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#Poetik des Romans
gegendensatz · 5 years
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Hanns-Josef Ortheil: Die Erfindung des Lebens
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Die Lebensgeschichte eines Künstlers
„Mein Geschenk ist die Schrift, ich setze mich an den Schreibtisch, ich trinke weiter in kleinen Schlucken, ich schreibe.“
Hanns-Josef Ortheil ist Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim sowie renommierter Autor vieler Romane und Drehbücher. In seinem autobiografischen Roman Die Erfindung des Lebens erzählt er in einer Mischung aus Erinnerung, Reflexion und Beobachtung einen Teil seiner beeindruckenden Lebensgeschichte.
„Damals in meinen frühen Kindertagen, saß ich am Nachmittag oft mit hoch gezogenen Knien auf dem Fensterbrett, den Kopf dicht an die Scheibe gelehnt, und schaute hinunter auf den großen, ovalen Platz vor unserem Kölner Wohnhaus.“
Detailreich und einfühlsam berichtet Ortheil von seiner Kindheit, in der sowohl er selbst als auch seine Mutter stumm waren, sowie von seiner Karriere als Pianist, die schließlich in Rom scheiterte. Etwa dreißig Jahre nach seinem Fortgang aus Rom, begibt Ortheil sich erneut nach Italien und erzählt die Geschichte, wie er als einziges überlebendes Kind seiner Eltern zum Schreiben fand. Dabei beweist er ein ungeheures Erzähltalent. Es ist nicht leicht seinen Erzählstil zu beschreiben. Seine Worte sind stets leicht und seine Schilderungen direkt.  Und doch ergibt sich aus ihnen eine tiefe Poetik. Er schildert die alltäglichen Routinen seiner Kindheit als die Nebensächlichkeiten, die sie waren, aber trotzdem wird für den Leser deutlich wie sehr Ortheil durch sie geprägt wurde. Es ist absolut beeindruckend, wie es Ortheil gelingt, sich in seine Kindheit zurückzuversetzen und die Welt noch einmal mit den Augen eines Kindes zu betrachten.  
Der Roman ist im btb-Verlag auch als Geschenkausgabe erhältlich. Das handliche Format (9,0 x 15,0 cm), der Leineneinband mit Lesebändchen und das hochwertige Papier machen ihn zu einem echten Hingucker und damit zum idealen Mitbringsel für Buchliebhaber.
Die Erfindung des Lebens – Eine poetische Autobiographie, die von der Geburt eines Künstlerdaseins erzählt.
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kunstplaza · 2 years
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dermontag · 3 years
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Tomer Gardi gewinnt Überraschung beim Preis der Leipziger Buchmesse 17.03.2022, 18:42 Uhr Die Messe fällt zum dritten Mal aus, der renommierte Preis der Leipziger Buchmesse wird dennoch vergeben. Mit Tomer Gardis "Eine runde Sache" wird ein "Feuerwerk der Einbildungskraft" ausgezeichnet. Schon die Nominierung hatte Fachleute überrascht. Der Gewinner des Belletristik-Preises der Leipziger Buchmesse 2022 kann einen Superlativ für sich verbuchen. Zum ersten Mal in der fast 20-jährigen Geschichte des Preises hat mit "Eine runde Sache" von Tomer Gardi ein Buch gewonnen, das zumindest zu einem Teil zuerst auf Hebräisch geschrieben und dann ins Deutsche übersetzt wurde. "Eine runde Sache" sei ein "Feuerwerk der Einbildungskraft", heißt es in der Begründung der Jury. Das Buch spiele ebenso kunstvoll wie dreist mit den Lesegewohnheiten und Erwartungen an einen Roman. Gardis Buch galt Fachleuten als Überraschung auf der Nominierten-Liste. "Eine runde Sache" besteht aus zwei Teilen: einer skurrilen Odyssee in einer Kunstsprache, "Broken German", durch den deutschen Sprachdschungel, und der auf Hebräisch geschriebenen und ins Deutsche übersetzten Lebensgeschichte eines Malers aus Java, der im 19. Jahrhundert die Welt bereist. Der Gewinner-Titel wirft auch schon ein Schlaglicht auf die Leipziger Buchmesse 2023. Er ist im österreichischen Droschl-Verlag erschienen - und Österreich wird im nächsten Jahr Gastland der Buchmesse sein. Das Nachbarland will sich unter dem Motto "mea ois wia mia" als offenes Land präsentieren, wie die künstlerische Leiterin des Programms, Katja Gasser, sagte. Auch der Siegertitel des Vorjahres, "Echos Kammern" von Iris Hanika, stammte aus dem Hause Droschl. In der Kategorie Sachbuch/Essayistik gewann Uljana Wolf mit dem Buch "Etymologischer Gossip: Essays und Reden". Wolf setzt sich darin mit Sprache, Ethik und Poetik auseinander. Ihr Buch hätte in allen drei Kategorien nominiert werden können, es sei ein Sachbuch über das Übersetzen von Lyrik, urteilte die Jury. Bei den Übersetzerinnen und Übersetzern wurde Anne Weber geehrt. Sie übersetzte aus dem Französischen "Nevermore" von Cécile Wajsbrot. Webers Sprachkunst sei besonders gefordert gewesen, weil der Roman von einer Autorin erzähle, die an einer Übersetzung ins Französische arbeitet, so die Jury. Es sei eine Metaübersetzung, die zwischen drei Sprachen trianguliere. Keine Messe aber "Leipzig liest trotzdem" Alle Sieger erhalten jeweils 15.000 Euro Preisgeld. Für jede Nominierung gibt es zudem 1000 Euro. Die Preise wurden trotz der erneuten Absage der Leipziger Buchmesse wegen der Corona-Pandemie live in der Glashalle der Leipziger Messe vergeben. Auch wenn die Messe abgesagt ist, steht Leipzig ein Wochenende mit reichlich Literatur bevor. Zahlreiche Verlage und Autoren wollten sich mit dem erneuten Ausfall nicht abfinden und haben auf eigene Faust Festivals und Lesungen organisiert. Auch das als Gastland geplante Portugal lädt zu verschiedenen Veranstaltungen ein. "Es gibt keine Messe, aber es gibt ein "Leipzig liest trotzdem"", sagte Buchmesse-Direktor Oliver Zille. Am Freitag beginnt ein Buchmesse Pop Up, eine von Verlegern organisierte Mini-Messe mit Lesungsprogramm. Ein zweites Festival heißt "weiter:lesen" und wurde ebenfalls von Kulturschaffenden spontan organisiert. Erwartet werden Autorinnen und Autoren wie Bov Bjerg, Fatma Aydemir, Teresa Präauer oder Alexander Osang. Zudem gibt es mehrere Diskussionsrunden zum Ukraine-Krieg.
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verbandsbuero · 3 years
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Antje Rávik Strubel erhält den Deutschen Buchpreis 2021 für ihren Roman Blaue Frau
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Pressemitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. Antje Rávik Strubel erhält den Deutschen Buchpreis 2021 für ihren Roman „Blaue Frau" Die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2021 ist Antje Rávik Strubel. Sie erhält die Auszeichnung für ihren Roman „Blaue Frau" (S. Fischer). Die Begründung der Jury: „Mit existenzieller Wucht und poetischer Präzision schildert Antje Rávik Strubel die Flucht einer jungen Frau vor ihren Erinnerungen an eine Vergewaltigung. Schicht um Schicht legt der aufwühlende Roman das Geschehene frei. Die Geschichte einer weiblichen Selbstermächtigung weitet sich zu einer Reflexion über rivalisierende Erinnerungskulturen in Ost- und Westeuropa und Machtgefälle zwischen den Geschlechtern. In einer tastenden Erzählbewegung gelingt es Antje Rávik Strubel, das eigentlich Unaussprechliche einer traumatischen Erfahrung zur Sprache zu bringen. Im Dialog mit der mythischen Figur der Blauen Frau verdichtet die Erzählerin ihre eingreifende Poetik: Literatur als fragile Gegenmacht, die sich Unrecht und Gewalt aller Verzweiflung zum Trotz entgegenstellt." Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2021 gehören an: Knut Cordsen (Kulturredakteur, Bayerischer Rundfunk), Bettina Fischer (Leiterin Literaturhaus Köln), Anja Johannsen (Leiterin Literarisches Zentrum Göttingen), Richard Kämmerlings (Literarischer Korrespondent, Die Welt), Sandra Kegel (Ressortleiterin Feuilleton, Frankfurter Allgemeine Zeitung), Beate Scherzer (Buchhändlerin, Proust Wörter + Töne) und Anne-Catherine Simon (Feuilleton-Redakteurin, Die Presse). „Der Deutsche Buchpreis schafft Aufmerksamkeit für die aktuelle deutschsprachige Literatur – auch in herausfordernden Zeiten. Die gute Nachricht ist: Menschen lesen wieder mehr Bücher, das Bedürfnis nach neuen Perspektiven und Geschichten ist in der Pandemie gewachsen. Über eine Vielzahl an Kanälen hat der Deutsche Buchpreis den Romanen des Jahres eine Bühne geboten und das Gespräch über die Fragen, die sie verhandeln, befördert. Die Verleihung des Preises heute wird das Gespräch weiter anfachen. Ich danke der unabhängigen Jury, den Förderern und Partnern, ohne die der Preis nicht möglich wäre, sowie den teilnehmenden Verlagen und Autor*innen", sagt Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Für die Auszeichnung waren außerdem nominiert: Norbert Gstrein: Der zweite Jakob (Carl Hanser), Monika Helfer: Vati (Carl Hanser), Christian Kracht: Eurotrash (Kiepenheuer & Witsch), Thomas Kunst: Zandschower Klinken (Suhrkamp) und Mithu Sanyal: Identitti (Carl Hanser). Antje Rávik Strubel erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalist*innen erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisträgerin wurde in mehreren Auswahlstufen ermittelt. Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 230 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2020 und dem 21. September 2021 erschienen sind. Aus diesen Romanen wurde eine 20 Titel umfassende Longlist zusammengestellt. Daraus haben die Juror*innen sechs Titel für die Shortlist gewählt. Mit dem Deutschen Buchpreis 2021 zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland. Unter dem Hashtag #buchpreisbloggen stellen 20 Literaturblogger*innen die nominierten Titel 2021 vor. Die Rezensionen werden unter www.deutscher-buchpreis-blog.de veröffentlicht und über die Social-Media-Kanäle des Deutschen Buchpreises geteilt. Auf der Webseite und den Social-Media-Kanälen des Deutschen Buchpreises vermitteln zudem Videoporträts einen Eindruck von den nominierten Werken und ihren Autor*innen. Weitere Informationen und Termine der Preisträgerin können abgerufen werden unter: www.deutscher-buchpreis.de. Lesen Sie den ganzen Artikel
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outofcontrolartist · 7 years
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Ein hin und her schweifender Essay über Poetik und das verfluchte Leben, verfasst bei einem Sechserpack Bier
