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traumdraht · 1 year
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Kleiderbügel - Hochzeit
Unsere handgefertigten Draht-Kleiderbügel sind nicht nur für die Braut, sondern auch für Brauteltern, Bräutigameltern, Trauzeugen und Brautjungfern erhältlich! Jeder Kleiderbügel ist einzigartig, kunstvoll aus Draht geformt und mit einem personalisierten Schriftzug versehen. Schenke deinen Liebsten eine besondere Erinnerung an diesen besonderen Tag und lasse sie sich mit Eleganz und Stil auf die Hochzeit vorbereiten. Jedes Detail zählt - individualisiere die Kleiderbügel nach deinen Wünschen und mache sie zu einem liebevollen Geschenk für deine Unterstützer.
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dramafanforever · 4 years
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Feind in der Fremde
Kapitel 25
Kapitel 1
Von Sonnenfinsternissen und Sonnenaufgängen
London, 23. Juli 2003
Mein Neffe, du wirst überrascht sein, von mir zu hören, nachdem ich in all den Jahren keinen Kontakt zu dir aufgenommen und auch die Briefe deiner Mutter aus Azkaban ignoriert habe. Ich ahnte, sie wollte dich mir anvertrauen, und ich sah mich außerstande, ihrem Wunsch nachzukommen, zu groß war meine Trauer und Verbitterung über die Verluste, die ich erlitten habe. Wie du weißt, steht Harry mir nahe, und so habe ich mitbekommen, wie du seine Freundschaft und dann seine Liebe gewonnen hast. Ich gebe zu, eure Beziehung hat keine Begeisterung in mir ausgelöst. Ich war fast erleichtert, als er erzählte, dass du nach New York gehen wirst. Erst einige Wochen später erfuhr ich, wie ernst eure Verbindung gewesen ist. Harry berichtete mir, von der Harmonie eurer Magie und dass du den Gedanken an eine Seelenverwandtschaft ablehnst. Du möchtest der Magie nicht mehr den Stellenwert geben, den sie für den Dunklen Lord, die Todesser und damit auch deine Eltern und dir gehabt hat. Magie soll nicht etwas sein, dass dich über die Muggel erhebt und auch nichts, das deinen Lebensweg bestimmt. Mich hat Harrys Erzählung sehr beschäftigt. Ich möchte dich für deine Einstellung loben. Vielleicht hat sich Harry doch nicht in dir getäuscht und du hast dich tatsächlich von den Idealen deines Vaters entfernt. Manchmal vergesse ich, dass auch ich einst das Lied der Blacks gesungen und mich nur durch die Liebe zu meinem muggelstämmigen Mann davon emanzipiert habe. Nie jedoch, habe ich die Magie in Frage gestellt und welches Geschenk sie darstellt. In Andenken an deine Mutter, meine Schwester, die die Magie liebte und die ich geliebt habe, möchte ich dich daran erinnern, was das Wesen der Magie ist. Sie ist eine Gabe, die sowohl befreit als auch bindet. Sie abzulehnen oder einzelne Aspekte von ihr zurückzuweisen ist keine Tugend und auch keine Frage der Rebellion. Du kannst dadurch keine Widergutmachung erlangen. Du verleugnest nur, wer du wirklich bist – ein Zauberer. Magie erhebt uns nicht über andere. Sie macht uns nicht besser, genauso wenig wie eine Hochbegabung, sportliche Exzellenz oder technischer Fortschritt uns zu besseren Menschen macht. Allein, was wir mit diesen Gaben anstellen, entscheidet, wie gut man ist. Magie bedarf Verantwortung. Aber nicht nur das kann eine Bürde sein. Magie reizt zum Missbrauch, verwandelt uns in Kreaturen, setzt uns Flüchen, Tierwesen und anderen Gefahren der magischen Welt aus. Sie kann uns von denen trennen, die wir lieben, und bindet uns an Prophezeiungen und andere Menschen. Wir können sie nicht ablegen, nicht vor ihr davonlaufen. Nimm die Ganzheit deiner Magie an und lebe mit ihr im Einklang, Draco. Sie ist ein Erbe der Malfoys und Blacks, das du bedenkenlos annehmen kannst. Glaube an sie und tue Gutes mit ihr. Das wird es sein, was dich über andere erhebt, egal ob Zauberer oder Muggel. Bedenke, auch deine Mutter war mit deinem Vater verbunden, wie ich mit meinem geliebten Ted oder Sirius mit Remus Lupin. Bindungen können Schmerzen bringen, aber gebunden zu sein, ist ein Glück das mit keinem anderen vergleichbar ist. Wirf es nicht weg. Ich würde mich freuen, wenn du bei deinem nächsten Besuch in London bei mir vorbeischauen würdest. Deine Tante Andromeda PS: Harry weiß nicht, dass ich dir geschrieben habe. Es liegt mir fern, mich in seine Beziehungen einzumischen. ***
Pünktlich um halb 12 traf Harry bei Ron und Hermine ein. Die Wohnung vibrierte vor Aufregung. Hermines Vater Andrew drückte Harry sogleich ein Glas Sekt in die Hand und Hermines Brautjungfern, Ginny, Mary, Luna und Hermines Cousine Charlotte ergingen sich in anzüglichen Komplimenten über Harrys Aussehen. Er trug einen dunkelblauen Dreiteiler, dessen Farbe zu dem Kleid der Trauzeugin passte. Jasmine war mit Molly und Arthur bereits im Holmhurt Manor, um die Dekorationen aufzubauen und die Arbeit der Hotelangestellten zu kontrollieren. Hermines Mutter Sandra kam gerade aus dem Schlafzimmer, wo sie Hermine angeblich frisiert hatte. In Wahrheit hatte Hermine lange recherchiert, um Zauber zu finden, die ihre krausen Haare in einen eleganten Dutt legten. Als sie nun ebenfalls in den Flur trat, konnte Harry feststellen, dass sie sehr erfolgreich gewesen war. Auch ihr cremefarbenes, bodenlanges Kleid sah wunderschön aus. Aus Erzählungen wusste Harry, dass es sich um ein Model im Empirestil handelte. Hermine hatte es ausgewählt, damit ihr Babybauch nicht unangenehm eingeschnürt wurde. Ron trat zu seiner Frau, umarmte sie von hinten und drückte einen Kuss auf ihren Hals. Harry beneidete die beiden sehr und freute sich gleichzeitig sehr für sie. Trotz des ganzen Trubels war ein Teil seines Bewusstseins von Draco reserviert. Zum ersten Mal seit Monaten bereitete der Gedanke keinen Schmerz, sondern Freude. Dass er Draco am Vorabend getroffen hatte, behielt er für sich wie ein kleines, liebevoll gehütetes Geheimnis. Bevor Harry mit den Brautjungfern in Marys Auto stieg, kontrollierte er noch einmal die Taschen seiner Anzugjacke, in denen der Zettel mit seiner Rede und – noch wichtiger – die Trauringe steckten. Zwar hatte er sie mit einem Zauber vor dem Herausfallen geschützt, aber allein der Gedanke, sie verlieren zu können, machte ihn nervös. Die Fahrt zum Herrenhaus dauerte 40 Minuten. Ron und Hermine würden zusammen mit Hermines Eltern nachkommen. Holmhurst Manor war ein altes Gut mit einem Haupthaus und mehreren Nebengebäuden, darunter eine entweihte Kapelle, in der die Hochzeit stattfinden würde. Der Anblick der prächtigen Sandsteinfassade und des breiten kiesbelegten Vorhofes mit dem englischen Rasen und den gerade geschnittenen Büschen war für Harry jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis. Als Erstes bezogen sie ihre Hotelzimmer, dann gesellte sich Harry zu Jasmine und Molly. Sie begrüßten die ankommenden Gäste, zeigten ihnen, wo die Geschenke abgestellt werden konnten, beantwortete Fragen zum Programm und nahmen den Standesbeamten in Empfang. Die ganze Zeit hielt Harry nach Draco Ausschau, der von Dean und Marc mitgenommen würde, konnte ihn aber nirgends ausfindig machen. Kurz vor der Trauung um 14 Uhr nahmen die Gäste ihre Plätze in der Kapelle ein, während der Standesbeamte seine Unterlagen am Altar sortierte und eine gewichtige Miene aufsetzte. Harry und Jasmine gingen zu den für sie reservierten Plätzen vorne in der ersten Reihe. Noch immer waren Dean, Marc und Draco nicht aufgetaucht. Harry schob es auf Deans übliche Trödelei und ihm tat Draco leid, der es hasste, zu spät zu kommen. Die Spannung stieg. Als sich die Tür zur Kapelle einen Spaltbreit öffnete, entschlüpften Fleur, die den Einzug des Brautpaares mit einem französischen Choral begleiten wollte, die ersten Töne. Sie verstummte schnell, als sie sah, dass es sich nur um die drei verspäteten Männer handelte, die versuchten, unauffällig in die Kapelle zu schleichen. