als die linke, weil ich schräg liege.
Ich denke gerade, ich sollte echt mal meinen Followern danken. Der Druck von außen hat meine Trockenbleibwahrscheinlichkeit erhöht. - Klingt ja wie ein Abschiedsbrief. - Na, ich mag diese Blogs mit “Hallo Leute, da bin ich wieder!” nicht. Ist nicht Meins. Daher auch keine direkte Rezipientenanrede hier im Abstinenztagebuch. Aber ich hab da gerade bei der einen, die mit meinem Agatha-facebook-Account befreundet ist, runtergescrallt. Und da war unter anderem ein Video, bei dem ein Hund mit Menschenhänden einen Menschen tätowiert. Und ein Foto von einem kranken Hund, der DVD guckt. Das hat mir jetzt gerade echt geholfen!
In den Selbsthilfegruppen, die ich besuche, sagt man “alleine geht es nicht”. Und ich bin eben grandioser Weise auch anonym über den Blog mit Menschen verbunden. Das hilft mir!
Einige Minuten Dauerstreicheln.
0.02 Uhr Suchtdruck-Krisentag geschafft.
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 723 / Eine multisensorische Wohlfühl-Waffel-Weile
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 627 / McDonald’s saves lives
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 627 / McDonald’s saves lives
Nicht nur mit Big Mac und Cola (Tag 222), sondern auch mit Desserts.
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agatha-abstinent · 8 years ago
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Tag 555 / Umprogrammierungserfahrung, die Zweite
Das Menschengewusel bei der Sitzplatzsuche im IC ist anstrengend. Ich stelle fest: Da bin ich echt routinierter, gelassener, schneller als die Mehrheit der Mitreisenden.
Die Seifenkrümel im Zug sind neu. Sie riechen nicht mehr so beißend nach Zitrone, sondern angenehm wie im Hamam.
Viele Insekten gibt es hier in der Provinz. Das Vorbeifahren von ICE und IC ist viel lauter als Autos es sind.
Ab vier Stunden in Havaianas scheuert's auch, brennt und macht Abdrücke.
Durchsage am Vorortsbahnhof "Hinweis: Das Rauchen im Bahnhof ist nur in den gekennzeichneten Bereichen gestattet." Ich hatte schon vormittags in meinem U-Bhf und im Berliner Hauptbahnhof und auch im IC Bock, zu provozieren, gegen das Rauchverbot zu verstoßen. "Aber Alkohol trinken darf man überall." hätte ich gerne dem Aufsichtspersonal gesagt. Inzwischen habe ich so viel geraucht, dass ich schon am frühen Abend ziemlich gesättigt bin. Also halte ich mich an den Hinweis.
Ein T-Shirt mit der Aufschrift "Free your mind" läuft an mir vorbei. Und ich denke: Hab ich schon! Meinen Geist befreit. "Freed my mind" oder "Freeing my mind" könnte ich mir auf die Brust schreiben. Auf der Rückfahrt scribble ich T-Shirts und Jutetaschen und Buttons und Aufkleber und Kaffeebecher, Arm- und Schweißbänder und Handyhüllen und Fingernagelaufkleber und Schlüsselanhänger mit Abstinenz-Statements. Abstinenz-Devotionalien eben.
Und die Lampe über dem Gepäck auf der anderen Seite des Ganges spiegelt sich in meinem Fenster, wirft ein rosa-orangenes Licht. An sowas freue ich mich. Auch wenn da viel Dreck auf dem Foto ist.
Als Risikosituation hatte ich meine Reise in der Nachsorge bezeichnet, vielleicht überzogen, naja, es hätte zu einer werden können. Die Leitung der Gruppe bat mir an, mich telefonisch melden zu können, wenn es brenzlich wird. Auf dem Fußweg vom Krankenhausbesuch zurück zum Bahnhof ging ich an einem Haus vorbei und sah eine Frau wie sie einen frischen Müllbeutel in einen Eimer hing. Mir schoss in den Kopf: Ob das ein Swingerclub ist? Und: Ach, jetzt so ein nackter Mann, Mitte 40, braungebrannt, der zu mir sagt "Na, komm!", sich nur kurz ein Gummi überzieht und los geht's von hinten. Ich hab ans Vögeln gedacht! Nur gedacht. Nicht, dass ich geil war. Nur, dass das jetzt eine schöne Entspannung wäre. Und das ist es ja auch. Gemütliches Ficken. Rhythmisch repetitive Bewegungen. Gefühlsregung. Ich hab nicht gedacht: Ah, jetzt erstmal was trinken.
