#JasminMickein
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Tinder für Kunstwerke und Ausstellungen selbst kuratieren
Wer benutzt eigentlich noch einen Raumplan? Die neue Web-App „It’s an Art Match“ dient als individuelles Besucherleitsystem durch die Dauerausstellung. Und wer wollte schon immer mal eine Ausstellung mit eigenen Kreationen und Werken aus der Kunsthalle kombinieren? Mit „Mein Pinnwand-Museum“ können Einzelpersonen und Schulklassen Ausstellungen entwickeln. Beide Web-Apps sind ab sofort über die Multimediaplattform www.artsurfer.de abrufbar – ohne Download, kostenfrei und auch von zu Hause.
Alle, die schon mal im Museum waren, kennen das: Man steht im Foyer und schaut auf den Lageplan, der mehrere Etagen mit mehreren tausend Quadratmetern abbildet. Weil man es nicht besser weiß, beginnt man den Rundgang in Raum 1. In Raum 20 ist man müde und will nur noch ins Café – dabei kommt jetzt endlich die Kunst, die einen anspricht! Kurzum: Dauerausstellungen sind meistens zu groß. Aber wo fängt man an mit dem Rundgang, wenn man noch nicht weiß, welche Kunst man mag? Dafür ist „It‘s an Art Match“ die Lösung. Die Web-App ist Tinder für Kunstwerke und matcht Besuchende mit 15 Werken. Somit bietet sie einen individuellen Rundgang durch die 2.500qm der Dauerausstellung der Kunsthalle Bremen.
Anfangs erstellen die Nutzer*innen ein Persönlichkeitsprofil, fern von Kunstkategorien. Dafür werden unterschiedliche Vorlieben abgefragt. Daraus ergeben sich schließlich 15 Art-Matches. Die Werke werden – ähnlich wie bei einem Online-Dating-Profil – mit einem Profilbild, einem Vornamen, Alter, einem Kurztext und Standort vorgestellt. Der Name entspricht immer dem Vornamen des*der Künstler*in. Das Alter entspricht dem Alter, in dem der*die Künstler*in das Werk schuf. Manche Werke warten in der Dauerausstellung auf ihr Date, andere sind unerreichbar im Depot. Sowas soll es geben – in der Liebe wie im Museum. Teil der 15 Art-Matches sind auch Epochen, die zum Profil passen. Jeder Epoche ist ein Raum mit mehreren Werken zugeteilt, für alle die mit dem Konzept von Polyamorie liebäugeln. www.artsurfer.de/artmatch #ItsAnArtMatch
Die Web-App „Mein Pinnwand-Museum“ ist für Menschen, die gerne selbst kreativ tätig sind und einen Blick für Ähnlichkeiten haben. Nach einer kostenlosen Anmeldung kann man eine eigene Online-Ausstellungen erstellen. Dafür kann man sich online in der Sammlung der Kunsthalle Bremen bedienen und gleichzeitig eigene Motiven hochladen – selbst gezeichnete, abfotografierte oder gefundene. Auch Audio- und Textkommentare können hinzugefügt werden. Die Online-Ausstellung kann mit unterschiedlichen Wandfarben, einem Titelmotiv und einem Meme-Slogan versehen werden. Daraus ergibt sich eine Online-Ausstellung, ähnlich wie bei Pinterest. Die Themen sind vielfältig wählbar, entsprechend der eigenen Interessen und Lieblingswerke aus der Sammlung: Ob Blumen, Tiere oder Menschen, den Ausstellungsthemen sind keine Grenzen gesetzt.
Das Teilen mit anderen Menschen erfolgt innerhalb von Messenger-Diensten oder über Social Media. Für die Nutzung des Angebotes ist eine Anmeldung im Art Surfer erforderlich. Dieses Format bietet sich zum Beispiel für Schulklassen oder Kunstkurse an, die gemeinsam zu einem konkreten Thema arbeiten möchten. www.artsurfer.de/pinnwandmuseum #MeinPinnwandMuseum
Beide Web-Apps greifen auf rund 600 Werke aus der Sammlung zurück, darunter auch Gemälde und Arbeiten auf Papier aus dem Depot. Insgesamt umfasst die Sammlung der Kunsthalle circa 1.600 Gemälde, über 500 Skulpturen und rund 220.000 Arbeiten auf Papier. In „Remix“ werden aktuell rund 500 Werke präsentiert.
Auf der Multimediaplattform Art Surfer findet sich ein umfangreiches hybrides Kunstvermittlungsprogramm: Darunter DIY-Video-Tutorials, Audioguides zu aktuellen Ausstellungen für Kinder und für Erwachsene sowie barrierefreie Angebote (Videoguide in deutscher Gebärdensprache, Audioguide für blinde und sehbehinderte Menschen, Audioguide in Einfacher Sprache in Deutsch und ausgewählten Fremdsprachen). #ArtSurferHB
„It’s an Art Match“ und „Mein Pinnwand-Museum“ wurden entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.
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Das kleine Schwarze: Quadrat oder Viereck?
Das „Schwarze Quadrat“ von Kasimir Malewitsch ist eine Ikone der Kunstgeschichte. Der Titel ist allerdings irreführen. Denn tatsächlich ist die schwarze Fläche gar kein geometrisches Quadrat. Ist dies ein Versehen oder eine bewusste Entscheidung des Künstlers gewesen?
Vorab einen kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte: 1915 präsentierte Malewitsch sein Gemälde im Rahmen der Ausstellung „Letzte futuristische Gemäldeausstellung 0,10“ in einer außergewöhnlichen Position: Er hängte es in die obere, östliche Ecke des Raumes und somit an dem, gemäß russisch-orthodoxer Tradition, klassischen Platz für eine religiöse Ikone. Dadurch hob Malewitsch sein Kunstwerk auf die gleiche Ebene wie eine religiöse Ikone. Die geometrischen Formen im Bild waren eine klare Abwendung von der Gegenständlichkeit. Zusammen mit der inszenierten Gleichstellung mit einer religiösen Ikone, schien die Präsentation an Gotteslästerung zu grenzen.
Die Inszenierung des Schwarzen Quadrats sorgte für viel Aufmerksamkeit und massive Kritik aus akademischen Künstlerkreisen. Das Kunstwerk galt als klare Beleidigung gegenüber der traditionellen Malerei und wurde als „personifiziertes Nichts“ oder „totes Quadrat“ bezeichnet.
In der Ikonen-Ausstellung in der Kunsthalle Bremen hängt das Werk klassisch auf Sichthöhe. Dadurch wird deutlich, dass die schwarze Fläche kein exaktes Quadrat ist, sondern ein Viereck. Der ursprüngliche Titel lautet tatsächlich auch „Schwarzes Viereck“. Die geometrische Ungenauigkeit war kein Versehen, sondern eine bewusste Entscheidung. Malewitsch macht den Unterschied zwischen Viereck und Quadrat zum Thema des Bildes. Zugleich erhält das Bild einen wichtigen dynamischen Charakter durch die ungenaue Form des Vierecks. In einem Text verweist der Künstler darauf, dass aus dem Viereck zwei weitere Formen entstehen: durch Rotation der Kreis und durch Teilung das Kreuz. Alle drei – Viereck, Kreis und Kreuz – sind Formen, die der Künstler in vielen Variationen und Versionen in seinen Bilder erprobt hat.
Der Unterschied zwischen Viereck und Quadrat macht den visuellen Reiz des Bildes aus und lädt die Betrachtenden zur Reflexion ein. Und dies entspricht genau den Vorstellungen Malewitschs von der ‚suprematistischen Malerei‘. Durch rein bildnerische Mittel soll die spirituelle Wahrnehmung im Vordergrund stehen und der höchste Erkenntnis- und Empfindungsgewinn ermöglicht werden.
Abbildungen: Kasimir Malewitsch, „Schwarzes Quadrat“, 1929, Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau, Fotos: Marcus Meyer
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Fotoshooting: Die Kunst muss raus!
Bei Events wie dem #EmptyMuseum geben Museen die Möglichkeit das Museum alleine, ohne die täglichen Besuchergruppen zu besuchen. Im Fall der Kunsthalle Bremen bedeutete ein leeres Museum jedoch, dass nicht nur die anderen Besucher fehlen, sondern auch die Kunst an den Wänden! Bei einem Fotoshooting durften Instagramer die leere Kunsthalle in Szene setzen. Jasmin Mickein, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, gibt einen Einblick in das Fotoshooting #DieKunstMussRaus.
Wo vorher Meisterwerke von Manet, Monet, Van Gogh, Modersohn-Becker, Picasso und Beckmann glänzten, herrschte im September gähnende Leere. Der Grund war die Sonderausstellung „Ikonen. Was wir Menschen anbeten“ (ab 19. Oktober 2019). Diese Ausstellung nimmt erstmals in der Geschichte des Museums das komplette Haus in Beschlag und präsentiert auf 4.500 m² nur ein einziges Werk pro Raum.
So wurden die leeren Museumsräume an einem Tag, dem 10. September 2019, als Fotolocation freigegeben. Für den exklusiven Besuch konnten sich Fotograf*innen und Instagramer*innen bewerben. Das Interesse war überwältigend! Schließlich durften rund 20 Fotograf*innen die leeren Räume für ein paar Stunden exklusiv besuchen. Die eingereichten Fotoprojekte waren sehr unterschiedlich: Von Fotos von Fashionmodells, Yogapositionen, einer Ballerina und einer Schwangeren über die Inszenierung von Schuhen bis hin zu 360°- und klassischer Architektur-Fotografie. Die Fotos machen deutlich, wie man ein und dieselben Räume fotografisch auf sehr unterschiedliche Weise inszenieren und nutzen kann.
Das Fotoshooting fand im Rahmen der #DieKunstMussRaus-Kampagne statt: Seit Juli 2019 wurde drei Monate lang die Sammlung im 1. OG ausgeräumt und die Wände neu gestrichen. Normalerweise wird für eine Ausstellung nur das EG leer geräumt und im 1. OG bleibt die Präsentation der Sammlung bestehen. Für die Ikonen-Ausstellung wurde jedoch eine neue, mutige Inszenierung gewählt, die den Aspekt der Anbetung aufgreift mit nur einem Werk pro Raum.
Außerdem wird diese Veränderung als Chance genutzt: Zum einen werden Meisterwerke aus der Bremer Sammlung einem spanischen Publikum vorgestellt. Eine Auswahl von 130 Werken aus der Sammlung wird vorübergehend im Guggenheim Museum in Bilbao gezeigt (ab 25. Oktober 2019). Zum anderen wird im Anschluss an „Ikonen“ die Sammlung neu inszeniert. Die vorherige Sammlungspräsentation stammt aus dem Jahr 2011. Die neue Präsentation der Sammlung wird auf aktuelle Fragestellungen eingehen und eine frische Perspektiven auf die Kunst geben. Mehr im Mai 2020!
