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Staatsräsonmythos und selektive Antisemitismusbekämpfung
Rede auf der Demonstration „Antifa heißt Israelsolidariät“ am 6. Oktober 2024 in Köln
Antisemitismus hat eine zentrale Funktion in modernen Gesellschaften – nicht nur politisch, sondern auch psychisch für die einzelnen Gesellschaftsmitglieder. Gegenwärtig kommt in der neuen Qualität des Antisemitismus eine autoritäre Dynamik zum Ausdruck, die die ganze Gesellschaft durchzieht. Entsprechend muss eine Antisemitismusbekämpfung scheitern, die antisemitische Ressentiments nur bei "den Anderen", etwa bei "den" Muslim:innen oder bei konstruierten politischer Ränder verortet. Die gesellschaftlichen Widersprüche, die sich gerade in multiplen Krisenzeiten potenzieren, lasten auf allen Individuen ebenso wie der von vielen geteilte Wunsch nach Identität frei von Ambivalenzen, verpönten Wünschen und Uneindeutigkeiten. Erklärungen der gegenwärtigen Konjunktur des Judenhasses und ihre Bekämpfung müssen daher stets die Gesellschaft als Ganzes und die aktuelle Krisendynamik in den Blick nehmen.
Zur Verschärfung der antisemitischen Bedrohungslage in Deutschland hat die extreme Rechte, allen voran die AfD, maßgeblich beigetragen. Neben der Relativierung der Shoah und geschichtsrevisionistischen Forderungen, werden kontinuierlich antisemitische Verschwörungstheorien und Chiffren, sowohl von Politiker:innen als auch Wähler:innen, verbreitet. Durch die AfD werden antisemitische Ressentiments salonfähig und zunehmend offener artikuliert. Antisemitische Aussagen werden klar und deutlich ohne Umwegkommunikation getätigt.
Die extreme Rechte projiziert immer wieder ihren Antisemitismus auf Israel. So formulierte die neonazistische Kleinpartei "Die Rechte", mittlerweile "Die Heimat", auf einem Wahlplakat, Israel sei "unser Unglück". Auch unter den Wähler:innen der AfD fand sich kurz nach dem siebten Oktober in einer Umfrage keine Mehrheit für die Aussage, dass sich die Bundesregierung an die Seite Israels stellen solle, auch wenn die AfD sich gelegentlich pro-israelisch zu inszenieren versuchte. Dahinter verbirgt sich jedoch sowohl israelbezogener Antisemitismus, der Israel die alleinige Verantwortung für den Krieg vorwirft, als auch ein Schuldabwehr-Antisemitismus, der die deutsche Täterschaft wahrend des Nationalsozialismus zu leugnen versucht.[1] Wenig verwunderlich zeigte zudem eine empirische Untersuchung, dass antisemitische Einstellungen in der AfD-Anhängerschaft weit verbreitet sind, besonders in Form des virulenten israelbezogenen Antisemitismus. Dieser fungiert als Brückenmotiv über verschiedene politische Lager, Milieus und Gruppen hinweg. Neben der AfD sind anti-israelische Argumentationsmuster auch beim "Bündnis Sahra Wagenknecht" zu finden. So wird von der Partei sowohl ein Waffenembargo gefordert als auch Israel unterstellt, ihr Kampf gegen die Hamas hätte "Züge eines Vernichtungsfeldzugs".[2] In zwei Studien gab es sowohl unter AfD- als auch BSW-Wähler:innen Zustimmung zur Aussage man könne „im Hinblick auf die israelische Politik […] gut verstehen, warum man etwas gegen Juden haben könnte."[3]
Die AfD und BSW werden oft als politisch extreme Ränder definiert, dem eine sogenannte "bürgerliche Mitte" angeblich gegenüberstehe. Die gerne bemühte "deutsche Staatsräson", auf die sich vor allem diese "bürgerliche Mitte" gerne wortreich bezieht, zeugt vor allem von instrumentalisierenden Bezügen auf die deutsche Vergangenheit und auf Israel. Erstmals als Begriff verwendet von Angela Merkel 2008 in ihrer Rede vor der Knesset, betonte auch Olaf Scholz nach dem 07. Oktober, die Sicherheit Israels sei "deutsche Staatsräson". Die Bezeichnung der Staatsräson lässt viel Spielraum für Interpretationen. Sie dient dabei vor allem der Selbstvergewisserung und der eigenen "Wiedergutwerdung". Verkannt wird auch der Charakter des Zionismus als Notwehrmaßnahme gegen den globalen Antisemitismus. Folglich bleibt die Parteinahme für Israel stets prekär und die Staatsräson auch weitgehend folgenlos: Sie wird vor allem dann angerufen, wenn sie nichts kostet.
So lehnt etwa die Bundesregierung konsequente Sanktionen gegen das islamistische Mullah-Regime des Iran ab, welches nicht nur die große Mehrheit der iranischen Bevölkerung seit Jahrzehnten brutal unterdrückt, sondern welches auch Israel immer wieder mit Vernichtung droht, inzwischen auch direkt angreift und Hauptsponsor diverser islamistischer Terror-Rackets wie der Hamas, der jemenitischen Huthi oder der Hisbollah im Libanon ist - die Israel seit Monaten täglich beschießen und die Gesellschaften der Region terrorisieren.
Die verschiedene Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte haben israelische Regierungen zudem immer wieder scharf kritisiert und sich auch bei anti-israelischen UN-Resolutionen, die teils auf Propagandalügen basieren, enthalten oder anti-israelisch abgestimmt. Vor knapp einem Jahrzehnt bezeichnete der damalige Außenminister Sigmar Gabriel die Situation in Hebron im Westjordanland als „Apartheid“. Anders als oftmals herbeifantasiert, hat Deutschland im Jahr 2024 zudem kaum noch Kriegswaffen nach Israel geliefert. Darüber hinaus hat die Bundesrepublik die Palästinensische Autonomiebehörde mit über einer Milliarde Euro unterstützt und gehört zu den größten Geldgebern der UNWRA, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten. Die UNRWA stand und steht immer wieder in der Kritik, u.a. wegen ihrer Beziehung zur Hamas und weiteren islamistischen Gruppen, den an UNRWA-Schulen verwendeten Schulbüchern, in denen Israel delegitimiert und Antisemitismus verbreitet wird und nicht zuletzt wegen der Beteiligung von UNRWA-Mitarbeitern am Terrorangriff auf Israel am 07. Oktober. Mitunter lässt sich die UNRWA selbst als Friedenshindernis begreifen, hat sich mit ihr doch die Erzählung von einer vermeintlichen "Rückkehr" von Palästinenser:innen in das Gebiet, das 1948 der souveräne Staat Israel wurde und in dem viele nie selbst gelebt haben, institutionalisiert. [4]
Die hohle Phrase von der "deutsche Staatsräson Israelsolidarität" korrespondiert mit der selektiven Antisemitismusbekämpfung der sog. "bürgerlichen Mitte", die vor allem Abschiebungen als probates Mittel gegen Antisemitismus begreift, aber nicht gewillt ist, Islamismus und Antisemitismus bzw. deren gesellschaftlchen Ursachen zumindest etwas wirksamer zu bekämpfen. Vertreter:innen der sog. "bürgerlichen Mitte" versuchen zudem weiterhin die Islam-Verbände korporatistisch einzubinden, obwohl diese antiemanzipatorisch und oftmals offen antisemitisch agieren und nur einen kleinen Teil der tatsächlichen oder vermeintlichen Muslim:innen in der BRD vertreten.
Der Umgang mit der "Affäre Aiwanger" im Jahr 2023 zeigte zudem, wie sehr die sog. "bürgerliche Mitte" bereit ist, antisemitische Äußerungen zu verharmlosen. Teilweise wurde in verschwörungsideologischer Manier selbst die Diskussion um die Urheberschaft des antisemitischen Flugblattes zu einer "Schmutzkampagne" sinistrer Kräfte gegen "verdiente" rechtspopulistische Politiker erklärt. Die Nähe zu antisemitischen Narrativen fiel jenen Teilen der sog. "bürgerlichen Mitte" nicht auf. Auch während der Corona-Pandemie zeigte sich der Unwille antisemtische Narrative zu erkennen und aktiv zu bekämpfen, wenn vermeintliche "Bürger:innen aus der Mitte" auf Coronaleugner:innen-Demonstrationen gemeinsam mit extremen Rechten und Verschwörungsideolog:innen als Querfront demonstrierten. Die sog. bürgerliche Mitte neigt dazu, die antisemitischen Narrative zu relativieren oder zu verdrängen. So wurde ein vermeintlicher gesellschaftlicher Frieden über die notwendige Konfrontation mit antisemitischen Strukturen und deren Gefahren gestellt.
Der Umgang mit der "Affäre Aiwanger" im Jahr 2023 zeigte zudem, wie sehr die sog. "bürgerliche Mitte" bereit ist, antisemitische Äußerungen zu verharmlosen. Teilweise wurde in verschwörungsideologischer Manier selbst die Diskussion um die Urheberschaft des antisemitischen Flugblattes zu einer "Schmutzkampagne" sinistrer Kräfte gegen "verdiente" rechtspopulistische Politiker erklärt. Die Nähe zu antisemitischen Narrativen fiel jenen Teilen der sog. "bürgerlichen Mitte" nicht auf. Auch während der Corona-Pandemie zeigte sich der Unwille antisemtische Narrative zu erkennen und aktiv zu bekämpfen, wenn vermeintliche "Bürger:innen aus der Mitte" auf Coronaleugner-Demonstrationen gemeinsam mit Rechtsextremen und Verschwörungsideologen als Querfront demonstrierten.
Die Unfähigkeit den Antisemitismus adäquat zu bekämpfen, lässt sich allerdings trotz der Verstrickungen der bürgerlichen Mitte, ihren Strategien der Externalisierung, Relativierung und Instrumentalisierung nicht einfach auf die Wahl der falschen Mittel zurückführen. Vielmehr ist Antisemitismus eine Basisideologie bürgerlicher Gesellschaften, wird von der autoritären gesellschaftlichen Dynamik beständig reproduziert und erfährt in gesellschaftlichen Krisenzeiten Konjunkturen. Die Analyse darf an dieser Stelle allerdings nicht stehen bleiben: Denn Antisemitismus ist immer auch mehr als eien falsche Welterklärung, er bedroht Jüdinnen und Juden und das seit dem 07. Oktober in einer neuen Qualität. Gegen diese neue Bedrohungslage zeigen wir uns solidarisch und treten zugleich ein für eine Gesellschaft, in der alle ohne Angst verschieden sein können, frei von Herrschaft und Ausbeutung. Solange eine emanzipatorische Überwindung von Staat und Kapital wenig Aussicht auf Erfolg hat, bleibt zum einen der jüdische Staat eine zu verteidigende Notwendigkeit. Zum anderen muss - im Rahmen des möglichen - auch eine systematische Bekämpfung des Antisemitismus in alltäglichen Kämpfen und in unserem unmittelbaren Umfeld erfolgen, was Aufklärung ebenso wie Repression erfordert.
[1] https://jungle.world/artikel/2024/03/afd-pro-israel-haltung-uneins-ueber-israel
[2] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/bsw-wagenknecht-judenhass-zentralrat-kritik-100.html
[3] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/bsw-buendnis-sahra-wagenknecht-waehler-einstellungen-rechtsextrem-100.html
[4] Schwartz/Wilf 2022: Der Kampf um Rückkehr
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Plakat, Faltblatt, Social-Media-Kram für die Aktionswochen gegen Antisemitismus 2021 vom BgA Köln und dem Asta der Uni Köln.
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Erklärung zur angekündigten Teilnahme autoritärer und antizionistischer Gruppen am Colognepride
Auch in diesem Jahr findet die CSD-Demonstration des Colognepride unter dem Motto „FÜR MENSCHENRECHTE. Viele. Gemeinsam. Stark!“ statt.
Am 21.07.24 werden sich unterschiedliche queerpolitische Initiativen, Community-Vereine, Selbsthilfegruppen und Unternehmen der Demonstration anschließen. Angesichts des aktuellen gesellschaftlichen Klimas ist es dringend geboten, ein deutliches Zeichen gegen Homo- und Queerfeindlichkeit und für die Gleichberechtigung aller sexueller Lebensweisen zu setzen.
