#aber es hätten mehr Fachbegriffe benutzt werden können
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beardedhandstoadshark · 29 days ago
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af-nz · 8 years ago
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"1500 Zitronenbäume & das Ende in Sicht" - WWOOFING bei den Reynolds [24.4.2017]
Die letzte Woche WWOOFing nochmal so richtig genießen, das ist das Motto für die Woche in Gisborne. Nach einer entspannten Woche Housesitting bei Stu und Elaine geht es früh los. Am 17. April um 8:00 Uhr verlassen wir Masterton. 6 Stunden Fahrt liegen laut Google vor uns. Es wird eine anstrengende Fahrt, kurvige Straßen und heftigen Unwettern auf ebendiesen.
Als wir ankommen springt ein junger Familienvater vom Aufsitzrasenmäher und läuft auf uns zu. Es ist George, bei dem wir diese Woche verbringen werden. Der Parkplatz geht in eine Garage über, die auf dem Profil auf der Internetseite als Chillout-Raum angepriesen wird. Die Garage ist quasi ein Anbau an das sehr moderne und lustig rundlich geformte Holzhaus. Umgeben ist dieses nach einem Gartenstück mit saftig grüner Wiese von Weinreben soweit das Auge reicht. Georges Ehefrau Mahala kommt aus dem Haus hinzu. Als beide davon hören, dass es unsere letzte Woche im “wilden” Neuseeland werden wird, versprechen sie uns, sie so angenehm wie möglich zu machen.
Es gibt ein sehr leckeres Abendessen und - bei einem Weinbergbesitzer - auch einen guten Tropfen. Auch lernen wir dabei die drei Kleinen kennen, die uns die gesamte nächste Woche die jeweils letzten paar Stunden Schlaf kosten werden. Jonah ist 8, Harvey 6 und Faith ist 4. Das ist aber eigentlich keine Überraschung, wenn man bedenkt, dass sie jeden Tag, so auch an diesem ersten Abend, um 19:00 Uhr ins Bett geschickt werden. Dann wären da noch die zwei kleinen Katzenbabys Whiskey und Mittens, die Mutterkatze und der zwei Jahre alte Hund Tobi. Ohne all die gerade genannten geht es dann nach 19:00 Uhr ans näher Kennenlernen. Die Reynolds sind erst vor wenigen Jahren nach Gisborne gezogen. Und zwar aus Nelson. Dort hat George bei einem Weinmacher gearbeitet, bei dem es wohl keine Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung gab. Er kam ursprünglich aus Gisborne, so erschien es keine schlechte Idee zurückkehren und sein eigenes Unternehmen zu starten. Seine Frau betont mehrfach, dass es ihr sehr gut gefiel in Nelson. Was die Arbeit betrifft wird nochmal gesagt, dass das Ziel eigentlich das Pflanzen möglichst vieler kleiner Zitronenbaumsetzlinge sei, es durch die zwei Zyklonen, die wir innerhalb zwei Wochen erleben durften etwas nass auf demjenigen Acker sei. Es gäbe trotz allem und so oder so Arbeit für uns, am morgigen Dienstag sollen wir aber ruhig erstmal ausschlafen und uns dann einen freien Tag gönnen. Nachdem wir ungefragt den Abwasch machen haben wir natürlich sofort Pluspunkte gesammelt und nach so einem langen Tag geht es früh ins Bett. Der erste Eindruck von den beiden ist extrem positiv.
Der nächste Tag ist jedoch wettermäßig nicht so perfekt, aber wir machen einfach das Beste daraus. Am Abend haben wir eine sehr sehr nette, ich würde fast so weit gehen und sagen, die netteste Unterhaltung mit WWOOF-Hosts. Vielleicht liegt es daran, dass die beiden noch nicht ganz so viele WWOOFer hatten, oder die einzigen jungen Hosts sind, die sich wirklich auch für uns interessieren. Jedenfalls finden wir gut Themen, ein lockeres, entspanntes und humorvolles Gespräch kommt zu Stande. Bei Gesprächen über unsere Zeit auf dem Weinberg wird nochmal klar, dass die Zusammenarbeit mit den Vanuatu-Leuten doch etwas speziell war, denn die ganzen Fachbegriffe, die dort benutzt wurden sagen George nicht wirklich was.