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Ein Lachen ging durch die Reihen der Gäste. Dracos Kopf leuchtete rot vor Scham. Harry hörte, wie an verschiedenen Plätzen sein Name gemurmelt wurde. Dann ging die Tür noch einmal auf. Rons roter Schopf schaute hinein, offenbar um zu kontrollieren, ob die Männer einen Platz gefunden hatten. Als er sah, dass ihn alle anstarrten, hob er die Hand zu einem verlegenen Gruß und zog sich schnell wieder zurück. Harry war zu nervös zum Lachen, aber viele Gäste kicherten. Ein drittes Mal ging die Tür auf, dieses Mal mit solcher Wucht, dass einige erschrocken zusammenzuckten. Das Brautpaar trat ein und Fleurs glockenhelle Stimme erklang. Für Harrys Geschmack war das Lied viel zu melancholisch, aber Molly hatte es als „erhebend“ befunden und sich durchgesetzt – wie immer. Hermines Eltern hatten sich aus allem herausgehalten. Sie fanden, dass es nicht die Aufgabe der Brauteltern war, die Hochzeit zu planen. Die ganze Hochzeit war wirklich sehr klassisch. Seine eigene Hochzeit würde Harry viel lockerer gestalten, ohne das ganze Brimborium. Anderseits verstand er den Wunsch nach etwas Zeremoniellen, das dem Ereignis Gewicht verlieh. Draco würde sicher auch etwas sehr Tragendes bevorzugen. Das wäre dann auch kein Problem für Harry… Der Standesbeamte erhob die Stimme. Nach der Trauung und den Glückwünschen gab es einen Sektempfang auf der Terrasse des Herrenhauses. Harry sah von seinem Platz neben dem Brautpaar, wie Draco von seinen Freunden fröhlich begrüßt und gedrückt wurde. Er bemerkte auch, wie ihm immer wieder prüfende Blicke zugeworfen wurden, so als ob die anderen unsicher waren, wie er auf Draco Erscheinen reagieren würde. Tatsächlich war Harry froh, Draco schon am Vorabend getroffen zu haben. Andernfalls wäre er jetzt nicht so unbefangen geblieben. Erst recht nicht, da Draco in seinem dunkelblauen Anzug einfach umwerfend aussah. Interessanter Weise schien Teddy Gefallen an Draco entwickelt zu haben, denn er hatte seinen Haaren die Farbe von Dracos hellblonden Strähnen gegeben und imitierte auch Dracos Haarschnitt. Zum Glück hatte Andromeda einen komplizierten Illusionszauber auf Teddy gelegt, damit den Muggel-Gästen Teddys Zauberei nicht auffiel. Harry wäre gerne zu Draco hinübergegangen, aber der war ständig mit irgendjemanden im Gespräch und für Harry selbst stand nun der Fototermin mit dem Hochzeitspaar an. Der Nachmittag verging wie im Fluge. Harry bekam keine Gelegenheit, mit Draco zu sprechen. Sie tauschten Blicke aus, lächelten sich an, aber jedes Mal, wenn Harry sich zu ihm setzen wollte oder wenn Draco auf Harry zuging, kam irgendetwas oder irgendwer dazwischen. Für einen längeren Zeitraum schien Draco sogar mit Andromeda in ein Gespräch vertieft zu sein. Er wirkte wie ein kleiner Junge, hielt den Kopf gesenkt und lauschte respektvoll den Worten seiner Tante. Harry hatte das Gefühl, ihn beschützen zu müssen, als er es sah, schließlich hatte Andromeda noch nie ein gutes Wort an Draco ausgelassen. Bevor er zu den beiden gehen konnte, wurde er jedoch von Jason angesprochen, den Ron für die Musik engagiert hatte. Harry fühlte sich auf die Silvesterfeier im Beans von vor zwei Jahren zurückversetzt. Auch da war er nicht dazu gekommen, den Abend mit Draco zu verbringen. Als er endlich Zeit gefunden hatte, war es zu spät gewesen. Draco und John hatten… Harry wollte lieber gar nicht daran denken. Es blieb die Angst, dass das heute wieder geschehen würde. Draco war in sexueller Hinsicht immer ein sehr aktiver Mensch gewesen. Außerdem hatte er sich Harry früher bewusst vom Leib gehalten, indem er mit anderen Männer rummachte. War ihm Harry gestern zu sehr auf die Pelle gerückt und würde sich das heute rächen? In einer Beziehung schien Draco nicht zu sein, jedenfalls hatte er nichts dergleichen durchblicken lassen. Vor dem Abendessen zog sich Harry in den Garten zurück, um sich noch einmal seine Rede durchzulesen, die er gleich halten würde. Mit einem Baum als Publikum probierte er verschiedene Betonungen aus. Er bemerkte Draco erst, als er neben ihn trat. „Die erste Version war besser. Nicht so pathetisch.“ Harry verzog das Gesicht und las den Abschnitt noch einmal vor. Kaum da er geendet hatte, meinte er: „Ich hasse es, Reden halten zu müssen. Auch ein Grund, warum ich nie zu den Veranstaltungen des Ministeriums gehe.“ „Das war aber schon sehr gut. Deine Stimme hat einen sehr angenehmen Klang, und wenn du nicht weiterweißt, kannst du ja auch deinen berühmten Hawaiianischen-Tanz aufführen. Hula Hoop, oder wie der hieß.“ „Hula hula.“ „Genau der. Die Gäste würden sich freuen.“ „Der ist aber erst für Mitternacht geplant, und ich zähle natürlich auf deine Unterstützung. Schließlich habe ich dir ausführlich demonstriert, wie der geht.“ „Zeig es mir doch noch mal“, foppte Draco. „Nur, wenn du mitmachst.“ Harry steckte den Zettel mit seiner Rede in die Tasche und begann, die Hüften zu kreisen und die Arme zu schlängeln. „Jetzt du!“ Draco lachte. Dann bewegte auch er seinen Körper. Es sah furchtbar steif aus. Harry legte ihm die Hände auf die Taille und drückte ihn sanft in die verschiedenen Richtungen. „So! Nein! Geschmeidig. Kreisen, nicht so ruckartig!“ Sie alberten etwas rum, aber Harry war sich Dracos Hüften zwischen seinen Händen wohl bewusst. Er blickte hoch. Dracos Gesicht hatte jeden Schalk verloren. In seinen Augen schien sich der Mond zu spiegeln, dabei war die Sonne noch nicht ganz untergegangen. Harry schluckte. Da erklang Jasmines Stimme: „Harry, wo bist du? Das Essen wird gleich serviert.“ Draco trat schnell zurück. „Bist du sofort mit deiner Rede dran?“ „Nein, nach der Vorspeise.“ „Dann viel Glück!“ Er verschwand in Richtung Haus. Harry folgte ihm langsam. Sein Herz schlug hart gegen seinen Brustkorb. Die Rede wurde ein voller Erfolg, wenn man es als Erfolg betrachtete, dass die Braut zu weinen begann und der Bräutigam ebenfalls feuchte Augen bekam. Es gab aber auch einige Lacher und wenn Harrys Blick ebenso oft zu Draco wanderte wie zum Brautpaar, dann bemerkte er es selber nicht. Die anderen schon. Nach dem Dessert kam der Hochzeitstanz. Ron machte eine überraschend elegante Figur. Er strahlte Hermine mit so viel Liebe an, dass Harry ganz warm ums Herz wurde. Erneut schaute er zu Draco, der wie alle anderen Gäste an der Tanzfläche stand, um dem Paar zuzusehen. Teddy zupfte gerade an seinem Hosenbein, um ihm seinen neuen Spielzeugdrachen zu zeigen. Draco kniete sich hin, um mit seinem Großneffen zu reden. Ginny legte Harry einen Arm um die Schultern. Anscheinend hatte sein Gesicht genau gezeigt, was er empfand. „Ach Harry“, versuchte sie ihn zu trösten. „Ich will ihn so sehr, Ginny. Warum kann ich ihn nicht haben?“ Ginny schüttelte nur mit einer Mischung aus Bedauern und Ratlosigkeit den Kopf. Sie beobachten beide, wie Andromeda zu Draco und Teddy trat. „Oh Merlin“, murmelte Ginny. „Glaubst du, das gibt Ärger?“ Harry konnte nicht antworten, denn nun wurde er von Jasmine auf die Tanzfläche gezogen und musste sich auf seine Schritte konzentrieren. Zum Glück stellte er sich nicht mehr so ungeschickt an wie zu Schulzeiten. Bevor er es sich versah hatten ihn Hermine, Molly, Dean und schließlich Mary abgeschlagen. Jeder einzelne fragte ihn, wie er damit zurechtkam, Draco wiederzusehen. „Gut, klar. Wir haben uns gestern Abend getroffen und ausgesprochen“, gab Harry widerwillig zu. Dass sie sich ausgesprochen hatten, war eine Lüge, wie Harry sehr wohl bewusst war. Draco und er hatten zwar über viel Persönliches gesprochen, aber kein Wort über ihre Beziehung verloren.
