#bösartigkeit
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❛ don't go out past dark. ❜
⸻ february 15, 1933. / @thisis-elijah
ES WAR KALT IM SCHLAFZIMMER, trotz der pre-pubertierenden Wärme, die die Jungen des St. Ubald Waisenhauses ausstrahlten. Das Zimmer bestand aus zwei Hochbetten, die bei jeder Bewegung ungesunde Laute von sich gaben. Weit hatte Pavel die Decke zu seiner Nase gezogen und winkelte die langen Beine an, sodass seine Zehen nicht hervorschauten. Die Heizung war schon seit Ewigkeiten nicht mehr eingeschaltet worden, da die Schwestern es als Verschwendung ansahen. Die dünnen Fenster hielten die Kälte von draußen eher weniger ab und wenn man genau hinsah, wurden kleine Eisblumen am Rand der Scheibe sichtbar. Die Wände hingegen waren dick, behielten die Wärme des Tages jedoch nicht im Innenbereich. Das katholische Gebäude, gebaut nach seinen kirchlichen Vorbildern, erschien von außen einschüchternd und kolossal, spendete aber entgegen seiner biblischen Botschaft keine Wärme. Der kleine Junge rieb sich die kalte Nase, an dessen Spitze sich unentwegt Feuchtigkeit sammelte. Doch ganz egal wie oft er mit dem Handrücken darüber strich, sie gab den Kampf nicht auf. In dem Bett über ihm schnarchte Leonard leise vor sich hin. Der Junge, der nur um ein paar Monate älter als Pavel war — aber die Weisheit mit Löffeln gegessen hatte — konnte zu jeder Jahreszeit und unter allen Umständen tief und fest schlafen. Ihn störte weder die Kälte noch die Dunkelheit. Auch schien ihn nicht der Schatten zu beunruhigen, der an die Wand dem Fenster gegenüber geworfen wurde. Der Wind ließ die Fensterläden klappern. Im gleichmäßigen Takt bewegte sich ein Schatten an der Wand, dessen Form Pavel nicht deutlich ausmachen konnte, doch er war sich sicher, dass es eine Pranke war. Schmale, knochige Finger, die sich langsam daran machten, den Putz von der Wand zu kratzen. Wer wusste, was passierte, wenn Pavel seinen wachsamen Blick abwenden würde. Er schniefte.
“You okay?”, flüsterte eine vertraute Stimme herüber. So schnell wie der kleine Brünette konnte, warf er einen flüchtigen Blick zu Elijah und hastig wieder zum Schatten. Er wollte der Bösartigkeit keine Chance geben, sich zu entfalten. Er fürchtete sich beinahe mehr davor, dass die Klaue plötzlich weg war, als sie wiederzusehen. Wohin wäre sie verschwunden, wenn sie nicht mehr an der Wand ruhte? Unter seinem Bett? Bereit, ihn mit sich zu ziehen? Auch ohne die Erinnerung an die Monster in der Nacht wagte es der Waisenjunge selten, unter dem Bett zu sehen. Es war ein Feld des Grauen und der Unordnung. Wann immer Mutter Penguin von ihnen verlangte, das Zimmer aufzuräumen, versäumte sie es ständig, unter die Betten zu sehen. Sie ächzte viel, wenn sie auf die Knie gehen musste — ihren Rückenschmerzen sei Dank, war ihr Stauraum unterhalb der Knie egal.
“Yes.”, log Pavel und verharrte unbewegt. Elijah raschelte im Bett, als er sich zur Seite drehte. Er beäugte seinen Zimmergenossen argwöhnisch. Seine Stirn legte sich in Falten und seine blauen Augen reflektierten regelrecht das Mondlicht. Pavel hätte darin vielleicht etwas beruhigendes gefunden, in das Gesicht eines Freundes zu blicken, doch konnte er sich von dem Schatten nicht lösen. Elijah folgte seinem Blick und blinzelte irritiert an die Wand, ehe er zurück zu Pavel und schließlich zum Fenster blickte, hinter welchem ein Baum — angetrieben vom Sturm — seine Äste tanzen ließ. Der kleine Junge erkannte die Verbindung, die den Sinnen Pavels einen Streich spielte. Statt sich lustig zu machen, wie es Leonard und Paul ohne Zweifel getan hätten, beäugte er den schmalen Jungen im von ihm gegenüberliegenden Bett. “Ever heard of the Banshee?”
“Not sure if I want to.”, flüsterte er gegen die Bettdecke, die ihn nur spärlich wärmte.
