Das Leben läuft noch anders am Green Mountain, der Gegend um das malerische Dreieck der Ortschaften Green Mountain Falls, Woodland Park und Cripple Creek. Hier, in den Hinterlands von Colorado, ist die Zeit stehen geblieben. Zwischen felsigen Gebirgszügen, grünen Tälern und dichten Wäldern blüht das Leben einfach, aber kräftig. Genau so wie die Bewohner den Green Mountain mögen. Stur und beständig, allen Zeiten trotzend. Die Menschen hier sind so hart wie der Fels, auf dem sie gezeugt wurden, und so heimisch wie das Land, das sie seit Urzeiten bestellen. Genau hier, hinter verschlossenen Türen, rustikalen Bars und klassischen Diners, verstecken sich Geschichten, die nur Amerika schreiben kann. Das wahre, echte Leben von den Tiefen des Crystal Creak Reservoirs bis zum höchsten Punkt des Pike's Peak.
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GARNIERS THEMES: ISADORA
[ preview ♡ pastebin ] After seeing the positive reception of my previous theme, I had the idea of releasing a second version of it that strayed from the minimalist aspects I used for the previous one. For Isadora I revisited a lot of the elements I like to use on my personal themes as well as my roleplay group themes: shadows, transparencies, image hovers, and glowing text. I have to admit I always get static previews and live previews mixed up—so do let me correct myself and state this is a static preview and some of the theme elements look better on the live theme such as the audio player.
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Features
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150x260px sidebar image
2 sidebars (240px wide with full height)
2 current projects + image hover
3 navigation links + default links
a customized audio player
a customized answer format (revisited)
Credits
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CULPA MIA - MULTIMUSE MUSE PAGE !!!
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Do not claim as your own.
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Further credits and inspiration credits can be found in the code.
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Kapitel 1 - Isabella 5
Da war Feuer in Isabellas Augen, eine nie erahnte Leidenschaft, die unbedingt ihresgleichen suchte. Ein Jedermann, der nur etwas länger in ihrer Hitze badete, würde erkennen, wie sehr ihr bisheriges Leben ihr jegliche Erfüllung versagt hatte. Dieses kleine Rehlein, dieses dressierte, zur Höchstleistung angespornte Großstadtgeschöpf, zeigte sich vor Hiram das erste Mal in seiner artgerechten Natur – Isabella war nicht Marlene Duvals feine Tochter mit einem warmgesessenen Platz in einer Universität, sondern ganz der Abkömmling der ländlich lebenden Colorado-Deutschen. So wie sie von Singvögeln und Pferden sprach, wäre es glatt ein Verbrechen, sie zurück nach Tacoma zu karren. Hier gehörte sie hin, ins Niemandsland zwischen Weiden, Wald und Maiswüsten, wo sie sich wie ein Mäuschen vor den Menschen verstecken konnte, um dann doch im Schafsstall wie ein Löwe zu brüllen. Welchen Schaden könnte es da schon nehmen, wenn der Wolf sie stärker an sich band? Isabella war kein gelangweiltes Gör, das mit dem lokalen Rebellen durchbrennen wollte, um irgendeinen infantilen, idiotischen Punkt zu beweisen. Sie suchte Nähe, Bedeutung, Bestimmung – war es tatsächlich so unglaublich, wenn sie all das in Hirams Dunstkreis fand? Vielleicht nicht. Vielleicht ließ selbst der Wolf kurz diese Ängste und Sorgen fahren, als er sich so zu ihr beugte. Eine liebevolle Geste ohne jeden Hauch von Manipulation oder Verführung. Es war reine, unschuldige Zuneigung, wie sie ein Mann bisweilen gegenüber einer Frau empfand. Er konnte sich fallen lassen, sinken lassen und zugleich spüren, wie es doch ist, wenn eine Seele einem so vertraut, dass sie ihre wahren Seiten nach außen kehrt. Das war seine Isabella: Miss Kittys Erbin, deren Exzentrizität man ihr zuliebe übersah, weil sie so aufrichtig freundlich und offen war. Doch wie lange würden die Leute noch nachsichtig mit ihr sein? Miss Kitty hatte Graham geheiratet, einen anständigen, hiesigen Gentleman, Isabella allerdings, hatte sich den Wolf ausgesucht – und Hiram war weder das eine noch das andere. Nicht einmal Blumengeschenke konnten darüber hinwegtäuschen, dass zu seinem man kein gentle gehörte. Er war ein getriebener Schläger und Weiberheld, ein Säufer, der seine potentielle Ehefrau im Wahn um den Küchentisch hetzte. Nicht einmal der liberalste Zeitgeist würde eine solche Beziehung gutheißen können. Hast du nicht schon genug Elend über diese Leute gebracht, Hiram?
Isabella hatte bereits die Augen geschlossen und sich nervös über die Lippen geleckt, als Hiram plötzlich fluchte. Noch bevor sie überrascht aufmerken konnte, ertönte auch schon der blecherne Ton einer nur kurz angeschalteten Sirenenanlage. Verwirrt lehnte sie sich in den Sitz zurück, starrte ihrerseits mit großen, großen Rehaugen in den Seitenspiegel. Sie sah den Hut, sah die Sonnenbrille… … und erbleichte trotzdem nicht. Das Reh kannte keine Cops. Das war für ein Land der begrenzten Unmöglichkeiten schwer zu glauben, entsprach aber doch der traurigen Wahrheit: Cops waren ein Problem der Schwarzen, der Armen und der Außenseiter, aber nicht für behütete Frauen aus den weißen Edelvierteln Tacomas. Isabella hatte nicht gelernt, Cops und Deputys zu fürchten, weil man ihr nie einen Grund dazu gegeben hatte. Was hätte in der französischen Straße ein unter Waffen stehendes Streifenhörnchen schon zu suchen gehabt? Den Reichen machte man keinen Ärger, sonst ärgerten diese spätestens beim nächsten Polizeiball zurück. Old money wie die Duvals, besaßen Connections und genierliche Umgangsformen. Wenige Eingaben und Anrufe genügten, um einen außer Rand und Band geratenen Bullen wieder auf den Pfad der Tugenden zu führen. Kein Mensch klagte, wenn ein paar Crackheads geknackt wurden, aber wehe dem Triggerfinger, der sich beim Anblick einer so lieblichen Edelblume wie Isabella zu Wahnsinnstaten überreden ließ – good luck, pal, you gonna need it!
Vielleicht war das der Grund, warum Isabella so dreinblickte wie das sprichwörtliche Reh im Scheinwerferlicht, weshalb sie den Blick nicht abwendete, als John Churchill sie kurz ansah – sie wusste es einfach nicht besser. Sie war eine unerfahrene Bewohnerin des Paradieses, erst frisch diesem Garten Eden entwöhnt. Doch es würde nicht mehr lange dauern, bis sie verstand, warum Hiram das Lenkrad so festkrallte wie ein vom Teufel umwanderter Mönch seinen Rosenkranz. Im Sonnenlicht funkelte der Lauf der Flinte wie ein frisch geschliffenes Schlachtermesser. Churchill war gekommen, um den Wolf ein für alle Mal auszuschalten. Wenn doch bloß das Rehlein nicht wäre! Was mochte der Mann denken, der in die schiefe, verhasste Visage seines Urfeindes stierte? Dieser Bastard, der ihm erst die Jugendliebe geraubt, sie ins Grab getrieben und dann kackdreist ihr Erbe eingesackt hatte? Wozu sonst war Hiram wiedergekehrt, wenn nicht, um die aufrechten Bürger Crystal Creeks nur noch etwas mehr bis auf’s Blut zu reizen? Arschlöcher wie er existierten doch bloß, um lautere Leute wie ihn zu trietzen! Dass jetzt auch noch Gramps Enkelin neben ihm hockte, war Beweis genug! Älter war Hiram geworden, doch er hechelte noch immer den jungen Dingern hinterher – keine Unze an Demut schien der Wolf in den Jahren dazugewonnen zu haben.
Was dachte Churchill, als er die beiden so betrachtete? Hatte er sie bei irgendetwas inflagranti erwischt? Ein nettes, schnelles Fickerchen auf dem Standstreifen, gleich neben den Maisfeldern der Huxleys? Womöglich. Die bezaubernd harten Brustwarzen unter dem Stoff hatte er noch gesehen, bevor das Fräulein Duval die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Süßes, armes Rehlein! Ihm schien es plötzlich so kalt geworden zu sein! Machte diese Begebenheit erst einmal die Runde, würde es schon den einen oder anderen Gentleman geben, der ihr liebend gerne Abhilfe verschaffen würde. Wenn Isabella es mit Hiram machte, machte sie es bestimmt mit jedem. Jede Ortschaft besaß ihre leichtlebige Matratze und warum sollte das in Crystal Creek nicht dieses Mädchen sein? Sie war hübsch genug, um die Männer anzuziehen, und wenn in der Kneipe der Schnaps ein paar Mal die Runden gemacht hatte, würden in der rauchgeschwängerten Luft schon genügend Mutmaßungen bezüglich Isabella und ihrer sexuellen Vorlieben angestellt werden. Es würde nicht allzu lange dauern, bis der erste frustrierte Idiot auf die Idee käme, sich bei ihr wegen eines hübschen Nümmerchens in den Arsch anzubiedern. Was wollte Hiram dann tun? Etwa einige zünftige Schlägereien anzetteln? Den Leuten die Kauleisten schief ziehen, weil Isabella seine Frau war? Lächerlich! Sie würden ihn alle umlegen, diesen tollwütigen Köter! Churchill wendete sich ab, vertrieben von Isabellas Anwesenheit. Sie konnte ihm gefährlich werden, wenn auch nur über Beziehungen. Ihre Sippe war alteingesessen und besaß Gewicht. Würde sie daheim flennen, weil sie dabei hatte zusehen müssen, wie Hiram ein paar Schläge einkassierte – oder vielleicht schlimmeres – könnte Graham Renfield bei Sheriff McKinnon aufschlagen und eine gehörige Szene veranstalten. Der Mann mit seinen siebzig Jahren war trotz allem ein rüstiger Gegner, ein Clint Eastwood für Arme, der als Kerl der alten Schule wenig davon hielt, wenn man Mädchen mit solchen Hässlichkeiten wie Polizeigewalt konfrontierte. Ich schwöre, Daughtry, so wahr Gott mir helfe, dass ich diesem Hanswurst beide Haxen brechen werde, wenn er noch mal vor den Augen meiner Enkelin mit einem Ballermann herumfuchtelt! Männer wie Graham flippten nie ohne triftigen Grund aus. McKinnon würde sämtliche Geschütze auffahren müssen, um den alten Schafszüchter wieder zu befrieden.
Schwer zu sagen, ob der Deputy auch nur einen einzigen Gedanken an diese Zukunft verschwendete. Er wollte Muskeln spielen lassen, so oder so, mochte Isabella ihn dafür auch verpetzen oder nicht. Sie beobachtete ihn mit ihren warmen Rehaugen, so unschuldig wie der allererste Tag. Sie wusste von nichts und verstand daher auch nicht, welcher Hass da zwischen diesen beiden Männern schwelte, der letztendlich Churchill zu dieser Drangsal verführte. Noch während sie fragend zu Hiram blinzelte, fiel auch schon der erste und letzte Schuss. Das Reh fuhr sofort taubstumm zusammen und warf sich die Hände über den Kopf. Ganz klein wurde Isabella und sank dabei mehr und mehr in sich zusammen. Halb zu Tode erschreckt hatte der Deputy das Reh, unwissend, dass es vielleicht ein Kitz erwarten könnte – hätte er sich dann von diesem Wahnsinn abbringen lassen? Oder hätte er erst recht draufgehalten? Isabella kehrte erst wieder in ihren Leib zurück, als der Sturm weiterzog. Ihr Herz klopfte heftig, raste, stand kurz vorm Kammerflattern. Noch nie hatte sie solch eine eklatante Verletzung guter Sitten und Polizeiverantwortung erleben müssen! Das schlug dem Fass den Boden aus! So etwas durfte nicht geschehen! Man musste etwas dagegen tun! Sich beschweren zum Beispiel, den direkten Vorgesetzten über dieses schändliche Tun informieren!
