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Finanzierung
Nachdem in den letzten Monaten wegen unserer Hochzeit das totale Chaos herrschte, sind nun wieder ruhigere Zeiten eingekehrt. Wir haben die ersten Ehewochen inklusive Flitterwochen sehr genossen und jetzt habe ich endlich die Zeit gefunden, diesen nächsten Beitrag zu verfassen. Heute geht es um die Finanzierung des LL.M.-Studiums!
Meist ist die erste Reaktion anderer Menschen, wenn Sie erfahren, wie viel ein LL.M. in den USA kostet: “Warum gebt ihr so viel dafür aus? Woher habt ihr so viel Geld?”
Zunächst einmal für diejenigen, die noch sehr am Anfang ihrer Recherche stehen: wir sprechen hier über mehrere Zehntausende Euro. Je nachdem, an welcher Uni ihr studieren möchtet (man denke hier z.B. an Harvard oder Berkeley) kann das Ganze Vorhaben inklusive Lebenshaltungskosten auch ins sechsstellige gehen.
Um die Fragen zu beantworten: Wir schmeißen das Geld ja nicht zum Fenster raus oder reisen nur, sondern investieren in unsere Bildung und erwerben einen vollwertigen amerikanischen Universitätsabschluss, der auch in späteren Arbeitsverhältnissen von Vorteil sein kann. Natürlich schwimmen wir beide auch nicht in Geld, im Gegenteil. Aber es gibt durchaus Mittel und Wege, das Studium in den USA zu finanzieren.
Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für tiefergehende Informationen müsst ihr euch selber mit den Voraussetzungen der verschiedenen Angebote auseinandersetzen, sonst würde hier der Rahmen gesprengt.
1. Kredite / Fonds
Eine sehr gängige Methode zur Finanzierung sind klassische Kredite bzw. Studienkredite.
Bei den gängigen Studienkrediten wie z.B. KfW stellt sich jedoch das Problem, dass ihr das Geld in monatlichen Raten ausbezahlt bekommt, was euch bei den einmalig zu zahlenden Studiengebühren leider nicht hilft. Weiterhin ist selbst die höchste Rate (ca. 650€ mtl.) zu wenig, um euch die kompletten Lebenshaltungskosten zu finanzieren. Deshalb war dies von vornherein keine Option für mich.
Diese Probleme stellen sich bei klassischen Krediten nicht - hier ist eher zu bedenken, dass ihr höchstwahrscheinlich nach eurem Jurastudium nicht genug Sicherheiten für die Bank habt. Hier können z.B. Eltern helfen. Wichtig ist dabei, dass ihr Angebote der Banken vergleicht, dort kann es z.T. große Unterschiede bzgl. der Rückzahlung und Zinsen geben.
Hier kommen sog. Bildungsfonds ins Spiel:
Die Finanzierung durch einen Bildungsfonds kann z.B. so aussehen, dass ihr die Summe komplett ausbezahlt bekommt und dann nach dem LL.M. (und, sobald ihr genug verdient, z.B. mindestens 30.000€ im Jahr) einen gewissen Prozentsatz eures Einkommens für einen gewissen Zeitraum (z.B. 10 Jahre) zurückzahlt. Damit umgeht ihr hohe Zinssätze wie bei Banken und zahlt auch nur, wenn ihr genug Geld habt - anders als bei Krediten. Mit eurer Rückzahlung helft ihr zudem dann anderen zukünftigen LL.M. Studenten, eine Finanzierung durch den Fonds zu erhalten.
Wir haben uns letztlich beide für diese Art der Finanzierung entschieden, da sie viele Vorteile und eine sehr faire Regelung für die Rückzahlung hat. Solltet ihr dazu noch nähere Infos haben wollen, könnt ihr mir gerne eine Nachricht schreiben.
2. Stipendien
Natürlich gibt es auch dutzende Stipendien, für die ihr euch bewerben könnt. Wenn ihr allerdings nicht mit einem mindestens zweistelligen Examen gesegnet seid, wird das Ganze schon relativ schwierig. Versuchen sollte man es natürlich trotzdem, man kann ja auch mal Glück haben. ;-)
Immerhin könnt ihr bei amerikanischen Unis darauf hoffen, von der Universität direkt ein (Teil-)Stipendium zu erhalten. Wie dies bei uns war, kannst du im vorherigen Beitrag zur Wahl der Uni nachlesen.
