#PraxisDerZuhörer-SteffenZöhl
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Die perfekte Zeit
Die perfekte Zeit
(Weihnachtsgeschichte 2024) -gewidmet Gerda und Bernd E.- Wenn sich die ersten kühleren Tage nach den warmen Tagen des Sommers zeigen und die ersten Bäume ihre Blätter färben, beginne ich, über das Weihnachtsfest, dessen Organisation und alle Eventualitäten nachzudenken. Wann, wie und wo besuchen wir welche Eltern und Geschwister. Allen wollen wir es irgendwie recht machen und das in der Kürze der Feiertage. Auch wenn ich vielleicht ein guter Planer bin, passieren doch immer wieder Dinge, die ich nicht vorhergesehen habe. Ich muss zugeben, dass dies mit einigem Stress verbunden ist. Ob es nun kurzfristige Erkrankungen bei uns oder der Familie sind, außergewöhnliche Wetterphänomene oder bei der Vor- und Zubereitung der Festspeisen etwas schiefläuft, „irgendwas ist ja immer“, wie es oft heißt. In diesem Jahr wollte ich nun alles besonders schön und gemütlich machen. Meine Nichten und Neffen sind nun alle in einem Alter, in dem sie Weihnachten ganz bewusst und aktiv erleben. Auf die freudige Erwartung in den Kinderaugen freute ich mich besonders. Schon im September hatte ich begonnen, eine Liste zu schreiben, welches Geschenk ich für wen vorgesehen habe. Ebenso begann eine Recherche zu Preisen und ein paar Geschenke fanden auch schon in diesem Monat ihren Weg in meine „Geschenkesammelkiste“. Dieses Jahr sollte es ein Weihnachtsfest werden, wie ich es aus meiner Kindheit in Erinnerung hatte: mit Weihnachtsduft, bezaubernder Dekoration und diesem warmen Glücksgefühl im Bauch, wenn ich mit meinen Geschenken das erste Mal spielen konnte. Wir trafen uns zunächst bei meinem einen Opa und sangen dort -mehr oder weniger freiwillig- gemeinsam Weihnachtslieder während er die Zither dazu spielte. Wir – das waren oft auch meine Cousins und Cousinen, die dafür angereist waren. Schon deshalb war die Weihnachtszeit etwas Besonderes, denn sonst sahen wir uns nur in den Ferien oder vielleicht zu Geburtstagen. Mit dem Adventskalender begann dann spätestens die erwartungsvolle Zeit und Vorfreude auf ein Wiedersehen, leckeres Essen, ein harmonisches Beisammensein und viele Süßigkeiten. Bei den Weihnachtsfesten bei meinen Eltern schwang für mich immer ein Gefühl von entspannter Leichtigkeit und Harmonie mit. Mit dem 24. Dezember ging dann die angespannte Vorfreude in entspanntes Feiern über. Und genau so ein Weihnachtsfest wollte ich für uns und die ganze Familie. Nach dem Einsammeln der Informationen über Vorlieben und Unverträglichkeiten meiner Gäste begann ich mit der Planung eines Festessens, der Dekoration und eines möglichst gemütlichen Ablaufs. Schon die Frage, wer neben wem beim Essen sitzen sollte, um allen eine angenehme Atmosphäre und unterhaltsame Gespräche zu ermöglichen, kostete mich einige Zeit. Die Planung des Ablaufs des Festessens war nochmals aufwendiger, da nicht alle zur gleichen Zeit eintreffen konnten und manche einen Gang überspringen müssten. Trotzdem sollte alles stimmig sein. Ich überlegte auch, wann ich welche Zutaten einkaufen könnte. Einerseits wollte ich sichergehen, die einzelnen Lebensmittel zu bekommen, andererseits sollten sie auch frisch sein. Das war einer dieser Momente, in denen ich großen Respekt für meine Eltern, insbesondere meine Mutter, empfand. In meiner Kindheit war dies noch deutlich