#miezkind is feeling artsy today
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miezkind · 7 years ago
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I fall out of love like the sun sets for the night, violent and inevitable.
The chill is creeping up my spine as I watch the sky turning blood red like my fingers are by the devotion that is slipping through them like a rope; the silhouettes of our days work turns into black holes in front of the burning atmosphere. Soon all of us will be gone, and nothing will bring it back. Then the night begins, and its dark and cold and will harden my heart and sharpen my mind, until I have both learned and forgotten.
Only when the horizon turns into soft pastels, starting to illuminate the wasteland of my previous tries I can start again. Finding someone to walk through these ruins I only remember occasionally, building something new on this centuries old battlefield. Until the sun will start to set again.
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miezkind · 7 years ago
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Erinnerungskultur
(some word vomit about recent discussions that reemerged bc we now have the fucken afd in th parliament)
Es ist Ende September, ich gehe die Straße entlang hin zu dem Haus, in dem ich meine Kindheit verbracht habe. Die Kastanien haben ihre Blätter bereits verloren, und ein kühler Herbstwind, duftend nach Pizzeria, Blumenladen und Wäscherei trägt die Wärme der letzten Sonnenstrahlen davon. Ich überquere die Straße und gehe an dem Mahnmal vorbei, dass direkt neben dem Haus steht, ein wuchtiger und düstere Eisenbahnwaggon, dahinter eine 10 m hohe Stahlplatte in rostrot leuchtend in der Sonne, dahinter – ein Spielplatz.
Früher stand hier eine Synagoge, eine der größten von ganz Berlin, die Gemeinde wurde enteignet und das Gebäude von den den Nazis genutzt, um Berlinerinnen und Berliner zu sammeln und zu Fuß durch Moabit zu treiben, vorbei an Geschäften, an Schulen, Wohnungen, Baustellen, Büchereien, belebten Straßenkreuzungen, über Brücken bis zum drei km entfernten Bahnhof Westhafen, und dann raus aus der Stadt. Wohin? Das Mahnmal sagt:
27. November 1941: unbekannte Anzahl Juden nach Riga 28. Oktober 1942: 791 Juden nach „Osten“ 03. März 1943: 1732 Juden nach Ausschwitz April 1945: 24 Juden nach Ravensbrück/Sachsenhausen
Jedes Jahr im November gehen die 9. Klassen aller Moabiter Oberschulen denselben Weg, mitten durch den Kiez, für alle sichtbar. Die Straßen werden zu diesem Anlass gesperrt und Lautsprecherwagen begleiten den Zug. Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere war das der einzige Wandertag, den niemand aus Unlust geschwänzt hat, selbst wenn es in Strömen regnete.
Nur noch ein paar Schritte und ich stehe vor der Haustür. Jemand hat zwei Gerbera auf die Stolpersteine vor unserem Haus gelegt, die hier vor etwa zehn Jahren auf Eigeninitiative verpflastert wurden. Im zweiten Stock hatte ein jüdisches Ehepaar gewohnt, 1943 wurden sie zunächst enteignet, dann deportiert. In die Wohnung ist damals eine junge Familie mit zwei Töchtern eingezogen, die Jüngere wohnte dort bis zu ihrem Tod vor drei Jahren. Meiner Mutter hat sie mal im Vertrauen erzählt, wie sie sich als Fünfjährige zwischen den Blumenkübeln auf dem Balkon versteckt und zugesehen hatte, wie ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger zusammengetrieben und weggeführt wurden. Das heißt, nur solange ihre Mutter sie nicht entdeckt und wieder in die Wohnung gescheucht hat, um die Tür zu schließen und die Vorhänge vorzuziehen.
Ben Ferencz meinte mal „War makes murderers out of otherwise decent people. All wars, and all decent people.“ Er hat als Rechtsanwalt bei den Prozessen von Nürnberg insgesamt 22 SS-Offiziere angeklagt. Sie alle gehörten als Teil der sog. „Einsatzgruppen“ zur NS-Armee und hatten die Funktion, nach der Eroberung eines Landstrichs durch die Wehrmacht alle Ortschaften nach Juden, nach Kommunisten, Sinti und Roma und anderem „lebensunwerten Leben“ zu durchkämmen. Diese Menschen wurden dann ihres Eigentums beraubt, in einen Graben geprügelt und hingerichtet, einer nach der anderen. Je nach Anzahl der Menschen konnte sich dieser Prozess über mehrere  Tage hinziehen. Bis zu eine Million Menschen wurden allein im Jahr 1941 auf diese Weise ermordet - weil es Befehle gab. Ich denke daran und schmecke Erbrochenes, wenn Andreas Gauland auf einer Wahlveranstaltung propagiert, „dass die Deutschen ein Recht darauf haben, stolz auf die Leistungen deutscher Wehrmachtssoldaten zu sein.“ Alle Angeklagten wurden damals verurteilt, vier von ihnen gehängt.
