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Wahl der Universität
Dieser Part hat uns wahrscheinlich am meisten Spaß gemacht, gleichzeitig aber auch am meisten Kopfzerbrechen bereitet. USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten - und zumindest gefühlt auch Land der unzähligen Universitäten. Natürlich bieten nicht alle Unis einen LL.M. an. Damit wird die Auswahl zumindest eeeetwas kleiner. Es bleiben aber immer noch hunderte. über die man sich Gedanken machen kann. Es gibt selbstverständlich Leute, die sich nur für eine Uni (beliebt: Ivy-League Universitäten) oder eine Stadt (oftmals New York oder LA) interessieren, da ist das Ganze etwas einfacher. Ich würde aber jedem raten, sich auch abseits der Elite-Unis und hippen Großstädte einmal umzusehen. Es gibt so viele wundervolle Orte, tolle Unis und auch kleinere Städte, die es durchaus wert sind, dort ein Jahr zu verbringen.
Wenn du nun, wie wir, ein totaler USA-Fan bist und an jedem Staat etwas faszinierendes findest, ist die Entscheidung leider nicht so einfach. Wie haben wir also unsere Entscheidung getroffen?
Wir hatten bestimmte Kriterien, nach denen wir zunächst die Auswahl etwas verkleinern konnten. Diese Kriterien sind natürlich total individuell. Trotzdem möchte ich euch hier unsere eigenen Kriterien als Hilfestellung an die Hand geben.
1.) Nord, Ost, Süd, West
Vielleicht hast du ja bereits Urlaub in den USA machen können und hast dort einen Lieblingsstaat entdeckt. Oder du träumst seit deiner Kindheit von einem Studium in Kalifornien. Wenn du dich diesbezüglich schon festlegen konntest: Herzlichen Glückwunsch! Du hast gerade die Auswahl deiner Uni extrem erleichtert.
Wenn nicht: Willkommen im Club! Ich war bereits in vielen Ecken der USA und kann mich einfach nicht entscheiden, wo es mir am besten gefällt. Einer meiner Top-Favoriten ist Kalifornien, dies kam für den LL.M. aber aus verschiedenen Gründen nicht in Betracht, u.a. wegen der immens hohen Lebenshaltungskosten und meiner Liebe für “richtigen” Herbst und Winter. Deshalb mussten weitere Kriterien her!
2.) Größe der Stadt
Für uns war von Anfang an klar, dass wir nicht in eine totale Großstadt wie NYC oder Houston wollten. Wir sind beide auf dem Land aufgewachsen und konnten uns nie ganz für das Großstadtleben erwärmen. Außerdem kann man meiner Erfahrung nach das “richtige” amerikanische Leben, was wir schließlich erleben möchten, besser in kleinen Städten erfahren. Das muss aber natürlich jeder für sich herausfinden. Wir haben daher unsere Suche auf kleinere Städte beschränkt. Hierbei kannst du natürlich auch bereits Faktoren wie Möglichkeiten zur Fortführung deines Hobbies, Ausflugsziele, Ausgangspunkte für Reisen etc. einbeziehen.
3.) Angebot der Law School - Fächer
Sehr wichtig bei der Auswahl kann auch das angebotene Kursprogramm der Law School sein. So gibt es an manchen Unis die Möglichkeit, sich beim LL.M. auf ein bestimmtes Rechtsgebiet zu spezialisieren. Ich sage bewusst “kann”, denn wir wollten beispielsweise ursprünglich beide einfach einen “normalen” LL.M. machen, bei dem man sich alle Kurse frei wählen kann. Wie das Schicksal es nun wollte, werde ich einen LL.M. im Criminal Law machen. :) Wenn du also besonderes Interesse z.B. am Umweltrecht hast, hast du hier die Möglichkeit, weitere Einschränkungen vorzunehmen.
Was an dieser Stelle auch angesprochen werden muss: die Möglichkeit, nach dem LL.M. noch das Bar Exam (Anwaltszulassung in den USA) zu machen. Hat man dies vor, muss die Uni es zum einen anbieten, zum anderen muss man dann bestimmte Kurse während des LL.M. Studiums belegen. Wir haben uns bewusst schon früh in der Entscheidungsfindung gegen das Bar Exam entschieden, weshalb ich darauf nicht näher eingehen werde.
