Tumgik
#post spatenschlag
quelquunberlin · 6 months
Text
Ich bin Musik (Adam) - I am disappeared
Golden tanzen die Sonnenstrahlen im Blätterdach über ihm. Das Vogelgezwitscher klingt ungewöhnlich laut in dem sonst ruhigen Wald und er zuckt bei jedem Knacken von Ästen zusammen. Noch viel zu präsent ist der Tag, an dem plötzlich sein Vater am Fuße der Leiter aufgetaucht war. Seine bellende Stimme hatte dröhnend durch den Wald geschallt und das Blut in seinen Adern gefrieren lassen. Seine eigene Panik hatte er in Leos Blick gesehen, der ihn flehend ansah. Ja, vielleicht hätte er nicht seinem Vater folgen sollen, doch es hatte nicht zur Diskussion gestanden, dass er Leo nicht finden durfte. Lieber hatte er sich dem Dämon gestellt und fast mit seinem Leben bezahlt. Wäre da nicht plötzlich Leo gewesen und hätte ihn in die Knie gezwungen. 
Doch zu welchem Preis? Statt zu verschwinden, tragen sie ihn nun beide in sich. Adam kann es in Leos gehetzten Blick sehen, dass das Monster ihn von innen zerfrisst. Er hat das nicht gewollt, hat Leos Freundschaft nicht gewollt, da er eine so reine Seele nicht beschmutzen durfte. 
Er presst die Augenlider zusammen, als er die Krallen spürt, die sein Herz umklammern und scharf hineinstechen. Er tut das Richtige. Er hat eine Lösung, wie es wenigstens für Leo vorbei sein kann. Seine Augen tränen, als er sie wieder öffnet. Er greift nach der Klarsichtfolie, in die er wichtige Dokumente gesteckt hatte, als seine Mutter vorhin ins Krankenhaus gefahren war. Jeden Tag fährt sie dorthin und wacht an der Seite des schlafenden Teufels, ob er nicht doch wieder aufwacht. Bevor das jedoch geschieht, muss Adam fort sein. Nur dann ist auch Leo sicher. Seine Flucht soll ein Schuldeingeständnis sein, wenn sein Vater sich erinnerte.
Er steckt die Folie mit seiner Geburtsurkunde und seinem Pass in die kleine Metallbox, die er in der Garage gefunden hatte. Er hätte sich fast übergeben, als er in dem rußgeschwärzten Raum stand und noch das Benzin und die Flammen roch. Er schreckt nachts hoch, die Schmerzen vom Gürtel wie ein Phantom auf seiner Haut. Der Dämon in ihm triumphiert, Aktionismus hält ihn in Schach. Sein Aufbruch ist das erlösungversprechende Licht am Ende des Tunnels. Auf Karten und Zugplänen hatte er seine Route studiert. Erstmal nach Paris, von dort konnte er immer noch verschwinden. Hauptsache fort aus Saarbrücken und Leo in Sicherheit bringen. In Paris würde man ihn nicht suchen. Vor allem nicht Leo. Sobald sein Abizeugnis da ist, würde er das Ticket buchen und alles würde endlich gut werden.
Die Leiter knarzt und erschrocken schiebt er Karten unter die dünne Decke neben sich und lässt die Metallbox auch dort verschwinden. Leos blasses Gesicht taucht am Rand des Baumhauses auf und Adam sieht, wie schwer es ihm fällt sich hineinzuhieven. Leo hat wieder nicht genügend geschlafen, geschweige etwas gegessen. Es ist seine Schuld. Er hat Leo das angetan. Seine Finger bohren sich in seinen Oberschenkel und er spannt sich an, als Leo sich neben ihn an die Holzwand lehnt und wie jedes Mal nach seinem Vater fragt. Bald Leo, denkt Adam und blinzelt die Tränen weg. Bald bin ich weg und du musst dich nicht mehr mit meiner Schuld beladen, weil ich nicht auf dich aufgepasst habe. 
Doch bis dahin kann er noch die letzten Sonnenstrahlen mit Leo genießen. 
8 notes · View notes
theoniprince · 1 year
Text
[Spatenschlag, page 5]
Tumblr media
( ich mag die Seite sehr, deswegen hat sie einen stand alone post verdient)
Tumblr media
12 notes · View notes