***
Nachdem der offizielle Teil des Abends vorbei war, ging die Party richtig los. Jason schaffte es wie üblich, für gute Stimmung zu sorgen. Die Männer lösten ihre Krawatten, die ein oder andere Frau wechselte zu bequemeren Schuhen. Grüppchen versammelten sich an der Bar, strömten auf die Tanzfläche. Die älteren Gäste zogen sich auf die Terrasse zurück, wo die Musik nicht so laut war. Befreit von aller Verantwortung strebte Harry auf den Stehtisch zu, an dem Draco stand und ihm schon entgegenlächelte. Wie selbstverständlich gaben ihm die anderen den Platz an Dracos Seite frei. Genauso selbstverständlich fielen Draco und Harry zurück in ihre alte Vertrautheit. Der Alkohol floss reichlich, die Stimmung war ausgelassen. Das Brautpaar stand im Zentrum der Aufmerksamkeit, aber Harrys Fokus wurde immer wieder von Draco gefangen genommen. Wenn er zu nah bei ihm stand, so lag das nur an dem Gedränge vor der Theke. Wenn Dracos Handrücken den seinen berührte, so nur, weil der Zufall es so wollte. Manchmal verhakten sich ihre Blicke und alles andere trat in den Hintergrund. Wenn Harry für diesen Moment dem Gespräch nicht mehr folgen konnte, lag das allein am Alkohol, der das Denken zunehmend schwerer machte. So verschwammen die Grenzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit im Dunst der Trunkenheit und unter dem Druck von fünfeinhalb Monaten Sehnsucht. Irgendwo gab es da auch die Befürchtung, Draco könne sich einen anderen für den Abend suchen, wenn Harry nicht präsent blieb. Daher ignorierte er die skeptischen Blicke seiner Freunde und Nevilles geflüsterte Warnung: „Weißt du, was du da tust, Harry?“ Auch Hermine zog ihn zur Seite und sagte mit eindringlichem Ton: „Er fliegt Montag wieder zurück, Harry. Willst du, dass alles von vorne beginnt?“ Aber was sollte von vorne beginnen? Es hatte ja nie aufgehört. So verklangen die Worte zu Schall und Rauch. In feuchtfröhliche Ekstase versetzt war da nur das Bedürfnis, den Abend in vollen Zügen zu genießen. Draco war hier, beim ihm, inmitten von Harrys besten Freunden und seiner Wahlfamilie. Sie hatten Spaß, allen ging es gut. Ein Feiertag für Ron und Hermine – und für Harry auch. Gegen zwei waren sie wieder auf der Tanzfläche und verließen diese nur, um ein weiteres Glas Bier zu leeren oder zusammen mit den anderen noch einen Kurzen hinunterzukippen. Beim Tanzen konnte sich Harry der Illusion hingeben, dass es wie früher war, wie im Duckie, wo sie verschwitzt und atemlos umeinandergekreist waren. Nur der Abstand zwischen ihren Körpern verriet, dass sich alles geändert hatte. Aber da war Dracos Lächeln, die strahlenden Augen, die geraden Linien seines weißen Hemdes und der blauen Hose und alles, was sich darunter verbarg. All das, wovon Harry viel zu oft geträumt hatte, und das ihn morgens unbefriedigt und mit einem Gefühl der Leere aufwachen ließ. Harry fiel es immer schwerer zu verbergen, wie sehr er Draco wollte, und er glaubte, sein eigenes Begehren in Dracos alkoholvernebelten Blick gespiegelt zu sehen. Als gegen halb vier die meisten Gäste fort waren und die Tanzfläche zunehmend verwaiste legte Jason alte Pop- und Rockballaden auf, vermutlich, um den Abend mit melancholischen Erinnerungen an die guten alten Zeiten ausklingen zu lassen. Es waren Rausschmeißer-Songs, aber Harry und Draco schwankten noch immer über die Tanzfläche und versuchten, die Muggel-Lieder mitzusingen. „Never cared for what they say”, krakelte Draco und spielte das Luftgitarrensolo von James Hetfield so übertrieben, dass Harry sich vor Lachen bog, während er weiter den Drummer gab. „Nothing else matters” brummte er so tief wie möglich. Dann kam Bonnie Tylers „Total Eclypse of The Heart“. Harry hatte es seit Jahren nicht mehr gehört, aber der Text drang in seine Erinnerung, als ob er ihn als Kind auswendig gelernt hätte. Schwankend stand er inmitten der Tanzfläche, die Augen auf ein imaginäres Publikum gerichtet. “(Turn around) Every now and then I get a little bit lonely And you're never coming 'round” (Turn around) Every now and then I get a little bit tired Of listening to the sound of my tears Dean prostete ihm zu. Harry war verwirrt. Er drehte sich um. Wo war Draco? Ach da. Warum sang er denn nicht mit? (Turn around, bright eyes) Every now and then I fall apart (Turn around, bright eyes) Every now and then I fall apart Harry sang ein wenig lauter, sein Blick auf Draco geheftet. Er fühlte sich komisch, so bewegt von dem Lied. And I need you now tonight And I need you more than ever And if you only hold me tight We'll be holding on forever Harrys verlor den Rhythmus. Wie ging der Text doch noch? Als er wieder ansetzte, war seine Stimme so rau wie die von Bonnie Tyler. Er schmetterte sie Draco entgegen. I don't know what to do and I'm always in the dark We're living in a powder keg and giving off sparks Harry riss die Arme hoch. Funken flogen aus seinen Händen. Ups. Irgendjemand applaudierte. I really need you tonight Forever's gonna start tonight Forever's gonna start tonight Draco stand erstarrt vor ihm. Er wirkte ein wenig erschrocken. Harry musste lachen. Merlin, er war wirklich betrunken. Dennoch sang er weiter, wie unter Zwang. Er hatte Draco noch so viel zu sagen. Die Melodie wurde auf einmal schwermütig. Once upon a time I was falling in love But now I'm only falling apart Da war so ein Kloß in Harrys Hals. Seine Stimme drohte zu brechen. Außerdem schmerzte seine Brust. Dracos Augen, Dracos Augen… There's nothing I can do A total eclipse of the heart Harry kicherte freudlos und stand hilflos auf der Tanzfläche. Draco griff nach seiner Hand und zog ihn sanft zu sich. Harrys Zuhause. Er legte seine Stirn an Dracos Schläfe. Langsam wiegten sie zur Musik. Den Rest des Textes hauchte Harry an Dracos Wange, am Rand von Dracos Mund. Once upon a time there was light in my life But now there's only love in the dark Nothing I can say A total eclipse of the heart Dann berührten sich ihre Lippen.
***
Verschwommen dachte Harry, sein Kuss hätte hart sein sollen, wie eine Bestrafung für all das Leid, das Draco ihm zugefügt hatte. Aber er war betrunken und traurig und das war Draco, den er liebte. So saugte er nur zärtlich an Dracos Unterlippe. Draco schmeckte süß wie kostbarer Nektar, und Harrys Körper wurde warm und selig und ein bisschen schwindelig war ihm auch. Die Musik, die anderen Gäste, der kommende Morgen, nichts davon spielte eine Rolle. Aber … Oh! … Draco nahm Harrys Gesicht in beide Hände, öffnete den Mund und drang mit der Zunge in seinem Mund ein, heiß und fordernd. Harry reagierte instinktiv. Innerhalb weniger Sekunde loderte die Wärme in seinem Körper zu einem Feuer auf. Verlangend erwiderte er Dracos Kuss. Eng drängte er sich an ihn und glitt mit den Händen unter Dracos Hemd. Hätte Draco ihn nicht von der Tanzfläche gezogen, Harry wäre an Ort und Stelle sehr unanständig geworden. Er erinnerte sich nur entfernt daran, dass sie sich nicht im Duckie, sondern auf einer Hochzeitsfeier befanden. Auf den Weg aus dem Saal hinaus, griff Draco noch schnell nach ihren Anzugjacken, dann taumelten sie die Treppe zum Obergeschoss hoch. Sich küssend und umarmend bewegten sie sich in Richtung von Dracos Zimmer. Jedenfalls vermutete das Harry, denn er nahm kaum etwas anderes wahr als Dracos Lippen, seine Hände und seinen Körper. Es dauerte lange, bis Draco seinen Zimmerschlüssel aus der Tasche gefummelt und aufgeschlossen hatte. Zweimal fiel ihm der Schlüssel aus der Hand, was damit zu tun haben könnte, dass Harry sich von hinten an ihn drückte und seine rechte Hand vorne in Dracos Hose verschwinden ließ. Es half auch nicht gerade, dass Draco sich erst bückte und beim zweiten Mal hinkniete, um den Schlüssel wieder aufzuheben. Dracos festes Hinterteil an seiner Leistengegend war sehr verlockend. Das Gleiche galt für Dracos Kopf in Höhe von Harrys Körpermitte. Harry hatte den Verdacht, dass Draco es absichtlich machte. Kaum ging die Tür auf, fielen sie auch schon aufs Bett. Harry kniete über Draco und konnte ihn gar nicht schnell genug von seiner Kleidung befreien. Gierig umschloss er Dracos kleine, rosafarbene Nippel mit dem Mund und versuchte, sich gleichzeitig Hemd und Hose abzustreifen. Die Schuhe waren ein echtes Hindernis. Als er sich der lästigen Klamotten endlich entledigt hatte, fiel er direkt wieder über Draco her und bahnte sich mit den Lippen einen Weg hoch zu dieser reizvollen Stelle an Dracos Hals. Die Vorstellung, Dracos Haut mit seinem saugenden Mund zu markieren, bereitete Harry seltsame Freude. Wie schade, dass Magie diese süßen Flecke so schnell beseitigen konnte. Ebenso löste der Anblick von Dracos Sectumsempra-Narbe eine dunkle Befriedigung in Harry aus. Er hatte Draco gezeichnet. Draco würde sich nie ganz von ihm befreien können. Ein lustvolles Stöhnen glitt über Dracos Lippen, und Harry fühlte Dracos Magie so deutlich als wäre es seine eigene. Er konnte sie förmlich riechen und auf der Zunge schmecken. Er hätte sich gerne Zeit gelassen und ihn genüsslich auseinandergenommen. Ihn zum Zittern und Stöhnen gebracht, bis er Harry anbettelte, ihn kommen zu lassen und Harrys Name den Raum ausfüllte. Doch die Sehnsucht nach Draco entlud sich wie eine Explosion, die Zurückhaltung unmöglich machte. Alles in Harry strebte nach dem Augenblick der Vereinigung, nach dem Moment, in dem Draco sein war, nur ihm gehörte. „Ich will dich, Draco. Ich will dich jetzt.“ „Wie willst du mich?“, fragte Draco zurück. Seine Stimme war rau. „Ich weiß nicht, ich kann nicht denken. Hauptsache jetzt, sofort und nah, ganz nah.“ Draco lachte. Harry verstand nicht warum, es war ihm alles so ernst. Er wusste auch kaum, wo er Draco zuerst berühren sollte, getrieben von seinem Verlangen und gleichzeitig ungeschickt in seiner Fahrigkeit. Draco löste das Problem, indem er Harry flach auf sich zog und küsste. Harry seufzte vor Glück über das Gefühl von Dracos nackter Haut an der seinen. „Dann nimm mich, Harry“, flüsterte Draco zwischen ihren Küssen. „Aber sei vorsichtig. Ich hatte sehr lange keinen Sex mehr. Das letzte Mal war mit dir.“ Was? Harrys Herz machte einen freudigen Hüpfer. Erleichterung überschwemmte seinen Körper mit einer Flut an Glückshormonen. Auf einmal war jede Eile wie weggeblasen. Oh, er würde Draco vorbereiten. Er hatte viel Zeit. Draco hatte sich keinen anderen Liebhaber genommen. Harry würde ihn dafür belohnen, so gut belohnen. Er sprach die nötigen Zauber wie ein Mantra und deutete Draco an, sich umzudrehen und hinzuknien. Dann leckte er alles, was er erreichen konnte, feucht und gierig und berauscht von Dracos Geschmack und seinem Geruch. Harrys Zunge fand den feinen Muskelring und schob sich aufreizend darüber. Draco keuchte auf und Harry ahnte, wie er in dem Moment aussah, die Augen halb geschlossen, den Mund geöffnet, rote Flecken auf den Wangen. Harry war so unglaublich angetörnt, er wusste nicht, wie er durchhalten sollte. Als Draco soweit war schob er seinen Finger tief in ihn hinein und rieb seine empfindlichste Stelle. Gleichzeitig umfasste er Dracos Glied und pumpte den Schaft. Draco drückte sich Harrys Finger entgegen und zog sich wieder zurück, bestimmte den Rhythmus. Er murmelte Bestätigungen und kleine Anweisungen. „Tiefer. Ja, so, so ist es gut. Oh Merlin, ja-a. Schneller. Noch einen. Harry, ich brauche mehr, bitte. Oh-ah.“   Harry überließ Draco die Kontrolle. Er selbst befand sich am Rand der Klippe  und konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, nicht loszulassen. „Harry…jetzt. Ich bin soweit, ich bin soweit. Gib mir… gib mir…“ Harry befeuchtete sein Glied. Dann kniete er sich dicht hinter Draco und glitt mit einer einzigen fließenden Bewegung in ihn hinein. Er zog Dracos Oberkörper zu sich heran, so dass er seine gesamte Vorderseite an Dracos Rücken pressen konnte. Kraftvoll stieß er nach oben, vergrub sich in Draco, pfählte ihn wieder und wieder. Es gab keine Grenze mehr, wo der eine aufhörte und der andere begann. Endlich wieder zusammen, endlich wieder eins. „Gott!“ und „Ja!“ und „Ah!“ rief Draco. Es war Musik in Harrys Ohren. Harrys freie Hand glitt über Dracos Bauch und Brust. Er kniff leicht in seine Brustwarzen, hielt Dracos Kehle umfasst. Schon bald wimmerte Draco und flehte Harry an, ihn zu erlösen, ganz so wie Harry es sich erträumt hatte. Harry ließ noch einmal seine Hand über Dracos Glied gleiten, den Daumen an der Eichel. Ein letzter Stoß. Ihre Magie vereinigte sich, ihre Körper waren verschmolzen. „Harry“, rief Draco und ergoss sich zitternd über die Bettdecke. Nichts konnte Harry mehr halten. Er kam in langen, intensiven Eruptionen. Schweratmend sanken sie auf die Matratze. Draco drehte sich sofort auf die Seite. Er legte einen Arm um Harry und drückte sein Gesicht an dessen Schulter. Dann schlief er ein. Harry folgte ihm wenige Sekunden später.
