interessantesausdermedizin
Äh, wie geht eigentlich...? Medizin.
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Interessantes aus der Medizin, Fanfiction-Resourcen und Dinge, die man immer schon mal wissen wollte, wie die äh... funktionieren.
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Types of Doctors - Wie du erkennst was du vor dir hast. Teil 1
Wie teilt man eigentlich Ärzte ein? Es gibt schließlich so viele Arten davon. Deswegen hier ein kleiner Leitfaden für den Alltag und/oder deine nächste Fanfic mit medical drama setting.
Grob gesagt sind die meisten Ärzte Fachärzte. Das ist die Fachrichtung aka Spezialiserung, die der Arzt nach 6 Jahren und 3 Monaten Studium in weiteren 5 Jahren (mindestens) zusätzliche Weiterbildung erlangt hat. Nach diesen 5 Jahren darf man dann eine Prüfung ablegen und dann ist man offiziell nicht mehr Arzt in Weiterbildung (Früher: Assistenzarzt oder "Assi") sondern Facharzt.
Stellt euch den Facharzt in etwa so vor wie die Klassen bei DnD.
Manche sind so irre und machen das mehr als einmal. Das ist quasi Multiclass medical edition und ja, es ist irre, ja, die Leute SIND nerds und ich komme darauf später zurück.
Also für's erste: Fachärzte.
Wir teilen die Medizin grob in 2 große Richtungen aka Philosophien ein plus ein paar seltsame Reste und Weirde Ausläufer die nicht so richtig reinpassen.
Gewöhnt euch btw dran dass in der Medizin sehr viel "Also wir teilen das grob so und so ein aber da sind eine tonne ausnahmen und eigentlich ist das alles falsch" ist. Biologie ist weird und es gibt nichts was es nicht gibt.
Anyway.
Los gehts.
Wir haben grob Innere Medizin und Chirurgie.
Zur Inneren Medizin gehören traditionell:
Angiologie (Gefäße, Arterien, Venen, der Kram)
Endokrinologie (fucking Magic Hormone)
Gastroenterologie (von Mund bis After)
Hämatologie (Blut und Blutbestandteile)
Onkologie (Krebs.)
Kardiologie (Herz)
Nephrologie (Niere)
Pneumologie oder Pulmologie (Lunge)
Rheumatologie (Rheuma. Aka Autoimmunerkrankungen.)
Die Innere Medizin beschäftigt sich also hauptsächlich mit Organen und Organsystemen und mit konservativen Therapien. Das heißt jetzt nicht dass wir der Niere sagen dass wir enttäuscht sind wenn sie mit 40 noch single ist, sondern dass wir Therapien bevorzugen welche nicht operativ erfolgen. Aka es geht hier viel um Tabletten, Medikamente, Lebensstil-Management und (von Chirurgen gerne abwertend bezeichnet) das "Management von Erkrankungen". Es gibt sehr viele Erkrankungen die wir per se nicht heilen sondern mit dauerhafter Medikation im Griff haben. Ein schönes Beispiel ist der Diabetes oder der Bluthochdruck. Die Tabletten bekommen beides in ein normales Maß gebogen. Ohne die springt alles ins "kranke" zurück.
Ein paar Stereotypen zu den Fachrichtungen:
Angiologie: Die Ärzte hier sind meist echt coole Leute aber auch irgendwie etwas zu nett für diese Welt. Bleeding hearts die UNBEDINGT ihren Patienten helfen wollen und ein massives Helfersyndrom haben. Zu ihren typischen Patienten gehört der Raucher, welcher langsam und scheibenweise seine Beine an die Chirurgen verliert und sie versuchen TROTZDEM noch alles zu retten was zu retten ist. Auf Parties sind sie eher still und erzählen nicht so gerne von der Arbeit. Angiologen freuen sich meist über Schokolade. Bitte raucht nicht vor ihnen, die meisten werden dann twitchy. Sie sind quasi die Paladine in der Medizin aber die Art von Palandine die denken sie seien die Healer der Gruppe und die über den GANZEN PLATZ sprinten würden für einmal Healing Wounds. Angiologen werden gerne von Gefäßchirurgen adoptiert weil sie so traurig aussehen und selbst der schlimmste Gefäßchirurg im Endstadium kann einfach nicht böse auf diese Leute sein.
Endokrinologie Fucking Magic Wizards. Wirklich. Endokrinologie ist das Fach was alle im Studium als Lücke hatten weil klein, wenig Punkte drin und unglaublich komplex. Also bei der Hälfte der Sachen drinne wissen wir immer noch nicht wie der Kram eigentlich funktioniert. Das sind die Nerds, die damals Steroidhormonsynthese gesehen (hier zum anschauen wer will) und geil gefunden haben anstatt wie alle anderen heulend in der Ecke lagen und sich an ihrer Red Bull Dose (vor 2012) oder Mate-Flasche (nach 2012) festgehalten hatten. Keiner will mit denen wirklich zusammen arbeiten. Endokrinologen sind die Warlocks der Medizin. Durch dunkle Verträge haben sie verbotenes Wissen über Dinge, die einen normalen Menschen in den Wahnsinn treiben würden, erlangt. Nur mit weniger Tentakeln. Ich hab auch noch nie einen auf einer Party getroffen. Ich glaube die trinken nicht mal Kaffee.
Gastroenterologie Die Leute können cool sein je nach Setting. Es kommt darauf an ob man die Subspezialisierung Hepatologie drin hat oder nicht. Normale Gastroenterologen sind eigentlich nur damit beschäftigt Schläuche mit Kameras dran in alle Körperöffnungen zu schieben. Dafür sind sie ziemlich cool und können das richtig gut. Dein Patient kotzt Blut? Kein Problem, der Gastroenterologe findet das leck, clipt es und muss nicht mal dazu den Patienten aufschneiden. Haben eine sehr healthy Rivalität mit den Allgemeinchirurgen. Proktologen (auch Subspezialisierung) beschäftigen sich nur mit dem letzten Stück vom Darm und machen damit alles was so Hämorrhoide und Analvenenthrombose ist. Die sind für gewöhnlich super cool aber n bissel auf ne Frat-Art insgesamt. Hepatologen sind die Spezialisten für die Leber und MAN nehmen die sich wichtig. Hab noch keinen Hepatologen erlebt der NICHT dachte dass er oder sie das Geschenk Gottes an die Medizin war. Ja sie können coole Sachen aber damn spielen die sich auf, vor allem in Krankenhaussetting. Schenkt ihnen trotzdem Kaffee weil wirklich, die Leber ist ein cooles Organ als Spezialgebiet und insgesamt machen sie schon gute Arbeit.
Hämatologie Fachärzte für Blut und Bluterkrankungen. Die sehen vor allem Leukämien. Sind and und für sich nette Leute aber auch n bissel weird. Neigen zu cottoncore aesthetic und sind manchmal fast creepy-mäßig nett. Andere Ärzte wollen sie gerne mal schüttel weil was zum Geier warum lächelst du noch während hier die Hütte brennt????? Also das sind die Leute die am meisten Lumbalpunktionen machen. Ist hoch beeindruckend. Aber ja, sind auch irgendwie creepy. Manche von denen trinken lieber Tee als Kaffee. Aber die haben meistens die besten Kekse.
Onkologie Die Leute die Krebs behandeln. Die sind nicht so übermäßig freundlich wie die Hämatologen aber sonst gibts schon viele Ähnlichkeiten. An und für sich ist dieses Völkchen aber vor allem eines: Organisiert. Es gibt für ALLES ein Schema, eine Checkliste und einen Plan. Sehr coole Leute, die ihren Patienten aus dem Krankenhaus heraus schon die nächsten Termine beim niedergelassenen Facharzt machen. Neigen aber auch zu Burnout. Außerdem kennen ALLE Onkologen sich untereinander und haben OPINIONS übereinander. Grob kann man Onkologen sonst in 2 Arte einteilen: Die, die die Palliativmedizin (aka "Medizin am Lebensende" oder moderner: Die Medizin, die nicht als Ziel hat eine Erkrankung zu HEILEN sondern die Lebensqualität des Menschen auch auf Kosten der Lebensdauer zu maximieren. Ich bin Palliativmediziner. Ich denke das merkt man manchmal ;)) respektieren und die, die denken dass sie einen Kampf verlieren und auf dem Schulhof gehauen werden wenn sie einen Palliativmediziner nur anschauen. Erste Sorte ist cool. Zweite Sorte gehört mit einem Buch beworfen.
Kardiologie Kardiologen sind die HELDEN des Herzens und haben ein Ego was an das eines Hepatologen heran reicht aber haben auch die Skills um diesen Claim zu backen. Manche von denen sind WIRKLICHE Cracks. Hab mal einen gekannt der aus einem EKG (Herzströme) Geschlecht, Alter und Hautfarbe des Patienten ablesen konnte. Absolute irre Leute. Wie erkennt man einen Kardiologen auf einer Party? Keine Sorge, er wird es dir ca 100 mal erzählen. Kardiologen plaudern auch sehr gerne von ihrer Arbeit und schimpfen gerne dass alle anderen Fachrichtungen KEINE AHNUNG VON NIX haben weil die ständig in ihren Medikamenten rumrühren. Was soll das heißen die 92-jährige im Altersheim soll nicht mehr das coole neue Entresto bekommen? DIE STIRBT DOCH IN 20 JAHREN WENN WIR DAS IHR NICHT GEBEN!!!!! Das beste ist in dem Falle den Kardiologen mit irgendwas coolem abzulenken und schnell im Hintergrund die Medikation von 10 stoffen auf 2 zu reduzieren. (aber bitte nur vom Hausarzt machen lassen!)
Nephrologie (Niere) Nephrologen sind die Meister der Niere und ein bissel salty drüber dass sie zwar ein SUPER WICHTIGES ORGAN haben (ja ist es) aber irgendwie so keiner sie richtig respektiert. Sie spielen ein bissel den Barden der Medizin: Irgendwie wichtig, super support wenn sie bock haben aber irgendwie nimmt auch keiner sie so richtig ernst. Solange die GFR noch bei 20 rumdümpelt (von 120) dann ist den meisten von uns egal was die da zu sagen haben. Aber wenns um Dialyse geht? Ja man, das ist den ihr Teil, keiner von uns rührt an der Dialyse rum. Auf ner Party sind sie eigentlich ganz chill, erzählen dir aber 100 mal den "Fun Fact" dass Dr. House Nephrologe war und deswegen IHR Fach ja das coolste ist.
