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#winfried bullinger
fabiansteinhauer · 11 months
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Bild- und Rechtswissenschaft
1.
Winfried Bullinger: Nüchtern angewandte Bild- und Rechtswissenschaft, die nicht von selbst ins Anthropologische ausschlägt, sondern durch Registrierung und Formatierung, also durch Kulturtechniken, die Bullinger durch weitreichende Routinen, Fleiß, Talent und gründliche Vorbereitung beherrscht. Er selbst nennt das Vorgehen schlicht Stringenz, gut gesagt.
Sind Winfried Bullingers gründliche Register schon Klassifizierungen, Sortierung oder Kategorisierungen? Sammlungen sind's, und die haben bei ihm ein Sagen, keine Botschaft. Das Verfahren der Registrierung und Formatierung bestimmt das Bild, insoweit hat das Sammeln das Sagen. Und es bleibt was Sagenhaftes im Verfahren, es lässt den Bildern ihren Raum entwickeln, von mir aus Spielraum.
Bullinger zeigt zweierlei: Etwas, das begrifflich mit Behausung und Architektur (also in und mit Spannbreite) eingefangen werden sollte. Er zeigt insoweit mehr oder weniger nomadische, mehr oder weniger stabile/unbeständige Stätte [sic]. Zweitens zeigt er Menschen, die ebenfalls mehr oder weniger stabil/unbeständig einen Platz an einem Ort mit Anspruch auf Welt einnehmen und die auf den Fotos leicht (auf ungesicherte Weise) an Gebärden oder Posen geraten. Sie halten sich, manche wollen wohl auch Haltung.
Immer gibt es bei Bullingers Bildnissen einen dichten Kontakt zwischen Blick und Bild, eine intensive Beziehung zwischen dem Menschen und dem Apparat, den Bullinger nach Ostafrika mitschleppt, um Menschenbilder einzufangen. Bullinger beschreibt seine Aufnahmen unter anderem als Aufnahmen von Rändern der Macht. Neben der großen Sorgfalt und Disziplin, die er auf seine Arbeit verwendet ist es vor allem die strenge und fokussierte Zweiteilung, die mich an seinem Werk fesselt.
2.
Quid est roma? Contubernium romanorum: Mit dieser kurzen verwaltungsrechtlichen Formel aus dem stöbernden Material der notitia dignitatum, die den Menschen über unbeständig zusammenhaltende Stätten und diese Stätten über Bewohner ,oder (in einem schwachen, niederen Sinne) 'Statthalter' erfasst kann man auch noch Bullingers Zweiteilung beschreiben. Diese 'Statthalter' vertreten keinen Souverän, aber im niedrigen und schwachen Sinne sind sie, was sie sind und bleiben leicht verwechselbar mit dem, was sie nicht sind. Diese unsouveränen Statthalter halten kooperativ in einer Stätte, also mit ihr, und unsicher ist, wie weit das reflexiv, transitiv, transgressiv ist.
Für die Übersetzbarkeit in römische Formeln, Fragen und Antworten sorgt Bullinger unter anderem dadurch, dass er am Exotischen nicht interessiert ist und es, wenn es ihm einmal in den Aufnahmeprozeß gerät, nicht zum Bildnis oder Bild durchdringen lässt. Gut, da steht eine Frau mit einer Waffe, aber Bullinger würde sie so auch fotografieren, wenn die Waffe eine Handtasche wäre. Der Mensch und die Behausung, die Stätte und das Halten darin, also dasjenige was über Posen, Gesten und Gebärden manchen anspruchvollen Leuten gleich auch Haltung sein soll, obschon es doch zuerst und zuletzt vorübergehendes Halten ist, das bezieht Bullinger dicht aufeinander. Wie die Stätten auf seinen Bildern nicht den Hebel umlegen und Städte werden, so legen die Menschen hier den Hebel nicht um und lassen ihr Halten zur Haltung werden. Und dass alles passiert in der Stringenz, in einer stengen Formatierung der Bilder und Bildnisse, in der alles Methode und Verfahren ist. Das ist einer der Punkte, aus denen Bullingers Arbeiten ihre Spannung beziehen. Dass man nicht weiß, wozu und wo überhaupt diese Bilder und Bildnisse zu hängen seien, das spricht für sie.