Doch bevor Isabella irgendetwas sagen konnte, jaulte der Wolf neben ihr auch schon auf. Seine Hände schlugen gegen das Lenkrad. Die Tür fiel derartig krachend in den Rahmen, dass die Wellen sogar durch Isabella jagten. Der Sitz wackelte unter ihr und so brauchte sie eine Weile, ehe sie sich selbst wieder fing und aussteigen konnte. Der Wind blies ihr warmen Staub ins Gesicht. Da stand sie nun, nur wenige Schritte vor Hiram, der gegen den Reifen trat und gegen Gott und die Welt fluchte. Hilflos sah sie dabei zu, wie der Mann, mit dem sie eben noch wie ein verliebter Teenager hätte rummachen können, gänzlich die Fassung verlor. „Hiram“, ihr sanftes Stimmchen versuchte im Nebel zu ihm durchzudringen. Ihre Hände wollten die seinigen fassen, ihn vom versehrten Truck wegziehen. „Hiram.“ Noch einmal. Hörte er die Angst in ihrer Stimme, ihren Unglauben? Spürte er, wie die Hände zu seiner Brust hochwanderten, um anschließend ihren Ruheplatz an seinen beiden Wangen zu finden? Ließ er zu, dass sich bald ihre beiden Stirne berührten? „Ich weiß nicht, wie er das tun konnte.“ Isabella gab einfach nicht auf, gab ihn nicht auf. „Aber du musst das nicht auf sich beruhen lassen. Ich kann als Zeugin auftreten. Ich weiß, dass du nichts getan hast!“ Ach, heilige Einfalt, die solche Rehe gebärt!
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Kapitel 1 - Hiram 5
Hiram wollte ansetzen. Wollte mit ihr über Pferde sprechen, wollte sie in ihren Annahmen bekräftigen und den Dialog mit ihr suchen. Doch sie schaffte es berauschend gut, den Wolf mundtot zu machen. Die Lippen geöffnet, die dichten Barthaare zitternd, weil er eigentlich doch mit ihr sprechen wollte, kam er nicht umher, einfach ein Lächeln auf seinen Lippen zu zeigen. Die Mundwinkel hoben sich wie in Zeitlupe, als das Mädchen einfach immer weitersprach und seine Hand dabei streichelte. Es war ein komischer Moment. Sie erzählte von Tieren, in einer Intensität und Faszination, dass es den ein oder anderen Zuhörer vermutlich gelangweilt hätte. Auch Hiram, das musste er zugestehen, verstand nicht viel davon. Er konnte ihr nicht folgen, doch das musste er auch nicht. Denn während sie so erzählte, so aufblühte, so ein klein wenig ihrer Passion mit ihm teilte, da beobachtete er sie einfach nur. Ließ ihre schlanken Finger über seine große Hand wandern, ließ sie fühlen, tasten, spielen, und erfreute sich einfach daran zu sehen, wie viel Freude es ihr bereitete. Sie setzte ihn Schachmatt und brachte ihn in die verlegene Position, zu Glauben, Verliebt sein sei doch auch noch im fortschreitenden Alter möglich. Wenn er sie so ansah, dann war er sich eigentlich sicher, dass er ziemlich viel Begeisterung für die Art würde aufbringen können, mit der sie sich begeisterte. Ein Teufelskreis. Doch einer, der einen Wunsch in ihm anwachsen ließ. Er wollte sie küssen, just in dem Moment, da ihre Stimme das erste Mal versiegte. Seine Hand hob sich, legte sich an die Wange der jungen Frau, strich mit dem Daumen über den Wangenknochen. Er wollte es gerade vertonen, ihr sein Verlangen ausdrücken, als sein Blick in den Seitenspiegel wanderte.
«Fuck.» Die Ankündigung verließ die Lippen des Ex-Soldaten, noch bevor das kleine, ohrenbetäubende Signal einsetzte. Ein einziges Mal hatte der Wagen, der plötzlich hinter ihnen aufgetaucht war, seine Anlage betätigt. Hiram hatte den Jeep schon von weitem kommen sehen, doch Isabella hatte seine Aufmerksamkeit auf eigene Art unschuldig behauptet. Mühsam zwang sich der Rancher zurück in seinen Sitz, strich die Weste erneut glatt und versuchte abzuschätzen, wer ihnen da genau aufwarten würde. Der Jeep hatte sich mittlerweile hinter ihren Wagen gesetzt. Die beige-weiße Färbung des Sheriffs Office hatte das Fahrzeug sofort identifizierbar gemacht, die Aufschrift auf der Seite und der große Stern auf der Motorhaube waren unübersehbar. Den letzten Ausschlag hatte dann die Sirene gegeben, die nur einmal aufgeheult war, aber das Innere des Wagens trotzdem gut ausgefüllt hatte. Der Sheriff hinter ihnen ließ den Motor im Wagen an und sich gleichzeitig Zeit, den eigenen Wagen zu verlassen. Durch die getönte Windschutzscheibe war die Person nicht zu erkennen, erst als sich die Tür öffnete und der Cowboyhut hervor stach. «Fuck.» Verließ es erneut die Lippen von Hiram, nur dass es dieses Mal ernsthafter klang. Es war nicht der Sheriff, der das Fahrzeug verließ. Der Sheriff, das war schließlich eine Frau. Vor ein paar Monaten hatte die junge McKinnon die Wahl gewonnen und den alten Sheriff verdrängt. Es gab genügend Vorwürfe, die ihr Wahlmanipulation und Missbrauch vorwarfen, doch das Ergebnis hatte trotz einer Untersuchung Bestand gehabt. Um nicht ganz den Bezug zur konservativen Gesellschaft zu verlieren, hatte sie nach Antritt den ehemaligen Deputy des alten Sheriff auch zu einem ihrer Deputys gemacht. Seinen Sohn. Und genau der verließ den Wagen.
John Churchill war ein Bild von einem Mann. Zumindest war er das die meiste Zeit gewesen, und dann, wenn man nur weit genug von ihm weg stand. Er war groß, nicht unbedingt kräftig aber konnte sich mit seinen Fäusten in einer Schlägerei gut wehren. Sein kantiges, vielleicht minimal zu gerades Gesicht sah abgekämpft aus. Die Augen hatten nach außen hin eine abfallende Neigung, was seinen Brauenbögen sofort den Eindruck gab, müde und fertig zu wirken. Oder schlecht gelaunt, wenn seine Mundwinkel mit leichtem Sog nach unten den Anblick perfektionierten. Beliebtheit war ein Wort, das auf den Mann nicht unbedingt zutraf. Die Gerüchte hielten sich hartnäckig, dass der ehemals perfekte Sheriffssohn einen Knacks mitbekommen hatte. Die Mutter war früh gestorben, sein Vater, der Ex-Sheriff, obwohl im County durchaus beliebt, alles andere als eine tolle Vaterfigur gewesen. Jeder wusste, dass der Sheriff mit harter Hand und eiserner Entschlossenheit regiert hatte und auch seine Erziehung geführt hatte. Kein Wunder also, dass der Filius regelmäßig über die Strenge geschlagen hatte. Vor allem seit der Nachricht von Annalises Tod hatte es eine Wandlung zum Schlechten genommen. John, ehemals doch sehr verliebt und angetan, hatte nie ganz verwunden, welche Wendung die Frau in ihrem Leben genommen hatte. Noch heute verbrachte er viel zu viele Abende in der Kneipe unten beim Reservat, ertrank seine Sorgen und wartete darauf, dass ihm einer der durchfahrenden Trucker blöd kam, um ein wenig Beschäftigung zu bekommen. Nicht unbedingt derjenige, den man an eine Waffe lassen sollte. Eine, die er auch jetzt mitführte. John richtete die braune Lederjacke des Office über seiner Uniform, setzte den Cowboyhut auf und griff nach der Schritflinte, die er aus der Halterung des Wagens nahm. Er setzte seine dunkle Sonnenbrille auf, schloss die Tür und ging langsam zum Wagen von Hiram herüber. Dort hatte der Bärtige unlängst das Fenster geöffnet. Sekunden vergingen, in denen die Schritte des Deputy zu hören waren, wie er sich einfach neben das Fahrzeug stellte, die Sonnenbrille einen Millimeter weiter nach unten nahm und den Blick in das Innere des Fahrzeugs warf. Die Waffe? Dabei locker, aber gleichzeitig drohend, gegen die Schulter gelegt.
«Mr. Fairview.» «Deputy Sheriff Churchill.»
Nüchterner hätte eine Begrüßung nicht ablaufen können. „Nüchtern“ war sogar noch eine Untertreibung des Moments. Von der Sekunde an, dass der Mann in Uniform an der Scheibe des Wagens aufgetaucht war, einen Blick hineingeworfen hatte und Hiram identifiziert – ein Erkennen, das offenbar auf beiden Seiten ablief – war eine Grabesstimmung zu spüren. Wären die Brustwarzen unter dem Kleid nicht schon hart gewesen, sie wären es jetzt spätestens geworden, als die eisige Kälte den Raum des Wagens ergriff. Das hier war eine besondere Situation, die schon daran zu bemessen war, dass der Uniformierte nicht mit einer Standardaussage begann. Er wollte nicht den Führerschein kontrollieren, wollte nicht die Fahrzeugpapiere sehen, belehrte Hiram und Isabella nicht darüber, dass es hier keinen offiziellen Standstreifen gab und ihr Fahrzeug hier nicht parken durfte. Nein, dieser eigentliche Höflichkeitsbesuch eines Polizisten hatte ganz andere Züge. Der Mann im Cowboyhut ließ seinen Blick über Hiram gleiten. Ließ seinen Blick über Isabella gleiten. Er stockte, kurz, doch spürbar, bevor er mit hochgezogener Augenbraue wieder zu Hiram blickte. In seinem stoischen Antlitz war viel zu lesen. Natürlich hatte der Kerl den Wagen aufgesucht, weil er ihn erkannt hatte. Offiziell konnte er immer begründen, dass der Wagen verdächtig auf einer Landstraße geparkt hatte, sogar gegen die Fahrtrichtung, doch der Hauptbeweggrund war dass er den Halter kannte. Dass er es nicht erwarten konnte, ein Gespräch mit dem Mann zu führen, seit er gehört hatte, dass er zurück war. Obwohl das „Gespräch“ noch sehr höflich ausdrückte, welche Fantasien der Cop eigentlich in seinem Inneren trug, wenn er nur an Fairview dachte.