In den Jahren, als ich mich noch für ein Genie hielt und hungerte und niemand meine Sachen druckte, vergeudete ich viel mehr Zeit in Bibliotheken als heute. Am liebsten saß ich an einem freien Tisch beim Fenster, wo mir die Sonne ins Genick, auf den Hinterkopf und auf die Hände schien, weil mich die rot, orange, grün und blau eingebundenen Bücher, die wie zum Spott um mich herumstanden, dann nicht so anödeten. Am liebsten ließ ich mir die Sonne ins Genick scheinen, träumte und döste vor mich hin und versuchte, nicht an Miete und Essen, an Amerika und an Verantwortung zu denken. Ob ich ein Genie war oder nicht, beschäftigte mich weniger als die Tatsache, dass ich einfach mit nichts was zu tun haben wollte. Die Antriebskraft und Energie meiner Mitmenschen verblüffte mich: wie jemand den ganzen Tag lang Reifen wechseln oder einen Eiswagen fahren, für den Kongress kandidieren und als Chirurg oder Mörder einem Menschen im Bauch herumschneiden konnte, das ging über meinen Verstand. Davon wollte ich nichts wissen. Und will es immer noch nicht. Jeder Tag, den ich an dieser Lebensmaschinerie vorbeischummeln konnte, war für mich ein gewonnener Tag. Ich trank Wein und schlief in Parks und hungerte. Selbstmord war meine stärkste Waffe. Der Gedanke daran gab mir etwas Frieden; der Gedanke, dass der Käfig nicht ganz und gar verschlossen war, gab mir tatsächlich ein bisschen Kraft, es darin auszuhalten. Die Religion schien mir Bauernfängerei zu sein, ein Spiegeltrick, und ich war der Meinung, wenn schon Glaube, dann sollte er aus mir selbst kommen, ohne bequeme Hilfsmittel und vorgegebene Gottheiten … Frauen schienen Teil von allem anderen zu sein: Sie maßen sich einen bestimmten Wert zu und verlangten einen Preis, aber wenn meine Augen und, soweit vorhanden, meine Seele mich nicht trogen, stellten sie allesamt überzogene Forderungen. Und wie ich bei meinem Vater gesehen hatte, diesem verrohten Ungeheuer, dem ich mein Bastarddasein auf dieser traurigen Erde verdanke, konnte ein Mensch arm bleiben, auch wenn er sein Leben lang arbeitete; sein Lohn ging für den Kauf von Allernötigstem drauf, Kleinigkeiten wie Autos, Betten, Radios, Essen und Kleidung, die, genau wie Frauen, weit mehr kosteten, als sie wert waren, und seine Armut besiegelten, und noch sein Sarg war eine letzte krasse Unverhältnismäßigkeit: all dies schöne Edelfurnier für das blinde Gewürm der Hölle. Andererseits könnte man auch reich werden, und es hätte nichts zu bedeuten. Lachen Sie ruhig. Ich nehme alles Geld, das ich von Ihnen kriegen kann, werde mir aber immer darüber im Klaren sein, dass ich im Grunde nichts habe. Wenn die Reichen die Krone der Menschheit sind, dann will ich schnell raus hier. Ich habe die blanken Knochen der Köpfe toter Schweine mit toten Äpfeln im Maul gesehen, und sie waren weniger hässlich; gar nicht hässlich waren sie im Vergleich. Da saß ich also am Tisch in der Bibliothek, verging vor Hunger im Licht der Sonne. Alles drang auf mich ein: der Scheißkrieg, der Stumpfsinn, der Tod, das Fliegengebrumm … Damals war ich jung und wusste nicht weiter; jetzt bin ich alt und weiß nicht weiter. Ich saß da, umgeben vom Wissen der Jahrhunderte, und es nützte mir gar nichts, kein Lebender hatte mir etwas zu sagen. Ich saß da zwischen den ganzen Büchern und dachte, so wie die Menschen ums Leben gebracht werden, könnte man sie gleich mit Schraubenzieher und Zange bearbeiten und ihnen Säure in die Augen schütten; man könnte ihnen einfach die Beine abreißen, sie in Tigerkäfige sperren. So wie sie die Menschen töten, kommen nicht zwei aus einer Million lebend davon, und wer macht das und warum? Und wenn ich die Bibliothek verließ und durch die Straßen lief, kam ich an verschlossenen Haustüren und zur Nacht verriegelten Fenstern vorbei. An Frauen, die mich schief ansahen wegen meines zerlumpten Aufzugs, die aber mit jedem Schwein geschlafen hätten, das einen Strang Rennpferde oder Pfandhäuser sein eigen nannte. Ich lief durch Straßen voller toter Menschen, die sich bewegten und redeten und Namen und Stolz und Besitztümer hatten, in Wirklichkeit aber tot waren. Jede Gesichterparade wurde für mich zum Albtraum – bösartige, verknöcherte und Kloschüsselgesichter … mir drehte sich alles vor Augen nach so einem Spießrutenlauf; nicht vor Hunger, sondern weil mir klarwurde, dass ich, solange ich lebte, in einer Welt der Toten leben würde. Die Bibliothek war mein Aufenthaltsraum für den Tag – endlich vier Wände!! Keine Bank aus grünem Stahl oder Holz. Hier gab es immer noch was zu erkunden. Ich hatte zeitig zu lesen angefangen, mit 14, heimlich im Schein der Nachttischlampe unter der Bettdecke, weil abends um 8 bei uns das Licht aus sein musste, damit mein Vater Kraft für den nächsten Tag als sinnlos schuftender Heinzelmann tanken konnte. Ich fing also in der Philosophie- und Religionsabteilung an, und wenn ich beim Tagesgeschehen mit den neuesten Ausgaben der New York Times anlangte, war ich fürs Leben immer noch genauso schlecht gerüstet, und die Rasierklingen und Gasleitungen, die Brücken und Thomas Chattertons Rattengift empfahlen sich nach wie vor als bester Ausweg. Wieder war es das alte Problem: tote Angelegenheiten toter Menschen mit toten Ansichten, nichts als vergeudetes Papier! Der alte Betrug, der alte Witz vom Wissen, das eigentlich nicht da war, aufgedonnert und herausgeputzt in hübscher Terminologie. Sie redeten praktisch die ganze Zeit von Sachen, die nichts mit MIR zu tun hatten; und Ego hin, Ego her, was gab es Wichtigeres (beinah hätte ich gesagt, Nichtigeres) als mich? Ich wippschaukelte dem Tod entgegen, und die redeten von Cremetörtchen im Fenster. Oder noch schlimmer, sie ergingen sich in hochgestochenem Gefasel, bis sie irgendwann einen NERV TRAFEN, und dann BRACHEN SIE AB! Seinerzeit dachte ich, sie hielten etwas zurück, aber inzwischen weiß ich es besser: Sie hatten einfach nichts zu sagen. Suspekt waren sie mir damals schon. Ich merkte, dass sie erzählten wie jemand, der im Glaskäfig sitzt, dass die langen, hochgestochenen und verdrehten Wörter Ausflüchte, Krücken, Schwächen waren. Schaumschlägerei also: leeres Gerede in sinnentleerter Sprache. Trotzdem zog es mich in eine bestimmte Richtung: Wenn es Antworten und (wenigstens ansatzweise) so etwas wie Kraft gab, dann in der schöpferischen Kunst des Schreibens – Roman, Short Story, Lyrik. Und ich glaube, eher aus Liebe als aus Vernunft (und was könnte vernünftiger sein) bin ich vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass LYRIK die schnellste, schönste, geilste Art zu schreiben ist.
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antibok · 7 years
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Poetens verk: Magnus William-Olsson om Alejandra Pizarnik
Under de senaste två decennierna har Alejandra Pizarnik allt mer kommit att framstå som en av den moderna latinamerikanska poesins viktigaste gestalter. Den invecklingens poetik hon kom att omfatta har sin utgångspunkt i en komplex praktik, i vilken reflexionen intar en central position. Denna komplexitet och inveckling är någonting som boken Poetens verk bejakar snarare än reder ut.
Lördagen den 14 oktober kommer Magnus William-Olsson till Anti för att berätta om sitt mångåriga arbete med och sin fascination för Alejandra Pizarniks poetiska verk. I anslutning till anförandet hålls ett samtal mellan Magnus William-Olsson och Kettil Kasang, om de uppmärksamhetsformer och den "performativa kritik" som är specifik för den litteraturkritiska studie William-Olsson sammanställt och författat.  Bokens form är inspirerad av Julio Cortázars roman »Hoppa hage«: läsaren anmodas att själv finna sin väg genom ett stort och heterogent material bestående av flera hela böcker, dagboksanteckningar, brev, lösa dikter, berättelser och kritiska texter i översättning, men också essäer, kommentarer, kommentarer till kommentarer osv. Dessutom omfattar boken en biografi, en kommenterad bibliografi och register. Förhoppningen är att läsaren ska hoppa från text till text efter eget huvud, vägledd av bokens omfattande innehållsförteckning.
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miss-mesmerized · 5 years
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Ali Smith – Herbst
Der Sommer verabschiedet sich, geht zu Ende, wie auch das Leben von Daniel Gluck langsam aus ihm verschwindet. Mit 101 Jahren hat er viel erlebt und verbringt nun die Tage schlafend im Pflegeheim. Elisabeth besucht ihn dort regelmäßig, um ihm vorzulesen. Sie ist nicht seine Enkelin wie die Pflegerinnen denken, nicht einmal mit ihm verwandt, als Kind wohnten sie und ihre Mutter neben dem damals schon alten Mann und er hat auf ihren Spaziergängen nicht nur ihre Phantasie beflügelt, sondern auch ihre Liebe zu Kunst und Literatur geweckt. Vielleicht ist es gut, dass er nicht mehr sieht, wie sich die Welt verändert, nicht nur der Sommer muss weichen, sondern auch das England, das sie kannten. Das Land, das ihn einst aufgenommen hat und das nun vom Brexit gezeichnet und gespalten ist.
 Ali Smiths Roman ist der erste Band eines nach den Jahreszeiten benannten Zyklus, der die Stimmung eines zerrissenen Landes mit einer ausdrucksstarken Poetik einfängt. Sie hat sich damit nicht nur endgültig in die Riege der ganz großen zeitgenössischen britischen Autorinnen katapultiert, sondern wurde hierfür auch auf der Shortlist für den Man Booker Prize 2017 honoriert.
 Aus Charles Dickens‘ „Tale of Two Cities“ liest Elisabeth dem schlafenden Daniel vor. Passender als in Analogie zu der berühmten Anfangspassage des mehr als 150 Jahre alten Romans kann man die Stimmung in Großbritannien seit dem Referendum kaum zusammenfassen:
 „Im ganzen Land fanden die Leute, es sei das Falsche. Im ganzen Land fanden die Leute, es sei das Richtige. Im ganzen Land fanden die Leute, sie hätten eigentlich verloren. Im ganzen Land fanden die Leute, sie hätten eigentlich gewonnen. Im ganzen Land fanden die Leute, sie hätten das Richtige und andere hätten das Falsche getan.“
 Elisabeth stellt sich jedoch nicht nur die Frage, in welcher Zeit sie lebt, sondern was Zeit überhaupt ist, ist eines der zentralen Rätsel des Romans. Ebenso wie jenes nach der Wahrheit, die die Protagonistin schon als Grundschulmädchen beschäftigt:
 „Es soll aber die Wahrheit sein, sagte Elisabeth. Es ist für die Nachrichten in Zeitgeschichte.
