#Spolien
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Spolia. Vom Gedächtnis der Dinge: Karlsruhe bis 27. 04. 2025
Im Schloss Karlsruhe werden in einer Studioausstellung – WeltKultur / GlobalCulture – Skulpturen von Myriam Schahabian vorgestellt: Unter “spolia” – zu Deutsch Spolien – versteht man Architekturteile, die von Bauten älterer Kulturen stammen und in neuen Bauwerken wiederverwendet wurden. Als Überbleibsel einer ve gangenen Kultur schlagen Spolien Brücken in die Gegenwart. Myriam Schahabian,…
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Imago
1.
Eine Passage in Plinius' Naturgeschichte macht deutlich, dass das imago, von dem Cicero im Zusammenhang mit dem ius imaginum spricht, ein Objekt ist, das dem Träger des Rechtes nicht dadurch ähnlich sein muss, dass er durch dieses Bild wiedererkennbar wäre. Ähnlichkeit kann durchaus eine Rolle spielen, mehr noch geht es aber um eine Teilung der Geschlechter, die genealogisch operiert und darum übertragen ist und übertragen wird. Ähnlichkeit meint hier nicht eine Isomorphie zwischen dem imago und der Person, die sich auf dieses Recht beruft. Ähnlichkeit meint eine Bindung über und durch Ahnen, das sind Referenzen. Ähnlichkeit ist in diesem Sinne eine Weise, verwandt zu sein Dafür müssen Verwandtschaften aufbereitet und parat gehalten werden. Meine These lautet, dass schon bei Cicero imago mehr ist als jene graphisch umrissene Fläche, die man Bild oder Bildnis nennt und mehr als jener graphisch umrissene Körper, den man zum Beispiel Standbild, Plastik, Statue, Figur, Büste (oder sogar auch Maske) nennt. Auch ein Stuhl kann nach Cicero ein imago sein, soweit der Träger des ius imaginum auf diesem Stuhl erscheinen darf. Imago ist insoweit gestelltes Ansehen.
In den Passagen, die Plinius zum imago entfaltet, tauchen auch Objekte auf, die man im heutigen Sprachgebrauch nicht ohne weiteres als Bild bezeichnen würde. Plinius spricht in den Passagen zwar auch davon. Aber er erwähnt in den Passagen noch Objekte, die die auch die Funktion haben, Ähnlichkeit zu stellen, indem Ahnen/ Referenzen gebunden werden, in denen Ähnlichkeit also nicht isomorphisch, aber genealogisch operationalisiert wird. Plinius kommt auf das Atrium des römisches Hauses zu sprechen. Er spricht dann von Zeichen (nicht fremder Künstler und nicht aus Bronze oder Marmor), die er imagines nennt. Dann kommt er in einem Zug auf folgendes:
stemmata vero lineis discurrebant ad imagines pictas[.] tabulina codicibus inplebantur et monumentis rerum in magistratu gestarum [.] aliae foris et circa limina animorum ingentium imagines erant adfixis hostium spoliis[,] quae nec emptori refigere liceret[,] triumphabantque etiam dominis mutatis aeternae domus
Gerhard Winkler übersetzt die Passage wie folgt:
Die Stammbäume aber führten in Linien auseinander zu den einzelnen Abbildungen. Die Archive waren voll von Verzeichnissen und Denkwürdigkeiten der während der Amtszeiten vollbrachten Taten. Außerhalb und in der Nähe der Türen befanden sich andere Bilder ihres hohen Mutes, und dort waren die den Feinden abgenommenen Beutestücke angeheftet, die auch die Käufer nicht entfernen durften, und so stellen die Häuser, auch nach dem Wechsel ihrer Besitzer, für immer den Triumph zur Schau.
Die Passage assoziiert nicht nur Bilder, die imago sind, mit dokumentarischen Schreiben und behandelt sie gleich. Plinius bechreibt an den unterschiedlichen Objekten gleiche Operationen und Funktionen. Sie ist auch auch so lesbar, dass solche dokumentarische Schreiben andere Bilder sind. Plinius spricht von 'Monumenten', das sind in dem Sinne Schreiben, in denen und durch die Ahnen/ Referenzen, die Verwandtschaft und das Ansehen 'gesichert oder aufbewahrt' sind. Bei Plinius tauchen zwar Bilder im engern Sinne auf, das sind die imagines, aus Wachs geprägte Gesichter der Ahnen, Referenzen des 'Geschlechts', also der Familie, deren Teil man ist. Aber er stellt auch klar, dass diesen imagines das Gestell mit den dokumentarischen Schreiben nah und eng zugeordnet waren und alles zusammen einen studio- und bürokratischen Apparat der Familie bildet.