«Ein wenig gefährlich, einfach am unbefestigten Straßenrand zu parken, meinst du nicht auch?» Hiram hatte unlängst beide Hände an das Lenkrad gelegt, richtete den Blick stur nach vorne und spielte das Spiel mit. Er war zu clever, sich im Moment zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Das übernahm ohnehin John für ihn. Der hielt seinen Schädel einige Zentimeter schräg, besah sich die Armaturen des Wagens und las die Anzeigen aus. Eine kleinste Fehlermeldung, ein minimales Anzeichen auf unsachgemäße Wartung und der Deputy hätte den Wagen sofort aus dem Verkehr gezogen. Fast schon enttäuscht musste er also einen anderen Grund suchen und blickte wieder zu Isabella. Er sprach sie nicht direkt an – vielleicht war das ein noch unglücklicherer Umstand als ohnehin schon. Natürlich kannte der Deputy sie. Wusste, wer sie war. Das würde unweigerlich dazu führen, das bald mehr und mehr Leute wussten, mit wem das Rehlein unterwegs war. Das Versteckspiel war beendet, noch bevor es richtig begonnen hatte. «Ich wollte telefonieren, also habe ich den Wagen gestoppt um meine Fahrtüchtigkeit nicht zu beeinflussen.» Mustergültige Antwort von Hiram. Sie kitzelte am Deputy. Die Anwesenheit von Isabella war ein einziger Störfaktor. Das Reh machte es dem Mann unmöglich, ein Amt und die ihm damit verliehene Macht zu missbrauchen. Nur zu gerne hätte er sein volles Protokoll an Spielraum ausgenutzt, um Hiram den Nachmittag zu versauen. Doch John war nicht dumm: Er erkannte, dass das Mädchen weder unfreiwillig bei dem Wolf war, noch sich seiner Gegenwart grämte. Er erkannte einen aussichtslosen Fall, so wie er es damals in Annalise‘ Gesicht gesehen hatte. Sekunden biss sich John auf die Lippen, trotz des Pokerface, mit sich ringend.
«Den Wagen bewegen, sonst muss ich eine Verwarnung aussprechen.» Ruhig und gereizt. «Aber natürlich, Deputy.» Ebenso ruhig. Mexican Standoff. Die Spannung war fast greifbar. Churchill rückte die Sonnenbrille wieder nach oben und schenkte Hiram einen letzten Blick. Selbst Isabella konnte die unmissverständliche Drohung dahinter wohl lesen: Warte nur, bis das Mädchen nicht dabei ist. Hiram lächelte. Die Ruhe selbst. Doch Isabella konnte die Anspannung an seinen Armen sehen. Wie mühsam er sich zusammenriss. John wartete, hoffend, dass es zum Knall käme, doch es passierte nicht. «Und das Rücklicht hinten links ist kaputt.» Hiram lupfte eine Augenbraue, John seinen Hut. Er wendete sich ab, spuckte auf den Boden aus und machte zwei Schritte zurück zur Ladefläche des Wagens. Isabella und Hiram konnten ihn dabei beobachten, wie er selig, als würde ihn kein Problem der Welt kümmern, den Wagen entlang schlenderte, die Schrotflinte von seiner Schulter nahm und mit einem schnellen, kräftigen Stoß des Kolbens am Ende das angesprochene Licht zertrümmerte. Rote Splitter aus Plastik flogen zu Boden, ergossen sich wie eine Flut in den Sand. Der Deputy schulterte das Gewehr, zuckte mit den Schultern und stieg zurück in seinen Jeep. Das ganze Schauspiel dauerte nur noch wenige Sekunden, in denen John das Gewehr zurücklegte, den Hut neben sich auf dem Sitz drapierte und den Motor startete, um dann langsam und ohne zu Hiram und Isabella zurückzublicken, an ihnen vorbei fuhr.
Hiram behielt seine Haltung bei, bis der Jeep am Horizont über die Steigung verschwunden war und nur noch ein Flimmern zu erkennen. Erst dann brach es aus dem Wolf hervor. «Verfluchte Scheiße!» Hiram hatte sich nicht unter Kontrolle. Seine Faust sauste plötzlich und ohne Ankündigung heftig auf das Lenkrad nieder, ließ das Leder sogar kurz zittern. Der Drang, sich zu bewegen, wurde unermesslich. Fahrig griff er nach der Tür, öffnete sie und stieg aus dem Pickup aus, die Tür hinter sich ins Schloss knallend. Seine Gedanken überschlugen sich, wollten kaum ruhig werden, waren nicht in der Lage, den Wolf zu befrieden. Seine innere Unruhe zeigte sich in Gestiken und Mimik. Er zeigte sich angewidert, jeden Muskel in seinem Gesicht verkrampft. Mal beide Hände auf die Hüften gestellt, mal nur eine, die andere auf der Stirn, die Augen abdeckend. Dann machte er Schritte, blieb wieder stehen, fluchte leise vor sich hin, drehte sich zum Pickup um mit seinem Stiefel gegen den Reifen zu treten und seine Hand flach auf den Himmel des Autos zu knallen. «Ausgerechnet ER hat mir noch gefehlt. AUSGERECHNET! Von allen Menschen, die uns hätten zusammen sehen können, muss ausgerechnet fucking John Churchill der Typ sein!»
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Kapitel 1 - Isabella 4
Auch der Rehatem ging schwer, stoßweise. Wurde die liebliche Knospe nicht sogar härter, je länger die Fingerkuppen sie kosten? So hart, dass sie beinahe Glas zerschneiden konnte? Gott, warum trug Isabella keinen Büstenhalter, weshalb war da nur diese dünne Schicht Stoff, die so knapp den köstlichen Schlupf ihrer Brüste bedeckte? Das Mädchen lud ihn gerade zu ein, von diesem Büffet zu naschen! Es war, als ob es den Wolf zum Äußersten reizen sollte, auf dass er vollendete, womit er die vergangene Nacht bereits begonnen hatte: Das Rehlein zu markieren, es ganz zu seinem Geschöpf zu erklären. Wann wäre dieser Anspruch offensichtlicher, als wenn sie nicht irgendwann sein Kind unter ihrem Herzen trug? Wenn Hiram nur so weiter machte, würde dieser Tag schneller heranbrechen, als er denken konnte! Zu einfach wäre es, das Rehlein in die Polster der Rückbank zu drücken, die Schenkel auseinander zu drücken und es erneut mit einem spannharten Schwanz zu spalten! Doch die Vernunft siegte, zum ersten Mal. Der Wolf hielt inne und versteckte seine Zähne hinter der erhobenen Pranke. Er würde mit den Konsequenzen leben, das hatte er ihr versprochen, aber sein Schicksal will er dennoch nicht herausfordern – wie oft würde er sich schon folgenlos in Isabella ergießen können? O dieses verführerische Luder! Die Unterlippe bebte, schien um einen einzigen Kuss als Almosen betteln zu wollen. Eine milde Gabe, die Isabella bis zur nächsten Liebesnacht vor dem Verhungern bewahren sollte. Aber nein, er musste die Fassung bewahren, sich am Riemen reißen! War er wirklich nach Crystal Creek zurückgekehrt, um mit einer Außenseiterin die alte Prescott-Farm zu besetzen? War er dabei, denselben Fehler immer und immer wieder zu wiederholen? War Isabella eine jüngere Annalise, ein zweiter Golfkrieg? Nein.
Da war etwas, was das Rehlein deutlich von all den anderen Frauen unterschied, mehr noch, als er vielleicht selbst ahnte - Isabella wollte ihn nicht zähmen, ihn nicht verbessern. Sie fühlte mit ihm, stülpte ihm jedoch nicht ihre Vorstellungen über. Sie würde ihm nicht die Lederjacke stehlen, um diese mit einem Pullunder zu ersetzen. Sein Bart würde bleiben, wo er war, unangetastet von irgendwelchen peinlichen Frisierattentaten. Isabella saß neben ihm und strahlte ihn freudig an, als wollte sie wirklich mit ihm, Hiram, zusammen sein und nicht etwa mit einem idealisierten Abklatschbild verwegener Männlichkeit. Hiram als Mensch war ihr alles, ihr Juwel und Gaudium. Etwas an ihm erinnerte sie an sich selbst - diese Ruhelosigkeit, diese Heimatlosigkeit, dieses Bedürfnis nach Wärme und Zuneigung. Isabella hatte dies gespürt, als er sie nach vollzogenem Akt um etwas Nähe gebeten hatte. Er mochte ein Eigenbrötler sein, gewiss, aber was war denn sie? Dieses weltfremde, froschjagende, blumenpflückende Ding? Sie hatten sich gesucht und gefunden, waren die zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Könnten sie nicht vielleicht wirklich miteinander glücklich werden? So glücklich wie geborene Unglücksraben eben werden konnten? Es reizte sie, dieser kühne Plan – Hiram und sich selbst ein gemütliches Nest zu schaffen, einen Rückzugsort und Zufluchtshafen. Sie würde seine Vergangenheit nicht ändern können, selbst seine Narben würden wohl bleiben. Doch was ihr blieb, war das Lecken seiner Wunden, die Hinwegnahme seines Schmerzes. Vielleicht, wenn auch nur vielleicht, konnte sie ihm eine schönere, süßere Zukunft schenken. War dieser Wunsch denn nicht nobel genug? Wenn sie beide tatsächlich zusammenbleiben wollten, war es doch nur verständlich, wenn Isabella ihm helfen wollte, oder nicht? Wozu sonst besaß man einen Partner, wenn nicht, um Vertrauen und Geborgenheit zu erfahren? Es war ihre Pflicht, ihn zu unterstützen. Diesen Weg gingen sie fortan gemeinsam.