Für eine pluralistische Gesellschaft bleibt zudem ein konsequentes Eintreten gegen Rassismus und Antisemitismus unverzichtbar.
In den sozialen Medien haben in diesem Jahr dezidiert antizionistische und links-autoritäre Gruppen ihre – gegenüber der Demonstrationsleitung nicht angemeldete – Teilnahme an der CSD-Demonstration angekündigt und reklamieren einen „revolutionären Block“ für sich, u.a. unter dem Slogan „No Pride in Genocide“.
Da in diesem Zusammenhang mit aggressiven und einseitigen, israelfeindlichen Stellungnahmen oder antisemitischer Bildsprache gerechnet werden muss, sehen wir uns zu einer deutlichen politischen Positionierung veranlasst.
Wir stellen daher klar:
Der Hamas-Angriff auf Israel am 07. Oktober 2023 ist auch für jüdische Communities in Deutschland eine Zäsur und hat zu einer qualitativ neuen antisemitischen Bedrohungslage beigetragen.
Wenn antizionistische und israelfeindliche Gruppen nun gegen ein vermeintliches „Pinkwashing“ beim CSD aufrufen, Israel faktenwidrig als „siedlerkoloniales Projekt“ bezeichnen und fordern, „Palästina ganz zu befreien“, dann droht die CSD-Demonstration an dieser Stelle zur Plattform der Propaganda (nur vermeintlich) „pro-palästinensischer“ Akteur:innen zu werden. Im äußersten Fall muss in diesem Kontext zudem mit entsprechenden Störaktionen gegenüber dem CSD gerechnet werden.
Dramatisch sind aber vielmehr die Folgen, die von dieser Hetze auf queere Jüdinnen:Juden ausgehen können. Für alle, die sich als jüdisch, israelisch oder israelsolidarisch zu erkennen geben, wird die CSD-Demonstration dadurch zu einem potentiell unsicheren und gefährlichen Raum.
Wir stellen uns daher gegen die versuchte Instrumentalisierung des CSD durch antizionistische Gruppen und ihre israelfeindliche Agenda.
Ein konsequentes Eintreten gegen Antisemitismus muss sich, einmal mehr seit den Terrorakten vom 07.10.2023, auch gegen dessen israelbezogene Variante richten: In dieser wird Israel als jüdischer Staat u.a. delegitimiert, dämonisiert und doppelte Standards an diesen angelegt. Israel gilt so als „Jude unter den Staaten“ (Léon Poliakov) und wird zum Grundübel, während etwa Hamas und Fatah und ihre queerfeindliche und islamistische Politik dethematisiert werden. Getragen werden solche Positionen im Falle links-autoritärer Gruppen oftmals von einem unterkomplex antiimperialistischen Weltbild, das dichotom in Gut und Böse bzw. in Opfer und Täter einteilt. Derlei Vereinfachungen können weder der Komplexität des Nahost-Konflikts gerecht werden noch tragen sie zu einer vernünftigen Kritik von Diskriminierung und Minderheitenfeindlichkeit bei.
Darunter leiden letztlich nicht nur ganz konkret Jüdinnen:Juden, die sich die Frage stellen müssen, ob und wie sie am CSD teilnehmen können, sondern auch weitere marginalisierte Gruppen: Beispielsweise führen solche Weltbilder zur Illusion, dass die „Befreiung Palästinas“ auch zum Ende der Queerfeindlichkeit in Palästina führen würde.
Soll die diesjährige CSD-Demonstration nicht zu einem unsicheren Ort für Jüdinnen:Juden werden, müssen wir Antisemitismus und Israelhass konsequent entgegentreten. Nur so können Bedingungen geschaffen werden, unter denen die Perspektiven der jüdischen LGBTIQ* Community angstfrei sichtbar werden können.
Einen pluralen CSD kann es nur ohne Rassismus, Antisemitismus und Israelfeindschaft geben.
Wir möchten alle Teilnehmer:innen der CSD-Demonstration, insbesondere in diesem Jahr, dazu auffordern, ganz in diesem Sinne am Colognepride teilzunehmen.
Bündnis gegen Antisemitismus Köln im Juli 2024
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Ein Jahr nach dem 07.10.: Antifa heißt Israelsolidariät
NRW-weite Demonstration am Sonntag, den 6.10.2024 in Köln
Am 7. Oktober 2024 ist ein Jahr seit dem Massaker bei Reʿim und weiteren Kibbuzim vergangen. Die radikalislamistische Terrororganisation Hamas tötete damals zusammen mit anderen islamistischen und linken palästinensischen Gruppen über tausend Menschen und verschleppte 239 Geiseln in den Gazastreifen. Es stellt das größte Pogrom an Jüdinnen:Juden seit der Shoah dar. Beim Angriff auf das Supernova-Festival kam es nachweislich zu massiver sexueller Gewalt – ein Fakt, der von UN Women bis in feministische Kreise weltweit geleugnet oder zu spät anerkannt wurde. Statt einer breiten feministischen Solidarität verklärten wesentliche Teile der radikalen Linken den vernichtungsantisemitischen Kern der Angriffe zu antikolonialen Kämpfen und feierten das Massaker als vermeintlichen "Befreiungskampf". In der regressiven Bezugnahme auf ideologische Versatzstücke antiimperialistischer, postkolonialer und queerfeministischer Theorien konstruieren diese Israel als vermeintlich weiße Kolonialmacht – unter völliger Nichtbeachtung z. B. der Tatsache, dass seit 1948 etwa 900.000 jüdische Menschen aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach Israel fliehen mussten.
Die extreme Rechte konstruiert Israel als "unser Unglück", verschiedene Strömungen des politischen Islam dämonisieren Israel als "kleinen Satan", als Todfeind und Fremdkörper im "arabischen Palästina". Auch unter den Wähler:innen der AfD, die gelegentlich proisraelische Positionen anführt, um ihre rassistische Agenda zu legitimieren, fand sich kurz nach dem 7. Oktober keine Mehrheit für die Aussage, dass sich die Bundesregierung an die Seite Israels stellen solle – in Umfragen übrigens der niedrigste Wert unter allen abgefragten Parteipräferenzen (BSW noch nicht inbegriffen).
Ebenso zeugt die gerne bemühte "deutsche Staatsräson" vor allem von einer bloß gefühlten "Wiedergutwerdung" der Deutschen denn von einer inhaltlichen Überzeugung oder gar einer oft behaupteten bedingungslosen Solidarität mit dem angegriffenen Staat Israel. Seit vielen Jahren schon lehnt Deutschland etwa konsequente Sanktionen gegen das islamistische Mullah-Regime des Iran ab, welches nicht nur die große Mehrheit der iranischen Bevölkerung seit Jahrzehnten brutal unterdrückt, sondern auch Israel immer wieder mit dessen Vernichtung droht und Hauptsponsor diverser islamistischer Terrorgruppen ist.
Antisemitismus hat viele Gesichter, doch er ist immer eines: wahnhaft und eine Bedrohung für Jüdinnen:Juden. Er umfasst eine bestimmte Haltung zur Realität, eine die soziale Welt umfassende Deutung, in der Jüdinnen:Juden als "Feinde aller Völker" gelten. Deswegen braucht es einen verteidigungsfähigen jüdischen Schutzraum, der auch als Schutzschild für Jüdinnen:Juden auf der gesamten Welt dient.
Als Antifaschist:innen solidarisieren wir uns mit Jüdinnen:Juden weltweit und stehen auf Grundlage einer kritischen Gesellschaftstheorie für das Existenzrecht Israels in Form des Zionismus ein. Wir fordern die sofortige Freilassung aller Geiseln und stehen zusammen gegen jede Form von Antisemitismus. Dafür wollen wir ein Jahr nach dem Massaker des 7.10. mit euch auf die Straße gehen.
Kommt am 6.10. nach Köln und zeigt mit uns:
Antifaschismus bedeutet auch: Solidarität mit Israel.
Sonntag. 6.10.2024 15:00 Roncalliplatz, Köln (Südseite Dom)
#antisemitismus#israel#gegenjedenantisemitismus#köln#bds#bga köln#bga#free palestine#free gaza#free gaza from hamas#antizionismus
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„Kölner Kulturpreis“ wird Programmleiterin eines Stammlokals der „israelkritischen“ Linken verliehen
Am 14. Mai 2024 wird der „Kölner Kulturpreis“ vom Kölner Kulturrat e.V. verliehen. Dabei sollen „herausragende Leistungen und wegweisende Entwicklungen der Kultur“ in Köln gewürdigt werden. In der Kategorie „Kulturmanagerin des Jahres 2023“ wird Sevgi Demirkaya als Programmleiterin des Kulturbunkers Köln-Mülheim e.V. ausgezeichnet.[1]
Es ist fraglich, wie diese Entscheidung in Einklang zu bringen ist mit Veranstaltungen im Kulturbunker, an denen als antisemitisch kritisierte Gruppen in der Vergangenheit eine öffentliche Plattform erhalten haben.
Dass der deutsche Kulturbetrieb ein strukturelles Problem mit Antisemitismus hat, allen voran in Form des israelbezogenen Antisemitismus', ist nicht erst seit den Reaktionen auf das Massaker der Hamas am 07.10.2023 offensichtlich. Im Rahmen von Kunst- und Kulturveranstaltungen können Akteur:innen oftmals „kultiviert verpackten“ Hass auf Jüdinnen*Juden und Israel verbreiten.[2] Ein Beispiel ist die „Bewegungskonferenz Abolitionismus“, die im September 2023 im Kulturbunker in Köln-Mülheim stattfand. Das Ziel war der Austausch und die Vernetzung zwischen teilnehmenden Personen, damit „lokale Kämpfe gestärkt“ und „Anknüpfungspunkte für gemeinsame Kämpfe geschaffen werden“ sollten.[3] In diesem Rahmen wurde Samidoun eine Bühne geboten[4], der mittlerweile verbotenen Vorfeldorganisation der palästinensischen Terrorgruppe PFLP. Im rechtsrheinischen Köln waren Samidoun und ihre Unterstützer:innen schon vor dem Verbot hinlänglich bekannt. In den vergangenen Jahren kam es bei Demonstrationen rund um den Wiener Platz mehrfach zu Hetze und dokumentierten Gewaltaufrufen gegen Jüdinnen*Juden und Israel.[5] Selbst ein Großteil der bewegungslinken Szene, welche in die Planung der „Bewegungskonferenz Abolitionismus“ involviert war, zog sich aus Protest gegen die Beteiligung von Samidoun aus dem Organisationskreis zurück.
Inwiefern die Einladung und Duldung von Samidoun im Kulturbunker mit den Zielen einer öffentlich geförderten Kultureinrichtung, deren Programm Sevgi Demirkaya auch als Teil des Vorstands verantwortet, zusammen zu bringen ist, hätte der Kölner Kulturrat e.V. diskutieren können. Gleiches gilt für den Beirat für Theaterkultur der Stadt Köln, deren Mitglied Demirkaya ist.[6]
Der Kulturbetrieb ist in hohem Maße von öffentlichen Fördergeldern abhängig, um ihre Einrichtungen erhalten und Projekte umsetzen zu können. Zum Aufbau von Reputation sind Auszeichnungen wie der „Kölner Kulturpreis“ essentiell, Personen und Einrichtungen können von der Vernetzung und dem Erzeugen von Medienaufmerksamkeit innerhalb der Kulturszene profitieren. Umso kritikwürdiger ist es, wenn Personen wie Sevgi Demirkaya ausgezeichnet werden, die in ihren Einrichtungen antizionistischen Gruppen offen eine Plattform und eine niedrigschwellige Möglichkeit zur Vernetzung geben.