Pneumologie oder Pulmologie (Lunge) Wichtiges Fach und wichtige Leute. Ähnlich wie die Angiologen werden Pulmologen bei Rauchern twitchy nur dass die Pneumologen bei weitem nicht so nett sind. Im Wrestling-Ring der Medizin bringen sie gerne mal den Steel-Chair mit um mal wieder jemanden "WOLLEN SIE DENN KREBS BEKOMMEN????" um die Ohren zu hauen. Insgesamt coole Leute mit coolem Spielzeug aber insgesamt um einiges weniger Chill. Verärgert NIEMALS einen Pulmologen, die machen euch das Leben zu Hölle!
Rheumatologie (Rheuma. Aka Autoimmunerkrankungen.) Rheumatologie, die Fachrichtung mit den ganzen Krassen Autoimmunerkrankungen aka die Krankheiten die vom Körper selbst ausgehen. Es gibt da einen Witz in der Rheuma: Wenn du anfängst mit Rheuma denkst du "Oh Man, das ist ja alles Chaos, so viele Erkrankungen die ALLES machen AAHHH!" Dann wenn du länger dabei bist denkst du "Warte mal. Haha! Man kann Sachen einteilen! Kategorisieren! ICH DENKE ICH HAB DEN RHEUMA CODE GECRACKT YES!" und dann wenn du Profi bist denkst du "Yeah no fuck this, ist alles chaos, alles macht alles, there is no hope for any of us." Erinnert ihr euch als ich sagt in der Medizin ist sehr viel "Wir teilen das grob so ein... aber haben auch nen Haufen Kram der irgendwie nicht passt"? yeah Rheuma ist DAS Fach dazu. Die Fachärzte dazu sind ein bissel irre, ein bissel auf der hysterischen Seite aber irgendwie auch cool. Gemütlich. Gibt nur 1 Notfall in der Rheuma wo man nen Arzt rennen sieht und ihr Mittel gegen alles heißt Cortison. Insgesamt coole Leute, wenn auch ein seltener Besuch auf Parties. Aber wenn sie da sind? Beste Leute. Bringen IMMER was cooles mit, haben immer ein paar Stories und tendieren die besten Beziehungen im Krankenhaus zu haben.
Uff. das war ne Menge, huh? Das war erst mal Teil 1, die Innere Medizin. Beim Nächsten Mal schauen wir uns die Chirurgen an und danach so die kleinen weirden Fächer die irgendwie nicht so richtig in die Einteilung passen.
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Insert a slasher movie sfx
The inspiration
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interessantesausdermedizin · 5 months ago
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Solid advice there, oxford handbook
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Okay, okay, es ist in diesem Bild vielleicht etwas überspitzt dargestellt, aber leider ziemlich nahe an der Realität. Ich musste schon etwas hier drüber lachen :)
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FF-Ressourcen - Krankenhaus
Hallö an alle angehenden Schreiber von Fanfiction oder sogar originalem! Heute gibt’s nen kleinen aber feinen Eintrag zum Thema Krankenhaus an sich.
Weil ganz ehrlich, oft gibt’s viele Missverständnisse drüber was in Krankenhäusern eigentlich abgeht (Hollywood und deutsches Fernsehen helfen da BEIDE nicht!), deswegen gibt’s heute fun-facts aus der Kategorie “Real Life is a Bitch”
Fangen wir erst mal mit ein paar Grundsätzlichen Sachen an:
Krankenhäuser in Deutschland funktionieren anders als die in den USA. Eigentlich funktionieren Krankenhäuser erst mal überall anders. Weil dieser Blog auf Deutsch ist und ich in Deutschland und der Schweiz Erfahrungen gesammelt habe, werde ich mich heute und hier auf deutsche Gegebenheiten beziehen.
Erst einmal: Gleich mal alles löschen was ihr über Schwarzwaldklinik, Sachsenklinik, In Aller Freundschaft, Dr. Steffan Frank und äh... so ziemlich alles was auf den Öffentlich-Rechtlichen UND den privaten zum Thema “Lustige Dinge die Leuten in der Medizin passieren plus DRAMA” laufen. Die haben ungefähr so viel mit der Realität zu tun wie der Tumblr-Algorhythmus für’s Erkennen von weiblichen Nippeln.
Krankenhäuser unterscheidet man erst mal grob in verschiedene Typen: Uni-Kliniken sind meist Häuser der Maximalversorgung (groß, machen alles, deswegen Maximal) plus haben noch Forschung und Ausbildung sich auf die Fahne geschrieben (also da rennen die ganzen Studenten drinne mit rum, man muss als Patient immer mal als Demonstrationsobjekt her halten, dafür werden da auch die coolen neuen Studien und so gemacht.)
Allgemeinkliniken sind immer noch recht groß und machen viel aber halt nicht so cool wie Uni-Kliniken. Haben nicht so viele Ausbildungs-Pflichten aber bekommen dafür nicht die tolle Förderung welche Unikliniken genießen. Es gibt diese allerdings auch in kleiner mit nur wenigen unterschiedlichen Fachrichtungen, meist ländlich gelegen, etwas kleiner, und eher gedacht für Standard-Sachen wie Blinddarm und Pneumonie und nicht so für den Krassen Scheiß.
Fachkliniken dagegen sind die Spezialisten aber halt nur für 1 Fachgebiet. Also Fachklinik für Augenheilkunde oder Fachklinik für Gynäkologie oder für Kardiologie.
Dann sind da noch Belegarzt-Häuser. Dort sind die Ärzte meist nicht fest angestellt (oder wenn dann nur die Assistenten/Ärzte in Weiterbildung) sondern sind niedergelassene Ärzte, die einen Vertrag mit dem Krankenhaus gemacht haben. Pflege, OP-Personal und Räumlichkeiten dürfen benutzt werden, dafür kommt der Kollege und macht Visiten oder halt die OP und sorgt für den Patienten-Zustrom. Sieht man meist eher bei a) privaten Kliniken und b) meist nur für bestimmte Sachen die halt Geld bringen. 
Es gibt natürlich noch mehr Arten aber ich denke das sollte erst mal reichen fürs Verständnis.
Also wir merken uns: Wenn dein Protagonist irgendeine coole, seltene oder krasse Krankheit haben soll, wäre eine Uniklinik das richtige Setting. Für so Standard-Zeugs wie gebrochener Knochen oder Blinddarm tut’s die kleine Allgemein-Klinik im Vorort auch.
So aber wie funktioniert so eine Klinik?
Meist äh... etwas chaotisch. Mit viel Kaffee. Es gab einen Spruch unter uns: Ein Krankenhaus könnte so toll funktionieren, wenn die Patienten nicht wären. -.-
Also nur mal so zum Tagesablauf in so einem Krankenhaus:
5:45-6:00 Uhr -  Schwestern Wechseln von Nacht in die Tagschicht. Man macht Übergabe (was ist in der Nacht passiert, gibt’s etwas was in der Visite mit dem Arzt geklärt werden muss, wer soll heute gehen, wie viele sind heute angemeldet?). Danach verzieht sich der Nachtdienst schnell und die Tagschicht fängt mit ihrer Runde an.
6:00 Uhr - 7:00 Uhr -  Auf Station beginnen die Schwestern ihre Runde. In alle Zimmer wird geschaut, Licht angemacht, beim Waschen geholfen, nochmal über den Plan geschaut wer heute morgen essen darf und wer nicht.
7:00 Uhr -  Übergabe Nachtschicht an den Tagdienst der Ärzte. Alle Ärzte sitzen jetzt zusammen (allerdings getrennt in Internisten und Chirurgen) und erzählen was seit gestern 16 Uhr so alles passiert ist. Wer ist gestorben, wer hat in der Nacht was spektakuläres gemacht, wie viele Betten sind noch frei. Wer wurde wegen was aufgenommen, was wurde vom Spätdienst und vom Nachtdienst so alles neu angemeldet? Meist gibt es irgendwas, was irgendwem nicht passt. Pläne werden gemacht.
7:20 Uhr - Die einzelnen Fachbereiche treffen sich für kurze Planbesprechung weil meist geht jetzt der tolle Plan vom Vortag nicht mehr auf weil ja Notfälle zwischen kamen. Neue Pläne werden gemacht.
7:30 Uhr - Erste OPs, Endoskopien, Eingriffe und Untersuchungen starten. Patienten werden von Station “abgefordert” und mit ihrer Akte ins Bett zur entsprechenden Untersuchung geschoben. Auf Station wird überlegt wie die geplanten Patienten versucht werden unter zu bringen. Entlassbriefe werden gegebenenfalls schon mal vorbereitet. Die PJ-ler oder Famulanten machen sich mit den Entnahme-Tabletts auf um den Patienten Blut ab zu zapfen.
8:00 Uhr - Bestellte Patienten erscheinen nach und nach und der Aufnahme-Arzt verbringt so ca 1 Stunde je Patient ihn zu untersuchen, Blut zu entnehmen, EKG zu schreiben und ihn alle Papiere unterschreiben zu lassen, die man so braucht. plus Dokumentation natürlich. Viel Organisation. Diese Patienten können dann meist so gegen 15 Uhr ihr Zimmer beziehen. Um sie zu beschäftigen werden sie erst mal zu Untersuchungen geschickt. Die Schwestern auf Station grummeln dass sie ja eigentlich EXTRA für die neuen Patienten Betten frei gehalten hatten aber der doofe Nachtdienst hat die ja jetzt mit kranken Leuten voll gelegt. Urgh. Der Stationsarzt bereitet die Visite vor und versucht ab zu schätzen wie viele Entlassbriefe wahlweise der Schreibdienst oder die tollen neuen medizinischen Assistenten schon mal anlegen können. Zeitgleich denkt man sich noch aus was die PJ-ler vielleicht heute lernen könnten.
9:00 Uhr - der Stationsarzt fängt (ggf mit Oberarzt und/oder Chefarzt) zusammen mit der Pflege die Visite an. Dinge werden in den Computer eingehackt, Probleme werden notiert, Lösungen gesucht. Der eine oder andere Angehörige muss auf Später für ein Gespräch vertröstet werden.
12 Uhr - meist ist jetzt Visite zuende, die meisten Untersuchungen gelaufen und Listen gemacht, die heute noch abgearbeitet werden müssen. Wer kann macht Mittag, wer nicht kann sitzt mit einem halben Brötchen im Mund am Computer und schreibt sich die Hände wund.