Am Mittwoch dann der erste Arbeitstag. Sehr entspannt müssen wir Netze von alten Reihen abnehmen und dann die Rosen am Reihenanfang düngen. Die sind übrigens eine Art Anzeige dafür, ob es in dieser Reihe Krankheiten in den Pflanzen gibt. Nach diesem kurzen Tag gibt es dann schon wieder frei. Wir fahren zum Strand, denn Gisborne ist neben Sonne noch für seine Sandstrände bekannt. Im Herbst gibt es glücklicherweise selbst hier im nördlicheren Neuseeland nicht mehr so schnell einen Sonnenbrand…
Am Donnerstag gab es dann endlich eine Wende. Auch wenn es seine schönen Seiten hat, haben wir ein leicht schlechtes Gewissen, da wir noch nicht so viel gearbeitet haben. George zeigt uns den Job. Am Beginn des Weinbergs gibt es zwei Reihen, die krank sind und deren Errichtung er eh als Fehler des Vorbesitzers einschätzt. Sie müssen rausgerissen werden. Nach dem Motto “Mach kaputt was dich kaputt macht(e)” kämpfen wir uns durch die Reihe. Erst mit der Schere die Köpfe ab, auf den Anhänger, den man (zumindest hier) ab und zu in die letzte Ecke des Grundtücks kippt. Dann werden die Drähte gekappt, und dann kommt der wohl spaßigste Teil. Mit einem Traktor mit angeschlossener Kette ziehen wir die Pfosten und die Rebstöcke raus. Nach 6 Stunden ist von den beiden Reihen nichts mehr zu sehen. Das war höchst befriedigend, zumal George nun sehr positiv überrascht davon ist, dass wir 2 Stunden länger als notwendig gearbeitet haben und die Reihen aus seinen Augen sind.
Am Freitag geht es dann erst richtig los. Der Acker schien am Vortag trocken genug gewesen zu sein und am Freitagmorgen war die Familie weggefahren um 4 Säcke a 50 Setzlinge zu holen. George sagt, wir sollten nun erstmal ausprobieren, wie schnell wir dafür brauchen, und dementsprechend könnte er dann für Nachschub sorgen. Am Ende sollen auf dem Feld 3000 Zitronenbäume stehen und es wirkt auch genau so riesig. Mit dem Traktor seines Nachbarn, der mit Hilfe eines GPS Geräts den Acker erfasst und ziemlich automatisiert ein symmetrisches Muster in die Erde zeichnen kann, hatte George das perfekte Hilfsgerät, um die Abstände zwischen Reihen und einzelnen Pflanzen einzuhalten. Wo also zwei Linien zu einem Kreuz zusammentreffen bohrt George mit einem presslufthammerähnlichem Gerät ein Loch in den Acker. Der älteste Sohn Jonah fährt mit dem Quad beladen mit zwei Säcken nebenher und hat die Aufgabe neben den Löchern Setzlinge auszulegen. Dann kommen Paula, Marco, manchmal auch Mahala und ich und graben diese ein. Dazu eine Düngertablette und fertig gepflanzt. Als wir nach einer guten halben Stunde mit diesem System die erste Reihe gepflanzt hatten wurde George klar, dass er besser schnell ein Telefonat tätigt, um noch mehr Setzlinge zu bestellen. Wir teilen ihm wahrheitsgemäß mit, dass wir großen Spaß an diesem Job haben und er so viele Säcke bestellen soll, wie er kann.