Das merkt doch niemand, sagte ihre Mutter. Erfinde es selber. Die richtigen Nachrichten sind sowieso immer erfunden.
Die richtigen Nachrichten sind nicht erfunden, sagte Elisabeth. Es sind Nachrichten.
Über das Thema sprechen wir noch mal, wenn du ein bisschen älter bist, sagte ihre Mutter.“
 Nachdem sie jahrelang den Kontakt zu Daniel Gluck verloren hatte, leben nun mit den Besuchen im Krankenhaus auch die Erinnerungen an ihre gemeinsamen Nachmittage wieder auf. Noch einmal wird sie das neugierige und wissbegierige Kind, das durch die Augen des weisen Mannes blicken und die Welt erkunden darf.
 „Irgendetwas solltest du immer lesen, sagte er. Auch wenn du kein Buch in der Hand hast. Wie sollen wir die Welt sonst ergründen?“
 Ist noch zu verstehen, was in England gerade geschieht? Können die Nachrichten die Stimmung einfangen und transportieren? Man sollte nicht so weit gehen wie Elisabeths Mutter, die sie als erfunden abstempelt, aber sie sind selektiv, arrangiert und mit einer gewissen Intention aufbereitet. Bleibt also nur noch die Literatur, um die Wahrheit der Welt zu ergründen? Zumindest eine Wahrheit, die der Figuren, die uns Ali Smith präsentiert. Sie könnte auch ganz anders sein, das wäre dann aber eine andere Geschichte.
https://missmesmerized.wordpress.com/2019/11/02/ali-smith-herbst/
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melbynews-blog · 6 years
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Poetologie ǀ Zurück zum Text — der Freitag
Neuer Beitrag veröffentlicht bei https://melby.de/poetologie-%c7%80-zurueck-zum-text-der-freitag/
Poetologie ǀ Zurück zum Text — der Freitag
Mit „Emigration“ hatte Christian Kracht seine Frankfurter Poetikvorlesungen überschrieben. Ein passender Titel für die Rede über das Werk des 1966 in der Schweiz geborenen Autors, das sich bereits mit dem Debut „Faserland“ (1995) auch als ort- und rastlose Reiseliteratur zu erkennen gab, indem es die Odyssee des ennuierten Erzählers durch Deutschland beschrieb. Sie beginnt im Norden und endet in der Schweiz, in einem Boot auf dem Zürichsee, ohne festen Boden unter den Füßen, und, so sieht es im Abstand des damaligen Erscheinens und nun auch vor dem Hintergrund der Frankfurter Poetikvorlesungen aus, auf der Oberfläche eines Gewässers, auf dessen Grund vieles unsichtbar hinabgesunken ist. Wer sie gehört hat, blickt anders auf die „Oberfläche“ der Texte. Und scheint nun nicht manches anders vom Grund herauf? Für den Emigranten Kracht war die Schweiz jedenfalls „keine Lösung“, er lebt heute in Los Angeles. In einer empathischen Lesung von Gedichten Allen Ginsbergs am Ende seiner Vorlesungsreihe — „America, the plum blossoms are falling“ — vernahm man auch die „Trauer um Vergänglichkeit und Verfall“, von der Kracht eingangs gesprochen hatte.
Die Vorlesungen werden traditionell mit einem Abend im Literaturhaus beschlossen, dessen Gestaltung dem Autor obliegt. Kracht entschied sich für eine Lesung aus seinem jüngsten Roman „Die Toten“ (2016). Es herrschte während der neunzig Minuten Lesung die konzentrierte Ruhe, die auch während der drei Abende der Poetikvorlesungen im Audimax der Johann Wolfgang Goethe-Universität bestimmend gewesen war. Begonnen hatten sie mit einem schockierenden Bekenntnis. Bislang bekannt für seine Zurückhaltung im Biographischen, hatte Kracht seine Missbrauchserfahrungen als Schüler des kanadischen Lakefield College offengelegt und damit Aufmerksamkeit weit über die im Urteil über sein Werk gespaltene Literaturszene erregt.
Das Unzensierte zum Vorschein bringen
Während der unauffällig gestisch untermalten Lesung im Literaturhaus erlebten dann die Zuhörer der vorangegangenen Abende, welche Möglichkeiten dem Format „Poetikvorlesung“ innewohnen, wenn ein Autor es versteht, aus der Reflexion derart Funken zu schlagen, dass sich den Lesern und Interpreten ungekannte Bezüge herstellen. In ihrem Wechsel von Bekenntnis und Parodie, Entblößen und Verschließen, Erhellen und Vernebeln, hörte sich der Schluss von „Die Toten“ gänzlich „neu“ an. Die Träume der Protagonisten in „Die Toten“ verpuffen, die Figuren gleiten desillusioniert ins Vergessen oder ins Totenreich hinüber, dorthin, wo der Autor einen Ausgangspunkt seines Schreibens verortet hatte. Man konnte an Krachts Ausführungen denken, in denen er über die Re-Lektüre seiner Romane vor Beginn der Vorlesungen gesprochen hatte. Er habe die gelungenen Stellen dort gefunden habe, wo ein Text sich ins Totenreich, in den Traum oder den Zustand des Kindes begebe, dorthin, wo man sich von der Vernunft nicht zensieren lasse. Das Unzensierte zum Vorschein bringen: Die Psychoanalyse könnte einen plausiblen Schlüssel zum Kracht’schen Werk liefern. Auf sie hatte sich der Autor indirekt im Übrigen nicht erst in der zweiten Vorlesung bezogen, in der er über Begehren und Subjektwerdung sprach und damit psychoanalytische Schlüsselbegriffe umkreiste. Bereits am ersten Abend konnte man den Verweis erkennen: Zum einen im Bezug auf Klaus Theweleits „Männerphantasien“, jene bahnbrechende Studie über den soldatischen Charakter, zum anderen in der Kracht’schen Deutung des Missbrauchs als Urszene seines Schreibens, mit dem er unbewusst versucht hat, die Motivation seines Peinigers sprachlich zu fassen.
Als zwölfjähriger Junge im Lakefield College von dem 2009 verstorbenen Pater Keith Gleed geschlagen und gequält, hatte Kracht als Kind, nicht zuletzt durch die Bagatellisierung des Erlebten seitens seiner Eltern, die entsprechende Hinweise ihres Sohnes als Produkt seiner Phantasie deklarierten, ins Unbewusste verschoben. Angestoßen durch das Publikwerden des Weinstein-Skandals im Herbst 2017 und den dadurch motivierten Protest ehemaliger Lakefield College-Mitschüler die den Missbrauch öffentlich machten, kam Kracht zu dem Schluss, es habe sich auch bei seinen Erinnerungen an den Missbrauch, bei dem der Pater ihm den nackten Hintern geschlagen und sich hinter dem Rücken des vornüber gebeugten Jungen selbst befriedigt habe, eben nicht um false memory gehandelt. Dieses durch Impulse von außen ins Bewusstsein zurückgeholte Trauma habe er, als ein Movens seines Schreibens verstanden, das in der Schilderung von Grausamkeit, Ekel, Unterwerfung, scheiternden Beziehungen, homoerotischem Begehren und den kaum vorhandenen bzw. plastisch werdenden Frauenfiguren Ausdruck gefunden habe.
Nach Krachts Explikation dieser medial durch Zeitungsartikel ausgelösten mémoire involontaire, waren die Reaktionen auf die erste Poetikvorlesung nachvollziehbar bewegt, zum Teil irritiert. Dass diese Lesart, durch die seine Romane als un- oder halbbewusste Analysen von Missbrauchsstrukturen und seinen psychischen Folgen erscheinen, neben dem realen Entsetzen darüber auf der Ebene der Interpretation andere, bislang vorgeschlagene Lesarten sozusagen in die zweite Reihe zu verwiesen, erzeugte auch den Eindruck, als nähme der Autor eine Reduktion der Komplexität seines Werks vor.
Wider den tierischen Ernst
Zur zweiten Vorlesung am Pfingstsamstag – den Termin im Umfeld jenes christlichen Festes, an dem der Heilige Geist über die Jünger kommt, kann man sich für die Vorlesung schwerlich passender denken –, konterkarierte Kracht dann den traurigen Ernst des Missbrauchs, insofern er die Parodie als zentrales Element seines Schreibens stark machte, und das schon indem er das Publikum in Frankfurt begrüßte, er könne über Frankfurt nur Gutes sagen – ausgerechnet er, der seinen Erzähler in „Faserland“ die Stadt nach allen Regeln der Kunst lustig beschimpfen lässt. Entscheidend war aber am zweiten Abend der Satz: „Alles, was sich selbst zu ernst nimmt, ist reif für die Parodie, auch diese Vorlesungsreihe“. Man konnte regelrecht greifen, wie sich die Betroffenheit angesichts des schwerwiegenden Missbrauchsbekenntnisses ein Stückweit zum leise irritierten „Und wohin nun damit?“ wandelte. Ja, wohin damit? Die Erinnerung mag sprechen, aber sie folgt ihren eigenen Gesetzen.
Indem Kracht sich auf Sophia Coppolas Film „Marie Antoinette“ berief, in dem die Kamera über endlose Paare von stoffbezogenen, schnallenverzierten Schuhen in allen Farben fährt, um nur wenige Sekunden lang an einem paar lilafarbener Chucks hängenzubleiben, ehe sie weiter die historisch korrekt nachgebaute höfische Szenerie abfilmt, stellte Kracht nicht nur den direkten Bezug zur ersten Vorlesung her. Dort hatte er das Korsett der deutschen Sprache, der „Sprache Adolf Eichmanns“, das er vergeblich zu verlassen versucht habe, als enger als das von „Marie Antoinette“ bezeichnet. Auch der Bezug zu einer Passage aus „Die Toten“ läge nahe, in der es vom Filmemacher Emil Nägeli heißt: „Er muss sich etwas Neues ausdenken, etwas noch nie Dagewesenes, es muß fehlerhaft sein, ja exakt das ist die Essenz […] Er muss etwas schaffen, das sowohl in höchstem Maße künstlich ist, als sich auch auf sich bezieht […] nun muss er etwas Pathetisches herstellen, […] artifiziell […] und vom Publikum als manieriert und vor allem als deplatziert empfunden […].“
Der Schritt zurück ins Werk — auch an diesem Beispiel zeigt sich, wie Kracht, wie seine vexierspielhafte Poetik weniger explizierte als performte. In der Apologie des Fehlers, aber auch im Heranziehen von literarischen Gewährsmännern wie T. S. Eliot (der „Hochstapler, der eines der besten Gedichte des 20. Jahrhunderts hervorhgebracht hat“) oder Thomas Pynchon hatte sich Kracht Referenzwerke ausgesucht, deren Autoren ihre Biographie unter Verschluss zu halten suchen. Leben und Werk bilden ein undurchdringliches Gewebe, werden zu einem sich ineinander spiegelnden Gebilde, in dem die Affekte und Effekte, die Ursachen und Wirkungen ineinandergreifen. Trug Kracht nicht Schal und Mantel, wie sein Protagonist Masahiku Amakasu, als er am Meer einen Selbstmord beobachtet, der dann doch keiner ist? Und wie sind die abgrenzenden Bezugnahmen auf das Porträt der Vorlesungsplakate, zusammenzudenken mit dem lobenden Karl-Ove Knausgård-Zitat auf dem Cover von „Die Toten“, eines Autors, der das autobiographische Schreiben bis an die äußerste Grenze auszureizen versucht hat?