Von Jasmin Mickein
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„Ikonen. Was wir Menschen anbeten“ (19. Oktober 2019 bis 1. März 2020)
Ursprünglich ist beispielsweise eine Darstellung von Jesus oder Maria eine Ikone. Heute ist Beyoncé eine Ikone. Wie ist es dazu gekommen? Die Sonderausstellung „Ikonen. Was wir Menschen anbeten“ (19. Oktober 2019 bis 1. März 2020) geht der Entwicklung des Ikonen-Begriffs nach. Von ihrem Ursprung in der Religion über zentrale Werke der Kunstgeschichte bis hin zu Pop- und Hollywoodstars.
Zugleich ist es die erste Ausstellung, die im gesamten Museum präsentiert wird. Die Inszenierung auf 4.500 m² ist somit auch ikonisch: Je Raum wird ein weltberühmtes Meisterwerk präsentiert. Auch der heutige Personen- und Objektkult wird thematisiert. Von Bibis Beauty Palace bis Che Guevara über Produkte und Marken, die unser Leben prägen.
Da die Ikonen-Ausstellung im kompletten Museum stattfindet ist die Präsentation der Sammlung der Kunsthalle Bremen vorübergehend nicht zu sehen. Ab Mai 2020 wird sie dann mit einer neuen Hängung vorgestellt. Zwischenzeitlich werden 130 Bremer Meisterwerke im Guggenheim Museum in Bilbao vom 25. Oktober 2019 bis zum 16. Februar 2020 gezeigt.
Foto: v.l.n.r. und v.o.n.u.: 1. Astrid Susanna Schulz, Bremen/ 2.-4. Matthias Schneege/ Katja Thiele Photography/ Jana Wiescholek 5.-7. Oliver Ahlbrecht/ Sven Brandes/ Shine&Sway - Strala Yoga mit Frauke 8.-10. Lea Böhland, Model: Sascha/ Astrid Susanna Schulz, Bremen/ Evelyn Walton, Model: Friederike Krümpelmann 11. Katja Thiele Photography
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Van Gogh: Bald zu hören, statt zu sehen
Van Gogh zählt zu den bekanntesten Künstlern überhaupt und kann als Malerikone bezeichnet werden. Sein Selbstbildnis von 1887 ist ein zentrales Werk der Ikonen-Ausstellung. In den letzten zwei Wochen der Schau ist es jedoch nicht mehr zu sehen – sondern nur noch zu hören.
Im „Selbstbildnis mit grauem Filzhut“ (1887) inszenierte sich der Maler nicht als Maler, sondern als Heiliger. Durch kurze Striche entsteht eine Art fließender Strom der Farben, der sich im Gesicht um Van Goghs Augen bündelt. Im Hintergrund bilden die Striche kreisförmige Strudel um den Kopf, die an einen Heiligenschein erinnern. Zehn Jahre zuvor hatte der Maler ein Theologiestudium begonnen und anschließend unter den Ärmsten der Armen in Belgien missioniert. Doch hat er sich selbst nie mit christlichen Attributen dargestellt. Das war auch nicht nötig, denn sein Leben bot den Stoff für Legenden.
Er ertrug Selbstverstümmelung, Krankheit und selbstgewählte Isolation in einer Nervenheilanstalt. Sein früher Tod 1890 lässt ihn als Märtyrer der Kunst erscheinen, als verkannten Künstler, der zu Lebzeiten angeblich kein einziges Bild verkauft habe, während seine Werke seit Beginn des 20. Jahrhunderts einen sagenhaften Aufstieg am Kunstmarkt erlebten.
Sein Selbstbildnis von 1887 wird nur noch bis zum 16. Februar 2020 in der Ausstellung „Ikonen. Was wir Menschen anbeten“ (bis 1. März 2020) zu sehen sein. Wie bereits weit im Vorfeld mit dem Leihgeber des Gemäldes abgesprochen, verlässt das „Selbstbildnis mit grauem Filzhut“ die Kunsthalle bereits zwei Wochen vor Schluss der Bremer Schau. Grund ist eine Sonderausstellung im Van Gogh Museum in Amsterdam, wo es eine tragende Rolle spielen wird.
Die so entstandene Leerstelle wird in der Ikonen-Ausstellung neu inszeniert: Statt das Gemälde zu sehen, wird man es hören. Im Ausstellungsraum wird eine von Schauspieler und Synchronsprecher Sky du Mont eingesprochene rund 3,5 minütige Audiobeschreibung des Selbstbildnisses Van Goghs zu hören sein. Die Abwesenheit des Werkes wird so spürbar gemacht und ermöglicht zugleich eine neue Art der Versenkung sowie ein konzentriertes Kunsterlebnis. Allerdings nicht visuell, sondern auditiv.
Abbildungen: 1) + 2) Vincent van Gogh, Selbstbildnis mit grauem Filzhut, 1887, Van Gogh Museum, Amsterdam, Foto: Marcus Meyer (1), / Foto: Bettina Conradi (2) 3) Sky du Mont mit Matthias Freund nach den Aufnahmen zur Audiospur beim NDR
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Reine Männerriege? Manet, Astruc und die Künstlerinnen
In der aktuellen Sonderausstellung „Manet und Astruc“ fällt auf, dass sie rein männlich besetzt ist. Dabei hatten die beiden enge Beziehungen zu Künstlerinnen. Im Folgenden erläutern wir, warum Künstlerinnen in der Ausstellung nicht präsent sind und in welchem Verhältnis Manet und Astruc zu ihren weiblichen Kolleginnen standen.
Neben Werken von Edouard Manet und Zacharie Astruc werden in der Ausstellung „Manet und Astruc. Künstlerfreunde“ (bis 27. Februar 2022) auch Arbeiten ihrer damaligen Künstlerkollegen präsentiert, darunter maßgebliche Werke von beispielsweise Henri Fantin-Latour oder Pierre-Auguste Renoir. Dadurch mag der Eindruck entstehen, dass damals keine weiblichen Künstlerinnen existierten oder dass sie bei der Ausstellungsplanung einfach vergessen wurden. Weder das eine noch das andere ist der Fall.
Manet hatte ab Ende der 1860er Jahre engen Kontakt zu den Künstlerinnen Berthe Morisot und Eva Gonzalès. Von beiden finden sich Werke in der Sammlung der Kunsthalle Bremen. Dazu zählt das Meisterwerk „Erwachendes Mädchen“ (1877/78) von Eva Gonzalès beispielsweise, aber auch mehrere Arbeiten auf Papier von Berthe Morisot. Außerdem gibt es in der Sammlung von Manet angefertigte Portraitradierungen der beiden Künstlerinnen.
Manet stand beiden Künstlerinnen nah: Gonzalès war seine einzige Schülerin. Ihre Arbeiten wurden wiederholt im Pariser Salon ausgestellt, wo auch Bilder von Manet zu sehen waren. Mit Morisot verband ihn nicht nur eine enge Freundschaft: Sie wurde sogar Mitglied seiner Familie, als sie Manets Bruder Eugène heiratete. Sie nahm als einzige Frau an der ersten Impressionismusausstellung 1874 teil, bei der auch Astruc vertreten war.
Im Unterschied zu ihren männlichen Kollegen konnten Frauen der höheren Gesellschaftsschichten sich nicht frei und allein in der Öffentlichkeit bewegen, um beispielsweise an den regelmäßigen Künstlertreffen in Cafés teilzunehmen wie ihre männlichen Kollegen. Sie lebten überwiegend im privaten, häuslichen Umfeld – entsprechend wählten sie ihre Themen: Die Motive von Gonzalès und Morisot kreisen oftmals um das alltägliche Familienleben, Interieurs, Stillleben, regionale Landschaften, Kinder- und Frauenportraits. In der Ausstellung „Manet und Astruc“ geht es jedoch um Künstlerporträts mit dezidierten ästhetischen Botschaften, um spanische Motive und die Rezeption japanischer Kunst.
Auch Astruc nahm die Künstlerinnen wahr und ernst. Er war der erste Kritiker überhaupt, der ihnen einen eigenen, ausführlichen Feuilletonartikel widmete. Dies ist insofern von Bedeutung, als solche Besprechungen für viel Aufmerksamkeit sorgten und den Blick der Öffentlichkeit auf die Malerinnen lenkten. Astrucs Rezension „Das weibliche Dekameron“ (1) von 1870 war für damalige Zeiten äußerst ungewöhnlich. Der Text zeigt, dass Astruc die Arbeiten der Frauen nach hohen Ansprüchen bewertete.Er betont, die Frauen würden nicht weniger gut, sondern einfach anders arbeiten als die Männer, und er begreift das Fehlen einer akademischen Ausbildung nicht als Makel, sondern als Chance: „Verlassen Sie die Ateliers der Männer und zeigen Sie uns das ‚weibliche Werk‘“, forderte er sie auf.
Weitere Informationen dazu finden sich im Katalog zur Ausstellung im Artikel von Sharon Flescher. Der Katalog ist auf Deutsch (ISBN 978-3-422-98760-9) und Englisch erschienen. Er kostet € 34,- im Museumsshop und circa € 54,- im Buchhandel.
Die Sonderausstellung „Manet und Astruc. Künstlerfreunde“
Der weltberühmte Maler Édouard Manet gilt als einer der Väter des Impressionismus, der malende Kunstkritiker Zacharie Astruc ist heute hingegen weitgehend unbekannt. Ihre ungewöhnliche Freundschaft steht nun erstmals im Mittelpunkt einer Ausstellung. „Manet und Astruc. Künstlerfreunde“ (23. Oktober 2021 bis 27. Februar 2022) veranschaulicht darüber hinaus mit Werken von Zeitgenossen wie Claude Monet, Henri Fantin-Latour und Pierre-Auguste Renoir den damaligen künstlerischen Kontext in Paris. Damit setzt die Kunsthalle Bremen die Reihe großer Ausstellungen zu französischen Malern des 19. Jahrhunderts wie Vincent van Gogh, Claude Monet, Gustave Caillebotte und Émile Bernard fort.
Abbildungen: - Édouard Manet, Die Musikstunde, 1870, Öl auf Leinwand, Museum of Fine Arts, Boston - Eva Gonzalès: Erwachendes Mädchen, um 1877/78, Öl auf Leinwand, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen - Berthe Morisot, Ruhende, 1889, Radierung, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett
Anmerkung: (1) Der Artikel von Astruc ist im Internet zugänglich: Zacharie Astruc: Décaméron féminin, in: „L’Echo des Beaux-Arts“ vom 26. Juni 1870, Seite 1-3, im Internet unter https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k5786151d
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Links oder rechts: Welches Manns-Bild soll gezeigt werden?
