#linkselite

[brainexpectingrain-blog]

Auch in linken Milieus lassen sich Reflexe gegens sichtbar und faßlich Andere, Fremde, Invasive stimulieren, und der antiimperialistische Kampf in Berlin (man ist halt immer Avantgarde) hat bereits einen muffig-kiezigen Goût: Die, die vor zwanzig Jahren nach Kreuzberg gezogen sind, wehren sich gegen die, die es heute tun: und in der Folge pauschal gegen alle, die, nach welchen Maßstäben immer, nicht ins Viertel gehören.[...] Sagen wir so: Ein Flair, das keine Touristen anzöge, wäre vermutlich eins, daß die bürgerlich sozialisierten Provinzflüchtlinge selbst nicht mehr recht akklamieren könnten. Und so ist das nun mal mit dem distinktionsrelevant Devianten: Irgendwann wird's vom Mainstream eingemeindet und Pop, Rösinger könnte das eigentlich wissen. Sie fordert aber lieber etwas, was dem Umgang mit Asylbewerbern schon ziemlich ähnelt: "Vielleicht könnte man den Besuchern irgendwie abgewöhnen, mit so einer arg lauten, lässig penetranten Art, als gingen sie durch einen großen Freizeitpark, der eigens zu ihrer Belustigung errrichtet wurde, die Straßen und Cafés zu bevölkern? Oder sie dazu bewegen, sich auch ein bißchen auf andere Bezirke zu verteilen?"

Stefan Gärtner: Unter uns. In: konkret. 8|2011. S. 39.