Pathos des Vergänglichen und Flüchtigen
Vieles Gesagte und das Beiwerk der Vorlesungen unterstrich, wie Christian Krachts Poetik des kalkulierten „Fehlers“, um eine Poetik die nach Quantenverschränkungen und kognitiver Dissonanz strebt. Ganz sicher ist sie eine der Genealogie totalitärer Strukturen und Charaktere (und sich damit in die Tradition von Romanen wie Robert Walsers „Jakob van Gunten“, Robert Musils „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ oder Mario Vargas Llosas „Die Stadt und die Hunde“ stellt), eine des Unbewussten, eine Poetik der Parodie, in der die Ähnlichkeit zwischen der Filmkamera und dem psychischen Apparat zu beleuchten ist, in der das „camera eye“ und das „I“ des Erzählers in Wechselbeziehungen stehen, aus denen ein Werk hervorgeht, in dem es wiederum vor Reminiszenzen an das Medium Film und unzählige Filme wimmelt. Sie ist eine Poetik, die das „Pathos des Vergänglichen und Flüchtigen“ feiert, die einen sich unendlich verzweigenden, Raum und Zeit transzendierenden Kosmos feiert, den ihr kluger, zurückhaltender und in aller Melancholie und Härte stets auch amüsiert wirkender Autor erschaffen hat.
Vor allem aber ist sie eine Poetik, die Interpreten darauf hinweist, dass jeder literarische Text seine ureigene Wirklichkeit erzeugt, welche Codes man auch zur Deutung heranziehen mag. Christian Kracht hatte zu Beginn der Vorlesungen George Steiner zititiert, der die deutsche Sprache in ihrer „Fähigkeit zum Lieben und Bauen, zum Zerstören und Vernichten“ zitiert hatte. Mit seinen Vorlesungen hat Kracht Vermögen und Grenzen der Sprache, die Spannungen zwischen Wahrheit und Lüge, Wirklichkeit und Traum, Trauma und Heilung aufs Produktivste mit seinem bisherigen Werk verwoben. Man wünscht sich eine Veröffentlichung der Vorlesungen, die derzeit noch in den Sternen steht.
der Freitag Beate Tröger Quelle
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prseiten · 7 years
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B wie Berlin, Entlastung von der Mühsal des Lebens, Teile und Gegenteile sowie ein Besuch von Didoni – Vier E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis sowie ein Superpreis-Angebot für nur 99 Cents
Mögen Sie eigentlich Berlin? Nun ja, da hat so jeder seine eigenen Auffassungen. Wie aber zum Beispiel Theodor Fontane sein Berlin und seine Mark Brandenburg erlebt hat – das ist das Thema des ersten der vier Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 02.03.18 – Freitag, 09.03.01.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Ganz nebenbei erklärt Gisela Heller in ihrem Buch „Unterwegs mit Fontane in Berlin und der Mark Brandenburg“ auch, wie ein praktikabler Bildungsgemischtwarenladen zum Werden eines Journalisten und Schriftstellers beitragen kann. Vielleicht eine Anregung für alle diejenigen unter den Newsletter-Abonnenten, die für sich selber oder aber für ihre Kinder und Enkel große Pläne haben, das Schreiben betreffend. Von Fontane stammt die Bemerkung, dass man es im Leben schaffen sollte, zu heiterer Gelassenheit zu finden. Mit diesem Thema speziell im akademischen Bereich setzt sich Claus Göbel in seiner Schrift „Humor an der Uni“ auseinander. Humor und eine große Portion heiterer Gelassenheit, die braucht auch ein gewisser Nickel, die Hauptperson in dem schelmischen Roman „Unterm Hut in der Sonne oder Das neue Buch Nickel“ von Rainer Lindow. Das Vergnügen liegt auf Seiten von Leser und Leserin, das Lesevergnügen. Bleibt schließlich noch der Roman „Der Zug der Blinden“ von Peter Löw, der in der End-DDR- und Wendezeit spielt und unter anderem von einem Angriff auf die Kunst handelt – im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne. Außerdem ist in dieser Woche ein niegelnagelneues E-Book von Harry Schmidt für eine Woche zum Superpreis von nur 99 Cents zu haben. Mehr dazu am Ende dieser Ausgabe. Aber zunächst zurück an den Anfang dieses Newsletters und damit zurück oder besser gesagt und geschrieben vorwärts zu Theodor Fontane … Erstmals 1983 veröffentlichte Gisela Heller in der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung Beuermann Berlin ihr Buch „Unterwegs mit Fontane in Berlin und der Mark Brandenburg“: 100 Jahre nach Fontane scheint es aktueller denn je, auf seinen Spuren durch Berlin und die Mark Brandenburg zu wandern, die von ihm beschriebenen Wege nachzuvollziehen. Was für viele Jahrzehnte als „verlorene Provinz“ galt, wird dabei als historische Landschaft (wieder) entdeckt. Dieses Buch nun führt den Leser zu den (alphabetisch geordneten) Stätten, die für Fontanes Leben und Werk von Bedeutung waren. Berlin nimmt dabei - nicht nur als geographischer Mittelpunkt - den größten Raum ein. Immer an bestimmte Örtlichkeiten geknüpft, ist hier Fontanes Lebensbogen ablesbar, seine Irrungen, Wirrungen, sein Ärger mit Chefredakteuren, Ministern, Hausbesitzern und der leidigen „Commodite“; seine Mühen bis hin zum „Eigentlichen“, dem Romanwerk, das er erst mit 60 Jahren begann. Er hat noch „das vernobelte Berlin“ kennengelernt und die Anfänge des Bombasmus; die Verwüstung erlebte Fontane nicht mehr. Von seinen 18 (!) Wohnstätten blieb keine erhalten, dennoch fand die Autorin eine Vielzahl von Plätzen, an denen man sich sagen kann: Ja, hier könnte es gewesen sein ..., hier könnte die Witwe Pittelkow, hier Effi Briest gewohnt haben ... oder auf diesen jüdischen Friedhof konnte er von seinem Fenster aus sehen ... Ein Spaziergang durch Berlin und Umgebung mit diesem Buch wird unversehens zur Entdeckungsreise. Also beginnen wir mit B wie Berlin …: „Es ist mir im Laufe der Jahre besonders seit meinem Aufenthalte in London Bedürfnis geworden an einem großen Mittelpunkte zu leben, in einem Zentrum wo entscheidende Dinge geschehn, ... ein solches Schwungrad in nächster Nähe sausen zu hören, auf die Gefahr hin, dass es gelegentlich zu dem bekannten Mühlrad wird“ (an Paul Heyse, 28. 6. 1860). Es sollte ihm reichlich zuteilwerden: Schwungrad und Mühlrad. Als er im Herbst 1833, also noch nicht vierzehnjährig, mit seinem Habseligkeitsbündel nach Berlin kam, das er bisher nur von kurzzeitigen Besuchen an der Seite seiner Eltern her kannte, ahnte er nicht, dass diese Stadt sein Schicksal werden sollte. Zunächst sehnte er sich nach Swinemünde zurück, wo er vom siebten bis zum zwölften Lebensjahr in „freier Wildbahn“ aufgewachsen war. In einer befreundeten Honoratiorenfamilie hatte er am Unterricht durch einen Hauslehrer teilgenommen, den Rest besorgte Vater Fontane selbst nach einer eigenen, spielerischen Methode, die er kühn „die sokratische“ nannte. „Da war ich unschuldigen Herzens und geweckten Geistes gewesen, voll Anlauf und Aufschwung, ein richtiger Junge, guter Leute Kind. Alles war Poesie. Die Prosa kam bald nach ...“ Die Prosa - das waren die anderthalb Jahre auf dem Neuruppiner Gymnasium unter der Fuchtel des Schulmonarchen Thormeyer. Dann beschloss der Vater, den Jungen auf die 1824 in Berlin gegründete Klödensche Gewerbeschule zu geben. Karl Friedrich Klöden, bekannt als Geograf und Historiker, wollte in seiner Lehranstalt vor allem „Realien“, die praktischen Fächer vermitteln. Da Theodor Apotheker werden sollte, hielten die Eltern dies für die beste Voraussetzung. So bezog der Knabe sein erstes Berliner Domizil: die Schülerpension Badtke in der Wallstraße 73. „Das Resultat dieses unterbrochenen Schulganges war, dass ich, anstatt eine Sache wirklich zu lernen ... von links her die Gymnasialglocken, von rechts her die der Realschule habe läuten hören, also mit minimen Bruchteilen einerseits von Latein und Griechisch, andrerseits von Optik, Statik, Hydraulik, von Anthropologie - wir mussten die Knochen und Knöchelchen auswendig lernen -, von Metrik, Poetik und Kristallografie meinen Lebensweg antreten musste- („Von Zwanzig bis Dreißig“, Kapitel „Mein Onkel August“). Immerhin ist diese gemischte, durchaus praktikable Bildung später dem Journalisten und auch dem Romancier Fontane zugutegekommen. Das Pensionat erwies sich bald als zu lieblos und vor allem zu teuer. Deshalb zog Theodor zu seinem Onkel August, der Burgstraße 18, gegenüber dem Stadtschloss, ein Malutensiliengeschäft betrieb und selber recht ordentlich malte und musizierte. Tante Pinchen hatte, wie es hieß, ihm zuliebe eine große Bühnenkarriere aufgegeben, aber den theatralischen Lebensstil beibehalten. „Da war alles auf Schein, Putz und Bummelei gestellt; medisieren und witzeln, einen Windbeutel oder einen Baiser essen, heute bei Josty und morgen bei Stehely, nichts tun und nachmittags nach Charlottenburg ins Türkische Zelt fahren - das war so Programm. Wo das Geld dazu herkam, erworben oder nicht erworben, war gleichgültig, wenn es nur da war. Dem Knaben gefiel diese legere Art, er „glaubte an die beste der Welten“, nur manchmal mahnte ihn das Gewissen zu „solider Pflichterfüllung, mein bestes Erbstück von der Mutter her“ (ebenda).“ Kurz vor Ende des vergangenen Jahres brachte die EDITION digital als Eigenproduktion „Humor an der Uni“ von Claus Göbel heraus – und zwar sowohl als gedrucktes Buch wie auch als E-Book: Ist Humor die edelste Form der menschlichen Selbstäußerung? Ist Humor vor allem Lustgewinn? Oder ist Humor gar die äußerste Form der Freiheit des Geistes, wie oft zu lesen ist? Wie immer diese Fragen beantwortet werden: Humor ist die beste Medizin für die menschliche Seele, macht die Menschen glücklicher, klüger und gesünder, ist aktive Lebenshilfe, beflügelt die berufliche Karriere, macht beliebt und ist auch ein Indiz für Intelligenz. Wer lacht, hat also mehr vom Leben. Und der deutsche Schriftsteller Carl-Ludwig Schleich schrieb sogar: „Ein Mensch ist so stark, wie er lustig sein kann!