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#Mont Beuvray
taunuswolf · 1 year
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Burgund – Zu schön, um achtlos durchzufahren
Große Wälder, alte Städte und viel Kultur - Eine Zeitreise in Frankreichs grünes Herz
Lange, viel zu lange war Burgund nichts weiter als ein Durchfahrtsland, um möglichst schnell in den begehrten Süden Frankreichs zu kommen: In die Cevennen, die Provence, an die Cote Azur oder noch weiter ins Roussillon. Die meisten Kilometer auf eintönigen Autobahnen oder schnurgeraden Schnellstraßen. Dass Rheinland-Pfalz stets die Werbetrommel für ihre Partner-Region gerührt hat, hat mich kaum überzeugen können, dort mal einen Urlaub zu verbringen. Nach den schlechten Erfahrungen, die ich im Malu-Dreyer-Land gemacht habe, hat mich das aufgebauschte Partnerschaftsgesäusel eher abgeschreckt.
Nun, die Zeiten haben sich geändert; und auch ich habe mich geändert. Dieses Jahr war es in Südfrankreich über 45 Grad heiß. Ich kippe schon bei 35 Grad buchstäblich aus den Latschen. Früher konnte ich – oftmals mit sehr unkomfortablen Autos (zum Beispiel ohne Klimaanlage) – mehr als 1000 Kilometer am Tag zurücklegen. Heute bin ich nach 670 Kilometern – auch nach Fahrerwechsel – froh, wenn ich am Ziel bin. Da es anderen Leuten um die 70 ähnlich geht, bin ich in guter Gesellschaft.
Bei vielen Rückfahrten aus Südfrankreich, die, um Maut zu sparen viele Kilometer über Landstraßen durch das Gebiet um Besancon führten, habe ich mir hin und wieder gedacht: Eigentlich ist es hier auch ganz schön. Warum nicht mal in Burgund oder Franche-Comte Urlaub machen? Und dann gibt es da noch jenes geheimnisvolle Mittelgebirge mit seinen alten keltischen Städten, das alten Zentrums Frankreichs. Den MORVAN. Ein Gebirge voller Geschichten und Legenden. Allen voran die Belagerung der keltischen Städte Alesia und Bibracte, Hauptstadt der Haeduer, die im lateinischen Klassiker „Bellum Gallicum“ von Cäsar ausführlich beschrieben werden. Alesia wurde erstürmt, ihr Führer und Nationalheld Vercingetorix fand ein trauriges Ende. Bibracte ergab sich, wurde verschont und bildete fortan die Keimzelle der „Galloromanischen Kultur“, die nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches angereichert mit fränkischen und Burgundischen Einflüssen zu dem wurde, was wir heute als „christliches Abendland“ bezeichnen. Bald schon siedelten Römische Händler zwischen den Gehöften der keltischen Adligen. Aus dem Oppidum wurde eine römische Stadt. Irgendwann zogen die Bewohner gemeinsam ins nahe Arroux-Tal und bauten die Stadt Autun auf. Seitdem ist der markante Berg ein Eldorado für Schatzgräber und Archäologen.
Dies alles ist im Keltenmuseum am Fuße des Mont Beuvray nebst spektakulären Fundstücken bestens dokumentiert. Ebenso wie die Geschichte der keltischen Kultur, die sich auch über weite Teile von Deutschland, England, Österreich, Norditalien, Tschechien, Spanien und den Balkan erstreckt. Natürlich steckt im Keltenmuseum von Bribacte unverkennbar eine Menge chauvinistischer links intellektueller Politik: Frankreich als Zentrum Europas und das Oppidum so etwas wie eine heimliche untergegangene Hauptstadt? Zumindest waren die Haeduer der mächtigste gallische Stamm, und die Gallier schon rein flächenmäßig das wichtigste keltische Volk. Dass ausgerechnet der französische Präsident Mitterand persönlich den Grundstein für den bombastischen Betonbau legte und riesige Summen locker machte ist sicherlich kein Zufall. Mitterand war von 1959 bis 1981, bis zu seiner Präsidentschaft, Bürgermeister in der nahegelegenen Kleinstadt Chateau Chinon (2000 Einwohner). Dass er zeitgleich Abgeordneter war und auch andere wichtige Ämter in Paris innehatte wirft manche Fragen auf. Das Museum als persönliches Denkmal, Dank an die burgundischen Wähler und Bekenntnis zum Europa unter französischer (gallischer) Leitkultur?