aufwendiger und die Tiefkühltruhe ein fester Bestandteil der Vorbereitungen. Zudem war die Tafel bei meinen Eltern oft noch größer und wir spielenden Kinder inmitten des Geschehens machten es vermutlich nicht einfacher. Je mehr ich über alles nachdachte, desto schwieriger erschien mir mein Vorhaben und ich wurde immer angespannter und nervöser. Und das war bereits im Herbst. Je näher der Winter nun kam, umso mehr spürte ich die Anspannung und wurde unsicherer, ob ich meinen Wunsch umsetzen könnte. Also suchte ich bei der nächsten Gelegenheit das Gespräch mit meinem Vater und fragte ihn., wie meine Eltern das Fest stets so schön harmonisch und entspannt gestaltet hätten. „Woher habt Ihr diese Leichtigkeit genommen und die Gewissheit, dass alles funktionieren wird? “, fragte ich ihn, „Ihr habt stets mit einem Lächeln alles im Griff gehabt.“ Zu meiner Verwunderung schmunzelte er bevor er antwortete: „Mein Junge, es ist wunderbar, dass Du Weihnachten so in Erinnerung hast, wie Du es mir gerade beschrieben hast. Ihr Kinder solltet auch eine unbeschwerte Zeit haben und die Vorfreude genießen, miteinander spielen und glücklich sein. Wir haben stets versucht, die Anspannung im Vorfeld, manchmal den Ärger oder die Unsicherheit, alle Zutaten zu bekommen, von Euch fern zu halten. Im Gegensatz zu Dir erinnere ich mich an die verzweifelten Blicke Deiner Mutter, als der Gänsebraten einmal nicht weich werden wollte oder wie lange im Voraus wir manche Lebensmittel suchten.“ Meine Mutter bestätigte dies nickend und ergänzte: „Manche Themen wurden am Tisch vermieden, da nicht alle der gleichen Meinung waren und es deswegen schon Diskussionen gab. Wir haben versucht unser Bestes zu geben, wussten, dass immer etwas dazwischenkommen könnte und haben mit der Zeit gelernt, es zu akzeptieren. Wenn Du das Beste aus dem machst, was gerade möglich ist, wird es schon ein schönes Weihnachtsfest werden.“ Vielleicht haben wir als Kinder manche Dinge einfach nicht mitbekommen oder verstanden, vielleicht waren uns manche Dinge auch einfach nicht wichtig. Wir haben uns auf die Familie, das Wiedersehen und die Geschenke gefreut. Das war uns wichtig. Wir waren zusammen, konnten spielen und fröhlich sein. Wenn es abends ins Bett ging, sind wir mit einem seligen Lächeln eingeschlafen. Vielleicht sollten wir als Erwachsene wieder etwas mehr mit Kinderaugen auf das Weihnachtsfest schauen und auf das was wirklich wichtig ist. Die Worte meiner Eltern haben mich tief beeindruckt und mich gleichermaßen etwas entspannen lassen. Ich glaube, Weihnachten wird dieses Jahr … einfach gut. (© Praxis Der Zuhörer - Steffen Zöhl, 2024) Hier die Hörversion : Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein frohes, friedvolles und gesundes Weihnachtsfest sowie einen guten Start in ein friedvolles und gesundes Jahr 2025. Read the full article
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Alisa und das Geheimnis der verzauberten Schokolade
Alisa und das Geheimnis der verzauberten Schokolade