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agatha-abstinent · 9 years ago
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Tag 428 / 10 Packungen Kekse
In Friedrichshain-Kreuzberg ist es wesentlich ungewöhnlicher zehn Packungen Kekse im Sonderangebot zu kaufen, als ein Bier zum Frühstück zu trinken. In Köln-Ehrenfeld ist das sicher genauso. Und in Hannover-Linden auch.
Wer dreht sich denn genau so verächtlich blickend um wie der Junge an der Kasse vor mir und flüstert seinem Vater etwas ins Ohr, wenn jemand sich vormittags eine Bierflasche an den Hals setzt? Die Kassiererin trägt erheblich dazu bei, dass die Aufmerksamkeit der gesamten Kundschaft auf mich gelenkt wird. Denn schon bevor sie jede einzelne Kekspackung über den Warenscanner zieht, fragt sie laut: “Kaufst du alle unsere Kekse auf?”
Bald darauf dann zu einer vorbeigehenden Mitarbeiterin: “Tina, du musst den Aktionsstand umdekorieren. Die Frau kauft jetzt alle Kekse.”
Und “Die Frau mit den vielen Keksen” nennt sie mich später noch.
Maaaaaaan! Tussi! Es sind KEKSE! Ja! Die sind im Angebot. Und ich esse manchmal pro Woche drei Packungen davon! Sind ja auch nur 150g drin. Das sind saugeile, leckere, gesunde Kekse mit nur fünf guten Zutaten. Nichts mit Milch und nichts mit Butter. Die Verpackung ist stylisch. Sie schmecken phantastisch!
Ich habe diese Kekse sehr oft bei mir, wenn ich unterwegs bin. So wie eine Flasche Wasser. Entsprechend den Empfehlungen für mich von den länger Trockenen vor einem Jahr. Entsprechend dem Kapitel 9 “Süßes essen, Fruchtsaft trinken” im 1975 erstmals erschienenen Buch “Trocken bleiben - nüchtern leben”, dessen 18. Ausgabe ich an meinem 10. trockenen Tag geschenkt bekam. “Hab immer ne Flasche Wasser dabei.” “Iss gut und regelmäßig.” Auf einen gefüllten Magen säuft es sich schlecht, weil die Wirkung so lange braucht. Also kann man es auch gleich lassen. Hunger nicht mit Suchtdruck verwechseln. Mit guter Nahrung im Magen “fühlen wir uns auch seelisch und körperlich besser.”
Und selbst wenn ich alle zehn Kekspackungen auf einmal essen würde - welchen Schaden für die Allgemeinheit könnte ich damit anrichten? Bei zehn Bier sieht das schon ganz anders aus. Und es reichen auch schon fünf halbe Liter zur absoluten Fahruntauglichkeit.
Auf dem Warenlaufband noch vor der Familie liegen tatsächlich vier, fünf Bierflaschen. “Waaas? Fünf Bier? Sind die alle für dich? Trinkst du um diese Uhrzeit schon Bier? Hast du nicht gestern hier erst Bier gekauft?” Das fragt die Kassiererin nicht. Weder in Friedrichshain-Kreuzberg noch anderswo. Weder bei fünf Bierflaschen, noch bei fünf Bierkästen.
Schade nur, dass nicht 14 Packungen Kekse noch im Regal waren. Dann hätte ich womöglich kontern können, dass ich nicht die Frau mit den 14 Kekspackungen bin, sondern: “Ich bin die Frau mit den 14 Monaten Abstinenz.”
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agatha-abstinent · 9 years ago
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Tag 177 / Am letzten Sonntag im August
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agatha-abstinent · 9 years ago
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Tag 158 / Konsum hilft gegen Konsum
"Was können Sie jetzt machen, um nicht rückfällig zu werden?" fragte meine Ärztin vor ein paar Tagen.
Ich brauche Konsumersatz. Oder Ersatzkonsum. Heute drei Kugeln Eis und danach Shoppen.
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