Unter diesem Aspekt bekommt auch Mitterands vehemente Ablehnung der Deutschen Wiedervereinigung einen neuen Sinn, der nach genauerem Hinsehen gar nicht so neu ist. Der Osten Deutschlands hat nie zur keltischen Welt gezählt. Für Victor Hugo hörte das zivilisierte, also keltisch-romanisch-fränkische Deutschland bereits am Rhein auf. Die alte Bundesrepublik war daher in den Augen vieler Franzosen - egal welches poltisches Lager - , (unter anderem De Gaulle), nichts weiter als ein französischer Satellitenstaat. Eine Art gallische Randzone. Dass die Kelten sich ursprünglich von Deutschland und Österreich aus über Frankreich verteilt haben, wird im Museum kaum deutlich oder nur wage angedeutet.           
Unabhängig von geschichtlichen Interpretationen ist eine Reise zum Berg Beuvray und zum umliegenden Morvan ein besonderes Erlebnis. Der Blick auf das benachbarte Uchon-Massiv und das südlich Beginnende Zentralmassiv ist einmalig. Rund um den Morvan erstreckt sich eine Landschaft, wie man sie aus dem Film „Herr der Ringe“ oder aus Asterix-Büchern kennt. Eine Auenlandschaft mit Eichen und Maronenwäldern. Dazwischen von Hecken und Hainen umgebene stattliche Einzelgehöfte, darunter etliche Schlösser. Natürlich dürfen wie im Asterix-Comic die „Idefixe“ nicht fehlen. Früher jagten die wehrhaften und meist freilaufenden Hunde laut Cartoon die unbeholfenen Römer. Heute sind es Touristen. Ironie off. Tatsächlich lief so ein Idefix in Schäferhund-Größe auf einer schmalen steilen Straße im Uchon-Massiv uns direkt vors Auto und sprang über zig Meter immer wieder wütend und laut bellend an der Seitenscheibe hoch. Ich will mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir in diesem Streckenabschnitt bereits auf unseren Fahrrädern gesessen hätten…  
Unsere Ferienwohnung unterhalb des Mont Beuvray in 450 Meter Höhe war ein Traum. Von einer großen Loggia und Terrasse aus hatte man einen weiten Blick ins umliegende Land und die Berge. Der Himmel Kondensstreifen frei. So gut wie keine Flugzeuge, und wenn, winzig klein. Nachts ein Sternhimmel mit kompletter Milchstraße, wie ich ihn in Deutschland noch nirgendwo gesehen habe. Kein Lichtsmog wie im Rhein-Maingebiet. Die nächste echte Großstadt Lyon mehr als 150 Kilometer entfernt. Dijon (190 000 Einwohner) mehr als 70 Kilometer und noch dazu hinter Bergen versteckt. In einer solchen Gegend braucht man im Schlafzimmer keine Rollläden. Es ist stockdunkel. Und dazu rufen die Käuze.
Dass man in einer solch einsamen Gegend keinesfalls abgehängt ist und anders als in Italien eine super Infrastruktur hat, ist ein weiteres Plus. Im nahen Dorf mit gerade mal 370 Einwohnern gibt es einen gut eingerichteten Lebensmittelladen, eine Apotheke, eine Tankstelle, einen Bäcker, einige Lokale, ein Hotel, einen Friseur und sogar eine Schule. Natürlich hatte auch unsere Wirtin einen freilaufenden Idefix, einen anhänglichen verschmusten Hund mit langen Schlappohren. Sie bat uns, natürlich auf französisch – zu unserem eigenen Wohl – das Tier weder zu streicheln noch zu füttern, da wir sonst keine Ruhe mehr vor ihm haben. 
