Tumgik
#arthomeless
tape-art · 7 years
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Tiefgehende Tape Spuren von Ramsauers Kunst & Gesellschaft
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Die ‘visuelle Übersetzerin’ Birgit Ramsauer versteht sich als Performancekünstlerin. Nicht nur den eigenen Körper und die eigene Persönlichkeit in unterschiedliche gesellschaftliche Zusammenhänge stellend, sondern auch bewusst sichtbare Spuren hinterlassend. In der Tradition der amerikanischen und deutschen Performance Art, greift sie fremde Kontexte ein und markiere die zufälligen Markierungen, die andere Menschen unbewusst hinterlassen.
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 Birgit Ramsauer * 1962 Nürnberg
Wo lebst Du jetzt? Berlin, New York “In meinen Performances agiere ich als Moderatorin von alltäglichen, eher unscheinbaren menschlichen Handlungen, die sich überall auf der Welt abspielen können. Dabei betreibe ich mit den „Spurensicherungen“ auf mehreren Ebenen eine Art kulturspezifische Analyse, denn dem eigentlichen Akt der Performance geht immer eine ausführliche Studie der Räume und Gesellschaft voraus.
Das achtlose Fallenlassen eines Einwickelpapiers auf der Straße ist für mich bereits - unbewusste  - Performance (ART : HOME – LESS Projekt New York, Marseille, Moskau, Berlin). Diese Spur markiere ich und halte sie gleich einer Archäologin fest als vergangenen Gestus. Gleichzeitig rekonstruiere ich ihre innere psychosoziale Struktur, die in diesem Falle aus einer der Umwelt und anderen Menschen gegenüber achtlosen Verhaltensform besteht.
In der Performance Walk the Wall markiere ich temporär mit losen weißen Steinen den Berliner Mauerverlauf und weise mit einem Achtungsschild darauf hin, dass es sich um die Arbeit eines Künstlers handelt. Wichtig ist nicht die Rekonstruktion der Mauer als historisches Monument, sondern die Sichtbarmachung einer politisch motivierten Aktion, die mit Überschreiten und mit Begrenzen, kurz mit einer Einsperrung zu tun hat. Die Mauer fungierte in skulpturaler Hinsicht wie das weggeworfene Papier. Sie war zwar ein bewusst vollzogenes martialisches Bauwerk, sie ist aber auch ein Zeichen, das durch die künstlerische Reflektion wesentlich mehr verdeutlichte als in der historischen Beschreibung (Joseph Beuys ‚ ’ ... (ich) empfehle die Erhöhung der Berliner Mauer um 5cm aus ästhetischen Gründen’ ). Videos Interview Rezensionen
Wann hast Du mit tape art /Kunst angefangen? Ich habe mit Klebekunst in meinem ART : HOME – LESS Projekt, 1998 in New York angefangen. 1. Ich habe in New York in einem städtischen Programm Kurse für Obdachlose zu deren Reintegration mit Hilfe von Kunst gegeben. Dabei habe ich festgestellt, daß die Raumbesetzung der Obdachlosen für ihr Überleben im öffentlichen Raum (Schlafen, Betteln, Lagern) mit gefundenen Gegenständen eine ungemein kreative Methode des Umgangs mit diesen Fundgegenständen und dem Raum ist. Und sie arbeiten u.a. mit Klebeband. 2. Die Markierung der Filmleute in New York zur kurzzeitigen schnellen Nutzung von öffentlichem Territorium ist fluoreszierendes Gaffersklebeband. Diese beiden Bereiche in New York City haben mich seit 1998 sehr inspiriert. 3. Mein erstes großes und sehr bekannt gewordenes Kunstprojekt mit Klebeband in meinem Werk habe ich im Rahmen meines DAAD Stipendiums verwirklicht: das ART : HOME – LESS Projekt (NYC, Moskau, Marseille, Berlin). Dabei hat die farbliche „Lautheit“ der Metropole in meinem ART: HOME – LESS Projekt die Farbe des jeweiligen Klebebands in der entsprechenden Metropole vorgegeben. • NYC : rotes fluoreszierendes Klebeband, die Stadt ist sehr lebendig und laut in ihren Farben • Moskau: gelbes fluoreszierendes Klebeband, die Stadt war 1998 noch ohne Reklame etc und die Lichtquellen waren in einem gelblichen Ton. • Marseille (das New York Frankreichs): pinkes fluoreszierendes Klebeband. Die Stadt ist schräg und schick und sehr südlich klar in ihrem Licht. • Berlin: grünes fluoreszierendes Klebeband. Die Stadt ist die grünstes Metropole der Welt. Damals 1999 sollte noch der Mauerstreifen als Grünstreifen und Fahrradweg erhalten werden.
Warum tape art? 1. Das Klebeband ist eine schnelle und exakte Linie. Akuratesse überzeugt im Chaos, der Vielfalt des öffentlichen Raums als etwas Gewolltes und Definiertes. Als etwas, das gut verarbeitet, nicht zufällig wirkt. Und damit nicht gleich wieder zerstört wird. Und damit auch im Gedächtnis bleibt. Und das auch wieder schnell entfernt werden kann, wenn benötigt. 2. Klebeband hat für die Guerillakunst im öffentlichen Raum spezielle Fähigkeiten: - es läßt sich ohne Rückstände wieder entfernen - keine Zerstörung zu machen - schnell zu sein - exakt zu arbeiten - Material zu haben, das sich der Oberfläche anpasst (Strukturen zu betonen und sichtbar zu machen) und- - gut haftet (Gaffer). Meine Fortentwicklung: Inzwischen mache ich performativ interaktive Klebekunst in Kunsträumen, in Privaträumen, an Wänden….
Wer oder was inspiriert Dich?
Wer: John Cage, Lawrence Weiner, Caroleen Schneemann, Allan Kaprow, Enrico Baj, Vito Acconci, Bruce Nauman, Valie Export, Philipp Glass, Alison Knowles, Merce Cunningham, Michel Foucault, J.S. Bach, Schostakowitsch, Marina Abramovic, Picasso, Christoph Wodiczko, Sten Nadolny, Günther Eich,
Was: Kirchenbauten als Gesamtkunstwerk, die Oper als Gesamtkunstwerk, die Arbeit an Bühnenbildern, die Surrealisten, Dada, das Radio
Dein Synonym für Kunst. „Art is life, and life is art„ „Art is mirroring society, - art is a sensor for the future of society the artist is the one to tell truth, because he is outside of normal structure of society.” Was ist Dein Beruf bzw kannst Du von Deiner Kunst leben? Ich kann davon leben, lehre aber auch an Hochschulen
Ein Zitat, welches Dich inspiriert: „Unsere gesamte Kultur basiert ja auf Aristoteles´ Idee der parallelen Realitäten.“ Lawrence Weiner NYC „How can aesthetic practice make existing symbolic structures respond to contemporary events?“ Christoph Wodiczko, NYC „Raum ist das Grundaxiom der heutzutage stattfindenden Bemühungen Theorien und Systeme zum Verständnis der Einbettung gesellschaftlicher Fragen am Schnittpunkt der Raum-Zeit Knotenpunkte zu finden.” Heterotopische Räume, Michel Foucault
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