#worübermanschreibt
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wortspielraum · 5 years ago
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Worüber man schreibt
Du schreibst aus dem Atem... was liegt hinter dem Atem, frage ich mich... was füttert diesen Atem, der erzählt?
Der Glaube. Wenn man sich nicht gezielt einem bekannten Glauben zuspricht, welcher Glaube ist es dann? Ich spüre das Wort Naturgesetz in mir hochkommen. Da gibt es aber sicher noch mehr.
Unser Leben sei im Ganzen poetisch, dort wo fruchtbar und weniger fruchtbar. Ein Gedanke der mich trifft. Die Akzeptanz der unfruchtbaren Teile des Lebens, die oft auch unverschuldet in uns eingekehrt sind. Immer wieder in dieser Faszination, dem Streben, dem Bewegen zwischen diesen scheinbaren Gegenpole, die uns begegnen.
Im April 2017 war ich auf einer Konferenz in Barcelona. Der Raum wurde dunkel, eine Frau auf der Bühne, ein Avatar ihrer Stimme. Sie erzählte von uns als Kinder, als unbeschriebene Blätter die vertrauensvoll frei nach Erfahrungen suchen. Mit dem Verständnis nach bedingungsloser Liebe. Wir werden von Erfahrungen beschrieben. Wir werden Geschichten. Dessen müssen wir uns bewusst sein, um immer wieder kreieren zu können. Bei mir macht sich seit dem immer wieder diese Rückkehr in diesen Moment auf, wo ich dachte: Die Rückkehr zum weißen Blatt. Zu dem nicht Bewerten von Erfahrungen. Und ich sehe die Wahrheit in Dingen als diese Geschichten. Diese verwobenen Erfahrungen in die man sich immer wieder versucht unbeschrieben zu begeben. Dabei hilft mir das Spielerische.
Joan Didion sagte: “We tell ourselves stories in order to live.”
Wollen wir also Geschichten oder nicht? Ich sehe deine Klarheit und die Aufgabe rein zu schreiben, dem Leben würdig. Um sich kontinuierlich dem Schönen und Guten zuwenden zu können. Frei zu sein. Das ist Freiheit in einer Berufung, die du gefunden hast.
In dem unendlichen Raum der Worte, des Glaubens und der Erfahrungen hält uns genau das zusammen. Die Rückkehr auf eine Vereinfachung. Eine Brille, die Unterschiede zu Gemeinsamkeiten macht.
Mir geht es mit dem Schreiben um eine Art Nachfühlbarkeit. Ich möchte Menschen in ihre Erfahrungen reinholen. Die Methode dafür kommt oft über Nebeneingänge, spielerisch, damit so oft nicht die erkennbare Absicht die Erfahrung beim Lesen meiner Texte blockiert. Der Spieltrieb ist an, und Menschen können dadurch etwas sehen, dass ihnen sonst vielleicht oft nicht gelingt. Ich versuche die Balance der mystisch, undefinierbaren Seite in mir und der ehrlichen, direkten, kindlichen Seite zu finden. Beides soll Platz finden nebeneinander.
Sind Texte somit nicht unsere Geschichte der Wahrheit?
Meine heutige Kunstkreation für die Uni zum Thema Isolation. Ich habe sie “Refugio” betitelt. (1x drehen)
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