Isabellas zierliche Finger legten sich in seine Hand, drückten diese. Mit einem demütigen Augenaufschlag sah sie zu ihm hinauf, lächelte dabei. Sie fragte nicht näher nach Texas und den Prescotts, bohrte nicht mit dem Schmutzfinger in blutigem Fleisch. Sie gab Hiram Zeit und Raum, selbst zu entscheiden, wann er sich ihr diesbezüglich mitteilen wollte. „Ich mag Pferde“, erwiderte sie freudig, „es sind so majestätische, starke und doch so fragile Geschöpfe. Es würde ihnen leichtfallen, uns in den Dreck abzuwerfen, doch sie bilden eine Einheit mit uns, insofern wir bereit sind, Geduld und Bescheidenheit zu zeigen… Und ich würde dich gerne auf dem Pferderücken sehen, um ehrlich zu sein. Ich denke, du bringst sie wirklich mit dir, die Aura eines Pferdeflüsterers.“ Oder Rehflüsterers. Isabella lachte, als könnte sie so ihre Verlegenheit abschütteln. Noch immer hielt sie seine Hand, streichelte diese. Es war belebend, machte unbeschreiblich süchtig – Oxytocin, one hell of a drug. „Aber ich mag allgemein Tiere“, fuhr sie irgendwann fort. „Deswegen hatte ich kurz Biologie studiert, weil ich dieser Faszination folgen wollte. Wir unterschätzen unsere Mitgeschöpfe zu oft. Wusstest du beispielsweise, dass der Sumpfrohrsänger, dieser kleine Vogel, über 80 verschiedene Vogelarten imitieren kann? Weil diese Art im Winter nach Afrika wandert, mischt sich in ihre Lieder nicht nur die Stimmen der Heimat, sondern auch die der tropischen Quartiere zu einem jeweils neuen Arrangement. Doch warum imitiert ein Vogel überhaupt andere? Singvögel müssen alle Lieder lernen - anders als ihre Rufe, die angeboren sind. Jungvögel wiederholen, was die Eltern ihnen vorsingen, entwickeln sich aber zu schlechten Interpreten, wenn sie von ihren Artgenossen weggesperrt werden. Andersherum lernen die Jungen in der geräuschvollen Welt eine ganze Reihe neuer Töne: Manche Stadtamseln flöten heute wie Türglocken, Stare komponieren bisweilen Variationen über die Geräusche einer Baustelle.“
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Kapitel 1 - Hiram 4
Er sah es. Wie könnte er es nicht sehen? Wie hätte er umgehen können, den Blick nicht nur in ihr Gesicht zu führen sondern auch über ihren Körper? Die Gefühle, die Bedürfnisse, die reine, nackte Anziehung, die der Wolf beim Anblick seines Rehs empfand, war nicht nach der vorherigen Nacht einfach verschwunden. Sie hatte wohl den Impuls gegeben für sein Treiben und darin einen ersten, moralisch fragwürdigen Höhepunkt erhalten, doch sie schwelte wie ein glühendes Stück Kohle noch immer unter seiner Brust und schickte hitzige Gedanken hinauf in seinen Verstand. Wer konnte es ihm verübeln? Wer konnte mit erhobenem Zeigefinger auf den Wolf zeigen, diesen Mann, so von Trieben und Instinkt gesteuert, und ihn dafür verantwortlich machen? Dafür, dass er doch im Prinzip genau das war, was das Reh sich ausbedingt hatte? Sie hatten nicht viele Worte aneinander gerichtet im Vorfeld. Sie hatten nicht viele Einblicke in die jeweiligen Leben erhalten können. Im Prinzip waren sie nicht mehr gewesen als eine emotional aufgeladene Verabredung, ein Swipe in eine Richtung, eine stille Kommunikation dafür, sich fleischlichen Gelüsten hingeben zu wollen. Hiram hatte einfach seiner Männlichkeit gehorcht und dabei festgestellt, dass er sich so viel mehr davon versprach. Doch: Rudimentär blieb diese Anziehung. Sofort öffneten sich seine Lippen ein kleines Stück, schwach drang der Atem hervor. Oh, du armes Mäuschen, bist du dir deiner Verlockungen überhaupt bewusst? Weißt du, was du mit einem solchen Mann anrichtest, der in der Lage war, Details zu erkennen und sie doch in seiner Grobschlächtigkeit auf brutale Art und Weise zu vereinfachen? Der Wolf witterte Erregung. Der Wolf spürte Gefallen. Der Wolf wollte mehr. Die Tatze wanderte nach oben. Ergiebiger Rehkörper, Spielwiese für den Häscher. Er fühlte die weichen Linien ihrer Haut unter dem Stoff, führte vor allem den Kontakt der Daumenspitze durch, als er die wenigen Zentimeter ihres so zierlichen Leibes weiter für sich eroberte. Erst waren es nur die Fingerspitzen, die Andeutung der Erhebung wanderten, dann legte sich seine Handfläche an den unteren Schwung, hob die Brust gerade so an, dass er die Fingerspitzen um die Brustwarze legen konnte und sie mit einem findigen, kleinen Zug in die Länge streichen. Ein genüssliches Seufzen glitt über seine Lippen, ein wehmütiger Blick in seinem Gesicht.
«Sieh es mir nach. Du machst es mir doch deutlich schwer, mich zu konzentrieren, Isabella.» Versuchte er die Übergriffigkeit zu erklären, ohne dabei die Hand sofort zu lösen. Als würde es ihm selbst erst zeitverzögert auffallen, hob er die Finger dann endlich an, strich ihr mit den Fingerspitzen über die Wange und lächelte. Zuneigung und Anziehung, in einer schönen Kompatibilität. «Ich bin immer wieder auf Pferde getroffen. Irgendwie sind sie zu einem gewissen Leitmotiv geworden.» Gestand er, atmete noch einmal durch und ließ dann ab von ihr. Lehnte sich zurück in seinen Sitz, strich sich die Weste glatt und betrachtete das Ebenbild im Rückspiegel. Er musste zu seiner Fassung finden. Dieses Mädchen tat ihm so gut, wollte ihn unterstützen, wollte mit ihm ernsthaft über eine mögliche Zukunft sprechen, und seine Gedanken waren dabei sich zwischen ihre Schenkel zu vergraben und ihren Leib unter seinen Fingern spüren zu wollen. Das wurde der Sache nicht gerecht. Nicht einmal im Ansatz. Da konnte sich noch so viel in seinem Schoß regen, das gegen die dunkle Hose begann anzukämpfen. Er brauchte eine Ablenkung. Sprache. «Als ich 16 war waren wir für ein dreiviertel Jahr in Texas. Dort habe ich auf dem Rodeo gearbeitet, um ein bisschen Kohle auf der Seite zu haben. Das war mein erster Kontakt. Im Crystal Creek habe ich auf dem Hof der Prescotts gearbeitet, gleiche Begründung. Das war der zweite Kontakt.» Er zuckte mit den Schultern, wollte diese Erinnerungen möglichst kurz und knapp halten. Beide Stationen in seinem Leben hatten ihm etwas bedeutet, doch sie waren untrennbar mit negativen Erlebnissen verknüpft, sei es durch seinen Vater oder Annalise. Trotzdem dachte er gerne daran zurück, wie es gewesen war. Das Rodeo hatte den ersten Grundstein für seine Liebe gelegt. Eine Passion, die er erst viel zu spät erkannt hatte. Zu sehen, wie diese majestätischen Tiere durch ihre Reiter ans Äußerste gebracht wurden, so weit es vertretbar war. Das Rodeo genoss einen schlechten Ruf. Viel zu viele Leute bedienten sich unlauterer Mittel um ein Pferd zu Höchstleistungen anzutreiben. Doch dieses eine Pferd zu sehen, das darin aufging, das mit Kraft und Stolz all seine Spannung in seine Sprünge legte, nur um sofort zu stoppen und niederzuknien, wenn der Reiter doch abgefallen war, das war ein majestätischer Anblick. Man musste vielleicht doch ein wenig Bauer in sich tragen, um es überhaupt verstehen zu können.
«Annalise starb, als ich frisch auf meiner letzten Tour war. Wir waren in Syrien stationiert, Kampf gegen den Terror, natürlich. In den Bergen war es schwer, mit unseren gepanzerten Fahrzeugen zu navigieren, also wurden uns Pferde zur Seite gestellt. Ich habe einige Nächte unter freiem Himmel bei dem Tier verbracht, weil es mir tatsächlich ein bisschen Halt gegeben hat. War genau so ein Sturkopf wie ich. Das hat in mir den Entschluss schon etwas reifen lassen.» Hiram legte die Hände an den Schlüssel, wollte den Motor wieder starten, doch er tat es nicht. Nicht sofort. Stattdessen blieb er einige Sekunden wie versteinert, den Blick nach vorne durch die Windschutzscheibe gerichtet. Langsam nur fielen seine Finger vom Schlüssel wieder ab und er schüttelte den Kopf. «So viel von dem, was ich hier mache, könnte auch einfach nur etwas sein, mit dem ich mir was vormache. Vielleicht sollte ich mir nicht von dir helfen lassen, denke ich mir. Weil ich dich damit nur tiefer in meine Probleme mit hineinziehe.» Danke, Annalise. «Aber ich habe auch das Gefühl, jetzt dahingehend einen Rückzieher zu machen, wäre verdammt heuchlerisch.» Da war es. Endlich. Ein Lächeln. Ja, er hatte mit ihr Sex gehabt, sie vielleicht sogar geschwängert – ihr jetzt dann zu untersagen, ihn in der Hinsicht zu unterstützen? Das hätte selbst der größte Macho in ihm sich nicht erklären können. Also seufzte er amüsiert und legte den Blick wieder auf sie. Sein Reh. Sein Reh. «Ich hab nicht viel, was ich dir bieten kann, Isabella. Das wirst du selbst früh genug merken. Aber.. ich werde versuchen, das irgendwie möglich zu machen. Irgendwie. Und du bist auf der Ranch immer gerne gesehen. Auch ohne Ankündigung. Das.. ist vielleicht das Mindeste, das ich tun kann.»
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Kapitel 1 - Isabella 3
Ach wirklich, Hiram? Aus dem Chaos schien sich eine Stimme an ihn zu wenden, skeptisch und schadenfroh zugleich – ein griechischer Chor in einer einzigen Person, ausgestattet mit den Hydrahäuptern Annalises und all der anderen Seelen, die ihm je misstraut hatten. Ach wirklich, Hiram? Begriff dieser Mann eigentlich, was er da gerade gesagt hatte? Was er dort anstellte? Mit dieser Wolftatze auf ihrem Bauch, die dieses zarte Nest umschloss, in dem vielleicht bereits sein Kind heranwuchs? Diese winzige, befruchtete Eizelle? Das Schicksal hatte ihm die Büchse der Pandora in die Hände gedrückt und anstatt zu beweisen, dass er aus dieser Mär gelernt hatte, riss er das Ding einfach auseinander. Mit seiner Zusicherung, an Isabellas Seite zu bleiben, auf sie Acht zu geben, brachen plötzlich die biblischen Landarbeiterplagen über sie herein: die missgünstigen Blicke, das abfällige Zischen, das Schweigen im Geschäft, wenn sie den Laden betrat, das durch gefletschte Zähne gehauchte Mrs. Fairview – wie konnte er denn nicht sehen, dass er mit seinem Plan, sie nicht zu verletzen, sie nur noch mehr zur Rettungslosigkeit verurteilte? Aber auch Isabella schien dies nicht zu kapieren, nicht zu verstehen. Sie schaute verwundert auf diese Hand, als hätte sie eigentlich insgeheim mit einem ganz anderen Ausgang gerechnet – dass er sie etwa in die Notaufnahme brächte und nicht in irgendein Lokal. Dass er von Verantwortung dozierte und dabei noch einmal zum Besten gab, warum er falsche Kindsvater für Isabella sein würde. Doch ausgerechnet das tat Hiram nicht. Ein Teil von ihm hatte die Botschaft der himmlischen Macht wohl vernommen. Vielleicht war diese Frau, dieses bezaubernd schöne Reh, seine letzte und größte Chance auf seine Portion Glück. Er würde Härten und Prüfungen durchstehen müssen, aber wer tat das nicht? Alles, was es dazu brauchte, war bloß etwas Durchhaltevermögen. Er würde nicht fliehen dürfen, nicht vor Isabella und was sie womöglich mit sich führte – er würde bleiben müssen, egal wie laut das tumbe Volk mit den Mistgabeln gegen seine Tür klopfte.
Als Isabella wieder zu ihm hinsah, glänzten ihre Augen. Standhaft erwiderte sie seinen Blick, legte in ihr Lächeln eine unbeschreibliche Wärme hinein. Sie, die Tochter aus gutem Hause, wo man Französisch verstand und zu Weinumtrünken einlud, hätte verständiger sein sollen. Sie hätte nicht die Botschaft auf diese Art und Weise aufnehmen sollen, wie sie es just in diesem Augenblick tat – als eine herzliche Einladung, doch beim Wolf zu bleiben, mit oder ohne Kind, egal. Sie wusste ja nichts vom Leben, von Annalise und dem ganzen Rest, und dennoch schien sie zu glauben, dass es so schon ganz gut sei. Als da diese Hand sich über ihren Bauch auffächerte, ihr wortlos Schutz zusprach, traf sie ebenfalls eine folgenschwere Entscheidung. Bis sie wusste, ob Hiram tatsächlich ins Schwarze getroffen hatte oder nicht, würde sie fortan wachsamer sein. Es würde keinen Alkohol für sie geben, nicht den kleinsten Tropfen, kein Koffein, kein Passivrauchen am Küchentisch, wenn Gramps mal wieder über Gott und die Welt herzog. Falls sie sich wirklich beide dazu durchringen sollten, eine Familie zu sein, würde Isabella alles dafür tun, um Schaden von dieser abzuhalten.
