#sein Blut kocht doch jetzt schon sichtlich
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ringsy-flamingsy · 2 years ago
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Bambi: Guys, I don't know what the worst-case scenario looks like anyway. I just want us to think about who could take over which task.
Ringo: Okay, so you mean you could repair cars, for example?
Bambi: Yes, and you are good with computers and networks. Sina is a good doctor, Paco is a good physio. That can all be important for survival in an emergency.
Easy: And me?
Bambi: You?
Easy: Yes?
Bambi: You are a good photographer and have a kiosk.
Easy: And that doesn't make me important in case of an emergency? Right?
Bambi: No, not exactly.
Easy: So I can't do anything to ensure the survival of the group. That's what you think, isn't it?
Ringo: Can we stop with the bullshit for a second?
Maik: Why? It's a legitimate question.
Bambi: No, Easy, you couldn't do anything that would help us survive. You decided yourself not to have children.
Easy: I have decided? What does that mean? Just because I'm gay I'm useless?
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a-noble-lie · 7 years ago
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04: HIRAETH
[Subst. m.], walisisch - die Sehnsucht nach einem Ort, an den man nicht zurückkehren kann
4. August 1998, England, Sussex
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Sie konnten reingehen wann immer sie wollten, aber das taten sie nicht. Blake saß auf einem Stuhl, an die Außenwand der Hütte gelehnt und legte seinen Kopf zurück, seine Augen hielt er geschlossen. Noch nicht sehr lange, aber immerhin seit einer Weile. Sie schwiegen und nur das unbescholtene Kreischen der Eulen, das Heulen des Windes und das leise Rascheln der Blätter war zu hören. In Blakes Innerem nagte die Angst und der Unwille, seine Frau und Kinder zu verlassen, jede Faser seines Körpers sträubt sich dagegen, fort zu sein, wenn seine Familie ihn brauchen sollte. Er öffnete gerade rechtzeitig die Augen, als Raven ihm einen Blick rüber warf. Blake vermutete, dass sie ihn seit Längerem beobachtet haben musste. Der Himmel hing voll mit Sternen und der Mond war still und unvollkommen. Eine Silhouette zeichnete sich vor dem Firmament ab und Blake konnte im Mondlicht ihr Gesicht ausmachen. Sie hatte sonst so angenehm anzusehene, entspannte und gütige Züge. Diesmal lag ihre Stirn in Falten, eine gewisse Anspannung um ihr Kinn herum. ”Gib auf dich acht. Komme unversehrt wieder zu uns zurück.”, erhob sie die Stimme zum ersten Mal, sie klang einfühlsam und bestimmt. Sie wollte ihm vertrauen und versuchen, sich nicht zu sehr zu sorgen. Ihr Lächeln hing etwas schief, traurig. Ihm wurde das Herz schwer, sobald er daran dachte, dass er alles, was ihm so lieb und teuer war, für das Unbekannte aufgeben wird. ”Ich schwöre es dir. Ich werde zurückkommen, wenn die Aufgabe erfüllt ist, du wirst sehen. Sorge dich also nicht wegen mir.”, er zog sie zu sich, bevor sie sich hinunter beugte und ihre Lippen auf seine legte. ”Gefahren haben dich nie aufgehalten.”, sie legte ihren Kopf in seine Halsbeuge und er nahm sie in den Arm. Irgendwas hing in der Luft, das noch gesagt werden mochte, das bereits zu einem Gedanken geformt war. Keiner sprach die Möglichkeit an, dass er nicht mehr heim kommen könnte. Es blieb ungesagt. Er lächelte bitter.
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Draco starrte die Decke an und wartete, bis entweder der Schlaf ihn übermannte oder die scheinbar ewigen, dunklen Stunden endlich dem grauen Himmel wichen. Es fühlte sich an, als würde die Stille ihn erdrücken und gerade dann kam ihm der Raum so leer und groß vor, als würde jeder Quadratmeter sich in alle Richtungen ausdehnen.
