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1. Kontakt
Das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens ist einer der buntesten, schönsten Orte dieser Welt. Zwischen Korallenriffen voller maritimer Flora und Fauna tummeln sich kleine bunte Fische, Seesterne, Schildkröten und Riffhaie; sind Krabben und Hummer unterwegs und treiben Muränen ihr Unwesen. Würde man das Riff mit etwas menschlichem vergleichen wollen, so wäre es wohl eine Stadt wie Barcelona, voller Leben und Farbe. Im Great Barrier Reef war jeden Tag Karneval -- und genau das war der Grund, warum Eunsook unbedingt hatte herkommen wollen.
Während die lange, gestreifte Feuerfischsirene in zackigen Bewegungen mal hierhin, mal dorthin huschte und alles entdecken musste, trieb ihre große Schwester Yunhee ein wenig träge hinterher. Sie waren die Nacht durchgeschwommen und die ersten Sonnenstrahlen, die gerade mit goldenen, leuchtenden Fingern durch die glasklare Wasseroberfläche griffen, stimmten sie schläfrig. Als sie abbremste und sich senkrecht im Wasser aufstellte, waberte ihr rotes Haar um ihren Kopf synchron zu der tuchartigen Flosse; die Kampffischsirene wirkte anmutig, auch wenn sie sich nicht rührte, lediglich die Strömung mit Haar und Flossen spielte. Als sie das Gesicht gen aufgehender Sonne wandte schillerten ihre Wangen rosig und sie schloss genießend die Augen.
Ihre kleine Schwester klickte aufgeregt, die Fächerflossen an beiden Seiten ihres Halses spreizten sich aufgeregt und sie griff hinter eine Seeanemone, Clownsfische stoben blubbernd hervor: “Sieh nur! Was mag das sein? Es ist so leicht..” Yunhee beobachtete ihre jüngere Schwester misstrauisch; sie wusste genau, warum Mutter Sternfisch sie gemeinsam losgeschickt hatte. Eunsook war viel zu interessiert an den Machenschaften der Beiner, ein grässliches und obendrein hässliches Volk, das ihre Meere verschmutzte.
“Das ist Plastik, die Todesfallen der Beiner. Es wird uns eines Tages alle umbringen”, schloss Yunhee theatralisch, bevor sie herum wirbelte. Sie hörte das Wummern eines Bootsmotors.
“Sookie, wir müssen weiter, komm schon!”, zischte Yunhee und sie duckte sich, ihre Flossen und ihre Haut wurden bereits ein wenig transparent und die Augen schwarz. Eunsook zog einen Schmollmund, faltete allerdings ihre Fächerflossen artig ein und huschte rasch zu der Älteren.
Als das Boot hustend stoppte, waren die beiden bereits auf dem Weg vom Reef über die Sandbänke bis in die Nähe des noch wenig besuchten Strandes.
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Taehyung zog sich schnaufend auf das Brett, das raue Material so vertraut unter den Knien wie das Salzwasser auf der Haut. Bevor er begann mit den Armen zu rundern sah er nach links, wo die Morgensonne Jeongguk in oranges Licht tauchte, ähnlich das eines Kaminfeuers. Sein halblanges Haar war zu einem kleinen Zopf gebunden, er lächelte. Das Wasser um ihre Waden war erfrischend, aber nicht kalt, die Luft um ihre Nasen abgekühlt von der Nacht, eine laue Brise zerrte an ihren Haaren und spielte knapp einen halben Kilometer weiter bereits mit den Wellen.
Es waren die ersten Stunden am Morgen, an denen Taehyung und Jeongguk wussten, warum sie mit ihren Freunden zum Studieren nach Queensland, Australien gekommen waren und nicht etwa nach Amerika. Über ihnen riefen die Möwen, unter ihnen wisperten die Wellen.
“Yah, Gukkie - wer die meisten Wellen catched hat gewonnen!”, rief Taehyung und Jeongguk’s giggelndes Lachen war die Antwort. Sie ruderten weiter und immer weiter, Jeongguk war Taehyung wie immer ein Stück voraus, da er so kräftig gebaut war durch sein Leistungsschwimmen. Doch Taehyung erwischte eine Strömung und war leichter, sodass er aufholen konnte und Jeongguk letzendlich sogar überholte!