Dass der Kulturbunker sich nach der „Bewegungskonferenz Abolitionismus“ nicht geäußert hat und nicht an einer Aufarbeitung interessiert scheint, zeigt die kurzfristige Ausladung der marxistisch-leninistischen Jugendgruppe „Young Struggle“ (YS) mit deren ursprünglich geplantem „Europakongress“ am 17.02.2024. Auf dem Blog der Gruppe erschien nach dem Massaker am 07. Oktober 2023 ein längerer Artikel, welcher den Terrorangriff der Hamas als „Widerstand“ zu rechtfertigen versuchte und die Angreifer gar als „fortschrittlich“ glorifizierte. Sexuelle Gewalt gegen israelische Frauen hätte laut YS zudem nichts an der „Legitimität des Befreiungsschlags“ geändert. Die Kölner Ortsgruppe schrieb nach dem 07.10.2023 in einem weiteren Statement auf Instagram sie stehe „geschlossen hinter dem palästinensischen Befreiungskampf, der legitim ist.“[7] Eine unverhohlene und öffentliche Unterstützung von antisemitisch motiviertem Terror. Nach einer Anfrage des KSTA gab Sevgi Demirkaya am Abend des 16.02.2024 eine Absage des „Europakongresses“ bekannt, die Gründe seien falsche Anmeldedaten und Sicherheitsbedenken gewesen. Young Struggle behauptete dagegen, das Event wäre Monate im Voraus mit dem Kulturbunker geplant gewesen – man kenne sich und trotz Kritik hätte der Ort am Vertrag festgehalten.[8] Diese Darstellung widerspricht den Aussagen von Sevgi Demirkaya, eine öffentliche Stellungnahme dazu blieb aus.
Es ist zudem bedenklich, dass darüber hinaus weitere Personen eine Plattform im Kulturbunker erhalten, die sich öffentlich mit politischen Gruppen solidarisch zeigen, die als antisemitisch kritisiert werden. Şeyda Kurt, eine Moderatorin der Abolitionismus-Konferenz, trat 2023 in einem Podcast von „Zora“ auf. Die Gruppe hatte davor bereits Samidoun eine eigene Folge gewidmet und tritt häufig bei gemeinsamen Aktionen mit YS in Erscheinung. „Zora“ bezeichnet die PFLP als „fortschrittliche Kraft“, was im Dezember 2023 bereits zu Razzien in Berlin geführt hatte.[9] Seit September 2023 hatte Kurt bei drei weiteren Veranstaltungen im Kulturbunker eine Bühne erhalten, u.a. bei einer politischen Gesprächsreihe.[10]
Der Kulturbunker wurde in den letzten Jahren zu einem Stammlokal der „israelkritischen“ Linken. Dass Sevgi Demirkaya als Programmleiterin als „Kulturmanagerin des Jahres 2023“ durch den Kölner Kulturrat e.V. ausgezeichnet wird, zeigt, dass es in kulturbeflissenen Kreisen keineswegs von Nachteil sein muss, wenn man dem linken Antisemitismus eine Bühne bietet bzw. erst auf öffentlichen Druck hin lange geplante Veranstaltungen absagt. Auch das Kölner Kulturestablishment zeigt sich offensichtlich vom Gestus des rebellischen, besonders kritischen Geistes, der vorgeblich nach Frieden, Menschenrechten oder Gerechtigkeit strebt, beeindruckt und hat weder einen Begriff von linkem Antisemitismus noch ein Interesse an der Auseinandersetzung mit Formen des Antisemitismus, die nicht von der politischen Rechten artikuliert werden.
[1] https://www.koelnerkulturrat.de/koelner-kulturpreis/; https://www.kulturrat.koeln/kulturpreis
[2] https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-990930
[3] https://kulturbunker-muelheim.de/event/bewegungskonferenz-abolitionismus-in-koeln/
[4] https://www.instagram.com/p/CwinoM9sCuC/?igsh=ZmRtYzlpaWY0eHBw&img_index=2
[5] https://www.hagalil.com/2023/10/samidoun-koeln/; https://www.ksta.de/koeln/muelheim/muelheim-veedel/koeln-polizei-loest-palaestina-demo-nach-gewaltaufrufen-vorzeitig-auf-551492
[6] https://www.stadt-koeln.de/artikel/04495/index.html
[7] https://www.instagram.com/p/CyNqzrFsI4C/
[8] https://www.instagram.com/p/C3ilt37sKwA/
[9] https://www.tagesspiegel.de/berlin/durchsuchungen-an-acht-orten-razzia-bei-linker-frauenorganisation-in-berlin-10947475.html
[10] https://rausgegangen.de/events/loverage-gesprachsreihe-zu-kritik-und-utopien-mit-seyda-kurt-0/
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Aktionswochen gegen Antisemitismus 2024
Auch in diesem Herbst finden zwischen dem 15.11.2024 und dem 25.11.2024 vier Veranstaltungen im Rahmen der Kölner Aktionswochen gegen Antisemitismus statt. Veranstaltet werden die Aktionswochen gegen Antisemitismus vom Bündnis gegen Antisemitismus Köln in Kooperation mit dem AStA der Uni Köln, der Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Köln und der Gesellschaft für kritische Bildung. Hier die Übersicht über alle Veranstaltungen mit Orten und Uhrzeiten.
15. November 2024, 19 Uhr 30, Hörsaal XII, Hauptgebäude der Universität zu Köln (Albertus-Magnus-Platz, 50931 Köln) Tom Uhlig: „Lang lebe der Widerstand“. Zu den psychosozialen Grenzen der Aufklärung.
Selten springt die Irrationalität von Antisemitismus so sehr ins Auge wie in der gegenwärtigen Idealisierung und Verklärung islamistischer Terrorgruppen wie der Hamas oder des Palestine Islamic Jihad durch Gruppen mit progressivem Selbstverständnis. Die LGBTIQ- und frauenfeindliche Ideologie, der Antisemitismus und der brutal autoritäre Gesellschaftsentwurf der Islamisten stehen im krassen Widerspruch zu jedweder Form der Emanzipation. Dennoch werden sie zu Freiheitskämpfern stilisiert und ihre Gewalt gegen die Zivilbevölkerung – auch gegen die eigene – als legitimer Widerstand verharmlost. Queers for Palestine setzen sich für eine Gesellschaft ein, in der ihre Rechte mit Füßen getreten werden, Kommunist_innen für eine kleptokratische Oligarchie, Antiimperialist_innen für die Ausweitung der Einflusssphäre des iranischen Terrorregimes. Menschenrechtsrhetorik paart sich mit Indifferenz oder gar der Unterstützung antisemitischer Vernichtungsaspirationen. Das Massaker palästinensischer Terrorgruppen vom 7. Oktober 2023 – Ausdruck genozidaler Ideologie – hat daran nichts geändert. Linke Grundüberzeugungen werden über Bord geworfen für das gemeinsame Ziel, Israel von der Landkarte zu tilgen. Diese Widersprüchlichkeit irritiert: Wie kann die offensichtliche Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit unbemerkt bleiben?
Tom Uhlig (M.Sc.) ist Politischer Referent und Mitglied der Redaktion der „Freien Assoziation. Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie“. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der IPU Berlin und hat Psychologie an der Goethe-Universität Frankfurt a.M. studiert.
19. November 2024, 19 Uhr 30, Hörsaal XIb, Hauptgebäude der Universität zu Köln (Albertus-Magnus-Platz, 50931 Köln)
PD Dr. Martin Cüppers: Halbmond und Hakenkreuz. Zu den Ursachen des Nahostkonflikts bis 1948.
Nicht erst seit den Hamas-Massenverbrechen vom 7. Oktober 2023 und dem damit begonnenen Krieg wird der Beginn des Nahostkonflikts häufig fälschlicherweise auf das Jahr 1948 datiert und so mit der Gründung Israels gleichgesetzt. Dabei markieren schon Gewaltausbrüche ab den 1920er Jahren und zunehmende Radikalisierungstendenzen auf arabischer Seite maßgebliche Grundbedingungen, die für die weitere Konfliktgeschichte geradezu stilbildend wirkten. Bis heute nachwirkende Einflüsse entfaltete dann vor allem das nationalsozialistische Deutschland, das sich 1942 sogar anschickte, die Region militärisch zu erobern, womit der Nahe Osten auch ein Kapitel der Geschichte der Shoah geworden ist.
Diese verhängnisvollen und für ein angemessenes Verständnis des Konflikts grundlegenden Jahrzehnte werden von Martin Cüppers, dem wissenschaftlichen Leiter der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, auf der Grundlage jahrelanger eigener Forschungen dargestellt.
PD Dr. Martin Cüppers studierte Geschichte und Romanistik u.a. an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach seiner Promotion 2004 und der Habilitation 2013 ist er seit 2014 wissenschaftlicher Leiter der renommierten Forschungsstelle Ludwigsburg und Privatdozent für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart. In seinen Forschungen widmet er sich insbesondere der Shoah und anderen Bereichen nationalsozialistischer Vernichtungspolitik sowie Nachwirkungen und Ahndungsversuchen dieser Epoche. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählt u.a.: Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina, Darmstadt 2006 (zusammen mit Klaus-Michael Mallmann).
23. November 2024, 15.00, NS Dokumentationszentrum (Appellhofplatz 23-25,50667 Köln) Lisa Frey: Verleugnet, verhöhnt, vergessen – zur mangelnden feministischen Solidarität in der Folge des 7. Oktobers
Der antisemitische Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 bedeutete eine Zäsur für jüdisches Leben weltweit. Teil dieser „genozidalen Botschaft“ (E. Rolnik) waren systematisch eingesetzte Formen sexueller Gewalt und Folter, welche die Mehrheit der Opfer nicht überlebte. Trotz der massiven Form der geschlechtsspezifischen Gewalt blieb eine Solidarisierung in feministischen Kreisen in weiten Teilen aus. Bis heute wird die sexuelle Gewalt am 7. Oktober sowie in der Folge gegen israelische Geiseln in Gaza geleugnet – obwohl selbst UN Women einen klaren Bericht hierzu vorgelegt hat. Die Verhöhnung der Betroffenen und das lange Schweigen bedeuten einen Verrat, der den Antisemitismus in feministischen Zusammenhängen auf bittere Weise verdeutlicht und der nicht unkommentiert bleiben soll.
Nach dem Inputreferat soll es ausreichend Zeit für einen gemeinsamen Austausch geben.
Referentin: Lisa Frey, Sexualpädagogin & Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin i.A.
25. November 2024, 19 Uhr 30, Hörsaal XIb, Hauptgebäude der Universität zu Köln (Albertus-Magnus-Platz, 50931 Köln) Dr. Ulrike Becker: Nazis am Nil – Die westdeutsch-ägyptischen Beziehungen in der Nachkriegszeit im Schatten des Nationalsozialismus
Die westdeutschen Beziehungen zu Ägypten wurden in der Nachkriegszeit geprägt von Akteuren, die in ihren mentalen Orientierungen und politischen Überzeugungen von den Erbschaften des Nationalsozialismus geprägt waren. So entschieden Diplomaten, die während des zweiten Weltkrieges die antiwestliche und antisemitische Politik mitgestaltet hatten, dass die Bundesregierung in den 1950er Jahren diplomatischen Beziehungen zu Israel aufnehmen sollte. Aber auch nichtstaatliche Akteure, wie ehemalige Nationalsozialisten, Wehrmachts-Generale und Rüstungsexperten, gestalteten als zentrale Akteure die deutsch-ägyptischen Beziehungen der Nachkriegszeit. Dabei spielte ein ehemaliger SS-Führer und Freund von Heinrich Himmler eine entscheidende Rolle, der während des Zweiten Weltkrieges für die „Reichswerke Hermann Göring“ die tschechische Rüstungsindustrie kontrolliert hatte. Raketenexperten, die während des Nationalsozialismus an der „V2“ Rakete und an Plänen für die Bombardierung New Yorks gearbeitet hatten, bauten in den 1960er Jahren Raketen für Ägyptens Präsident Nasser, die dieser gegen Israel einsetzen wollte. Einige der Experten identifizierten sich als „Vertriebene“ mit dem Schicksal der Palästinenser und agitierten gegen Israel. Deutsche Nazis und ägyptische Politiker, die die NS-Zeit in Deutschland verbracht hatten, planten in der Nachkriegszeit gemeinsam die erste antiisraelische Kampagne der Nachkriegszeit. Der Vortrag beleuchtet, inwiefern die deutsch-ägyptischen Beziehungen von der NS-Vergangenheit geprägt waren und wie nach dem Zweiten Weltkrieg eine transformierte Form des Antisemitismus entstand.