Ab dem 6. Juli zeigt die Kunsthalle Bremen eine Auswahl nackter Männer im Rahmen der Ausstellung „Manns-Bilder“. Bei einigen Werken darf das Publikum erstmals mit entscheiden.
Im Rahmen der Ausstellung „Manns-Bilder. Der männliche Akt auf Papier“ geht es um die ganze Bandbreite männlicher Akte in der Kunst des 15. bis 20. Jahrhunderts: Von Sportlern über christliche Märtyrer bis zu antiken Helden, echte Männer und ideale Akte, alle sind vertreten. Bei den Darstellungen drängen sich Fragen nach Männlichkeit und Schönheit auf, die jede Zeit, jede Kultur, jedes Individuum anders beantwortet. Bei gewissen Werkgruppen ist die Entscheidung für ein Manns-Bild gleichzeitig die Entscheidung gegen ein anderes. Dabei stellt sich die Frage, welches kunsthistorische Manns-Bild aus heutiger Perspektive besonders spannend ist. Deshalb möchte die Kunsthalle die Meinung des Publikums bei drei Gegenüberstellungen einholen und erstmals mit entscheiden lassen, was ausgestellt wird.
Das erste Voting endete am 6. Februar und stellte zwei Darstellungen des Heiligen Sebastian einander gegenüber. Das Publikum sprach sich eindeutig aus für die rechte, individuelle und leidende Darstellung (Dürer). Ein Teil sprach sich aber auch für die Präsentation beider Werke und damit für die Gegenüberstellung aus. Denn besonders durch die Konfrontation von Dürers Werk mit dem von Raimondi werden die Unterschiede deutlich. Raimondi präsentiert den Märtyer idealisiert und an der Antike orientiert. Erst bei genauerem Hinsehen sieht man, dass der elegante und aufrechte Körper von Pfeilen durchbohrt ist. Dürer hingegen zeigt den Heiligen Sebastian leidend und naturalistisch. An einen Baum gefesselt kann er sich vor Schmerzen kaum aufrecht halten.
Ab heute stehen zwei Werk von Paula Modersohn-Becker zur Auswahl: Paula Modersohn-Becker ist für ihre Bilder von Frauen, auch nackten, berühmt. Aber wer kennt auch ihre männlichen Akte? Von ihren rund 1.000 erhaltenen Zeichnungen sind fast die Hälfte Aktzeichnungen, darunter finden sich erstaunlich viele männliche Aktstudien Die hier gegenübergestellten Arbeiten sind ein frühes und ein spätes Beispiel ihrer zwischen 1896 und 1906 entstandenen, großformatigen akademischen Männerakten.
Aktstudien sind der Höhepunkt der zeichnerischen Grundausbildung. Doch Frauen war das Studium an staatlichen Kunstakademien bis in das 20. Jahrhundert hinein nicht oder nur zum Teil möglich. Insbesondere die Kurse im Aktzeichnen standen ihnen nicht offen. Deshalb übte Paula Modersohn-Becker sich ab 1896 an einer privaten Berliner Kunstschule für Frauen im Aktzeichen.
Das linke Werk entstand 1897 in Berlin. Es ist ein ideales Aktmodell: Das Modell ist athletisch gebaut, hat eine sportliche Pose mit Ball und angespannte Muskeln – eine klassische Aktstudie nach dem lebenden Modell.
Auch in Paris lernte Paula Modersohn-Becker ab 1900 an privaten Akademien und besuchte dort auch gemischte Kurse im Aktzeichnen. Das rechte Manns-Bild entstand 1906 in Paris und zeigt einen männlichen Rückenakt mit in die Hüfte gestemmten Armen. Das Modell posiert vergleichsweise natürlich, auch entspricht sein Körper keinem Idealbild. Der Rückenakt gewinnt seine Attraktivität vielmehr durch seine Natürlichkeit. Das Gewicht ist gleichmäßig auf beide Füße verteilt. Er steht mit hängenden Schultern nicht besonders aufrecht. Das Modell ist ein südländischer Typ mit langen Haaren. Damals verdingten sich wohl hauptsächlich in Paris lebende Italiener als Aktmodelle.
Beide Aktdarstellungen stammen von der gleichen Künstlerin und doch sind die Männer ganz unterschiedlich dargestellt. Deshalb möchten wir von euch wissen: Welchen der beiden Typen wollt ihr in der Ausstellung sehen? Den linken, der seine Muskeln zur Schau stellt oder den rechten, der vom Betrachter angewandt steht? Kommentiert mit rechts oder links bis 13. Februar für welche Darstellung ihr euch entscheiden würdet. Erklärt eure Entscheidung gerne!
Am 1. März startet das dritte und letzte Voting auf allen Social Media-Kanälen (Instagram, Facebook, Twitter, Tiktok) der Kunsthalle mit zwei Werken von Hendrick Gotzius.
Weitere Informationen über die Ausstellung „Manns-Bilder“ (ab 6. Juli 2022) gibt es auf unserer Webseite:
Abbildungen:
1. Collage v.l.n.r.: Marcantonio Raimondi, Der heilige Sebastian, zwischen 1500 und 1520, Kupferstich | Albrecht Dürer, Heiliger Sebastian am Baume, 1501, Kupferstich | Beide: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett |
2. Collage v.l.n.r.: Paula Modersohn-Becker: Stehender männlicher Akt mit Ball in der rechten Hand, 1897, Kreide | Stehender männlicher Akt mit langem Haar in Rückenansicht, die Hände in die Hüften gestemmt, 1906, Kohle | Beide: Paula Modersohn-Becker Stiftung, Bremen
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Call for Videos: Geschichten von Freundschaften gesucht
Am 30. Juli ist der Tag der Freundschaft. Die Kunsthalle nimmt diesen Tag und die kommende Sonderausstellung “Manet & Astruc. Künstlerfreunde” zum Anlass einen Aufruf zu starten. Denn Freundschaften sind ein universelles und vielfältiges Phänomen, das Menschen prägt. Das spiegelt sich auch in der Kunst wider.
Anlässlich der Ausstellung „Manet und Astruc. Künstlerfreunde“ (ab 23. Oktober 2021) sammelt die Kunsthalle Bremen Videos von Geschichten von Freundschaften. Die Kunstgeschichte zeigt, wie vielfältig und prägend Freundschaften sind: Freunde inspirieren sich gegenseitig, stehen sich in Krisen bei, kommen und gehen. Durch die Betrachtung freundschaftlicher Beziehungen innerhalb der Kunstgeschichte lassen sich ähnliche Motive, Darstellungsweisen oder Themenschwerpunkte besser verstehen.
Das Museum sucht deshalb ab sofort Videos, in denen Menschen von ihren Freundschaften erzählen: Ob Hommage oder Nachruf, gesucht werden Geschichten von Freundschaften, die im Rahmen der Manet-Ausstellung gezeigt werden sollen. Die Videos (maximal 3:00 Minuten lang, Querformat, vorzugsweise mp4 Format) können ab sofort eingereicht werden unter [email protected]. Die Videos der Geschichten dürfen so individuell (gestaltet) sein, wie Freundschaften es von Natur aus sind und sie auch in der Kunst zu finden sind: Denn das, was Freund*innen zusammenbringt, zusammenhält und manchmal wieder trennt, ist vielseitig. Unter Künstler*innen ist das nicht anders.
Die Freundschaft von Édouard Manet und Zacharie Astruc prägten ähnliche Interessen wie die Liebe zur Musik, die Bewunderung der spanischen Kunst und die Faszination für die japanische Kultur. Die gemeinsamen Interessen waren für ihren Austausch maßgeblich. Die Briefe, die sich die beiden schrieben, werden im Katalog zur Ausstellung erstmals auf Deutsch veröffentlicht. Auch das Porträt, das Manet von Astruc malte und heute Teil der Sammlung der Kunsthalle Bremen ist, macht auf vielen Ebenen ihre intellektuelle Nähe deutlich: Nicht nur der zugewandte Blick ist bezeichnend für das Verhältnis von Maler und Model, sondern auch die im Bild versteckte Widmung: „Dem Dichter Z. Astruc. Sein Freund Manet 1866.“ Später reduzierte sich ihr Kontakt. Entstand ein Ungleichgewicht in ihrer Freundschaft, weil der eine weniger berühmt war als der andere? Oder lag es am vorübergehenden Umzug von Astruc nach Spanien? Aus welchen Gründen sich ihr Verhältnis veränderte, lässt sich nicht verlässlich nachvollziehen.
Ein ambitioniertes Gemälde von Henri Fantin-Latours unterstreicht die besondere Bedeutung des Bremer Astruc-Porträts und veranschaulicht zugleich das freundschaftliche Netzwerk der beiden: Das großformatige Gruppenporträt „Ein Atelier in Batignolles“ (1879) von Fantin-Latour versammelt fortschrittliche Künstler jener Zeit um Manet, der an der Staffelei sitzt und das Porträt Astrucs malt. Das Gemälde ist heute Teil der Sammlung des Musée d’Orsay und im Rahmen der Manet-Ausstellung in Bremen präsentiert.
Die Beziehung von Édouard Manet und Emile Zola war für beide auf unterschiedliche Weise vorn Vorteil: Der Kritiker und Schriftsteller Zola stand öffentlich hinter der bahnbrechenden Kunst von Manet. Für diese öffentliche Unterstützung dankt Manet ihm mit einem Gemälde, das ihn unsterblich werden lässt und anfangs berühmter ist als die dargestellte Person selbst.
Im Rahmen der Sonderausstellung „Manet und Astruc“ werden auch Werke von Zeitgenossen wie Henri Toulouse-Lautrec präsentiert, der viele seiner Freunde im Studium kennenlernte. Toulouse-Lautrec studierte beispielsweise mit Louis Anquetin, Émile Bernard und Vincent van Gogh. Die drei standen untereinander im Austausch, gingen zum Teil gemeinsam auf Reisen oder kümmerst sich um den Nachlass.