***
Harrys Kopf dröhnte, als er wenige Stunden später durch ein Klopfen an der Tür geweckt wurde. „Harry? Bist du da drin? Du wirst beim Frühstück erwartet!“ Deans Lachen, Schritte. Harry hob den Kopf und öffnete die Augen einen Spaltbreit. Blitze zuckten durch seinen Kopf. Ermattet ließ er sich zurück in die Kissen sinken und versuchte zu verstehen, wo er sich befand. Abgesehen von den Kopfschmerzen fühlte sich alles ganz wunderbar vertraut an. Wie früher. Die Erkenntnis kam mit einem Schlag. Draco. Die Hochzeit. Bonnie Tyler. Der Sex. Oh mein Gott. Harry öffnete nun doch die Augen und schaute nach links, wo ein wohlbekannter und sehr nackter Körper neben ihm auf der Matratze lag. Harry hätte sich am liebsten in ein Loch verkrochen. ‘Total Eclipse of My Heart‘. Draco wollte Freundschaft und Harry hatten ihn ins Bett gezerrt. Oder war es anders herum gewesen? Egal. Die Nacht würde Konsequenzen haben. Fragte sich nur, welche. Was, wenn Draco zu dem Schluss kam, dass eine Freundschaft mit ihm nicht möglich war, jetzt, wo Harry bereit war, sich auf eine einzulassen? Er würde mit Draco reden müssen. Schwerfällig erhob sich Harry vom Bett und versuchte, das leichte Übelkeitsgefühl und den schmerzenden Kopf zu ignorieren. Er brauchte einen Anti-Kater-Trank, aber den würde er bei Draco nicht finden, oder doch? Immerhin studierte Draco Zaubertränke und konnte sich alles brauen, was nötig war. Harry ging ins Badezimmer und schaute in Dracos Kulturbeutel. Da war tatsächlich ein Fläschchen, aber die Portion würde gerade mal für eine Person reichen. Dann musste Harry eben bei jemand anderen schnorren. Dean! Dean dachte immer an so etwas. Harry zog sich gerade die Hose an, als ein weiteres Klopfen erklang. Dieses Mal war es Mary. „Draco? Kommst du zum Frühstück. Wir müssen das Hotel bis 11 Uhr räumen. Es ist schon nach zehn.“ Harry sah, wie Draco sich auf den Rücken rollte und die Augen aufschlug, sie schnell wieder zumachte und sich an die Stirn fasste. „Au.“ „Morgen“, flötete Harry und bereute den schrillen Ton sogleich. „Ich gehe mal rüber in mein Zimmer zum Duschen. Kommst du runter zum Frühstück, ja?“ Draco brummte etwas Unverständliches. Harry wiederstand dem Drang, zu ihm zu gehen. Bevor er aus dem Zimmer schlüpfte, meinte er noch mit einer Mischung aus Unsicherheit und Schärfe: „Wir müssen reden, also verschwinde nicht, bevor wir das nicht getan haben.“ Eine halbe Stunde später erschien Harry frisch geduscht und mit gepackter Tasche im Frühstücksraum. Viele der anderen Hochzeitsgäste sahen auch nicht fitter aus als Harry, wie er mit Genugtuung feststellte. Trotzdem brachten sie die Energie auf, ihm vielsagende Blicke zuzuwerfen. Als sich Harry am Büffet einen Kaffee einschenkte, erschien Draco neben ihm und drückte zur Begrüßung leicht die Schulter gegen Harrys. Draco roch frisch und ein paar Haarspitzen waren noch feucht. „Na?“, machte er. Harry wurde rot. Er fühlte sich etwas überfordert von der Situation. Erst recht, als er merkte, dass die anderen ihn noch immer beobachteten. Neugieriges Pack! „Du wolltest mit mir reden?“, hakte Draco nach. „Oder möchtest du mir lieber noch ein Ständchen halten?“ Harry wäre gerne auf Dracos Frotzelei eingegangen, aber seine emotionale Gesangseinlage am Vorabend war ihm viel zu peinlich, um darüber Witze zu machen. „Lass uns einen Platz auf der Terrasse suchen“, antwortete er daher nur leise. Während Draco sich ein englisches Breakfast auf seinen Teller lud und noch einmal losging, um Orangensaft und Jogurt zu besorgen, wartete Harry draußen an einem der Tische. Es hatte am Morgen geregnet, daher waren keine Plätze eingedeckt, aber unter einer Linde, deren Blätterdach noch über die Terrasse reichte, fand er eine trockene Holzbank mit Tisch. Draco setzte sich neben ihn und begann, in aller Seelenruhe zu frühstücken. „Alles gut?“, fragte er nach einer Weile des Schweigens. „Hm“, machte Harry und verstummte wieder. „Möchtest du nichts essen?“ „Nein, mir ist nicht gut.“ „Ah. Ich habe einen sehr guten Anti-Kater-Trank…“ „Ich habe schon einen von Dean.“ „Na dann.“ Draco spießte ein bisschen Rührei auf die Gabel. Er sah Harry erwartungsvoll an. „Also… äh“, Harry wusste nicht, wie er anfangen sollte. „Das gestern, das mit dem Lied...“ „Ja?“ Draco legte seine Gabel an den Tellerrand und nippte stattdessen an seinem Cappuccino. Er wandte die Augen nicht von Harry ab. „Also, das… ich weiß auch nicht. Das war nicht so gemeint, wie es aussah.“ „Nein?“ Draco blinzelte. „Nein. Doch. Aber ich meine, es hat nichts zu bedeuten.“ „Und der Sex auch nicht?“, fragte Draco fast zu sanft. „Ähm.“ Harry räusperte sich. „Doch, aber nicht, wenn…wenn…“, Er sah hilflos zu Boden. „Ich meine, wir können trotzdem Freunde sein. Das muss nicht noch einmal passieren. Ich möchte nicht, dass es zu einem Problem wird.“ Harry knibbelte mit dem Fingernagel etwas Dreck von vom Holz des Tisches und warf einen schnellen Blick auf Draco. Der sah ihn unverwandt an. Harry schaute zurück auf dem Fleck. Er holte Luft. „Ich möchte nicht, dass wir deswegen keinen Kontakt mehr haben. Ich möchte dich nicht noch einmal verlieren wegen eines … Ausrutschers. Ich habe meine Gefühle unter Kontrolle.“ Plötzlich legte sich eine Hand auf die seine. Harry schaute hoch. Draco Gesicht war vollkommen ernst. Er zog Harrys Hand zu seinem Mund und drückte seine Lippen auf Harrys Handrücken. Dann sah er Harry direkt in die Augen. „Es bedeutet mir aber etwas, und ich möchte, dass es noch einmal passiert. Viele Male.“ Harrys Herz stockte. Draco kam ein wenig näher und hielt Harrys Hand fest umschlossen. „Ich bin nicht nur wegen der Hochzeit nach England gekommen, sondern auch, um mit dir zu reden. Ich hätte es dir schon gestern gesagt, aber ich war so…überwältigt, dich wiederzusehen. Ich hatte dich so sehr vermisst.“ In Dracos Gesicht lag so viel Verletzlichkeit, Harry hielt den Atem an. „Ich habe mir eingeredet, Freundschaft würde mir reichen. Die Wahrheit ist, es war die Hölle. Noch schlimmer war es allerdings, gar nichts mehr von dir zu hören.“ Draco lächelte schief. Harry wollte etwas sagen, aber Draco fuhr fort: „Ich habe schon so viele dumme Dinge in meinem Leben gemacht und so viele falsche Entscheidungen getroffen. Deine Liebe zurückzuweisen, war mit das Dümmste, was ich getan habe, und es tut mir leid, Harry. Es tut mir unendlich leid. Ich war…ich konnte nicht klar denken nach Gregs Tod. Oder vielleicht brauchte ich auch einfach Zeit für mich, Abstand. Die Sache mit Greg hat mich so runtergezogen, ich habe einfach nicht mehr gewusst, was ich fühlen sollte…fühlen durfte.“ Draco holte Luft. Seine Augen waren ganz klar und er sprach mit Bestimmtheit: „In New York ist mir vieles klargeworden. Ich liebe dich, Harry. Nicht erst seit New York. Merlin, schon lange davor, aber ich dachte nicht, dass ich deiner Liebe wert bin. Ich konnte mich nicht neben dir sehen. Aber das kann ich jetzt. Ich weiß nicht, ob es zu spät ist, aber ich werde alles tun, was nötig ist, damit wir zusammen sein können. In zwei Wochen hört meine Bewährungszeit auf. Ich bin dann frei und ich kann machen, was ich will. Wenn du keine Fernbeziehung willst, dann komme ich zurück nach London. Ich habe dann zwar einen Haufen Schulden wegen des abgebrochenen Studiums, aber ich kann  mir eine Arbeit suchen. Ich möchte mit dir zusammen sein. Ich werde dich nicht noch einmal verletzen. Ich liebe dich, ich …“ Weiter kam er nicht, denn Harry verschloss Dracos Mund mit seinen Lippen. Es waren zärtliche Küsse, voller Liebe und Hingabe. Harry zog Draco zu sich, näher und noch näher, bis Draco auf seinem Schoß saß. Draco küsste Harrys Gesicht, seine Wangen und Augenlider. „Ich liebe dich“, flüsterte er, und: „Du bist das Wichtigste auf der Welt.“ Harry hörte auch, wie Draco um Verzeihung bat. „Es gibt nichts zu verzeihen“, hauchte er atemlos zurück. „Du hast mir so gefehlt. Hauptsache, jetzt ist alles gut. Hauptsache, du verlässt mich nicht noch einmal.