13 Uhr - irgendwas ist jetzt immer. Röntgen-Demo, Weiterbildung, Besprechung der neuen Patienten vom Aufnahme-Arzt oder Demo der anderen tollen Untersuchungen die man so gemacht hat. Noch mehr Aufgaben landen auf den Listen. Mahnung dass nach 14 Uhr angemeldete Untersuchungen für den Folgetag nicht in der Planung berücksichtigt werden können. 
14 Uhr - die ersten Fahrer von Patienten die heim gehen sollen stehen da und drängeln während der Arzt verzweifelt versucht sowas wie einen Entlassbrief zusammen zu schreiben. Schwestern setzen Medikamente für 1 bis maximal 7 Tage nach Entlassung. (Am Entlasstag kann der Hausarzt keine Medis verordnen)
14:30 Uhr - Spätdienst der Pflege erscheint, es wird Übergabe gemacht.
15 Uhr -  Angehörigen-Gespräche und viele “nur mal kurz” Sachen kommen nun an. PJ-ler werden irgendwann nach Hause geschickt weil die sollen noch was von ihren Leben haben. In den Funktionsdiagnostiken (Sonografie, Radiologie, Endoskopien) sowie im OP wird das Ende des Planes erreicht, üblicherweise muss “überzogen” werden.
15:30 EIGENTLICH Feierabend für den Arzt aber meist ist der noch da weil noch Dinge zu tun waren. Spätdienst übernimmt. Meist ist es geregelt dass 1 Arzt für eine ganze Abteilung (also Innere oder Chirurgie) zuständig ist und meist Sachen nachholt, die liegen geblieben sind (Blut anhängen oder nochmal auf ein EKG schauen) der eigentliche Stationsarzt versucht noch Briefe und seinen Kram fertig zu machen.
Einschub: Es ist SUPER UNHÖFLICH nach 15:30 nach diesen Stationsarzt vom Frühdienst zu verlangen oder ein Angehörigen-Gespräch nach dieser Zeit zu verlangen, besonders wenn darauf hingewiesen wurde, dass Dienstzeit nur bis 15:30 Uhr geht. Der Dienstarzt/Spätdienst ist für Notfälle da und kennt meist die Patienten nicht wirklich und der Stationsarzt ist nach 8 Stunden eigentlich Matsche und will nur noch nach Hause. Die meisten Kollegen machen gerne Termine in der Zeit zwischen 14 und 15 Uhr für solche Gespräche aber sowas will auch geplant sein. Bitte nicht einfach einen Arzt “schnappen” und laut verlangen zu wissen “Was denn jetzt mit der Tante ist!” Weil a) der Arzt weis vermutlich nicht wer jetzt die Tante ist und b) hat vermutlich keinen Plan weil nicht ihr behandelter Arzt. Wer nach 18 Uhr kommt und sich aufregt, dass er NIE mit einem Arzt reden kann, hat irgendwie nicht das Prinzip des Krankenhauses verstanden. Bitte auch nicht an den Schwestern auslassen, die können auch nichts dafür dass ein Tag nur 24 Stunden hat. (Also wenn ihr ne Szene im Krankenhaus schreibt und die Leute nach 16 Uhr ankommen habt ihr meist nur noch 1 Arzt vor Ort der eigentlich keinen Plan vom Patienten selbst hat und entsprechend ??? sein darf. ggf. ist es noch der Stationsarzt der gerne irritiert, müde oder ausweichend reagieren darf.)
16-19 Uhr: meist geht der Stationsarzt irgendwo hier in der Zeit. Der Dienstarzt macht seine Runden, nimmt nochmal Blut ab, hängt Blut oder Infusionen an, schreibt Briefe wenn er Zeit hat oder rennt von einem Patienten zum anderen je nach Lage. In der Notaufnahme hat der Spätdienst auch schon übernommen, neue Patienten werden ggf. aufgenommen, wenn Zeit ist hilft der Hausdienst dem Notfall aus
19 Uhr: Nachtdienst kommt. Hausspät geht nach Hause, Spät auf Notfall bleibt oft noch da damit zur “Stoßzeit” 2 Ärzte da sind. Die Pflege wechselt auch in den Nachtdienst
22:30 Uhr: der Spätdienst geht nun wirklich nach Hause. Der Nachtdienst ist jetzt meist allein mit Notfall und Haus.
2-3 Uhr: hier kommen irgendwie immer die seltsamsten Patienten. Die Nachtschwester macht alle 1-2 Stunden eine Runde um zu sehen ob noch alle Patienten leben und in ihren Betten schlafen. Manchmal wird der Arzt gerufen für ein Schmerzmittel, ein Fiebermittel oder weil der Patient unruhig wurde. Der Nachtdienst der Schwestern setzt auch die Medikamente für den nächsten Tag und es wird sich vorbereitet. Arzt und Schwester schauen mit gerunzelter Stirn auf den Beleg-Plan und Aufnahme-Plan des Folgetages.
5 Uhr: Schwestern machen ihre erste Infusions/Antibiotika-Runde. Erste Venen-Zugänge werden vom Nachtdienst gelegt. die dritte Kaffeemaschine wird im Notfall angeschmissen. Letzte Patienten von der Nacht ins Haus verlegt.
6 Uhr: Alles von Vorn :)
(Wenn meine Aufzählung hier etwas bitter wirkt bedenkt eins: Ich hab meinen letzten Dienst im stationären Setting gefeiert. Es gibt Leute die finden dieses Setting geil oder zumindest aushaltbar. Ich nicht. Bitte nehmt also alles was ich euch über stationäres erzähle mit etwas Salz. Aber keine Sorge: Ich hab genug erlebt um Bücher zu schreiben ;) )
Wie ihr seht ist der Tag vollgestopft und für ALLE Beteiligten (Ärzte, Pflege, Ergotherapie, Physiotherapie, Betten-Koordinatoren, IT-Leute, Reinigung, Küche, Hausmeister, Arzt-Assistenten, Studenten, Famulanten, PJ-ler, FSJ-ler, Ernährungsspezialisten, Psychologen/Psychotherapeuten, Büro-Leute, Schreibbüro, u.s.w.) ein unglaublicher Akt. Jeden. Tag. ALLE sind eigentlich ständig gestresst, unter Druck und laufen auf 110% um irgendwie alles unter einen Hut zu bekommen. In einem Krankenhaus kann man auch davon ausgehen dass selten IRGENDWAS nach Plan läuft. Allen Leuten, die es trotzdem schaffen alles am laufen zu halten und am Schluss Menschen zu helfen gebührt ein großer Respekt. Und damit meine ich wirklich ALLEN Leuten. So gerne diverse Medien sich auf Ärzte und Pflege konzentrieren weil die ja “Dran” sind, sind es viel, viel, VIEL mehr Leute, die hier zusammenarbeiten.
Wenn ihr ein Setting im Krankenhaus schreibt solltet ihr euch dessen bewusst sein. Auch, dass ein Krankenhaus wie eine kleine Welt für sich ist. Mit allen Macken und Eigenheiten einer Kleinstadt.
Aber soviel erst mal dazu. Machen wir weiter bei Eigenheiten, die ich beobachtet habe:
- Es ist ABSOLUT verboten fremde Geräte ins Krankenhaus zu bringen. Also eigene Kaffeemaschine oder Wasserkocher im Arzt-Zimmer? Super verboten! WENN dann geht das nur wenn man das Gerät beim technischen Dienst anmeldet und meist kostet das Geld. Deswegen gibt es häufig (oft auch mal vom Chefarzt gesponsert ;) ) eine illegale Kaffeemaschine in irgendeinem Schrank versteckt.
- ALLE im Krankenhaus funktionieren mit Kaffee. Kaffee ist durchaus eine Währung. Willst du jemanden um nen Gefallen bitten z.B. Dienst tauschen oder so? Kaffee ist so das Gleitmittel was alle Räder schmiert ;)
- Überhebliche Ärzte, die lauf über “blöde Schwestern” schimpfen überleben nicht lange. Ein guter Arzt besticht die Pflege regelmäßig mit Kuchen, Kaffee und anderen Sachen um den guten Willen dieser zu behalten. Die Pflege kennt den Patienten wesentlich besser als der Arzt und kann echt Leuten den Arsch retten.
- Psychiater sind Ärzte die den Facharzt für Psychiatrie gemacht haben. Psychologen haben Psychologie studiert. Psychotherapeuten können sowohl Ärzte als auch Psychologen sein und haben eine Zusatz-Ausbildung (3 bis 5 Jahre) gemacht um Psychotherapie machen zu dürfen. Ärzte dürfen Medikamente verordnen, Psychiater nicht.
- Zweibett-Zimmer sind die Norm. Wenn Haus sehr voll ist wird Aufbettung auf 3 Betten gemacht. Einzel-Zimmer gibts auf Normalstationen selten
- 4-Bett Zimmer oder diese großen Sääle sind out. Sehr out. Nur noch in sehr alten Häusern üblich.
- Wenn ein Patient einen ansteckenden Keim hat (Norovirus, MRSA) dann wird er isoliert. Kittel, Maske, Handschuhe werden draußen angezogen und im Zimmer vor Verlassen entsorgt.
- Wenn ein Patient eine sehr geringe Leukozyten-Zahl (= Weiße Blutkörper = Immunzellen) hat, wird er Schutzisoliert. Kleidung wird außen angelegt und außen entsorgt. Außerdem bekommt der Patient eine spezielle Kost. Keine Nüsse, keine Beerenfrüchte z.B. da diese oft mit Pilzsporen kontaminiert sind. Normal für uns kein Problem, für Dekomprimierte aber sehr.
- Wenn ein Patient leblos aufgefunden wird, wird REA-Alarm ausgelöst. Erst mal gibts auf der Station ein lauten PIEEP PIEEP PIEEP und alles kommt angerannt. Es wird mit der Reanimation begonnen (Patient vom Bett runter da die weiche Matratze kein Hilfe ist oder es wird ihm ein Bett untergeschoben), das Rea-Team wird angerufen (Spezial-Leute meist von der ITS gestellt, die alles etwas professioneller machen können). Meist wechseln sich 3-4 Leute mit drücken ab, einer sichert den Atemweg, einer klebt den Defi und macht Rhythmus-Kontrolle in den Pausen. Einer Zieht Medis auf und legt Zugang. Viel Hektik. Merke hier: der Patient geht selbst wenn er “wieder kommt” erst mal auf die ITS. Eine Reanimation macht einen Menschen niemals besser als er vorher war, meist bleiben IRGENDWELCHE Schäden zurück. Meist brechen 1-2 Rippen bei der Reanimation.