Er hatte Angst vor der Ungewissheit, es lähmte ihn, machte seine Arme und Beine schwer. Er fühlte die Last des Mordes. Bei dem Gedanken verknoten sich seine Gedärme, am liebsten würde er stöhnen und sich zusammenkauern, auf den Boden kotzen. Er hatte Angst vor dem Einschlafen, nur um dann in einer Welt aufzuwachen, in der er mit seinem Fehler leben musste. Dem Übel, das er der Welt bereitete. Dass nichts von dem hier wahr war und sich sein Unterbewusstsein, das so sehr zur Schuld und Reue getrieben wurde, eine seltsame Person in Form von Atticus ausdachte, nur um ihm alles zu erleichtern. Draco wollte nichts mehr, als einmal der richtige Mensch gewesen zu sein, der das Richtige getan hat. Er konnte nicht begreifen, die Tatsache nicht hinunterschlucken, dass er nur ein Junge war, der all die falschen Entscheidungen traf. Kein Zuhause, wohin er zurückkehren könnte, völlig entfremdet von seinen Eltern, wenn sie nicht schon seit Langem fort sein sollten. Das matte Morgenlicht hat begonnen, sich durch die engen Dachspalten und Glasfenstern der Blockhütte zu filtern und sich langsam in den Innenräumen auszubreiten. Die feinen Strahlen wurden immer rötlicher, dann waren sie irgendwann orange. Der Morgen senkte sich über die ländliche Gegend, die Schwärze lichtete sich. Draco atmete auf. Zum ersten Mal bemerkte er wirklich die Bettdecke aus Flanell, die Wände aus Holz, das rustikale Innenleben, wie sich der Raum langsam mit der Sonne aufwärmte. Irgendwann wurde es ihm zu hell und er stand auf, strich etwas seine Klamotten glatt und warf einen Blick um die Ecke im Hausflur. Seine Füße fanden den Weg dorthin, wo seinen Erinnerungen nach die Küche sein muss. Er erkannte Blake, der gerade mit einer dampfenden Tasse Kaffe an den Fenstern stand und den Blick in die Ferne schweifen ließ. ”Danke. Wegen der Unterkunft.”, sagte Draco und ging näher an ihn heran. ”Haben Sie vielleicht Atticus gesehen?”
Sein Gegenüber sah ihn recht verständnislos an, seine müden Augen, die einen in gewisser Weise gehetzten Ausdruck hatten, weit aufgerissen. Draco wollte seinen Mund öffnen, um etwas zu sagen, aber eine weitere Stimme erklang und kam ihm zuvor. Sein Blick schnellte zur Küchentür, wo Raven auf der Türschwelle stand und ihn sowohl erschöpft als auch, und Draco hatte keinen Zweifel dran, amüsiert ansah. Sie brachte noch ein angespanntes Lächeln zustande. ”Guten Morgen, Noah und guten Morgen, Draco.”
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Dracos Hirn machte für eine Sekunde einen Aussetzer. ”Oh,”, machte er, fing sich aber schnell wieder, “tut mir Leid.”, entschuldigte er sich dann hastig und er fühlte, wie das Blut in die Spitzen seiner Ohren schoss. ”Noah ist Blakes Zwillingsbruder. Ich glaube, dass ich euch gestern nicht gegenseitig vorgestellt habe.” ”Das ist.. okay.”, antwortete Draco immernoch ein wenig belämmert. Der Mann mit den gleichen braunen Haaren wie Blake und der hohen Statur, wenn auch schmaler, huschte an ihm und Raven vorbei, als er gerade seinen Bruder den Gang entlang laufen sah. ”Du bist mir eine Erklärung schuldig.”, zischte er.