Andere Bilder, die mit den Spolien, waren abgerückt: nahe der Tür, in einer Außenzone hinter einer Linie, von der sogar denkbar ist, das sie im Kleinen wie ein Echo jener großen Linie erscheint, die das pomerium ist. Die Spolien sind Beutestücke, die den Waffen und der Feindschaft assoziiert sind, das sind die imagines und die dokumentarischen Schreiben nicht. Plinius unterscheidet in der Wortwahl die imagines von den Tafeln mit den Fächergestellen, Registern, Akten und den 'Denkzetteln', die etwas von der Geschichte der Familie, dem Werden und der Würde des Geschlechts bewahren, beschreibt aber die räumliche und operative Nähe beider. So besteht der Stammbaum aus Bildern, die über Girlanden in genealogischen Linien verbunden sind. Schon dieser Stammbaum bildet ein Bild aus Bildern, ein im Namen des Geschlechtes homogenisiertes 'Hyper-Image', eine Bildtafel oder ein Bilderwand, die auch vormacht, was Warburg auf Tafel A seines Atlasses dem Atlas selbst wie ein Vorwort, Argument oder wie ein Modell seiner Gliederung vorstellt, wenn er dort einen Stammbaum zeichnet. Diesem stemma/ Stammbaum ist das tabulinum, das Gestell der dokumentarischen Schreiben, aber so eng zugeordnet, dass sich, ohne einen Bruch zu zeigen, fortsetzt, was hier inszeniert, zu einer Gründungsszene gemacht wird. An den imagines ist für Plinius wohl entscheidend, dass sie durch Abdruck entstanden, einen direkten Kontakt zwischen dem Gesicht und dem Wachs.
Das sind Masken, die dem Gestorbenen abgenommen wurden, dieser technisch-mechanische Direktkontakt macht dieses imago gleichzeitig zu einem vestigium, Spur einer Übertragung. Das scheint für Plinius so wichtig zu sein, zumindest setzt dort seine Kritik am Luxus einer Technik ein, die sich von dieser nüchtern mechanischen Direktheit löst und damit sogar zerstören soll, was er unter Ähnlichkeit versteht. Die Effektivität der imagines hängt an dieser Technik.
Der Begriff der Ähnlichkeit ist bei Plinius aufgeladen, die so auch 'intensivierten Bindungsformen' kann man unter Kategorien des Heiligen, der Religion, der Pietät, der Rhetorik und des Rechts beschreiben, aber das wäre alles auch schon 'Überbau'. Das ist römisch nicht ausdifferenziert, auch wenn es Unterschiede gibt. In allen Fällen ist Plinius' Vorstellung von Ähnlichkeit aufgeladen, weil sie eine Bindung, eine Rückbindung über den direkten und technisch mechanischen Kontakt verlangt, der eine 'Prägung' ist. Wenn man so will geht es hier um ein Modell für Diplomatie und Diplomatik, das sich später in Prägewerk und Faltung fortsetzt. Es geht nicht um eine Natürlichkeit der Bindung (die römische Familie ist 'institutionell, nicht biologisch' aufgebaut), m.E. auch nicht um etwas, was mit dem Glauben an Realpräsenz zu tun haben muss, aber auf jeden Fall um eine Technizität, deren Kontakte nach Plinius ohne Luxus auskommen sollen.
Ob Plinius sich darunter eine eine Bruchlosigkeit vorstellt, das ist schwer zu sagen und umstritten. Aber vor diesem Hintergrund ist wichtig, dass das Tafelgestell mit den auf andere Weise nüchternen, dokumentarischen Schreiben noch Teil der Szene ist, die hier aufgestellt wird. Was Kontakt sein soll, wird in Raum übersetzt, darum ist es wichtig, was nah steht und was fern steht. Diese Gestelle stehen dem Stammbaum so nah, das insgesamt alles zusammen ein Ensemble, ein Komplex und wieder: eine Tafel des studio- und bürokratischen Apparat dieser Familie bildet. Hier wird sie effektiv parat gehalten.
