Tumgik
#beautifulcuenca
roburator · 6 years
Text
Lima während der WM-Zeit inklusive Panzer am Meer, Breakdancing im sauberen Cuenca und wunderbares Steppengras.
Zurück in Cusco wusch ich meine feuchten Kleider, schlief zweimal im bisher schlechtesten Bett in einem schrägen Zimmer bei 0° Celsius (= wie Aussentemperatur), ass an einem Abend gemütlich mit Natalie und am nächsten Tag ein letztes Mal genüsslich beim unglaublichen Inder. Dazwischen gab es herrlichen Kaffee, Kuchen und feine Glacés welche mich beim Aussortieren der Dschungelbilder begleiteten. Life could be worse…
Tumblr media
Natalie, ursprünglich aus Arequipa, hatte ich noch vor dem Dschungel beim Tanzen kennengelernt und beim frühmorgendlichen Falafelessen erzählte sie mir alsbald aus ihrem Leben. Wie wir mittlerweile gemerkt haben, bin ich ziemlich wählerisch was meine Gesellschaft betrifft. Nichtsdestotrotz lerne ich ab und zu Leute kennen, die ich interessant und nicht mühsam finde. Und wenn ich mich dann für einmal gut mit jemandem verstehe, dann ist es oft so, dass mir nach kurzer Zeit alles anvertraut wird. Ich weiss nicht warum das so ist, scheint ein Talent von mir zu sein. Auch bei Natalie war es wieder so. Natalie ist 35, zweifache Mutter und, nach der kürzlichen Trennung von ihrem australischen und mittellosen Mann, alleinerziehend. Ihre Kinder leben in Arequipa bei ihrer Mutter während sie in Cusco wohnt und arbeitet. Wobei sie vor allem arbeitet. Sie hat nämlich 3 Jobs und arbeitet 7 Tage die Woche (!) - und das für das nächste halbe Jahr. Kein einziger freier Tag in 6 Monaten Arbeit. Ich fand und finde das ziemlich unglaublich. Wieder einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen, wie gut das Leben zu Hause doch ist und wie wenig viele von uns dies zu schätzen wissen. Anstatt sich zu beklagen, betonte Natalie immer wieder das Positive und lachte auch viel - ich finde das bemerkenswert. Wir genossen ein tolles Nachtessen mit super Ausblick auf das nächtliche Cusco und verabschiedeten uns mit einer innigen Umarmung. 
Tumblr media
Am nächsten Tag ging es per Flugzeug nach Lima. Ich war gespannt wie ich mich in der als gefährlich geltenden Hauptstadt fühlen würde. Zwar bin ich mittlerweile ziemlich locker diesbezüglich, aber von Lima hört man einfach viel Schlechtes. Andererseits ist Lima ist in den letzten Jahren mehrmals zur kulinarischen Weltstadt gewählt worden und das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Auf dem Flug hatte ich mir denn auch Dutzende von Orten vorgemerkt wo ich gut essen konnte. Wie sich herausstellen sollte, ass ich, ausser herrlichem Ceviche, nicht besonders ecuadorianisch und lernte auch Lima nicht wirklich kennen.
Tumblr media
Der Grund hierfür ist schnell gefunden, es war WM und ich wohnte im überaus reichen und sicheren Stadtviertel Miraflores. In meinem Hostel konnte praktisch bei allen Spielen jemand für sein Heimatland "fanen" und in den zahlreichen Sportbars gab es neben Bier v.a. Burger und Pommes.
Tumblr media
Ich fand das gar nicht schlimm. Ich war immer noch etwas müde vom Reisen und merkte dies bspw. daran, dass ich wenig Lust hatte Fotos zu schiessen. So kam es mir entgegen, dass ich mich jeweils mit einem Franzosen und einem Pärchen aus England beim Morgenessen traf und wir danach entschieden die Spiele zusammen zu schauen. Vor dem Spiel der Schweiz stand das Spiel von Peru auf dem Programm. Wir kauften Bier und Snacks und machten zusammen mit allen anderen Public Viewing in einem Park. Es war eine tolle Stimmung und als Peru den Elfmeter zugesprochen bekam, freute ich mich schon auf eine unglaubliche Party. Aber es kommt ja bekanntlich anders als man denkt und der Penalty ging in "Roberto Baggio"-Manier daneben.
Tumblr media
Dann kam das Schweiz Spiel und mit vielen, wie wir nun wissen zu frühen und unbegründeten, Mitleidsbekundungen machte ich mich auf die Suche nach Schweizern. Ich klapperte sicherlich zehn Bars ab doch letztendlich sah ich das Spiel mit zuerst noch selbstsicheren Brasilianern, fröhlichen Mexikanern und traurigen Deutschen. Die letzten zwanzig Minuten waren der Horror, Brasilien nur am Drücken und musste noch mehr essen um meine Nerven zu beruhigen. Es floss viel Bier, denn ich sass mit Mexikanern am Spiel und so torkelte ich nach dem Schlusspfiff glücklich dem Meer entlang zurück ins Hostel.
Tumblr media
Limas Stadtteil Miraflores ist wie gesagt sehr reich, sicher, sauber und dementsprechend sind die meisten Leute hier weiss. So war es denn nicht ganz so spannend durch die Strassen zu schlendern,  was mir aber gefiel war die sehr farbenreiche Strassenkunst.
Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Lustig fand ich, dass am Sonntag am Meer eine Art Schaulaufen des Militärs stattfand und man mit Panzern, Gewehren und Kampftauchern für Fotos posieren konnte. Südamerikaner haben irgendwie eine andere Einstellung zu Waffen und Militär, und nicht nur die Männer/Knaben interessieren sich dafür sondern auch die Frauen/Mädchen finden das alles spannend und sehr männlich.