Freundschaftspreis
Unter den Einreichungen (, die bis zum 3. Oktober 2021 eingesendet werden) verlosen wir ein Fotoshooting für zwei Personen und eine Teilnahme für zwei Personen an einem Atelierkurs der Kunsthalle Bremen. Die ersten 10 Einreichungen erhalten kostenlosen Eintritt für zwei Personen in die Manet-Ausstellung. Die Gestaltung, Ästhetik und Umsetzung der Videos ist den Einreichenden frei gestellt. Auf youtube findet ihr bereits erste Freundschaftsgeschichten.
youtube
Die Sonderausstellung „Manet und Astruc. Künstlerfreunde“
Der weltberühmte Maler Édouard Manet gilt als einer der Väter des Impressionismus, der malende Kunstkritiker Zacharie Astruc ist heute hingegen weitgehend unbekannt. Ihre ungewöhnliche Freundschaft steht nun erstmals im Mittelpunkt einer Ausstellung. „Manet und Astruc. Künstlerfreunde“ (23. Oktober 2021 bis 27. Februar 2022) veranschaulicht darüber hinaus mit Werken von Zeitgenossen wie Claude Monet, Henri Fantin-Latour und Pierre-Auguste Renoir den damaligen künstlerischen Kontext in Paris. Damit setzt die Kunsthalle Bremen die Reihe großer Ausstellungen zu französischen Malern des 19. Jahrhunderts wie Vincent van Gogh, Claude Monet, Gustave Caillebotte und Émile Bernard fort.
Abbildungen: 1) Henri Fantin-Latour, Ein Atelier im Batignolles-Viertel, 1870, Musée d’Orsay, Paris © RMN-Grand Palais (Musée d'Orsay) / Benoît Touchard/Mathieu Rabeau 2) Édouard Manet, Bildnis des Zacharie Astruc, 1866, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen 3) Édouard Manet, Emile Zola, 1868, Öl auf Leinwand, Musée d’Orsay, Paris, © Photo RMN-Grand Palais (musée d’Orsay) / Hervé Lewandowski
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Risse in Papier? Restaurieren für Manet
Für die kommende Sonderausstellung „Manet & Astruc“ werden in der Kunsthalle bereits jetzt Kunstwerke restauriert. Doch wie schließt man Risse bei Papierarbeiten und reinigt Kunst?
Normalerweise kommen Kunstwerke ein bis vier Wochen vor einer Eröffnung in einem Museum an. Aber für „Manet & Astruc. Künstlerfreunde“ (ab 23. Oktober 2021) sind jetzt schon Kunstwerke im Museum eingetroffen. Der Grund ist eine aufwendige Restaurierung. Da in der Restaurierung das Prinzip Photoshop und Strg+Z nicht existiert, benötigt die Arbeit eine gute Vorbereitung und einen klaren Plan. Denn eine Restaurierung kann unwiderruflich sein.
Derzeit werden zwei Werke in der Papierrestaurierung der Kunsthalle behandelt: Zum einen das Aquarell „Schlafende Frau in einem Künstlerinterieur (Somnambule Szene)“ von Zacharie Astruc. Es ist eine Leihgabe aus Frankreich, die in der Kunsthalle Bremen restauriert wird. Da nicht alle Museen eigene Restaurierungswerkstätten haben, müssen in Einzelfällen Leihnehmer fremde Werke restaurieren, wenn diese aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes nicht gezeigt werden könnten. Und in diesem Fall gibt es tatsächlich viel zu tun. Das Werk hat Risse, Kratzer, Stockflecken und die Oberfläche ist stark verschmutzt.
Als erstes wird das Werk aus dem Passepartout gelöst. Die Restauratorin erläutert, weshalb im Anschluss das originale Passepartout ersetzt wird: „Das Passepartout muss abgelöst werden, um das eigentliche Werk, das Aquarell, behandeln zu können, welches auf den Rückkarton aufgeklebt ist. Auch wenn das Passepartout aus dem Entstehungsjahr ist, wird es durch ein neues ersetzt. Zum einen ist es stark verwölbt und säurehaltig, und schadet somit dem Kunstwerk. Zum anderen ist es derart verschmutzt und beschädigt, dass es für eine ansprechende Präsentation ungeeignet ist. Das originale Passepartout wird aber aufgehoben und archiviert.”
Als nächstes kann die Oberfläche mit einem Latexschwämmchen gereinigt werden, um losen Schmutz zu entfernen. „Im Anschluss an die Trockenreinigung teste ich die Farben, um zu erfahren, ob sie wasserlöslich sind. Nur wenn alle Farben stabil sind und nicht ausbluten, kann auch eine wässrige Reinigung durchgeführt werden, um Verbräunungen und Stockflecken zu reduzieren. Stockflecken entstehen durch eine Kombination aus Feuchtigkeit und Mikroorganismen im Papier. Die Risse schließe ich, indem ich sie rückseitig mit feinem Japanpapier hinterklebe, welches durch seine langen Fasern besonders reißfest ist.“, erklärt die Papier-Restauratorin Stella Ditschkowski.
Das Werk „Der tote Vogel“ von Astruc wurde extra für die Ausstellung vom Museum angekauft. Besonders ist, dass es im originalen Rahmen ins Haus kam, dessen Rückseite noch komplett versiegelt war. Oft wurden Werke namhafter Künstler im Laufe der Zeit aus- oder umgerahmt, weil sich der Zeitgeschmack geändert hatte, oder auch um die Rückseiten der Werke auf Inschriften zu untersuchen. Das Ausrahmen des Werkes bestätigt, dass alle originalen Bestandteile bis auf eine moderate Verschmutzung in einem guten Zustand sind. Sie bedürfen vor allem einer gründlichen Oberflächenreinigung. Beim Ablösen des Aquarells vom historischen Untersatzbogen zeigt sich allerdings, dass dieser einen deutlichen Lichtschaden aufweist: Der Bereich, der durch das Aquarell vor Lichteinstrahlung geschützt war, weist noch immer die ursprüngliche leuchtend blaue Farbe auf. „Gerade blaue Pigmente und Farbstoffe sind leider oftmals sehr licht- und pH-empfindlich und verbleichen schnell. Da der Untersatzbogen aber nicht holzhaltig ist und noch seine schönen dekorativen Einfassungslinien aufweist, möchte ich ihn gern erhalten. Es wird aber trotzdem, für den Betrachter kaum sichtbar, eine Trennschicht zwischen Aquarell und Untersatzbogen montiert.“, so Stella Ditschkowski.
Die Restaurierung der beiden Werke wird mehrere Wochen dauern. Ab dem 23. Oktober 2021 kann das Ergebnis in der Sonderausstellung „Manet & Astruc“ begutachtet werden. Für die Ausstellung reisen Leihgaben aus renommierten Museen aus aller Welt an. Darunter zentrale Werke aus dem Museum of Fine Arts in Boston, dem Philadelphia Museum of Art, dem Musée d'Orsay in Paris, dem Metropolitan Museum of Art in New York, der Albertina in Wien, der National Gallery in Washington, dem The Art Institute Chicago und der National Gallery in London.
Abbildungen 1) Restauratorin Stella Ditschkowski bei der Restaurierung des Aquaralles Der tote Vogel von Zacharie Astruc. 2) Restaurierung von: Zacharie Astruc, Schlafende Frau in einem Künstlerinterieur (Somnambule Szene), 1871, Aquarell, 56 × 42 cm, Fonds Musée de l’Opéra, Vichy 3) Restaurierung von: Zacharie Astruc, Der tote Vogel, Aquarell, um 1870, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett
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Haarige Geschichten
In den Werken von Pablo Picasso findet sich oft die Darstellung von Achsel-, Brust- und Intimhaaren sowie von lichtem Kopf- oder Barthaar. Alles Haarthemen, die heutzutage vielfach mit Gefühlen von Scham oder Peinlichkeit besetzt sind. Um die Enttabuisierung von Körperbehaarung voran zu treiben, startet die Kunsthalle Bremen anlässlich der kommenden Picasso-Ausstellung einen Aufruf.
Ob Rücken, Brust, Beine, Achseln, Augenbrauen, Oberlippe oder Intimbereich: Rasieren, epilieren, zupfen, wachsen und sugarn ist angesagt – und das über alle Gendergrenzen hinweg. Denn heute gilt gemeinhin behaart = pfui, rasiert = hui. Was in Europa in den 1950er- und 1960er-Jahren noch nicht zur Norm gehörte, war in den USA schon längst verbreitet: Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 1964 ergab, dass 98% aller US-amerikanischen Frauen Körperbehaarung entfernten. Wie eine Studie der Universität Leipzig aus dem Jahr 2016 belegt, hat dieser Trend heute auch Deutschland erreicht: Rund 80% der Frauen unter 55 Jahre entfernen ihre Achselhaare. Sieben Jahre vorher waren es noch rund 12,5 % weniger. Auch die Männerwelt bleibt von diesem Trend nicht verschont: 2016 entfernten über 35% der unter 55-jährigen Männer ihre Achselhaare, knapp 15 % mehr als sieben Jahre zuvor. Als Begründung für die Körperhaarentfernung geben Studienteilnehmer*innen individuelle Attraktivität und gesellschaftliche Normativität an.
Mit der zunehmenden Normisierung weitestgehend haarloser Körper in Europa und der Welt entwickeln sich unter dem Schlagwort der „Bodypositivity“ Gegenbewegungen, die eine große Bandbreite umfasst: Achselbehaarung als feministische Setzung, die Glatze bei Männern als Sexsymbol, die Glatze bei Frauen und die einhergehende Auseinandersetzung mit weiblicher Identität, die Frisurenvielfalt Schwarzer Menschen* als Empowerment, Gesichtsbehaarung über Gendernormen hinaus als Markierung queerer Körper und als politisches Statement, um nur eine Auswahl zu nennen.
Um die Sichtbarkeit verschiedener Bewegungen zu fördern und die Enttabuisierung von Körperbehaarung voran zu treiben, startet die Kunsthalle Bremen anlässlich der Picasso-Ausstellung einen Aufruf.
Denn für Picasso spielten heute geltende gesellschaftliche Normen keine Rolle. Selbst auf nur skizzenhaften Linolschnitten ließ Picasso Körperbehaarung, die heute auf Grund von normativem Druck meist abrasiert wird, nicht aus. Vielmehr nutzte Picasso Haare als Ausdrucksmittel, mit dem er komplexe Gefühlslagen aber auch erotisches Begehren transportieren konnte. Mit der kommenden Ausstellung „Die Picasso-Connection. Der Künstler und seine Bremer Galerist“ ziehen Körperhaare ins Museum ein und greifen gleichzeitig den Diskurs zu Darstellungen des menschlichen Körpers auf.
Bis zum 31. Januar 2021 können Fotos (maximal 5 MB) von Körperbehaarung digital eingereicht werden unter [email protected]. Von buschigen Achselhaaren bis lichtem Kopf- oder Barthaar über Damenbart und Härchen in der Nase ist alles zugelassen. Ausgeschlossen sind Fotos von primären Geschlechtsmerkmalen. Zusätzlich sollen auch dazugehörige Geschichten und Gedanken eingereicht werden. Die Texte sollten 1.000 Zeichen mit Leerzeichen nicht überschreiten.