- Es riecht nicht wirklich nach Desinfektionsmittel überall. Auch nicht steril. Krankenhäuser riechen meist einfach nur nach Menschen. Manchmal nach Linoleum. Oder nach was auch immer es aktuell zum Mittag gibt.
- Es ist meist wirklich laut. Es piepst, Leute reden, Leute laufen umher, Betten und Wagen werden geschoben... tagsüber ist IMMER was los. Nachts ist es etwas ruhiger aber so richtig STILL ist es nur in bestimmten Gängen.
- Es gibt Personal und Gast-Toiletten. Meist geht das Personal trotzdem auf die Gast-Toilette weil erst den Schlüssel für holen zu umständlich ist. Die Personal-Toilette ist allerdings oft mal der Ort des stillen Panik-Anfalls oder des sehr protagonisten-mäßigen “Wasser-ins-Gesicht-spritzen-und-”DU-SCHAFFST-DAS”-zum-Spiegelbild-sagen”-Rituals.
- Krankenhauspersonal hat KEINE eigenen Klamotten. Alle bekommen Scrubs aus einem großen Wäschepool. Meist alle das gleiche, manchmal farblich sortiert, je nach Haus unterschiedlich. Die Scrubs sind meinst nicht wirklich passend (meist nimmt man sich Klamotten die ein wenig zu groß sind um mehr platz in den Taschen zu haben) und sind gestärkt und riechen immer nach Waschmittel. Sind ungefähr so sexy wie ein Sack Kartoffeln und fühlen sich auch so an. Schwestern-Uniformen (vielleicht sogar mit “Häubchen”) sind super out.
- Ärzte tragen selten Kittel. Sind unhygienisch. Man trägt einen Scrub weil man die Arme frei haben muss.
- gute Turnschuhe sind ein Muss und eine sinnvolle Investition für alle im Krankenhaus.
- generell sieht eigentlich keiner wirklich sexy im Krankenhaus-Setting aus. Schmuck, Ringe, Uhren u.s.w. sind verboten weil unhygienisch. Haare gehören kurz oder zusammengebunden. Deosprays sind in jedem Schrank versteckt.
- Chefs können schick angezogen sein, aber wenn sie im OP stehen oder irgendwo anders mit anpacken sehen sie genau so unsexy in Scrubs aus wie alle anderen.
- Chirurgen tendieren dazu wenig oder keine Haare mehr zu haben.
- Ärzte haben Fachbereiche. Ein Chirurg wird bestimmt nicht einen Diabetes einstellen wenn er es nicht ganz unbedingt muss und ein Gastroenterologe richtet keinen Knochenbruch. Pro-Tipp: Gleiches gilt auch für die Pflege! Eine gute Häma-Schwester weis alles über wie Chemo geht, wie man nen Port versorgt und kennt vielleicht ein paar coole andere Zugänge. Eine gute Rheuma-Schwester weis auch bei den komischsten Abkürzungen was gemeint ist und was der Arzt jetzt für Blutuntersuchungen angekreuzt hat und eine gute OP-Schwester weis bereits vor dem Chirurgen welches Werkzeug er in welcher Reihenfolge braucht. Austauschen geht da nicht so einfach.
- ITS ist laut. Sehr laut. Du dachtest die Normalstation ist laut? Die ITS trumpft alles.
- Leute die beatmet werden sind eigentlich nie dabei wach. So ein Beatmungs-Schlauch im Hals ist super unangenehm und wenn etwas für dich atmet bekommst du schnell Panik. Deswegen wird jemand der beatmet werden muss sediert.
- Körperflüssigkeiten.
- Nadel-einfach-Rausreissen. Sehr dramatisch in Hollywood-Filmen, kompletter Unsinn in Real Life. erst mal sind die “Nadeln” keine Nadeln. Es sind kleine Plastik-Schläuche, die in die Vene gelegt werden. Und die sind meist gut gesichert, aka mit Pflaster fest geklebt. Bluten tuts nicht sehr wenn mans raus zieht aber dann fließt alles was im I.V. Beutel war frei auf den Boden. Und das Zeug ist meist klebrig -.- Außerdem: Meist hat ein armer PJ-ler oder ein sehr müder Arzt den Zugang gelegt. Wer sich nicht den Zorn der Ärzte (und der Reinigungs-Leute) zuziehen will lässt brav seine Zugänge drinne bis jemand den korrekt entfernt.
- Im OP wird nicht viel geredet. Schon gar nicht privates. Manche machen etwas Radio an (vom Anästhesisten meist bedient), sonst ist eher Ruhe im OP-Saal (also, es pieps und die Kühlung UND die Heizung für den Patienten ist ein ordentliches Gebläse, die Absaugung ist auch laut und... ja, also für Unterhaltungen ist meist nicht wirklich Zeit)
- Anästhesisten sind Ärzte, die werden sauer wenn man das nicht anerkennt. Das sind außerdem die Götter über Schmerzfreiheit, Schlaf, und im Notfall Amnesie wenn man doch “Zwischendrinne” aufwacht, also niemals mit denen Verscherzen!
- Wenn du RICHTIG Ärger haben willst versuch mal auf Zimmer zu rauchen. Damit pisst man zielgerichtet die Pflege, das Reinigungspersonal und die Ärzte an.
- ALLES muss Aufklärt und unterschrieben sein. Ohne Unterschrift läuft gar nichts.
- Wann auch immer du denkst “Ach, das sollte doch einfach zu machen sein” weint irgendwo jemand, der es organisieren muss in seinen Kaffee.
- Im Notfall machen Schwestern Triage: Sie schauen die Patienten an und entscheiden ob es etwas ist was SOFORT angeschaut werden muss, ob es schon dringend ist oder ob es etwas ist was notfalls warten kann. Danach geht die Reihenfolge wer wann vom Arzt gesehen wird.
- entgegen der allgemeinen Meinung genießen Privatpatienten nicht unbedingt eine bessere Behandlung. Chefarzt-Patienten tendieren dazu eine schlechtere Dokumentation zu haben (eigene Erfahrung: Hatte einen Vorgesetzten mal gehabt der einfach aus Prinzip das Dokumentationsprogramm nicht verwendet hat. War super doof weil nach 16 Uhr ist halt Schluss mit Chefarzt und da bekommt der tolle Privatpatient doch wieder nur den kleinen Assistenzarzt/Arzt in Weiterbildung der dann verzweifelt in der Akte sucht was zum Geier denn jetzt los ist und geplant ist und was festgelegt wurde, nur um dann irgendwas aus dem Bauch heraus zu machen). Nur die Zimmer sind wenn man die nimmt etwas hübscher und erinnern eher an Hotelzimmer.
- Vergesst einfach nie dass Krankenhäuser voller Menschen sind. Die meisten davon in Extremsituationen und viele von ihnen werden nicht wirklich rational reagieren. Das Personal versucht das Chaos einfach nur zusammen zu halten. Und in den meisten Fällen klappt das auch wirklich, wirklich gut.
So ich denke das war erst mal genug für heute. XD Wer irgendwas konkretes zu Abläufen in Krankenhäusern hat oder wissen will ob das eine oder andere so oder so abläuft, darf gerne Fragen stellen und ich werden versuchen alles so gut es geht zu beantworten.
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Mein Lieblingsvortrag - Herz und Viagra
Folgender Fall war mein Standard-Vortrag wenn ich äh mal schnell einen Vortrag aus dem Ärmel schütteln musste. Das Thema ist häufig, hat eine schöne Take-Home-Message und wann sonst kann ich denn mal über Viagra reden? :)
Also, hier ist das wie das mit äh... dem Herz und Viagra ist.
Ich denke mal jeder weis, was das Herz so macht: Blut pumpen. Entgegen der romantischen Vorstellung, dass das Herz irgendwas mit Gefühlen oder Moral oder Menschlichkeit zu tun hat, ist das Herz tatsächlich nur n oller doofer Muskel der einfach nur laufen muss. Wie ein Uhrwerk. Regelmäßig und immer wenn’s geht. Und manchmal, äh... geht das aber so n bissel schief.
Fallbeispiel
Ein recht netter Mann stellt sich beim Hausarzt vor. Ist so um die 64 Jahre alt, kurz vor Rente, aber fühlt sich wirklich noch nicht so! Kommen tut er eigentlich nur wenn er muss und eigentlich auch nur weil mal irgendso ein Arzt ihm Bluthochdruck bescheinigt und ihm so komische Tabletten verschrieben hat. Hat er so grummelig hingenommen und versucht um das Blutdruck-Messen alle 3 Monate auch herum zu kommen. Ist ja auch nervig, alle tun so als ob man krank wäre und das dauert immer so lange. Dabei will er nur sein Medikament und verschwinden bevor jemand auf die Idee kommt ihn noch mehr Krankheiten anzudichten! Überhaupt will STÄN-DIG irgendwer ihm Blut abnehmen wegen dem Zucker und über sein leichtes Übergewicht reden und so. Ne, das kommt nicht in die Tüte!
Jedenfalls ging das so ca 9 Jahre gut aber jetzt war dann doch mal was. Er fühlte sich nämlich irgendwie nicht so richtig gut. So komisch halt. Komisch-schlecht. Ab und zu klopft auch das Herz so komisch. Und der Blutdruck ist jetzt aktuell auch irgendwie schlecht. Er ist etwas schweißig. Aber keine Kopfschmerzen. Generell keine Schmerzen, nein nein. Aber äh... so n bissel schwummrig.
Eine kurze Messung bestätigt: gute 170/90mmHg (mm Quecksilber-Säule btw, früher war Blutdruckmessen mal ne hochgiftige Angelegenheit, heute isses einfacher ;)) mit so knapp 100 Schlägen in der Minute. Das ist n bissel fix und ganz schön hoch (Normalwerte: 120/80mmHg und 60/min Schläge). Hm. Komisch.