(Weihnachtsgeschichte 2023) -gewidmet einem Wunderbaren Menschen- Alisa ist 2 Jahre alt und zeigt allen, denen sie so begegnet -auch ungefragt- mit den Fingern ihrer Hand, wie alt sie nun schon ist. Meistens passt die Anzahl der Finger sogar. Sie liebt es, ihre Umgebung zu beobachten, besonders die Menschen. Momentan gibt es so Vieles zu sehen: die Bäume werden bunt, die Weintrauben im Garten von Oma und Opa leuchten blau-violett und ihre Lieblingsäpfel hängen reif an dem alten Apfelbaum. Diesen Baum liebt sie besonders. Zum einen wegen der leckeren Äpfel und zum anderen hat Opa eine Schaukel mit rotem Sitz für sie an einem dicken, quer gewachsenen Ast angebracht. Wenn sie in Omas und Opas Garten kommt, darf sie darauf schaukeln. Aber langsam wird es draußen zu kühl, um noch ausgiebig schaukeln zu können. Mama und Papa, Oma und Opa Gaaten und Oma und Opa Luna sprachen mit ihr in der letzten Zeit immer mal wieder über den Weihnachtsmann. Nun mögt Ihr Euch fragen, warum die Großeltern so eigenartige Namen haben. „Oma und Opa Gaaten“ heißen natürlich nicht „Gaaten“. Aber für Alisa heißen sie so, weil Alisa sie meist in ihrem Garten besucht hat. Da sie noch sehr klein ist und die beiden Omas und Opas irgendwie unterscheiden wollte, nennt sie die einen „Gaaten“, weil ihr das „R“ noch schwerfällt. „Oma und Opa Luna“ verdanken ihren Namen einer kleinen Malteserhündin namens Luna, die so schön klein und flauschig ist. Die beiden wohnen in einem Haus mit einem kleinen Garten dahinter und Alisa und Luna spielen miteinander, wenn Alisa dort zu Besuch ist. Von beiden Omas und Opas bekommt Alisa ab und zu ein bisschen Schokolade. Und sie liebt Schokolade. Wenn es nach Alisa ginge, könnte es zum Frühstück, Mittag und Abendessen immer etwas Schokolade dazu geben. Alisa sitzt gern auf dem Sofa und beobachtet die Welt um sie herum. Da gibt es einiges zu sehen. Auch andere in ihrer Familie scheinen Schokolade zu lieben. Aber die anderen scheinen ganz besondere Schokolade zu haben. Vielleicht ist es verzauberte Schokolade? In den Märchen, die ihr Oma Gaaten gern vorliest, wenn sie mittags einschlafen soll, gibt es ja auch verzauberte Prinzen und Frösche und vieles mehr. Ihre große Schwester spielt gerade mit ihrer Schokoladentafel. Alisa würde die Schokolade ja lieber naschen, aber ihre große Schwester schaut nur die ganze Zeit auf ihre Schokoladentafel und drückt mit ihren Fingern darauf herum. Dann gibt es lustige Geräusche. Manchmal freut sich ihre Schwester darüber und manchmal ärgert sie sich. Alisa will auch mal lustige Geräusche machen, aber das darf sie nicht. Mama spricht oft und lange mit ihrer Schokolade. Dabei würde Alisa dann lieber mit ihr spielen. Doch sie soll dann warten. Manchmal lacht Mama, wenn sie mit der Schokolade spricht und manchmal ist sie wohl auch ärgerlich auf die Schokolade. Diese verzauberte Schokolade weiß zum Beispiel, wann Papa nach Hause kommt oder wann eine der Omas mit Opa zu Besuch kommen. Mama liebt die Schokolade auch, sie küsst sie manchmal sogar. Aber die Ohren ihrer Schokolade hören an manchen Tagen sehr gut, dann flüstert und kichert Mama nur. An anderen Tagen spricht sie sehr laut mit der Schokolade. Mit Mamas Schokolade darf Alisa manchmal spielen. Die macht dann Musik. Aber schmecken tut diese verzauberte Schokolade nicht. Das hat Alisa schon probiert. Heute darf sie aber auch mit Mamas Schokolade nicht spielen. Mama muss noch einiges vorbereiten und hat keine Zeit für Alisa. Alisa geht zu Papa. Auch Papa hat eine Zauberschokolade. Er hat sie eigentlich immer bei sich und wird nervös, wenn er sie mal irgendwo liegen lässt. Er mag seine Schokolade nicht. Mit Papas Zauberschokolade darf Alisa trotzdem nicht spielen. Wenn seine Schokolade lustige Geräusche macht, ist Papa meist