Eine Auswahl von Fotos und ihren Geschichten wird im Anschluss in der neuen Dauerausstellung „Remix 2020“ im Skulpturen-Saal präsentiert. Der Skulpturen-Saal trägt den Titel „Bilder vom Menschen“ und zeigt Darstellungen des menschlichen Körpers. In der Antike wurde Körperbehaarung auf Skulpturen minutiös dargestellt, die präsentierten Skulpturen aus der Bremer Sammlung stammen jedoch aus späteren Epochen und zeigen nur Kopfhaar. Durch die Ergänzung um Fotografien von Körperbehaarung möchte das Museum den Diskurs über (Schönheits-)ideale bei der Darstellung menschlicher Körper erweitern.
Die Ausstellung „Die Picasso-Connection. Der Künstler und sein Bremer Galerist“ (ursprünglich ab 21. November 2020 bis 21. März 2021) wird eröffnet, sobald die Museen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Abbildungen:
Pablo Picasso, Liegende Frau und Mann mit großem Hut, 1959, Farblinolschnitt, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Fotoreihe v.l.n.r.: Ohne Titel, 2013, Foto: Eylül Aslan Lara, Foto: Oliver Ahlbrecht, 2020 | Marla, Foto: Nicole Benewaah
Installationsansicht Skukpturen-Saal der Dauerausstellung, Foto: Marcus Meyer
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Skulptur ist mal zu erotisch, mal zu schwer
Derzeit wird die neue Sammlungspräsentation aufgebaut. Die lebengroße Skulptur “Adoratio” von Stephan Sinding steht seit über 60 Jahren im Depot. Nun sollte sie endlich gezeigt werden. Leider geht das nun aber doch nicht...
Stephan Sinding (1846 Trondheim – Paris 1922) war ein dänisch-norwegischer Bildhauer. In Dänemark gilt er als Pionier der realistischen Skulptur. Er erhielt mehrere Aufträge für öffentliche Denkmäler. Seine Marmorskulptur „Adoratio“ (Anbetung) war zu seiner Entstehungszeit sehr bekannt. Die zeitgenössische Kunstkritik zeigte sich ergriffen von dieser Darstellung: „…der Mann ist niedergesunken vor der Göttin seines Lebens, der er voll seligen Dankes inbrünstig die zarten Knie küsst.“ Der Erfolg der Skulptur führte dazu, dass sie 1913 von der Nackttänzerin Olga Desmond und ihrem Partner Adolf Salge an einem ihrer sogenannten „Schönheitsabende“ nachgestellt wurde. Das „tableau vivant“ wurde in einer Fotografie festgehalten, die käuflich erworben werden konnte.
Der Kunstverein erhielt die Figur 1957 als Geschenk. Sie wurde allerdings nicht in die Schausammlung integriert und erscheint auch nicht auf der offiziellen Liste der Schenkungen der Kunsthalle. Das höchst pathetische Werk wurde „nur unter gewissen Vorbehalten“ angenommen. Verletzte sie den prüden Zeitgeschmack der 1950er-Jahre? War sie zu sexy fürs Museum?
Vermutlich wurde die Skulptur, seit sie Teil der Sammlung ist, nie ausgestellt. Im Rahmen der Neupräsentation von „Remix 2020“ (ab 6. Juni 2020) sollte sie nun endlich in die Dauerausstellung in einen thematisch passenden Raum integriert werden. Allerdings wurde festgestellt, dass der vorgesehene Raum die 1,3 Tonnen schwere Skulptur nicht tragen würde. So muss die Skulptur weiter im Depot verharren und auf ihren großen Auftritt warten.
Die Kustodin Dr. Dorothee Hansen verantwortet den Sammlungsbereich, in den die Skulptur von Sinding fällt: „Wir hätten die Figurengruppe sehr gerne in die neue Dauerausstellung integriert! Beim Publikum hätte sie sicherlich zu viel Diskussion über das Geschlechterverhältnis aber auch über Kitsch geführt. Nun ist das Werk ein Beispiel für die Komplexität einer Sammlung. Gewisse Werke stellen uns vor konservatorische und aber eben auch statische Herausforderungen. Außerdem zeigt sie Skulptur, wie kompliziert die Konzeption einer neuen Sammlungspräsentation ist: Der Aufbau von „Remix 2020“ besteht nicht nur aus 1. Kunstwerk aus dem Depot holen 2. Kunstwerk aufhängen oder aufstellen. Bei der Auswahl der Werke spielen viele Aspekte eine wichtige Rolle: Inwieweit kann ein Werk inhaltlich und optisch in eine Erzählstruktur integriert werden? Welche restauratorischen und statischen Punkte gibt es zu beachten?“
Für alle Neugierigen gibt es aber einen Trost: Eine identische Marmorskulptur befindet sich in der Ny Carlsberg Glyptothek in Kopenhagen. Und auch im Schlosspark Thürmsdorf in der Sächsischen Schweiz findet sich eine Version der Figur aus Bronze.
„Remix 2020. Die Sammlung neu sehen“ (ab 6. Juni 2020)
Nach knapp neun Jahren präsentiert die Kunsthalle Bremen ihre Sammlung grundlegend neu. Die Bestände wurden dafür einer Revision unterzogen. Vormals voneinander getrennt gezeigte Werke, werden nun in einen Dialog gestellt. Vermeidlich Unterschiedliches wird zusammen geführt, wodurch neue Erkenntnisse entstehen. Einzelne Werke waren seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen. Hinzu kommen aktuelle Ankäufe und Schenkungen, die nun erstmals präsentiert werden. Die zeitgenössische Kunst findet nun mehr Raum. Auf drei Etagen verteilt werden rund 450 Werke gezeigt.
Abbildungen: 1) Stephan Sinding, Adoratio (Anbetung), 1907, Marmor, 210 x 75 x 133 cm, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen 2) Kaum zu unterscheiden: die Skulptur und das Tableau vivant von Olga Desmond und Adolf Salge https://bit.ly/2L2B0X2 3) Adoratio für Fotoaufnahmen im Depot
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Wie hat das Internet Liebe und Partnerschaft verändert? Fünf Antworten
Anlässlich der aktuellen Ausstellung „What is Love? Von Amor bis Tinder“ (bis 27. Januar 2019) haben wir vier verschiedenen Personen die Frage gestellt, wie ihrer Meinung nach das Internet Liebe und Partnerschaft beeinflusst. Hier die Antworten der Sexshop-Inhaberin, der Kuratorin der Bremer Ausstellung, der Sexualtherapeutin, der Traurednerin und Theaterregisseurin.
„Die Idee, dass es unüberschaubar viele Optionen für die Partnerwahl gibt, hat sich verstärkt. Das kann eine rastlose, ewige Suche motivieren. So bedeutet Liebe vielleicht, die scheinbar am allerbesten zu dir passende Partnerin gefunden zu haben.“
– Rosa, Fuck Yeah Shop
Der in Hamburg eröffnete Sexshop hat ein klares Ziel: mit Produkten zu Lust, Körper und Sexualität verhelfen. Aufgrund der Begeisterung zu Sex, unterschiedlichen Körpern und Begehren möchte der Fuck Yeah Shop eine Alternative zu den üblichen Läden schaffen – mit einem klaren feministischem Anspruch.Neben ausgewählten Sextoys, Gleitgel & Safer-Sex-Zubehör gibt es auch alternative Menstruationsprodukte, Gender Expression, Literatur, Filme, Pornos und Kunst, sowie Workshops und Kulturprogramm.
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„Wie die Bar sich als Ort in der Gesellschaft etabliert hat, so ist auch das Internet als neuer Ort hinzugekommen. Jeder Ort hat seine Eigenarten. Es gibt Orte an denen fühlen wir uns (nicht) in unserem Element, manche Orte passen für eine Partnersuche besser zu uns als andere.“
– Jasmin Mickein, Kuratorin der „What is Love?“ Ausstellung
„What is Love? Von Amor bis Tinder“ ist die erste museale Ausstellung die sich mit dem Phänomen Online-Dating auseinandergesetzt. Die Ausstellung umfasst Werke aus verschiedenen Epochen, die sich mit Liebe, Erotik oder Online Dating befassen. Die rund 60 Werke stammen vorrangig aus der Kunsthalle Bremen, die Arbeiten zum Thema Online-Dating sind internationale Leihgaben, die erstmals im Museum präsentiert werden.
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„Sex verabschiedet sich zunehmend aus verbindlichen Partnerschaften, da der Sog hin zu Alternativangeboten wie Pornografie, Casual-Dating und käufliche Sexualpartnern massiv zugenommen hat.“
- Frau Dr. med. Heike Melzer, Neurologin, Paar- und Sexualtherapeutin und Autorin
Die Sexualtherapeutin Heike Melzer beobachtet in ihrer Praxis täglich die Entwicklungen von Beziehungen, Sex und Liebe. Dabei geht Sex heutzutage auch ohne Partner. Denn dank zahlreicher Portale und Apps kann jede Vorliebe rund um die Uhr befriedigt werden. Intimität und Sexualität entkoppeln sich nach und nach von der Partnerschaft. Dies und die rasant wachsende Pornoindustrie bleiben nicht ohne Folgen für Beziehung, Privat- sowie Arbeitsleben. In ihrem Buch „Scharfstellung: Die neue sexuelle Revolution“ geht sie dieser Annahmen auf den Grund.
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„Durch die Erfindung des Internets gibt es jetzt Liebesgrüße immer und überall, egal wie spät, auch wenn es zu spät ist und auch egal wo Du bist (sogar hinterm Mond). „
- Alize Zandwijk, Künstlerische Leitung und Leitende Regisseurin Schauspiel vom Theater Bremen.
In der spartengreifenden Inszenierung „Amour“ befasst sich Alize Zandwijk mit Demenz und Mitmenschlichkeit. Was bedeutet es, die Kontrolle über Körper und Geist zu verlieren und auf eine mehr oder weniger bewusste Art und Weise unseren Mitmenschen ausgeliefert zu sein? Und was bedeutet das für all jene, die dies beobachten?
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„Durch das Internet werden viele Paare reizüberflutet. Ich sag nur: Hochzeit und Pinterest. Oft ertappe ich Bräute, die vor Ideen nicht mehr aufzuhalten sind: Da reichen selbst eine tolle Candybar und ein selbstgeschmückter Traubogen nicht aus. Hier kann ich nur sagen: Manchmal ist weniger auch mehr! Konzentriert euch lieber auf eure Liebe und den Tag, den ihr mit all euren Lieben feiern werdet.“
- Selina Wilson, freie Traurednerin
Als freie Traurednerin erhält Selina Wilson viel Einblick in die Planung von Hochzeiten und ist am Ort des Geschehens dabei. Durch ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Paaren, die kurz vor dem Bündnis der Ehe stehen weiß die Radio-Moderation genau welche Hindernisse und Hürden gemeistert werden müssen sowie welch tolles Gefühl durch die Liebe hervorgerufen wird.