Sie antwortete nicht mit Worten, wohl aber mit einer Geste. Ihre zierliche Hand legte sich auf die seine – Hand-Hand-Bauch. Das Rehlein war sich sicher, dass sie diesen Mann mit all seinen Tugenden und Fehlern, seiner bittersauren Vergangenheit, sehr bald lieben lernen würde. Sie würde sich Mühe geben bei diesem Entschluss, der der zweite große in ihrem Leben war. Wieder würde sie die Erwartungen Lügen strafen, wieder würde sie tun, wonach ihr Herz dürstete. Isabella wollte es, ihn, Hiram, und alles, was damit zusammenhing. Sie beide konnten nicht im Mindesten ahnen, was ihnen das einbrocken würde: Eine hassende Schwiegermutter, einen enttäuschten Schwiegervater, einen kettenrauchenden Graham, der sich furchtbarste Sorgen um seine einzige Enkelin machen würde, all das Gift und die Galle, die sämtliche Dämme brechen täten. Hiram stand eine schwere Prüfung bevor. Er würde beweisen müssen, dass aus dem wilden, unzähmbaren Hengst tatsächlich ein Wolf geworden war, eine blutsaufende, unter Waffen stehende Kreatur, die trotzdem ihre Familie liebte. Versagte er, würde die Strafe grenzenlos sein. Jede Chance auf Wiedergutmachung hätte er dann verwirkt. Sie würden ihm schlimmeres als den Tod an den Hals wünschen, ewige Pest und Cholera – es war eine Sache, eine erwachsene Frau, die die Wahl gehabt hatte, in das Elend zu stürzen, aber eine ganz andere Sache war es, dafür ein unschuldiges Kind leiden zu lassen. Isabella war der Schlüssel für Hiram, doch sie konnte ihm sowohl die Pforten des Himmels als auch der Hölle aufschließen. Blieb er standhaft, würden ihm die Früchte des Paradieses das Leben versüßen. Er würde hart arbeiten auf dem Hof, ja, aber zuhause würde zugleich ein warmes Herdfeuer auf ihn warten, ein weiches Herz, das nur für ihn schlug. Kleine, zarte Rehhände würden ihn unter der Bettdecke suchen, während draußen der Herbststurm tobte. Wie konnte das eine schlechte Aussicht sein? Ihr Leib war so zerbrechlich und engelsgleich, so feinfühlig und sinnlich. Der Kleiderstoff war dünn, zerfloss förmlich um Hirams Finger. Wenn er sich nur einmal erlaubte, einen verstohlenen Blick auf ihn zu werfen, würde er sehen, wie sich knospende Brustwarzen darunter abzeichneten. Seine Hand tat etwas mit ihr und es war längst nicht nur mädchenhafte Scheu.
Sie fuhren weiter über die Straße, andächtig schweigend. Maisfelder rahmten sie ein, wurden jäh von Weiden und Wiesen durchtrennt. Isabella sah hinaus in diese bäuerliche Unergründlichkeit, während es in ihrem Kopf ratterte. Sie warf noch einmal Hiram einen Blick zu, als könnte sie nicht anders, als ihn unbeholfen vom Fernen anzuschmachten. Sie war so anders als Annalise und all die anderen – sie fragte ihn nicht aus, stritt sich nicht mit ihm. Es gab so vieles, das sie hätten besprechen müssen, und doch taten sie es nicht. Die Unschuld vom Lande hatte entschieden, mit Hiram diesen Weg zu gehen und ihn deswegen nicht mit ewiger Skepsis zu belästigen. Sie würde ihn kennenlernen, ihren Wolf, seine Träume und Sehnsüchte. Sie würde ihm vertrauen. „Hiram“, sprach sie irgendwann in das Radiogesäusel hinein, „wieviel weißt du eigentlich über Pferde? Hattest du früher schon Umgang mit ihnen? Ich kann dir vielleicht etwas helfen.“ Er war einen gehörigen Schritt auf sie zugegangen. Sie dankte es ihm, indem sie weit ihre Arme für ihn öffnete.
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Kapitel 1 - Hiram 3
Was war es, das er wollte? Eine Frage, die nicht so einfach war. Nicht einfach zu beantworten, natürlich, doch in Grundzügen auch nicht einfach zu stellen. Sich mit dieser Frage aktiv zu beschäftigen, bedeutete, Licht in dunkle Ecken bringen, die Hiram eigentlich nicht beleuchtet haben wollte. Es bedeutete, Vergangenheit aufzuwühlen und nicht nur mit Arroganz und Verdrängung zur Seite zu schieben, abzustempeln und als Fehler zu katalogisieren, sondern es zu analysieren. Er war davongelaufen. Immer schon. Er hatte es nicht anders gelernt. Hatte es ihn damals nicht so attraktiv für die Mädchen gemacht? Sie alle, die in ihrer Bauernwelt gefangen gewesen waren, hatten sich angezogen gefühlt von den Verlockungen des Wildfangs. Dieser coole Typ, der heute hier, morgen dort war. Der Rolling Stone unter den Männern. Die Mädchen hatte es nicht interessiert, warum, weshalb, wie. Sie hatten sich alle nur darum gekümmert, dass er es war und wie sie damit umgehen wollten. Es gab die Mädchen, die bei dem Gedanken, er könnte sie aus ihrem Kaff befreien, mitnehmen, ihnen einen Ausbruch aus ihrer Tristesse in Brauntönen schenken, das eigene Höschen fast komplett durchnässten. Die anderen Mädels fanden es so fürchterlich attraktiv, diesen wilden Bullen zu haben, diesen Hengst, der sich nicht einfangen ließ – außer von ihnen natürlich. Sie waren schließlich die Auserwählten. Für sie, das war klar, würde er seine Wege ändern, und dann konnten sie sich stolz damit brüsken, dass sie einen absoluten Wildfang gezähmt hatten, der ihnen doch aus der Hand fraß. War es nicht der Kern jeder Fantasie der träumenden Mädchen? Der Böse junge mit dem guten Kern, dem sie die Bösartigkeit austrieben, ihn in Krawatte und Schnürschuhe zwangen, der für sie ein geregeltes Leben führen sollte, bis sie sich daran störten und langweilten, dass ihr Mann so konform geworden war? Dann fragten sie sich, wo der Wildfang hin sei, und verzweifelten an ihrer eigenen Existenz. Alle Ansätze kränkelten an der Betrachtung der Begründung: Warum war der Hengst so frei auf der Weide? Hiram war tatsächlich davongelaufen. Vor Gesprächen. Vor Konflikten – nicht den oberflächlichen Konflikten, die er mit einem cleveren Spruch und seinen Fäusten lösen konnte. Er war vor Pflicht und Verantwortung davongelaufen. Er war immer und immer wieder vor seiner eigenen Vergangenheit davongelaufen. Seiner Familie, den Dämonen, die er als unsichtbares Gepäck mit ihm herumtrug. Er war nicht heimisch geworden, weil er nicht heimisch werden wollte. Nicht konnte.
Dann war Annalise gekommen. Und war mitgegangen. Wie gerne hätte er Transkripte ihrer Gespräche angefertigt, sie in der Stadt verteilt, nur um Spott und Hohn zu ernten, wegen verfälschter Tatsachen, die der böse Wolf verbreitete. Er war der Böse, und er hatte es gelernt zu akzeptieren, denn er verdiente es gehasst zu werden, wenngleich aus anderen Gründen. Wie oft hatte er Annalise schließlich beteuert, dass sie bleiben sollte? Dass sie das Crystal Creek nicht verlassen sollte, nicht wegen ihm, nicht wegen dem Lebensstil, den sie glaubte, führen zu wollen? Doch das junge Mädchen hatte sich damals bereits in den Kopf gesetzt, ihn retten zu wollen. Die zerbrochenen Teile, die sie vorgefunden hatte, zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Sie hatte den Fehler gemacht anzunehmen, sie könnte ihrem Leben Wert geben, indem sie ein anderes versuchte, besser zu machen. Nicht nur, dass es sie nicht erfüllte, sie war dieser Aufgabe auch mit keiner Faser gewachsen gewesen. Sie hatte feststellen müssen, dass die Puzzleteile, die sie so mühsam kuratiert hatte, einfach nicht zusammenpassen wollten. Dass in dem Mann, den sie sich anders gewünscht hatte, kein „Anders“ zur Verfügung stand. Hiram war ein Eigenbrötler. Hiram war eigensinnig. Schon immer gewesen. Er war ruhelos. Er hatte seine Probleme. Er handelte, statt nur zu reden, was er mit Isabella unter Beweis gestellt hatte. Hiram machte Fehler, dachte nicht an Konsequenzen, an Folgen, an die Ergebnisse seiner Handlungen. Erst, wenn es zu spät war. Etwas, das er sich beibehalten hatte – nicht umsonst hatte er völlig von Sinnen Schub um Schub seines Ejakulats in ihr entleert. Als wollte er das Schicksal herausfordern. Als wollte er dieser Welt zeigen, dass er nach all den Jahren noch immer nicht ganz fähig geworden war, all seine schlechten Eigenschaften abzulegen.
Sie machte es ihm nicht leicht. Er hörte ihren Worten zu, er sah ihr hinreißendes Lächeln und diese noch immer so ungebremste Purität, die durch seine groben Misshandlungen ihrer Unschuld keine Flecken bekommen hatte. Es zerbrach ihm das Herz und flickte es gleichzeitig wieder zusammen. Sie war so diplomatisch. So offen. So zuvorkommend in ihren Aussagen. Da war eine Vorsicht, die er automatisch auf sich selbst münzte. Doch so sehr er sie auch mit der tatsächlichen Gefahr, die von ihm ausging, verknüpfen wollte, so ließ ihn doch das Gefühl nicht los, dass sie vorsichtig war, weil sie ihm nicht zu viele Ansprüche stellen wollte. Weil dieser gepeinigte Geist, der ihm gegenüber saß, gelernt hatte, genügsam zu sein. Weil er sich nicht entfalten konnte, vielleicht nicht entfalten wollte, sondern sich lieber an die Parameter halten, die er setzte. Es war so ganz anders als all die Erlebnisse, die er in der Vergangenheit hatte. Er spürte, dass in ihr ein Wunsch kochte. Dass in ihr ein Wunsch brodelte, doch sie war in der Lage, diesen mit größtmöglicher Freiheit zu koppeln. Isabella gab ihm das Gefühl, schlagartig, dass er hätte gehen können. Das nährte diesen Wunsch in ihm eigentlich nur, wieder vor jeder Verantwortung zu fliehen. Doch Hiram besann sich um. Er wollte diesen Kampf mit sich selbst führen. Deswegen war er doch zurückgekehrt, oder? Als er dem Tod von der Schippe gesprungen war, hatte er sich geschworen, einige seiner Fehler aufzuarbeiten. Als er Zuhause jedoch nichts anderes als den Tod fand, in Form seiner Frau, wusste er, dass er auch daran arbeiten musste, keine weiteren Fehler mehr zu begehen. Er war auf der Suche nach Absolution, ja. Doch er war auch auf der Suche nach einer Herausforderung, mit der er seinen eigenen Geist befrieden konnte. Vielleicht war es Isabella.