Wenn ich heute auf dem Balkon meiner Eltern sitze höre ich Kindergruppen spielen, Jugendliche auf dem Bolzplatz; keinerlei Gründe, sich hinter Gardinen zu verstecken, und ich bin dankbar. Dankbar, dass diese Stadt, dieses Land eine weitere Chance bekommen hat, es besser zu machen; und ich trauere um das Ehepaar aus meinem Haus und alle anderen, die aufgrund von Antisemitismus, Rassismus, Xenophobie, Homophobie oder anderen Gründen der Gelegenheit beraubt wurde, das mitzuerleben.
Ihr werdet nicht in Vergessenheit geraten.
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miezkind · 7 years ago
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@awordwasthebeginning, who wrote this beautiful piece of poetry
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miezkind · 7 years ago
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Du atmest Erde ein. Der erste Klumpen aus Schlamm, Steinen, Samen und Schwere bleibt dir wie ein Pfropf im Halse stecken und und krümelt in deine Lungen, alle weiteren füllen deinen Mund, pressen deine Zunge hinter die Zähne und halten deine Lippen geöffnet. Du beginnst zu würgen, zu husten. Dein Brustkorb zuckt krampfhaft in dem letzten verzweifelten Versuch, dich vor der Realität zu bewahren. Aber die Erde bleibt, sie sitzt in deiner Kehle und Samen beginnen sich in deinem Fleisch zu wurzeln, werden zu Pflanzen, die sich von Frieden und Hoffnung nähren und sich bis in in die letzten Winkel deiner Lunge schlingen. Nach dem ersten Schock beginnen deine Lungen wieder zu arbeiten; immerhin haben sie eine Aufgabe zu erfüllen.
Teil 3 von 4
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miezkind · 7 years ago
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die and become a planet - for @awordwasthebeginning
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miezkind · 7 years ago
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Du atmest Feuer ein. Die Hitze rinnt durch deine Kehle, stockt auf dem Weg in deine Lungen in der Luftröhre und nun sitzt sie wie ein Uranstab in deiner Brust und brennt brennt brennt, plötzlich sind deine Lungen nur noch ein ein verkohlter Dachstuhl, dein Blut beginnt zu strahlen und Hitze sickert unaufhaltsam immer tiefer in jede deiner Zellen. Dort nistet sie sich ein, lässt deine Eiweiße denaturieren und überschreibt sie deine Identität. Dein Körper reagiert schnell, mittlerweile kennst du den Drill, und du atmest, schwitzt, spuckst das Gift aus.
Teil 4 von 4
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miezkind · 7 years ago
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Du atmest Luft ein. Sie ist dünn und leer, und hält nicht, was sie verspricht. Du atmest aus und atmest noch einmal ein, voller Verlangen, aber wieder nichts. Keine Rettung, keine Erlösung, keine Auferstehung. Du beginnst zu rennen, zu hecheln, deine Ohren rauschen, deine Augen sehen Sterne, deine Füße sehen nichts und du stolperst, brichst zusammen, Lungen schreien Rippen brechen Felle reißen, dein Herz überschlägt sich und bleibt stehen – und das letzte was du fühlst ist gähnende Leere dort wo
Teil 2 von 4
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miezkind · 7 years ago
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Du atmest Wasser ein. Kaltes, glattes Wasser, es rinnt friedlich durch deinen geöffneten Mund in deine Luftröhre, tröpfelt über die Verzweigungen deiner Lunge unaufhaltsam bis hinunter auf dein Zwerchfell. Bald schon ist es vollständig bedeckt und das Wasser breitet sich aus, steigt, füllt jedes Kämmerchen, jedes Bläschen mit seiner aalglatten Klarheit. Weiter und weiter, bis die Flügel deiner Lunge unter dem Druck bersten mögen. Dann läuft deine Luftröhre über, Flüssigkeit schwappt hoch in deine Kehle, sickert in deinem Mund, leckt an deinen Nasenhöhlen, steigt in deine Stirnhöhlen, bis unter deine Schädeldecke. Die kühle Taubheit umfängt schließlich dein Bewusstsein und die Welt hält an.
Teil 1 von 4
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miezkind · 7 years ago
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Heute bin ich mir selbst begegnet. Auf dem Parkplatz von Aldi, ich habe grad die Packtaschen an mein Fahrrad geschnallt, und als ich aufsah stand ich dort, 20 m entfernt, und schnallte die Packtaschen an mein Fahrrad. Ich sah alt aus, war in einen Mantel gehüllt und trug ein paar abgewetzte Boots. Ich hätte mich nicht erkannt, aber ich hatte die gleichen verhärmten Gesichtszüge wie meine Mutter und auch ihre gekrümmte Haltung. Ich starrte mich an, meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich presste eine Hand vor meinen Mund, um meine Schluchzer zu unterdrücken, und wandte ich mich ab, während Liebe und Trauer mein Herz zum überlaufen brachten.
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