“ Während seiner langjährigen Tätigkeit als Hochschullehrer in Dresden hat der Autor immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Lachen die wissenschaftliche Kreativität befruchtet und einen erheblichen Bildungs- und Erziehungswert besitzt. Deshalb sollte auch in einer guten Lehrveranstaltung wenigstens einmal herzlich und befreiend gelacht werden. In den letzten Jahren hat sich der Humor mit all seinen Erscheinungsformen fast zu einer eigenen Wissenschaft entwickelt, in der sogar gelehrt und geforscht wird. Also: Wahrer Humor ist immer souverän! Das alles waren Gründe, weshalb Prof. Dr. Claus Göbel vor einigen Jahren begann, akademischen Humor aller Art zu sammeln und damit für die Nachwelt zu erhalten. Aus eigenem Erleben, aus studentischen Zeitungen und Festschriften sowie aus Beiträgen von Bekannten und Fachkollegen sammelte er Anekdoten, Glossen, Episoden, Sprüche, Versprecher, gewollte und ungewollte Zweideutigkeiten und einige ausgewählte Professorenwitze, welche er unter dem Begriff Humoritäten zusammengefasst hat. Claus Göbel hatte nach seinem Studium in Dresden und einer zweijährigen Tätigkeit als Bauleiter auf der Insel Rügen im Jahre 1964 eine wissenschaftliche Laufbahn begonnen. Er arbeitete fast 40 Jahre seines Lebens an Dresdner Hochschulen und veröffentlichte als Hochschulmann in dieser Zeit mehrere Fachbücher. Jetzt, im Ruhestand, widmete er sich vor allem autobiografischen Themen, woraus unter anderem auch dieses Buch entstand. Und sein Buch über den akademischen Humor hat einen heiteren, gleichwohl fast akademischen Beginn: „1 Was ist und was bewirkt Humor? Was eine Universität ist und tut, weiß fast jeder, und ein nicht geringer Teil der Leser hat dort irgendwann studiert oder gearbeitet. Aber was ist eigentlich Humor? Ist Humor vielleicht die edelste Form der menschlichen Selbstäußerung? Ist Humor nach FREUD vor allem Lustgewinn? Oder ist Humor gar die äußerste Form der Freiheit des Geistes?, wie oft zu lesen ist. Oder ist nach USTINOV Humor einfach nur eine komische Art, ernst zu sein? Wie immer diese Fragen beantwortet werden: Humor erzeugt Lachen über andere und über sich selbst und stellt damit eine wirksame „Entlastung“ von der Mühsal des Lebens dar. Humorvolle Menschen sind intelligenter, kreativer und attraktiver als Miesepeter, denn wie heißt es so schön: Nur wer sich selbst zum Besten halten kann, gehört auch zu den Besten! Schon ARISTOTELES hatte erkannt, dass das Lachen und der Mensch zusammengehören und der Mensch „das einzige Tier ist“, welches das Lachen entwickelt hat. Eine einheitliche Theorie des Humors ist bisher nicht bekannt. Deshalb findet man in der Literatur auch eine Vielzahl von Definitionen zum Humor. Am häufigsten ist folgende Definition anzutreffen: „Humor ist die Begabung eines Menschen, den Unzulänglichkeiten der Welt und der Menschen sowie den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen!“ – Diese Definition ist letztendlich nichts anderes als die Langform des bekannten deutschen Sprichworts „Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“ Insofern stoßen alle Menschen, denen es gelingt, dem Leben trotz aller Mühseligkeiten und Schwierigkeiten mit „heiterer Gelassenheit“ zu begegnen, eine Tür zum persönlichen Glück auf. Denn wie schrieb schon HUFELAND: „Heiterkeit und Zufriedenheit sind die Grundlagen allen Glücks, aller Gesundheit und eines langen Lebens!“ Die Formen akademischen Humors sind äußerst vielfältig. Herkömmliche Professorenwitze, die von den Hochschullehrern in ihren Vorlesungen immer wieder erzählt werden und den Studenten längst bekannt sind, stehen nicht im Mittelpunkt dieser Sammlung. Eine „höhere“ Form des akademischen Humors entsteht vielmehr aus ungewollter Situationskomik, aus Versprechern, Fehlern und markanten Sprüchen der Lehrkräfte sowie aus den Freuden und Leiden der Studenten. In unserer unruhigen Zeit, in der die Welt immer mehr aus den Fugen zu geraten scheint, ist Humor besonders wichtig. Er kann zwar das Weltgeschehen nicht beeinflussen, aber durch befreiendes Lachen die Menschen glücklicher, klüger und gesünder machen. Humor ist nach wie vor die beste Medizin für unsere Seele. Wahrer Humor ist ferner ein Indiz für Intelligenz, stärkt das Immunsystem, ist aktive Lebenshilfe, beflügelt die berufliche Karriere und macht beliebt. Mehr noch: Neue Forschungsergebnisse belegen sogar, dass Humor ein wesentliches Kriterium unserer Frauen bei der Auswahl ihrer männlichen Sexualpartner ist …“ Erstmals bereits 1979 war im Eulenspiegel Verlag Berlin der Roman „Unterm Hut in der Sonne oder Das neue Buch Nickel“ von Rainer Lindow erschienen: Auf der Erde ist der Mensch geworden, der Leuchtewitzer genauso wie der Sparkaner. Hat mit sich gekämpft das Leben lang, dass er besser werde, oder mit anderen. Er ist immer noch erschüttert, wenn die Erde wackelt und mit ihren Ozeanen schwappt, lacht und weint, wenn er glücklich ist, furzt auch mal, wenn er muss, oder verkneift es sich. Wahr ist: Zilla und Nickel werden Runzeln kriegen wie andere auch durch Kämpfe und bei Hochzeiten, vom Kindergeschrei und auf Lehranstalten, vom Lieben und durch Enthaltsamkeit, vom Fressen und vom Hungern, durch Krankheit, Gewalttaten, Lügen, Schlangestehen und Arbeitshast, wie die alte Mutter Erde selbst, auf der die beiden stehen, in wollnen Socken, unterm Hut in der Sonne, im elften Jahr nach Nickels Flucht aus dem letzten großen Krieg, weil er nicht mehr kämpfen wollte. Der Roman erschien 1980 erst zehn Jahre nach seiner Vollendung, nachdem Rainer Lindow mit anderen Autoren und Lektoren infolge der Biermann-Affäre den Aufbau-Verlag verlassen musste, in dem der Roman ursprünglich erscheinen sollte. Der Eulenspiegel Verlag konnte das Buch mehr als 55 000 Mal verkaufen. Bis 1989 erlebte es drei Auflagen … Das Buch von Rainer Lindow ist hübsch in 17 Abschnitte gegliedert, die schon am Anfang jeweils darauf einstimmen, was auf den geneigten Leser und die geneigte Leserin gleich zukommt. Beispiel gefällig? Bitteschön: „Der erste Abschnitt im Leben des Nickel ist seine Geburt, der erste Zahn, die Kindheit und die Jugend, besonders die Pubertät. Dinge, die es nicht lohnen, beschrieben zu werden, weil die Vorfahren mehr über ihn sagen können. Dies ist der Anfang des Buches Nickel, das mit den Vorfahren beginnt, weil jeder abstammt und ein Stamm sich nicht leugnen lässt. Die Geschichte ist bekannt, Nickel nicht. Aus all den Kriegen, die deutsche Fürsten machten, um Reiche zu haben, ist von Nickels Vorfahren nur überliefert, dass sie nie reich wurden, weil sie ziemlich eigensinnig waren. Sie blieben arm, wenn Kaiser und Päpste miteinander zankten und aus politischen Gründen barfuß liefen, und wurden auch in Stadtluft nicht frei, wie Jeremias, der Knecht, der im Suff einen Sohn Alomar zeugte, in die Stadt Bremen zog und dort als Dieb gehängt wurde. Und wenn die Nickels mal zu was gekommen waren, wie Konrad zu einem Pferd, ging auch das vor die Hunde, weil es verhungern musste, nachdem Konrad von seinem Herrn und Ritter am Wegrand erschlagen worden war, weil er die Abgaben lieber seinen Kindern ins Maul stopfte. So liebten sich die Nickels und pflanzten sich fort durch die Generationen; eine Maria ging heimlich ins Heu mit Martin, dem Priester, und empfing dort ihren Sohn Baldemund, was hiermit bekannt wird. Der schlug sich tapfer durch den Bauernkrieg und starb am Rad. In rascher Folge zeugten und starben die Nickels bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein, wo ein Ewald in sackfinsterer Nacht auf der Flucht vor den Schweden unter ein Weib geriet und ihr beischlief bis zum Westfälischen Frieden, an der Ruhr starb und vier Söhne hinterließ, von denen keiner mehr sagen kann, wie sie unterm Joch schwitzten, um ihre Scholle zu brechen. Durch den Spanischen Erbfolgekrieg geriet ein Juan in den Stamm, seine Mutter war eine katalonische Witwe. Juan war klar bei Verstand und schnell mit dem Messer, das er in jeden Wanst steckte, der Geld trug, und er starb jung an der Lues. Erst im sechsten Glied danach gelang es dem starken Bürger Clodwig, die heimtückische Krankheit aus der Familie zu schütteln. Das war, als sich das Kapital einen festen Platz erobert hatte und Bürger Clodwig bis auf seinen Sohn alles verlor. Heinrich, der Kaufmann, zeugte nun Frieda, die schwanger wurde von einem Franz, der Sozialist war und seinen Sohn Fritz zur höheren Schule schickte, auf dass er Bischof werde. Doch der Student wurde Anarchist und baute Bomben, die lediglich Löcher in die Reihen der Freunde rissen, bis er Maria aus Leuchtewitz im Steinbruch traf. Sie legten sich zueinander, zeugten Nickels ältesten Bruder Johannes und übernahmen die Kirche von Sparka. Fritz, der Pfarrer, zeugte noch einen zweiten Sohn Joachim, bevor er Nickel schuf, von dem im Weiteren die Rede ist. Als Maria, die Mutter, schwanger war mit ihrem dritten Kind, betete sie inbrünstig, dass es eine Juana werde. Sie wollte so gerne ein Mädchen haben, damit sich viele ihrer Geburt erfreuten. Aber sie gebar einen Sohn und gab ihn uns in der Hoffnung, dass nach den vergangenen Tiefen einmal über die Hochzeit eines Nickel geschrieben werde. In der Sparkaner Kirchenchronik wird nach längerer Wachstumsruhe noch die Geburt eines Mädchens aus dem Hause Nickel geführt: Marie-Louise. Nickels Schwester war sanft und verständig und machte den Eltern wenig Kummer, sodass jeder sie liebte. Sie erfuhr niemals, dass ihr ältester Bruder im Norden Afrikas bei Alexandria fiel, der andere in einem Dorf vor Murmansk erfror und Nickel in Lubischitz die Lust zum Kämpfen verlor und sich in die unkriegerischen Abschnitte seines Lebens aufmachte. Marie-Louise starb von einer Bombe, die nach ihrem Gebet um Frieden vom Himmel fiel. Jedes Teil hat sein Gegenteil, und wenn an einem Ende der Erde am Abend einer das Feuer löscht, wird am anderen eben eines entfacht, und ein Nickel muss sehen, wie er damit zurechtkommt. Sicherlich gäbe es noch einiges über die Vorfahren im Leben eines Nickel zu sagen, wenn nicht der zweite Abschnitt drängte, geschrieben zu werden.