Dr. Ulrike Becker studierte Geschichte und Literaturwissenschaft in Hamburg und wurde an der Universität Jena über die deutsch-ägyptischen Beziehungen in der Nachkriegszeit promoviert. Ihre Dissertation erschien unter dem Titel „Nazis am Nil – die westdeutsch-ägyptische Beziehungen der Nachkriegszeit im Schatten des Nationalsozialismus“ im Vandenhoeck & Ruprecht Verlag. Sie arbeitet als Forschungsleiterin im Mideast Freedom Forum Berlin (MFFB) und entwickelt dort Konzepte für die antisemitismuskritische Bildungsarbeit, ist verantwortlich für Forschung und politische Beratung. Seit 2023 ist sie Research Fellow am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) an der katho in Aachen. Dort ist sie seit diesem Jahr Wissenschaftliche Leiterin im Projekt „Antisemitismus entgegentreten“.
#antisemitismus#israel#gegenjedenantisemitismus#hamas#free gaza#october 7#antizionismus#bga köln#köln#bds#feminismus#antifa
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Ringvorlesung „Nie wieder“ ist jetzt?
Ringvorlesung mit 9 Gastvorträgen; WiSe 24/25 Termin: Dienstag 18:00 - 19:30, Hörsaal H112 (IBW-Gebäude), Humanwissenschaftliche Fakultät, Herbert-Lewin-Str. 2; 50931 Köln
Der antisemitische Terrorangriff auf Israel am 07. Oktober 2023 hat nicht nur einen kaum beschreibbaren Schock in der israelischen Gesellschaft ausgelöst und eine (re)traumatisierende Wirkung entfaltet. Auch für Jüdinnen:Juden weltweit und für jüdische Communities in Deutschland stellen der Angriff und dessen Folgen eine Zäsur dar: Während jüdische Einrichtungen wie Synagogen in Deutschland schon lange durch Polizei und private Sicherheitsdienste geschützt werden müssen, verweisen der drastische Anstieg antisemitischer Vorfälle und die derzeitige Situation auf eine antisemitische Bedrohungslage neuer Qualität.
„Nie wieder ist jetzt!“ lautete in den Wochen und Monaten nach dem 07. Oktober auch die Parole für Solidaritätsveranstaltungen mit Jüdinnen:Juden. Doch anders als bei der Anti-AfD Protestwelle Anfang 2024 und den Massenmobilisierungen zu Black Lives Matter im Jahre 2020 blieben Massendemonstrationen oder größere Kundgebungen gegen Antisemitismus und in Solidarität mit Israel aus. Vielmehr waren es erst die israelischen Reaktionen auf den Angriff, d.h. der Gaza-Krieg und seine schlimmen Folgen mit mittlerweile mehreren zehntausend palästinensischen Todesopfern, die bundesweit zu anti-israelischen Demonstrationen führten. Bei den Protesten wurde das Massaker des 07. Oktobers oftmals relativiert, teilweise gar zu einem antikolonialen Widerstandsakt stilisiert, es wurden antisemitische Parolen skandiert und eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben. Die mangelnde Solidarität und emotionale Kälte, mit denen Jüdinnen:Juden in Deutschland konfrontiert waren und sind, wird auch international beklagt. So schrieb die israelisch-französische Soziologin Eva Illouz über einen Bruch mit vielen Strömungen der internationalen politischen Linken:
„Ein großer Teil der Linken - also die Seite, die seit zwei Jahrhunderten Gleichheit, Freiheit und Menschenwürde verteidigt hat - begrüßte entweder die Nachrichten von den Massakern (‚Widerstand gegen einen Besatzer‘), oder sie hat sie mit intellektuellen Vernebelungsstrategien abgetan. Die Linke hat terrorisierte Juden in der ganzen Welt und in Israel schamlos im Stich gelassen. (…) Hätte die Linke uns in unserer Trauer nicht wenigstens für einen Moment zur Seite stehen können, so wie es viele Araber weltweit und in Israel getan haben? Einmal mehr fühlen sich die Juden sehr allein.“ [1]
Der Anstieg des Antisemitismus und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Entwicklungen in der bundesdeutschen postmigrantischen, postnationalsozialistischen und postkolonialen Gesellschaft erfordern tiefergehende Analysen: Welche gesellschaftlichen Dynamiken liegen der neuen Qualität des Antisemitismus zugrunde? In welchem Verhältnis stehen Rassismus und Antisemitismus, Zionismus und Kolonialismus sowie Antisemitismus und Antizionismus? Welche Bedeutung haben der 07. Oktober und dessen Folgen für jüdische Communities in Deutschland? Wie sehen effektive Konzepte zur Bekämpfung des Antisemitismus aus? Welche Potentiale und Grenzen haben Aufklärung und Bildung? Diesen und weiteren Fragen wollen wir uns in einer Ringvorlesung aus interdisziplinärer Perspektive widmen.
Diese Ringvorlesung wird gefördert aus Landesmitteln NRW bzw. aus dem Fonds zur Bekämpfung von Antisemitismus und findet in Kooperation mit dem Bündnis gegen Antisemitismus Köln und dem AStA der Universität zu Köln statt.
[1] Illouz, Eva (2023): Wir, die Linken? Nicht mehr. In: Süddeutsche Zeitung (27. Oktober 2023). Online unter: https://archive.ph/BGITg
Team: Prof. Dr. Gudrun Hentges, Felix Kirchhof, Jasamin Mirgolbabaei ____________________________________________________________
Programm:
15.10.2024: Dr. Alexandra Kurth: Zur Kritik des Antisemitismus der Gegenwart – Eine Einführung (Arbeitstitel) 05.11.2024: Prof. Dr. Baruch Shomron: Unfolding October 7th and its aftermath in Israel
(This lecture will be held in English language/ Vortrag in englischer Sprache)
Early Saturday morning October 7th, Hamas and other Palestinian terrorist organizations from the Gaza Strip initiated a surprise attack on neighboring Israel. During the first few hours of the attack, the Israeli mass media found itself in the dark with formal traditional sources inaccessible or uninformed. However, by using non-traditional reporting techniques, the Israeli media succeeded in making sense of the happenings early on and played an important role in informing civilians and security forces alike on both the big picture and the specific details of the attack. Indeed, the media served as one of the main sources of information for civilians and security forces, enabling them to make informed real-time life-saving decisions. In the aftermath of the attack, Israeli society found itself in a complex situation that included a war in Gaza, hostages, evacuees from the South and North of Israel, international pressures and boycotts, an escalation of fighting on multiple fronts, and the economic costs of war. These complexities serve as an additional layer to the highly engaged political debate in Israeli society that has seen mass demonstrations and five national elections in the past five years. Indeed, it seems Israelis are currently debating their most fundamental beliefs and ideas. This lecture will focus on the Israeli media and the role they played in the first hours of the attack, and on the aftermath of the attack in Israeli society.
Prof. Dr. Baruch Shomron is the Israel Professor in Communication Science at the Department of Communication at Johannes Gutenberg University Mainz. His research focuses on the relationship between media usage, representations, and access, and their relation to justice, human rights, and capabilities, especially regarding marginalized populations. He has published close to a score of studies in leading scientific journals examining the media opportunities of various groups such as Israeli Arabs, ultra-Orthodox Jews, migrants and refugees, as well as people with various health conditions. His co-authored book: "Digital Capabilities: ICT Adoption in Marginalized Communities in Israel and the West Bank" was recently published by Palgrave Macmillan.
12.11.2024: Dr. Corry Guttstadt: Was sagen die Reaktionen auf den 07. Oktober über den Antisemitismus in der Türkei aus?
Seit dem 7. Oktober 2023 zeigt sich der Antisemitismus in der Türkei in aller Offenheit: die regierungsnahe Tageszeitung Yeni Şafak titelte am 8. Dezember 2023: „Sie töten im Namen eines 3.000 Jahre alten perversen Glaubens – Die Welt muss dieses Virus [gemeint: die Juden] auslöschen“, AKP-Politiker bejubeln Hitler und den Holocaust. Doch auch als demokratisch oder links bekannte PolitikerInnen und Medien greifen in ihrer Kritik an Israel auf antisemitische Stereotype zurück oder bejubeln die Hamas als ‚Befreiungsbewegung‘. Seit Jahrzehnten ist der Antisemitismus in der Türkei in den verschiedensten – auch antagonistischen – Lagern verwurzelt. Antisemitische Verschwörungstheorien, Diffamierungen und Drohungen gegen Juden und Jüdinnen sind Alltag und rufen auch in der demokratischen Opposition so gut wie keine Reaktionen hervor. Auf Israel bezogener Antisemitismus erscheint als ein verbindendes Element aller politischen Lager. Ausgehend von den antisemitischen Manifestationen seit dem 7. Oktober gibt der Vortrag einen Einblick in den Antisemitismus der verschiedenen politischen Strömungen in der Türkei.
Corry Guttstadt, ist selbständige Autorin, Übersetzerin und Aktivistin zu den Themen Menschenrechte, Rassismus und Antisemitismus. Sie studierte Turkologie und Geschichte an der Universität Hamburg, M.A. in Turkologie 2005, Promotion in Geschichte 2009. Ihre Dissertation Die Türkei, die Juden und der Holocaust (Assoziation A, 2008) wurde auch ins Türkische (İletişim, 2012) und Englische (Cambridge University Press, 2013) übersetzt und gilt heute international als Standardwerk zum Thema. Zu ihren Publikationen zählen: Bystanders, rescuers or perpetrators? The Neutrals and the Shoah, (mit Thomas Lutz, Bernd Rother and Yessica San Roman Hg.) IHRA series, vol. 2, Berlin, 2016; MUESTROS DEZAPARESIDOS – Chemins et destins des Judéo-Espagnols de France - 19.. /1945, (mit Henriette Asseo, Annie Cohen, Alain de Toledo, Xavier Rotea (eds.) (Mai 2019). Sowie der Ende 2023 erschienene Sammelband über Antisemitismus in und aus der Türkei, der bei der Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg publiziert wurde und Ende 2024 auch auf Türkisch erscheinen wird.
26.11.2024: Luise Henckel: »Death to all states, but free palestine«? Zum Verhältnis von Antisemitismus, Antizionismus und materialistischer Staatskritik
Nach dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 zeigte sich in der globalen Reaktion auf die Ereignisse schnell, dass der Angriff auf den jüdischen Staat eine neue Welle antisemitischer Enthemmung nach sich ziehen würde. Insbesondere auch im „progressiven“ Milieu folgte eine – zwar nicht neue, aber in ihrer Militanz doch erschreckende – antizionistische Mobilisierung. Die Delegitimierung Israels als „unechte“, „falsche“, „koloniale“, „imperiale“ eben „zionistische Entität“ wurde dabei von einer neu politisierten Generation von Aktivist:innen vorgetragen, denen der Begriff des Zionismus wenige Wochen vorher vermutlich noch nichts gesagt hatte. Dabei geht es allerdings nicht, wie man vielleicht meinen möchte, um eine allgemeine Skepsis oder Feindschaft gegenüber – auch militärisch bedingter – Staatlichkeit. Der Einsatz für die palästinensische, explizit nationale Befreiung, einer vermeintlichen „Dekolonialisierung mit allen nötigen Mitteln“ sowie die politische Verteidigung der Regime autoritär geführter Nationalstaaten wie Iran oder Syrien von Seite der Aktivist:innen zeugen vielmehr davon, dass es sich bei dem Hass auf den jüdischen Staat eben um keine „Staatskritik“ sondern eher um eine Zwangsvorstellung handelt. So scheint Israel in dieser Vorstellung für ein besonderes Verhängnis zu stehen, die bloße staatliche Existenz angeblich alle möglichen emanzipatorischen Ziele zu verhindern: Vom Kampf gegen den Klimawandel bis zum Sturz des globalen Patriachat.
Angesichts dieser Obsession, die es nahelegt von einer Fortführung der Muster des moderenen Erlösungsantisemitismus „mit geopolitischen Mitteln“ auszugehen, ist es nicht verwunderlich, dass es sich als eine der drei „Faustregeln“ durchgesetzt hat bei der Bewertung von Aussagen zum Jüdischen Staat, auf sogenannte „Doppelte Standards“ zu achten, um herauszufinden, ob es sich bei der Aussage um Antisemitismus oder »legitime« Kritik staatlicher Politik handelt. Wird Israel also behandelt wie jeder andere Staat oder finden sich unausgesprochen Vorurteile oder unzulässig verengte Bewertungsstandards in der Betrachtung des jüdischen Staats? Daraus folgt zwangsläufig die Idee, dass Israel eben umgekehrt so zu verstehen und zu behandeln wäre, wie „ein Staat wie jeder andere“. Eine Idee, die nicht nur von den antizionistischen Vernichtungsfantasien, sondern auch von deutscher Politik („Staatsräson“) aber auch gelegentlich von linker- wie konservativer Überidentifikation mit dem jüdischen Staat konterkariert ist. Ganz so einfach scheint es also mit der „normalen“ Staatlichkeit Israels also auch nicht zu sein.