ärgerlich. Dann geht er mit seiner Schokolade in einen anderen Raum und Alisa darf ihn nicht stören. Onkel Erik, Papas Bruder, mag Schokolade wohl noch mehr als Alisa. Er hat ständig eine neue, sagt Papa. Zum Spielen hat auch Papa keine Zeit. Heute fährt Alisa mit Mama und Papa zum Weihnachtsmann. Papas Zauberschokolade kennt den Weg dorthin. Sie erzählt ihm die ganze Zeit, wo er hinfahren soll. Sie kommen in einen großen Raum. Überall gibt es viele Geräusche, bunte Lichter, verschiedene Gerüche und noch viel mehr Menschen. Mama und Papa mit Alisa auf dem Arm gehen auf einen Mann mit rotem Mantel und einem langen weißen Bart zu. Mama erklärt Alisa, dass das der Weihnachtsmann ist und wunderbare Geschenke für sie hat. Alisa wird auf seinen Schoß gesetzt und soll zu Papas Schokolade schauen. Papa versteckt sich hinter seiner Schokolade und erzählt etwas von Vögelchen. Alisa ist enttäuscht – sie kann gar keine Vögelchen sehen. Auch der Weihnachtsmann hat eine Zauberschokolade. Sie ist in einer Brusttasche seines roten Mantels und nur von der Seite zu sehen, wenn der Mantel ein bisschen verrutschte. Eine eigene Zauberschokolade zu haben, findet Alisa eine wundervolle Idee. Und der Weihnachtsmann wollte ihr ja etwas schenken. Also greift sie nach dem Telefon und schiebt es in ihre Jacke. Papa nimmt Alisa wieder auf seinen Arm und sie fahren wieder nach Hause. Alisa steckt die verzauberte Weihnachtsmann-Schokolade in ihren kleinen Puppenrucksack. Keiner hat etwas bemerkt. Nun soll Alisa schlafen gehen. Plötzlich macht ihre „geschenkte“ Schokolade vom Weihnachtsmann lustige Geräusche wie die von ihrer großen Schwester. Also drückt sie genauso munter auf die Schokolade ein. Da beginnt die Schokolade mit ihr zu sprechen. „Hallo?“ – Alisa antwortet der Zauberschokolade: „Hallo-Hallo“ und freut sich. „Weihnachtsmann?“, fragte Alisa und die Zauberschokolade antwortet: „Ähm, ja, hier ist der Weihnachtsmann“. Nun erzählt Alisa ihrer Schokolade, dass sie sich freut, endlich eine eigene Zauberschokolade zu haben. Alle anderen hatten ja auch eine und deshalb keine Zeit für Alisa. Dann spielte sie mit ihrer Zauberschokolade und machte die Dinge, die sonst Mama, Papa oder ihre Schwester mit der verzauberten Schokolade machten. „Was wünschst Du Dir denn zu Weihnachten?“, fragt die verzauberte Schokolade. „Jemand zum Spielen“, antwortet Alisa, „der mit mir laufen und Einkaufen spielen kann oder Vater, Mutter, Kind mit meiner Püppi.“ „Dann gib mich mal an Deine Mama“, bittet die Schokolade, „Ich schaue mal, was ich da tun kann.“ Alisa steht auf und bringt die Schokolade zur Mama. Mama schaut erst verärgert auf Alisa und dann sehr erstaunt auf die Zauberschokolade. „Wo hast Du das her?“, fragt Mama. Dann spricht sie lange mit der Schokolade und wechselt zwischen Kichern und Entschuldigen. Dann nimmt sie Alisa in den Arm und spielt mit ihr. „Es tut mir leid, dass ich in letzter Zeit weniger Zeit für dich hatte. Ich habe da aber eine Überraschung für dich“, sagt Mama. Dann schläft Alisa doch noch ein bisschen. Am nächsten Tag klingelt es an der Tür und Mama strahlt Alisa an. „Komm mal zur Tür, Alisa“, sagt Mama. Vor der Tür steht ein junger Mann und ein kleiner Junge, der auch etwa 2 Jahre alt ist. „Das ist mein Sohn.“, sagt der junge Mann, „Er heißt Niklas.