“ Und gelesen zu werden, möchte man hinzufügen – wie alle weiteren 15 auch … Erstmals 2005 brachte der Lions Verlag Mittweida „Der Zug der Blinden“ von Peter Löw heraus: Schäfer, der alkoholkranke Baubrigadier, macht sich auf eine Grenzerfahrung hin auf Sinnsuche. In den Konflikten der DDR-Endzeit dennoch suchtrückfällig geworden, fällt sein zerstörerischer Angriff auf die Werkausstellung Maler Janssens, in der er sich als sozialistischer Arbeiter-Sieger dargestellt findet, mit den „Wir-sind-das-Volk“-Rufen der sich erhebenden Massen zusammen. Von den Vorgängen betroffen alle Romanfiguren, die in widersprüchlichem Beziehungsgeflecht noch ansässig sind im großstädtischen Rekonstruktions-Wohngebiet Brühl. Ein Neues steht nur bevor: der Aufbruch in eine andere Welt. - Eine Fata Morgana des Überflusses lockt den Zug der Blinden in Janssens gleichnamigen Tafelbild an. Werden die Leute vom Brühl im Neuen auch mit Herzen und Seelen ankommen? Zunächst aber bekommt Maler Janssen ebenso überraschenden wie gutaussehenden Besuch: „1. Kapitel Wütend warf Janssen den Pinsel hin, er konnte nicht mehr. Um sich aufzuwärmen, trat er zum Kanonenofen. Kein Bauhandlanger, dachte er, hätte mit ihm getauscht. Und noch pfeifen würde auch er auf die Kunst, blieb es beim Jetzigen. Hoffnung setzte er auf den „Zauberer“. Das Opus in Öl, mit dem er immer noch rang. Mit dem vielleicht er hätte längst fertig sein können, sagte er sich, bei anderer Werkstatt. Es klopfte an die Tür. Draußen stand eine in Pelzjacke und Tschapka. Er wusste das Gesicht nicht einzuordnen; es war hübsch. Lächelnd kam sie ihm zu Hilfe: „Didoni“, nannte sie ihren Namen, „Didoni, Bezirkskunststelle.“ Er war im Bilde. Der Mitgliederversammlung des Künstlerverbandes hatte sie sich als die Neue vom Bezirk vorgestellt. - Er bat herein. Und fragte sich, was sie wohl wollte. Verbandsterrain sondieren - oder hatte Bernert, ihr Meister, sie auf den „Zauberer“ angesetzt: „Schau's dir an, Janssens neues, ideologisch verqueres Machwerk!“? Ihr Blick wanderte über die Wasserflecken an der Decke, über salpeterblühenden Putz. -Ja, so sieht's aus, kleine Beauftragte, dachte er, präg's dir gut ein. Sein Antrag auf anderen Raum war Legende, lief seit einem Jahrzehnt. Lief, so sehr auch er hier verwurzelt war. Verwurzelt in der Leihbücherei zum Goldborn. Wo sein Senior Bücher verliehen, er selbst sie geschwartet hatte. Sein Werden, es war mit dem Gemäuer verbunden; gleichwohl musste er raus. Raus aus Nässe und Kälte. Investitionen lohnten nicht: In ein, zwei Jahren kam komplexe Rekonstruktion. Würde er ohnedies, dann immer noch hier, hinausgesetzt werden. Lieber heute als morgen wäre er umgezogen. Ein Königreich für einen freien, beheizbaren Gewerberaum. Vergebens all sein Inserieren und Suchen. Wo nicht einstige Backstuben zu Wohnraum umgebaut werden sollten, drohte Einsturzgefahr. Janssen sieh, wo du bleibst - vielleicht bis Räumkommandos anklopfen. Er rieb sich die klammen Hände. Über seine Wattejacke hin ging der Blick der Didoni. Ja, so schaut's aus, kleine Beauftragte, dachte er. Er riss den Ofen auf, warf Briketts hinein - nützen, wusste er, würde es nichts. Ohnehin war ihm nicht nach langem Palaver. Sie standen vor dem Bild. Der Menschenzug war lang und gedrängt. Bewegte sich auf einen Hintergrund zu und in ihn hinein, der sich wirr zusammensetzte aus Merkmalen der Industrie- und Wohlstandsgesellschaft: aus Kraftwerksschloten und Destillierkolonen, aus Wolkenkratzern und Straßenkreuzern, aus Baukränen und Villenprunk und Bananen-Füllhörnern, aus Computern und pompös anmutenden Mammut-Maschinen. Eine visuelle Verheißung der Fülle. Eine des Blendwerks dabei, darin des Zuges Vordere, hineindrängend, zu vergehen schienen zu Schemen. Ein Blickfang die Steine, die Verwandlung durchmachten, zu Brotlaiben wurden. Vorn seitlich ihrer der Junge. Der Blondkopf, der sich gegen den An- und Hineindrang stemmte, ihn ins Stocken brachte. Sein Blick Durchschauen, Erkennen. Begreifen des Trugs, der ins Verderben, ins Nichts hineinzog. Im Halblicht der Zauberer, dem des Jungen wegen das luziferische Lächeln gefror. Ja, dachte Janssen, das war es. Erwachen von Mario. Das Ganze, ohne Mario wäre es zu statisch geblieben, auch kompositorisch. „Nun, findet es Gnade?“, wollte er wissen. Die Didoni erwiderte nach Sekunden: Nur interessant, könne sie sagen. Wenn das alles ist, dachte er. Bisschen wohlfeil für dich, Frau Bezirkskunststelle. Interessant, das Kinoplakat. „Ich mein auch den Bezug“, sagte sie. „Zur Literatur. Dostojewski, nicht wahr?“ Hintersinnig stellte er fest: Es gäbe noch Kenner. Von der Seite sah sie ihn an. „Kommen gleich nach den Sehern.“ Ihre Stimme warnte. Du zeigst ja Krallen, dachte er. Du wirkst eher warmblütig. - Er behielt für sich, dass er hoffte, das Bild werde seine Wirkung auch dann nicht verfehlen, wurden die Zitate nicht entschlüsselt. Er fand es sein bestes: Malerei, die allein schon mit Gestalten, Farben und Formen beeindrucken musste. Den meisten verborgen bleiben würde sein Geisteskern, die Essenz. Verborgen bleiben wie des Werkes Entstehungsgrund. Der hinabreichte zu Rudolf, seinem verstorbenen Vater. „Der Mensch erlegen der eigenen, der technischen Schöpfung“, hörte er ihn. „Ihr erlegen aus Gier nach dinglichem Reichtum - im Sog hin zur Wüste, zum Orkus.“ - Dass solche Bildbotschaft ankommen werde, Janssen bezweifelte es. Zu wenige Marios dazu, dachte er, in der Menge. Eine Art Spiegel würde das Opus gleichwohl allemal sein. Mehr, meinte Jansen, war nicht seines Berufs. „Übrigens, Ihr Chef ist anderer Meinung.“ Janssen lächelte. Bernert, er hatte das Bild als selbstherrlich charakterisiert. „Nicht nach meinem Geschmack“, hörte er ihn. „Die Gesellschaft sonst ausnahmslos korrumpiert - nur die Kunst scharfsichtig über den Dingen.“ Nicht immer ist sie's, hatte Janssen bei sich entgegnet. Du, Bernert, jedenfalls siehst zu kurz. Siehst Konsumdenken gegeißelt, nicht mehr. - Argumentiert hatte er damit, dass Kunst nun mal verallgemeinere. „Einseitig?!“, fragte daraufhin Bernert. Janssen sah: Auch dieser sein „Zauberer“ würde den Erfolg ihm nicht bringen. Und hatte Tage später den Einfall. Den Einfall, der Mario hieß. Mario, hatte er gesehen, die Zugabe für die einäugig Blinden.“´ Zum Superpreis von nur 99 Cents ist diesmal außerdem ein ganz neues Buch von Harry Schmidt im Angebot: eine Familiengeschichte und Geschichte-Geschichte der besonderen und der besonders gelungenen Art: Ganz frisch aus der Druckerei gekommen ist soeben der Roman „Eulenort. Aus dem unglaublichen Leben des Rudi Kleineich oder Glückssuche in einer harten Zeit“ von Harry Schmidt – ebenfalls eine Eigenproduktion der EDITION digital und ebenfalls sowohl als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book erschienen: Rudi Kleineich hat die Blutsucht und einen unbändigen Lebenswillen. Als der Verwalter des Gutes vor der Roten Armee geflohen ist, holt er sich aus dem Schloss ein vielbändiges Lexikon (Ausgabe 1886) und erfährt zum ersten Mal Näheres über seine Krankheit. Er muss nicht so früh sterben wie sein Onkel, bei dem er sich das Imkern abgeguckt hat. Er kann sogar alt werden – auch im „Ort der Eulen“, einem Gutsarbeiterdorf ohne Zeitungen und ohne Strom. Sein Vater – der Sturmpanzerfahrer im ersten großen Krieg – hat einen Traum, den er hartnäckig verfolgt. Er will freier Bauer werden. Das kann Rudi nicht. Doch er versteckt die zwei Schwestern einer Flüchtlingsfamilie vor den Schrecken der Besatzung. Eine heißt Christel. Und scheint ihm von Herzen dankbar zu sein. Hoffnung unter Schmerzen, Glückssuche in einer harten Zeit. - Dem Bluter Rudi Kleineich fehlen Bildung und Informationen; er hat nur seinen kritischen Verstand. Zu Beginn seines Romans zitiert Autor Harry Schmidt einen handlungsrelevanten Artikel aus eben jenem bereits erwähnten Lexikon von 1886, das also fast sechs Jahrzehnte vor dem Beginn der Handlung erschienen war, dem Haupthelden aber dennoch Mut und Lebenswillen machen kann: „April 45 – Zukunftsaussichten Bluterkrankheit (Blutsucht): eigentümliche Krankheitsanlage, welche darin besteht, dass auf die geringste Veranlassung ungewöhnlich lange und hartnäckige Blutungen eintreten, so dass sonst ganz unerhebliche und oberflächliche Verletzungen einen Blutverlust herbeiführen, der bis zur Lebensgefahr andauert und fast allen Mitteln trotzt. Ein kleiner Stich, das Ausziehen eines Zahns, namentlich gerissene Wunden, bluten unaufhaltsam, und Verletzungen am Kopf, an den Lippen, an den Fingerspitzen scheinen besonders gefährlich zu sein … Das Blut kann auch im Innern der Gewebe auftreten, so dass eine Menge durch alle Organe des Körpers verstreute Blutflecke erscheinen. In der Regel sind solche Blutaustretungen Folge leichter äußerer Einwirkungen, und es sind Fälle bekannt, wo ein längerer Druck eines Teils, z.B. des Gesäßes beim Sitzen, blaue Flecke hinterließ. In der Regel ist die B. angeboren und vererbt sich von Geschlecht zu Geschlecht, so dass oft ganze Familien daran leiden. Es sollen jedoch vorzugsweise die männlichen Glieder der Familien dazu disponiert sein. Im höheren Lebensalter verliert sich allmählich die Neigung zu derselben. Im allgemeinen besteht die Befürchtung, dass die mit