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27.05.2017 Weissenburg - Heimspiel Open Air
Festivalstart 2017. Das erste Konzert seit über sieben Monaten Pause. Sieben Monate ohne Liveauftritt. Wir sind älter geworden, gebrechlich, außer Übung, mittelmäßig gut vorbereitet und, aufgrund der späten Spielzeit, eigentlich daran gewöhnt seit zwei Stunden im Bett zu sein.
Vor der Bühne steht ein Publikum, denen man schon im Gesicht ansieht, dass sie trotz allem eine Topleistung der Musikgruppe erwartet. Was für eine Unverschämtheit. Woher diese Zuversicht? Das ist ungefähr so, als würde man einer Fussballmannschaft neun Jahre lang den Ball wegnehmen und dann erwarten, dass sie aus dem nichts heraus plötzlich 4:0 gegen Real Madrid gewinnt. Auswärts im Bernabéu. Mit fünf verletzten Stammspielern und Bruno Labbadia als Aushilfstrainer.
Da stehen wir also. Hinter der Bühne. Mit dem Rücken zur Wand. In jeder Hand einen Jägermeister. Das Intro läuft. Noch könnten wir umdrehen und einfach wieder heimfahren, aber zu spät: Max fixiert konzentriert den Bühnenzugang und läuft los. Sibbi rennt vielversprechend hinterher. Ich folge den beiden kopfschüttelnd. Scheinwerferlicht, tosender Applaus, 1,2,3,4 – verficktnochmal:
!!! WIR SIND WIEDER DA !!!
Die Woche davor hatten wir übrigens dazu genutzt, um unser Equipment mal wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Kabel wurden verkabelt, Schrauben wurden verschraubt, Schalter wurden verschaltet. Übungen wurden verübt. So Sachen eben. Man kann uns also nicht vorwerfen, wir würden unseren Job nicht ernstnehmen. Im Anschluss ging es dann los zum ersten Festival, dem Heimspiel Open Air in Weissenburg. Das Heimspiel Open Air liegt in einem Loch in einem Wald. Das klingt vielleicht erstmal verwirrend, ist es im Endefekt aber auch. Zugegebenermaßen ist es ein sehr sehr schönes Loch im Wald. Mit tollen Bäumen, Sitzbänken einer kleinen Bühne und die Sonne scheint auch noch durch alle Baumwipfel. Wie bei unserem letzten Gastspiel hier, ist tagsüber alles voll mit Kindern, die mit Blumen- und Schmetterlingsmotiven im Gesicht bemalt sind, was gleich mal eine sehr fröhliche Stimmung innerhalb unserer Reisegruppe verbreitet. Als wir dann noch überaus nett von den tollen Veranstaltern begrüßt werden, schießt der Wohlfühlfaktor sofort auf Stufe 10 und hält sich dort immerhin so lange, bis Max Giesinger irgendwann plötzlich auf der Bühne zu singen anfängt. Ja, entschuldigung. Netter Kerl. Aber musikalisch für uns schon halt auch nicht so einfach alles.
Währendessen essen wir backstage eine asiatische Nudelpfanne. Also nicht die Pfanne selbst, sondern den Inhalt. Als Nachtisch gibt es Russischen Zupfkuchen, der extra anlässlich Sibbis 35. Geburtstages gebacken wurde. Es könnte wirklich alles sehr viel schlimmer sein heute.
Da ich am Abend zuvor grundlos meine Handy auf meinen heimischen Laminatboden gebrettert habe und dabei der Bildschirm inklusive Touchscreen zersprungen ist, muss ich heute mein Smartphone über eine Computermaus bedienen, was mir zum einen sehr viel Bewunderung, zum anderen aber auch sehr viele hämische Kommentare einbringt. Manchmal schäme ich mich ein bißchen dafür, dass ich immer so viel kaputt mache.
Aufgrund der Tatsache, dass unser Backstageraum direkt neben dem von Hans Söllner beheimatet ist, haben wir um 21Uhr passiv bereits soviel THC inhaliert, dass wir eigentlich kaum noch grade stehen können. Wie schaffen die das nur, danach noch ein Konzert zu spielen? Beneidenswert.
Als wir selbst dann mitten in der Nacht endlich das warme Licht der Frontscheinwerfer berühren, umschmeichelt uns die alte, vertraute Gewissheit: Wir hätten echt mehr proben sollen. Trotzdem stolpern wir weitestgehend elegant durch unser Set, feiern gemeinsam mit dem Publikum einen wundervollen Festivaleinstieg und sind einfach nur überglücklich endlich wieder da zu sein, wo wir hingehören: In einem Loch im Wald.
Nach dem Konzert klopfen wir uns gegenseitig auf die Schultern und erzählen uns untereinander, wie gut wir heute wieder waren. Wir sitzen eben alle im selben Boot. Es ist herrlich.
Ein großes Danke geht raus an die tollen Veranstalter, die bemalten Kinder, das super Publikum, alle anwesenden Bäume und vor allem an den Bäcker des Russischen Zupfkuchens.
Weissenburg. Es war krass.
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