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Sonderwonderbeitrag, heute: Urlaubsplanung für Historiker
Da die Urlaubszeit bald wieder losgeht, hier ein paar kleine Hinweise für den Homo historicus. Denn den perfekten Urlaubsort für Historiker zu finden, ist gar nicht so einfach!
1. Ans Meer fahren.
Viel zu gefährlich! Man denke nur an die zahlreichen Berichte über Seeungeheuer und Erzählungen aus dem Mittelalter. Das ist ein zu großes Risiko, am Ende wird man noch gefressen oder geht unter, weil man nicht schwimmen kann. Und dann sind da ja noch die Piraten! Blackbeard, Störtebeker und Co. verhindern, dass man seinen Segeltörn entspannt genießen kann. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, ist da noch der Wind! Man stelle sich vor, wie sich Kolumbus einst gefühlt haben muss. Nein, der Homo historicus braucht keine ihm unbekannten Gegenden für die Menschheit entdecken fahren.
2. Zum Wandern in die Berge gehen.
Wer sind wir denn? Alexander der Große? Wir haben leider keine Elefanten dabei und wollen auch keine neuen Länder erobern (obwohl, so schlecht wäre das wohl nicht…). Außerdem muss man da rauf und auch wieder runter kommen. Runter würde ja gehen, aber da der Homo historicus ein von Natur aus unsportliches Wesen ist, bedeuten Anstiege ein unüberwindbares Hindernis.
3. Campen.
Das Konzept des Campings ist dem Homo historicus nicht fremd. Tage-, wochen- oder gar monatelang campiert er im Archiv (siehe A wie Archiv), um seiner neuesten Theorie auf den Grund zu gehen. Aber in der freien Natur? Grrrrrr! Dort gibt es Sonnenlicht, das das Papier der kostbaren Quellen ausbleichen würde und die Gefahren einer Welt fernab der Zivilisation. Sonnencreme hinterlässt grausame Fettschimmer auf Pergament. Mückenspray hält zwar Mitmenschen fern, die kleinen Vampire lassen sich den seltenen Happen Historicus trotzdem schmecken. Als lichtscheues Wesen ist es dem Homo historicus zuwider, mehr Zeit als nötig in der Sonne zu verbringen. Ein Leben fernab der Zivilisation, die seine Bemühungen um Wissensvermittlung nicht zu schätzen weiß, ist jedoch nicht ganz so verkehrt.
4. Cluburlaub, am besten im Ausland.
Klingt erstmal nach der Hölle. Fremde Nicht-Historiker, fremde Umgebung (weder die heimische Behausung noch das Archiv) und womöglich kein Zugang zu irgendeiner Form von lesbarem Objekt. Andererseits – viel Potenzial zur Bekehrung und Wissensvermittlung (ob die anderen Gäste nun wollen oder nicht). Außerdem kann der Homo historicus hier bei der Besichtigung landestypischer Sehenswürdigkeiten seinen Horizont erweitern (natürlich würde er dies niemals zugeben), als Altertumshistoriker versuchen mit Latein und Altgriechisch lebende Bewohner Italiens und Griechenlands um einen Kaffee zu bitten und zu Hause vor anderen Vertretern seiner Art damit prahlen. Kontakte zu anderen, urlaubenden Homo historicii nicht ausgeschlossen.
5. Einfach zu Hause bleiben?
Das scheint die beste Option. Da weiß der Homo historicus, dass alles an seinem Platze ist, das nächste Archiv ist gleich um die Ecke und dort warten nur Quellen auf ihre Entdeckung. Andererseits scheint es manchmal auch ratsam, seinen Horizont durch einen Ortswechsel zu erweitern. Das ist auf den ersten Blick vielleicht etwas, das man dem Homo historicus nicht zutrauen würde, aber er ist durchaus lernfähig und auch lernwillig.
Fazit: Der Homo historicus kann in den Urlaub fahren, muss aber nicht. Wenn er sich denn für längere Zeit aus seiner Behausung traut, dann müssen viele Faktoren stimmen - Wetter, Archivverfügbarkeit, Anzahl der zu belehrenden Personen, Wissensdurst. Aber wenn er sich in die Welt hinaustraut, dann ist auch der Homo historicus in der Lage, seinen Urlaub zu genießen.
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Geflügeltes Wort: “Jemandem aufs Dach steigen”
Nein, Menschen, die meinen, jemandem aufs Dach steigen zu müssen, leben dort nicht unbedingt ihre tierische Seite aus. Sicherlich hätte es durchaus seinen Charme, wenn der Nachbarn ähnlich wie des Bauern Gockelhahn munter auf einem Dach umherstolziert. Dass man ihm dabei ein gutes Gleichgewicht wünscht, versteht sich von selbst. Denn solch eine Show wäre doch bekanntlich um weiten besser als das, was man oftmals als Blockbuster im Kino präsentiert bekommt.
Ganz so amüsant hält es sich mit unserem Pseudo-Gockel nicht. Denn, wenn man jemandem aufs Dach steigt, meint man für gewöhnlich sich heftig beschweren zu müssen, jemandem die Meinung zu sagen oder gar jemanden unter ziemlichen Druck zu setzen. Der versinnbildlichte Klettermaxe wäre somit leider einiger Federn beraubt. Doch wo kommt dieser Ausspruch eigentlich her, „jemandem aufs Dach steigen“?
Rein versinnbildlicht könnte man meinen, es käme aus dem Handwerk. Als Dachdecker muss man ja auch so einige Kletterpartien hinter sich bringen. Ganz abwegig ist dieser Gedanke nicht, mit Dächern hat es im Kern wirklich zu tun.
Im Mittelalter, wo die Welt noch ziemlich dunkel war, gab es in Städten bereits die ersten Hipster, die sich eine eigene Behausung leisten konnten. Dort regierte ihre eigene Rechtsprechung. So ähnlich eben, wie manch Eltern heute auch noch behaupten, die heimische Diktatur für sich beanspruchen zu können, solange man die Füße unter deren Tisch stelle. Wie dem auch sei, ließ sich der Hauseigentümer im Mittelalter etwas zu Schulden kommen, konnte er sich vor der Justiz in seinem Haus verstecken. Da niemand ohne Erlaubnis einen Fuß in sein Eigentum setzen durfte, konnte ihn auch keiner seiner gerechten Strafe zuführen. My home, my castle. Aber das Recht der eigenen Justizverwaltung im Häuschen galt eben nur solange, wie sich ein Dach auf besagtem Versteck befand. Und so kletterten bei berechtigtem Verdacht so manch Zimmerleute behände auf das Dach des Übeltäters, um dort die Ziegeln zu entfernen. Der Himmel wurde in das Haus gelassen und nun war es an Gott zu richten. Okay, dann eben an seinen irdischen Vertretern. Einer musste den Job ja machen. Da das Dach abgedeckt war, verlor der Hausherr alle Rechte über seinen Grund und konnte festgenommen werden. Man konnte ihn so nicht nur dingfest machen, sondern auch seine Meinung sagen. So wie wir es heute auch noch tun, wenn wir jemandem aufs sprichwörtliche Dach steigen.
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