Am Freitagabend feiern wir Georges Geburtstag, zu dem wir ebenfalls ins Restaurant eingeladen sind. Vorher werden wir ein wenig über die Familie aufgeklärt. Es kommen noch Georges Mutter, sowie seine Schwester plus Mann und drei Kinder. Blöderweise gestaltet sich die Tischordnung so, dass wir am einen Ende des Tisches leicht abgeschnitten vom Rest der Leute mit Georges Mutter sitzen. Sie ist eine Ex-Farmerin, die ihre Farm verkauft hat und ein Haus am Strand gekauft hat. Für den besonderen Anlass hat sie ihr schönstes leopardengemustertes Oberteil herausgesucht. Gespräche mit ihr gestalten sich leicht anstrengend und plötzlich wird deutlich, wie Mahala stets versucht, eine Pause vom Betreuen der 7 Kinder dazu nutzt sich irgendwie an unserem Tischende einzumischen. Dieses Verhalten wirkt jedes mal aufs Neue wie ein gescheiterter Rettungsversuch ihrerseits, denn es hilft nicht weiter. Da müssen wir jetzt durch. Die Mutter tritt als höchst höfliche Dame auf, ihre Zuneigung zu Trump kristallisiert sich Stück für Stück heraus und für eine ausführliche Diskussion mit Marco zum Thema Brexit ist dann am Schluss glücklicherweise nicht mehr genug Zeit, das hätte eventuell Streit gegeben. George bemängelt, wir hätten zu wenig getrunken und überhaupt, ob es uns gut ginge. Wir sagen ihm, dass es uns sehr gut geht und bedanken uns nochmal. Da sagt er: “No seriously, you guys have been stuck with my mum for the whole night. Are you alright?” [Nein, ernsthaft, ihr hattet den ganzen Abend meine Mutter am Hals, geht es euch gut?] Wir lachen und sagen, dass es so schlimm nun auch nicht sei.
Mit unserer grandiosen Arbeitsteilung und einer extremen Motivation den letzten Work&Travel-Job erfolgreich zu Ende zu bringen hetzten wir George alles in allem 3 Tage mit seinem Bohrer über den Acker. 10 Säcke am Freitag, 10 am Samstag. Leider kann die Firma, die die Setzlinge pflegt nicht mit unserem Tempo mithalten und ist nicht fähig so viele auszugraben, wie wir einpflanzen. So sind wir am Samstag um 14:00 Uhr fertig, es wäre noch viel Luft nach Oben. Am Montag wollten eigentlich früh morgens los. Der Plan ist eigentlich, dass wir eigentlich die Familie der Tochter einer Freundin meiner Großmutter in Hamilton besuchen. Die Fahrt dorthin soll ebenfalls 6 Stunden betragen. Am Samstag bieten uns die beiden getroffen von ihrer fehlerhaften Berechnung 100$ pro Person an, blieben wir noch den Montag und überhaupt bekämen wir von ihnen so oder so Geld, weil wir die Grenzen des WWOOFings sprengen würden. Wir finden den Kompromiss, dass wir helfen alle Setzlinge zu pflanzen, die George am Montag morgen bekommen kann und dann am Mittag aufbrechen. So schaffen wir auch am Montag 10 Säcke und stehen um 14:00 Uhr neben 1500 kleinen Zitronenbäumen. George ist offensichtlich extrem glücklich. Er verspricht uns, uns eventuell in ein paar Jahren ein paar Zitronen zu schicken und Fotos bekämen wir auf jeden Fall. Dann bekommen wir tatsächlich schon wieder Geld für unsere Freiwilligenarbeit und freuen uns auf den Moment, in dem wir die abgenutzte Kleidung, die wir jetzt einen großen Großteil des halben Jahres trugen in die Tonne stopfen können. Wir sind uns einig: Bäume pflanzen ist eine tolle Sache und hätte Auckland an diesem 24.4. nicht schon lauthals nach uns geschrien, hätten wir das noch sehr viel länger machen können. In Hamilton angekommen erreicht uns dann noch eine Nachricht von Mahala, ein privates WWOOFing-Zeugnis, dass uns für unsere Reife und Bereitschaft ohne Zwang zu helfen lobt und uns als talentierte und angenehme Menschen beschreibt. Eine tolle letzte Woche im “wilden” Neuseeland.
~D
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