“ Niklas und Alisa grinsen sich an und laufen ohne ein Wort in Alisas Zimmer und spielen miteinander. Irgendwie kommt der junge Mann Alisa bekannt vor, doch sie weiß nicht woher. Ein paar Tage später kommt der Weihnachtsmann zu Alisa und ihrer Familie - wohl über Nacht, denn Alisa hat ihn nicht gesehen. Jedenfalls hat er Alisa Schokolade mitgebracht – richtige Schokolade. Die ist lecker und Alisa noch viel lieber als die verzauberte. Die verzauberte Schokolade hatte ihr Versprechen gehalten. Niklas und Alisa spielen seitdem regelmäßig miteinander. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein frohes, friedvolles und gesundes Weihnachtsfest sowie einen guten Start in ein friedvolles und gesundes Jahr 2024. Read the full article
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Der Rumpelbutz
Der Rumpelbutz-gewidmet Mercedes „Merle“- (Weihnachtsgeschichte 2022) Es lag noch etwas Raureif auf den Straßen als ich an einem dieser ersten Dezembertage mit einer Dose selbstgebackener Plätzchen, einer Flasche guten Rotwein, einem Krimi und einer Weihnachtskarte bei „Wiegmann“ klingelte. Das Haus war mir noch so vertraut. Immerhin hatte ich hier einige Jahre gewohnt und ich kannte die Eigenheiten. Auch wenn nun schon fast zehn Jahre vergangen waren, als ich noch täglich hier ein und aus ging, hatte das Haus seinen Charme nicht verloren. Die gedunkelten Ziegelsteine, die breite Treppe und der Erker im zweiten Geschoss verliehen ihm eine gewisse Anmut und Würde. Einen Augenblick später öffnete sich die schwere Eichentür mit einem tiefen Knarren und ich blickte in Magdalenas freundliches Lächeln. „Ach Du treue Seele“, sagte sie, „Dass Du immer noch an mich denkst, freut mich sehr und berührt mich. Komm doch bitte herein.“ Es folgte eine kurze und herzliche Umarmung. Ich mochte diese wunderbare klassische Höflichkeit, die sich bei Magdalena oft in Kleinigkeiten wie dem „bitte“ in „Komm doch bitte herein.“ zeigte. In der heutigen Zeit fehlt mir das oft und so versuche ich Magdalena ein bisschen nachzueifern und auf eben solche Kleinigkeiten zu achten. Magdalenas Haar war inzwischen weiß geworden und ihre Bewegungen langsamer, aber ihre Anmut und ihren freundlichen Charme hatte sie sich bewahrt. In der „guten Stube“ angekommen, erblickte ich sogleich Yoshi, der es sich neben dem Ofen in seiner weichen Liegewiese gemütlich gemacht hatte. „Yoshi! mein Lieber“, begrüßte ich ihn und ging zu ihm, um ihn etwas zu kraulen. Ich wusste noch, was er mag und er quittierte es mit einem langen Schnurren. Als Magdalena das sah, mussten wir beide lächeln. „Weisst Du noch …“, fragte ich und sie nickte. Dazu müsst ihr folgendes wissen: Vor fast 18 Jahren war ich gerade neu in dieses Haus gezogen und meine Umzugskartons sammelten sich noch im Keller, als ich Magdalena auf eine besondere Weise kennenlernte, die uns seitdem noch immer verbindet und mich heute wieder zu ihr führte. Bei der Bewerbung um diese Wohnung, die bezahlbar, ruhig gelegen und doch verkehrstechnisch gut angebunden war, hätte ich nicht geglaubt, dass ich den Zuschlag bekommen würde. Die Freude war riesengroß und ich bezog begeistert mein neues Heim. Nach ein paar Tagen jedoch war mir klar, warum ich sie bekommen hatte. Irgendwas stimmte doch hier nicht… Da ich eine Zeit lang von zu Hause aus arbeitete, war ich die ganze Zeit in der Wohnung. Irgendwann hörte ich ein Klopfen, das wohl aus dem Gemäuer des Hauses kam. Zunächst dachte ich an Naheliegendes wie einen Ast, der