#Handyverhalten
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Mai 2019
Netflix als Produktivitätstool
Die Tochter lernt für eine Mathearbeit. Neben dem Hefter liegt ihr Handy, und darauf läuft via Netflix eine Folge Friends. Pädagogische Reflexe setzen ein. Serien schauen beim Lernen, das ginge gar nicht, weise ich sie zurecht. Multitasking sei eine Illusion, das sei vielfach wissenschaftlich erwiesen. Schweigen. Irgendwo schlägt unhörbar eine Tür zu.
Ich rechne es ihr hoch an, dass sie mir später dennoch erklärt, weshalb Friends zum Mathelernen dazugehört. Erstens schaut sie die Folge nicht aufmerksam an – sie hat sie schon mehrfach gesehen und kennt sie in- und auswendig. Die Serie ist also eher wie eine vertraute Hintergrundmusik. (Die Vokabel “Comfort Binge” lerne ich erst einige Tage später.)
Zweitens: Solange Netflix läuft, sind sämtliche Benachrichtigungen deaktiviert. Das lässt sich auch anders bewerkstelligen, wie ich gleich einwerfe, was zum dritten und wichtigsten Punkt führt: Das Handy ist in Greifweite und eingeschaltet und hat zu tun, was die Versuchung reduziert, es zur Hand zu nehmen und damit zu prokrastinieren. Es stummgeschaltet irgendwo liegen zu lassen, so verstehe ich es, wäre viel schwerer, ein kräftezehrender, ständiger Kampf, den sie nicht ausfechten muss, wenn das Gerät da ist und streamt.
Netflix als Anti-Prokrastinationshilfe also. Eine TV-Serie als die geringste ereichbare Signaldichte im medialen Rauschen. Ist das nun ein Grund zur Zuversicht oder zum Händeringen? Die Mathearbeit hat sie noch nicht zurück.
(Hanne Nüte)
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27. April 2018
Mein Handygebrauch ist höflich, aber nicht höflich genug
Ich gehe mit einem Coworkingspace-Mitbewohner spazieren. Pokémon fange ich dabei nur mit dem unauffälligen Fanggerät Go Plus, denn das funktioniert endlich wieder, und ich bin erst vor wenigen Wochen von Jan Kalbitzer beim Spazierengehen dafür kritisiert worden, dass ich im Gespräch aufs Handy schaue. Da ich mit Jan vorher schon mehrmals pokémonfangend und redend unterwegs war, hatte ich das nicht für weiter erklärungs- oder entschuldigungsbedürftig gehalten, aber es irritierte ihn, und seitdem versuche ich in Gesellschaft nur das Go Plus zu verwenden.
Gelegentlich aber muss man eben doch aufs Handy sehen. “Ich schaue nicht gelangweilt aufs Handy, ich mache nur Pokémon-Dinge, aber dabei muss ich mich nicht konzentrieren, ich höre dir zu", sage ich. "Das ist schon so was wie ein Zwang, oder?”, sagt der Mitbewohner.
Ich ärgere mich ein bisschen, weil ich diesem Reflex zu oft begegne. Alles, was man unter Zuhilfenahme von Geräten macht, die älter als zehn oder zwanzig Jahre sind, darf ein Hobby sein und ist wahrscheinlich sogar gesund. Alles Neuere gilt erst mal als Zwang. Oder bin ich wirklich unhöflich? Aber wenn ich mich stattdessen für Vögel oder Wolkenformationen interessieren würde, gälte es doch auch nicht als Zwang, dass ich sie parallel zum Gespräch wahrnehme? Der Blick aufs Handy ist sozial so problematisch, dass gar nicht schnell genug noch mehr Linderungsgeräte wie das Go Plus, die Apple Watch und die angekündigten unauffälligeren AR-Brillen erfunden werden können.
(Kathrin Passig)
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