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”Bleib ruhig.” Blake drückte Noah mit einer Hand auf dessen Schulterblättern, die unter seiner Handfläche wie ein Laubblatt im Wind zitterten, auf die große Veranda. Sobald sie nach draußen getreten waren, wandte er sich seinem Bruder zu. ”Ich würde das nicht machen, wenn es nicht von hoher Bedeutung wäre. Denk also nicht, dass ich dich und meine Frau und Kinder gerne verlasse.” ”Du verlässt uns?” ”Ich weiß nicht für wie lange. Ich tue es für das Allgemeinwohl.”, sagte er vage und musterte Noah forschend. Viele kleine Bewegungen huschten über dessen Gesicht, sie zeigen Irritation, Entsetzen und Schmerz. Zweifellos spielten sich für ihn die Erinnerungen von der Schlacht um Hogwarts wieder ab, an dem Abend waren sie alle dem Tod viel zu nahe gewesen. ”Es geht um Zeitreiserei.”, schaffte er dann noch Klarheit. ”Du bist so ungefähr der verrückteste Kerl, den ich kenne, Blake. Wenn es nach mir ginge, würde ich dich das nicht mitmachen lassen.” Ein trauriger, fast schon nachdenklicher Ausdruck erschien auf dem Gesicht seines Zwillingsbruders. Ursprünglich hatte sich Blake sich nicht vorstellen können, was für immense Verantwortungen er übernehmen und auch Opfer bringen musste, als er zu der ganzen Aktion zugesagt hat. ”Du kümmerst dich um meine Familie, während ich weg bin?”, sagte Blake, es war keine wirkliche Frage und packte seinen Bruder an den Nacken, hielt den Blickkontakt unnachgiebig. ”Ich bin nicht du, Blake. Das sind große Fußstapfen, die ich füllen soll. Das war schon immer so.”, erwiderte Noah und wich Blakes Blick aus, sah lieber dessen weiße Augäpfel an, hatte seine Schultern etwas hochgezogen. ”Du bist ja auch Noah und nicht ich. Das musst du nicht sein.” ”In einem Stück musst du wieder kommen, hörst du?” Jetzt begegnete Noah seine Augen und sie starrten ihm mit der Frage entgegen. Blake konnte ein Versprechen nicht in Worte fassen, es würde sich zu erdichtet anfühlen, also nickte er stattdessen fest.
London, Whitehall, Zaubereiministerium
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Cato warf die unbeschriftete Tür zur Eingangshalle der Mysteriumsabteilung mit solch einer Wucht auf, dass sie gegen die Wand knallte und die zusammengetrommelten Auroren unwillkürlich zusammenzucken ließ. Sobald sie hinter ihm ins Schloss fiel, rotierten die Wände des runden Raumes mehrere Male vehement, sodass die eigentliche Eintrittstür nicht mehr von dutzenden identischen Türen ohne Türgriff zu unterscheiden war. Die Gesichter vor ihm sahen beinahe gespenstisch aus, da die Halle allein durch das schummrige Licht einiger blauer Kerzen erhellt wurde. Er drückte seinen Daumen und Zeigefinger in seine Augenhöhlen, während er mit einem langen Seufzen, das beinahe wie ein stöhnendes Lachen klang, und donnernden Schritten auf die Zauberer und Hexen zulief, die durcheinander und wahllos in einer Reihe standen. Sie schwiegen und die Bedrückung unter ihnen nahm von Sekunde zu Sekunde zu, keiner wagte es, überhaupt einen Ton von sich zu geben. Aber dann erklang sein Name. ”Banquo. Mitkommen.”, sprach Cato mit rauer Stimme und winkte den jungen Auror zu sich. Cassius’ Kiefermuskel zuckte sichtlich, als er dem Befehl Folge leistete. Natürlich wurde er angesprochen, wenn Cato in besonders ungünstiger Laune war. Er warf seinen Kollegen einen kurzen, geradezu z��hneklappernden Blick zu und suchte dann wohl einige Momente zu lange nach dem Ausgang, da er zur gleichen Zeit mit einem brüsken Stoß nach draußen gerempelt wurde, sodass dann ganz am Ende eines langen, fensterlosen Ganges stand.