bei Wind gegen eine Hauswand oder den Schornstein schlug, einen alten Ofen oder ein defektes Gerät. Also ging ich einmal ums Haus, in den Keller und auf den Dachboden und konnte doch nichts erkennen. Auch wenn das Haus schon in die Jahre gekommen war, hatten wir eine recht moderne Heizungsanlage. All das schied also aus. Es wohnten auch nur 4 Mietparteien im Haus. Im Erdgeschoss eine Rentnerin und eine Studenten-WG, bestehend aus 3 angehenden Ärztinnen (das hatte ich aus den Flurgesprächen beim Einzug behalten) und im zweiten Geschoss die vermietende Familie in der Wohnung mit Erker und daneben ich. Sollte mir hier jemand einen Streich spielen wollen? Ein paar Tage später traf ich den Vermieter im Hof und sprach ihn darauf an. Überraschenderweise hatte der die Klopfgeräusche auch gehört und glaubte wiederum, ich würde noch Umzugsarbeiten erledigen und wäre der Ausgangspunkt des Klopfens. Der kleine Sohn des Vermieters hatte sofort eine Erklärung für das nun ungeklärte Klopfen: „ein Rumpelbutz“. Der Vater lächelte. Auch wenn ich keine genaue Vorstellung davon hatte, was ein Rumpelbutz sein könnte, war ich mir doch recht sicher, dass dieser nicht dafür verantwortlich war. Nun war es also an mir, herauszufinden, woher das geheimnisvolle Klopfen kam. Also begann ich zu notieren, wann ich das Klopfen hörte. Ich konnte jedoch keine Regelmäßigkeit feststellen – weder im Klopfen selbst, noch in seinem Auftreten. Ein Hilferuf eines Eingesperrten fiel damit ebenso weg. Mal war es vormittags, mal nachmittags und manchmal sogar abends. Das Gerücht vom Rumpelbutz verbreitete sich natürlich wie ein Lauffeuer im Haus und die Erwachsenen scherzten bei allen möglichen Gelegenheiten darüber. Eines Dezembertages kamen die Rentnerin und ich etwa zeitgleich vom Einkaufen zurück und ich bot ihr selbstverständlich an, beim Hochtragen der Einkaufstaschen zu helfen. „Das ist aber nett und heutzutage nicht mehr so üblich, junger Mann. Vielen Dank.“, bedankte sie sich. Im Hausflur hörten wir beiden das Klopfen und so sprach ich sie darauf an. „Hm, nein, bisher ist mir das nicht aufgefallen.“, hörte ich beim Aufschließen ihrer Wohnungstür, „Aber es klingt fast, als käme es aus meiner Wohnung.“ Beim Betreten der Wohnung sahen wir nun beide Katerchen Yoshi, der sich wohl ein Spiel daraus gemacht hatte, auf den Schaukelstuhl zu springen und dann wieder herunter. Dabei stieß der Schaukelstuhl dann immer mal wieder gegen den Schornstein. „Yoshi“, rief sie und der Kater stoppte sofort, als hätte er gewusst, dass er das nicht tun sollte. Und ich ergänzte: „Du bist also der Rumpelbutz“ und lachte. Yoshis Frauchen sah mich verwundert an. So folgten die Erklärungen zum „Rumpelbutz“ und meiner Suche nach dem „Klopfer“. Sie lud mich zum Tee ein und wir erzählten viel. Aus einem Tee wurden mehrere, aus einem ersten Treffen wurden weitere und aus der Rentnerin Frau Wiegmann wurde Magdalena. So entstand aus unserer ersten Bekanntschaft eine herzliche Freundschaft, die nun schon seit Jahren hält. Und aus diesem Grund besuche ich Magdalena noch immer „unregelmäßig-regelmäßig“ und habe in der Weihnachtszeit selbstgemachte Plätzchen dabei. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein frohes, friedvolles und gesundes Weihnachtsfest sowie einen guten Start in ein gesundes Jahr 2023. Read the full article
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