“ Sie klammerten sich aneinander. Dracos Augen waren feucht. „Das werde ich nicht. Ich liebe dich. Ich habe dich so sehr vermisst.“ Als sie einige Minuten später in den Frühstücksaal zurückgingen, waren die Plätze verwaist und das Personal räumte das Büfett ab. Sie nahmen ihre Koffer und liefen Hand in Hand durch den Eingangsbereich hinaus auf den Vorplatz, wo sich die anderen bereits zum Aufbruch versammelt hatten. Kaum traten Harry und Draco nach draußen, wurden sie von Klatschen und Pfiffen empfangen. Dean johlte und Hermine und Ron kamen auf sie zu und umarmten sie beide, als hätten sie ihre Verlobung bekannt gegeben. Harry schwebte viel zu sehr auf einer rosa Wolke, als dass ihm die öffentliche Anteilnahme seiner Freunde peinlich gewesen wäre. Das allgemeine Durcheinander wurde von Hermines Vater unterbrochen, der in einem schwarzen, mit Girlanden und einem „Just married“-Schild geschmückten Oldtimer in den Hof einfuhr. Alle Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Brautpaar, das sich von seinen Gästen mit Umarmungen und Küsschen verabschiedete und dann in den Wagen stieg. In London wartete bereits ein Portschlüssel nach Neuseeland, wo sie ihre Hochzeitsreise verbringen wollten. Harry umarmte Ron als letzter. Als er Ron wieder freigab, fragte dieser: „Wirst du jetzt also nach Amerika auswandern?“ Harry zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie wir das alles regeln werden. Ich weiß nur, dass jetzt alles gut wird.“ Draco, der Rons Frage mitbekommen hatte, schlang von hinten seine Arme um Harry und bekräftigte fröhlich: „Wir kriegen das hin und es wird nicht nur gut. Es wird großartig!“ „Ja, das wird es“, bestätigte Harry und strahlte über das ganze Gesicht. Er war noch nie so glücklich gewesen. Die Zukunft war ein Geschenk voller Möglichkeiten, und er freute sich darauf, es zusammen mit Draco auszupacken.
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mindmischeif · 5 years
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Das sollte man über die Verlobung wissen
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Heute ist es wieder in Mode gekommen, sich das Jawort zugeben. Nicht nur, dass man wieder Hochzeiten groß feiert, sondern auch eine Feier der Verlobung ist wieder In. Aber was ist eine Verlobung überhaupt? Sie ist ein gegenseitige Versprechen, einander zu heiraten. 
Ob unter vier Augen oder mit Zeugen ist egal, denn sie ist an keine juristische Form gebunden. Althergebracht findet die Feier zur Verlobung im Haus der Brauteltern statt. Somit tragen auch diese die Kosten der Feier. Wird im Restaurant gefeiert, so übernehmen traditionell auch die Brauteltern die Kosten. Heutzutage ist es aber üblich, dass die entstandenen Kosten der Verlobungsfeier zwischen den Brauteltern und den Eltern des Bräutigams geteilt werden. Verloben kann sich jeder, der das 18. Lebensjahr vollendet hat. Ringwechsel, Anzeige in der Zeitung sind nicht nötig. Zwar ist die Verlobung Eheversprechen, doch die Hochzeit kann nicht eingeklagt werden. Das deutlichste Merkmal einer Verlobung ist wohl, besser gesagt, ist bestimmt der Ring.
Ob schlicht oder prunkvoll, das ist jedem selber überlassen, oder wohl eher nach dem Geschmack der Auserwählten. Dennoch gibt es verschiedene Varianten für den Verlobungsring. Die erste wäre, dass beide Partner einen Verlobungsring tragen und dieser dann bei der Trauung durch den Ehering ersetzt wird. Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass die Verlobungsringe auch gleichzeitig die Trauringe sind und diese dann an der Hochzeit an die andere Hand gesteckt werden. Oder man macht es wie die Amerikaner, bei denen nur die Frau einen Verlobungsring trägt. Dieser wird vom Mann gekauft und überrascht seine Liebste mit diesem beim Heiratsantrag. Üblicherweise trägt die Frau den Verlobungsring nach der Trauung zusammen mit dem Trauring am gleichen Finger.
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089dj · 7 years
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Ansprachen bei Hochzeiten
Ansprachen bei Hochzeiten #djservice #089DJ #mikro #hochzeitsrede #ansprachen
Als DJ bekommt man eigentlich immer mal die ein oder andere Rede an das Brautpaar mit, welche meist von den Eltern oder der nahestehenden Verwandtschaft gehalten wird. Dieses mal war es aber mal eine besonders lange Rede, denn wie man oben sehen kann sind es 11 DINA4 Blätter die beidseitig beschrieben waren. Tja okay, das kann man machen und hier sage ich zu meinen Brautpaaren immer, das man…
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creativanita · 3 years
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Kundenwunsch: Romantisch, viel Schleife, weiß und Gold 😊 Gerne! So entstand diese Handgeprägte Glückwunschkarte mit Geldfach! ♥️ Und die Brauteltern waren begeistert! Lieben Dank! #creativanita #fensterbach #wolfring #papeterie #glückwunschkarte #hochzeitskarten #Gold #romantisch #mitgeldfach #handmade #papierliebe #handgefertigt #hochzeitsgeschenk #Hochzeit #hochzeit2022 #hochzeit2021 #kleinesgeschäft #weloveourjob (hier: CreativAnita) https://www.instagram.com/p/CThdx96qnqp/?utm_medium=tumblr
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lorenzlund · 3 years
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Carla und Anthony wollen am Schluss sogar heiraten laut Drehbuch.
Erst die (sehr schnelle) Kolonnade vom Vorabend in der Schlange mit Brauteltern und Freunden auf dem Land, dann der (feierliche) March oder Einmarsch vor den Gästen und dem wartendem Pfarrer am Tag darauf bei San Diego/USA in einer Holzkirche, erbaut im neu-englischen Stil! So könnt’s für immer bleiben!
*Kolonnade : frühere Polonnaise
verfasst in Bad Honnef
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freige-ist · 7 years
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Schreihals & Co.
Ich reiche den Euro über die gläserne Theke, über den dampfenden Kaffee und das trockene Brötchen in der Papiertüte. Der Sonderpreis frühmorgens, das Brötchen von gestern und der erste Kaffee von heute sind nur für mich. Weil ich wohl etwas heruntergekommen aussehe mit meinem wuchernden Bart und den langen Haaren und weil die junge Bäckereiverkäuferin mich kennt. Vom Sehen zumindest, fast jeden Morgen. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, das Missverständnis, als obdachlos und bedürftig zu gelten, nicht aufzuklären. Doch so lasse ich der jungen Verkäuferin mit ihrem strengen Dutt aber auch ihre Großmütigkeit und das Wissen um unser beider Geheimnis. Auf der Rückseite des Bahnhofs schläft Bruno noch unter einem Haufen Zeitungen, den Kopf auf einem riesigen Rucksack gebettet. Ich ihm den duftenden Kaffee vor die Nase, lege die Papiertüte mit dem Brötchen daneben. Bruno erwacht, erschrickt, erkennt mich, richtet sich auf und nimmt wortlos den Pappbecher in beide Hände, als würde er sie unverzüglich daran wärmen müssen. Durch seinen dichten, schwarzen Bart pustet er auf die schwarze, dampfende Oberfläche. Mein Blick fällt auf die Zeitungen, unter denen Bruno geschlafen hat. Aktuelle Ausgaben von Tageszeitungen, die Bruno nachts oder in den frühen Morgenstunden aus Briefkästen geklaut hat. Weil sie noch sauber seien im Gegensatz zu den alten Zeitungen aus den Mülltonnen. Bruno schläft gern in frischem Bettzeug. Es riecht nach trockenem Papier und steriler Druckerschwärze, auf die bereits Strahlen einer warmen Morgensonne gefallen sind. „Brauchst du den noch?“, frage ich und deute auf den Weserkurier. Bruno, der das Brötchen ausgepackt, in unglaublicher Geschwindigkeit gegessen und gerade den letzten Bissen in seinen Mund gestopft hat, schüttelt stumm kauend den Kopf. Ich nehme die Zeitung, falte sie zusammen, klemme sie unter meinen Arm. „Also, bis bald, Bruno!“ Bruno hat den Kopf in den Nacken gelegt, den letzten Schluck Kaffee getrunken und winkt mir nach. Er lächelt etwas, als sei ihm warm geworden.  