Was auch auffällt, ist der Puls den man so hört auch irgendwie nicht so... richtig klingt. Nicht so rhythmisch. Also arthythmisch. Das ist für gewöhnlich nicht so gut. Wir erinnern uns: Herz sollte möglichst gleichmäßig, also rhythmisch schlagen. Also Ba-dum Ba-dum Ba-dum. Nicht Ba-dum-dum Ba Ba-dum. ... ... Dum. Ba-Dum.
Ja, dumm. Nicht cool. EKG muss her.
Also wurde der Patient erst mal auf die Liege im Labor gelegt (”Aber ich hab doch gar nichts mit dem Herzen!”) und mit einem schicken EKG-Gerät Verkabelt. (je 1 Elektrode an Füße und Arme + insgesamt 6 auf die Brust macht das typische 12-Kanal-EKG.)
Was man da sehen konnte war erst mal nicht viel. Ein paar fraglich arrhythmische Kurven (könnten auch einfach nur durch die Tachykardie = zu schnelles Herz verursachten Artefakte sein), sonst ein normaler Lagetyp (Indifferenztyp), halt die Tachykardie.
Und äh... sowas wie Hebungen in den ST-Strecken in der V4 und V5 Ableitung plus VIELLEICHT die V6 auch.
Für alle die keinen Plan von EKG haben: Da gibt’s ne Linie, die sollte so hoch sein wie alle anderen. Die ST-Strecke. (Merke: Mediziner sind sehr unkreativ in Namensgebung. Entweder beschreiben wir Zeugs indem wir es mit Essen vergleichen oder wir zählen durch. So heißen die Kurven im EKG einfach nur P, Q, R, S und T) Ist die ST-Strecke höher, ist es eine Hebung, ist sie tiefer ist es eine Senkung.
Senkung = Ehhhhh, könnte was altes sein, nicht Sooooo dramatisch aber definitiv abklärungswürfig.
Hebung = Verdammter Mist das ist ein STEMI ( ST-Strecken-Elevationsinfarkt) aka der klassiche Herzinfarkt. An dieser Stelle ruft man eigentlich schon das Katheter-Labor an dass sie schon mal den C-Bogen in den OP schieben können weil gleich gibt’s was frisches auf den Tisch.
Nun ist es aber so: War das jetzt ne Hebung oder nicht? das war alles so äh... grenzwertig. Faustregel ist hier: Eine ist keine, Drei ist sicher. DIe V6 Hebung war jetzt nur mit VIEL Phantasie zu erkennen, die V4 war sicher, die V5 so halb.
Weil Klinik jetzt auch nicht so richtig passte (keine Luftnot, keine Brustschmerzen), machte man einen Troponin-Schnelltest.
Troponin ist ein Stoff, der nur im Blut landet, wenn Muskelzellen kaputt sind (es gibt Ausnahmen aber das führt hier sonst zu weit) also für unsere Zwecke: Wenn positiv dann schlecht für Herz.
War natürlich Positiv.
112 wurde gerufen. Hallö wir bräuchten nen KTW mit Notarzt und äh... schnell. Patient bekommt in der Zwischenzeit so nen tollen Venenzugang gelegt weil im Zweifel ist Volumen immer erst mal gut. Patient fand das nach wie vor nicht so cool. Er habe doch gar keine Brustschmerzen, was machen denn die Ärzte wieder für nen Wind? Das EKG piepst nun etwas schneller da sich der Patient auch etwas mehr aufregt.
Aber ja ne, is halt so, musser durch. Und Notarzt kam dann ja auch schon schnell.
Notarzt war jetzt natürlich nicht so von der Diagnose “Frischer Herzinfarkt muss ins Krankenhaus” überzeugt. Weil eben Klinik nicht stimmte. Und mal ehrlich, die V6 Hebung war doch nur eingebildet und selbst die in V5 ist doch nur schiefe Optik. Eine ist Keine! So! Aber na guuuuuuuuut, wenn der Hausarzt den Fall im Krankenhaus anmeldet dann fährt er ihn halt hin, ist ja nicht auf seinen Mist gewachsen.
Wurde dann so gemacht, es wurde der C-Bogen in den OP geschoben und kurz darauf auch unser Patient.
Und an dieser Stelle drücken wir jetzt die Pause-Taste weil jetzt muss ich euch noch alles was da rings-rum passiert ist erklären.
Also, der nette Patient war natürlich nicht ganz so gesund wie er dachte. Er war 64 Jahre alt, hatte leichtes Übergewicht in Kombination mit Diabetes mellitus Typ 2 (medikamentös eingestellt) plus Bluthochdruck aka arterielle Hypertonie. Diese Kombination nennt man auch metabolisches Syndrom aka alles hängt miteinander zusammen und macht die anderen Sachen jetzt nicht gerade besser. Deswegen hatte der Patient auch ein paar Medikamente:
Bisoprolol (ein Betablocker welcher Blutdruck senkt und Herzfrequenzen senkt) plus Metformin (Standard-Diabetes-Mittel, was auch beim Abnehmen hilft UND keine Unterzuckerungen machen kann weshalb es so beliebt ist)
Moment, sollte der Betablocker da nicht hohen Blutdruck und hohen Puls verhindern?
Ja, hat es auch. Solange der Patient es genommen hat. ;) Der Patient hat sich nämlich einen anderen, neuen Grund gehabt sich eigentlich jünger als er ist zu fühlen: Eine neuen Beziehung mit einer jüngeren Partnerin. Jetzt war es aber so, dass Betablocker eine andere Wirkung, oder sagen wir eher unerwünschte Wirkung hat:
Erektionen stehen damit echt nicht so gut. Blöderweise sind nämlich die gleichen Rezeptoren “da unten” wie im Herzen und was dem Herzen gut tut, ist nicht so geil für die Schwellkörper. Das war vorher als er alleine war nicht so das Problem aber jetzt irgendwie schon.
Also ging er zum Urologen. Und der hat ganz richtig das Problem - Betablocker - erkannt und auch abgesetzt: Schickes Amlodipin (ist auch Leitlinie) plus Sildenafil (aka Viagra) bei Bedarf. Er hatte noch den Hinweis gegeben dass sich der Patient mal wieder beim Hausarzt blicken lassen sollte zum richtigen-Blutdruck-Einstellen und ja... uh... das war so 2 Monate her.
Das erklärt warum jetzt der Blutdruck nicht so cool war und warum die Herzfrequenz nach oben gegangen war (Amlodipin macht da nämlich nix dran). Aber was hat das mit dem Herzinfarkt zu tun?
Nun, dazu sollte man wissen was Sildenafil eigentlich ist: Ein PDE-5-Hemmer. Was ist ein PDE-5-Hemmer? ... Ähh. Also. Im Prinzip machen die eine Hemmung am PDE-5, wodurch coole Sachen passieren (die ich mal in Biochemie Bullemie-gelernt hab: Erst Wissen reingefressen, dann in der Prüfung aufs Papier gekotzt. Und seit dem äh... brauchte ich den Platz im Hirn für was anderes)
JEDENFALLS wird am Ende Stickstoffmonoxid frei. Das gute NO.
Oder einfacher gesagt: “Nitro”
Habt ihr schon mal dieses Nitro-Spray gesehen? Das ist ein wares Zauber-Zeugs. Ein Hub unter die Zunge senkt einen Blutdruck um ca 20-30 mmHg ziemlich gut für ca 15 Minuten. Nitro wird in der Behandlung von Angia pectoris-Beschwerden eingesetzt. Das bekommt man wenn die Blutgefäße, welche das Herz selbst versorgen (Coronar-Gefäße) zu eng sind. Nitro wirkt vasodilatorisch, also die Gefäße weiten sich und mehr Blut kann durchfließen (da sich ALLE Gefäße weiten versackt auch mehr Blut überall und der Blutdruck sinkt auch) und insgesamt ist das alles ziemlich gut und cool.
Was ist jetzt mit Sildenafil? Nun... das Zeugs wurde ursprünglich als ein Medikament für genau diese Angina-pectoris-Beschwerden entwickelt. Hat aber irgendwie nicht so richtig geil gewirkt. Aber als die Studien-Macher die nicht benötigten Medikamente wieder eingesammelt hatten, ist ihnen aufgefallen dass irgendwie viele Männer ihre überschüssigen Tabletten nicht abgegeben hatten. Warum? Weil die halt ne richtig tolle Nebenwirkung hatten, dass sie zwar nicht so toll am Herzen aber dafür weiter unten die äh... Gefäße geweidet hatten.
Mehr Blut im Schwellkörper gleich längere Erektion gleich mehr Spaß für alle Beteiligten! (Man Merke: Viagra hilft NICHT eine Erektion zu bekommen! Es verlängert nur die DAUER der Erektion. Wenn der Penis-Besitzer die aktuelle Situation nicht geil findet kann er Viagra futtern bis er umfällt, einen Ständer bekommt er trotzdem nicht)
Und so wurde aus dem Herzmedikament flugs das neue Wundermittel für äh... leistungsgeminderte Männer und Schlagwort in zahllosen “Brauchste, kaufste Billig!”-Ketten-Mails (bitte niemals das Zeug kaufen, da ist alles drinne von Zucker bis Rattendreck aber bestimmt kein Sildenafil.)
((In Deutschland ist Sildenafil verschreibungspflichtig und wird zum Teil auch bei bestimmten Formen des hohen Blutdruckes eingesetzt die normale Medikamente nicht beheben können. In der Schweiz kann man sie zum Teil frei in der Apotheke in kleinen Dosierungen erwerben))
So. Und jetzt seht ihr bestimmt alle wo es hingeht.
Der Patient hatte einen Herzinfarkt. Normalerweise bekommt man da Schmerzen in der Brust. Angina-pectoris-Beschwerden. Weil ja beim Herzinfarkt ein Herzkrankgefäß zu ist und kein Blut durchkommt. Und Sildenafil  macht ja NO, also tut der so ein wenig wie Nitro-Spray wirken, das Gefäße weit macht und gegen Angina-Pectoris-Beschwerden wirkt. Er hat quasi unbewusst seine Gefäße so weit gemacht, dass er kaum Beschwerden hatte. (der leichte Diabetes hat da auch dazu beigetragen. Diabetes-Patienten haben oft eine Schädigung der peripheren, kleinen Nerven und nehmen deswegen sehr häufig die typischen Schmerzen beim Herzinfarkt nicht wahr)
Aber sein Herz hat trotzdem ja ein Problem im Muskel und der Versorgung und kann nicht richtig arbeiten. Also wird es erst mal schneller und schlägt kräftiger und mit mehr Druck.