Der Wagen wurde langsamer. Dann stoppte er ganz. Auf dem staubigen Seitenstreifen mitten im Nirgendwo in Colorado. Rechts von ihnen grasten die Rinder. Wuchteten ihre massigen Leiber in langsamen Schritten über das Gras, das sie kurz danach mit den Lippen aus dem Boden zupften und die Weide somit selbst klein hielten. Die Sonne stand hoch oben und tränkte ihre Haut in warmes Licht, das bis zum Fenster des Autos reichte. Links von ihnen wuchs der Mais. In überhohen Stauden zogen sich die aneinandergereihten Schlangen bis zum Horizont und darüber hinaus, schier endlos. Selbst das Schlagen eines Labyrinths zur Attraktion hätte bei den festen, blickdichten Strängen viel zu viel Arbeit bedeutet. Wie ein See aus Grün, der doch gleichzeitig auch Mauer sein wollte und am Boden die ersten braunen, überreifen Blätter zeigte, wurden sie von der Seite eingeschlossen. Es war eine nette Gegenüberstellung. Rechts die Freiheit, links der Käfig. Im Auto war es doch genau so. Rechts saß sie, die Verlockung von Freiheit, dieser pure Geist, der so viel Entfaltung eigentlich noch in sich trug und genau dies einem jeden Mann suggerierte, der sich mehr als fünf Sekunden mit ihr beschäftigte. Auf der anderen Seite saß er. Die Sturheit. Der Wolf, der sein Leben in einer in sich geschlossenen Abgeschiedenheit verbracht hatte, wann immer es um tiefgreifende Dinge ging. Es war die Anonymität, die Schwäche, die ihn am Vorabend hatte aufblühen lassen. Doch jetzt, jetzt saßen sie hier auf einer Landstraße, in der nur alle fünf Minuten ein Auto überhaupt an ihnen vorbei fuhr, und er tat sich wieder schwer. Er fühlte sich, trotz der konstanten Bekräftigungen von Isabella, eingeengt in seiner eigenen Gestalt. Nahm die Hände vom Lenkrad, löschte den Motor, aber ließ die Batterie für die Klimaanlage an und führte beide Hände zum Gesicht. Drückte den Handballen auf die Augenhöhlen, die Lippe zu einem Teil verzogen, um nicht sofort mit den falschen Worten loszulegen. Er wollte sie abwägen, überlegen, nicht überstürzen.
«Der Abend gestern war.. schön. Aber er war genauso unüberlegt, unvorsichtig und unintelligent. Wir.. laufen Gefahr uns blenden zu lassen davon, dass wir die Konventionen abgelegt und uns gegen den Willen anderer durchgesetzt haben. Das könnte ein trügerischer Schluss sein.» Hiram arbeitete mit seiner Stimme. Der Ton seiner Aussage stieg beim letzten Klang, der letzten Silbe des Satzes noch einmal an. Er bot so, interessanterweise, ohne folgende Gestik oder eine weitere Erklärung einen Spannungsbogen, die subtil kommunizierte, dass er den Gedanken noch weiterführen wollte. Denn er drehte sich ein Stück, den Oberkörper zumindest so weit, dass er Isabella problemlos ansehen konnte. Seine rechte Hand hob sich, langsam, demonstrativ, wollte ihr eine Ankündigung sein, dass es zu Kontakt kommen würde. Der Wolf ging behutsam mit seinem Reh um. Fast schon übervorsichtig. Ein krasser Kontrast zu den Stunden des Abends, nicht umsonst kostete es ihn große Anstrengung. «Was wir getan haben könnte viele Folgen haben. Ich werde nicht über dich bestimmen, das kann ich nicht, schließlich habe ich keinen Anspruch auf dich. Es ist verrückt und es ist idiotisch, doch ich bin es satt, nach Erwartungen zu handeln.» Die Hand fuhr nieder. Legte sich unterhalb ihres Brustbeins auf ihren Bauch, mit den Fingern breit ausgefächert. Er berührte nur den Stoff des Kleides, mehr kam er nicht zu greifen, doch in Wahrheit ging seine Berührung eigentlich viel tiefer. Die Gestik hatte automatisch eine Konnotation, die er bisher nur vage formuliert hatte. Doch es war eine starke Geste. Er suchte den Blick in das Gesicht seines Rehs. Er, der Wilde, der Bärtige, der Böse, schlug seine Krallen wieder aus und übte sich an meisterhafter Beeinflussung. «Ich werde dir nicht befehlen, für mich ein Risiko einzugehen und ich verstehe, wenn du direkt heute Morgen die Hilfe eines Arztes aufgesucht hättest. Aber was ich getan habe war unüberlegt, aber nicht ungewollt. Ich bin bereit, diese Konsequenz bis zum Ende mitzugehen. Und egal wie sehr ich dir auch erklären möchte, dass ich ja eigentlich viel besonnener bin, dass ich alles mit Kalkül durchplane, wäre das eine Lüge. Ich habe es aus der völlig wahnsinnigen Überzeugung getan, dass ich bei dir ein wenig Glück finden kann, und ich würde es wieder tun.»
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Kapitel 1 - Isabella 2
Landschaften zogen an der Autoscheibe vorbei, bildeten mit Tieren und Häusern einen wilden, undurchdringlichen Farbenwust. Mit einem verlegenen Lächeln blickte Isabella hinaus in diese unbekannte Welt, betrachtete die alten Schilder, die den Weg in ein neues Gefilde wiesen. Meile um Meile ließen sie und Hiram die Ortschaft hinter sich. Die bösen Geister konnten ihnen nicht folgen, nur die Erinnerungen an sie bissen sich am Auspuffrohr fest. Mochte Annalise auch tot sein, ihre Essenz fuhr trotzdem im Truck mit, hockte giftig grinsend auf der Rückbank und beobachtete das sehnsuchtsvolle Trauerspiel zwischen Wolf und Reh. Das ist also deine neue Flamme? Die, die du vielleicht schon geschwängert hast? Congrats, superbrain! Der Wind fuhr durch die Wiesen, rollte kleine Steinchen über die alte Piste. Rinder standen am Rand und stierten dem Wagen hinterher. Die Welt sah so harmonisch und friedlich aus, wie ein Kalenderblatt aus John Sloanes kitschigsten Werken. Man mochte sich gar nicht vorstellen, dass das Böse in der Mitte dieser Gemeinde hauste. Die Großmütter Crystal Creeks buken nicht nur ihre hinreißend köstlichen Schokoladencookies, nein, sie verbrannten mit ihren Flammenwerferschnauzen zugleich auch den Ruf ihrer ungeliebten Konkurrentinnen. Hey, little girl, is your daddy home?, tönte es leise aus dem Radio. Bruce Springsteens dunkle Stimme umschmeichelte Isabellas Ohren. Sie musste plötzlich an diese eine Nacht denken, an ihre freiwillige Entführung in den Hain, in dessen dunklen Kreis sie ihre Jungfräulichkeit zurückgelassen hatte. Tell me now, baby, is he good to you? And can he do to you the things that I do? Ihr Blick glitt herüber zu Hiram, der dem günstigen Wink des Schicksals nicht ganz zu trauen schien. Er wirkte angespannt, als wäre da ein unmenschlicher Druck in ihm, der verzweifelt ein Ventil suchte. Der Wolf hatte das Reh gerissen und wider Erwarten war es bei ihm geblieben. Oh, oh, oh, I'm on fire. Isabella sieht seine Kiefer malen, hört ihn sprechen. Eine Nadel fährt über die dünne Haut ihres Luftballons, will ihn zum Platzen bringen. All die kindlichen, mädchenhaften Träume könnten herauspurzeln und wie Konfetti aus dem heruntergekurbelten Fenster geweht werden. Was will Isabella eigentlich? Was fürchtet Hiram, was er ihr nicht geben kann? Ist es das brave Aktentaschenleben von 9 to 5 mit 2,3 Kindern, einem Golden Retriever und dem Jahresurlaub in Disney World? Falls ja, wird ihr das Hiram tatsächlich nicht bieten können - Ex-Soldaten waren noch nie als geborene Bürohengste bekannt gewesen. Wenn einem im Wüstendreck fast die Eier weggeschossen werden, entwickelt man selten eine Vorliebe für Schreibstubenlangeweile. Unglück wäre Isabellas Lohn, würde sie sich dann dennoch an Hiram binden. Oh, oh, oh, I'm on fire.
Aber vielleicht ging es doch um etwas ganz anderes? Vielleicht wollte Isabella doch, was ihre Großmutter einst erlebt hatte? Einen anpackenden Mann auf dem Lande, der seine Frau und sein Kind schützte und ernährte, den sie dafür am Herdfeuer wärmen und kosen durfte? Könnte es tatsächlich so einfach sein? Eine kleine Flucht auf die Prescott-Farm, um diese im Übermut übernehmen zu können? Ein ganz brisanter Neuanfang? Achtung, die Fairviews sind ab sofort Herren über dieses Feld, nicht länger die Prescotts? Doch vielleicht war es genau das, was Hiram nicht wollte – schon wieder eine Frau, schon wieder ein Mädchen, dessen Verdunkelung ihm das bigotte Packt übelnehmen würde. Angekettet an Erwartungen, an ein fiktives Kind, das ebenso Erziehung und Fürsorge erwartete wie die Gattin. War er nicht erst durch Gevatter Tod von diesem Elend befreit worden? Isabella wusste nicht, ob es das war, was Hiram so beschäftigte, aber irgendwie versetzte es ihr einen kleinen Stich in das weiche Rehherz. Es war, als würde er von vornherein jedem Blütentraum eine Abfuhr erteilen wollen. „Um ehrlich zu sein“, setzte Isabella leise an und raffte dabei das Kleidchen in ihren Fingern, „bin ich mir selbst noch nicht sicher, was ich wirklich erwarte – oder du. Ich habe in meinem Leben bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt, mir meine Zukunft vorzustellen. Es war lange Zeit klar, dass ich das tun würde, was meine Mutter sich für mich ausgedacht hat.“ Isabella lächelte mit ihren roten Wangen, schaute kurz zur Seite, sah wieder mahlende Rinder und knorrige Kiefern dem lauen Sonnenwetter trotzen. „Ich weiß nicht, wohin es führen wird, was wir beide gerade teilen, aber ich möchte es herausfinden.“ Sie grinste mit rehhafter Scheu und blinzelte wieder zu ihm. „Ich möchte dich gerne kennenlernen, dich und deine Erwartungen und Wünsche, Hiram. Ich glaube, wir könnten uns ganz gut verstehen und… ich bereue diesen einen Abend nicht.“ Only you can cool my desire. Oh, oh, oh, I'm on fire. Isabella wischte sich rasch eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du hast mir nicht wehgetan, ich… Ich habe mich gut gefühlt. Ich wollte es ja auch… Ich wollte dich.“
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Kapitel 1 - Hiram 2
In den letzten Stunden war Hiram vieles gewesen. Im Prinzip alles. Nur kein Wolf. Er war Fisch auf dem Trockenen gewesen, er war Rehlein auf dem Glatteis, er war ein Vogel mit gebrochenem Flügel. Er hatte sich fehl gefühlt an diesem Platz, auf dieser Welt, und mit jeder Sekunde allein hatte dieses Gefühl nur noch zugenommen. Jetzt, in der Abgeschiedenheit, in der Phase, in der er nichts hatte ausser seinen Gedanken, hatte sich eine enormale Zwiespältigkeit eingeschlichen. Da war einerseits der Teufel in ihm, der ihn beständig daran erinnerte, wie gut es sich angefühlt hatte. Wie herrlich das Gefühl gewesen war, zwischen ihre Schenkel zu gleiten und nicht mit der Penetration zu stoppen, bis jedes letzte Fünkchen an Sperma aus seinen Hoden in sie transferiert worden war. Die Stimme, die sein Herz vollkommen im Griff hielt, bestätigte ihm nur wieder die Machtposition, den Gefallen, den er daran empfunden hatte. Er hatte sie bestiegen, weil er konnte. Er hatte in sie gespritzt, weil er wollte. Was war das wenn nicht das absolute Maximum an Bestätigung, das ein Mann für sich erhalten konnte? Er hatte dieses unschuldige, kleine Ding genommen, dieses unscheinbare Seelchen, und er hatte sie für eine Nacht zu seiner Braut gemacht, ihr seinen Willen aufgezwungen und ihrer Welt einen neuen Anstrich verpasst, ganz nach seiner Couleur – so, wie er die rosigen Innenwände ihrer Scham weiß geflutet hatte. Noch in der Nacht hatten diese Einflüsterungen Erinnerungen wach gerüttelt. Sie waren so frisch und greifbar, dass es ihm die Lust erneut in die Lenden schießen ließ und ihn dazu bringen wollte, rein auf den Nachwehen seiner Gefühle erneut einen Höhepunkt zu durchleben. Schweißgebadet hatte er in seinen Laken gelegen, nackt, erschöpft, die Haut glänzend und der Blick getrübt, von der Erschöpfung, die körperlich endlich über ihn kam.