Die Türe im zweiten Stock des engen Treppenhauses ist nur angelehnt und ich trete ein. Wie immer, nur etwas früher als sonst. In der engen, fast quadratischen Diele, in der man sich kaum umdrehen kann, schlägt mir abgestandener Zigarettenrauch entgegen. Im angrenzenden, vermutlich einzig größerem Zimmer, liegt eine Matratze auf dem Boden, stehen ein niedriger Tisch, ein Sessel und ein knarzender Stuhl. Vom Schreihals keine Spur, doch ich höre ihn, er muss in der schmalen Kammer stehen, die wohl die Küche ist, die ich aber noch nie gesehen habe. Ich kenne nur diesen einen Raum mit dem gelben oder gelb gewordenen Schaumstoff an der Decke, den blau bepinselten Wände. Bulgakov auf dem niedrigen Tisch, und beim letzten Mal Machiavellis Fürst. „Der ist doch witzig!“, hatte Schreihals gebrüllt und kehlig gelacht. Jetzt schrie er aus der schmalen Küchenkammer: „Hättest mich fast geweckt!“ „Aber nur fast“, rufe ich zurück. Ich versuche immer, bei der Lautstärke etwas mitzugehen. Der Schreihals schreit, also schreie ich auch. Oder rufe zumindest. „Heute wieder Fußball, Schreihals? Endlich wieder, wa?“ „Joa, joa“, brüllt der Schreihals und kommt aus der Kammer geschlurft. Seine winzigen Augen sind hinter Stirn- und Wangenfalten und einem Vorhang aus dünnen, strohigen Haaren versteckt. „Was kann ich’n für dich tun?“, fragt der Schreihals und zeigt lächelnd riesige Zähne, die erstaunlich weiß sind. „Für 150, geht das?“, frage ich. „Joah, joah“, stößt der Schreihals hervor. „Hatte gestern Geburtstag!“ „Oh, Glückwunsch…“, versuche ich einzuschieben. „Das ist ein Scheißtag!“, brüllt der Schreihals. „20. Januar! Tag der Wannsee-Konferenz! Und jetzt das mit dem Trump!“ „Achja, stimmt“, sage ich. „Aber du bist doch ganz gut geraten!“ Der Schreihals brüllt vor Lachen, „Joah, joah“, und verschwindet. Ich breite Geldscheine neben dem „Meister und Margarita“ aus. Lege den zusammengerollten Weserkurier daneben. „Ich hab’ hier auch deine Zeitung, wie immer.“ Der Schreihals tritt aus dem Kämmerchen. Er knippst ein durchsichtiges Tütchen zu, seine Augen sind noch winziger, so lächelt er. „Danke, danke“, schreit er und wirft das Plastiktütchen auf den Tisch zwischen Weserkurier, Bulgakov und Geldscheine. „Weißt ja, geh nicht mehr raus“, brüllt der Schreihals, „lasse liefern!“, und lacht und lacht. Ich nehme das Plastiktütchen vom Tisch, zwei kleine Würfel Haschisch. Manchmal frage ich mich, wie viel der Schreihals in seinem Kämmerchen auf Lager hat. Allein für sich selbst braucht der Schreihals Unmengen, um irgendwann, meist gegen Nachmittag, nicht mehr so schreien zu müssen. „Also, bis zum nächsten Mal“, sage ich zwinkernd. „Jaahaa!“
Auch Diana braucht das Hasch, um sich zu beruhigen. Eher noch, um sich zu betäuben. An der Türklingel des Hauses, das wie ein Mehrfamilienhaus aussieht, steht nicht „Diana“, sondern „Sunny“. Darüber, darunter, daneben andere weibliche Namen, die es eigentlich gar nicht gibt. Ich klingel, manchmal muss ich warten, doch so früh am Tage nicht. Diana, die vielleicht nicht einmal Diana heißt, sieht ihn vermutlich durch den Spion, dann öffnet sie. „Hey!“ Ich sehe, dass sie sich freut. Diana arbeitet bereits. Sie macht auf Schuldmädchen, trägt einen kurzen Schottenrock und Strümpfe, eine weiße Bluse, nur locker unter den Brüsten geknotet, geflochtenen blonde Zöpfe. Die Augen in ihrem zu jung geschminkten Gesicht sind jedes Mal gleich müde, gleich alt. In ihrem Zimmer, das auch das Zimmer ist, in dem sie tatsächlich wohnt, quellen Pizzakartons aus einem offenen Schrank, den Diana rasch schließt. An einem Waschbecken stehen Zahnbürste, Mundspülung, Deo und Raumspray, das süßlich duftet. Ich setze mich zu ihr auf das Bett, auf dem eine fleckige Wolldecke ausgebreitet ist, und lege einen Klumpen Haschisch darauf. „Danke, Lieber“, sagt Diana leise, schlägt die Augen lieblich für mich auf und streicht mit der Hand meinen Oberschenkel entlang hoch zu meinem Schritt. „Heute nicht, Liebe“, sage ich. Sie macht es umsonst für mich, weil ich ihr Sachen bringe, meistens etwas zu rauchen. Nur mit der Hand, weil ich es nicht anders will, und manchmal mit dem Mund, sogar ohne Gummi, wahrscheinlich, weil sie mich mag. Aber heute nicht. „Viel zu tun“, sage ich. Sie rückt trotzdem etwas näher, ihre Fingerspitzen kraulen vorsichtig meinen Nacken, sie bettet ihren Kopf an meine Schulter. Ich lege den Arm um sie und genieße den Moment. Manchmal reden wir nur, oder besser gesagt, hört Diana mir zu, denn ihr Deutsch reicht nicht für ein echtes Gespräch. Heute sitzen wir nur da. „Habe ich noch was für dich“, sagt sie irgendwann. „Für Pater Johann.“ Sie gibt mir einen einfachen Briefumschlag, in dem sich etwas Weiches befindet, drückt ihren Lippenstiftmund darauf, der als roter Abdruck zurückbleibt. Plötzlich klingelt es, ein hartes, mahnendes Schnarren. Diana erschrickt: „Du muss…“ „…los“, ergänze ich und steh auf. Im Treppenhaus begegnet mir ein feister Kerl, der zu Sunny will.
Pater Johann wohnt im Gartenhaus des kleinen Pfarrhofs am Rande der Stadt. Ein Akt der Gnade des amtierenden Pfarrers, denn Pater Johann ist vor einigen Jahren erst der Sünde, der des Fleisches, und dann einer Krankheit verfallen. In der Nachbarschaft weiß inzwischen niemand mehr, dass er hier lebt, lebte, stirbt.   Die Wohnungstür des Paters ist nie verschlossen, denn wer besucht schon einen Sterbenden. Pater Johann liegt unter einer zerschlissenen Decke. Sein Körper hebt und senkt sich darunter unter flachen Atemzügen und sein Gesicht ist fahl, fast nur ein Schädelknochen mit Augen. Ich lege den Umschlag mit dem Kussmund auf die gewölbte Bettdecke. Pater Johann lächelt etwas, so wie er gerade noch lächeln kann. „Dank’ dir, mein Sohn“, flüstert er. Dann fährt er fort; weitere Worte, Sätze, Verse, die ich jedoch nicht mehr verstehen kann. Sie sind nicht an mich gerichtet, sie sind ein Gebet - für Diana. Ich kenne Pater Johann seit über dreißig Jahren. Er hat Else und mich getraut, eine kleine Hochzeit, nur die Brauteltern, zwei Trauzeugen und Else und ich. Damals war Pater Johann bereits weißhaarig, ich selbst war jung und Else jung und gesund. Eine weiße, knorrige Hand taucht unter der Bettdecke auf, greift nach dem Umschlag, führt ihn zur winzigen Nase, die daran riecht. Dann verschwinden Hand und Umschlag unter der Decke. Selbst nur noch Knochen, bleibt Pater Johann dem Fleischlichen nun auch nicht mehr fern - sein Gott möge es ihm verzeihen! Wieder erscheint die weiße Hand, nun ohne Umschlag, und Zeige- und Mittelfinger zeichnen ein Kreuz in die Luft. „Gesegnet seist du, gesegnet sei deine Frau Else“, krächzt der Pater dünn. Ein paar Minuten bleibe ich noch am Bett Pater Johanns stehen, dessen Augen sich jedoch längst nach innen gewendet haben, dorthin, wo sie Zuflucht finden: in die Lust, in Gott oder die Ewigkeit. Eine Verabschiedung gibt es nie, auch heute nicht. Dann muss ich weiter und weiter.
Als ich am Abend nach Hause komme, finde ich Else in dem alten Lesesessel sitzend. Um sie herum, auf dem Boden, dem niedrigen Couchtisch, dem Küchentisch, an den Wänden und auf Elses Beinen, überall handbeschriebene Seiten, ein klares Schriftbild einer unleserlichen Schrift. Sie registriert mich kaum, hält einen Spiralblock und Stift in den Händen und schreibt und schreibt. Ich lege sorgsam einen Stapel Papiere vom Küchenstuhl auf den Tisch und setze mich zu ihr. Es vergehen Minuten, manchmal sind es sogar Stunden. Dann blickt sie endlich auf und ihre kranken Augen leuchten mich an und sie sagt warm und dankbar ein einziges Wort: „Erzähl!“
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korrektheiten · 5 years
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Die perfekte Hochzeit im Mai
Geolitico:   Es gibt viele gute Gründe für eine Hochzeit im Mai. Aber auch im Wonnemonat müssen die Paare vieles beachten, damit ihr großer Tag tatsächlich perfekt wird. Der Mai ist traditionell der Monat, an dem die meisten Hochzeiten stattfinden. Warum entscheiden sich so viele Brautpaare für einen Hochzeitstermin im Frühjahr und worauf sollte bei der Hochzeitsplanung geachtet werden, damit die Hochzeitsfeier pannenfrei verläuft? Günstige Witterungsbedingungen für die Frühjahrshochzeit Für eine Hochzeit im Mai sprechen zunächst die günstigen Witterungsbedingungen. Bei angenehmen Temperaturen kann nach der Trauung auch im Garten gefeiert werden. Für die Fotografen ist das natürliche Licht im Mai perfekt, um schöne Aufnahmen von der Hochzeit zu machen. Das Angebot an frischen Blumen ist im Frühjahr deutlich größer als im Winter, so dass für den Brautstrauß mehr Auswahlmöglichkeiten bestehen. Um das passende Brautkleid sollte sich die Braut rechtzeitig kümmern, damit genügend Zeit bleibt, falls das Hochzeitskleid nochmals geändert werden muss. Auch Brauteltern und Trauzeugen sollten ihre Garderobe möglichst frühzeitig zusammenstellen und sich untereinander abstimmen, damit ein möglichst harmonischer Kleidungsstil entsteht. Bei JJ’s House, einem globalen Fachhändler für Hochzeitsmode und Accessoires, können Brautkleider, Cocktailkleider und Abendkleider für die Hochzeit auch online bestellt werden. Die Einladungskarten sollten rechtzeitig verschickt werden, damit sich [...] http://dlvr.it/R3nLJM
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frau-vogel · 7 years
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Spurensuche Tag 2: Wilsdruff
Leider komme ich erst heute dazu, diesen Tag nachzutragen.
