#ChristineDemele
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kunsthallebremen · 3 years ago
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Links oder rechts: Welches Manns-Bild soll gezeigt werden?
Ab dem 6. Juli zeigt die Kunsthalle Bremen eine Auswahl nackter MĂ€nner im Rahmen der Ausstellung „Manns-Bilder“. Bei einigen Werken darf das Publikum erstmals mit entscheiden.
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Im Rahmen der Ausstellung „Manns-Bilder. Der mĂ€nnliche Akt auf Papier“ geht es um die ganze Bandbreite mĂ€nnlicher Akte in der Kunst des 15. bis 20. Jahrhunderts: Von Sportlern ĂŒber christliche MĂ€rtyrer bis zu antiken Helden, echte MĂ€nner und ideale Akte, alle sind vertreten. Bei den Darstellungen drĂ€ngen sich Fragen nach MĂ€nnlichkeit und Schönheit auf, die jede Zeit, jede Kultur, jedes Individuum anders beantwortet. Bei gewissen Werkgruppen ist die Entscheidung fĂŒr ein Manns-Bild gleichzeitig die Entscheidung gegen ein anderes. Dabei stellt sich die Frage, welches kunsthistorische Manns-Bild aus heutiger Perspektive besonders spannend ist. Deshalb möchte die Kunsthalle die Meinung des Publikums bei drei GegenĂŒberstellungen einholen und erstmals mit entscheiden lassen, was ausgestellt wird.
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Das erste Voting endete am 6. Februar und stellte zwei Darstellungen des Heiligen Sebastian einander gegenĂŒber. Das Publikum sprach sich eindeutig aus fĂŒr die rechte, individuelle und leidende Darstellung (DĂŒrer). Ein Teil sprach sich aber auch fĂŒr die PrĂ€sentation beider Werke und damit fĂŒr die GegenĂŒberstellung aus. Denn besonders durch die Konfrontation von DĂŒrers Werk mit dem von Raimondi werden die Unterschiede deutlich. Raimondi prĂ€sentiert den MĂ€rtyer idealisiert und an der Antike orientiert. Erst bei genauerem Hinsehen sieht man, dass der elegante und aufrechte Körper von Pfeilen durchbohrt ist. DĂŒrer hingegen zeigt den Heiligen Sebastian leidend und naturalistisch. An einen Baum gefesselt kann er sich vor Schmerzen kaum aufrecht halten.
Ab heute stehen zwei Werk von Paula Modersohn-Becker zur Auswahl: Paula Modersohn-Becker ist fĂŒr ihre Bilder von Frauen, auch nackten, berĂŒhmt. Aber wer kennt auch ihre mĂ€nnlichen Akte? Von ihren rund 1.000 erhaltenen Zeichnungen sind fast die HĂ€lfte Aktzeichnungen, darunter finden sich erstaunlich viele mĂ€nnliche Aktstudien Die hier gegenĂŒbergestellten Arbeiten sind ein frĂŒhes und ein spĂ€tes Beispiel ihrer zwischen 1896 und 1906 entstandenen, großformatigen akademischen MĂ€nnerakten.
Aktstudien sind der Höhepunkt der zeichnerischen Grundausbildung. Doch Frauen war das Studium an staatlichen Kunstakademien bis in das 20. Jahrhundert hinein nicht oder nur zum Teil möglich. Insbesondere die Kurse im Aktzeichnen standen ihnen nicht offen. Deshalb ĂŒbte Paula Modersohn-Becker sich ab 1896 an einer privaten Berliner Kunstschule fĂŒr Frauen im Aktzeichen.
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Das linke Werk entstand 1897 in Berlin. Es ist ein ideales Aktmodell: Das Modell ist athletisch gebaut, hat eine sportliche Pose mit Ball und angespannte Muskeln – eine klassische Aktstudie nach dem lebenden Modell.
Auch in Paris lernte Paula Modersohn-Becker ab 1900 an privaten Akademien und besuchte dort auch gemischte Kurse im Aktzeichnen. Das rechte Manns-Bild entstand 1906 in Paris und zeigt einen mĂ€nnlichen RĂŒckenakt mit in die HĂŒfte gestemmten Armen. Das Modell posiert vergleichsweise natĂŒrlich, auch entspricht sein Körper keinem Idealbild. Der RĂŒckenakt gewinnt seine AttraktivitĂ€t vielmehr durch seine NatĂŒrlichkeit. Das Gewicht ist gleichmĂ€ĂŸig auf beide FĂŒĂŸe verteilt. Er steht mit hĂ€ngenden Schultern nicht besonders aufrecht. Das Modell ist ein sĂŒdlĂ€ndischer Typ mit langen Haaren. Damals verdingten sich wohl hauptsĂ€chlich in Paris lebende Italiener als Aktmodelle.
Beide Aktdarstellungen stammen von der gleichen KĂŒnstlerin und doch sind die MĂ€nner ganz unterschiedlich dargestellt. Deshalb möchten wir von euch wissen: Welchen der beiden Typen wollt ihr in der Ausstellung sehen? Den linken, der seine Muskeln zur Schau stellt oder den rechten, der vom Betrachter angewandt steht? Kommentiert mit rechts oder links bis 13. Februar fĂŒr welche Darstellung ihr euch entscheiden wĂŒrdet. ErklĂ€rt eure Entscheidung gerne!