Die Ausstellung „What is Love? Von Amor bis Tinder“ (7. Juli 2018 bis 27. Januar 2019) präsentiert rund 60 Werke aus verschiedenen Epochen. Aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen werden circa 40 Werke präsentiert, das irdische Liebesglück, mythologische Paare, Selbstliebe, Erotik und die Idealisierung von Schönheit thematisieren. Ergänzt wird die Auswahl durch fünf Leihgaben zeitgenössischer Künstler, die sich mit dem Phänomen des Online-Datings beschäftigen.
Abbildungen:
1. Installationsansicht What is Love- Ausstellung; Foto: Melanka Helms
2. Portrait Rosa Schiling
3. Portrait Jasmin Mickein; Foto: Melanka Helms
4. Portrait: Heike Melzer; Foto: Anette Hausschild
5. Portrait: Alize Zandwijk
6. Portrait: Selina Wilson
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Aufbau der Franz Radziwill-Ausstellung
Mit Leihgaben u.a. aus Emden und Oldenburg
Derzeit laufen die Aufbauarbeiten der Ausstellung „Franz Radziwill und Bremen“ (ab 22. März 2017). Nicht nur die Mitarbeiter der Kunsthalle Bremen sind deshalb fleißig, auch die Leihgeber sind am Verpacken und Verschicken. Jeweils drei Leihgaben kommen aus der Kunsthalle Emden und aus dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg. Alle sechs Werke verdeutlichen wichtige Aspekte der Beziehung von Radziwill und Bremen.
Erstmals beschäftigt sich eine Ausstellung mit Franz Radziwills (1895–1983) Beziehung zur Hansestadt Bremen: Hier verbrachte er prägende Jahre seiner Kindheit und Jugend, die in seinem gesamten Werk Spuren hinterließen. Seine Werke geben einen spannenden Einblick in die Bremer Stadtgeschichte und zeigen oftmals Gebäude, die als Wahrzeichen der Stadt galten, doch im Krieg zerstört oder abgerissen wurden.
Bremer Wahrzeichen und Architektur Ein gutes Beispiel dafür ist das Gemälde „Der Wasserturm in Bremen“ aus der Kunsthalle Emden. Es zeigt den Waller Wasserturm, der 1905 erbaut worden war. Er galt bei seiner Inbetriebnahme zwei Jahre später als der größte Turm Europas. Mit einer Höhe von 61 Metern und der modernen Skelettbauweise wurde er zum Wahrzeichen des Bremer Stadtteils Walle. Im Krieg wurde der Wasserturm 1944 zerstört. Auch die Gemälde „Torfkanal in Bremen mit Brücke / Parklandschaft mit Brücke“ und „Häuser in Bremen“ aus dem Landesmuseum Oldenburg sind frühe Zeugnisse Radziwills enger Verbundenheit zur Stadt und entstanden in seinen Bremer Jahren, bevor er 1923 nach Dangast übersiedelte.
Schiffe, Häfen, Flugzeuge: Faszination für Technik Franz Radziwills hegte eine große Faszination für Technik. Kein Wunder, Bremen war in den 1920er Jahren ein wichtiger Standort für neue Technologien. Besonders im Schiffbau und im noch jungen Flugzeugbau gelangen dem Unternehmen Norddeutscher Lloyd und den Focke-Wulf-Werken erfolgreiche Innovationen. Das Gemälde „Tobias im Hafen“ aus Oldenburg ist dafür beispielhaft. Das Werk zeigt den Blick entlang der langen Kais mit den angrenzenden Schuppen und den flexiblen Halbportalkränen, wie sie seit 1888 charakteristisch für die Bremer Häfen geworden waren und weltweit nachgeahmt wurden. Zugleich ist ein Bremer Schiff zu sehen: Die „Europa“ der Norddeutschen Lloyd überquerte bei seiner Jungfernfahrt innerhalt einer Rekordzeit den Atlantik.
Radziwill und die Sammlung der Kunsthalle Bremen „Der Friseur“ aus der Kunsthalle Emden zeigt den Bremer Friseurmeister Gustav Brocks, ein wichtiger Unterstützer des jungen Radziwill. Brocks stellte ihm seine ehemalige Perückenwerkstatt in der Obernstraße als Wohnung und Atelier zur Verfügung, erwarb einige Arbeiten des Malers und vermittelte den Kontakt zum Direktor der Kunsthalle Bremen, Emil Waldmann. In diesem Zuge lernte Radziwill auch die Sammlung der Kunsthalle näher kennen. Insbesondere Vincent van Goghs „Mohnfeld“ aus der Bremer Sammlung inspirierte sein künstlerisches Schaffen. Dies spiegelt sich in seinem Aquarell „Waterland“ aus der Kunsthalle Emden wider. Um diese Wechselwirkung deutlich zu machen, werden in der Ausstellung drei Werke aus der Bremer Sammlung im direkten Vergleich zu Radziwill gezeigt: „Mäuse“ von Jacques de Gheyn II., „Stamm und Blüten eines Türkenbundes“ nach Albrecht Dürer und Vincent van Goghs „Mohnfeld“.
Im Rahmen der Ausstellung „Franz Radziwill und Bremen“ werden in der Kunsthalle Bremen vom 22. März bis 9. Juli 2017 rund 50 Werke von Radziwill gezeigt. Die Gemälde und Arbeiten auf Papier stammen u.a. aus der Kunsthalle Emden, der Kunsthalle Mannheim, dem Westfälischen Landesmuseum Münster, dem Niedersächsischen Landesmuseen Oldenburg, der Kunsthalle Bremen und aus Privatbesitz. Es ist die erste Ausstellung, die sich mit Franz Radziwills Beziehung von zur Hansestadt Bremen befasst.
Veranstaltungen zur Ausstellung: - Sonntag, 02.04.2017 / Sonntag, 04.06.2017, 14 Uhr: Kurzführung und Bremen-Radtour: Franz Radziwill – Bremer Kunst-, Industrie- und Technikgeschichten mit Dieter Begemann und Jens Joost-Krüger - Dienstag, 04.04.2017, 18 Uhr: Vortrag: Franz Radziwill – Bremer Stadtbild im Spiegel seiner Malerei mit Daniel Tilgner - Sonntag, 09.04.2017 / Sonntag, 30.04.2017 / Sonntag, 21.05.2017, 15 Uhr: Öffentliche Führung - Freitag, 21.04.2017, 14 Uhr: Franz Radziwill – Kunst und Psychoanalyse im Dialog: Die Klage Bremens, 1946 - Donnerstag, 27.04.2017, 13 Uhr: Kunstpause mit Dr. Tessa Alex - Dienstag, 23.05.2017, 18 Uhr: Vortrag: Konstanze Radziwill berichtet über ihren Vater Franz Radziwill: „Das größte Wunder ist die Wirklichkeit.“ - Dienstag, 06.06.2017, 19 Uhr: Experten-Führung mit Rainer B. Schossig - Freitag, 23.06.2017, 14 Uhr: Franz Radziwill – Kunst und Psychoanalyse im Dialog: Flugzeugabsturz ins Kornfeld, 1930
Katalog zur Ausstellung: Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Tessa Alex, Birgit Denizel, Dorothee Hansen und Lena Schrage (128 Seiten, rund 80 Abbildungen, 14,90 Euro, ISBN 978-3-96047-019-9)
Abbildungen: 1) Leihgaben aus dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg auf dem Weg zur Kunsthalle Bremen, Foto: Sven Adelaide 2) Einpacken des Radziwill-Gemäldes "Der Wasserturm in Bremen", 1932 Öl auf Holz, 80 x 99,5 cm Radziwill Sammlung Claus Hüppe, courtesy Kunsthalle Emden © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 3-4) Einpacken des Radziwill-Gemäldes "Häuser in Bremen", um 1922, ©VG Bild-Kunst, Bonn 2017, für die Ausstellung „Franz Radziwill und Bremen“ in der Kunsthalle Bremen, Foto: Sven Adelaide 5) Jacques de Gheyn II. Mäuse, um 1600 Öl auf Eichenholz, 12 × 20 cm Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Foto: Lars Lohrisch 6) Ausstellungsplakat Kunsthalle Bremen (Franz Radziwill Der bunte Gasometer, 1960 Öl auf Leinwand, 99 x 109 cm E.ON Art Collection, Essen, Foto: Maurice Cox © VG Bild-Kunst, Bonn 2017)
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Der Computer und die Kunst: Frieder Nake im Interview
Der Mathematiker Frieder Nake zählt zu den Pionieren der Computerkunst. Er lebt und lehrt in Bremen. Die Kunsthalle Bremen zeigt noch bis zum 11. November 2018 in einer Ausstellung neue und alte Arbeiten von ihm. Im Interview spricht Jasmin Mickein mit Frieder Nake über Kunst, die Kunst von Computern und Face-Apps.
1. Wie sind Sie zur Kunst mit dem Computer gekommen?
Durch Zufall und auf technischem Wege. Denn ich war derjenige, der 1963 die Software für eine neue Zeichenmaschine an der Universität Stuttgart entwickeln sollte.
2. Wie hat der Computer Ihrer Meinung nach die Kunst verändert?
Die Frage kann naturgemäß nur heißen: Wie hat die Verwendung von Computern die Kunst verändert? Bilder werden jetzt gedacht und erst in zweiter Linie auch gemacht. Bilder sind jetzt nicht mehr einzelne, sondern immer Ensembles. Sie enthalten ihre eigene Beschreibung.
3. Fühlen Sie sich eher als Mathematiker oder eher als Künstler?
Als keiner eher, sondern stets als beide zusammen und gemeinsam.
4. Wenn Sie sich Computerkunst anschauen, durchschauen Sie den Algorithmus der hinter dem Werk steckt und seine Komplexität?
Wenn es alte Werke sind, ja. Bei neuen nur so ungefähr.
5. Haben Sie einen Lieblingskollegen? Und wenn ja, welchen und warum?
Mit "Kollege" meinen Sie Künstler? Drei! Harold Cohen, weil er in allem einmalig war. Manfred Mohr, weil er der strengste ist. Vera Molnar, weil sie die lustigste ist.
6. Am Anfang hat jeder für sich Computerkunst gemacht, die verschiedenen Personen wussten nicht voneinander. Wie hat sich das Netzwerk der Computerkünstler gebildet? Wie haben Sie voneinander erfahren?