Einer meiner Ururgroßväter wurde 1824 in Lichtenberg im Erzgebirge geboren. Er heiratete 1858 im gut 30 km entfernten Wilsdruff und starb 1883 im ca. 12 km entfernten Freital. Der Mann war Handarbeiter und Tagelöhner, von der Ururgroßmutter weiß ich fast nichts.
Nun ist mir bei meiner kleinen Spurensuchereise klar geworden, dass mich gar nicht so sehr die Geburts- Heirats- und Sterbedaten interessieren – die sind natürlich als Anhaltspunkte sehr wichtig – sondern das dazwischen.
Warum ist einer von A nach B gereist? Wie und wo haben sie gelebt? Wie sahen die Orte damals aus? Wie der Alltag? Wie ist der Bezug zur Regional- und Weltgeschichte?
Da man die Leute nicht mehr fragen kann und da es in meiner Familie so gut wie keine Aufzeichnungen gibt und alles „kleine“ Leute waren, über die nichts verbrieft ist, sind diese kleinen Heimatmuseen zuweilen herrliche Fundgruben. Wilsdruff hat so eins und es ist fabelhaft geführt. (Zwei Tage später wurde ich in Lommatzsch enttäuscht)
„Ausstellungsschwerpunkte sind Geologie, Ur- und Frühgeschichte, städtische Verfassung und Verwaltung, Grundherrschaft (Rittergut), Schlacht bei Kesselsdorf, Landwirtschaft, städtisches Handwerk, Vereinswesen, bürgerliches Wohnen, Post und Verkehr, Industrialisierung/Industrie und der erste Weltkrieg.“
Es befindet sich im Obergeschoss der Oberschule. Man klingelt also an der Schule  beim Heimatmuseum,  stapft sie vier Etagen hoch und wird dort von Angelika Marienfeldt in Empfang genommen.
Frau Marienfeldt ist gelernte Vermessungstechnikerin (wenn ich es richtig erinnere), Pädagogin, Museumsleiterin und hat ein Geschichtsstudium verinnerlicht, denn sie weiß alles! Wir haben fast anderthalb Stunden angeregt geschwatzt, bevor ich mir das Museum überhaupt richtig angucken konnte. Sie konnte mir viel erzählen über die Geschichte und die Gegebenheiten des Wilsdruffer Land, den Alltag dort im 19. Jahrhundert, wir sprachen über Familienforschung im Allgemeinen und unsere Familien im Speziellen, über Museums- und Archivarbeit und Digitalisierung. Herrlich, das hätte ich noch stundenlang weiterführen können und ich bin ihr sehr dankbar, dass sie sich die Zeit genommen hat.
Nun spielt Wilsdruff in meiner Familiengeschichte nur eine minikleine Rolle. Dort hat quasi nur eine Hochzeit stattgefunden. Ob und wie lange Ururgroßvater und -mutter dort gelebt haben, weiß ich nicht.
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Frau Marienfeldt hat mich darauf hingewiesen, dass Hochzeiten meistens am Wohnort der Brauteltern stattgefunden haben. Von der Ururgroßmutter weiß ich nur, dass sie Stief- und Pflegetochter eines Herrn Sauer war, der war „Hausgenosse“ in einem 12 km entfernten Dorf. Vielleicht war sie in Wilsdruff in Anstellung? Wo und als was? Warum wurde nicht im Wohnort des Stiefvaters geheiratet? Warum wird im Trauregister keine Mutter erwähnt?
Diese Rätsel machen mich verrückt - und treiben mich an.
Hinweise und Tipps sind jederzeit gerne willkommen.
<- erster Teil
<- vierter Teil
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Wedding Week in Tianjin
Ab und an muss man auch ein Lesetagebuch missbrauchen dürfen, hier und heute muss es ein Reisebericht sein. Anlass war die Einladung zur Hochzeit eines deutschen Freundes und seiner chinesischen Partnerin in ihrer Heimatstadt Tianjin. Da sich die Brauteltern nicht lumpen lassen wollte, reiste eine 28-köpfige deutsche Reisegruppe zu einer straff organisierten Wedding Week nach China, ich verließ zum ersten Mal Europa und sitze nun an meinem Schreibtisch und versuche, Herrin über die mannigfaltigen Impressionen und Gedanken dieser Woche zu werden.
Fliegen
Der erste Langstreckenflug meines Lebens ließ mich schon Wochen vor der Reise nervös werden, akribisch bereitete ich mich vor, durchforstete das Internet nach Tipps und Tricks und muss im Nachhinein doch sagen: Schrecklich, das mache ich so schnell nicht wieder. Zumindest nicht, wenn Air China im Spiel ist. Selbst im Darmstädter Linienbus sind die Sitze bequemer, dabei bin ich weder besonders lang noch besonders breit. Bei aller Vorbereitung habe ich übersehen, dass man vegetarische Verpflegung an Bord im Vorfeld hätte bestellen müssen, so blieben knatschige Brötchen, Dosenfrüchte und Undefinierbares. Sogar der Orangensaft schmeckte nach Capri Sonne. Bemerkenswert auch die Bordunterhaltung - auf dem Hinflug komplett ausgefallen, auf dem Rückflug stark eingeschränkt - mit einem ausgesprochen trashigen, aber doch unterhaltsamen Film über ein veganes Bistro in Hannover. An Schlaf war, abgesehen von halbstündigen Dämmerzuständen, nicht zu denken. Dementsprechend fühlten wir uns wie Könige, als wir unsere letzte Etappe von Paris nach Frankfurt mit der Lufthansa zurücklegten: Die Stewardessen so freundlich, dass es schon fast unheimlich war, vegetarische Sandwiches und Orangensaft mit Fruchtfleisch plus bequeme Sitze und wie Honigkuchenpferde grinsende Deutsche, die der Heimat entgegeneilten. Nein, aus mir wird kein Globetrotter. Von meinem ökologischen Fußabdruck ganz zu schweigen. Ich bleib jetzt erstmal wieder in Europa.
Als Tourist in China
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Natürlich wäre es sträflich, nach China zu reisen und zwei der größten Touristen-Anziehungspunkte zu vernachlässigen: Die chinesische Mauer und die Verbotene Stadt. Auch wenn das stundenlanges Herumkurven mit dem Reisebus bedeutet, besonders beim Besuch der Mauer mit neun Stunden Flug in den Knochen ein ziemlicher Kraftakt. Der erste Eindruck: Wahnsinnig voll. Wahnsinnig viele Chinesen. Ist ja auch kein Wunder, es gibt ja einfach wahnsinnig viele Chinesen. Stellenweise hatte ich jedoch diesen altehrwürdigen und selbstredend äußerst beeindruckenden Kulturstätten gegenüber fast ein schlechtes Gewissen, denn etliche Einheimische schienen an einer Gruppe deutscher Touristen interessierter als an kaiserlichen Palästen und Verteidigungsanlagen. Einigen Mitgliedern unserer Reisegruppe fiel das Gaffen und Fotografieren ziemlich auf die Nerven, mir selbst auch, aber als ich im Nachhinein meine Fotos betrachtete, musste ich zugeben, dass wir tatsächlich ziemlich abgefahren aussahen. Ich hätte uns vermutlich auch fotografiert.
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Alltag
Unzählige Wachmänner, die sich vor Gebäuden langweilen. Unzählige Straßenkehrer. Und im Pizza Hut werden gleich zwei bis drei Mitarbeiter dafür abgestellt, für dich die Türen aufzureißen. Auf deinem Lebenslauf mag es nett aussehen, wenn du gute Englischkenntnisse vorweisen kannst, in China bringt es dich nicht zwingend weiter. An der Hotelrezeption (!): “Do you speak English?” “No!” Okay. Unvergessen auch die Pantomime, die A. in der Apotheke aufführte, um Halstabletten zu erwerben (an die Kehle fassen und kränklich röcheln) - es hat funktioniert und die Tabletten waren gar nicht mal schlecht. Überhaupt, die Apotheke. Wo in Deutschland alles diesen sauberen Wohlfühl-Wir kümmern uns um Sie-Flair inklusive Gratistraubenzucker hat, war die Apotheke in Tianjin ein leicht zu übersehender, leicht schmuddeliger Kramladen. Wir dürfen unseren Müttern nicht erzählen, dass wir uns dort Medikamente gekauft (und diese tatsächlich genommen) haben! Das Lieblingsgeschäft der Deutschen jedoch war der 7eleven schräg gegenüber des Hotels, um sich mit Wasser, Cola und Schokobrötchen für den Tag zu rüsten, dicht gefolgt von KFC, der französischen Bäckerei, in der es leider keine Baguettes gab, und Starbucks.