Am 1. MÀrz startet das dritte und letzte Voting auf allen Social Media-KanÀlen (Instagram, Facebook, Twitter, Tiktok) der Kunsthalle mit zwei Werken von Hendrick Gotzius.
Weitere Informationen ĂŒber die Ausstellung „Manns-Bilder“ (ab 6. Juli 2022) gibt es auf unserer Webseite: 
Abbildungen:
1. Collage v.l.n.r.: Marcantonio Raimondi, Der heilige Sebastian, zwischen 1500 und 1520, Kupferstich | Albrecht DĂŒrer, Heiliger Sebastian am Baume, 1501, Kupferstich | Beide: Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett |
2. Collage v.l.n.r.: Paula Modersohn-Becker: Stehender mĂ€nnlicher Akt mit Ball in der rechten Hand, 1897, Kreide | Stehender mĂ€nnlicher Akt mit langem Haar in RĂŒckenansicht, die HĂ€nde in die HĂŒften gestemmt, 1906, Kohle | Beide: Paula Modersohn-Becker Stiftung, Bremen
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kunsthallebremen · 4 years ago
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Corona in der Kunst
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Corona findet sich auch im Museum. Genauer gesagt: Die heilige Corona! Denn tatsÀchlich beherbergt das Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen ein Bild der Heiligen Corona von Jacques Callot.
Auf der Radierung ist die Heilige Corona zu sehen, die mit HĂ€nden und FĂŒĂŸen an Palmen gefesselt ist. Der Legende nach wurde sie in StĂŒcke gerissen, indem man die heruntergebogenen Palmen zurĂŒckschnellen ließ. Ihr Ehrentag der 14. Mai, der auf dem Blatt angegeben ist, ist der Tag ihres MĂ€rtyrertodes gewesen.
Grund fĂŒr ihre Hinrichtung war, dass Corona sich zum Christentum bekannte und einen befreundeten Soldaten, den spĂ€ter heiliggesprochenen Viktor, darin bestĂ€rkt, zu seinem christlichen Glauben zu stehen. Beide lebten wohl in Ägypten oder Syrien und wurden wĂ€hrend der Christenverfolgung unter Kaiser Mark Aurel in der zweiten HĂ€lfte des zweiten Jahrhunderts getötet. Corona wurde nur 16 Jahre alt.
Jacques Callot hat die Radierung der Heiligen Corona und hunderte weiterer Heiligenbildchen zwischen 1632 und 1635 geschaffen. Das war am Ende seines Lebens, als er sich intensiv religiösen Themen widmete. Als Callot 1635 starb, befanden sich die radierten Platten noch in seinem Besitz. Insgesamt waren es 122 Druckplatten mit jeweils vier kleinen Heiligenbildchen darauf. 1636 wurde die Folge dann publiziert, und zwar von dem Verleger Israël Henriet, der wie Callot in Nancy ansÀssig war.
Der Titel des Buches lautete: “LES IMAGES DE TOUS LES SAINCTS ET SAINTES DE L’ANNÉE. SUIVANT LE MARTYROLOGE ROMAIN“ (Die Bilder aller Heiligen des Jahres nach dem Martyrologium Romanum) (1)
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Das Buch ist chronologisch aufgebaut und zu jedem Tag werden eine/r oder mehrere Heilige vorgestellt, dazu noch zusĂ€tzliche Bildchen fĂŒr Festtage. Es handelt sich gewissermaßen um ein Bilderbuch zum Heiligenkalender der katholischen Kirche, der Ende des 16. Jahrhunderts als ein Verzeichnis aller MĂ€rtyrer und anderer Heiliger entstand (Martyrologium Romanum, 1584). (2)
Die Heilige Corona findet sich nicht nur im Kupferstichkabinett der Kunsthalle, sondern auch andernorts in Bremen. Bremen war im Mittelalter ein zentraler Ort der Corona-Verehrung. Im St. Petri Dom befand sich frĂŒher eine Reliquie der Heiligen und es haben sich mehrere plastische Bilder der heiligen Corona aus dem Bremer Dom erhalten. Manche können heute noch in ihrem sakralen Kontext betrachtet werden, andere befinden sich inzwischen im Focke-Museum.
Die Heilige Corona wurde in Geldangelegenheiten angerufen und in manchen Regionen wohl auch in Seuchenzeiten. In erster Linie ist sie aber als Schutzpatronin der Schatzsucher bekannt. Es gab sogar ein Corona-Gebet, das in Niederösterreich und Böhmen im 17. und 18. Jahrhundert populĂ€r war und beim AufspĂŒren verborgener SchĂ€tze helfen sollte.
Abbildung:
1) Jacques Callot, Hl. Corona, 1632-1635, Radierung, 94 x 51 mm, © Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett. Foto: Die Kulturgutscanner, Berlin
2) Titelblatt und Frontispiz des Buches “Les images de tovs les saincts et saintes de l'année, svivant le martyrologe romain”, mit Radierungen von Jacques Callot, herausgegeben von Israel Henriet, 1636 © Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen, Kupferstichkabinett. Foto: Die Kulturgutscanner, Berlin
Anmerkungen
(1) Ein Digitalisat des kompletten Buches findet man hier: https://archive.org/details/lesimagesdetovsl00call/page/n9/mode/2up?q=Les+images+de+les+saincts+et+saintes (Stand: 10.11.2020).
(2) Ein Digitalisat des Buches findet man hier: https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=ucm.5320232134&view=1up&seq=5 (Stand: 10.11.2020).
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