“Lydia told me once. She said, don’t go out past dark, because the banshee takes hold of lost boys and eats their souls. Or something.” Ein gemeines Schmunzeln löste sich von seinen Lippen. Die Geschichte munterte seinen Zimmergenossen allerdings alles andere als auf. “But she also said picking your nose makes you stupid and you’re still the most clever of us all.”
“Hey!”, beschwerte sich Pavel, eine Oktave zu laut, sodass Leonard grunzte, sich drehte, aber dann friedlich weiter schlief. “I’m not picking my nose…”
“You used to, though.”, stellte Elijah glucksend klar. “Pavel, it’s just the tree.”
Doch der Waisenjunge starrte beharrlich auf den Schatten. Die dunklen Augen geweitet, die Zehen vor Kälte gekräuselt. Erneut raschelte es, ein Quietschen gesellte sich dazu. Wenig später hörte Pavel den stumpfen Aufprall von Hacken auf den Holzdielen. “Move a bit.”, wies Elijah an und Pavel schaute gezwungenermaßen fort von der Wand. Er machte dem Jungen Platz in seinem Bett, der in weiser Voraussicht immerhin seine eigene Decke mitgenommen hatte, und quetschte sich in die wenigen Zentimeter, die das Einzelbett zu bieten hatten. “Nothing’s gonna harm you.”, versprach Elijah und warf die Decke über sie, sodass Pavel langsam an Wärme gewann. Der größere Junge, der definitiv die sportlichen Gene von seinen Erzeugern geerbt hatte, erschien Pavel wie ein Ofen. Die dürren Glieder des anderen konnten nicht mal seine eigene Körperwärme halten. “It’s just the tree, okay? No monster’s gonna get you.” Das Kopfkissen war etwas klein für die beiden, sodass sich jeder ein Ende ergattern musste. “I know…”, entgegnete Pavel leise und niedergeschlagen. Er war sich seiner Albernheit sehr bewusst, konnte aber nichts gegen die Ängste unternehmen. “But… but don’t you sometimes feel like.. you’re being watched?”, murmelte er unsicher. Er wollte nicht riskieren, dass Elijah ihn für ein Weichei hielt. Es war schon schlimm genug, dass es jüngere Kinder im Waisenhaus gab, die weniger Sorgen hatten als er. “He’s supposed to protect us, but… it never feels like him.” Pavel kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, den Schatten einfach wegblinzeln zu können. “You’re the only one who ever protected me…”
“That’s what brothers do.”, erklärte Elijah nonchalant, so selbstverständlich. Pavels Blick schnellte zur Seite und ein Ausdruck, der an Schock erinnerte, belegte seine Gesichtszüge. Wenig später erschien ein breites Lächeln auf seinen Lippen, sodass die Lücke seines rechten Schneidezahns deutlich erkennbar war. The last one, wie er immer stolz verkündete. “You’re the best brother I ever could have asked for. We’ll always stick together, right?”, freute sich Pavel.
“Always.”
Zum ersten Mal seit langer Zeit schlief Pavel ohne Albträume.
#⸻ 𝐰𝐫𝐢𝐭𝐢𝐧𝐠 : ‘ walking the stacks in a library ; feeling the presence of sleeping spirits. ’ .#⸻ 𝐞𝐥𝐢𝐣𝐚𝐡 : ‘ people like you aren’t meant to stand still ’ .#⸻ 𝐚𝐮 : ‘ he wants himself back but he doesn’t remember who that is ’ .
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#Fast 18 Prozent wollt ihr mich eigentlich verarschen???#Ist es Dummheit oder bösartigkeit man weiß es nicht
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"Die Liebe der Eltern ist für ein Kind so wichtig, dass, sie ihm vorzuenthalten eine Gedeihstörung verursachen kann, ähnlich wie bei Kindern, denen ausreichende Nahrung vorenthalten wurde. Das emotional misshandelte Kind kämpft unweigerlich darum, das Verhalten seiner Missbraucher zu 'erklären' — und kämpft am Ende in einem Treibsand der Selbstvorwürfe ums Überleben.