Ausgehend von der Annahme, dass der Antizionismus als wesentlicher Teil des modernen Antisemitismus – auch schon vor der israelischen Staatsgründung – verstanden werden muss, bemüht sich der Vortrag das Verhältnis zwischen einer an Emanzipation interessierten materialistische Staatskritik und den Aporien des zionistischen Projekts zu entwickeln.
Luise Henckel hat Kulturwissenschaften, Politikwissenschaft und Politische Theorie studiert und lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Sie hält Vorträge, gibt Workshops und publiziert zur frühen Kritischen Theorie, materialistischer Staatskritik und der Geschichte des (linken) Antisemitismus.
Publikationen: Henckel, Luise und Kolja Huth (vsl. Frühjahr 2025): „Alle reden von Deutschland. Wir reden vom Wetter“. Antisemitismus und die Genese der Grünen 1973-1991, in: Marc Seul et. al. (Hg.): Politische Parteien und Antisemitismus. Opladen und Berlin: Barbara Budrich.
Henckel, Luise 2022: Zum Verhältnis der Kritischen Theorie zur Kritik der Politik, in: Jaro Ehlers et. al. (Hg.): Subjekt und Befreiung. Beiträge zur kritischen Theorie. Berlin: Verbrecher Verlag.) 10.12.2024: Prof. Dr. Stefan Müller: Bildung und Antisemitismus: Juden als Projektionsfläche
Sobald eine antisemitische Äußerung oder gar Übergriffe bemerkt werden, dauert es meist nicht lange, bis der Ruf nach Bildung erschallt. Warum eigentlich? Historisch lässt sich nachzeichnen, dass der Antisemitismus auch von Gebildeten kam und legitimiert wurde. Zudem ist weder theoretisch noch empirisch der Zusammenhang so eng, wie es zunächst scheint: der aktuelle israelbezogene Antisemitismus wird auch in Einrichtungen der Bildung, in Hochschulen und im Kunst- und Kulturbetrieb von Intellektuellen artikuliert. Bildung schützt weder automatisch noch zwangsläufig vor Antisemitismus. Im Vortrag wird vor diesem Hintergrund gezeigt und diskutiert, dass eine Bildung gegen Antisemitismus auf einen reflexiven Modus angewiesen ist, um die Ressentiments erkennen, benennen und verändern zu können.
Prof. Dr. Stefan Müller ist Professor für Bildung und Sozialisation unter Bedingungen sozialer Ungleichheiten an der Frankfurt University of Applied Sciences und arbeitet im Forschungsbereich ‚Gesellschaftliches Erbe des Nationalsozialismus'. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen u.a. politische Bildung und Antisemitismusprävention. Er ist Mitherausgeber der Buchreihen „Antisemitismus und Bildung" (Wochenschau Verlag), „Gesellschaftsforschung und Kritik" (Beltz Juventa) sowie „Kleine Reihe Soziologie“ (Wochenschau-Verlag). Letzte Veröffentlichung: Mündigkeit in der politischen Bildung, Frankfurt: Wochenschau-Verlag (zusammen mit Elia Scaramuzza)
17.12.2024: Dr. Annette Seidel-Arpacı (Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern): "Free Palestine from German Guilt?" Multidirektionaler Schlussstrich und antirassistisch-globalisierter Judenhass.
07.01.2025: Dr. Fabian Weber, Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg: „Postkolonial von rechts. Israel und die extreme Rechte in Deutschland nach 1945“
Angesichts des global gegen Israel aufflammenden Proteststurms, der bereits einsetzte vor dem auf die Hamas-Massaker des 7. Oktobers folgenden Waffengang „Eiserne Schwerter“ der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, ist es angeraten, sich mit den ideologischen Hintergründen dieser Feindschaft auseinanderzusetzen. Dabei erscheint gerade der Blick auf den vermeintlichen ideologischen Antipoden, die extreme Rechte, hilfreich. Denn das antikolonial auffiebernde Ressentiment gegen Israel, als Symbol und Inbegriff des ›weißen Kolonialstaats‹, etablierte sich nicht minder in der Ideologieproduktion der extremen Rechten nach 1945. Dieser Kontext muss in die Auseinandersetzung mit diesem Topos einbezogen werden.
Neo-nationalsozialistischer Antisemitismus fusionierte mit geopolitischer Strategie, im Machtgeflecht des Kalten Kriegs einen Block ›dritter‹ Mächte jenseits und zwischen der Ost-West-Konfliktlinie zu formieren. Gegenüber Israel wurden verschiedene Positionen ausgelotet, die in dem Vortrag abgebildet und gewichtet werden, wobei sich eine Haltung des „kaltblütigen Abwartens“ durchsetzte, wie der Herausgeber der Zeitschrift „Nation Europa“ Arthur Ehrhardt 1967 die Parole ausgab. Diese Haltung eines radikalen Neutralismus extremer Rechter findet sich in verblüffend ähnlicher Weise im heutigen Rechtspopulismus.
Fabian Weber ist Historiker und forscht zur jüdischen Geschichte, zu Rechtsextremismus und Antisemitismus. Seine Dissertation erschien 2020 unter dem Titel „Projektionen auf den Zionismus. Nichtjüdische Wahrnehmungen des Zionismus im Deutschen Reich, 1897-1933“. Sein an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg angesiedeltes Post Doc-Projekt hat die emotionsgeschichtliche Analyse der Wechselwirkung von Antisemitismus und Tierschutz zum Gegenstand. Fabian Weber war als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Universität der Bundeswehr München sowie am Institut für die Geschichte der deutschen Juden Hamburg beschäftigt. In Kürze erscheint ein Beitrag über „Armin Mohler, die Neue Rechte und der Antisemitismus 1950 bis 1995“ in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte.
14.01.2025: Offenes Gespräch mit dem Netzwerk jüdischer Hochschullehrender und der Fachstelle gegen Antisemitismus Köln.
Gäste: Michaela Artmann, Elisabeth Schilling, Stella Shcherbatova und Patrick Fels.
Um jüdische Perspektiven auf Antisemitismus auf dem Campus sichtbar zu machen und Einblicke in die Bildungs-, Dokumentations- und Beratungsarbeit zu Antisemitismus zu erhalten, haben wir Vertreter:innen des Netzwerks jüdischer Hochschullehrender und der Fachstelle Antisemitismus Köln für einen gemeinsamen Austausch eingeladen. In einem offenen Rahmen wollen wir u.a. die beiden Entstehungskontexte der beiden Institutionen, ihre Arbeitsweisen, Schwerpunkte und Ziele genauer kennenlernen, Einblicke in die Praxis erhalten und über aktuelle Herausforderungen und Dynamiken diskutieren. Das Netzwerk jüdischer Hochschullehrender gründete sich Ende 2023, um dem zunehmenden Antisemitismus an Hochschulen im deutschsprachigen Raum entgegenzutreten und ein gemeinsames Forum für Studierende und Lehrende zu schaffen. Die Fachstelle gegen Antisemitismus ist an das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln angegliedert und arbeitet in den drei Kompetenzbereichen Bildung, Beratung und Dokumentation. Eingeladen sind alle Studierende und Mitarbeitende der Universität zu Köln und weitere Interessierte.
Netzwerk jüdischer Hochschullehrender in Deutschland, Österreich und der Schweiz: https://n-j-h.de/
Fachstelle gegen Antisemitismus Köln: https://www.museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?s=2775
28.01.2025: Prof. Dr. Oliver Decker: Judenhass in Deutschland 2024 - Antisemitismus als politischer Code der Gegenwart
Unmittelbar nach den Massakern der klerikal-faschistischen Hamas in Israel am 7.10.2024 fand eine umfassende Solidarisierung mit dieser Terrororganisation statt. Überraschend war nicht nur die fehlende Empathielosigkeit mit den jüdischen Opfern. Überraschend war auch, dass diese Lücke ausgerechnet in jenen Bewegungen klaffte, die sich selbst „links" im politischen Koordinatensystem sehen, nicht nur in Deutschland. Trotz des Antisemitismus, trotz der massiven Gewalt gegen Homosexuelle und Frauen, war selbst aus queeren Bewegungen eine lautstarke Solidarisierung mit den Tätern zu vernehmen. Auch im anschließend eskalierenden Nahost-Konflikt blieb die Schuldzuweisung in vielen linken Gruppen ausschließlich auf Israel bezogen. Die Ratlosigkeit wegen dieser linken Sympathien für eine durch massive sexualisierte Gewalt und Antisemitismus geprägte Organisation ist deshalb groß. Was sind die Bedingungen für diese Parteinahme auch in der bundesdeutschen Linken und wie weit verbreitet ist der Antisemitismus in ihr? Im Vortrag werden diese Fragen auf theoretischer Grundlage und mit Bezug auf die Daten der Leipziger Autoritarismus Studie 2024 diskutiert.
Prof. Oliver Decker ist Direktor des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts für Demokratieforschung in Sachsen und Direktor des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung, beide Universität Leipzig, außerdem Professor für Sozialpsychologie an der Sigmund Freud Universität Berlin. Seit 2002 ist er Co-Leiter der Leipziger Autoritarismus Studien (LAS), die unter dem Namen „Mitte“-Studien Bekanntheit erlangten.
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Umgangsformen: Die Vortragsreihe wurde initiiert, um eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Antisemitismus und dessen Bekämpfung anzuregen. In diesem Zusammenhang werden immer wieder – auch in der Wissenschaft – kontroverse Debatten geführt, etwa um Antisemitismus-Definitionen, um das Verhältnis von Zionismus/Israel und Kolonialismus, Antizionismus und Antisemitismus, um (antimuslimischen) Rassismus, Palästina-Solidarität und israelbezogenen Antisemitismus. Dialog und Kontroversen können Bildungserfahrungen ermöglichen und erkenntnisfördernd sein, für Ambiguitäten und Ambivalenzen sensibilisieren und starre Dichotomien auflösen oder zumindest irritieren. Für die Universität ist eine offene, möglichst angstfreie und respektvolle Diskussionskultur wichtig, weshalb wir zugleich auf Grenzen der Kontroversität hinweisen wollen: Wir werden im Falle antisemitischer, rassistischer oder sonstiger diskriminierender Aussagen deutlich darauf hinweisen und behalten uns vor, Menschen des Raumes zu verweisen, wenn unsere Hinweise nicht respektiert werden. Das Gleiche gilt für Äußerungen, die Terror verherrlichen. Dabei geht es uns nicht um personelle Zuschreibungen, sondern um klare Grenzziehungen und die Schaffung eines antisemitismuskritischen und rassismuskritischen Diskussionsrahmens. Unser Ziel ist, das Spannungsverhältnis von Dialog und Grenzziehung so zu gestalten, dass ein Raum für Bildungserfahrungen entsteht und Betroffene bestmöglich geschützt werden.
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Ausladung als Signal?
Die Kontroverse um Nancy Fraser und ihre Leerstellen
Seit dem 7. Oktober 2023 haben antisemitische Vorfälle global massiv zugenommen. Das hat nicht zuletzt dazu geführt, dass auch deutsche Politiker:innen „unsere Verantwortung“ betonen und bemüht sind, Härte und Entschlossenheit zum Ausdruck zu bringen. Die Instrumente ihrer selektiven Antisemitismusbekämpfung scheinen – neben der reflexhaften Anrufung von Demokratieförderung, (politischer) Bildung und „Extremismusprävention“ als „Feuerwehr“ – primär in der Überarbeitung des Einbürgerungstests, der nun Fragen zum Staat Israel, zum Judentum und Holocaust beinhalten soll, und in vermehrten Abschiebungen und Ausweisungen zu bestehen. So verkündete es die Bundesinnenministerin Nancy Faeser anlässlich ihrer Rede im Bundestag am 9. November „'Nie wieder' ist jetzt“, bezeichnete später das Bekenntnis zur „Verantwortung Deutschlands“ als „glasklare rote Linie“ für die Einbürgerung und forderte die Ausweisung von Hamas-Unterstützern[1][2]. Zwar bleibt Repression im Kampf gegen Antisemitismus unverzichtbar, doch dient der bundesdeutsche Antisemitismus-Diskurs primär der Selbstentlastung und zeugt von Hilflosigkeit: Der Antisemitismus – einst beliebtes Exportprodukt des Exportweltmeisters der Herzen – gilt heute als „importiert“ und wird bekämpft als Antisemitismus der „Anderen“.