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”Eklären Sie mir, wie der Gefangene Nummer 13 plötzlich von der Bildfläche verschwinden konnte.”, innerlich kochte Cato, doch er ließ sich nur einen Bruchteil seiner Frustration anmerken. Er wollte alles dafür tun, dass Mörder wie Wilde aus erster Hand den Kuss des Dementors empfingen und das ließ er sich jetzt nicht nehmen. ”Ich nehme an, dass jemand ihm zur Flucht verholfen haben muss, Sir.”, antwortete Cassius kleinmütig und nuschelte, weshalb Cato einen Schritt näher kam und Cassius unbewusst seinen Körper gegen die kühle Steinwand presste, als wäre er ein eingeengtes Tier. ”Etwa Mr. Doyle? Den Sie wohlgemerkt vorgeladen haben?”, fragte sein Gegenüber gedehnt. Nichts an seiner Haltung, seiner Miene oder seinen streng zurückgestrichenen Haaren und dem perfekt sitzenden Anzug verriet eindeutig, was für Cassius hier auf dem Spiel stand. Keine Emotionen zeigten sich hinter den schwarzen Pupillen. ”Ich weiß nicht, Sir. Möglich wäre es.” ”Möglich wäre es.”, wiederholte Cato mit einer unmöglichen Kontenance in seiner Stimme und er nickte, als würde er überlegen. ”Gibt es ansonsten noch jemanden, der dir in den Sinn käme?”, Catos Handfläche fand die glatte Wand mit schwarzen Fließen des Flures, bloß ein paar Zentimeter von Cassius’ Ohr entfernt. Dieser blinzelte nervös. ”Nicht, dass ich wüsste, Sir.”, antwortete er mit stockendem Herzen. ”Dann folgen Sie Doyle und sehen Sie, was er im Schilde führt. Können Sie das für mich machen?” Cassius nickte kurz und eifrig, bevor er die Frage überhaupt ganz verarbeitet hatte, ohne die Implikationen dieser Aufforderung überhaupt vollständig zu begreifen. ”Vergessen Sie nicht, Mr. Banquo, ich würde Sie niemals um etwas bitten, das ich nicht selbst tun würde.”, sagte sein Gegenüber und das meinte er. Cato verlegte seine Hand auf die Schulter des Jüngeren und schlug einen verständnisvollen und eindringlichen Ton an, neigte seinen Kopf etwas eigentümlich zur Seite. Jegliche Einwände von Cassius wurden damit im Keim erstickt. ”Sonst muss ich Sie leider gehen lassen. Es gibt Einige, die nur allzu bereitwillig ihre Stelle annehmen würden.” ”Ich werde Sie nicht enttäuschen, Sir.”, versicherte er Cato. Es wäre wohl ohnehin keiner bei Verstand, jenen zu enttäuschen. Cato war immer bereit, seinen Mitmenschen eine Chance einzuräumen, auf seine schwarze Liste zu kommen. ”Das weiß ich doch, Mr. Banquo.”, sagte Cato, etwas Absonderliches funkelte in seinen Augen.
London, Winkelgasse
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Menschenmengen strömten an Cassius vorbei, als er sich seinen Weg durch die verwinkelten Straßen bahnte. Im Herzen Londons lag das Einkaufsviertel für Zauberer, er grüßte einige Leute beiläufig und versuchte, mit einem distinkten Baskenmützenträger Schritt zu halten. Schon seit ein paar Wochen fingen die Leute wieder an, auf die Straßen zu gehen, verbarrikadierte oder vorrübergehend geschlossene Lokale und Geschäfte hatten dann auch wieder geöffnet. Die Schaufenster waren frei von Plakaten, Sicherheitshinweisen oder Fahndungsbildern und man musste sich keine Sorgen machen, dass Todesser und Schwarzmagier in Form von Bettlern oder Obdachlosen das Straßenbild beherrschten, die um ihre Stellung und ih ren Wohnsitz gebracht wurden. Cato hat ausdrücklich befohlen, den unzähligen Vermisstenmeldungen von bekannten Schwarzmagiern, dessen Zahl bereits im zweistelligen Bereich lag, und Berichten von Zauberern, die Familienmitglieder vermissten, keine weiteren Bedenken zu schenken. Und Cassius befolgte nur seine Befehle. Der Leiter der Mysteriumsabteilung sah die Welt als etwas, das er so einfach wie eine Büroklammer in einen Ring umformen konnte, wenn er sich nur genug Mühe gab, das richtige Maß an Druck an den richtigen Stellen auszuüben. Für ihn stand es an erster Stelle, die Sicherheit der rechtstreuen Zauberer und Hexen zu bewerkstelligen. Es war sein innerer Drang, genauso wie es für manch einen anderen im Blut lag, Schlechtes zu begehen. Was Cato antrieb, war nur die Verheißung von Gerechtigkeit.