Im Katheter hat man dann wirklich einen dicken Herzinfarkt gesehen und mit einen schicken Stent versorgt. Nach 5 Tagen Krankenhaus und 3 Wochen Reha war der Patient wieder zuhause. Eingestellt auf zwei schicke neue Blutdruckmedikamente plus ein Mittel gegen Blutfette, plus 2 Plättchenhemmer (ASS lebenslang, Clopidogrel für 12 Monate).
Dennoch, er hat Glück gehabt und kann sich nun noch viele Jahre seines Lebens mit seiner Partnerin erfreuen. (Mit und ohne Sildenafil ;)
Übrigens: Fun-Fakt zum Schluss: PDE-5-Hemmer helfen nicht nur dass menschliche Teile länger stehen. Eine halbe Tablette im Blumenwasser lassen Schnittblumen bis zu 2 Wochen länger leben ;) So als Ausrede, falls mal jemand das gute Zeug doch mal bestellen muss und nicht der Apotheke sagen will warum XD
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Lustige Fakten zu Amputationen - Teil 2
In Teil 1 haben wir uns hauptsächlich mit traumatischen Amputationen beschäftigt und haben gelernt dass scharfe, glatte Schnitte da besser sind als so n Matsch der bei stumpfen Traumata raus kommt.
Heute geht es weiter mit den nicht-traumatischen Amputationen:
Chirurgische Amputationen - wenn der Chirurg ganz durch schneidet
Als Chirurgische Amputationen bezeichnet man den Verlust von Körperteilen, der jetzt nicht draußen auf der Wiese unter ekligen Nicht-Sterilen Bedingungen Abläuft, sondern unter der grellen OP-Lampe und den scharfen Auge der Skalpell-schwingenden Königsdisziplin der Medizin. *hust*
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Ganz ehrlich? Um den Menschen zu retten.
Fallbeispiel
Stellen wir uns mal einen Menschen vor. Wir nennen ihn der Einfach halber Frido. Frido ist jetzt schon so um die 88 Jahre alt und hat einen Strauß an Vorerkrankungen in seinen langen Leben angesammelt. Unter anderem hat er Diabetes und eine Durchblutungsstörung der Beine. Die Durchblutungsstörung der Beine ist nun schon so weit dass da eigentlich kaum noch was “unten” ankommt. Das merkt Frido nur nicht so wirklich weil der Diabetes ihn schon vor einiger Zeit die kleinen Nerven der Füße im Sinne einer Polyneuropathie so weit zerstört hat, dass er nicht mal mehr merkt dass ihm die Schuhe eigentlich 2 Nummern zu klein sind.
Und auch nicht dass er einen gerissenen Zehnnagel hat.
Und auch nicht dass da an der Zehe sich so eine komische Stelle gebildet hat.
Und auch nicht dass aus der komischen Stelle nun irgendwas raus matscht. Dazu ist der Zeh jetzt rot.
Jetzt ist der Zeh irgendwie ganz weiß. Mehr Matsch.
Jetzt hat der Matsch aufgehört. Der Zeh wird aber irgendwie dunkel.
Der Rest des Fußes wird jetzt irgendwie komisch. Außerdem fühlt sich Frido irgendwie nicht mehr gut. Ist vielleicht das Alter. Aber uh. Ja. Nicht gut. Man sagt das aber nicht den Hausarzt, der macht sich sonst nur so sorgen und springt dann immer so aufgeregt herum und will Blut oder gar einen ins Krankenhaus schicken, das ist viel zu viel Stress für Frido. Geht doch noch alles. Schmerzen hat er ja nicht.
Bis der Hausarzt ihn mal zur Fußpflege geschickt hat die er ja einmal im Quartal bekommt und die medizinische Fußpflege so ganz blass geworden ist und irgendwas krümmelig-schwarzes in der Hand hat und der Schuh auf einmal doch wieder besser passt.
Und äh... er sich plötzlich in der Notaufnahme wieder findet wo ein Haufen Ärzte und Schwestern um ihn rings rum springen, Blut abnehmen und ihn einen Haufen Papiere vor die Nase halten, die er lesen und unterschreiben soll.
Frido’s Fuß muss nämlich ab. Totes Gewebe ist wie ein First-Class-All-Inklusive-Hotel für Bakterien jeder Art und auch wenn der große Zeh hübsch trocken nekrotisiert und abgestorben ist (so weit, dass die Fußpflege das vordere Glied in der Hand hatte), ist der restliche Fuß jetzt hoch entzündet. Durch Durchblutungsstörung kann man da jetzt Antibiotika in den Körper kippen wie man will, da unten kommt nix mehr an. Aber Bakterien können ungehindert immer und immer wieder in den Körper HINEIN und Sepsis (”Blutvergiftung”) auslösen. Und Sepsis = Sehr sehr schlecht, ziemlich sicher Tod für Frido.
Einzige Chance? Amputation des Fußes, quasi die Ursache für die Infektion entfernen. Nicht schön, nicht nett, aber absolut Lebensnotwendig. Frido zögert. Aber unterschreibt schließlich.
Amputationen werden gewöhnlich in Vollnarkose gemacht (auch kein Spaß bei Frido und seinen Strauß an Vorerkrankungen). Erst wird eine Blutsperre errichtet (aka Gummischlauch um den Unterschenkel der dann voll Luft gepumpt wird bis alles so abgedrückt ist, dass unten kein Blut mehr ankommt.)
Dann wird geschnitten. Erst die Haut. Dann Faszien und Muskel. Blutgefäße werden frei gelegt, abgeklemmt, durchtrennt und entweder mit Strom “verödet” oder sorgfältig vernäht. Nerven werden ebenfalls sorgfältig durchtrennt. Am Schluss ist da der Knochen. Der macht Probleme.
Man versucht immer an einen Gelenk abzusetzen aber auf der anderen Seite will man so viel gesunden Fuß erhalten wie nur möglich. Man sägt schließlich den Knochen durch. Aber: Man sägt den Knochen TIEFER im Gesunden durch als Haut, Muskel, Nerven und Blutgefäße.
Aus den überschüssigen Haut, Muskel und Blutgefäßen formt man nämlich den Stumpf des Beines. So dass der Knochen etwas “Polster” hat. Dann wird vernäht, Blutschranke entfernt, nochmal geröntgt ob alles sitzt und dann muss Frido lernen entweder mit Prothese oder nur mit einem Bein zu laufen.
Alles nicht schön. Coole High-Tech-Prothesen gibt’s bislang leider nur in Star-Wars. Zwar kann man mittlerweile schon viel machen (und einige Prothesen sehen echt lebensecht aus) aber es ist trotzdem ein langer und beschwerlicher Weg. So gut wie’s original wird’s nie.
Aber: Ohne die Amputation wäre Frido vermutlich gestorben.
Das ist natürlich nicht der einzige Grund für Chirurgische Amputationen. Ein paar Beispiele sind zum Beispiel:
- bösartige Tumor im Knochen eines Körperteils -> Amputation zur Verhinderung einer Streuung in den Körper
- Riss-Quetsch-Wunde, welches ein Körperteil irreparable zerstört hat aber eben nicht vollständig abgetrennt hat. Manchmal muss man es halt lassen und komplett wegschneiden, Puzzeln nicht mehr möglich.
- Dinge wie Gicht haben ein Gelenk so sehr zerstört dass es quasi nur noch ein einziger Schmerz für den Patienten ist. Da muss dann halt der große Zeh weg, dafür kann der Mensch wieder schmerzfrei laufen
- Wenn der Daumen durch irgendwas zerstört wird (z.B. Opfer einer traumatischen Amputation wurde und nicht gerettet werden konnte weil er z.B. von einem Hund gefressen wurde) dann wird oft ein Großer Zeh “geopfert” aka amputiert um ihn anstelle des Daumens an die Hand zu nähen. Weil ohne großen Zeh können wir prima laufen, ohne Daumen ist so ne Hand schon irgendwie nicht so hilfreich. Und Daumen und große Zehen sind oft ziemlich ähnlich in äh... wie die so funktionieren.
Soweit erst mal zur chirurgischen Amputation.
Es gibt da natürlich noch eine Hand voll andere Arten (Wikipedia zählt noch Amputationen im Zuge von Ritualen, im Zuge von Bestrafungen und konnatale aka im Mutterleib stattfindende Amputationen auf. Letzteres ist wenn sich z.B. Schnürringe bilden und sich super fest um ein Körperteil wickeln bis das eben abstirbt. Sind jetzt eher selten. Wer sich für interessiert: https://de.wikipedia.org/wiki/Amniotisches-Band-Syndrom hier ist der Link zu dem Wikipedia-Artikel.) aber ja, Chirurgisch und Traumatisch sind für die meisten von uns die eher relevanten Arten der Amputation.
Okay, Ein Körperteil ist Ab. Was passiert jetzt?
Wie gesagt, was jetzt passiert hängt davon ab ob man das entsprechende Körperteil retten kann oder nicht. Schnell gerettetes und Spitz/Scharfe Amputationen können meist gut wieder angenäht werden. Fangen wir also mal mit dem Ideal-Fall an:
Was passiert nach einer solchen OP, wenn das abgetrennte Körperteil wieder angenäht wird?
Erst einmal... recht langweiliges Standard Zeugs.
Der Patient bleibt erst mal ein paar Tage im Krankenhaus. Blut wird abgenommen und gecheckt. Wenn es eine OP war, wo der Patient viel Blut verloren hat (erinnert ihr euch? ca 1 Liter in 1 Bein) bekommt dieser Erythrozyten-Konzentrate (je 0,5l rote Blutzellen aus Blutspenden. Wenn’s schnell gehen muss ist das 0-Rhesus-negatives Blut, wenn man Zeit hat gibt’s Kreuzblut mit der Blutgruppe passend zum Patienten. Fun Fakt: A-Positiv ist das häufigste Blut in Deutschland, dicht gefolgt von 0-Positiv. B-Positiv ist mit ca 9% schon recht selten, AB positiv mit 4% schon selten. Dass viel-begehrte 0-Negativ ist da mit 6% etwas häufiger. Seltenstes Blut ist tatsächlich AB-negativ). Wenn man jemanden EKs gibt, muss Blut auch regelmäßig kontrolliert werden. Dazu behält man Entzündungswerte im Auge, sowie ein Haufen anderer Sachen. Außerdem erhält der Patient für eine Weile Antibiotika Post-OP (ihr glaubt gar nicht wie viele Leute sterben würden, wenn NICHT JEDER während der OP Antibiotika bekäme. BITTE BITTE SAGT IHREN ANAESTHESISTEN WENN IHR ALLERGIEN HABT!) sowie Schmerzmittel (Nicht-Opioid + Opioid. Morphin eher nicht, ist zu schwach, aber abkömmlinge vom Morphin sind häufig. Nicht-Opioide sind meist Novamin oder Paracetamol. Wenn Schmerzmittel runter gefahren werden wird IMMER beim Opioid angefangen. Nicht nur wegen Abhängigkeit sondern weil Opioide a) Atemdepressionen machen aka der Körper is so der Meinung dass man jetzt nicht unbedingt atmen muss wenn man schläft, und b) Verstopfungen macht.