der B. Behafteten kein hohes Alter erreichen; die meisten Bluter sterben schon als Kinder an Verblutung … Die Behandlung der Blutung richtet sich auf das Fernhalten aufregender Affekte, Vermeidung schwerer Getränke, Sorge für geregelte, leichte Diät; kühlende Mittel, wie Weinsteinsäure, Tamarinden und leicht abführende Salze, namentlich Glaubersalz und Bittersalz, wirken sehr wohltätig. (Meyers Konversations-Lexikon, Leipzig 1886) Jungimker Rudi – das einzige Kind des Leutevogts Emil Kleineich und seiner Frau Ida – nimmt ein Blatt vom Stapel vergilbter „Stürmer“-Zeitungen, faltet es, legt es als Lesezeichen zwischen die Seiten und schiebt den Band drei (von Blattkäfer bis Chimbote) behutsam zurück in die dritte Position des siebzehnbändigen Lexikons. Er streicht mit dem Zeigefinger andächtig über die Buchrücken, goldene Prägung, kostbar schimmernd im Dämmern des Bienenschuppens. Er wird sich ein langes Regal bauen müssen. Er kann sein Raubgut ja nicht jedes Mal wegräumen, wenn er an die Kästen will, auch wenn die meisten zurzeit leer stehen. Den Text, der von der Bluterkrankheit handelt, hat er bereits auf der Rückfahrt vom Schloss studiert. Dazu das Fahrrad mit hoch beladenem Anhänger aus dem Landweg geschoben, der neben den Schienen herläuft. Und die beiden Hunde vor den Büschen am Feldrand postiert. Versteckt hinter Weißdorn mit Blütenschimmer konnte er in Ruhe blättern und lesen. Es blieb jedoch bei dem einen Satz. Im höheren Lebensalter verliere sich die Neigung, schreiben sie. Nur, wann es anfangen soll, dieses höhere Alter, dazu äußern sie sich leider nicht. Mit vierzig Jahren vielleicht oder erst mit fünfzig? (Sein Vater ist achtundvierzig un noch gaut tauwech, wie man so sagt.) – Trotzdem, wenn gelehrte Leute im vergangenen Jahrhundert bereits versicherten, dass man nicht jung sterben muss, dass es eine Hoffnung gibt! Professoren der Medizin bestimmt und nicht solche Schmierfritzen wie die von dem Revolverblatt, das im Kasten hängt. Wo ja – seit Rudi lesen kann – so rumgegeifert, übertrieben und gelogen wird, dass es nicht auszuhalten ist: Die Juden sind unser Unglück, und Bolschewisten haben ein blutiges Messer im Maul. Dieser Fips mit seinen Teufelsfratzen – einfach primitiv! Und auch jetzt nehmen sie nichts zurück. Geben nicht zu, dass alles Lüge war. Dass sie EINGESCHISSEN haben mit ihren Parolen vom Durchhalten und vom Endsieg. Die Schweinebande stellt sich einfach tot. Ihre letzte Nummer kam Mitte Februar und hängt immer noch im „Stürmer“-Kasten. Rudi schüttelt sich, dass ihm gleich mehrere Strähnen ins Gesicht rutschen. Er hat die schwarzen, widerborstigen Haare seines Vaters geerbt. Und mit seinen 25 Jahren schon eine tiefe Furche zwischen den Brauen. Eine Kerbe, die nicht mehr weggeht. Wer immer strebend sich bemüht! – Ja, er wird sich noch mehr BEMÜHEN. Zäh wie Affenleder und hart wie Kruppstahl – aus eigenem Interesse schon. Daran soll´s bei ihm nicht scheitern, auch wenn sie ihn wie Dreck behandelt haben während der Musterung. Onkel Wilhelm war ´s nicht; ist nicht mal vierzig geworden, der arme Mensch. Lag mit Nierenbluten im Bett und wurde zusehends schwächer und verwirrter im Kopf. Ist hier im Haus elend verröchelt, während in den Linden die Käuze schrieen. Unlängst erst. Damals im Januar, als die Wehrmacht in heldenhaften Abwehrkämpfen an der Weichsel stand. Der Onkel war schlechtweg zu weich, zu DÜSIG, nicht beharrlich genug. War genau solch ein Schaf wie sein Alter, der ewige Gehilfe des Schäfermeisters in Wohsien. Wenn der wenigstens einen Krankenwagen besorgt hätte! Stattdessen stand er – garantiert wie´s schlechte Gewissen in Person – vor dem Weißen Haus und traute sich nicht rein. Weil´s ja verboten war, den Herrn Inspektor ungefragt zu behelligen. Ließ sich irgendwann von der Mamsell zurückschicken zu seinen Muttertieren, die gerade am Lammen waren. Wer weiß, wann Inspektor Krüger sich doch noch die Zeit nahm und beim Menschendoktor in Sülze anrief. Jedenfalls war es zu spät. Oma Ur kam kopflos in den Schafstall gerannt. „Uns Willem! Uns Willem antwuurt nich mihr!“ (Unser Wilhelm antwortet nicht mehr!) Rudi erfuhr es erst zwei Tage später. Er hatte zur gleichen Zeit in seiner Bodenkammer gelegen und geschrien vor Schmerzen. Neben sich einen Eimer mit Essigwasser und mehrere Lappen, über der Stuhllehne ein Handtuch. Schweißnass im Gesicht und am ganzen Oberkörper. Und das trotz der Frostluft, gegen die der eiserne Ofen nicht ankam mit seinem kleinen Feuerraum. Mutter Ida – von allen WEISSE genannt – stahl sich zu den Mahlzeiten die Treppe hoch und brachte ihm Tee und Leberwurststullen. „Ik kann em uk nich helpen“ (Ich kann ihm auch nicht helfen), rief sie jedes Mal nach unten in den kalten, nach Kuhstall dunstenden Flur. Obwohl dort keiner war, der sie hören konnte. Dass Rudi ebenfalls flachlag, war schon mehr als ein böser Zufall. Er brauchte all seine Kraft, sich zu wehren gegen den Feind, der sich im eigenen Oberschenkel eingegraben hatte. Der dort an den Nervensträngen zog, bis die Gedanken nur noch ein heißer Brei waren. Nachts vermischte sich der Schmerz mit dem Wechselruf der Eulen. Immer wieder ihr gedehntes, so unheilvoll klingendes „Huhuu“. Und als Antwort ein schartig scharfes „Kuwitt – komm mit!“. Beklemmend nahe, die Luft durchschneidend von einem Ende des Dorfes zum anderen. – Eine zusätzliche Quälerei und eine stundenlange Attacke gegen die Vernunft: Bestimmt das ganz normale Balz-Gehabe dieser Vögel! Aber derart früh, im Winter schon? Ende Januar, während der Russe an der Weichsel stand? Rudi musste an die vielen Gefallenen in ihren Schützengräben denken. Musste sich – sobald der Schmerz im Bein es zuließ – wieder und wieder sagen, dass der kleine Kauz den Tod nicht bringen, ihn allenfalls melden könne. Vielleicht hatte der dafür ja ein besonderes Organ, einen siebenten Sinn. Wusste man das so genau?“ Das eingangs des Textes über den „Eulenort“-Roman zitierte Meyers Konversations-Lexikon, Leipzig 1886 gibt es übrigens wirklich, und es befindet sich nach dem Wissen des Newsletter-Schreibers auch im Besitze des Autors. Und manchmal ist es tatsächlich nicht der schlechteste Zeitvertreib und Bildungsweg, sich mit derartiger Weltsicht von damals zu befassen und sie mit heutigen Vorstellungen zu vergleichen. Das schafft Vergnügen und befördert mitunter aber auch Demut – sowie manchmal auch Heiterkeit. Apropos Humor. Eine der schönsten Definitionen von Humor (an der Uni und in allen anderen Lebenslagen) stammt von dem Schriftsteller, Maler, Schauspieler und genialen „Kuttel Daddeldu“-Erfinder Joachim Ringelnatz, der übrigens just in dieser Woche 135 Jahre alt geworden wäre, und sie (die schöne Humor-Definition) lautet: „Humor ist der Knopf, der verhindert, daß uns der Kragen platzt.“ Gut gesagt, oder? Viel Spaß beim Lesen, lassen Sie sich den Kragen nicht platzen und bis demnächst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3911 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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korrektheiten · 7 years
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Am 17. Oktober 1727
LePenseur:"... (mithin heute vor 290 Jahren) gelangte die TRAUER-ODE auf das AblebenIhrer Majestät der Königin in Polenund Kurfürstin zu Sachsen,  FrauenChristianen  Eberhardinen auf Worte des Johann Christoph Gottsched, nachmaligem außerordentlichem Professor für Poetik und darnach ordentlichem Professor der Logik und Metaphysik an der Universität zu Leipzig, als Kantate in Musik gesetzet von Johann Sebastian Bach (BWV 198), Kantor zu St. Thomas, ebendort: Laß, Fürstin! laß noch einen StrahlAus Salems Stern-Gewölben schießen,Und sieh, wie viel hier Tränen fließen,Und sieh Dein hohes Ehrenmahl!Dein Sachsen, Dein bestürztes Meißen,Erstaunt bei Deiner Toten-Gruft;Das Auge tränt, die Zunge ruft:Mein Schmerz muß unaussprechlich heißen. Hier klagt August, der Prinz,das Land,Der Adel ächzt, der Bürger trauert,Wie hat Dich nicht das Volk bedauert,Sobald es Deinen Fall empfand?Verstummt! verstummt ihr holden Saiten!Kein Ton vermag der Länder Not,Um ihrer teuren Mutter Tod,O Schmerzens-Wort! recht anzudeuten. Der Glocken bebendes Getön,Soll der betrübten Seelen Schrecken,Durch ihr geschwung’nes Erz entdecken,Und uns durch Mark und Adern gehn.O könnte nur ihr banges Klingen,Davon das Ohr uns täglich gellt,Der ganzen Europäer-Welt,Ein Zeugnis unsers Jammers bringen! Wie starb die Heldin so vergnügt!Wie mutig hat Ihr Geist gerungen,Bis Sie des Todes Arm bezwungen,Noch eh er Ihre Brust besiegt.Ihr Leben ließ die Kunst zu sterbenIn unverrückter Übung sehn:Unmöglich konnt’ es dann geschehn,Sich vor dem Tode zu entfärben. Ach selig! wessen großer Geist,Sich über die Natur erhebet,Vor Gruft und Särgen nicht erbebet,Wenn ihn sein Schöpfer scheiden heißt.An Dir, Du Muster großer Frauen,An Dir, erhab’ne Königin,An Dir, Du Glaubens-Pflegerin,War dieser Großmut Bild zu schauen. Der Ewigkeit saphir’nes HausZieht Deiner heitern Augen Blicke,Von der verschmähten Welt zurücke,Und tilgt der Erden Denkbild aus.Dein heller Glanz, gleicht hundert Sonnen,Ein Licht das unsern Tag zur NachtUnd unsre Sonne finster macht,Hat Dein verklärtes Haupt gewonnen. Was Wunder ist’s? Du bist es wert,Du Fürbild aller Königinnen!Du mußtest allen Schmuck gewinnen,Der Deine Scheitel itzt verklärt.Nun stehst Du vor des Lammes Throne,Verschmähst des Purpurs EitelkeitVor Deiner Unschuld Perlen-Kleid,Und spottest der verlaß’nen Krone. So weit der volle Weichsel-Strand,Der Niester und die Warthe fließet,So weit sich Elb’ und Muld’ ergießet,Erhebt dich beides Stadt und Land.Dein Thorgau geht im Trauer-Kleide,Dein Pretzsch