#Wärmestift
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Juli–September 2022
Weniger kratzen dank Instagram, oder vielleicht auch einfach nur so
Andere haben hier schon gelegentlich berichtet, dass sie bei Instagram Werbung für Dinge bekommen, für die sie sich tatsächlich interessieren (Daniel Sigge, 2016, eine Badehose / Anne Schüßler, Februar 2020, Restaurants / September 2021, Elektroheizungen). Bei mir hat es länger gedauert, weil ich erst Mitte Juli 2022 rausgefunden habe, wie ich beim Anschauen von Instagram nicht sofort vor Langeweile vergehe wegen der vielen Sonnenuntergänge. Alle entfolgen, die ich von woanders kenne, und keinen Personen, sondern Themen folgen, das war der Trick. Jetzt ist alles voll mit herrlichen Videos von CNC-Fräsen.
Allerdings hält Instagram mich offenbar für einen Mann, ich kriege Werbung für Sachen mit Bärten und Prostata. Aber außerdem auch für Dinge, die mich interessieren, zum Beispiel einen handybetriebenen Mückensticherhitzer. Seit Jahren hätte ich gern einen Mückensticherhitzer, weil das bei mir wirklich gut gegen Mückenstich-Juckreiz hilft. Aber das einzige mir bekannte Gerät ist mir zu sperrig und braucht Batterien.
Das zu sperrige Konkurrenzgerät mit den zu vielen Batterien
“Ich wollte wirklich seit vielen Jahren so was und es war mir nur zu groß, woher weiß Instagram das”, schreibe ich in den Techniktagebuchchat, “es ist nicht so, als hätte ich dort Mückenbilder angeschaut oder auch nur Outdoorzeugs. Ich bin direkt von der Anzeige zum Shop wie so jemand ganz ohne Nichtaufanzeigenreagierstolz.” Wenn ich bisher Anzeigen für Produkte, die mich interessieren, im Internet gesehen habe, habe ich mich auf einem anderen Weg zum Produkt geschlichen, damit das Unternehmen nicht etwa denkt, ich sei wegen der Werbung hier, und mein Internet mit noch mehr Werbung füllt. Aber in diesem Fall darf das Mückensticherhitzer-herstellende Unternehmen ruhig wissen, dass ich begeistert bin.
Ein paar Tage später kommt der Sticherhitzer an. Weil er sehr klein ist, hänge ich ihn an ein großes Schlüsselband, um ihn nicht sofort zu verlieren. (Bewertungen, die ich vor dem Kauf gelesen habe, sagen, dass man ihn nicht an den Schlüsselbund hängen soll, weil die wichtige Hälfte die ohne den Karabiner ist und auf diese Art schnell verlorengeht. Mein Band dient also nur der besseren Auffindbarkeit, ich hänge es nirgends hin.)
Wenn man seine eine Hälfte (die ohne das Schlüsselband) an die Ladebuchse des Handys steckt, öffnet sich von allein die App und macht verschiedene Vorschläge:
Man wählt eine Option aus: kurz, mittel oder lang, Kinder (nicht ganz so heiß, glaube ich) oder Erwachsene, empfindliche Haut ja oder nein, und drückt auf Start.
Jetzt erhitzt sich ein kleines Metallelement im Dings und man muss noch ein bisschen warten.
Dann hält man das Ende vom Dings auf den Mückenstich, es wird heiß und tut ein bisschen weh, ist aber gleich wieder vorbei.
Dazu leuchtet das Dings in verschiedenen Farben, und das Handy macht Geräusche. Es ist alles sehr gut. Nur benutzt habe ich es bisher nicht. Zuerst gab es wochenlang keine Mücken, und jetzt, wo ich an einem Ort mit wenigstens ein paar Mücken bin, werde ich zwar nachts gelegentlich gestochen, am nächsten Tag juckt aber schon nichts mehr und ich kann die Stiche nicht mal wiederfinden.
Vielleicht ist irgendwas mit meinem Körper, oder die Mücken von heute taugen nichts mehr. Oder vielleicht stillt schon die theoretische Möglichkeit des Mückensticherhitzens meinen Ärger so, dass keine weitere Behandlung erforderlich ist. Ich hätte gern mehr Anlass, das bunte Blinkedings einzusetzen, bin mit dem Ergebnis aber auch so zufrieden.
(Kathrin Passig)
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