Dazu kann es keine kurze Antwort geben. Das "Netzwerk"? Ich kenne es gar nicht. Aber bestimmt gibt es unter den jungen Leuten eines. Ich jedenfalls kenne all die, die mich kennen wollen. Es gibt heute diese sogenannten sozialen Netze oder Medien. Mit denen selbst habe ich nahezu nichts zu tun.
7. Das Werk von Herbert Franke „Elektronischer Einstein“ in der Ausstellung: Kann man die Technik, die dahinter steckt, als frühe Form der Face-App bezeichnen? (a)
Nein! Ein Foto wird mit Methoden der Bildbearbeitung verändert. Das ist alles. Mathematik wird auf die Matrix angewandt, die ein in Pixel aufgelöstes Bild darstellt. Das ist alles. "Face-App" – sehr lustig und ziemlich blöd. Für Leute, die nicht wissen, was die machen sollen. Kids eben.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Kunsthalle Bremen besitzt weltweit eine der größten Sammlungen der Computergraphik. 2018 nimmt das Museum drei Jubiläen zum Anlass, diese umfangreiche internationale Sammlung in den Mittelpunkt einer Ausstellung zu rücken. „Programmierte Kunst. Frühe Computergraphik“ (29. August – 11. November 2018) zeigt eine Auswahl computergenerierter Graphiken aus der Bremer Sammlung, die zwischen 1955 und 1979 entstanden sind. Ergänzt wird die Präsentation durch zwei neue Arbeiten Frieder Nakes. Als ein Pionier der Computerkunst hat er die Konzeption der Ausstellung unmittelbar begleitet.
Abbildungen:
1) Portrait Frieder Nake
2) Frieder Nake, Hommage à Paul Klee, 13/9/65 Nr. 2., 1965, s/w Computergraphik: Plotterzeichnung, Tusche auf Papier, Sammlung Herbert W. Franke, erworben aus Mitteln der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen © Frieder Nake
3) Herbert W. Franke/Jürgen van Kranenbrock/Helmut Schenk, Portrait Albert Einstein (Neun Transformationen, Werkgruppe Bildspeicher N), 1972, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen © Herbert W. Franke/Jürgen van Kranenbrock/Helmut Schenk
Anmerkung:
(a) Eine Face-App ist eine Anwendung für Smartphones, die Gesichter höchst glaubwürdig verändern kann, so dass sie lachen, das Geschlecht wechseln oder das Alter ändern.
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Inszenierung von Max Beckmanns „Apachentanz“
Interview mit der Choreographin Magali Sander Fett
Der Apachentanz entstand auf der Straße im Pariser Untergrund. In den 20er, 30er Jahren wurde in Cabarets aufgeführt, wie auch Cancan. Später wurde er auch in Hollywood Filmen gezeigt. Heutzutage sieht man den Apachentanz im Nouveu Cirques meistens mit anderer Musik und virtuosen Akrobaten, bei dem die Frau, die Tricks vom Mann übernimmt. Im re-actment von Choreographin Magali Sander Fett entsteht durch ihre Hintergründe und die der Tänzer eine weitere Version, eine neue Melange. Die Tänzer kommen aus der Latein Formation und die Choreographin aus dem Tanztheater und Ballett. Für Magali Sander Fett ist es spannend zu sehen, wie der Apachentanz die Körper und unser Verständnis von Tanz adaptiert und wie sich die verschiedenen Tanzelemente vereinen.
1. Worum geht es in dem ursprünglichen Apachentanz?
Die „Apaches“ (frz.) waren junge, locker organisierte Banden von Delinquenten („Kleinkriminelle“) aus der „Zone“, dem Armenviertel Paris. Die „Apaches-Zugehörigen“ gingen freitags und samstags ins Stadtzentrum und machten sich bei volkstümlichen chaotischen Tanzveranstaltungen bemerkbar, die meist in einer riesigen Schlägerei endeten.
Beim Apachentanz geht es um einen Kampf zwischen Mann und Frau, deren Kampf zeitweise in einen Walzer übergeht. Den Inhalt des Tanzes habe ich nicht variiert. Deutlich ausformuliert sind in der Choreographie die Rolle von Frau und Mann mit allen Elementen, die dazu gehören, wie Requisiten (Messer und Zigarette), Lifts, Akrobatik, Ohrfeigen, die Musik, la Valse Chaloupée, usw.
2. Wie haben Sie sich über den Apachentanz informiert?
Die Mitarbeiter der Kunsthalle haben mir Texte und einen Film zur Verfügung gestellt. Vom frühen Apachentanz findet man nur Fotos. Ab den 30er, 40er Jahren findet man auch Filme und weiter in den 60er Jahren sogar mit Berühmtheiten wie beispielsweise Shirley MacLaine. Im Laufe der Zeit gibt es außerdem eine Art von Persiflage des Apachentanz. Mit Buster Keaton gibt es eine Version, in der die Rolle der Frau von einem Mann getanzt wird und richtig grotesk wird!
3. Wie ist es für Sie eine Choreographie für einen Tanz zu entwickeln, die nicht Ihrem Verständnis von einem respektvollen bzw. liebevollen Umgang von Mann und Frau entspricht?
Die Choreographie ist eine Rekonstruktion oder ein re-actment eines Tanzes, der zu einem anderen Zeitgeist gehört. Der Tanz hat eine Handlung, die man auf den ersten Blick nicht gleich versteht. Der Ursprung des Apachentanzes war mehr in Richtung „Entertainment“ bzw. als eine „Circus“-Nummer angelegt. Schon 1903 gibt es Fotos von der Schauspielerin Mistinguett mit einem Tanzpartner. Berichten zufolge hat sie den „Cakewalk“ weiter entwickelt und somit die erste Version des Apachentanzes. Also, eine Frau! Eigentlich ist die Frau, die beim Apachentanz porträtiert wird, kein Opfer. Sie macht ein stolzes Statement, dass sie nicht in den Haushalt gehört. Sie kann sich sogar physisch gegen den Mann behaupten. Dies ist ein Zeichen der Unabhängigkeit.
4. Wie entwickeln Sie eine Choreographie? Wie entscheiden Sie, welche Aspekte Sie wie aufgreifen?
Es ist immer unterschiedlich. Es hängt viel vom Thema ab. Aber auch von den Menschen, die dabei sind. Das ist immer ein Prozess von Fragen: „Was will ich damit? Und Entdeckungen, ‘passieren lassen‘. Beobachten, was entsteht aus dem, was ich provoziert habe. Und dann Entscheidungen treffen.“ Das ist das Schwierigste! Das heißt, zurückgehen zum Anfang: „Was wollte ich mit dem Stück ursprünglich sagen?“
5. Welchen Anspruch haben Sie an die entwickelte Choreographie?
Es ist ein historischer Ansatz, der in Beziehung zu Max Beckmanns Gemälde steht. Es soll vor allem realistisch sein, den Zuschauer überraschen und aufregen. In einem Moment kommt dann eine kurze Ansage, ein O-Ton aus einem 30er Jahre Film, der Apachentanz und sein „Little Star“ wird präsentiert. Die Dame ist immer der „Star“ beim Apachentanz. Ab diesem Moment soll das Publikum verstehen, dass alles Fiktion ist. Apachentanz ist auf jeden Fall eine starke und bombastische Nummer. Voll von Akrobatik, Drama und ein bisschen Komik!
Biographie der Choreographin Magali Sander Fett:
Magali Sander Fett, geboren in Brasilien, studierte Kommunikationswissenschaften und absolvierte eine Balletausbildung in Porto Alegre. Anschließend studierte sie Tanz an der Folkwang Hochschule in Essen. Seit 1999 entwickelt sie eigene, zum Teil preisgekrönte Choreographien. 2004 erhielt sie für „Superstars“ das Stipendium „Artist in Residence“ im PACT Zollverein in Essen. Sie arbeitete mit verschiedenen Choreographen u.a. Rodolpho Leoni, Susanne Linke, Emanuel Gat und Tero Saarinen. Von 2000 bis 2012 gehörte sie zum Ensemble des Bremer Tanztheaters unter der Leitung von Urs Dietrich. Danach gründete sie mit Tomas Bünger und Miroslaw Żydowicz das TanzKollektivBremen, eine Plattform für Kooperation und Produktion im zeitgenössischen Tanz. Seit 2013/2014 ist sie Performerin bei Gintersdorfer/Klaßen und Jochen Roller. Darüber hinaus wirkte sie in der Schauspiel-Produktion „Faust 10“ am Bremer Theater mit. 2014 fand die Premiere ihrer Stücke „Street Art Project – Allowed to Play“ in der Schwankhalle Bremen und „Corvus – Second Nature“ im Theater Bremen statt, produziert vom TanzKollektivBremen. Als Choreographin und Regisseurin war sie 2015 für das Kurzfilmprojekt „Postcards für Bremerhaven“ engagiert und erhielt ein Residenzstipendium im Choreographischen Centrum Heidelberg für die Produktion „Schweres Wasser“, die sie 2015 mit Frauke Scharf in der Schwankhalle Bremen realisierte. 2017 kam dort auch die Produktion „AND NOW WITH MUSIC“, eine Tanzrecherche über die Lateinformation des Grün Gold Club Bremens, zur Uraufführung und „RessonanzKörper“, eine Zusammenarbeit des TanzKollektivBremen und dem Ensemble New Babylon bei dem Festival Tanz Bremen.
Abbildungen
1) Choreografin Magali Sander Fett und die beiden Tänzer Lea-Sophie Pohle und Johannes Hehr vor Max Beckmann, Apachentanz, 1938, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
2) Choreographin Magali Sander Fett, Foto: Till Botterweck
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What is Love? Fünf Antworten
Im Rahmen der aktuellen Ausstellung „What is Love? Von Amor bis Tinder“ (bis 27. Januar 2019) haben wir vier verschiedenen Personen die Frage gestellt, was für sie Liebe ist. Hier die Antworten der Sexshop-Inhaberin, der Kuratorin der Bremer Ausstellung, der Sexualtherapeutin, der Traurednerin und Theaterregisseurin.
„Liebe kann ein riesiges Gefühl sein, eine (momentane und/oder anhaltende) Begeisterung für einen Menschen, ein Rundum-Glücklich-Sein mit einer Person (wenn sie denn auf Gegenseitigkeit beruht). Die Motivation, mit einem Menschen ein Team sein zu wollen.“
– Rosa, Fuck Yeah Shop
Der in Hamburg eröffnete Sexshop hat ein klares Ziel: mit Produkten zu Lust, Körper und Sexualität verhelfen. Aufgrund der Begeisterung zu Sex, unterschiedlichen Körpern und Begehren möchte der Fuck Yeah Shop eine Alternative zu den üblichen Läden schaffen – mit einem klaren feministischem Anspruch. Neben ausgewählten Sextoys, Gleitgel & Safer-Sex-Zubehör gibt es auch alternative Menstruationsprodukte, Gender Expression, Literatur, Filme, Pornos und Kunst sowie Workshops und Kulturprogramm.