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Dann bog Doyle in eine kleine, menschenleere Seitenstraße ein und Cassius fand sich in der verrufenen Nokturngasse wieder. Der junge Auror schlug seinen Kragen hoch und zog seinen Hut etwas weiter in sein Gesicht, schlüpfte einige Augenblicke später ebenfalls in den schmalen und düsteren Gang und lehnte sich gegen eine geschlossene und schäbige Buchhandlung. Um ihn herum standen glotzende, leere Handlungen, düstere Herrenhäuser, in denen zweifellos noch die ein oder anderen obskuren und bedenklichen Gestalten umherwanderten. Die Häuserwände umhüllten ihn in einen sicheren Schatten. In so einer Dunkelheit war sogar ein neugieriger Blick völlig ungefährlich. Wenn da jemand hinter den verräucherten Türen und verstaubten Fenstern sein sollte, traute sich dieser nicht mehr nach draußen. Es waren immer Snatcher unterwegs, die sie verhaften würden, aber deswegen war Cassius diesmal nicht hier. Die Straße war von zwielichtigen Händlern und dubiosen Gestalten wie leergefegt. Jetzt war sie nur noch gewöhnlich, verkommen, schmutzig. Eigentlich hat man die Existenz der Nokturngasse nur geduldet, damit das Ministerium genau im Auge hatte, wo sich nun die Todesser eventuell herumtrieben. Es roch modrig und abgestanden, was seine Laune nur widerspiegelte. Er atmete flach. Aus einiger Entfernung erkannte Cassius, dass der Blick des Mannes, der mit dem Rücken zu ihm stand, starr auf die Straße gerichtet war. Er trug unverkennbar einen maßgeschneiderten Anzug und er wartete allen Anschein nach auf etwas bestimmtes, auf jemanden.
Atticus kam an einem verwitterten Schild vorbei, von dem die Farbe bereits fast zur Unleserlichkeit abgeblättert war. Er wusste gut genug, dass es hier zur Nokturngasse ging, aber man tummelte sich hier als anständiger Zauberer lieber nicht herum. Für einen Augenblick wollte er es hohnlächeln, aber stoppte gerade in dem Moment, in dem er die Lippen schürzte. Er konnte sich vorstellen, wie sein Lächeln auf seinem Gesicht lag, gläsern und arrogant. Er verengte seine Augen und runzelte die Stirn, ging weiter. Seine Schritte hallten durch die einsame Gasse und sie hörten sich so tot wie ein Wind in einem hohlen Baumstamm an. Entfernt pulsierte die Einkaufsstraße mit Leben, er vernahm es wie ein Geräusch aus einem fernen Traum. Kein angesehener Zauberer begab sich hier her, aber Atticus legte es nie darauf an, besonders angesehen zu sein. Da er genau um seine eigenen Fähigkeiten wusste und es ihm somit reichte, als überaus fähig zu gelten. Hier bekam Atticus Zutaten jeglicher Art und es war kein wirkliches Geheimnis, dass er des Öfteren nach Zaubertränken gefragt wurde, die hier auf den Markt landeten. Vor den Stufen eines zugenagelten, dunklen Geschäftes, das, um es freundlich auszudrücken, als tödlicher Kuriositätsladen zu bezeichnen war, wartete er also und zog an seiner Zigarette. Er beobachtete, wie sich der Rauch konturlos in der Luft auflöste. Dann machte er sich eine mentale Notiz, dem Brief seiner Mutter zu antworten und das so schnell es ging. Ihre Nachricht war ihm heute morgen durch seine Schleiereule namens Dostoevsky zugestellt worden, die ihn mitten in Sussex gefunden hatte. Die Heilerin bat um den Rat ihres Sohnes und Atticus würde sich ja gerne freuen, dass sie ihren Kontakt aufrecht erhalten wollte, wenn es bloß unter anderen Umständen wäre.