Die Antisemitismuskritik steht hier vor der Aufgabe, die gesellschaftlichen und ideologischen Grundlagen des offenen und chiffrierten Antisemitismus zu benennen und seine Konjunktur in die gegenwärtige autoritäre gesellschaftliche Dynamik und das „kulturelle Klima“ einzuordnen. Dies erfordert selbstredend auch eine klare Benennung jener regressiven Tendenzen, die in progressiver Form daherkommen, wozu etwa manichäisch-strukturierte antiimperialistische oder postkoloniale Weltbilder zählen, die in Israel und im Zionismus als widersprüchlicher nationaler Befreiungsbewegung das absolut Böse imaginieren.
Doch statt eine solche mühevolle Aufklärungsarbeit zu betreiben, glänzten und glänzen „kritische Theoretiker:innen“ und „kritische Wissenschaftler:innen“ durch die Verbreitung unzähliger „israelkritischer“ offener Briefe: So auch Nancy Fraser, die u.a. den offenen Brief „Philosophy for Palestine“ [3] unterzeichnete. Diese Unterschrift führte nun zur Entscheidung der Universität zu Köln, Fraser von der Albertus-Magnus-Professur an der Universität zu Köln wieder auszuladen.
Der offene Brief vermittelt ein unterkomplexes, von mangelndem historischem Wissen geprägtes Bild des Nahostkonfliktes und der Situation der israelischen und palästinensischen Bevölkerung in der Region. Die Autor:innen stellen die Legitimität Israels seit seiner Gründung 1948 faktisch infrage und verwenden dabei die bekannten Attribute der Delegitimation und Dämonisierung des israelischen Staates als „ethno-supremacist state“, „occupation state“, „system of apartheid“, welches in Gaza ein „massacre“ und einen „unfolding genocide“ an der palästinensischen Bevölkerung verübe. Der genozidale Terrorangriff vom 07.10.2023 durch die islamistische Hamas und weitere terroristische Gruppierungen wird in dem Brief in rechtfertigender Weise als Folge der Konfliktgeschichte seit der Gründung des Staates Israel relativiert, ohne ihn zu verurteilen und ohne ein Wort zum Schicksal der israelischen und internationalen Opfer und Geiseln. Zum regressiven und totalitären Charakter der beteiligten Terrororganisationen sowie zur Rolle der antisemitischen Ideologie im israelisch-palästinensischen Konflikt fehlt in dem Brief jede Reflexion und Erörterung. Stattdessen werden simple Dichotomien („oppressor“ vs. „oppressed“) bemüht und so eine falsche Eindeutigkeit des Konfliktgeschehens hergestellt. Der Brief endet mit dem Aufruf zum akademischen und kulturellen Boykott israelischer Institutionen: „We invite our fellow philosophers to join us in solidarity with Palestine and the struggle against apartheid and occupation. In particular, join us in supporting the academic and cultural boycott of Israeli institutions—distinct from individuals—as outlined by the Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel (PACBI)."
Fraser trägt in dem offenen Brief „Philosophy for Palestine“ einen antiisraelischen Boykottaufruf mit, der sich gegen kulturelle und akademische Institutionen richtet. Ihre Ausladung, wie von manchen kritischen Kritiker:innen nun mit z.T. großem Impetus vorgebracht, als „Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit“ zu bezeichnen und als „ein weiterer Versuch, die öffentliche und wissenschaftliche Diskussion zu Israel und Palästina unter Verweis auf vermeintlich eindeutige und regierungsamtlich definierte rote Linien einzuschränken“[4], ist sachlich unzutreffend und intellektueller Unsinn. Über Frasers Arbeiten und Thesen kann an der Universität zu Köln und anderswo frei diskutiert werden. Zudem sagt Fraser selbst, dass sie über Aspekte der Arbeit in kapitalistischen Gesellschaften sprechen wollte, einem Thema, „das mit Israel oder Palästina direkt nichts zu tun hatte.“[5] Im Zusatz zu ihrer Stellungnahme hat die Universität zu Köln eindeutig die Ehrung Frasers, nicht aber jeden Auftritt Frasers an der Universität abgelehnt: „Insofern ist es eine Frage der Ehrung, und ob die Ehrung angemessen ist. Es geht gar nicht darum, ob Frau Fraser auf Einladung einer Kollegin oder eines Kollegen grundsätzlich eine Vorlesung halten kann, auftreten kann an unserer Universität zu Köln und auch ihre Positionen deutlich machen kann.“[6]
Während Frasers Unterzeichnung des offenen Briefes ausschlaggebend für ihre Ausladung war, erschien im Februar noch ein weiterer Protestbrief mit Frasers Unterschrift, in dem den Regierungen der USA und Israels eine Instrumentalisierung und ein Missbrauch der Hamas-Vergewaltigungen und der misogynen Gewalt im Zuge des Terrorangriffs des 7. Oktober vorgeworfen wird[7][8]. Belege für die Behauptung, Israel würde die Vergewaltigungen propagandistisch ausbeuten, um die Aufmerksamkeit vom Gaza-Krieg abzulenken, fehlen weitgehend. Ebenso wird der israelische Staat als Ganzer delegitimiert, etwa wenn es heißt, Israel „has maintained a stifling, racist and dehumanizing occupation for 75 years“. Die Besatzung betreffe entsprechend nicht bestimmte Gebiete, bereits die Staatsgründung stelle ein rassistisches Unterfangen dar.
Es bleibt bemerkenswert, dass kritische Theoretiker:innen, deren Berufsalltag die genaue „Arbeit am Begriff“ ist, zu den oben beschriebenen inhaltlich unschlüssigen Folgerungen kommen und gleichzeitig den eindeutigen Aufruf Frasers zum kulturellen und akademischen Boykott israelischer Institutionen, ignorieren. Doch die einseitigen Positionierungen und das „Schweigen der Kritik“ [9] scheinen kein Zufall zu sein: Denn für die Mehrheit der (akademisch-etablierten) Vertreter:innen der Kritischen Theorie stellt der Antisemitismus in der Analyse und Kritik kapitalistischer Vergesellschaftung keinen Referenzpunkt dar. Diese Leerstelle der Theoriebildung ist folgenreich, denn eine Gesellschaftskritik ohne systematische Reflexion auf den Antisemitismus als konformistische Rebellion und Basisideologie bürgerlich-kapitalistischer Gesellschaft bleibt auch unfähig, die Gefahren eines sich progressiv wähnenden fetischistischen Antikapitalismus und des Umschlags von Revolte in Ressentiment zu erfassen. Ebenso wird erst auf einer solchen ideologiekritischen Grundlage die globale Obsession mit Israel als dem „Juden unter den Staaten“ (Léon Poliakov) verständlich. Auch in Frasers neustem Buch „Der Allesfresser“ (Original „Cannibal Capitalism”), in dem sie beansprucht, „unser“ Verständnis von Kapitalismus als Gesellschaftsform – im Gegensatz zur Wirtschaftsform – zu erweitern und „alle Unterdrückungen, Widersprüche und Konflikte der gegenwärtigen Situation in einem einzigen analytischen Rahmen zusammen[zufassen]“ [10, Hervorhebung im Original] fehlt jede Berücksichtigung des Antisemitismus. Die Reaktionen auf den 7. Oktober haben erneut vor Augen geführt, wie Antisemitismus in weiten Teilen der (radikalen) Linken ausgeblendet oder durch manichäische Deutungen befördert wird. Auch die sozialen Bewegungen der Gegenwart verdeutlichen die Affinität linker Positionen zu personalisierenden, fetischistischen und manichäischen Deutungsmustern, die in Krisenzeiten virulenter werden, da sie die Verdrängung der eigenen Ohnmacht, Verstrickung und Marginalisierung erlauben und Ambivalenzen ausblenden. In Zeiten eines wachsenden Antisemitismus ist die ausbleibende Selbstreflexion dieser Bewegungen – auch durch Vertreter:innen der akademisch-etablierten Kritischen Theorie wie Fraser – verheerend. Vor dem Hintergrund dieser Leerstelle und eines offenkundig fehlenden Begriffs von Antisemitismus scheint es jedoch nur folgerichtig, dass auch Fraser keine Sensibilität für die Notwendigkeit eines jüdischen Staates und die Widersprüche und Aporien seiner Konstitution hat.[11] Kritikwürdig scheint daher nicht nur der Boykottaufruf des Briefes „Philosophy for Palestine“, sondern ebenso Frasers Projekt eine Analyse der „allgemeine[n] Krise“ und der verwobenen „verschiedenen Übel“ vorzunehmen und ein „gegenhegemoniales Projekt der ökologisch-gesellschaftlichen Transformation“ zu entwickeln[12], dabei den Antisemitismus allerdings völlig auszublenden.
Dass Fraser nicht mit der Albertus-Magnus-Professur zusätzlich „geehrt“ werden soll, scheint nachvollziehbar und angemessen. Mit einem „McCarthysmus“, wie sie selbst insinuiert, hat die Entscheidung wenig zu tun. Doch anstatt – wie von Verteidiger:innen und Gegner:innen der Ausladung – einen möglichen Verlust der (internationalen) Reputation der Universität zu Köln zu beklagen, könnte das Spektakel Anlass dazu geben, auf Distanz zu den Ritualen des akademischen Wissenschaftsbetriebs zu gehen, in dem die Einladung renommierter Wissenschaftler:innen vor allem der Statusaufwertung der Universität und der damit verbundenen Wettbewerbsfähigkeit in Uni-Rankings dient. Zuletzt kann die Ausladung auch als Signal an jüdische und israelische Studierende und Lehrende an der Kölner Universität verstanden werden, scheinen die Zunahme antisemitischer Vorfälle und Konsequenzen antiisraelischer Boykottaufrufe hier ernster genommen zu werden als an anderen Hochschulen und Bildungseinrichtungen.[13]
Quellen:
[1] https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/antisemitismus-kuenftig-fragen-zu-israel-im-einbuergerungstest-19612607.html
[2] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/faeser-hamas-unterstuetzer-ausweisung-israel-100.html
[3] https://drive.google.com/file/d/1N22Q0oCpwmIrCiW6yZYe1JunyPr1Tt0r/view
[4] https://criticaltheoryinberlin.de/interventions/stellungnahme-zur-ausladung-von-nancy-fraser-von-der-albertus-magnus-professur-an-der-universitaet-zu-koeln/
[5] https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/deutschen-wissenschaft-erheblichen-schaden-zufuegen-nancy-fraser-ueber-ausladung-von-uni-koeln-dieser-vorgang-wird-der-92992311.html
[6] (https://portal.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/presseinformationen/detail/absage-der-albertus-magnus-professur-2024).