Tumblr media Tumblr media
Ich fand auch hier Flora und Fauna die mir gefiel.
Tumblr media Tumblr media
Dann ging es für mich weiter Richtung Ecuador. Obwohl es in Peru noch sehr viel zu sehen gegeben hätte, entschied ich mich möglichst schnell die Grenze zu überqueren. Grund: Am 2. Juli geht mein Flug von Quito Richtung Galapagos Inseln. So war es eigentlich das erste Mal während meiner Reise, dass ich unter Zeitdruck stand. Aber es passte mir ganz gut, riss es mich doch aus meiner etwas lethargischen Lebensweise in Lima. Die 20-stündige Busfahrt nach Tumbes and der Grenze war erstaunlich angenehm, ich hatte genügend zu essen und schlief ausgezeichnet. Es ging der Küste entlang durch teilweise marsähnliche Landschaften aus rötlichen Sanddünen sowie (Kalk-?) Gesteinsformationen und auch der Sonnenuntergang war sehenswert. Da ich nicht komplett kaputt und einigermassen früh in Tumbes ankam, entschied ich mich, gleich die Grenze zu überqueren und in Ecuador den nächsten Bus nach Cuenca zu nehmen. Leichter gesagt als getan. Nachdem mich zwei Taxifahrer sprichwörtlich abgezockt und zweimal an den falschen Grenzübergang gefahren hatten, platzte mir der Kragen und ich stauchte die nächstbeste Grenzwächterin zusammen. Das liess diese sich aber nicht gefallen und als sofort weitere Grenzwächter in meine Richtung liefen, entschuldigte ich mich hastig und ausführlich. So wichtig war es dann doch nicht, dass ich dafür mit den Grenzwächtern Streit anfangen wollte. Trotzdem war ich wütend und sah für die nächsten Stunden überall nur Menschen die mich abzocken wollten. Die Fahrt nach Cuenca in den ecuadorischen Anden beruhigte mich aber wieder. Wieder sah ich zu wie die Sonne unterging und es hatte genau die perfekte Anzahl Wolken um wunderschöne Farbkombinationen an den Himmel zu malen. Nach meiner 30-stündigen Reise kam ich dann endlich müde aber glücklich in Cuenca an. Ich duschte ausgiebig und herrlich heiss und ging danach mit Kati, meiner Etagenbettnachbarin und amerikanischen Yogalehrerin essen. Auch Kati erzählte mir sofort aus ihrem Leben, sie war gerade aus Montanita und von einem Typen für einige Tage nach Cuenca geflohen. Als Yogalehrerin war sie einigermassen spirituell, aber gerade noch so realitätsnah, dass es mich nicht nervte. Wir verstanden uns gut und gingen am nächsten Tag zusammen die Stadt erkunden. 
Tumblr media Tumblr media
Cuenca ist eine hübsche Stadt mit schönen Kolonialgebäuden und sehenswerten Kirchen und so sauber, dass es glatt in Europa liegen könnte. Man merkt, dass hier viel Geld vorhanden ist, denn praktisch alle Häuser besitzen Farbe und das auch ausserhalb des touristischen Zentrums. 
Tumblr media
Es gibt mehrere Flüsse die mit klarem Wasser durch die Stadt fliessen und auch hier gefiel mir die Strassenkunst.
Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Dann gingen wir auf dem sehr schönen und farbigen Markt einkaufen und ich genoss auch gleich noch ein günstiges Mittagsmenü. Ecuador empfinde ich als eher teuer, wahrscheinlich auch wegen der amerikanischen Währung, aber Essen kann man auch hier sehr günstig.
Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Viel zu lange hatte ich nicht mehr selbst gekocht und dementsprechend genoss ich es, für mich und Kati abends eine Reispfanne zuzubereiten - natürlich vegetarisch. Kati kam dann aber erst viel später ins Hostel zurück und so hatte ich bereits gegessen. Da ich noch einige Fotos in der Nacht schiessen wollte, liess ich Kati alleine essen und schlenderte bald durch die herrlich beleuchtete Stadt. 
Tumblr media
Bald schon entdeckte ich in einem Park eine Gruppe von Jungs beim Breakdancen und nachdem ich einige Minuten zugeschaut hatte, traute ich mich auch einige Fotos zu schiessen. Die Jungs sahen mich alle ernst an und bemühten sich weiterhin krass auszusehen, doch es schien, als würden sie sich mehr Mühe geben als ich anfing zu fotografieren. Es war ein toller Moment und der Old-School Ghettoblaster war einfach nur verdammt cool.
Tumblr media
Tags darauf machten Kati und ich uns auf, um im Cajas Nationalpark wandern zu gehen. Nach den vielen Stunden im Bus und vor den Bildschirmen war es genau was ich brauchte und der Ausflug war wirklich toll. Obwohl es windete und auf knapp 4000 Metern auch kalt war, spielte das Wetter mit und die Sonne schien immer wieder durch die Wolkendecke. Gleichzeitig waren wir während 4 Stunden alleine auf den Wegen und nicht zuletzt war die Landschaft atemberaubend - ein Mix aus Bergseen, schroffen Felsen und dem von mir vergötterten Steppengras. 
Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Das Highlight des Tages war ein dicht mit Moos und Flechten bewachsener Wald, für Kati ziemlich mystisch, für mich einfach wunderbar anzuschauen.
Tumblr media
Ach ja und Lamas gab es auch.
Tumblr media
Die Rückreise im Bus verbrachten wir glücklich schlafend. Nach einer erneut herrlich heissen Dusche genoss ich den Sonnenuntergang von der Dachterrasse, ass herrliche Pizza auf der Strasse und ging bald schon erschöpft ins Bett. 
Tumblr media
0 notes