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Es fing an mit »Mein lieber Atticus,« und das hatte er deklamiert, mit einem pathetischen Ausdruck im Gesicht mit seinen Lippen die ersten Worte geformt, als würde er sie nachäffen und er stellte sich vor, wie sie in ihrem lichtdurchfluteten Arbeitszimmer auf ihrem riesigen Schreibtisch aus Eichenholz den Brief verfasste. Ja, das schrie geradezu nach einem Schluck Whiskey direkt von der Flasche, um das Lesen einer weiteren Passage ertragen zu können. » Ich bin mit meinem Latein am Ende und muss mich tatsächlich an deine Fähigkeiten wenden. Ich weiß, dass wir in der Vergangenheit nur höchst selten gleicher Meinung waren, aber mir fiele im Moment niemand außer dir ein, der womöglich eine Lösung hätte. Ich will einer Frau helfen, die von einer Krankheit befallen ist, für die , wie ich fürchte, es kein konventionelles Heilmittel gibt. Sie beteuert, dass sie niemals auch nur in Berührung mit schwarzer Magie kam. Daher kann ich nicht verstehen, wieso sie von der gleichen Krankheit befallen ist, wie die Schwarzmagier. Sie beschreibt es als ein Gefühl, als würde sie etwas innerlich zerfressen. Ich hoffe, die Nachricht erreicht dich rechtzeitig. Kontaktiere mich, so bald wie möglich. Alles Liebe, deine Mutter. «
Je länger er drüber nachdachte, desto beunruhigter wurde er. Was bisher mit Schwarzmagiern passiert war und was mit Unschuldigen - denn so optimistisch war er noch - passieren könnte, schien auf direktem Kollisionskurs zu sein. Atticus stieß den Zigarettenrauch in einem langen Zug durch die Nase aus. Es brannte, was gut war. Aus dem Dunkeln sah Kolenya bloß das rote, glühende Ende einer Zigarette und da machte ihr Gegenüber einen Schritt auf sie zu. Die fahlen Sonnenstrahlen fielen auf sein Gesicht, er schnippste den Stummel weg. Atticus schob die Mütze etwas zurück, um sie besser sehen zu können und wie immer sahen seine Augenlider schwer aus. Er hob sein Kinn an, auch wenn sie um einen Kopf kleiner war als er. Seine Augen wanderten träge über ihr Erscheinungsbild, nachdenkend, beinahe beurteilend.
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Eigentlich schaute er zu jeder Zeit drein, als hätte ihn gerade irgendetwas oder irgendjemand auf der Welt gehörig enttäuscht. Aber er hoffte trotzdem, sie zu ihrer Mithilfe überreden zu können. Der Wind pfiff ihnen um die Ohren und wehte Kolenya ihre schulterlangen, fettigen, kupferfarbenen Haare ins Gesicht. Mit bedachten Schritten näherte sie sich Atticus, langsam, beinahe widerstrebend. Entgegen ihrer Vernunft, die ihr versicherte, dass dies eine monumental schlechte Idee war, begrüßte sie ihn knapp. Sie wollte ihn am liebsten schlagen, so unglaublich abstrus war die ganze Angelegenheit.