[7] https://stopmanipulatingsexualassault.org/
[8] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/sexuelle-gewalt-der-hamas-der-missbrauch-der-vergewaltigungsopfer-19643882.html
[9] https://diskus.copyriot.com/news/schweigen-kritik
[10] Fraser, Nancy (2023): Der Allesfresser. Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt. Berlin: Suhrkamp, hier: S. 13
[11] Der Zionismus stellt die falsche Antwort auf den Antisemitismus dar, doch angesichts der Ferne einer staaten- und klassenlosen Weltgesellschaft und des Status Quo einer nationalstaatlich verfassten Welt bleibt die Existenz Israels unverzichtbar. https://www.ca-ira.net/verein/positionen-und-texte/joachim-bruhn-vom-antizionismus-zum-antisemitismus/
[12] Fraser, Nancy (2023): Der Allesfresser. Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt. Berlin: Suhrkamp, hier: S. 15
[13] https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/limitiertes-verstaendnis/
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Wo es „an der Kompetenz mangelt, Antisemitismus überhaupt zu erkennen“[1]
Über die tendenziöse Berichterstattung des Feuilletons des Kölner Stadt-Anzeigers, den Antisemitismus im Kölner Kunst- und Kulturbetrieb und den Unwillen, sich einer kritischen Auseinandersetzung zu stellen
Am 3. April 2023 fand eine Veranstaltung unter dem Titel "Nach der documenta fifteen – Podiumsgespräch zu Antisemitismus im Kunst- und Kulturbetrieb" mit dem Journalisten Alex Feuerherdt, dem Autor Werner Fleischer und dem Videokünstler Boaz Kaizman an der Universität zu Köln statt [2]. Ein von Michael Kohler verfasster Artikel zur Veranstaltung, der im Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) vom 05. April veröffentlicht wurde, strotzt nur so von Halbwahrheiten und interessiertem Desinteresse. Damit befindet sich der Kulturredakteur Kohler jedoch in bester Gesellschaft, denn wesentliche Teile des Kölner Kunst- und Kulturbetriebes haben weder einen Begriff von Antisemitismus noch ein Interesse an einer angemessenen Kritik des Antisemitismus.
Organisiert wurde das Podiumsgespräch vom Bündnis gegen Antisemitismus Köln und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Köln. Dr. Hannes Platz (Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Köln) übernahm die Begrüßung. In seiner siebenminütigen Einleitung erläuterte er knapp, anders als Kohler in seinem Artikel suggeriert, die problematischen Aspekte des Theaterstücks "Vögel", das vom Schauspiel Köln im Januar gestreamt wurde [3]. Außerdem ging Dr. Platz auf das im Herbst 2022 vom Kölnischen Kunstverein gezeigte Werk von Daniela Ortiz ein.Dass keine ausführliche Kritik an den Werken geäußert wurde, liegt im Charakter einer einleitenden Begrüßung, als Auftakt einer Veranstaltung mit geladenen Rednern.
Kohlers Auslassungen sind umso irritierender, wenn man weiß, dass Herr Kohler offenbar entfallen ist, dass das Stück "Vögel"[4] und das Werk von Ortiz umfassend kritisiert wurden [5]. Unter anderem in einem Telefonat am 30.11.2022 informierte das BgA Köln Herrn Kohler in dieser Sache. Kohler hatte auf eine Pressemitteilung vom 25.11.2022 reagiert und Kontakt zum BgA aufgenommen. Die Stellungnahmen des BgA waren ihm also bekannt. Zum Stück Vögel wurde Michael Kohler, auf dessen Bitten hin, zudem via Mail am 30.11.2022 weiteres Material zur Verfügung gestellt. Auch war Herrn Kohler durch die Pressemitteilung vom 25.11.2022 und das Telefonat bekannt, dass der Kölnische Kunstverein auf Gesprächsangebote nicht reagiert hatte. Trotzdem behauptet Kohler in seinem Text vom 05.04.2023, Interesse an einer Auseinandersetzung und entsprechende Gesprächsangebote mit den verantwortlichen Protagonist:innen aus dem Kulturbetrieb habe es seitens des BgA Köln nicht gegeben.
Weiterhin erklärt Michael Kohler in seinem Artikel, aus den "verblendeten Aussagen einiger Besucher der Documenta, leitete dieser (Alex Feuerherdt in seinem Input-Referat) ein allgemeines Einverständnis des Documenta-Publikums mit dem von ihm pauschal als antisemitisch eingestuften BDS-Positionen ab."
Daher zunächst ein kurzer Exkurs zur BDS-Bewegung. BDS steht für: Boycott, Divestment and Sanctions („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“). Die BDS-Bewegung ist eine politische Kampagne, die den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell, wissenschaftlich und politisch isolieren will. BDS richtet sich nicht gegen israelische Regierungen oder einzelne Institutionen, sondern gegen den israelischen Staat und mindestens seine jüdische Bevölkerung als Ganzes. Die Inbrunst, mit der sich die BDS-Kampagne am jüdischen Staat abarbeitet, erscheint vielen im deutschen Kulturbetrieb als wenig verdächtig. Im Gegenteil, in diversen Stellungnahmen aus teils renommierten Institutionen wird die BDS-Kampagne regelmäßig verharmlost und Kritik an ihr gerne als latent rassistische Provinzialität abgetan. “Israel ist der Jude unter den Staaten”, befand schon der französische Historiker Léon Poliakov treffend. Entsprechend ist es eben weder Zufall noch angemessene Reaktion auf den realen Konflikt, dass Israel, ein Land mit knapp neun Millionen Einwohner:innen unablässig im Fokus steht, während Kriege, Hunger, Sexismus und Rassismus in weitesten Teilen der Welt von der deutschen Kulturschickeria bestenfalls mit achselzuckender Gleichgültigkeit zur Kenntnis genommen werden. Neben dem Boykott des jüdischen Staates, der konsensuell als unerlässlicher Schutzraum für Juden und Jüdinnen anerkannt sein sollte, diffamieren und behindern BDS-bewegte Aktivist:innen nicht zuletzt auch jüdisch-israelische Künstler:innen und verhindern regelmäßig internationale Engagements. Im ohnehin schon extrem prekären Sektor freischaffender Künstler:innen soll israelischen Juden und Jüdinnen nicht nur internationale Wahrnehmung verwehrt, sondern auch die ökonomische Basis entzogen werden.
Zu der oben zitierten Einschätzung hinsichtlich der vermeintlich "verblendeten Aussagen einiger Besucher der Documenta" gelangte Michael Kohler vermutlich dadurch, dass Feuerherdt von den Erfahrungen einer Mitarbeiterin der Bildungsstätte Anne Frank, Julia Alfandari, berichtete. Alfandari hatte während der documenta fifteen zusammen mit Kolleg:innen auf dem Kasseler Friedrichsplatz viele Gespräche mit documenta-Besucher:innen geführt. „Unsere Gespräche haben gezeigt, dass der Antisemitismus in vielen Köpfen fest verankert ist“, stellte Alfandari gegenüber der HNA resümierend fest.[6]An anderer Stelle erklärte Alfandari, die seit dem 1. Februar Antisemitismusbeauftragte im Haus von Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist, wochenlang haben sie und ihre Kolleg:innen versucht, die Besucher:innen der Weltkunstschau über Antisemitismus aufzuklären. Aber sie seien auf Wut, Ignoranz und NS-Vergleiche getroffen.[7]
Die Aussagen von Julia Alfandari, die als Mitarbeiterin der Bildungsstätte Anne Frank stets um Ausgleich bemüht war und die Gespräche mit den documenta fifteen-Besucher:innen - trotz der gemachten Erfahrungen - für richtig und wichtig hält, können leicht überprüft werden. Wie Herr Kohler zu der Behauptung gelangt, es habe nur "verblendete Aussagen einiger Besucher der Documenta" gegeben, bleibt insofern sein Geheimnis. Zur journalistischen Sorgfaltspflicht hätte es gehört, die von Alex Feuerherdt genannte Quelle zu überprüfen und einzuordnen.
Kohlers Blase
Mit Blick auf die Debatten um die documenta fifteen lässt sich konstatieren, dass viele Vertreter:innen des Kunst- und Kulturbetriebes, wie auch nicht unwesentliche Teile der Medienvertreter:innen, die sich in diesem Kontext zu Wort gemeldet hatten, keinen adäquaten Begriff von Antisemitismus und dessen aktuell virulentester Form, dem israelbezogenen Antisemitismus [8], haben. Dies hält die besagten Kreise selbstredend nicht davon ab, sich zum Komplex zu äußern.Dabei ist sich die übergroße Mehrheit derjenigen, die sich wissenschaftlich mit dem Antisemitismus auseinandersetzen sowie auch die kompetenteren Teile des journalistischen Spektrums, welche sich mit dem bei der documenta fifteen und mit dem, im Kunst- und Kulturbetrieb in den letzten Jahren artikulierten Antisemitismus beschäftigt haben, einig: Im Rahmen der documenta fifteen wurden diverse antisemitische Werke ausgestellt und zahlreiche Warnungen im Vorfeld nicht ernst genommen. All dies, sowie der im Zuge der Debatten um die documenta artikulierte Antisemitismus und die notorische "Israelkritik", beeindruckt wesentliche Teile der kölschen Kunst- und Kulturszene nicht.
Jenen im Kunst- und Kulturbetrieb, die zu einer (Selbst)Kritik noch fähig sind, sei der Abschlussbericht des Gremiums zur fachwissenschaftlichen Begleitung der documenta fifteen zur Lektüre empfohlen. Diese legt und detailliert dar, inwiefern die documenta fifteen im Ganzen Gegenstand einer Kritik sein muss.[9] Selbstverständlich gab es auch Künstler:innen aus dem deutschsprachigen Raum, die sich kritisch mit den im Rahmen der documenta fifteen gezeigten Werken und den Diskussionen um die Documenta fifteen auseinandergesetzt haben. Von den bekannteren Künstler:innen war es allerdings lediglich Hito Steyerl, die sich öffentlich positionierte und ihre Werke von der Kuratorenschau abzog.[10] Steyerls Äußerungen wurden und werden von weiten Teilen des Kunst- und Kulturbetriebs jedoch ignoriert.
Der Moderator des Podiumsgesprächs, Werner Fleischer, hat sich zudem in einem Aufsatz damit beschäftigt, welcher Kunstbegriff die documenta fifteen prägte. Eine Auseinandersetzung darüber fand irritierenderweiserweise im Zuge der Debatten um die documenta fifteen auch in Köln kaum statt. Denjenigen, die an einer Auseinandersetzung mit der im Rahmen der documenta fifteen präsentierten Kunst interessiert sind, sei daher die Lektüre des Aufsatzes von Fleischer ans Herz gelegt. [11]
Wie nötig es wäre, sich einen Begriff von Antisemitismus zu erarbeiten, um die documenta fifteen und die Debatten um diese kritisch einordnen zu können, zeigt der tendenziöse Artikel von Michael Kohler im KStA. Aus den Kreisen um Herrn Kohler ist gewiss keine adäquate Kritik am Antisemitismus und an der die Zerstörung des Staates Israel anstrebende BDS-Bewegung zu erwarten, die auch Fans in der kölnischen Kunstszene hat. Vielmehr können sich die BDS-Fans auf die nicht kleine Gemeinde der Antisemitismusverharmloser:innen im Kunstbetrieb verlassen. Anders lässt sich schwerlich erklären, warum die zahlreichen antisemitischen und "israelkritischen" Vorfälle in den letzten Jahren im Kölner Kunst- und Kulturbetrieb nicht für mehr wahrnehmbare Kritik gesorgt haben. Man fühlt sich offenbar recht wohl in seiner kleinen Blase, in der man sich grundsätzlich für äußerst kritisch, reflektiert und politisch hält. Eine Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus, die ihren Namen verdient, scheint jedoch das Wohlbefinden in der Blase zu stören.
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[1] Quelle Zitat: https://www.bs-anne-frank.de/mediathek/blog/auch-bildungsbuergerinnen-aeussern-krude-antisemitische-verschwoerungstheorien
[2] https://bga-koeln.tumblr.com/post/713134022558105600/nach-der-documenta-15
[3] (Wajdi Mouawad, 2019) https://www.schauspiel.koeln/spielplan/a-z/voegel
[4] https://www.facebook.com/bgakoeln/posts/2716950985105107https://www.facebook.com/bgakoeln/posts/2718623591604513
[5] https://www.facebook.com/bgakoeln/posts/2714837181983154
[6] https://www.hna.de/kultur/documenta/antisemitismus-ist-in-vielen-koepfen-fest-verankert-91737598.html
[7] https://www.sueddeutsche.de/kultur/documenta-antisemitismus-meron-mendel-1.5650769?reduced=true
8] Vgl. z.B.: https://www.idz-jena.de/wsddet/wsd8-5/ oder Andreas Zick, Beate Küpper & Wilhelm Berghan (2019): Verlorene Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2018/19. Berlin: Friedrich Ebert Stiftung.
[9] https://www.documenta.de/files/230202_Abschlussbericht.pdfhttps://www.zeit.de/kultur/kunst/2023-02/antisemitismus-documenta-fifteen-expertengremium-strukturelle-schwaechen
[10] https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/warum-hito-steyerl-ihre-documenta-kunstwerke-abgebaut-hat-18338806.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2.