Selbst der natürliche Trost von Geschwistern wird den Opfern emotionaler Misshandlung, die zur 'Zielscheibe der Familie' erklärt wurden, verwehrt. Die anderen Kinder sind schnell dabei, ihren Eltern nachzueifern. Anstatt die Eigenschaften zu lernen, die jedes Kind als Erwachsener braucht — Einfühlungsvermögen, Fürsorge und Beschützertum — erlernen sie die Bösartigkeit einer Hackordnung. Und so setzt sich der Kreislauf fort." (Andrew Vachss)
vachss.com/av_dispatches/disp_9408_a.html
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KEINE DIKTATUR OHNE WILLIGE VOLLSTRECKER
“Gehorche nicht im Voraus!“ heißt das Erste der Grundprinzipien des Faschismus-Historikers Timothy Snyder in Bezug auf Widerstand gegen Tyrannei - und doch kann man genau diesen vorauseilenden Gehorsam seit geraumer Zeit, und seit heute noch viel mehr, allerorten beobachten:
Duckmäusertum und völlig unkritische Normalisierung, ja sogar Beweihräucherung des ’starken Gewinners‘ und die Schilderung seiner erfolgreichen Methoden ohne jedwede kritische Ausdifferenzierung, ohne jegliche ethische Kontextualisierung.
Widerstand oder bessere MöglichkeitsEntwürfe fast nirgendwo zu sehen, fast überall nur Aufspringen auf den Zug, um mitzureiten auf der Trump-Welle und möglichst noch ein paar Euro daran zu verdienen. 
Auch intelligente Menschen strecken die Waffen und behandeln das Phänomen als wäre es komplett normal - das ist genau die Katastrophe des bloßen Weitermachens, die Walter Benjamin meinte: Man richtet es sich bequem ein mit dem Schrecklichen und denkt nur noch darüber nach, wie man seinen Nutzen daraus schlagen kann. Entmenschlichung im Dienste von Profit, die Kapitulation vor willkürlichen Meinungen, vor Lügen, vor Bösartigkeit mit der feigen Konzentration auf den eigenen Vorteil.
Lauter Schwächlinge, die vor dem vermeintlich “Starken“ in die Knie gehen schon lange bevor die Stiefel ihnen ins Gesicht treten - die ihre Freiheiten aufgeben, weil sie ihren Zukunftsängsten nicht mutig entgegentreten wollen.
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BNT162b2/Comirnaty für Kinder und Jugendliche: NEBENWIRKUNGEN garantiert, sonst nichts [Neue Studie]
ScienceFiles:»" data-medium-file="https://i0.wp.com/sciencefiles.org/wp-content/uploads/2022/06/Blick-2021-mRNA-Corona-Impfung-soll-laut-Studien_-https___www.blick_.ch_ausland_zaub.png?fit=300%2C208&ssl=1" data-large-file="https://i0.wp.com/sciencefiles.org/wp-content/uploads/2022/06/Blick-2021-mRNA-Corona-Impfung-soll-laut-Studien_-https___www.blick_.ch_ausland_zaub.png?fit=678%2C471&ssl=1" />Wenn man die Zeit der großen Hysterie Revue passieren lässt, sich all die selbstgerechten Eiferer, die ihre Unkenntnis in unbrechbare Überzeugung transferiert haben, um ihren Mitmenschen nachstellen und dabei die ihnen eigene Bösartigkeit ausleben zu können, dann war vielleicht die Diskussion darüber, ob Kinder und Jugendliche mit einer experimentellen Spritzbrühe gegen etwas ge”impft” werden sollen, […] http://dlvr.it/T7mgnc «
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Rezensionen Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauffletscht
Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauffletscht von Julia Jost Autorin: Julia Jost, Genre: Coming-of-Age, Verlag: Suhrkamp, ISBN: 978-3-518-43167-2, 1. Auflage 2024, 232 Seiten, Preis Hardcover €24,00 Bei genialokal kaufen* »Ein reiches und reichhaltiges Buch. Diese heitere Bösartigkeit führt vielleicht zur Verbesserung der Welt oder ins nächste Wirtshaus.« Elfriede JelinekEs…
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Der Grad an #Verkommenheit und #Bösartigkeit, der sich hier offenbart, sucht seinesgleichen. Ein Landrat ( #CDU) zwingt #Geflüchtete für 0,8 Euro die Stunde zu #arbeiten. Wer nicht mitmacht wird #sanktioniert.
Früher nannte man solche Menschen #Sklaventreiber & das ist #Arbeitszwang was laut #Grundgesetz nicht geht ❗🤬 Mal zum Vergleich: Gefängnisinsassen erhalten für ihre Arbeit im gleichen Bundesland 1,37 Euro bis 2,29 Euro die Stunde. Das ist #Zwangsarbeit. Das ist #moderne #Sklaverei.