3. Fazit
Es gibt auch hier keine Lösung, die für jeden richtig ist. Schaut einfach, was in eurer Situation machbar ist und was euch in eurem weiteren Leben so wenig wie möglich belastet! Was ihr noch bedenken solltet: neben den Studiengebühren verlangen die amerikanischen Unis auch Nachweise darüber, dass ihr über genügend finanzielle Mittel verfügt, um euren Lebensunterhalt zu bestreiten. Diese Summe legt die Uni selber fest. Selbst wenn ihr also denkt, dass ihr nur die Hälfte dieser angegebenen Summe benötigen werdet, müsst ihr sie erst einmal auf dem Konto haben bzw. nachweisen können. Also: besser “zu viel” haben und etwas zurücklegen, was ihr nicht benötigt, als zu knapp kalkulieren!
Stay tuned - bald geht es bei uns los! Zwei Wochen sind es nun noch bis zum Abflug :-)
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Wahl der Universität
Dieser Part hat uns wahrscheinlich am meisten Spaß gemacht, gleichzeitig aber auch am meisten Kopfzerbrechen bereitet. USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten - und zumindest gefühlt auch Land der unzähligen Universitäten. Natürlich bieten nicht alle Unis einen LL.M. an. Damit wird die Auswahl zumindest eeeetwas kleiner. Es bleiben aber immer noch hunderte. über die man sich Gedanken machen kann. Es gibt selbstverständlich Leute, die sich nur für eine Uni (beliebt: Ivy-League Universitäten) oder eine Stadt (oftmals New York oder LA) interessieren, da ist das Ganze etwas einfacher. Ich würde aber jedem raten, sich auch abseits der Elite-Unis und hippen Großstädte einmal umzusehen. Es gibt so viele wundervolle Orte, tolle Unis und auch kleinere Städte, die es durchaus wert sind, dort ein Jahr zu verbringen.
Wenn du nun, wie wir, ein totaler USA-Fan bist und an jedem Staat etwas faszinierendes findest, ist die Entscheidung leider nicht so einfach. Wie haben wir also unsere Entscheidung getroffen?
Wir hatten bestimmte Kriterien, nach denen wir zunächst die Auswahl etwas verkleinern konnten. Diese Kriterien sind natürlich total individuell. Trotzdem möchte ich euch hier unsere eigenen Kriterien als Hilfestellung an die Hand geben.
1.) Nord, Ost, Süd, West
Vielleicht hast du ja bereits Urlaub in den USA machen können und hast dort einen Lieblingsstaat entdeckt. Oder du träumst seit deiner Kindheit von einem Studium in Kalifornien. Wenn du dich diesbezüglich schon festlegen konntest: Herzlichen Glückwunsch! Du hast gerade die Auswahl deiner Uni extrem erleichtert.
Wenn nicht: Willkommen im Club! Ich war bereits in vielen Ecken der USA und kann mich einfach nicht entscheiden, wo es mir am besten gefällt. Einer meiner Top-Favoriten ist Kalifornien, dies kam für den LL.M. aber aus verschiedenen Gründen nicht in Betracht, u.a. wegen der immens hohen Lebenshaltungskosten und meiner Liebe für “richtigen” Herbst und Winter. Deshalb mussten weitere Kriterien her!
2.) Größe der Stadt
Für uns war von Anfang an klar, dass wir nicht in eine totale Großstadt wie NYC oder Houston wollten. Wir sind beide auf dem Land aufgewachsen und konnten uns nie ganz für das Großstadtleben erwärmen. Außerdem kann man meiner Erfahrung nach das “richtige” amerikanische Leben, was wir schließlich erleben möchten, besser in kleinen Städten erfahren. Das muss aber natürlich jeder für sich herausfinden. Wir haben daher unsere Suche auf kleinere Städte beschränkt. Hierbei kannst du natürlich auch bereits Faktoren wie Möglichkeiten zur Fortführung deines Hobbies, Ausflugsziele, Ausgangspunkte für Reisen etc. einbeziehen.