Man hat versucht, von einem römischen Familienaltar zu sprechen. Das ist nicht schlecht, aber nicht wegen Assoziation mit Religion, sondern weil es noch einmal klar macht, dass hier horizontale und vertikale Tafeln zu Tafeln zusammengestellt werden. Ich würde nüchternen davon sprechen und darum nicht von einem Altar sprechen, auch weil ich wenig über den Glauben an Realpräsenz sagen kann (und sogar eher skeptisch bin, ob das eine Rolle spielt). Das ist eine Tafel, an der teilnimmt, was auch als Grundlagen dieses Familiengeschlechts operiert [!]. Über eine 'bloße' Darstellungs- oder Memorialfunktion hinaus hat dieses büro- und studiokratischem Ensemble Effekte für die Stellung der Familie, d.h. zuerst: des pater familias, die amtierende Referenz eines Geschlechts (römisch dann auch: beiderlei Geschlechts). Das imago und sein t(a)bulinum kooperiert bei der Her- und Darstellung der Referenz. Sie kooperieren nur, sie übernehmen nichts. Das ius imaginum kann verspielt werden. Aber auch für die juridische Zensur, für das Amt der Censoren, wird diese Tafel Wirksamkeit entfalten. Wo die Familie im Census platziert wird, das wird auch über so eine Tafel mitbestimmt. Plinius verwendet den Begriff 'monumenta', das zähle ich zu den dokumentarischen Schreiben, das ist so einfach nicht. Aber als These ist das möglich.
Imago ist nach Plinius nicht nur dasjenige, was in [!] Bild übersetzbar ist, es ist auch in [!] tabulinum, Gestell und Tafel des Archivs, übersetzbar. Den Stammbaum mit seinem imagines und Gestell mit seinen Dokumenten ingesamt auch als Bild zu bezeichnen, das fällt in der deutschen Sprache ohnehin leicht. Und damit fällt es auch leicht, alles das, was an dem Unterschied zwischen Bild und Tafel festgemacht werden soll, auch in Bezug auf diese Passage noch einmal festzumachen.
2.
Das Warburg Archiv ist voll von dokumentarischen Schreiben. Nicht nur Aby Warburgs Archiv, das Familien- und das Bankarchiv sind voll von solchen Dokumenten. Briefe von Rothschild aus Frankfurt in denen Meyer Carl von Rothschild um 1000 Havanna-Cigarren bittet, Dank und Ergebenheit bekundet (siehe oben), Zahlungsanweisungen, denen längst Folge geleistet wurde, Gesellschaftsverträge, die längst durch andere Gesellschaftsverträge ersetzt wurden: Natürlich archiviert das Wechselgeschäft, das ein Bankhaus ist, seine Ahnen, denn das ist auch seine Kreditwürdigkeit, das sind 'Dateicodes' seines Ansehens.
Nicht nur die Originale werden aufbewahrt auch Kopien. In der Moderne sind das auch fotografische Reproduktionen. Was Warburg auf Tafel 78 macht, wenn er dort vier Schreiben platziert, das macht die Familie auch, daher hat er es. Tafel 78 protokolliert eine Gründerszenen durch ihre Diplomatie und ihre Diplomatik. Und so nimmt Warburg Schreiben auf, die Teil seiner Bildwissenschaft sind. Das sind sie nicht nur, weil sie ein Schriftbild haben. Ihr Schriftbildlichkeit spielt auf Tafel auch eine Rolle, aber vor allem spielt eine Rolle, dass die schon durch Vorgaben wie denen bei Plinius als imago, Monu- oder Dokumente der Ahnen auftauchen. Bei Warburg dienen sie auch seiner assoziativen Methode, als auch dafür, Beziehungen ahnen zu können. Ob und inwieweit das etwas anderes als bei Plinius ist, das ist fraglich.
3.