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Lords Of Black mit Vorab-Single zum kommenden Album
Lords of Black, die für ihre meisterhafte Prog-Power bekannt sind, werden das Publikum mit ihrem sechsten Studioalbum "Mechanics of Predacity", das am 15. März 2024 weltweit bei Frontiers Music erscheinen wird, erneut in ihren Bann ziehen. Diese monumentale Veröffentlichung stellt einen Höhepunkt in der Entwicklung der Band dar und verbindet nahtlos Kraft, epische Größe und intensive Musikalität mit einer tiefgründigen Erzählung, die durch beschwörende Lyrik verwoben wird. Tony Hernandos außergewöhnliche musikalische Komposition, Ronnie Romeros gefühlvoller Gesang und die formidable Rhythmusgruppe um Bassist Dani Criado und Schlagzeuger Jo Nunez vereinen sich in dieser Veröffentlichung, die ein Zeugnis des künstlerischen Könnens der Band ist. Tony Hernando gibt Einblicke in das Album und beschreibt den Eröffnungstrack als "coolen, schnellen, vollwertigen Metalsong". Der Text befasst sich mit Themen wie Vergeltung, dem Einstehen für die Wahrheit und dem Widerstand gegen den Ansturm von Lügen und Einschüchterung. In einer Welt, die von machthungrigen Individuen verdorben ist, transportiert der Song eine Botschaft der Hoffnung, die in der Unverwüstlichkeit einer wahren und ehrlichen Seele verankert ist. "Mechanics of Predacity" ist eine tiefgründige Erkundung des menschlichen Urinstinkts - Predacity. Von den frühesten Tagen der bescheidenen Tier- und Stammesexistenz bis hin zur komplexen Dynamik der modernen Gesellschaft navigiert das Album akribisch durch die unerbittliche Natur des menschlichen Raubtiers. Die Erzählung entfaltet sich als eine Betrachtung darüber, wie Individuen, Stämme, Nationen und Entitäten in einen unendlichen Kreislauf des Raubens verwickelt sind. Er spricht furchtlos die harte Realität an, dass Gier, Macht und Bösartigkeit im Laufe der Geschichte immer wieder Konflikte angeheizt haben. Doch inmitten der Schatten taucht eine Gegenkraft auf - ein Kampf, der von Liebe, Freundlichkeit und Menschlichkeit geführt wird. Dieser ewige Konflikt zwischen Unterdrückern und Unterdrückten, Raubtieren und Opfern kommt in der treffenden Feststellung zum Ausdruck, dass "die Schwachen anscheinend nur das Fleisch sind, das die Starken essen". "Mechanics of Predacity" ist mehr als nur ein Album; es ist eine lyrische und musikalische Entdeckungsreise zum Wesen der menschlichen Existenz. Hier dient die Spannung zwischen Raubtier und Beute sowohl als Klage als auch als Aufruf zur Erlösung. Das Album kann man hier bei CeDe oder Amazon vorbestellen Tracklist: 1. For What is Owed to Us 2. Let the Nightmare Come 3. I Want the Darkness to Stop 4. Let It Burn 5. Can We Be Heroes Again 6. Crown of Thorns 7. Obsessions of the Mind 8. Build the Silence 9. A World That’s Departed I. About to Reset II. Absentia III. A Final Sense of Truth 10. Born Out of Time Line-up: Ronnie Romero – Vocals Tony Hernando – Guitars Dani Criado – Bass Jo Nunez – Drums Weblinks: www.lordsofblack.com www.facebook.com/lordsofblack Lesen Sie den ganzen Artikel
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Kapitel 1 - Hiram 3
Was war es, das er wollte? Eine Frage, die nicht so einfach war. Nicht einfach zu beantworten, natürlich, doch in Grundzügen auch nicht einfach zu stellen. Sich mit dieser Frage aktiv zu beschäftigen, bedeutete, Licht in dunkle Ecken bringen, die Hiram eigentlich nicht beleuchtet haben wollte. Es bedeutete, Vergangenheit aufzuwühlen und nicht nur mit Arroganz und Verdrängung zur Seite zu schieben, abzustempeln und als Fehler zu katalogisieren, sondern es zu analysieren. Er war davongelaufen. Immer schon. Er hatte es nicht anders gelernt. Hatte es ihn damals nicht so attraktiv für die Mädchen gemacht? Sie