Und glaubt mir, niemand will diese Verstopfungen. Dr. House mit seiner Vicodin-Abhängigkeit muss vermutlich täglich ne ordentliche Dosis Laxansien nehmen, damit sich da irgendwas bewegt. Ein Aspekt von Opiaten, der gerne in den Medien äh... so weg geschwiegen wird.
Jedenfalls, zurück zu unseren erfolgreich-operieren-Menschen.
Haut wächst für gewöhnlich in 1-2 Wochen zusammen. Fäden oder Klammern können meist nach 12-14 Tagen nach OP gezogen werden. Oft fängt vorher schon Physio- und Ergotherapie an. Der Mensch muss quasi wieder lernen wie man dieses Körperteil benutzt. Raus aus dem Bett und bewegen so viel und gut es geht!
Je nach dem kann das recht fix gehen, so ein paar Wochen. Kann aber auch wesentlich länger dauern. Außerdem können sich Schmerzen entwickeln, die von den durchtrennten Nerven her kommen. (Btw normale Schmerzmittel helfen da selten. Lieber werden spezielle Medikamente gegen Neuropathien also gegen Nervenschmerz genommen. Und nein, Opiate sind da nicht immer Mittel der 1. Wahl. Hört nicht auf die Amis!)
Nach Krankenhaus-Entlassung muss da aber trotzdem immer noch regelmäßig der Chirurg und der Hausarzt drauf gucken. Kann trotz allem immer ein Gefäß aufgehen und bluten oder mühsam vernähtes absterben.
Ähnlich sieht es übrigens beim Patienten aus, der Teile oder das komplette abgetrennte Körperteil verloren hat. Es wird beobachtet, Verbände gewechselt, Blut genommen und gehofft dass alles am Leben bleibt.
Abstoßungsreaktionen?
Ah, ne. Das ist es hier nicht. Es wird ja Körper-Eigenes angenäht, nicht was fremdes. Aber selbst bei optimal angenähten kann es immer sein, dass der Zelltot im Körperteil bereits so weit fortgeschritten ist, das alles halt abstirbt anstatt weiter zu leben.
Bei kompletter Amputation ohne Wieder-Annähen-Option und wo ein Stumpf am Schluss bleibt ist die Narbe am Stumpf die Schwachstelle. Das muss 100%-ig zusammen wachsen und auf gar keinen Fall infizieren! Deswegen gibts Antibiotika und regelmäßige Wundkontrollen BEVOR man anfängt eine Prothese anzupassen.
Fun Fakt Bonus Runde
- Großes Problem bei Stümpfen sind Pilzinfektionen weil da wo die Prothese aufliegt es dunkel, warm, feucht und muckelig ist. Also PERFEKT für Pilze. Hautpilze sind außerdem fies zu behandeln. Regelmäßige Hygiene auch für die Prothese ist PFLICHT.
- anderes großes Problem bei Stümpfen sind Druckstellen.
- Problem bei Gliedmaßenverlust mehr als 1 Finger: Gleichgewichtsprobleme. So ein Arm oder gar ein Bein wiegt schon einiges und unser Körper ist nun mal mehr oder weniger Symmetrie bei Gewichtsverteilung und so gewohnt. Auch bei Armverlust ist Laufen-Lernen am Anfang etwas komisch.
- Anders als bei den Amis kann man in Deutschland nicht einfach so Körperteile mit nach Hause nehmen. Alles was mal so am/im Menschen war und lebte, ist offiziell B-Abfall und muss gesondert und ordentlich entsorgt werden. (aka wird verbrannt). Nierensteine und Gallensteine sowie Zähne sind nicht das Problem. Aber ja, Gliedmaßen? Geht in diese tollen großen gelben Container und damit dann in die Verbrennungsanlage.
- Unser Körper geht relativ meh mit Gliedmaßen generell um. Wann immer bei unser Gehirn der Meinung ist es liegt ein vitaler Notfall vor, wird Blut IMMER generell erst mal ins Zentrum geholt. Ein Mensch kann prima ohne Arme und Beine leben, ohne innere Organe und Kopf dagegen nicht so prima. Unser Hirn ist SEHR pragmatisch was so Überlebens-Zeugs angeht. Unser Großhirn mit so neumodischen Kram wie Bewusstsein ist im Vergleich sehr jung und komisch. Ist im Zweifelsfall übrigens für den Rest auch nicht so wichtig. Auch wenn das Großhirn für das Großhirn irgendwie wichtig ist.
- Weichteil-Infekte STINKEN GEWALTIG. Man riecht das schon vom Gang aus. Gute Wundversorgung und Pflege ist PFLICHT.
- Grundregel der Chirurgie: Schneide bis es blutet. Wo kein Blut, da auch kein lebendiges Gewebe
- Andere Grundregel der Chirurgie: Wo Eiter ist muss Eiter fließen. Aka wenn’s irgendwo gelblich suppt, muss aufgeschnitten werden bis ALLES RAUS IST.
- Ich sage immer “Schau auf die Füße, da erkennst du die Qualität der häuslichen (oder Pflegeheim) Pflege. Beispiel Frido ist mir ähnlich ein paar mal untergekommen. Man packt mal nichts-ahnend die Füße aus weil das nun mal zu so ner Eingangs-Untersuchung im Krankenhaus dazu gehört und dann hat man plötzlich nen krümmeligen halben Zeh in der Hand. Ew.
- Maden sieht man recht selten aber kommt vor. Nicht schön.
- Maden werden in kleinen Säckchen aber auch gezielt zur Wundpflege eingesetzt. Die fressen quasi alles tote weg und lassen das lebendige stehen. Coole Sachen. Nur Säckchen sollten auch gut verschlossen sein. Die kleinen Viecher sind Ausbruchs-Künstler.
- Es gibt mittlerweile Desinfektionsmittel das nicht brennt.
- Alkohol-Narkosen werden niemals wirklich jemanden durch eine Amputation bringen. Es sei denn er hat so viel Alkohol getrunken dass er komplett hinüber pennt. Dann hat er aber vermutlich eher ein akutes Alkohol-Vergiftungs-Problem.
- Phantom-Schmerz ist der Nervenschmerz wenn die Nervenzelle im Rückenmark irgendwie noch den Eindruck hat “Hey, müsste da nicht am Ende von meinem Ausläufer ein Signal kommen? Hmmm... ich feuer einfach mal nach oben”. Das Hirn bekommt also irgendwie komische Werte, zuckt mit den Schultern und ist so wie “Also wenn da was von Nervenzelle L5 kommt, muss es schon irgendwie der Fuß sein... vermutlich Schmerz? Eh, ich geb hier mal Schmerz ein”. So kann etwas schmerzen, was gar nicht mehr da ist.
- Man kann übrigens tatsächlich auch Arme, Beine und so weiter von anderen Leuten an einen Menschen nähen. ABER: es muss von diversen Sachen her passen. HLA ist dabei das wichtigste. Dann muss natürlich auch gerade der passende Arm zur richtigen Zeit (wir erinnern uns: 6 Stunden Fenster) da sein. Sind meist eher seltene Zufälle dass das funktioniert.
Und damit würde ich sagen haben wir heute erst mal genug gelernt :) Bei näheren Fragen mach ich auch noch einen Teil 3 hierzu :)
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Lustige Fakten zu Amputationen - Teil 1
Eine Amputation ist der Verlust eines Körperteils. Ist glaube ich jeden der hier draufklickt soweit klar. Aber so einfach wie man denkt ist das ganze Thema nicht, weshalb ich denke, dass es ein ganz nettes Thema ist um mal einzusteigen.
Also, wie äh... geht das jetzt mit ner Amputation?
Erst mal fangen wir bei der Ursache der Amputation selbst an. Die häufigsten 2 Formen der Amputation (zumindest in Deutschland) ist die traumatische und die chirurgische.
Traumatisch ist irgendwie klar. Irgendwas passiert (meist unfall-mäßig) und ab ist das gute Stück. Kann Scharf/Spitz verlaufen (aka Messer, Axt, scharfe Kante von z.B. einem Kühlschrank, Säge, ein sich hinreichend schnell bewegendes Stück draht) oder stumpf (z.B. durch die “flache Seite” des Kühlschranks, Autofür, Kühl-Tür, Feuerschutz-Tür (generell Türen, Türen sind gefährlich!), Stein (mit entsprechendem Gewicht und/oder Geschwindigkeit) oder auch einen Autoreifen) passiert. Im ersten Fall wird das entsprechende Körperteil sauber abgetrennt/geschnitten während im letzteren Fall das ganze eher eine Riss-Quetsch-Verletzung ist die halt so sehr gerissen und gequetscht ist, dass am Schluss nix mehr da war, was weiter reissen oder gequetscht werden konnte.
Es gibt da natürlich noch die Zug-Reiss-Verletzungen (Vierteilen ist ja aus der Mode gekommen aber so bestimmte industrielle Maschienen bekommen auch noch gut Finger, Hände und Füße gut aus einen Menschen gerissen) aber die sind aktuell eher selten hierzulande.
Entsprechend des Unfall-Hergangs (oder äh... je nach dem was das Mittel der Wahl war, wenn es kein Unfall war) ist es mehr oder weniger kompliziert das entsprechende Körperteil wieder mit dem restlichen Körper zu vereinen. Faustregel hierbei: Je schärfer das Trauma und je schneller aufm OP-Tisch desto besser. Dazu aber später mehr.
Wichtig in jedem Falle:
- Selbstschutz!