Wer nicht nur in den ausgedehnten Wäldern wandern will, sondern die Kultur und Sehenswürdigkeiten der Umgebung erkunden will, der kommt schon im 20 Kilometer entfernten Autun auf seine kosten. Ein römischer Tempel, zwei römische Stadttore, ein komplett erhaltenes Amphitheater und ein Mausoleum, lassen das Herz des Zeitreisenden höherschlagen. Hinzu kommt die gewaltige romanische weithin sichtbare Kathedrale, die zu den Highlights Burgundischer Architektur zählt.
Auch im nahegelegenen Beaune, der alten in einem Weinbaugebiet gelegenen Residenzstadt – ein Magnet für britische Touristen – gibt es viel zu sehen. Allen voran die Notre Dame und das Hotel-Dieu, ein ehemaliges Krankenhaus aus dem 15. Jahrhundert. Ähnliches erwartet den Besucher im weiter südlich gelegenen Chalon sur Saone. Die Altstadt mit ihrer romanisch gotischen Kathedrale erstreckt sich sogar auf eine Insel im Strom.
Die Saone ist nach Aufnahme des Doubs fast so breit wie der Rhein und dient bereits als Großschifffahrtsstraße. Man fragt sich, warum sie in Lyon, nach Einfluss der Rhone, die bis dorthin nicht einmal schiffbar ist, ihren Namen abgeben muss. Normalerweise gilt bei Zusammenflüssen etwa gleichgroßer Flüsse rechts vor links, zumal die Saone sogar die Richtung vorgibt. Seis drum, eine Radtour auf einem gut ausgebauten Weg entlang dieses wunderschönen Stromes ist ein Erlebnis. Wir haben die Tour in Tournus beendet. Auch hier entdeckt der Zeitreisende eine Highlight romanischer Baukunst: Die mehr als tausendjährige Kirche Saint Philibert, der älteste erhaltene romanische Großbau Frankreichs.
Für die einst größte Kirche der Welt, die Klosterkirche in Cluny, hat die Zeit nicht mehr gereicht. Aber auch die Motivation. Der fast 190 Meter lange und 33 Meter hohe Bau fiel um 1800 größtenteils der Spitzhacke zum Opfer. Muss man einen Ort der Barbarei, Geldgier, Kulturverachtung und Dummheit unbedingt besuchen? Die Antwort lautet: Nein.
Das übrige Fazit: Burgund ist eine Reise wert. Mit seinen Mittelgebirgen, Tälern, Hügeln, Fluss und Kanalläufen, ein ideales Land für Fahrradtouren. Allerdings könnte es in diesem Punkt mehr aus sich machen. Bei der Ausschilderung von Radwegen, gerade im Morvan aber auch im vorgelagerten Hügelland ist noch sehr viel Luft nach oben. Da hilft nur eine gute Karte. Und dann sind da noch die freilaufenden Idefixe, die ihr Terrain nicht selten auf die Zufahrts- und Verbindungswegen zwischen den Einzelgehöften und Chateaus ausdehnen und als wahre Cerberusse sogar die Durchgangsstraßen bewachen.                               
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postcard-from-the-past · 10 months
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Bulliot Ermitage on the Mont Beuvray, Morvan region of France
French vintage postcard
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Le mont Beuvray, qui culmine à 821 mètres, fait partie du massif du Morvan, en Bourgogne-Franche-Comté, il abritait à son sommet la ville-oppidum de Bibracte, capitale économique, religieuse et politique des Éduens, peuple gaulois allié de  Rome. Bibracte tirait sa fortune de sa position élevée qui en faisait un symbole de pouvoir, de sa situation géographique au cœur des voies de communication trans-européennes et des ressources minières de son sous-sol. En 52 av. J.-C., Vercingétorix y fut proclamé chef des Gaules coalisées, et César, après sa victoire d'Alésia, y passa l'hiver à rédiger les Commentaires sur la Guerre des Gaules.
Jacques Lacarrière a écrit : « Si l’on veut essayer de retrouver quelque chose des Gaulois, j’entends quelque chose que le paysage porte encore, même après tant de siècles, c’est à Bibracte qu’il faut aller, sur ce Mont Beuvray dominant les plateaux du Morvan ».
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fs-vacances · 7 years
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Gite rural + Musée de l'Outil Ancien : Halte sympathique sur le chemin de Saint Jacques de Compostelle
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double-scie · 7 years
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©double-scie
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fleurdusoir · 2 years
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Soldats gaulois près de la Roche Salvée au Mont Beuvray, Jules Didier (1831-1914).