alle, die in ihrer Bauernwelt gefangen gewesen waren, hatten sich angezogen gefühlt von den Verlockungen des Wildfangs. Dieser coole Typ, der heute hier, morgen dort war. Der Rolling Stone unter den Männern. Die Mädchen hatte es nicht interessiert, warum, weshalb, wie. Sie hatten sich alle nur darum gekümmert, dass er es war und wie sie damit umgehen wollten. Es gab die Mädchen, die bei dem Gedanken, er könnte sie aus ihrem Kaff befreien, mitnehmen, ihnen einen Ausbruch aus ihrer Tristesse in Brauntönen schenken, das eigene Höschen fast komplett durchnässten. Die anderen Mädels fanden es so fürchterlich attraktiv, diesen wilden Bullen zu haben, diesen Hengst, der sich nicht einfangen ließ – außer von ihnen natürlich. Sie waren schließlich die Auserwählten. Für sie, das war klar, würde er seine Wege ändern, und dann konnten sie sich stolz damit brüsken, dass sie einen absoluten Wildfang gezähmt hatten, der ihnen doch aus der Hand fraß. War es nicht der Kern jeder Fantasie der träumenden Mädchen? Der Böse junge mit dem guten Kern, dem sie die Bösartigkeit austrieben, ihn in Krawatte und Schnürschuhe zwangen, der für sie ein geregeltes Leben führen sollte, bis sie sich daran störten und langweilten, dass ihr Mann so konform geworden war? Dann fragten sie sich, wo der Wildfang hin sei, und verzweifelten an ihrer eigenen Existenz. Alle Ansätze kränkelten an der Betrachtung der Begründung: Warum war der Hengst so frei auf der Weide? Hiram war tatsächlich davongelaufen. Vor Gesprächen. Vor Konflikten – nicht den oberflächlichen Konflikten, die er mit einem cleveren Spruch und seinen Fäusten lösen konnte. Er war vor Pflicht und Verantwortung davongelaufen. Er war immer und immer wieder vor seiner eigenen Vergangenheit davongelaufen. Seiner Familie, den Dämonen, die er als unsichtbares Gepäck mit ihm herumtrug. Er war nicht heimisch geworden, weil er nicht heimisch werden wollte. Nicht konnte.
Dann war Annalise gekommen. Und war mitgegangen. Wie gerne hätte er Transkripte ihrer Gespräche angefertigt, sie in der Stadt verteilt, nur um Spott und Hohn zu ernten, wegen verfälschter Tatsachen, die der böse Wolf verbreitete. Er war der Böse, und er hatte es gelernt zu akzeptieren, denn er verdiente es gehasst zu werden, wenngleich aus anderen Gründen. Wie oft hatte er Annalise schließlich beteuert, dass sie bleiben sollte? Dass sie das Crystal Creek nicht verlassen sollte, nicht wegen ihm, nicht wegen dem Lebensstil, den sie glaubte, führen zu wollen? Doch das junge Mädchen hatte sich damals bereits in den Kopf gesetzt, ihn retten zu wollen. Die zerbrochenen Teile, die sie vorgefunden hatte, zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Sie hatte den Fehler gemacht anzunehmen, sie könnte ihrem Leben Wert geben, indem sie ein anderes versuchte, besser zu machen. Nicht nur, dass es sie nicht erfüllte, sie war dieser Aufgabe auch mit keiner Faser gewachsen gewesen. Sie hatte feststellen müssen, dass die Puzzleteile, die sie so mühsam kuratiert hatte, einfach nicht zusammenpassen wollten. Dass in dem Mann, den sie sich anders gewünscht hatte, kein „Anders“ zur Verfügung stand. Hiram war ein Eigenbrötler. Hiram war eigensinnig. Schon immer gewesen. Er war ruhelos. Er hatte seine Probleme. Er handelte, statt nur zu reden, was er mit Isabella unter Beweis gestellt hatte. Hiram machte Fehler, dachte nicht an Konsequenzen, an Folgen, an die Ergebnisse seiner Handlungen. Erst, wenn es zu spät war. Etwas, das er sich beibehalten hatte – nicht umsonst hatte er völlig von Sinnen Schub um Schub seines Ejakulats in ihr entleert. Als wollte er das Schicksal herausfordern. Als wollte er dieser Welt zeigen, dass er nach all den Jahren noch immer nicht ganz fähig geworden war, all seine schlechten Eigenschaften abzulegen.