3.) Angebot der Law School - Fächer
Sehr wichtig bei der Auswahl kann auch das angebotene Kursprogramm der Law School sein. So gibt es an manchen Unis die Möglichkeit, sich beim LL.M. auf ein bestimmtes Rechtsgebiet zu spezialisieren. Ich sage bewusst “kann”, denn wir wollten beispielsweise ursprünglich beide einfach einen “normalen” LL.M. machen, bei dem man sich alle Kurse frei wählen kann. Wie das Schicksal es nun wollte, werde ich einen LL.M. im Criminal Law machen. :) Wenn du also besonderes Interesse z.B. am Umweltrecht hast, hast du hier die Möglichkeit, weitere Einschränkungen vorzunehmen.
Was an dieser Stelle auch angesprochen werden muss: die Möglichkeit, nach dem LL.M. noch das Bar Exam (Anwaltszulassung in den USA) zu machen. Hat man dies vor, muss die Uni es zum einen anbieten, zum anderen muss man dann bestimmte Kurse während des LL.M. Studiums belegen. Wir haben uns bewusst schon früh in der Entscheidungsfindung gegen das Bar Exam entschieden, weshalb ich darauf nicht näher eingehen werde.
4.) Angebot der Universität - Finanzierungshilfen
Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch das Angebot der Uni bzgl. finanzieller Unterstützung und Stipendien. Gerade amerikanische Universitäten haben oft verschiedenste Stipendien-Angebote. Nicht selten sind auch sog. fee waiver (Erlass eines Teiles der Studiengebühren). Der einzige Nachteil: ob du finanzielle Unterstützung erhältst, weißt du erst dann, wenn du dich bereits beworben hast und manchmal sogar erst kurz vor Beginn des Studiums. Du kannst dich zwar im Vorfeld über Möglichkeiten informieren, aber nicht darauf zählen, dass du diese auch erhältst. Was meine eigene Erfahrung diesbezüglich angeht: wir haben uns letztlich an zwei Law Schools beworben und von beiden haben wir mit der Zulassung auch ein Teilstipendium bekommen. Wenn du jetzt denkst: “Die haben beide bestimmt ein Prädikatsexamen!” - Falsch! Ich bin von einem Prädikat leider weiter entfernt, als es mir lieb wäre und habe das Stipendium dennoch erhalten. Bei der einen Uni in gleicher Höhe wie mein Verlobter (mit Prädikat), an der anderen in geringerer Höhe. Dennoch sprechen wir hier von mehreren tausend Dollar.
5.) Erfahrungsberichte
Hör dich doch einmal in deinem Umfeld um. Vielleicht hat ja dort schon jemand einen LL.M. gemacht und kann dir etwas über “seine” Uni berichten? Was ich außerdem uneingeschränkt empfehlen kann, ist das Buch “USA Studienführer für Juristen” herausgegeben von der DAJV (Werbung, unbezahlt). Dieses findest du hier: http://dajv.de/produkt/detail/product_26.html In dem Buch sind viele Erfahrungsberichte von deutschen LL.M. Absolventen diverser US-Universitäten. Das Buch ist zwar mittlerweile etwas älter (2005) und insbesondere die Angaben zu Studiengebühren sind veraltet. Trotzdem gibt es tolle Einblicke in das Leben in der jeweiligen Stadt und das Programm der Law School. Auch auf der Homepage der DAJV findest du einige veröffentlichte Erfahrungsberichte.
6.) Visits
Wir haben uns tatsächlich auf den Weg gemacht, uns einige Law Schools vor Ort anzuschauen. Da dies selbstverständlich mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist, muss es dir das schon wert sein. Wir haben die Besuche mit einer Südstaaten-Tour und einem sowieso schon geplanten Aufenthalt in Kalifornien verbunden und uns ingesamt vier Unis angesehen.