wird kraftlos, starr und matt;Denn da es Dich verloren hat,Verliert es seiner Augen Weide. Doch Königin! Du stirbest nicht,Man weiß was man an Dir besessen,Die Nachwelt wird Dich nicht vergessen,Bis dieser Weltbau einst zerbricht.Ihr Dichter, schreibt! wir wollen’s lesen:Sie ist der Tugend Eigentum,Der Untertanen Lust und Ruhm,Der Königinnen Preis gewesen. Soloists: Soprano: Ingrid Schmithüsen Alto: Charles Brett Tenor: Howard Crook Bass: Peter Kooy Performed by La Chapelle Royale under the direction of Philippe Herreweghe. Recorded by Harmonia Mundi France in 1988. Part I. 1. Laß, Fürstin, laß noch einen Strahl (Chorus) 2. Dein Sachsen, dein bestürztes Meißen (Recitative: S) 05:58 3. Verstummt, verstummt, ihr holden Saiten! (Aria: S) 07:08 4. Der Glocken bebendes Getön (Recitative: A) 11:00 5. Wie starb die Heldin so vergnügt! (Aria: A) 11:58 6. Ihr Leben ließ die Kunst zu sterben (Recitative: T) 19:21 7. An dir, du Fürbild großer Frauen (Chorus) 20:29 Part II. 8. Der Ewigkeit saphirnes Haus (Aria: T) 22:37 9. Was Wunder ists? Du bist es wert (Recitative: B) 26:43 10. Doch, Königin! du stirbest nicht (Chorus) 29:11 The Trauerode BWV 198 occupies a special place among Bach's secular cantatas. It is at once his only surviving secular music of mourning and the only extant cantata that he contributed to an official university ceremony. The work's genesis is unusually well documented. The Electress of Saxony Christiane Eberhardine had died suddenly on 5 September 1727 at the age of fifty-six. She was highly respected in Saxony for resisting the pressure of the court to embrace the Roman Catholic faith which her husband had adopted in 1697 in order to become eligible as king of Poland. Since that time she had lived in retirement in the castle of Pretzsch on the Elbe. The ceremony planned by Leipzig University for 17 October was thus a political event of the first order. It would appear that the president of the Leipzig Deutsche Gesellschaft, Johann Christoph Gottsched, was the prime mover behind the event; but he clearly did not want to adopt too prominent a position with respect to the Saxon court, and therefore entrusted an aristocratic student from his circle, Hans Carl von Kirchbach, with the preparations for the ceremony, while he himself contributed the text for a large-scale mourning ode. Kirchbach commissioned a setting of Gottsched's poem from Bach, as the highest-ranking musician in the city, thereby passing over the figure who by rights should have received it, the university's music director Johann Gottlieb Görner. Once the project became known, Görner immediately lodged a protest with the university authorities, demanding that the commission be withdrawn from Bach and given to him instead. Although he had the university on his side, Görner was finally defeated by the obstinacy of Kirchbach - who threatened to call the whole event off - and had to be content with a compensatory payment. In the meantime, Bach had already pressed ahead with his setting of Gottsched's ode. The end of the autograph score is dated 15 October, which means that the ten-movement work was finished just two days before the performance. The (now lost) parts must therefore have been copied out in the greatest of haste. The ceremony began at nine o'clock in the morning with a solemn procession of the town council and university professors from the Nikolaikirche to the Paulinerkirche, where Kirchbach pronounced his eulogy in memory of the Electress, framed by Bach's music. Since the ceremony took place during the Leipzig Michaelmas Fair, it was attended, as a contemporary account tells us, by 'many personalities, princes, and other persons of high rank, Saxon and foreign ministers, chevaliers from the court and elsewhere, along with numerous ladies'. After the guests had taken their seats in the church, the university beadles distributed the printed text of the music, the first part of which commenced immediately. The Leipzig chronicler Ernst Christoph Sicul reports that Bach had composed his music 'in the Italian style, with Clave di Cembalo, which Mr. Bach himself played, organ, viola da gamba, lutes, violins, recorders, transverse flutes, &c.'. Bach was well aware of the significance of this solemn occasion, for he provided it with music of matchless splendor. In order to realize his musical conception of a grandiose funeral cantata after the Italian model, he began by modifying the regular organization of Gottsched's poem - the stanzas were split up and regrouped to enable them to be set as choruses, recitatives, and arias. The scoring of the work, too, is exceptionally delicate. The standard orchestra of transverse flutes, oboes d'amore and strings was expanded to include two violas da gamba and two lutes, which give the work its distinctive sound, at once somber and silvery. (Peter Wollny) http://dlvr.it/Pw7cHw "
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kunstplaza · 7 years
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Heribert Prantl (* 30. Juli 1953 in Nittenau, Oberpfalz, Bayern) ist ein deutscher Jurist, Journalist und Autor. Er leitet seit Januar 2018 das Meinungsressort bei der Süddeutschen Zeitung in München und ist seit Januar 2011 Mitglied der Chefredaktion.
Prantl ist Dozent an den Journalistenschulen in Hamburg und München, Mitglied des Ethikrates der Hamburger Akademie für Publizistik und Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Seit 2002 ist er Lehrbeauftragter an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Bielefeld, 2010 wurde er dort zum Honorarprofessor ernannt. 
Im Sommersemester 2011 nahm er die Theodor-Herzl-Dozentur für Poetik im Journalismus an der Universität Wien wahr. Seit 2004 engagiert sich Prantl als Stiftungsbeirat bei der Stiftung Pro Justitia, die die Rechtstatsachenforschung fördert. Prantl ist Mitglied des Rotary Clubs München-Nymphenburg. Er sitzt im Senat der von Helmut Schmidt und Kurt Biedenkopf gegründeten Deutschen Nationalstiftung. Seit 2010 ist er Mitglied des Beirats der European Law Students’ Association Deutschland e. V.
Prantl studierte von 1974 bis 1979 Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie an den Universitäten München, Tübingen und zuletzt in Regensburg. 1979 legte er dort sein erstes und 1981 sein zweites juristisches Staatsexamen ab. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Zivilrecht, Familienrecht und Deutsche Rechtsgeschichte an der Universität Regensburg und wurde 1982 bei Dieter Schwab mit der Dissertation Die journalistische Information zwischen Ausschlußrecht und Gemeinfreiheit. Eine Studie zum sogenannten Nachrichtenschutz, zum mittelbaren Schutz der journalistischen Information durch § 1 UWG und zum Exklusivvertrag über journalistische Informationen zum Dr. jur. (magna cum laude) promoviert. Seine Arbeit erhielt einen Wissenschaftspreis der Universität Regensburg und des Hauses Thurn und Taxis.
Prantl absolvierte neben seinem juristischen Studium 1975 eine studienbegleitende Journalistenausbildung als Stipendiat des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses der katholischen Kirche und absolvierte Volontariate bei den Zeitungen Stuttgarter Nachrichten und Der neue Tag sowie beim Bayerischen und italienischen Rundfunk.
Nach dem Referendariat arbeitete er zunächst als Rechtsanwalt, von 1981 bis 1987 war er als Richter an bayerischen Amts- und Landgerichten sowie als Staatsanwalttätig. Darüber hinaus war er Pressesprecher des Landgerichts Regensburg.
Heribert Prantl lebt in München. Seine langjährige Lebensgefährtin ist die Journalistin Franziska Augstein, die Tochter des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein. Er hat zwei Kinder aus einer früheren Ehe.
Auszeichnungen:
1983: Wissenschaftspreis der Universität Regensburg und des Hauses Thurn und Taxis für die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
1989: Franz-Karl-Maier-Preis der Pressestiftung Der Tagesspiegel in Berlin für „hervorragende und parteiunabhängige Kommentierung“
1992: Pressepreis des Deutschen Anwaltvereins für sein „Plädoyer für die Stärkung des Grundgesetzes“
1994: Geschwister-Scholl-Preis für sein Buch „Deutschland, leicht entflammbar“
1996: Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik
1999: Siebenpfeiffer-Preis für Freiheit und demokratische Rechte
2001: Theodor-Wolff-Preis in der Kategorie „Essay“ für den Beitrag „Lob der Provinz“, Süddeutsche Zeitung am 1./2. April 2000
2004: Rhetorikpreis für die „Rede des Jahres 2004“, verliehen von der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
2006: Erich-Fromm-Preis, gemeinsam mit Hans Leyendecker[24]
2006: Arnold-Freymuth-Preis „für Verdienste um den demokratischen und sozialen Rechtsstaat“
2007: Roman-Herzog-Medienpreis des Konvents für Deutschland für seine Analysen und Kommentare zum Föderalismus
2008: Goldener Prometheus für politischen Journalismus verliehen vom Medienmagazin V.i.S.d.P.
2008: puk-Preis für Kulturjournalismus, verliehen vom Deutschen Kulturrat
2008: Ketteler-Preis der KAB-Stiftung 'Zukunft der Arbeit und der sozialen Sicherung' (ZASS)
2009: Medaille für Verdienste um die Bayerische Justiz
2010: Cicero-Rednerpreis
2011: Wilhelm-Hoegner-Preis der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag
2012: Brüder-Grimm-Preis der Philipps-Universität Marburg
2013: Publizistikpreis der Landeshauptstadt München
2015: Hildegard Hamm-Brücher Preis für Demokratie[25]
2015: Bayerische Verfassungsmedaille in Silber
2016: Ehrendoktor des Fachbereichs Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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