Sie machte es ihm nicht leicht. Er hörte ihren Worten zu, er sah ihr hinreißendes Lächeln und diese noch immer so ungebremste Purität, die durch seine groben Misshandlungen ihrer Unschuld keine Flecken bekommen hatte. Es zerbrach ihm das Herz und flickte es gleichzeitig wieder zusammen. Sie war so diplomatisch. So offen. So zuvorkommend in ihren Aussagen. Da war eine Vorsicht, die er automatisch auf sich selbst münzte. Doch so sehr er sie auch mit der tatsächlichen Gefahr, die von ihm ausging, verknüpfen wollte, so ließ ihn doch das Gefühl nicht los, dass sie vorsichtig war, weil sie ihm nicht zu viele Ansprüche stellen wollte. Weil dieser gepeinigte Geist, der ihm gegenüber saß, gelernt hatte, genügsam zu sein. Weil er sich nicht entfalten konnte, vielleicht nicht entfalten wollte, sondern sich lieber an die Parameter halten, die er setzte. Es war so ganz anders als all die Erlebnisse, die er in der Vergangenheit hatte. Er spürte, dass in ihr ein Wunsch kochte. Dass in ihr ein Wunsch brodelte, doch sie war in der Lage, diesen mit größtmöglicher Freiheit zu koppeln. Isabella gab ihm das Gefühl, schlagartig, dass er hätte gehen können. Das nährte diesen Wunsch in ihm eigentlich nur, wieder vor jeder Verantwortung zu fliehen. Doch Hiram besann sich um. Er wollte diesen Kampf mit sich selbst führen. Deswegen war er doch zurückgekehrt, oder? Als er dem Tod von der Schippe gesprungen war, hatte er sich geschworen, einige seiner Fehler aufzuarbeiten. Als er Zuhause jedoch nichts anderes als den Tod fand, in Form seiner Frau, wusste er, dass er auch daran arbeiten musste, keine weiteren Fehler mehr zu begehen. Er war auf der Suche nach Absolution, ja. Doch er war auch auf der Suche nach einer Herausforderung, mit der er seinen eigenen Geist befrieden konnte. Vielleicht war es Isabella.
Der Wagen wurde langsamer. Dann stoppte er ganz. Auf dem staubigen Seitenstreifen mitten im Nirgendwo in Colorado. Rechts von ihnen grasten die Rinder. Wuchteten ihre massigen Leiber in langsamen Schritten über das Gras, das sie kurz danach mit den Lippen aus dem Boden zupften und die Weide somit selbst klein hielten. Die Sonne stand hoch oben und tränkte ihre Haut in warmes Licht, das bis zum Fenster des Autos reichte. Links von ihnen wuchs der Mais. In überhohen Stauden zogen sich die aneinandergereihten Schlangen bis zum Horizont und darüber hinaus, schier endlos. Selbst das Schlagen eines Labyrinths zur Attraktion hätte bei den festen, blickdichten Strängen viel zu viel Arbeit bedeutet. Wie ein See aus Grün, der doch gleichzeitig auch Mauer sein wollte und am Boden die ersten braunen, überreifen Blätter zeigte, wurden sie von der Seite eingeschlossen. Es war eine nette Gegenüberstellung. Rechts die Freiheit, links der Käfig. Im Auto war es doch genau so. Rechts saß sie, die Verlockung von Freiheit, dieser pure Geist, der so viel Entfaltung eigentlich noch in sich trug und genau dies einem jeden Mann suggerierte, der sich mehr als fünf Sekunden mit ihr beschäftigte. Auf der anderen Seite saß er. Die Sturheit. Der Wolf, der sein Leben in einer in sich geschlossenen Abgeschiedenheit verbracht hatte, wann immer es um tiefgreifende Dinge ging. Es war die Anonymität, die Schwäche, die ihn am Vorabend hatte aufblühen lassen. Doch jetzt, jetzt saßen sie hier auf einer Landstraße, in der nur alle fünf Minuten ein Auto überhaupt an ihnen vorbei fuhr, und er tat sich wieder schwer. Er fühlte sich, trotz der konstanten Bekräftigungen von Isabella, eingeengt in seiner eigenen Gestalt. Nahm die Hände vom Lenkrad, löschte den Motor, aber ließ die Batterie für die Klimaanlage an und führte beide Hände zum Gesicht. Drückte den Handballen auf die Augenhöhlen, die Lippe zu einem Teil verzogen, um nicht sofort mit den falschen Worten loszulegen. Er wollte sie abwägen, überlegen, nicht überstürzen.