“Aish”, keuchte Jeongguk neben ihm, Taehyung kicherte und strengte sich noch mehr an, um als erster bei den Wellen zu sein. Das Wasser gluckste und spritzte, sein Kreislauf lief höher und das Blut pochte rhythmisch in seinen Ohren.
“Tae-Hyungie..?”
Taehyung grinste nur und ruderte einmal kräftiger, Jeongguk’s Stimme entfernte sich weiter und wurde vom Wind fortgetragen. So hörte Taehyung in seinem Eifer auch nicht das nervöse Zittern in der Stimme des Jüngeren.
“Hyung! HYUNG?!”, brüllte Jeongguk schließlich und der Tonfall ließ Taehyung herumwirbeln, ärgerlich setzte er sich auf und wollte zurückrufen, was denn los sei - da sah er es.
In dem Moment, in dem Jeongguk verzweifelt “HAI” zu ihm herüber rief, sah Taehyung die Rückenflosse. Sie war gigantisch, größer als er vermutet hätte und sie tauchte schräg hinter ihm auf und steuerte genau auf ihn zu.
“Oh”, japste Taehyung und riss den Kopf herum, als würde das Unheil verschwinden, wenn er es nicht sah. Und als er von der rechten Seite auf den Aufprall und die Zähne wartete - so viele, verdammt scharfe Zähne! - sprang zu seiner linken etwas aus dem Wasser.
Ein Gesicht hüpfte auf ihn zu, das eines Mädchens, nein, einer jungen Frau und ihr folgte ein gigantischer Fischschwanz. Seine Oberarme durchfuhr ein dumpfer Schmerz als sie ihn packte und dann war da überall Wasser, es drang in seine Ohren und er musste blinzeln, schnappte instinktiv nach Luft und verschluckte einen großen Schluck Salzwasser.
Prustend tauchte er wieder auf und hustete heftig, sein Rachen schmerzte und er musste würgte, rieb mit einer Hand das Haar hektisch auf den Augen und blinzelte gerade rechtzeitig, um den gigantischen Fischschwanz wieder abtauchen zu sehen. Erst war da die Wölbung, cremefarben mit ockerfarbenen Zebrastreifen, dann spritzte es als das fächerartige Ende auf- und wieder abtauchte.
“Scheiße”, keuchte Taehyung und drehte sich hektisch im Kreis, doch da war nichts. Keine Rückenflosse, keine Schatten im klaren Wasser - nur das Surfbrett tauchte mit einem Glucksen neben ihm wieder auf - mit einer klaffenden Lücke, wo der Hai zugebissen hatte. Ein Zahn steckte sogar noch in seinem heißgeliebten Brett.
Taehyung’s Ohren begannen zu Piepen, sein Kopf war heiß und seine Armen schmerzten so sehr, dass er sie nicht mehr bewegen wollte - da packte ihn plötzlich ein Arm von hinten um den Brustkorb.
“Hyung?! Oh Fuck, Tae-Hyungie, bist du- bist du heile?”, keuchte Jeongguk mit hoher, zitternder Stimme und beinahe dachte Taehyung der Jüngere würde anfangen zu weinen.
“Mir- mir geht’s gut”, antwortete Taehyung heiser und krabbelte hinter Jeongguk auf’s Brett. Jeongguk begann sofort zu rudern und Taehyung hätte ihm gern geholfen, wenn er nicht wie erstarrt gewesen wäre.
“Wie hast du das gemacht?! Ich hab den Hai geseh’n, da ist kein bisschen Blut.. hat er dich verfehlt?”, keuchte Jeongguk ungläubig.
Taehyung schüttelte den Kopf, der pochte dumpf.
“Nee, Gukkie, Haie verfehlen nicht. Haste ja geseh’n, das Brett ist im Arsch..:”
Jeongguk steuerte sie durch zwei Sandbänke hindurch, das Gewässer dahinter war flacher, die Korallen des Great Barrier Reefs bis hier ersichtlich.
“Bist du runtergesprungen?”, hakte Jeongguk nach, er klang immer noch so geschockt wie Taehyung sich fühlte.
Taehyung blickte zurück. Die Sonne kletterte gerade über den Horizont, das Wasser war eine glitzernde, wabernde Decke aus Schwarz, Indigo, Orange, Gold und feurigem Rot. Sein zerstörtes Brett mit dem Zahn darin trieb traurig hintendrein, das Gummiband von Taehyung’s Knöchel ausgehend gespannt.