[11] http://www.sansphrase.org/wp-content/uploads/2023/02/Werner-Fleischer_Nie-haetten-wir-uns-das-vorstellen-koennen.pdf
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Nach der documenta 15
Podiumsgespräch zu Antisemitismus im Kunst- und Kulturbetrieb Montag, 3. April 2023, 19:30 Uhr Universität zu Köln, Hörsaalgebäude, Hörsaal A2, Universitätsstraße 35, 50931 Köln.
Die Präsentation antisemitischer Werke sowie das Engagement antiisraelischer Künstler:innen für die documenta fifteen – eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungsreihen, die zwischen Juni und September 2022 in Kassel stattfand – war absehbar. Bereits Monate vor der Eröffnung der Documenta 15 hatten umfassende Recherchen, die eine kritische Prüfung der politischen Positionen des engagierten Künstler:innenkollektivs Taring Padi nahelegten, Diskussionen ausgelöst. Doch statt die Warnungen ernst zu nehmen und gegen Antisemitismus auf der Kunstschau zu intervenieren, wurde und wird dieser verharmlost und die Kritik bagatellisiert. In der Kunst- und Kulturszene finden sich viele Unterstützer:innen der Israel-Boykott-Kampagne BDS, was für jüdische und israelische Künstler*innen nicht ohne Konsequenzen bleibt. Der seit langem in Köln lebende israelische Videokünstler Boaz Kaizman beobachtet und kritisiert diese Entwicklung. Im Dezember 2022 wandte er sich mit einem offenen Brief an Hortensia Völckers (Vorstand Künstlerische Direktion der Kulturstiftung des Bundes) und kritisierte den Umgang mit der documenta fifteen. Antisemitismus und Israelhass sind selbstredend auch Probleme des Kölner Kunst- und Kulturbetriebes, den es kritisch in den Blick zu nehmen gilt. Das für den 9. Mai angesetzte Konzert des BDS-Supporters Roger Waters ist nur ein besonders prominentes Beispiel dafür. Im Rahmen der Veranstaltung wird Alex Feuerherdt in einem Inputvortrag die Umtriebe von BDS-Supportern im Rahmen der documenta fifteen und im Kunstbetrieb insgesamt beleuchten. Anschließend wird er im Gespräch mit Werner Fleischer und Boaz Kaizman unter anderem über die Möglichkeiten von Kunst in der Gegenwart sprechen, die in einen Kunst- und Kulturbetrieb eingebettet ist, in dem Antisemitismus und Antizionismus weit verbreitet sind. Zu den Teilnehmenden: Boaz Kaizman ist ein Videokünstler aus Israel der seit langer Zeit in Köln lebt. Vor Kurzem wandte er sich mit einem offenen Brief an Hortensia Völckers - Vorstand / Künstlerische Direktion der Kulturstiftung des Bundes. Darin kritisiert er den Umgang mit der documenta-fifteen. Dringlicher Appell: https://dringlicherappell.boazkaizman.de Offener Brief: https://www.youtube.com/watch?v=PRTtGAJYohE Alex Feuerherdt ist Publizist und Lektor. Er veröffentlicht Texte u.a. auf seinem eigenen Blog »Lizas Welt«, bei MENA Watch und in der Wochenzeitung Jungle World. Jüngst veröffentlichte er zum Beispiel den Text "We don't need no Roger Waters". https://www.mena-watch.com/we-dont-need-no-roger-waters Werner Fleischer veröffentlichte in Sans Phrase – Zeitschrift für Ideologiekritik, zuletzt den Text »Nie hätten wir uns vorstellen können …« Gegenaufklärung statt Kunst: Über die antisemitische documenta fifteen". Der Text kann hier heruntergeladen werden: http://www.sansphrase.org/.../Werner-Fleischer_Nie...
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Aktionswochen gegen Antisemitismus 2019
Zwischen dem 18.10.2019 und dem 27.09.2019 finden an der Universität zu Köln die diesjährigen Aktionswochen gegen Antisemitismus statt. Im Rahmen von insgesamt acht Veranstaltungen werden sich Referentinnen und Referenten mit verschiedenen Aspekten des Antisemitismus’ auseinandersetzen und ihre jeweiligen Überlegungen zur Diskussion stellen. Die Aktionswochen gegen Antisemitismus veranstaltet das Bündnis gegen Antisemitismus in Kooperation mit dem AStA der Universität zu Köln und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Köln sowie mit Unterstützung der Amadeu-Antonio-Stiftung.
Eine Übersicht über alle Veranstaltungen findet sich nachfolgend.
18.10.2019, 19.30 // Rosa Fava: Lernen über den Nahostkonflikt als Prävention von Antisemitismus? Hörsaal XIII, Hauptgebäude der Universität zu Köln https://www.facebook.com/events/564459470963989/
25.10.2019, 19.30 // Elisabeth Böttcher: Antisemitismus und Antiziganismus als beständige Krisenideologien der Arbeitsgesellschaft Hörsaal XIII, Hauptgebäude der Universität zu Köln https://www.facebook.com/events/1173823746150488/
30.10.2019, 19.30 // Jörg Rensmann: Der Antisemitismus des iranischen Regimes Autonomes Zentrum Köln, Luxemburger Str. 93 https://www.facebook.com/events/513880782762077/
06.11.2019, 19.30 // Samuel Salzborn: Globaler Antisemitismus – Eine Spurensuche in den Abgründen der Moderne Hörsaal XIII, Hauptgebäude der Universität zu Köln https://www.facebook.com/events/533257124097363/
07.11.2019, 19.30 // Thomas Haury: Der besondere Zusammenhang von Antisemitismus und Nationalismus Hörsaal XIII, Hauptgebäude der Universität zu Köln https://www.facebook.com/events/463090350944068/
19.11.2019, 19.30 // Gerhard Stapelfeldt: Von der Notwendigkeit und Schwierigkeit, sich an Auschwitz zu erinnern Hörsaal XIII, Hauptgebäude der Universität zu Köln https://www.facebook.com/events/495724914593767/
20.11.2019, 19.30 // Matthias Küntzel: Nazis und der Nahe Osten – Wie der islamische Antisemitismus entstand Hörsaal XIII, Hauptgebäude der Universität zu Köln https://www.facebook.com/events/493479544782209/
27.11.2019, 19.30 // Dana Ionescu: Antisemitismus in der deutschen Beschneidungskontroverse 2012 Hörsaal XIII, Hauptgebäude der Universität zu Köln https://www.facebook.com/events/481623509059786/
Ankündigungstexte und weitere Informationen in den entsprechenden Facebook-Events oder unter www.facebook.com/bgakoeln
Veranstaltungsflyer zum Download
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Lektüreseminar zur Theorie des Antisemitismus
Im Wintersemester organisieren wir in Kooperation mit der StAVV Studierendenvertretung ein Lektüreseminar zur Theorie des Antisemitismus. Im Rahmen des Seminars soll der moderne Antisemitismus und seine Genese anhand ausgewählter Texte diskutiert werden. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich und auch ein Quereinstieg ist möglich. Der Lesekreis beginnt am Montag, den 14.10.2019 und findet wöchentlich in Raum S 163 im HF-Gebäude Frangenheimstrasse statt.
Mehr Infos: www.facebook.com/events/3016762468337266
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Aktionswochen gegen Antisemitismus 2021
Zwischen dem 02.11.2021 und dem 29.11.2021 finden die diesjährigen Aktionswochen gegen Antisemitismus statt. Wir, der AStA der Uni Köln sowie die Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Köln veranstalten in diesem Rahmen neun Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen zu verschiedenen Aspekten des Antisemitismus. Kooperationspartner ist in diesem Jahr erneut die Amadeu Antonio Stiftung.
Referieren werden in diesem Jahr David Schraub, Christian Dietrich, Tom Uhlig, Jan Lohl, Jannis Panagiotidis, Karin Stögner, Marlene Gallner, Christine Kirchhoff und Joan Braune.
Sechs der insgesamt neun Veranstaltungen finden in Präsenz im Hörsaal A1 der Universität zu Köln statt. Drei Veranstaltungen werden nicht in Präsenz stattfinden, sondern via Youtube gestreamt werden.
Weitere Informationen werden wir in den nächsten Tagen veröffentlichen.
Die Facebook-Events zu den einzelnen Veranstaltungen finden sich auf unserer Seite.
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Antisemitismus unter Geflüchteten
Vortrag und Diskussion mit Günther Jikeli
Dienstag, 26. Juni, 19:30 Uhr, Hörsaal G, Hörsaalgebäude, Uni Köln.
Seit dem Jahr 2015 kamen hunderttausende Menschen nach Deutschland und Europa, die vor den verheerenden Bürgerkriegen in Syrien und im Irak geflüchtet sind. Früh gab es Diskussionen und Mutmaßungen über das Demokratieverständnis, antisemitische Stereotype und Feindbilder dieser Flüchtlinge. Während die einen die antisemitischen Einstellungen, die in arabischen Ländern zur Staatsdoktrin gehören, als größte Gefahr für Jüdinnen und Juden in Deutschland ansehen, wollen andere diese nicht gesondert hervorheben und verweisen auf den antisemitischen Bodensatz, der auch ohne Zuwanderung in Europa existiert.
Um Klarheit in die Debatte zu bringen, hat das American Jewish Committee (AJC) den Historiker und Antisemitismusforscher Günther Jikeli mit einer Studie beauftragt. Hierfür wurden in Berlin 68 Geflüchtete (18-52 Jahre) aus Syrien und dem Irak in Gruppeninterviews befragt. Die wissenschaftlich fundierten Ergebnisse der Studie vermitteln ein differenziertes Bild: „Judenfeindliche Ressentiments, antisemitische Verschwörungstheorien und eine kategorische Ablehnung Israels sind bei vielen Flüchtlingen aus dem arabischen Raum weit verbreitet. Dies ist angesichts der tiefen Verwurzelung des Judenhasses in arabischen Ländern zwar nicht verwunderlich, dennoch hat uns die Klarheit einiger Aussagen überrascht. (…) Die Ergebnisse der Studie sind erschütternd, aber nicht alle Flüchtlinge sind gleich und unser Verständnis muss viel differenzierter werden. Gerade diejenigen, die in Syrien oder dem Irak als religiöse oder ethnische Minderheiten verfolgt wurden, positionieren sich häufiger gegen Antisemitismus und für Israel,“ so Deidre Berger, Direktorin des AJC Berlin Ramer Institute. Eine aktuell laufende Folgestudie mit 85 Befragten bestätigt die Ergebnisse.
Günther Jikeli wurde 1973 in Köln geboren und arbeitet als Historiker und Antisemitismusforscher an der Indiana University und an der Universität Potsdam. Er ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied des International Institute for Education and Research on Antisemitism (IIBSA), das in London und Berlin Büros betreibt. 2012 erschien sein Buch „Antisemitismus und Diskriminierungswahrnehmungen junger Muslime in Europa. Ergebnisse einer Studie unter jungen muslimischen Männern“.
Eine Veranstaltung des Bündnis gegen Antisemitismus Köln. Die Veranstaltung wird freundlicherweise unterstützt von dem Studierendenausschuss der Vollversammlung (StAVV) der Humanwissenschaftlichen Fakultät sowie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Köln.
Mehr Info: https://www.facebook.com/events/167997200666140/
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Kölner Stadt-Anzeiger berichtet über unsere Kritik an der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“
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Gemeinsame Stellungnahme des Bündnis gegen Antisemitismus Köln, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Köln und der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zur ‚Initiative GG 5.3 Weltoffenheit‘
Im Dezember 2020 hat die „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sie die Bundestagsresolution gegen die antisemitische BDS-Bewegung im Jahr 2019 als Bedrohung der Meinungsfreiheit kritisiert. Wenig später erschien ein zweiter offener Brief, mit dem sich zahlreiche Unterzeichner*innen aus Kultur und Wissenschaft der Initiative anschlossen. Gemeinsam mit der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Köln haben wir eine Stellungnahme verfasst, in der wir uns kritisch mit beiden Briefen auseinandergesetzt haben.
Die Stellungnahme können Sie hier als PDF herunterladen.
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