«Der Abend gestern war.. schön. Aber er war genauso unüberlegt, unvorsichtig und unintelligent. Wir.. laufen Gefahr uns blenden zu lassen davon, dass wir die Konventionen abgelegt und uns gegen den Willen anderer durchgesetzt haben. Das könnte ein trügerischer Schluss sein.» Hiram arbeitete mit seiner Stimme. Der Ton seiner Aussage stieg beim letzten Klang, der letzten Silbe des Satzes noch einmal an. Er bot so, interessanterweise, ohne folgende Gestik oder eine weitere Erklärung einen Spannungsbogen, die subtil kommunizierte, dass er den Gedanken noch weiterführen wollte. Denn er drehte sich ein Stück, den Oberkörper zumindest so weit, dass er Isabella problemlos ansehen konnte. Seine rechte Hand hob sich, langsam, demonstrativ, wollte ihr eine Ankündigung sein, dass es zu Kontakt kommen würde. Der Wolf ging behutsam mit seinem Reh um. Fast schon übervorsichtig. Ein krasser Kontrast zu den Stunden des Abends, nicht umsonst kostete es ihn große Anstrengung. «Was wir getan haben könnte viele Folgen haben. Ich werde nicht über dich bestimmen, das kann ich nicht, schließlich habe ich keinen Anspruch auf dich. Es ist verrückt und es ist idiotisch, doch ich bin es satt, nach Erwartungen zu handeln.» Die Hand fuhr nieder. Legte sich unterhalb ihres Brustbeins auf ihren Bauch, mit den Fingern breit ausgefächert. Er berührte nur den Stoff des Kleides, mehr kam er nicht zu greifen, doch in Wahrheit ging seine Berührung eigentlich viel tiefer. Die Gestik hatte automatisch eine Konnotation, die er bisher nur vage formuliert hatte. Doch es war eine starke Geste. Er suchte den Blick in das Gesicht seines Rehs. Er, der Wilde, der Bärtige, der Böse, schlug seine Krallen wieder aus und übte sich an meisterhafter Beeinflussung. «Ich werde dir nicht befehlen, für mich ein Risiko einzugehen und ich verstehe, wenn du direkt heute Morgen die Hilfe eines Arztes aufgesucht hättest. Aber was ich getan habe war unüberlegt, aber nicht ungewollt. Ich bin bereit, diese Konsequenz bis zum Ende mitzugehen. Und egal wie sehr ich dir auch erklären möchte, dass ich ja eigentlich viel besonnener bin, dass ich alles mit Kalkül durchplane, wäre das eine Lüge. Ich habe es aus der völlig wahnsinnigen Überzeugung getan, dass ich bei dir ein wenig Glück finden kann, und ich würde es wieder tun.»
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Dungeons 4 | Release-Trailer
Lasst das Böse beginnen (Muhahaha) und das Gute zu Ende gehen: Dungeons 4 ist ab sofort für Xbox Series X|S, Windows-PC und PlayStation 5 erhältlich und sofort mit dem #XboxGamePass auf #Konsole und #PC spielbar.
Das Absolute Böse und seine vertrauenswürdigste hust Dienerin Thalya kehren nach den Ereignissen des famosen Vorgängers in Dungeons 4 zurück, um erneut über die Mächte des Guten zu triumphieren.
Erbaue einen behaglichen und bequemen Dungeon, der die Bedürfnisse deiner Kreaturen erfüllt, um über sie zu herrschen, sie an die Oberwelt zu schicken und die guten Einwohner der Oberwelt daran zu erinnern, dass das Absolute Böse ihre Länder regiert. Sammele deine Bösartigkeit auf neue und dynamische Weise und entfessele sie auf den saftigen Wiesen und in den lauschigen Wäldern der Oberwelt, um sie der dunklen Seite einzuverleiben. Doch achte stets darauf, dass dein Dungeon mit perfiden Fallen gut gesichert ist und deine Kreaturen ihn gut verteidigen, denn die undankbaren Oberweltler werden nicht einfach nur dasitzen und Däumchen drehen, während du ihr Land in das ultimative Urlaubsparadies des Ferien Machenden Bösen verwandelst.
Doch was war das für ein Lärm? „Gold, Gold, Gold und Edelsteine, Gold und E-hedelsteine und noch viel mehr Gold!“ Das uralte Lied hallt durch die Unterwelt, begleitet vom dröhnenden Klang von Hämmern und Äxten. Die Zwerge sind gekommen, um ihren Anspruch geltend zu machen – und sie teilen die opulenten Rohstoffe der Unterwelt nur sehr ungern. Gemeinsam mit den Elfen und Menschen der Oberwelt schicken sie aufdringliche Überfallkommandos, um das Herz des Dungeons zu finden.