- Unfallstelle sichern
- 112 anrufen (wichtig: Wer spricht, Wo seit ihr, Was ist passiert, Wie viele verletzte gibt es und in welchen Zustand sind die verletzten?)
- Blutung stillen wenn möglich (dazu gleich mehr)
- Körperteile einsammeln und wenn vorhanden auf Eis legen (auf Eis halten sich die meisten Körperteile gut und gerne 6 Stunden)
- Verletzen im Auge behalten. Manche denken sie können mit nur einem Bein weiter laufen und so schlimm das doch nicht, aber sie irren sich und sind in dem Zustand äh... nicht ganz so zurechnungsfähig. Auch wenns nicht so sehr blutet. Auch wenn’s aktuell nicht so weh tut. Adrenalin ist ne coole Sache. Leider nur nicht so auf dauer.
FALLBEISPIEL
Leider nicht selbst erlebt aber nen Bekannten passiert: Motoradfahrer (liebevoll “rollende Organspender” in bestimmten Kreisen genannt) mit Hochgeschwindigkeitstrauma (aka Unfall mit hoher Geschwindigkeit... je nach Quelle bekommt man da werte ab 30km/h (ja ich weis) und 60 km/h raus (ja ich weis das erscheint sehr wenig aber die Kräfte sind enorm! Also denkt dran, nicht die Geschwindigkeit ist gefährlich sondern der plötzliche Stillstand! Schnallt euch an und Airbags sind toll!).  Wo waren wir? Ah ja, junger Mann mit Hochgeschwindigkeitstrauma. War an einem schönen Sommertag unterwegs, von der Straße abgekommen und so halb unter, halb durch eine Leitplanke. Welche ihm bei so ca 80-100 km/h aufprallgeschwindigkeit sauber das eine Bein so auf Höhe mitte Oberschenkel durchgetrennt hat. Das heißt wir hatten hier einen klassischen Fall von scharfer Amputation. Ein glatter, sauberer Schnitt einmal durch. Gute Lederkombi hatte da auch keine Chance. Wer ne Käseschneide zuhause hat, kann sich das jetzt bildlich gut vorstellen.
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So ungefähr schaute dass dann aus wenn man auf das Bein schaute. Nur äh... in Farbe, ohne Beschriftung, mit ner schicken (nun kaputten) Lederkombi-Hose rings herum und natürlich so n bissel blutig.
Werkt ihr was? Ich sagte “so n bissel blutig”. Aber da sind doch MEHERE große Blutgefäße! Fette Arteria femoralis, das müsste doch ne Spritzblutung geben weil aterielle Blutung! Außerdem ist in so nem Bein doch locker ein Liter Blut drinne, also so ungefähr ein sechstel des gesammten Blutes. Das matscht doch jetzt da rum!
Ja, erinnert ihr euch an Adrenalin? Das gute Zeug macht nicht nur das Herz n guten Ticken schneller, es wirkt auch hervoragend vasokonstriktorisch aka es lässt Gefäße sich zusammenziehen! (warum? Weil Radius einen Gefäßes um faktor hoch vier proportional zu Flussgeschwindigkeit steht. aka enge Gefäße = höhere Fließgeschwindigkeit = mehr Druck) Also es läuft also: Schock -> Nebennierenrinde freakt complett aus und wird kräftig ausgequetscht -> Adrenalin-Flut-Party im Körper -> Vasokonstriktion im Bein + kräftig Opiate im Hirn -> kein Schmerz und so leichte Verwirrung bis hin zu so leicht Banane sein.
Die Folge des Falls war also dass der junge Mann so völlig verwirrt auf der Straße saß und sein Bein betrachtete, was so ca einen halben Meter weiter weg lag, als es so sollte. Sein Hirn war gerade massiv mit allem geflutet was so geht und kam zu den Schluss dass da irgendwas nicht stimmt aber war nicht in der Lage so richtig zu checken was und warum an dem Bild nicht stimmte. Bluten tat er so gut wie gar nicht weil Adrenalin sehr effektiv seine Gefäße verschlossen hatte. Er hatte dann beim Eintreffen der Rettungskräfte ein wenig verwirrt versucht sein Bein wieder mit seinen Körper auf eine Linie zu bringen, war aber nicht so ganz in der Lage zu erkennen warum und was da nicht so richtig ging.
Kollegen haben darauf hin Mann und sein Bein eingesammelt, ihm ne gute Blutsperre am Bein gesetzt und ihn mit guten künstlichen Opiaten (Fentanyl ist aktuell das Mittel der Wahl, ist ca 125 mal so stark wie Morphin, ist n cooles Zeugs sag ich euch!) versogt weil die körpereigenen Stoffe nicht so lange halten (Adrenalin und eigene Opiate halten so ca 10-15 Minuten, bei manchen Leuten mehr oder weniger natürlich) und dann kam alles zusammen mit Blaulicht ins krankenhaus wo die lieben Unfallchirurgen (übrigens: Orthopäde und Unfallchirurg wurde in den letzten Jahren zu einem Facharzt zusammengelegt) in mühseeliger Kleinarbeit Bein und Mensch wieder vereinten. Soweit ich weis läuft der gute Mann jetzt wieder, Motorrad fahren tut er allerdings nicht mehr ;)
Insgesamt hatte er Glück gehabt: scharfes Trauma, junger Mensch und schnelle Hilfe haben ihn sein Körperteil erhalten.
Was ist jetzt aber mit den Stumpfen Traumatas?
Ja äh... die sind schlechter.
Erinnert sich wer an das Bild hier?
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Das ist die Folge eines stumpfen Quetsch-Trauma. Anders bei scharfen Traumata wo Knochen, Nerv, Muskel und Blutgefäße sauber durchgetrennt werden, ist so n stumpfes Trauma ein einziges Chaos. Der Knochen wird halt irgendwo gebrochen, meist in eine Trümmerfraktur aka lauter Kleinteile (und keiner hat Lust auf DAS Puzzle), Blutgefäße, Haut und Nerven einfach irgendwo abgerissen und die Haut ist meist das, was am rissfestesten ist. Eine Amputation durch stumpfes trauma ist meist eine ziemliche schweinerei und schwierig wieder zusammen zu bringen.
Meist ist hier keine vollständige Rekonstruktion möglich. Man puzzlet den Knochen zusammen, nagelt und verschraubt was so geht (und wo man überhaupt nen Nagel oder ne Schraube rein bekommt), schneidet meist Haut grozügig weg und schaut was vom Muskel zu retten ist (erstaunlicherweise meist recht viel wenn nicht komplett zerfetzt) das eigentliche Problem ist aber meist das Blutgefäß und der Nerv.
Blutgefäße müssen sauber freipräperiert werden, dann wird häufig beide enden “sauber” geschnitten aka dafür gesorgt dass beide enden sauber und glatt sind und dann beide Enden miteinander vernäht (unter Einsatz von Lupen und viel Fingerspitzengefühl).
Aber das eigentliche Problem ist der Nerv. oder sagen wir es so: Der Ausläufer vom Nerv.
Die tatsächliche Nervenzelle sitzt irgendwo im Rückenmark und chillt. Das, was wir als “Nerv” kennen ist eigentlich nur ein langer Ausläufer vom Nerv selbst. Der ist mal während der Embryonalentwicklung unter Hilfe von diversen Signalstoffen gewachsen und unser Hirn hat mühseelig in der Kindheit gelernt wie man das mit der Steuerung macht. Tja und jetzte ist quasi das wichtige Kabel kaputt. Abgerissen. Man kann den Ausläufer wieder annähen (mit noch feineren Lupen und viel mehr Fingerspitzengefühl) aber keiner weis vorher, ob das jetzt wirklich wieder zusammen wächst und weiter geht.
Der Nerv im Rückenmark kann theoretisch natürlich nen neuen Ausläufer machen oder den alten Ausläufer etwas verlängern (sonst könnten wir ja gar nicht wachsen ;) ) ABER: Ohne diese Spezial-Signal-Stoffe weis der Nerv nicht so richtig wohin er wachsen soll und unser Gehirn weis im schlimmsten Fall dann nicht mehr so richtig was es jetzt mit den komischen neuen Signalen machen soll. (dazu gibts noch eine Menge Probleme und Komplikationen die da auftreten können selbst wenn die OP selbst ein großer Erfolg war)
Um es etwas einfacher zu machen:
Bei stumpfen Traumata ist meist das abgetrennte Körperteil nicht mehr vollständig zu retten. Bei dem Beispiel da oben?
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Es sieht sehr brutal aus... und das ist es auch. Man musste hier die gesamte Mittelhand entfernen. Der Mann hier hat jetzt nur noch Radius und Ulnar und DIREKT DA DRAN 2 Finger. Weil der Rest schlicht nicht zu retten war.
Also, Take-Home-Message für Heute:
- Amputation = Verlust eines Körperteils
- traumatische Amputationen kann man in scharf und stumpf unterscheiden
- scharf = sauberer Schnitt, meist einfacher zu retten, oft mit Vollständigen Erhalt des Körperteils verbunden wenn schnell genug im OP-Saal
- stumpf = Riss-Quetsch-Verletzung und oft mit Verlust von mehr oder weniger des Körperteils verbunden weil einfach zu matsch für Chirurgen
- Körperteil auf Eis und zusammen mit Menschen SCHNELL ins Krankenhaus!
- Niemals die Wirkung von Körpereigenen Opiaten und Adrenalin unterschätzen!
- Niemals die WIRKDAUER von körpereigenen Opiaten und Adrenalin überschätzen
Mehr gibt’s im Teil 2, wo wir uns mit mehr interessanten Fakten beschäftigen und uns Themen wie chirurgische Amputationen, Versorgung nach der OP und Spätfolgen beschäftigen. :)
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Eingangszeugs
Dies ist ein Blog zu beantworten von Fragen zur Medizin, die man sonst nie stellen kann, die man nicht gegoogelt bekommt, ein paar Fallbeispiele aus meiner Erfahrung sowie der Ort, an denen ich Zeugs zusammenfasse während ich für meine letzte große Prüfung lerne.
Wer fragen hat darf Fragen stellen und ich werde versuchen alles so gut wie es geht zu beantworten.
Leider wird hier alles auf Deutsch laufen weil mein Medizin auf englisch nicht so gut funktioniert. Wenn ich viel Zeit und Hirn-Freiraum habe könnte es aber das eine oder andere auf englisch geben. Sonst bleib ich erst mal auf deutsch. 
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