#hilflose Norddeutsche
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histokritiker-blog · 7 years ago
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InfoFreitag, heute: Helau! Alaaf!
 Es ist wieder diese Zeit des Jahres. Von drauß vom Ruhrpott komm ich her und ich muss euch sagen, es ist Karnevalszeit! Was für kühle Nordlichter wie die HistoKriTIkerinnen unverständlich ist, auf das kann kein Westfale oder Rheinländer verzichten. Aber warum? Was ist so toll daran, sich zu verkleiden, zu viel zu trinken und mit Süßigkeiten beworfen zu werden? Warum geht man südlich des Harzes nicht boßeln, wie jeder normale Mensch auch?
Zuerst einmal muss man feststellen, dass es nicht den einen Karneval gibt. Es gibt Fasching, Fastnacht und eben Karneval. Je nachdem, in welcher Region man sich aufhält – denn nicht nur die Jecken in Westfalen verkleiden sich gerne, sondern zum Beispiel auch die Bewohner des Rheinlandes oder Saarlands. Und das schon seit dem Mittelalter. In Köln zum Beispiel. In der Stadt mit dem bekannten Dom wird nicht nur geklüngelt, geherzt und Kölsch getrunken (ob das allerdings richtiges Bier ist, darüber streitet man sich fast genauso lange wie es dieses Getränk gibt). Nein, auch die Jecken fallen einmal im Jahr über die Stadt her. Dieser Überfall-Ausnahme-Zustand hält vom elften November (elf Uhr elf, um genau zu sein) bis zum Aschermittwoch im Februar an. Die meisten Feierlichkeiten finden allerdings erst im Februar statt – so zum Beispiel die zahlreichen Umzüge oder Weiberfastnacht. Obacht an die Herren der Schöpfung, eure Krawatten sind in akuter Gefahr! Deshalb lieber ein Modell verwenden, auf das man auch verzichten kann. Denn lachende und zumeist leicht angeschickerte Damen in Verkleidung fallen an diesem Tag über den männlichen Halsschmuck her. Was die Politik und Feministen schon seit Jahren fordern, wird im Karneval in schöner Regelmäßigkeit umgesetzt – Frauen an die Macht! An diesem Tag haben die Damen der Schöpfung freie Hand und kosten das auch weidlich aus. Eben, indem sie Krawatten abschneiden. Vorteile für die männliche Bevölkerung hat dieser Tag allerdings auch – man(n) wird leidige Krawatten los und zumeist wird nur halbtags gearbeitet, um den Rest des Tages in Saus und Braus zu verbringen.
Beendet wird die als „fünfte Jahreszeit“ bezeichnete Karnevalszeit mit dem Aschermittwoch. Da geht’s für die katholischen Karnevalisten in die Kirche. Dort bekommt man ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gemalt (daher der Name) und die Feierei hat ein Ende. Endlich, möchte da der Nicht-Rheinländer sagen, der zumeist ungefähr so viel mit Karneval am Hut hat wie ein Inuit mit Sonnencreme. Und doch können sich auch Zugezogene meist nicht lange dem Reiz dieses bunten Treibens entziehen. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Nachdem die Feierwütigen ordentlich die Sau rausgelassen haben, wird sich nun bis Ostern in Genügsamkeit geübt. Diese Tradition gibt es bereits seit dem Mittelalter. Dort diente der Karneval der Winteraustreibung. Man wollte die kalte Jahreszeit vertreiben und vor der Fastenzeit ausgiebig feiern – es  musste ja bis Ostern reichen, wo die Fastenzeit offiziell beendet wird. Damals wie heute legten die Menschen jedoch großen Wert auf ihre Traditionen und den nicht unbeachtlichen Strom von Alkohol, der die Kehlen hinunterfloss.    
Die traditionelle Winteraustreibung scheint jedoch mit der Zeit in Vergessenheit geraten zu sein – wie soll man heute auch den Winter austreiben, wenn er dank Klimawandel zumeist erst Ende Februar oder Anfang März beginnt? Als Anpassung an heutige Gegebenheiten wäre es vielleicht ratsam, auch die Karnevalszeit nach hinten zu verlegen. Aber was sagen wir da, wir als unverständige Fischköppe!  
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