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”Ich hätte nicht gedacht, dich so schnell wieder zu sehen.” Kolenya lebte zurückgezogen. Nicht so wie Atticus, der wie ein Graf - oder eher wie Dracula - in seinem Schloss hauste und hin und wieder sich doch noch in die Zivilisation begab. Zurückgezogen hieß für Kolenya, dass sie niemanden störte und niemand sie störte. Sonst fühlte sie sich angebunden, eingeengt, gelangweilt. Ihre trüben, grauen Augen blickten etwas an Atticus vorbei, während sie dennoch den Eindruck vermittelte, dass sie ihm absolut zuhörte und versuchte, ihre Gedanken in Worte zu fassen. ”Wieso sollte ich einem Malfoy helfen?”, fragte sie stutzig. ”Ich vertraue ihm und die Welt endet für ihn, Kolenya. Und hier sieht es nicht besser aus.”, sagte er und wie gewöhnlich variierte seine Sprechweise nicht. Atticus sah sie offen und aufrichtig an, aber seine Stimme klang belegt. Sie wusste nicht ganz, was Atticus mit dem letzten Teil meinte, aber er sprach ohnehin meistens in Rätseln.
”Die Welt geht immer unter, Schätzchen.”, sagte sie und ein verschmitztes Lächeln umspielte ihre Lippen. Auch Atticus entrang sich ein kurzes Lachen, bevor er fortfuhr. Er roch nach Alkohol, nach dem Wattebausch beim Arzt, wenn er etwas desinfizierte. Kolenya mahlte unwillkürlich mit ihrem Kiefer. ”Ich bin selbst nicht sehr belesen, wenn es um diese Art von Reiserei geht. Aber wenn du weißt, dass irgendwer bald aufbricht, um in der Geschichte herumzupfuschen, willst du nicht lieber ein Teil davon sein?”, er wartet auf ihre Antwort und als keine kam, oder zumindest nicht bald genug, knüpfte er wieder an. ”Überlege es dir. Wir treffen uns heute um Mitternacht in Kings Cross, Gleis 9¾.” ”Wohin verziehst du dich jetzt?”, hielt sie ihn auf, als er ohne weiteren Kommentar an ihr vorbeigehen wollte. ”Ich will nur noch etwas im St. Mungo erledigen. Außerdem hat es sich herausgestellt, dass Dante doch noch unter den Lebenden wandert, also wird er wird uns begleiten.”, antwortete er eilend. ”Wir sind alle sehr verschiedene Menschen, Atti.”, rief sie ihm noch hinterher. ”Ich zähle trotzdem darauf, dass wir Seite an Seite arbeiten können. Schließlich ziehen wir am gleichen Strang.”, erinnerte er sie mit einem stechenden Zeigefinger. Dann verabschiedete er sich von ihr mit einem kurzen Nicken im Einverständnis und verschwand um eine Ecke, wo die Straße eine Biegung machte.
London, East-End
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Dantes Wohnung war klein, aber einigermaßen aufgeräumt und verfügte neben einer Wohnküche und einem Badezimmer nur noch über ein Schlafzimmer. Er lebte, er vor elf Jahren als Auror angefangen hatte, in dem gleichen Apartment mit drei Räumen. Die Gegend könnte zwar besser sein, aber das stellte im Vergleich zu allen Hindernissen, an die er in seinem Beruf geriet, keine wirkliche Herausforderung. Das Haus aus rötlichem Sandstein lag in einer der unzähligen, verschlungenen, kleinen Gässchen Londons. Es gefiel ihm sogar und der Platz reichte für eine Person genügend aus. Wools Waisenhaus war bereits ein düsterer Ort, um erwachsen zu werden und er war schon damit zufrieden, nicht unter einem Dach mit einem Haufen Halbstarken zu leben, wo die Dynamik einem Kampf aller gegen alle glich. Innendrin stolperte er fünf Stockwerke nach oben. Die Treppe hinauf war schmal und die Luft so trübe, dass er die Staubpartikelchen sehen konnte, wenn das Sonnenlicht gerade durch die verschmierten Fenster des Treppenhauses schien.