Der Vorteil: Wenn du dich vorher per Mail ankündigst, wird dich im Normalfall ein Mitarbeiter der Law School vor Ort empfangen und herumführen. Außerdem haben die Verantwortlichen dann schon ein Gesicht zu deinem Namen, wenn sie deine Bewerbung erhalten und du kannst zeigen, dass du dich sehr für dein Ziel ( = den Studienplatz zu erhalten) einsetzt.
Der Nachteil: Bei uns war es leider so, dass zwei der Unis, die vorher sehr weit oben auf der Prioritätenliste standen leider durch den Besuch etwas abgerutscht sind und der Aufwand daher “umsonst” war. Aber das weiß man ja vorher nie und es war trotzdem eine tolle Erfahrung, sich die Law Schools einmal vor Ort angeschaut zu haben.
7.) Last but not least: Bauchgefühl vs. Rationale Abwägung
Am Ende gilt es, die rationalen Pros und Contras gegen das eigene Bauchgefühl abzuwägen. Wenn du Glück hast, stimmt sogar beides überein!
An dieser Stelle möchte ich kurz unseren eigenen “last step” beschreiben. Wir hatten uns letztendlich entschieden, uns an zwei Law Schools zu bewerben. Die eine haben wir besucht und waren sofort verliebt in die Gegend. Wir waren so begeistert, dass wir am liebsten direkt dort geblieben wären. Achtung, Spoiler: Wir haben uns am Ende GEGEN diese Uni entschieden. Warum? Weil bei uns die rationalen Gründe gesiegt haben! Die Universität, für die wir uns nun entschieden haben, ist am Ende für uns bezahlbarer, insbesondere die Lebenshaltungskosten in der Stadt; außerdem kann ich dort den Criminal Law LL.M. machen und mich so weiter für das Strafrecht spezialisieren. Davon erhoffe ich mir, dass es mir in meiner weiteren Karriere mehr hilft, als ein genereller LL.M.. Diese Abwägung war wirklich hart und es flossen einige Tränen bei mir, weil das Herz eben doch ein wenig an der besuchten Universität hing, aber am Ende können wir beide sagen: wir haben die richtige Entscheidung für uns getroffen!
Im nächsten Post: Finanzierungsmöglichkeiten
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Über diesen Blog: First Things First
Herzlich Willkommen!
Mein Name ist Jessica, ich bin 24 Jahre alt und ich habe im Dezember des Jahres 2018 mein Jurastudium beendet. Im Juli diesen Jahres werde ich mit meinem Verlobten für das LL.M. Studium in die USA gehen.
Zunächst wirst du dir vielleicht die Frage stellen: Warum genau schreibe ich diesen Blog? Es gibt schließlich genug Reise- und Studienblogs da draußen.
Als ich intensiv anfing, mir Gedanken um ein mögliches LL.M. Studium zu machen (dazu später noch mehr!), tat ich natürlich das, was wohl heutzutage jeder tun würde: ich suchte im Internet nach Erfahrungsberichten. Leider war die Ausbeute doch recht mager, oder eben nicht genau das, was ich eigentlich suchte. Natürlich gibt es schon andere LL.M. Blogs, nur wenige davon werden jedoch von Deutschen verfasst, oder sie behandeln den LL.M. in anderen Ländern als den USA. Gerade der erste Aspekt war mir aber doch sehr wichtig, da es für Staatsbürger verschiedener Länder auch andere Voraussetzungen und Herangehensweisen sowie Finanzierungsmöglichkeiten für ein LL.M. Studium in den Vereinigten Staaten gibt.
Ich hoffe, mit diesem Blog all denjenigen eine Hilfestellung an die Hand geben zu können, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie ich mich im letzten Jahr.
Hier wird es also Beiträge zu allem rund um den LL.M. und dessen Vorbereitung und ab Ende Juli auch Einblicke in unser Leben und das Studium in den USA geben.
Die Frage, warum du einen LL.M. machen solltest und warum ausgerechnet in den USA (oder eben nicht) werde ich hier nicht vertieft behandeln. Die Pro und Contra Argumente sind sehr subjektiv und individuell und die Frage musst du dir selber beantworten.
Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen! Bei Fragen aller Art kannst du dich jederzeit bei mir melden. :-)
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