4.) Angebot der Universität - Finanzierungshilfen
Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch das Angebot der Uni bzgl. finanzieller Unterstützung und Stipendien. Gerade amerikanische Universitäten haben oft verschiedenste Stipendien-Angebote. Nicht selten sind auch sog. fee waiver (Erlass eines Teiles der Studiengebühren). Der einzige Nachteil: ob du finanzielle Unterstützung erhältst, weißt du erst dann, wenn du dich bereits beworben hast und manchmal sogar erst kurz vor Beginn des Studiums. Du kannst dich zwar im Vorfeld über Möglichkeiten informieren, aber nicht darauf zählen, dass du diese auch erhältst. Was meine eigene Erfahrung diesbezüglich angeht: wir haben uns letztlich an zwei Law Schools beworben und von beiden haben wir mit der Zulassung auch ein Teilstipendium bekommen. Wenn du jetzt denkst: “Die haben beide bestimmt ein Prädikatsexamen!” - Falsch! Ich bin von einem Prädikat leider weiter entfernt, als es mir lieb wäre und habe das Stipendium dennoch erhalten. Bei der einen Uni in gleicher Höhe wie mein Verlobter (mit Prädikat), an der anderen in geringerer Höhe. Dennoch sprechen wir hier von mehreren tausend Dollar.
5.) Erfahrungsberichte
Hör dich doch einmal in deinem Umfeld um. Vielleicht hat ja dort schon jemand einen LL.M. gemacht und kann dir etwas über “seine” Uni berichten? Was ich außerdem uneingeschränkt empfehlen kann, ist das Buch “USA Studienführer für Juristen” herausgegeben von der DAJV (Werbung, unbezahlt). Dieses findest du hier: http://dajv.de/produkt/detail/product_26.html In dem Buch sind viele Erfahrungsberichte von deutschen LL.M. Absolventen diverser US-Universitäten. Das Buch ist zwar mittlerweile etwas älter (2005) und insbesondere die Angaben zu Studiengebühren sind veraltet. Trotzdem gibt es tolle Einblicke in das Leben in der jeweiligen Stadt und das Programm der Law School. Auch auf der Homepage der DAJV findest du einige veröffentlichte Erfahrungsberichte.
6.) Visits
Wir haben uns tatsächlich auf den Weg gemacht, uns einige Law Schools vor Ort anzuschauen. Da dies selbstverständlich mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist, muss es dir das schon wert sein. Wir haben die Besuche mit einer Südstaaten-Tour und einem sowieso schon geplanten Aufenthalt in Kalifornien verbunden und uns ingesamt vier Unis angesehen.
Der Vorteil: Wenn du dich vorher per Mail ankündigst, wird dich im Normalfall ein Mitarbeiter der Law School vor Ort empfangen und herumführen. Außerdem haben die Verantwortlichen dann schon ein Gesicht zu deinem Namen, wenn sie deine Bewerbung erhalten und du kannst zeigen, dass du dich sehr für dein Ziel ( = den Studienplatz zu erhalten) einsetzt.
Der Nachteil: Bei uns war es leider so, dass zwei der Unis, die vorher sehr weit oben auf der Prioritätenliste standen leider durch den Besuch etwas abgerutscht sind und der Aufwand daher “umsonst” war. Aber das weiß man ja vorher nie und es war trotzdem eine tolle Erfahrung, sich die Law Schools einmal vor Ort angeschaut zu haben.
7.) Last but not least: Bauchgefühl vs. Rationale Abwägung
Am Ende gilt es, die rationalen Pros und Contras gegen das eigene Bauchgefühl abzuwägen. Wenn du Glück hast, stimmt sogar beides überein!
An dieser Stelle möchte ich kurz unseren eigenen “last step” beschreiben. Wir hatten uns letztendlich entschieden, uns an zwei Law Schools zu bewerben. Die eine haben wir besucht und waren sofort verliebt in die Gegend. Wir waren so begeistert, dass wir am liebsten direkt dort geblieben wären. Achtung, Spoiler: Wir haben uns am Ende GEGEN diese Uni entschieden. Warum? Weil bei uns die rationalen Gründe gesiegt haben! Die Universität, für die wir uns nun entschieden haben, ist am Ende für uns bezahlbarer, insbesondere die Lebenshaltungskosten in der Stadt; außerdem kann ich dort den Criminal Law LL.M. machen und mich so weiter für das Strafrecht spezialisieren. Davon erhoffe ich mir, dass es mir in meiner weiteren Karriere mehr hilft, als ein genereller LL.M.. Diese Abwägung war wirklich hart und es flossen einige Tränen bei mir, weil das Herz eben doch ein wenig an der besuchten Universität hing, aber am Ende können wir beide sagen: wir haben die richtige Entscheidung für uns getroffen!
Im nächsten Post: Finanzierungsmöglichkeiten
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