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”Mr. Wilde! Lange nicht gesehen, wo haben Sie denn gesteckt?”, sprach ihn eine vertraute, alte Stimme an und er zuckte etwas zusammen. Dante reckte seinen Hals, Mrs. Anderson sah ihn von der Wendeltreppe aus an und lächelte herzlich. Er imitierte zögernd ein Lächeln mit einer Spur Unbeholfenheit. Mrs. Anderson lebte einen Stockwerk über ihm und bat ihn oftmals um Gefallen, die immer etwas mit dem Bewegen von Möbeln, dem Tragen von Einkäufen oder Ähnlichem zutun hatten. Eigentlich war sie ihm aber lieber als der alte Mann, der gegenüber von ihm wohnte und immer mit einem Ohr an der Tür hing und ihn jedes Mal bei der Hausverwaltung anzeigte, wenn er mal wieder in den unmenschlichsten Stunden nach Hause kam.
”Ausgeschlafen sehen Sie aber nicht aus. Und auch noch so dünn!”, fügte sie hinzu, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Dantes Lippen zogen sich in eine dünne Linie.   ”Lange Nacht gehabt. Wenn es Sie also nicht stört...”, er deutete anschaulich auf seine Tür. ”Oh, natürlich! Falls Sie etwas brauchen, dann scheuen Sie sich nicht, nachzufragen, mein Lieber.”, sagte sie verständnisvoll und tätschelte seinen Arm im Vorbeigehen. Er kniff die Augen zusammen, um nicht zurückzuschrecken. Noch klackerten die Stöckelschuhe von Mrs. Anderson auf dem Linoleumboden. Sobald sie nach draußen verschwunden war, schenkte er wieder der nach wie vor verschlossenen Tür seine Aufmerksamkeit. Er hatte keinen Schlüssel und keinen Zauberstab, außerdem fühlte er sich ein wenig benommen. Außerdem fühlte sich sein Blut an wie Batteriesäure. Was auch immer Atticus ihm zusammengemischt hatte, es erlaubte ihm jedoch, wieder ordentlich umherzugehen und halbwegs klar zu denken.
Andererseits sollte er sich nicht wundern, wenn es den selben Nebeneffekt wie gewisse Opiate hatte, wenn es von dem Kerl gebraut wurde.
Er zog es doch manch munteren Nächten vor, in denen sich ein Brennen durch sein Mark und Bein zog und er über einen Kübel gebeugt würgte, bis er einen metallischen Geschmack im Mund hatte, sich das Blut in sein Zahnfleisch hochzog und sein Gaumen sich damit vollsog. Er schluckte das Blut so lange, bis ihm wieder übel wurde und das Spiel von vorne begann. Der Kübel leerte sich von magischer Hand jeden Tag, weshalb auch immer das wichtig war. Es brachte alles nichts, also ging Dante einen halben Schritt zurück und trat seine eigene Wohnungstür ein. Der Aufprall der Tür, die daraufhin nur noch zur Hälfte und das lose in den Angeln hing. Sie quietschte schrecklich auf dem Boden, als er sie weiter aufdrückte, da sie sich wieder von der Wand abstieß, hallte durch den ganzen Apartmentkomplex. Und es konnte ihn nicht weniger kümmern.
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In der Wohnung war es dunkel und kalt. Wenn man herein kam, stand man zwischen zwei Türen, eine nach links und eine nach rechts. Von der Decke rieselte etwas Putz herunter und die Luft war stickig. In seinem Schlafzimmer angelangt zog er alle möglichen Schranktüren auf und packte eine kleine Reisetasche. Danach nahm er einen Ersatzzauberstab zur Hand und begab sich wieder hinaus. Er murmelte Obliviate, sein Zauberstab leuchtete für einen Moment etwas auf und er beobachtete, wie sich seine demolierte Wohnungstür wieder zusammensetzte. Mit einem leisen Klicken schloss sie sich langsam und er sah noch, wie seine letzten Habseligkeiten, die wahrscheinlich alle in einen Karton passen würden, sich auflösten. Genauso wie die Erinnerungen der Bewohner des Hauses an ihn. Mit einem gewissen Gefühl der Ganzheitlichkeit verließ er dann das Komplex.
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