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„Die Geschichte von Liebesgott Amor lehrt zwei Aspekte über die Liebe: Amor war ein uneheliches Kind. Kurzgesagt: Die Liebe ist ein Bastard. Außerdem braucht Liebe Gegenliebe. Denn der Gott der Liebe beginnt erst zu wachsen, als sein Bruder Anteros, der Gott der Gegenliebe, in sein Leben tritt. Liebe wächst und gedeiht erst, wenn sie auf Gegenliebe trifft.“
– Jasmin Mickein, Kuratorin der „What is Love?“ Ausstellung
„What is Love? Von Amor bis Tinder“ ist die erste museale Ausstellung die sich mit dem Phänomen Online-Dating auseinandergesetzt. Die Ausstellung umfasst Werke aus verschiedenen Epochen, die sich mit Liebe, Erotik oder Online Dating befassen. Die rund 60 Werke stammen vorrangig aus der Kunsthalle Bremen, die Arbeiten zum Thema Online-Dating sind internationale Leihgaben, die erstmals im Museum präsentiert werden.
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„Liebe ist ein intensives Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung. Sie geht mit einem warmen Gefühl im Herzen einher. Die Hormone Oxytocin und Vasopression sorgen für Wohlbefinden und ermöglichen Bindung und Hingabe.“
- Frau Dr. med. Heike Melzer, Neurologin, Paar- und Sexualtherapeutin und Autorin
Die Sexualtherapeutin Heike Melzer beobachtet in ihrer Praxis täglich die Entwicklungen von Beziehungen, Sex und Liebe. Dabei geht Sex heutzutage auch ohne Partner. Denn dank zahlreicher Portale und Apps kann jede Vorliebe rund um die Uhr befriedigt werden. Intimität und Sexualität entkoppeln sich nach und nach von der Partnerschaft. Dies und die rasant wachsende Pornoindustrie bleiben nicht ohne Folgen für Beziehung, Privat- sowie Arbeitsleben. In ihrem Buch „Scharfstellung: Die neue sexuelle Revolution“ (Tropen Verlag) geht sie diesen Annahmen auf den Grund.
Abbildung: Copyright Annette Hausschild, Ostkreuz
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„Liebe ist mitfühlen, mitbewegen, miteinander sein – voll Leidenschaft die Menschen umarmend.“
- Alize Zandwijk, Künstlerische Leitung und Leitende Regisseurin Schauspiel vom Theater Bremen
In der spartengreifenden Inszenierung „Amour“ befasst sich Alize Zandwijk mit Demenz und Mitmenschlichkeit. Was bedeutet es, die Kontrolle über Körper und Geist zu verlieren und auf eine mehr oder weniger bewusste Art und Weise unseren Mitmenschen ausgeliefert zu sein? Und was bedeutet das für all jene, die dies beobachten?
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„Agatha Christie sagte einmal: „Nichts ist beglückender, als den Menschen zu finden, den man den Rest des Lebens ärgern kann.“ Genau diesen Satz würden viele meiner Brautpaare direkt unterschreiben. Klar, am Anfang hat man oft die rosa rote Brille auf, aber dann lernt man eben doch die berühmten Ecken und Kanten kennen. Und dann wird es interessant, ob man sich zusammenraufen und vielleicht auch über die ein oder andere Macke hinwegsehen kann. Und oft sind es eben unsere Macken, die uns am Ende liebenswert machen!“
- Selina Wilson, freie Traurednerin
Als freie Traurednerin erhält Selina Wilson viel Einblick in die Planung von Hochzeiten und ist am Ort des Geschehens dabei. Durch ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit Paaren, die kurz vor dem Bündnis der Ehe stehen weiß die Radio-Moderation genau welche Hindernisse und Hürden gemeistert werden müssen sowie welch tolles Gefühl durch die Liebe hervorgerufen wird.
Die Ausstellung „What is Love? Von Amor bis Tinder“ (7. Juli 2018 bis 27. Januar 2019) präsentiert rund 60 Werke aus verschiedenen Epochen. Aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen werden circa 40 Werke präsentiert, die das irdische Liebesglück, mythologische Paare, Selbstliebe, Erotik und die Idealisierung von Schönheit thematisieren. Ergänzt wird die Auswahl durch fünf Leihgaben zeitgenössischer Künstler, die sich mit dem Phänomen des Online-Datings beschäftigen.
Abbildungen:
1. Installationsansicht What is Love- Ausstellung; Foto: Melanka Helms
2. Portrait Rosa Schiling
3. Portrait Jasmin Mickein; Foto: Melanka Helms
4. Portrait: Heike Melzer; Foto: Anette Hausschild
5. Portrait: Alize Zandwijk
6. Portrait: Selina Wilson
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5 Jahre Erweiterungsbau
Von Rauchern im Aufzug, entgleisten Zügen und rabiaten Besuchern
Am 20. August 2016 jährt sich die Wiedereröffnung der Kunsthalle Bremen nach ihrer Erweiterung zum fünften Mal. Der Neubau hat mit seinen rund 5.500 qm bisher sehr gute Dienste erwiesen und schon mehr als eine halbe Million Besucher empfangen. Seither hat das Haus auch einige kuriose Geschichten erlebt.
„Der Erweiterungsbau ist für mich ein architektonisches und technisches Meisterwerk. Das Einzige, was ich vermisse, ist ein Mitarbeiteraufzug, der direkt vom Eingang in den Bürotrakt verläuft, so dass ich gelegentlich meinen Hund Lola ins Büro mitnehmen kann“, so Direktor Prof. Dr. Christoph Grunenberg über den Neubau. Zum Verständnis: Um die Büroräume zu erreichen, müssen alle Mitarbeiter die Ausstellungsräume passieren. Entsprechend gilt für Mitarbeiter und Besucher das gleiche, klassische Verbot, Tiere mit ins Museum zu bringen. Das weiß vermutlich jeder. Doch nicht immer ist es für Besucher ersichtlich, was man heutzutage im Museum eigentlich noch tun oder anfassen darf. Denn vieles soll getan werden, was sich der geübte Museumsbesucher aus Respekt kaum traut. Folgende kuriosen Zwischenfälle aus den letzten fünf Jahren belegen diese Verunsicherung:
2012 zeigte die Kunsthalle Bremen die Installation „Smoking in the Museum“ von Daniel Knorr im Rahmen der Ausstellung Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen. Sie besteht aus einer funktionierenden Raucherkabine, die im ersten Stock präsentiert wurde. Die Besucher wurden aufgefordert in der Kabine zu rauchen, inmitten von Gemälden von Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt. Das trauten sich jedoch nur wenige, so dass vorrangig Mitarbeiter die Kabine für eine Raucherpause nutzen. Auf die Kabine wurde während der Präsentation durch verschiedene „Rauchen erlaubt“-Schilder hingewiesen. So fand sich auch im Aufzug neben der Information zum 1. Stockwerk ein solches Schild. Dieses Schild führte bei einem Besucher allerdings zu der Schlussfolgerung, dass man im Aufzug rauchen dürfe. Damit war die Idee des Werkes quasi ab absurdum geführt, oder etwa perfektioniert…?
Im Rahmen der Ausstellung „Friedensreich Hundertwasser: Gegen den Strich“ (2012/2013) wurde in der großen Galerie „Die Linie von Hamburg“, eine Malperformance von Hundertwasser aus dem Jahr 1959, erstmals re-inszeniert. Da der ursprüngliche Raum ein Waschbecken umfasst, wurde in der Großen Galerie ein handelsübliches Waschbecken an der Wand angebracht. Dies war jedoch nicht fest in der Wand verankert. Ein Besucher, der sich zur Entspannung auf dem Waschbecken abstützte, brachte es zu Fall, so dass es in tausend Einzelteile verbrach. Ein zweites Attrappen-Waschbecken wurde für die Dauer der Ausstellung angebracht und neu bemalt.
Die Arbeit „A Hole in the Wall oder Das Andere ist mein Gedächtnis“ (2011) des Bremer Künstlers Wolfgang Hainke dürfte nicht jedem Besucher bekannt sein. Es ist eine sehr diskrete Arbeit, bei der die Interaktion jedoch ausdrücklich erwünscht ist: Ein schlichtes Loch in der Wand, in das Besucher Erinnerungsobjekte werfen können, die so (unsichtbarer) Teil der Sammlung werden. Wie viele Besucher dieses Loch wohl schon entdeckt haben? Geschweige denn sich getraut haben etwas hinein zu werfen? Die zwei Wandstücke von Joachim Manz in der Mediengalerie sind mal einfache graphische Skizze an der Wand, mal 3D Skulpturen. Ja, was denn nun? Ein wichtiger Hinweis bei diesen Werken ist, dass Anfassen unbedingt erbeten ist. Man muss sie quasi zum Leben erwecken. In diesem Sinne kann man den Museumsbesuchern von heute mit auf den Weg geben: Wenn man nicht weiter weiß, fragt man einfach die Aufsichtskraft! PS: Eine letzte amünsante Anekdote, die nicht durch das Zutun eines Besuchers zustande kam, aber hier erzählt werden muss, weil sie so schön ist: Im Rahmen der Ausstellung „Jason Rhoades, Four Roads“ (2014) wurde auch die Installation „The Creation Myth“ gezeigt, die unter anderem aus einer Spielzeugeisenbahn besteht. Die Installation ist als Modell eines arbeitenden Künstlergehirns zu verstehen und thematisiert die Geheimnisse und Theorien des schöpferischen Prozesses. Die Eisenbahn entgleiste regelmäßig ungewollt. Eine schöne Metapher für entgleisende Gedanken und aussetzende Logik...
Jasmin Mickein | 19.08.2016
Abbildungen: Header: Außenansicht Kunsthalle Bremen, Foto: Harald Rehling, Juni 2010 1) Außenansicht Kunsthalle Bremen, Foto: Michael Gielen 2) Daniel Knorr, Smoking in the Museum, 2012, Materialisierung, Wegeleitsystem, Glas, Metall, Luftreinigungsanlage, Kunstpreis der Böttcherstraße 2012, Installationsansicht Kunsthalle Bremen © VG Bild-Kunst, Bonn 2016, Foto: Daniel Knorr 3) Installationsansicht Die Linie des Lebens, Kunsthalle Bremen, 2012, Foto: Harald Rehling 4) Joachim Manz, Wandstück 4, 2002, Betonguß, Edelstahl, Bronzeachse, Kunsthalle Bremen
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