Seine Gedanken jedoch waren wach geblieben. Seine Gedanken hatten diesen Zwiespalt befeuert, indem sie ihn mit den tückischen Fragen der Realität befeuerten. Diese Tatsache, dass sie nicht miteinander geschlafen hatten, sondern sie ihn hatte machen lassen. Die Tatsache, dass sie nicht Willen kommuniziert hatte, sondern prinzipiell nur Wehrlosigkeit. Dass er einen Moment ihrer Schwäche und seiner Stärke für seine eigene Befriedigung ausgenutzt hatte. Dass er ohne eine Gedanken an sanfte Mädchenträume und romantische Zukunftsvisionen wie ein Messer durch ihr Leben geschnitten war, und sie all der Möglichkeiten beraubt hatte, die ein Vater seinem Kind eigentlich wünschen würde. Ein Vater. Der Gedanke ließ ihm übel werden. Die Magengrube wälzte sich und drängte mit Kraft gegen seinen Leib, wenn immer ihm dieser Umstand bewusst wurde. Vater. Er hatte sie geschwängert. Vielleicht. Er hatte auch hier seine Rücksicht fahren lassen und den Weg des Rehs vorbestimmt. Musste er ein Mann sein? Sollte er das Gespräch mit ihr führen, dass sie Medikamente benötigten? Musste er der Vernünftige von beiden sein, der sie dazu anhielt, ihre eigene Zukunft nicht für ihn aufs Spiel zu setzen? Eigentlich ja, doch seine Vorstellungen gingen weiter. Er sah sie vor sich, unter Tränen aufgelöst, einen Schwangerschaftstest in den Händen. Wut und Verzweiflung in ihrem Blick. Nicht nur weil sie schwanger war. Weil sie schwanger war von ihm. Weil sie ihn hasste für alles, was er ihr angetan hatte. Musste er jetzt den grausamen Schritt gehen um sie vor einem schlimmeren Fehler zu bewahren? Oder war es reiner Selbstschutz, weil er fürchtete, sie endgültig zu verlieren, wenn dieser Punkt gekommen war? Gedanken, die ihn beschäftigten, schon als die Sonne drohte, langsam zum Horizont zu kommen. Er war fertig. Kaputt. Und nur der Alkohol holte ihn in das Land der Träume.
Die Sonne ging gleich mehrmals für ihn auf. Es war schwer, es in Worte zu fassen, und die ersten Momente war er sogar versucht, einfach zu fahren. Kaum, dass sie die Blumen nach drinnen brachte, war der Fluchtinstinkt so groß, dass er gegen jede Vernunft in ihm ankämpfte. Der Grund? Glück. Hiram war es nicht mehr gewohnt, Glück zu haben. Die großen Ereignisse seiner letzten 10 Jahre waren geprägt von Rückschlägen. Eine solch negative Grundhaltung verflüchtigte sich nicht, nur weil das zum Opfer erkorene Mädchen zu blauäugig war, es zu sehen. Er musste tausend Triebe unterdrücken. Er wollte rauchen, doch entschied sich eines Besseren, da er den Geruch nicht an Kleidung, Haar und Haut haften haben wollte. Er wollte trinken, doch er musste ihren Wagen noch steuern – und hatte sich zur Stärkung seines Muts schon auf der Fahrt einen Kurzen hinter die Binde gegossen, um die Nerven zu beruhigen. Echte Ruhe, oder zumindest die Illusion dieser, war ihm jedoch erst beschienen, als Isabella neben ihm in dem Wagen saß und er die ersten Meter genommen hatte, um die Ausfahrt des Hofes in Richtung einer ungewissen Zukunft zu verlassen. Es war schon einen Hauch schizophren. Hiram fühlte sich angezogen von ihr. Jeder Seitenblick ließ automatisch einen Blick über ihre Beine gleiten, die Gestalt seines Blumenmädchens wieder vor Augen führen und unweigerlich weckte es Erinnerungen an den Abend, an den Anblick ihres nackten Unterleibs, an das Gefühl. Gleichzeitig aber rumorte es tief in seinen Eingeweiden, wann immer er einen Zentimeter zu viel Haut von ihr erhaschen konnte. Unweigerlich schossen die Fragen durch seinen Verstand, die er eigentlich hätte stellen müssen aber es doch nicht tat. Die Fragen, die ihr Zusammensein in einer Farbe angestrichen hätten, dass es ihn eigentlich schmerzen müsste. Seht her, erneut war der Wolf zu feige, dieses Mal vor der eigenen Konfrontation. So ließ er den Sonneschein einfach nur glühen und verfiel in ein konzentriertes Schweigen, als er den Wagen weitersteuerte.
Zwei Stunden schlief er nur. Mehr hatte sein Verstand nicht zugelassen, obwohl sein Körper ihm in der ersten Stunde des Erwachens immer noch beständig einflüstern wollte, dass er am Ende war. Jeder Hammerschlag, jeder Versuch der Restoration der alten Scheune und des Zauns, machte ihm Probleme. Jeder Handschlag war begleitet von heißen Blitzen ihres Antlitzes in seinem Kopf. Sie beherrschte seine Gedanken auf so viele Arten. Er fürchtete sie. Seht ihn an, den bösen Wolf, der geschlagen war vom Reh. Die Nervosität in seinem Leib war jedoch nicht von der Hand zu weisen. Irgendwann, als er wieder mit dem Hammer verfehlt hatte, hatte er das Handy gezückt, mit seinen schwieligen Fingern die Nachricht eingetippt und damit sein Innenleben geringfügig befriedet. Denn die Nachricht selbst brachte keine langanhaltende Ruhe. Es kam keine Nachricht. Es kam keine Antwort. Nicht einmal das Häkchen wollte ihm suggerieren, dass die Nachricht gelesen wurde. Also setzte er alles auf eine Karte. Vertraute schlussendlich nur darauf, dass sie ihn nicht hasste. Versuchte sich eine Zukunft vorzustellen, in der sie tatsächlich einfach miteinander reden konnten, ohne dass dieser Moment alles zerstört hatte. Er bereitete sich vor, fuhr fast eine halbe Stunde ausserhalb der Stadt um den Wagen zu waschen und die Blumen zu besorgen. Suchte alte Klamotten heraus, die er lange nicht mehr getragen hatte, bügelte, entknitterte, versuchte irgendwie ein halbwegs ordentliches Äußeres zu provozieren. Das war lächerlich. Das brauchte es nicht. Aber er brauchte es. Und es lohnte sich.
Ihr durfte schnell auffallen, dass es nicht zurück in die Stadt ging. Hiram plante keine unlauteren Dinge, doch irgendwie war es verständlich, dass er sie nicht direkt den Vorwürfen der anderen Personen des Crystal Creek aussetzen wollte. Stattdessen fuhr er westlich, näherte sich der Beschilderung nach des wachsenden Ortes Cripple Creek, der seine Goldgräber-Vergangenheit nicht verleugnete. Absichtlich hatte er den Mittag als Zeit ausgewählt. Weniger Chancen, dass sich Bewohner ihres Heimatortes auserkoren fühlten, die knapp 30 Minuten Fahrt auf sich zu nehmen um in den entlegeneren Nachbarort zu gelangen. Bis auf das große Theater und das Casino hatte der Ort schließlich nicht viel mehr zu bieten als die Gegend des Crystal Creek. Negativer Aspekt? Sie mussten knapp 30 Minuten Fahrt miteinander verbringen und Hiram hatte überhaupt keine Ahnung, wie er diese Zeit nutzen konnte. Es fehlte ihm die Lockerheit, fehlte ihm die Sicherheit im Umgang mit Isabella. Die junge Frau hatte ihm keinen Grund dazu gegeben, und doch war Nervosität ein durchgehender Begleiter des Ranchers, der immer wieder in den Rückspiegel blickte, obwohl kein Fahrzeug hinter ihnen war. Fast so, als fühlte er sich beobachtet. Einige Minuten vergingen so, in denen Hiram nur schwieg, sich auf die Fahrt konzentrierte, ihr vielleicht zuhörte, doch selbst nicht aktiv teilnahm. Bis er sich endlich ein Herz fasste. Der Griesgram seufzte, strich sich über den Bart und musterte das Mädchen aus den Augenwinkeln.
«Wie du.. vielleicht unschwer erkennen kannst habe ich keine Ahnung, wie sowas läuft. Mein letztes Date ist 12 Jahre her. Annalise und ich sind nicht viel unter Menschen. Wenn man länger so lebt, vergisst man irgendwann, dass man echt kein unterhaltsamer Typ ist.» Die Hand wanderte vom Bart in den Nacken, wann immer es die Straße zuließ warf er einen Blick zu Isabella herüber. Sie war so hübsch, dass es ihm schwer machte, die Hintergründe in einen verständlichen Kontext zu bringen. Wie isoliert musste das Reh gelebt haben? Wie weltfremd musste ihr Weg gewesen sein, dass er, der Wolf, überhaupt in der Lage gewesen war, ihr die Jungfräulichkeit zu entreißen? Es war wieder ein schmerzlicher Fingerzeig darauf, wie wenig sie eigentlich voneinander wussten und wie viel ihrer Annäherung einfach nur daraus bestand, dass sie aufgrund physischer Anziehung und ein paar Hoffnungen gehandelt hatten. Zumindest von seiner Warte aus. Was sie motivierte? Er verstand es immer noch nicht komplett. Doch er spürte den Drang es zu ergründen. «Ich.. habe die Befürchtung, dass du mehr von mir erwartest, als ich erfüllen kann.» Feingefühl: Nicht vorhanden. Einfühlsamkeit war auf dem Level des Neanderthalers angekommen. Hatten er zuvor noch einen Ton drauf, mit dem er auch nach dem Wetter hätte fragen können, war plötzlich alles anders. Der Satz barg, obwohl er bemüht war, ihn locker zu formulieren, ein einziger Fingerzeig auf die Ernsthaftigkeit dahinter. Hiram kaute auf dem gesunden Teil der Lippe. Sog sie zwischen die Zähne, um sie dann mit einem Seufzen wieder zu entlassen. «Sorry, das.. sollte nicht so unvermittelt kommen. Aber.. so sehr ich auch so tun möchte, als sei meine letzte Beziehung an Annalise und den Umständen gescheitert, muss ich doch zugeben, dass ich meinen Teil daran hatte. Ich.. kann Menschen besser verletzen als ihnen zu helfen. Was ich gestern Abend eindrucksvoll unter Beweis gestellt habe.»