“Ich bin nicht runtergesprungen, jemand hat mich runtergeholt”, sagte Taehyung und wollte über seine eigenen Worte lachen. Das Gesicht der Frau wollte sich einfach nicht scharf stellen in seiner Erinnerung und er traute sich noch nicht, die Augen zu schließen. Erst, als sie Sand unter den Füßen hatten und ihre Bretter zu Seokjin’s rosa VW-Bus schleppten wagte er es für ein paar Sekunden.
Jeongguk warf ihm auf der Fahrt nach Hause immer wieder besorgte Seitenblicke zu, doch Taehyung blickte gedankenverloren aus dem Fenster, seine langen Finger spielten mit dem Haifischzahn. Als Jeongguk den Bus in der offenen Garage parkte, wandte Taehyung sich plötzlich zu ihm um und fragte mit riesigen, ernsten Augen und tiefer Stimme eindringlich: “Jeonggukie… glaubst du an Meerjungfrauen?”
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“Neptun sei Dank ist dir nicht mehr passiert, Seepocke?!”, zischte Yunhee und die feinen Schuppen auf ihren Wangen, dem Nasenrücken und Schultern glühten förmlich rot. Ihre Augen waren schwarz vor Zorn.
Eunsook leckte sich gerade mit langer, spitzer Zunge über den Unterarm, der aufgeschrammt von den Haischuppen war und leicht blutete. Die eine Fächerflosse an ihrer Hüfte hing schlaff, zwei der drei Giftstachel fehlten. Nicht schlimm, das würde nachwachsen. Sie wirkte recht ruhig angesichts der Tatsache, dass sie sich gerade einem Weißen Hai in den Weg geworfen hatte.
Yunhee prustete durch die Nase, kleine Bläschen blubberten um ihren Kopf gen Oberfläche und sie schwamm besänftigend auf Eunsook zu und zupfte das wirre Haar zurecht. Eunsook’s Schultern sanken ein wenig.
“Sookie… Wir dürfen uns nicht gegen den Strom der Zeit wehren, des Beiner’s Schicksal war besiegelt!”, murmelte sie bestimmt, doch Eunsook verdrehte die Augen, die für eine Sekunde nur milchig weiß waren.
“Wenn es doch so einfach für mich war, den Strom zu unterbrechen, dann war es nicht Poseidon’s Wille. Vielleicht war es eher Schicksal, dass ich da war”, schloss Eunsook verschmitzt und kicherte, als Yunhee genervt mit der Zunge schnalzte und zu den Netzen schwamm, die das Riff vom offenen Meer trennten. Sie legte sich in eine der Falten und starrte hoch zu den Strahlen des Mondes, die das schwarze Wasser bläulich schimmern ließen. Eunsook folgte ihr und legte sich in die Falte über ihr, rollte sich auf die Seite und ließ die Hand hängen, um mit Yunhee’s leuchtend rotem Haar zu spielen, das ihr um die Knöchel waberte. Ein kleiner Krebs wanderte emsig über ihren Zeigefinger, um es sich nebst einer Muschel gemütlich zu machen.
“Ich wollte dir keine Angst einjagen, Schwester, verzeihst du mir?”, wisperte Eunsook und Yunhee verdrehte die Augen, musste aber grinsen.
“Schon längst verziehen. Vorausgesetzt du reißt dich auf unserer weiteren Reise endlich etwas zusammen”, seufzte Yunhee, “deine Faszination mit dem Landvolk macht mich wahnsinnig!”
Eunsook rollte sich grinsend auf den Rücken und starrte ebenfalls hoch zum Mond. Durch ihre geschärften Sinne konnten sie sogar die Sterne sehen und hören, wie die Tiere im nahen Riff sich emsig verkrochen und die Riffhaie sich auf die Jagd machten. Einige Kilometer neben ihnen schwamm eine Gruppe Wale vorbei, ihr Gesagt war einlullend. Und irgendwann wurde Yunhee’s Atem ruhig und Eunsook regte die steifen Glieder und ließ sich von der Strömung ein Stück treiben, bevor sie selbst die starke Flosse schwang und emsig in Richtung Küste schwamm.
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