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gunnr-lp · 4 years
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Chef gaulois près de la Roche Salvée au Mont Beuvray /  Gallic chief near Roche Salvée at Mont Beuvray [1896]
Artist: Jules Didier
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paganmuzak95 · 4 years
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Chef gaulois près de la Roche Salvée au Mont Beuvray /  Gallic chef near Roche Salvée at Mont Beuvray [1896]
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depequinot · 3 years
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Le mont Beuvray, cité gauloise puis romaine.
“ Le soir à l’orée des grands chênes, les âmes de Vercingétorix et de César, hantent les fortifs de la cité gauloise”
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fisherken · 4 years
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Paysages du Morvan
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Paysages du Morvan by Maxime Margueritte Via Flickr: Mont Beuvrais
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"La Capitale Gauloise Disparue" documentaire de Vincent Basso Bondini (2020) sur les fouilles menées par Sophie Krausz - Maître de Conférence à l'Université Bordeaux Montaigne - autour de la plus grande ville fortifiée gauloise "Bibracte" en Bourgogne au coeur du Morvan sur le Mont Beuvray (IIème siècle avant J.-C.), janvier 2021.
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Bibracte et le Mont Beuvray
Ce site remarquable est situé sur les communes de Saint-Léger-sous-Beuvray (Saône-et-Loire), de Glux-en-Glenne et de Larochemillay (Nièvre), et dans le Morvan au sommet du mont Beuvray (communément appelé le Beuvray dans la région).
Bibracte était la capitale du peuple celte des Éduens, développée surtout au Ier siècle av. J.-C.
Dans son Histoire de la Gaule, l'historien Camille Jullian écrit ces quelques lignes sur les Éduens : « Bibracte, j'en suis sûr, fut le point de départ et le plus sûr garant de leur puissance. Autour de Bibracte circulaient de très bonnes routes, unissant les trois plus grands bassins de France ».
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virovac · 4 years
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I really need to develop that idea of a vouivre adopting a human child one day, raising her with the help of the advice of the animals of the forest
In its most simple definition, a Vouivre is a female dragon. Vouivres vary wildly in appearance, but are always female and associated with fire and water. The classic vouivre, as observed in Faverges, Fleury-la-Tour, Mont-Beuvray, Rosemont, Solutré, and Thouleurs, is an immense winged serpent covered with fire. Instead of eyes, a vouivre has a single large diamond or ruby in its head that guides it through the air. She removes it when bathing, leaving it blind and vulnerable to theft. Possession of a vouivre’s eye-stone would bring riches and happiness to anyone who stole it. The immense vouivre of Boëge guards treasure and wears a priceless golden necklace. In La Baume she is 4 meters long and covered in gems and pearls. She sometimes leaves gems behind where she lands. The Lucinges vouivre is a glowing red viper that whistles eerily in flight. The Gemeaux vouivre, which appeared between 2 and 3 in the afternoon, was hooded like a cobra.
Feel I can get a cute fluffy vibe similar to Winnie the Pooh out of it.
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double-scie · 7 years
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©double-scie
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Drei Gründe, warum die Domaine de Montchenis der richtige Ort für einen Bildungsurlaub ist
3 Gründe, warum die Domaine de Montchenis der richtige Ort für einen Bildungsurlaub ist, findest du hier.
Die 62 Hektar große Domaine de Montchenis liegt am Fuße des Mont Beuvray, eingebettet in die liebliche Hügellandschaft des Parc naturel du Morvan.Die landestypische Ferme, im frühen 19. Jahrhundert erbaut, besteht aus dem Haupthaus, zwei Ferienhäusern und zwei Scheunen. Idyllische Winkel, kleine Teiche und der Bade- und Angelsee auf der weitläufigen Domaine bieten vielfältige Möglichkeiten zum…
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robphoto71 · 4 years
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carte IGN (site géoportail):au sud du mont Beuvray= les collines du Morvan, la vallée de la Roche et le mont Touleur. Avec les forêts et les prés , il y a un beau paysage.
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