Warburgs Besonderheit im Zugriff auf Bild- und Rechtswissenschaften wird 1912 bei dem Vortrag in Rom das erste mal besonders prägnant, was daran liegt, dass er dort Herrschaftsarchitektur als Verwaltung entziffert und seine Vorstellungen über Polarität und Polobjekte schärft. Aber es ist nicht der erste einschlägige Beitrag zur Bild- und Rechtswissenschaft. Auch die berühmte Publikation von 1902 betrifft dieses Verhältnis. Die Ausführungen zu den Bildern der florentinischen Neuzeit sind nicht nur Ausführungen zu Bildern, die von Ghirlandaio und anderen Malern stammen. Warburg beschäftigt sich auch dann mit Bildern, wenn er jene Urkunden liest, die den Auf- und Abstieg der Sassetti dokumentieren. Diese Material besteht aus etwas, was in Plinius' Sinne imagines und monumenta : Bild und dokumentarisches Schreibe, Tafel und Gestell wäre
Warburg greift in diesem Aufsatz auf, was für ein erweiteres Verständis seiner Ideen zur Polarität wichtig ist. Anders, als Plinius zumindest für die Spolien nahelegt, zeichnen dieses Material nur einen Teil von von stabiler Ewigkeit auf: Sie zeichnen auch eine gesellschaftliche Polarität und ein gesellschaftliches Pendeln, ein Auf-und-Ab, sie zeichnen etwas von Hausse und Baisse der Familie, ihren Tief- und Hochphasen auf. Das ist ein 'melancholisches' Material, wenn auch im dem (älteren) Sinne, in dem die Melancholie auch die 'hohen Pole' der Schwankung bezeichnet. Insoweit fragt sich, ob nicht diese Dokumente auch Polobjekte sind.
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Holstenwall 24 Museum Entwurf: Fritz Schumacher (1914-1923) Denkmalnr. 29302 #denkmalanhamburg #denkmal #denkmalschutz #baukultur #hamburg #welovehh #architektur #architecture #architects #architecturelovers #baukultur #backstein #klinker #bricks #schumacher #monument #heritage #shmh #doors #hamburgwissen #hamburghistorisch #plantenunblomen #museum #spolien https://instagr.am/p/CS1V1tsMKMc/
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Hagia Sophia: Das neue Denkmal des politischen Islams
Tichy:Immer wieder wurden in der Geschichte Denkmäler umfunktioniert. Man denke bloß an die unzähligen antiken Obelisken, die als Spolien in christlichen Bauten eine neue Nutzung in voller Öffentlichkeit aufgedrängt bekamen, um den Sieg und die eigene Macht zu symbolisieren. Eine Spolie hatte gleichzeitig die Funktion, dem Volk zu propagieren, dass sie Teil dieses Sieges und Der Beitrag Hagia Sophia: Das neue Denkmal des politischen Islams erschien zuerst auf Tichys Einblick. http://dlvr.it/Rbkh0V
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In dem Kirchen – Gebäude sind – zum Teil in tragender Funktion, zum Teil als Dekorationselemente – römische Spolien verbaut. Auch Grabplatten alter römischer Sarkophage wurden verwendet, deren Inschriften teilweise gut lesbar an den Innenwänden der Kirche zu erkennen sind. Weiters wurden hier Teile einer nahe gelegenen römischen Villa des 4. Jahrhunderts verbaut inkl einer römischen Theatermaske an der Außenwand der Südseite. (wiki)
#Saint-Just-de-Valcabrère In dem Kirchen - Gebäude sind – zum Teil in tragender Funktion, zum Teil als Dekorationselemente – römische Spolien verbaut.
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GLANZLICHTER - Wolfgang Skoluda im Dialog mit der Antike: München vom 13.03. bis 10.06.2019
GLANZLICHTER – Wolfgang Skoluda im Dialog mit der Antike: München vom 13.03. bis 10.06.2019
Eine Ausstellung in den Antikensammlungen
Der Hamburger Wolfgang Skoludaist ein herausragender Schmuckkünstler, aber auch ein leidenschaftlicher Kenner und Sammler antiker Glyptik. So bindet er neben anderen Spolien immer wieder geschnittene Steine der Antike in seine einzigartigen Schmuckkreationen ein. Die Originale aus unterschiedlichen Kulturen werden phantasievoll kombiniert und durch frei…
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