Er bisserl römisch-katholisch könnte er schon sein, der Bullinger Winfried, einen gewisses Ergänzungswünschen scheint er zu haben. [Jetzt kommt was Uninteressantes, ich will es aber sagen:] Ich find's super.
3.
Rechtswissenschaft ist unter anderem ein Studium für die halb- bis vierfünftel Begabten und diejenigen, die was können, ihr Können aber nicht an ihre Fragestellung anschließen und vielleicht auch darum aus beidem keinen Beruf entwickeln, dafür aber jenes Geschäft ergreifen, in dem man fremder Leute Angelegenheiten ergreiftund zu übernehmen behauptet (was seltsamerweise auch als Beruf durchgeht).
Man findet also viele malende, musizierende, bastelnde und reimende Juristen. Bullinger verknüpft seine Begabung mit seiner Fragestellung (jener Fragestellung, von der jeder Mensch jeweils nur eine, ganz selten mal zwei hat und die im Satz ausformuliert eher fade erscheint). Gleichzeitig hält er seine Tätigkeiten auseinander. Kein Tag und Nacht ohne Linien, keine Linien ohne Wellen, keine Wellen ohne Kippen: Mal ist Bullinger einer der Anwälte, die man Topanwälte nennt, dann arbeitet er in Berlin bei CMS. Dann arbeitet er in Ostafrika und macht dort erstens Bildnisse, zweitens Bilder.
An denjenigen Max-Planck-Instituten, die zum Recht arbeiten, kristallisieren sich langsam, sehr langsam, Ideen, eine Ausstellung zum Recht zu machen. Wenn man das macht, soll man es richtig machen. Das heißt zum einen, zu versuchen, den Stricken und Fallen einer Propaganda zu entgehen, wie sie sich beim Aufbau des Forums Justiz in vertrauten Mustern der staatlich geförderten und anerkannten Staatsferne zeigen. Zum anderen ist man schnell mit dem Geheuer ambitioniertes Hobby konfrontiert, mit Juristen, die irgendwas im Umfeld von Gesetz und Gewalt rechtfertigen oder ihm die Rechtfertigung verweigern und danach in gymnastischen Übungen so Leinwände streicheln, wie andere Golf spielen oder schwimmen gehen. Die Dilletantische wird begrüßt, wenn es denn dezidiert anti-akademisch, also mit Spitzen daherkommt: aber: der Maßstab kann nur die Frage sein: Schließen sie das, was sie können, an ihre Fragestellung an (an jenes Stückchen Bewegung, das man auch als Treiben und von mir aus auch als Triebfeder beschreiben kann) und von dem jeder Mensch wie gesagt jeweils nur eine, ganz selten mal zwei hat.
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winfriedbullinger · 5 years
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koerperlich · 6 years
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Winfried Bullinger Maassai, 2014
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wsrnnova · 5 years
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Winfried Bullinger
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notitleref · 5 years
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Winfried Bullinger.
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southsud · 10 years
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PORTRAIT, NUER, 2011 by Winfried Bullinger
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manufactoriel · 10 years
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Portrait, Batwa 2013 by Winfried Bullinger
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rubbernecked · 12 years
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no mad
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winfriedbullinger · 7 years
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Somali2018
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winfriedbullinger · 5 years
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winfriedbullinger · 5 years
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winfriedbullinger · 7 years
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Excerpt from/Ausschnitt aus WINFRIED BULLINGER; AT THE EDGES OF POWER/AN DEN RÄNDERN DER MACHT; Mit einem Text von/With a text by Hubertus von Amelunxen, HATJE CANTZ 2017
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winfriedbullinger · 6 years
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Winfried Bullinger, Portrait, Tschad 2018
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winfriedbullinger · 5 years
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winfriedbullinger · 5 years
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Winfried Bullinger
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winfriedbullinger · 5 years
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Winfried Bullinger, Kaukasus, Georgia
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