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Kapitel 1 - Isabella 1
Isabella schlafwandelt, da ist sie sich nun ganz sicher. Das Morgengrauen fühlt sich fremd und fern an, das Gras unter ihren Gummistiefeln quietscht vom glitzernden Tau. Geschieht all das wirklich oder ist es nur ein Wachtraum? Die Schafe blöken, der Elektrozaun surrt. Isabella hat Morgenschicht und läuft den Weidegrund ab, lässt das Werkzeug am Gürtel klimpern. Scheren, Pinzetten, Messer, es gibt schließlich immer etwas zu tun. Manchmal fangen sich die Tiere Kletten und Disteln ein, dann muss Isabella mit dem Kamm ran. Mit der Pinzette zieht sie verdreckte Wolle aus den Ohren. Das ist wichtig, sonst gibt es eine Otitis externa. Daraus wird dann eine Otitis media und am Ende eine Hirnhautentzündung – wieder ein Tier weniger. Sich um ein Leben zu kümmern, bedeutet konstante Sorge. Sollte sich Isabella auch um Hiram Sorgen machen? Schnippschnapp, das Schaf trabt wieder zu den anderen. Ob der Wolf auch an sie denkt? Zumindest ein bisschen? Vielleicht kurz nach dem Aufstehen? Oder vor dem Gang auf seinen Hof? Bereut er, was er getan hat, oder ist er… zufrieden, glücklich gar? Weil da ein Mensch ist, der ihn nicht hasst? Die Sonne steigt über die Bäume, trägt den Nebel mit sich. Isabella ist unruhig und weiß doch nicht, was sie tun soll. Sie wirft sich in die Arbeit hinein, schaut Klauen auf Moderhinke durch. So ein Schafsleben ist sehr verletzlich, genau wie das eines Rehs. Aber Schafe haben wenigstens einen Hirten, wen hat Isabella? Gramps schenkt ihr Kaffee aus der Thermoskanne ein, balanciert gekonnt die Zigarette zwischen seinen Zähnen. Ist alles in Ordnung, Mädchen, du bist so still? Bestimmt ist alles in Ordnung, sie wird schon nicht schwanger sein von einem einzigen kleinen Fehltritt. Und Hiram wird sie bestimmt anrufen und selbst wenn nicht, sie weiß, wo die Prescott-Farm steht, kann ihn jederzeit besuchen. Selbst ist die Frau, oder etwa nicht? Er hat so hingebungsvoll verliebt geschaut, als sich ihre Wege trennten, Isabella kann ihm unmöglich egal sein!
Schicht vorbei, der Gang nach unten steht an. Der alte Dodge klappert, Isabella entschuldigt sich und läuft stattdessen. Manchmal verirrt sie sich einfach in der Einsamkeit, jagt Ochsenfrösche und Zikaden, pflückt Blumen. Sie genießt, dass es keinen Zweck erfüllen muss, was sie da tut, dass sie einfach sein darf – irgendein komisches, melancholisches Mädchen aus der Großstadt. Noch so eine Gestrandete wie Hiram. Dann vibriert es in ihrer Westentasche, das alte Iphone. Sie liest und ihre Schritte werden plötzlich schneller, Samen des Wiesenschaumkrauts heften sich an ihre Jeans. Zuhause entschwindet sie kurz in ihrem Badezimmer, wäschst sich, zieht sich ein Kleid an. Als sie in der Auffahrt steht, glänzt ihr Haar von einem Hauch Restfeuchtigkeit, das Kleid wird dieses Mal von Lavendelsträußen geziert. Blumenmädchen bleibt offenbar Blumenmädchen. Als Hiram ihr jedoch den Strauß reicht, da geht die Sonne noch einmal auf. Groß und strahlend, Morgenröte bekränzt die Wangen. Ein offenes, herzliches Lachen, wie es Annelise womöglich in hundert Jahren nicht gelacht hätte. Rehe und Gewitterziegen werden eben doch durch Welten getrennt. Isabella freut sich, aufrichtig. Hat Hiram damit nicht erreicht, was er zu erreichen sich vorgenommen hatte? Sie hat noch nie Blumen geschenkt bekommen, das wäre zu ordinär für die high society gewesen - Blumen vom Großhändler, Blumen vom afrikanischen Kontinent, mit Aufwand über das Meer transportiert. Der Spediteur fragt sich, warum er für diese fragile Schönheit Ressourcen abzweigen muss. Auf irgendeinem Konto erhöht sich wieder der Stand – deswegen macht er es, der Spediteur. Irgendjemand bezahlt ihn dafür. Irgendwann sitzt Isabella neben Hiram im Wagen und lächelt. Sie hat das frische Kleid glattgestrichen, die Blumen zuvor in die Altenteilwohnung gebracht, sie dort ins Wasser gestellt. Damit sie nicht verwelken. Sie will lange Freude an ihnen haben. Sie kommen immerhin von Hiram. Isabella hat ihn kurz alleine gelassen, er hätte wegfahren können. Hiram hätte die Wahl gehabt, es sich anders zu überlegen. Aber er tat es nicht, hat auf sie gewartet. Nun hockt sie da mit ihrem Zahnpastalächeln und dem noch immer etwas feuchtem Haar. Hirams Rehlein. Die Erinnerungen sind plötzlich wieder da – die Küsse, der Verkehr, Spritz-spritz, und der melancholische Abschied. „Das macht alles nichts“, spricht sie neben ihm. „Ich hatte noch nie ein Date. So müssen wir uns beide etwas aneinander herantasten. Aber ich bin guter Dinge. Ich bin mir sicher, wir schaffen das.“ Noch ein Lachen und die Sonne geht im Pickup ein drittes Mal auf.
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Kapitel 1 - Hiram 1
Der Sonntag war ein schwieriger Tag. Landwirte hatten keine freien Tage. Hatten keinen bestimmten Wochentag, an dem sie ihre Arbeit einfach einstellen konnten. Er hatte keine Möglichkeit festzustellen, wann ein Auftauchen „passend“ war. Er wollte viel, doch nicht jetzt schon ihrem Onkel und ihrem Großvater begegnen. Es waren gute Männer. Das hatte vor allem ihr Onkel im Diner bewiesen. Aber einen zu unrecht verurteilten Fremden zu verteidigen war eine Sache: Den Wolf, der das eigene Blut gerissen hatte? Das stand auf einem ganz anderen Zettel. Also blieb es bei einer Nachricht, die auf ihrem Mobiltelefon auftauchte, zum Vormittag. „Essen um 1? Am Anfang eurer Auffahrt. H.“. Hätte es knapper ausfallen können? Es wirkte, basierend darauf, was sie geteilt hatten, schon fast lächerlich. Zu knapp. Und trotzdem hielt er sein Versprechen, egal wie salopp es gegeben war. Um 13 Uhr stand das Auto wie versprochen am Anfang der langen Zufahrtsstraße hin zum Hof ihres Großvaters. Der Pickup sah.. besser aus. Als hätte er ihn gewaschen. Der Schmutz vom letzten Abend war weg, vielleicht sogar ein Fingerzeig hin darauf, was auch in Gedanken passieren sollte? Hiram sah.. gut aus. Den Umständen entsprechend. Er hatte sich in Schale geworfen. Bauernstyle. Anzüge kannten die Herren hier nur für die Kirche oder für irgendwelche sehr feinen Anlässe. Doch in Anbetracht der Tatsache war der Wolf schon fast overdressed. Dunkle, ins Indigo gehende Jeans, ein dunkelblauer Waistcoat aus dickerem Wollstoff und ein weißes Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellenbogen im italienischen Stil aufgeschlagen hatte. Die braunen Stiefel waren eine obligatorische Zugabe. Das war so ein bisschen fein, ein bisschen Hauch von Stadt, der trotzdem verriet dass er gar nicht so weit weg war von der Bauernmentalität des Ortes.
«Hey.» Peinlich berührte Begrüßung. Was sagte man in diesem Moment? Wie ging man miteinander um? Hiram versuchte es auf die clevere Art und Weise. Er beugte sich zum Innenraum des Trucks, der ebenfalls fast blitzblank sauber war. Ausgesaugt, aufgeräumt. Zusammen mit der äußeren Erscheinung vermutlich die Hand einer Waschanlage, die aber einige Kilometer weit weg war. So konnte man auch einen Morgen rumkriegen. «Mir ist aufgefallen, dass ich.. ziemlich wenig von dir weiß. Wie auch, was du für Blumen magst. Also hab ich einfach..» Einfach genommen, was ihm noch präsent im Gedächtnis war: Sonnenblumen. Umständlich versuchte er das kleine Bündel aus dem offenen Fenster des Wagens zu ziehen, statt die Tür gleich ganz zu öffnen. Vorsichtig brachte er die großen Köpfe der Sonnenblumen zum Vorschein, die irgendeine Floristin sehr kunstvoll und vor allem sicher in Papier gewickelt und mit kleinen Verzierungen ausgestattet hatte. Es.. wirkte so befremdlich. Da war er, der Wolf, der Kavalier, der sein Rehlein mit großen Gesten und seiner Freundlichkeit locken wollte. Aber bedeutete es nicht etwas? Immerhin war er gekommen, obwohl er doch schon hatte, was er wollte. Er hatte sie bekommen und könnte es darauf beruhen lassen. Doch der Wolf wollte mehr. Viel mehr. «Ich.. hatte seit 15 Jahren kein Date. Zumindest nicht so, wie es sich gehört. Ich werde also wahrscheinlich.. ziemlich viel falsch machen. Und baue darauf, dass du entweder darüber hinwegsiehst oder mir sagst, wenn ich gegen eine Mauer laufe. Können wir den Deal machen?»
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Kapitel 1 - Übersicht
Of Wolf and Doe
Zwei Heimatsuchende zurück im Green Mountain, die nicht unterschiedlicher aufgenommen werden könnten. Die Eine ein beschützenswertes, zukünftiges Mitglied der Community, der Andere ein hassenswerter Verbrecher am Kleinbauerntum. Was passiert, wenn ausgerechnet diese Welten aufeinanderprallen und Zuflucht beieinander finden?
Lust triumphierte über Verstand und ließ in der letzten Episode Hiram und Isabella trotz aller Widrigkeiten und Gegenstimmen zusammenfinden. Ein wackeliges Konstrukt, basierend auf viel Ungewissheit und vermuteter Zuneigung, benötigt dringend Zuspruch und Boden zum Wachsen. Doch in einer feindseligen Umgebung wartet bereits der nächste Gegenspieler darauf, die Illusion des Glücks der mutmaßlichen Liebenden zu testen. Jonathan Churchill hat die Schmach von einst nicht vergessen und dringt mit brachialer Präsenz in die mühsam errichtete Harmonie. Der Sheriffs Deputy soll auf seine Schafe Acht geben, doch scheint er zu versessen darauf, den Wolf zu erlegen, um dieser Pflicht getreu nachkommen zu können.
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Plot Hub
Kapitel 1 - Of Wolf and Doe
Kapitelübersicht | Haupthandlung | Nebenschauplätze
Main Cast: Hiram Fairview, Isabella Duval
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