#Dungeons4 #DeveloperDiary #behindthescenes #Axeman #AxemanTV #AxemanMovies #AxeProductions #TheLastDivision
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Kylo Ren aus Star Wars ist das Thema von Unlock the Force
Diese Unterscheidung ergibt sich aus seiner bemerkenswerten Fähigkeit, gleichzeitig Charme und Bösartigkeit zu zeigen. Wenn wir uns näher mit der komplizierten Persönlichkeit von Kylo Ren befassen, entdecken wir fünf charakteristische und faszinierende Eigenschaften, die ihn zu einem außergewöhnlichen Vorbild machen
Mehr Infos: https://todaybloggers.com/kylo-ren-aus-star-wars-ist-das-thema-von-unlock-the-force/
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Aug 2023
Wieder mal Beweise sichern. Von meinem Kampf gegen Windmühlen. Gegen die Windmühle "menschlicher Körper". Gegen Modelle mit verdrehten Gliedern.
Modelle, die sich aus reiner Bösartigkeit fast die Sprunggelenke brechen, nur um den armen Zeichner in den Abgrund des Wahnsinns und des tödlichen Jähzorns blicken zu lassen.
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Erstes präklinisches Modell zur Untersuchung der Pathobiologie von Blinddarmkrebs Blinddarmkrebs (Bösartigkeit des Blinddarms, einer kleinen Gewebetasche, die Teil des Magen-Darm-Trakts ist) ist sehr selten und tritt bei vielleicht einem oder zwei Menschen pro 1 Million pro Jahr auf. Die Prognosen sind gemischt, mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 67 bis 97 Prozent für früh erkannte niedriggradige Tumoren, aber viel niedriger für fortgeschrittene Fälle, die sich möglicherweise auf andere Teile des Körpers ausgebreitet haben. Für Krebsforscher, die ver... #Anhang #B_Zelle #Drogen #Ex_vivo #Forschung #Genomisch #Histologie #Kolorektal #Krebs #Magen_Darm_Krebs #Magen_Darmtrakt #Medizin #Metastasierung #Mikroskop #Onkologie #Operation #Organoide #Pathologie #Präklinisch #tumor #Zelle
#Medical_Condition_News#Medical_Research_News#News#Anhang#B_Zelle#Drogen#Ex_vivo#Forschung#Genomisch#Histologie#Kolorektal#Krebs#Magen_Darm_Krebs#Magen_Darmtrakt#Medizin#Metastasierung#Mikroskop#Onkologie#Operation#Organoide#Pathologie#Präklinisch#tumor#Zelle
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Was in den USA passiert ist, kann auch in jedem europäischen Land passieren:
Transnationale Multimilliardäre finanzieren massive Propaganda-Gehirnwäsche, die alternative Wahnwelten aufbaut und Hass auf Sündenböcke als Grundenergie schürt, willige machtgeile Politiker fluten fleißig ohne jedes Gewissen die Amtmosphäre mit den abstrusesten Lügen, die Presse macht mutlos mit bei der Normalisierung jeder Bösartigkeit und zu vielen Leuten ist das alles komplett egal, sie wollen sich nur ihr Fressen und Entertainment bequem leisten und wegschauen und (irrigerweise) glauben, es beträfe ja nicht sie und es würde bestimmt nicht so schlimm werden.
So geht der Weg in die Unfreiheit.
Freiheit braucht jetzt mehr denn je laute positive Propaganda, extrem gutes Branding, Marketing & Verkauf besserer Ideen, den Willen zu einer schnellen, brutalen, kompromisslosen, radikalen Bekämpfung der Feinde der Freiheit und fleißige rapide umgesetzte Lösungen für eine Renovierung der Demokratie.
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Neue Belege für systematische und gesteuerte Diskriminierung von Jungen in Schulen
ScienceFiles:»Sie mögen nicht allzuviel Kompetenzen haben, die Polit-Darsteller, die derzeit mit aller Macht, Deutschland herunterwirtschaften wollen. Aber man kann ihnen nicht absprechen, dass sie Meister in Heuchelei und in ideologischer Bösartigkeit sind. Letztere besteht darin, Bevölkerungsgruppen ABSICHTLICH zu schaden, weil es für das “große Ganze”, das sich diese Leute einbilden, angeblich gut sei. Natürlich ist […] http://dlvr.it/T746DK «
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