Stadt und Land
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Die Berge: Wahnsinnig schön. Wild, felsig und zumindest oberflächlich betrachtet weitgehend unberührt. Die Luft frisch und klar und im Vergleich zu den Hupkonzerten in der Stadt ist es so still und friedlich, dass jede Stunde in den Bergen einer Stunde Wellness gleichkommt. Und dabei haben A. und ich die schönsten Orte nicht einmal gesehen, weil uns eine heftige Klimaanlagen-Erkältung die Bootstour vermiest hat. Den schmutziggrauen Hochhäusern von Tianjin hingegen kann ich weniger abgewinnen, selbst die repräsentablen Gebäude am Flussufer sehen irgendwie künstlich, unbewohnt, nach Playmobil aus. Bei Regen sind die Straßen überfordert, die glatten Bodenplatten werden rutschig, in den Rinnsteinen bilden sich unüberwindbare Seen, dafür können amüsierte Europäer zusehen, wie fünf oder sechs Straßenkehrer mit Reisigbesen im Kreis stehen und Wasser in einen der spärlichen Gullys kehren. Außerdem bin ich wohl noch nie in meinem Leben so viel Aufzug gefahren wie in dieser Woche, ob nun in den zweiten oder in den neunten Stock. Spaßeshalber bin ich ein paar Mal im Hotel durchs Treppenhaus gelaufen und dort nie einer Menschenseele begegnet, nur Wäscheständern und Elektrorollern.
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Verkehr
Stichwort Elektroroller: Die sind super. Auch wenn ihre Fahrer nachts ungern Licht machen, alle Hindernisse aus dem Weg hupen und auch an Bushaltestellen, an denen Menschenmengen aus dem Bus drängen, ohne zu bremsen vorbeirauschen, hupend selbstverständlich. Nein, so einen hätte ich wirklich gern, ich würde allerdings ein wenig deutscher fahren. Denn der chinesische Straßenverkehr mutet für den regelverwöhnten Deutschen doch ziemlich konfus an. Eigentlich zeigte sich das bereits im Flugzeug. Das "Bitte anschnallen"-Lämpchen leuchtet, die Deutschen sitzen angeschnallt auf ihren Plätzen (die ganz besonders Braven vergwissern sich sogar noch einmal, ob denn auch der Nachbar ordentlich angeschnallt ist), Chinesen schlendern währenddessen fröhlich durch den Gang, kramen im Handgepäck herum oder gehen auf Toilette. Und auch im Auto fährt jeder mehr oder weniger nach seinem eigenen Gusto, die Hand stets über der Hupe schwebend, auf gut Glück wird die Spur gewechselt. Und trotzdem wirkt alles halbwegs entspannt, in Deutschland gäbe es bei einer solchen Fahrweise bestimmt Schlägereien auf der Straße. Am Zebrastreifen wartende Fußgänger müssen einfach irgendwann tief Luft holen und losgehen (Vorsicht vor den Elektrorollern!). Nett wiederum sind die Ampeln mit Sekunden-Countdown, die dürften sich hierzulande gern durchsetzen. Ein Erlebnis auch die U-Bahn in Peking, auch wenn wir die richtige Rush-Hour verpasst haben und so einfach nur dicht aneinandergedrängt standen, das kennt man so auch aus dem Frankfurter Berufsverkehr. Aber hoffentlich setzt es sich hier nie, nie, nie durch, dass alle Taschen vor Betreten der Bahnsteige gescannt werden - nein, liebe Mitreisende, das trägt nicht zum Sicherheitsgefühl bei, eher im Gegenteil. Dafür kann man, wenn das Ticket nicht ordnungsgemäß aufgeladen ist und die elektronische Schranke einen nicht durchlassen will, einfach zehn Meter weiter einem Herrn das Ticket in die Hand drücken und seinen Weg unbeirrt fortsetzen. Verstanden habe ich das nicht, wahrscheinlich war es aber einfach nur der Dumme-Europäer-Bonus.
Essen
Sich als Vegetarier in China satt essen ist eine Kunst für sich. Zumeist wurden uns auf einer runden Drehplatte auf dem Tisch, um den sich etwa zehn Letute gruppieren, die verschiedensten Teller und Schüssel voller Fisch-, Fleisch- und noch mehr Fleischgerichten angeboten. Auf fünf Fleischvariationen kommt einmal Gemüse, grob geschätzt, mit viel Glück gibt es auch noch Tofu. Um den Tisch nicht mit knurrendem Magen verlassen zu müssen, gibt es nur eine Strategie: Alles, was nach Gemüse aussieht, besinnungslos in sich hineinschaufeln, hin und wieder den omnivoren Tischnachbarn, die sich gerade Blumenkohl nehmen wollen, einen bösen Blick zuwerfen, und dabei nicht darüber nachdenken, ob das Gemüse jetzt mit dem Fleisch zusammen in der Pfanne lag oder ob nicht doch irgendwo Fischsauce im Spiel war. Reis gibt es, aber auch nicht verlässlich, erst gegen Ende der Mahlzeit. Zum Frühstück wiederum verzehrt man Deftiges, Fettiges, Frittiertes oder Suppen - ich konnte es nicht über mich bringen, um sieben Uhr morgens von der Rote-Bohnen-Suppe zu probieren. Gewöhnungsbedürftig, aber einige sehr leckere Sachen konnte ich probieren. An die scharfen Zucchini denke ich immer noch gern zurück, Tomaten mit Zucker schmecken eigentlich gar nicht so verkehrt, man kann Salbei- und andere Blättchen in Teig frittieren und das schmeckt lecker und am allermeisten vermisse ich mein neues Lieblingsobst, die wunderbare Pitaya.
Hygiene
Im Alltag umgehen wir das Thema Toilettenbesuche gern elegant - in unserer Reisegruppe jedoch, wohl besonders unter den Damen, stets ein beliebtes Smalltalk-Thema. "Und, wie ist es?", wurden mutige (oder alternativlose) Pionierinnen befragt, die von den öffentlichen Örtlichkeiten zurückkehrten, um dann abzuwägen, ob man es nicht doch noch ein paar Stunden aushalten kann. Nun ja, Hocktoiletten an sich sind für unsere Verhältnisse sicherlich ungewöhnlich und ich würde mir auch keine in meine Wohnung einbauen lassen, aber es gibt Schlimmeres - wenn sie denn halbwegs sauber wären. Das waren sie meist leider nicht. Toilettenpapier in den Mülleimer statt in die Toilette zu werfen bedarf einiger Überwindung; selbst wenn man keine Verstopfung verursachen möchte, manche Automatismen lassen sich nicht von heute auf morgen umprogrammieren. Geputzt wird, euphemistisch ausgedrückt, ökonomischer als in Deutschland. In einer Woche im Hotel hat die freundliche Dame vom Room Service zwar Handtücher, Mülltüten und Hausschläppchen ausgewechselt, aber das Waschbecken hat keinen Milliliter Scheuermilch zu sehen bekommen. Ich bin ja wirklich kein großer Putzteufel, aber als mir im Frankfurter Flughafen eine Putzfrau mit WC-Ente in der einen und Desinfektionsmittel in der anderen Hand entgegenkam, hätte ich vor Freude fast geweint. Auch ein besonders schönes Erlebnis: An einem Eis-Stand bereitet ein Herr ein wirklich lecker aussehendes Eis aus Joghurt, Mango und Sesam frisch zu, ich überlege gerade, ob ich auch Mango oder eine andere Geschmacksrichtung nach Zufallsprinzip auswählen soll, da dreht sich der Eisverkäufer (immerhin!) halb weg und rotzt geräuschvoll auf den Boden. So schnell hab ich noch nie Lust auf Eis verloren. Fairerweise muss ich ergänzen: Als ich mich ein paar Tage später auf dem Weg zur Arbeit wieder durch die Urinschwaden im Frankfurter Hauptbahnhof kämpfte, kam mir Deutschland gar nicht mehr so Meister-Propper-glänzend und lenorduftig vor, wie es aus der Ferne noch schien. Hier haben die meisten Leute auch keine Manieren, so das ernüchternde Fazit.
Party!
Die Musik ist so laut, dass die Bässe den gesamten Körper erschüttern, sitzt man auf dem Sofa, treten sie einen in den Rücken. Vor dem Sofa türmen sich Etageren voller Obst, Spiralengebilde voller bunt leuchtender Shots, Champagner- und Bierflaschen. Selbst Nachschenken ist verboten, für solche Dienste steht ein Angestellter in Uniform bereit, der auch jederzeit Getränkespritzer vom Tisch wischt und eine kleine Stehlampe anschaltet, damit sich die Brautjungfer in Ruhe ein Pflaster auf die Ferse kleben kann. Eine Prozession von Männern in roten Lackledermänteln, die Ehrengästen Champagner an den Platz servieren. Eine knapp bekleidete Sängerin, die auf einer Plattform von der Decke herabschwebt, junge Chinesen in wilden Sneaker-Kreationen, die dazu andächtig ihre Handytaschenlampen schwenken. Noch knapper bekleidete Tänzerinnen, die sich um Stangen räkeln. Man kann das faszinierend finden, man kann das dekadent finden, man kann das widerlich finden. Man kommt kaum umhin, mit offenem Mund zu staunen, sich zu fragen, wie um alles in der Welt man in diesen Club geraten ist, an die Partys im Studentenclub mit Beck's aus der Flasche und Maximo Park zurückzudenken und festzuhalten, dass man so eine Party wohl nie wieder erleben wird - und um ehrlich zu sein, unglücklich bin ich nicht darüber.
Wedding Day
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Deutsche Hochzeiten findet sie langweilig, sagt die chinesische Braut. So eine chinesische Hochzeit, das siehst du nur einmal im Leben, sagen die deutschen Gäste und klettern freiwillig in unbequeme, altmodische Flugzeuge, allein das verdeutlicht die kulturellen Unterschiede. Und natürlich, spannend, so eine chinesische Hochzeit. Die wirklich wichtigen Dinge sind alle schon im Vorfeld abgelaufen, die ganze Bürokratie, zudem zeugt ein dickes Album voller mehr oder weniger authentischen Pärchenfotos (in der Wüste, am Strand, auf einer Wiese, in traditionellem Gewand, leger,...) mit teilweise beeindruckenden Photoshop-Effekten von dem Show-Charakter, welcher der chinesischen Hochzeit neben der Bürokratie innezuwohnen scheint. Ja, der Wedding Day ist eine straff durchchoreographierte Show, die Kamera lässt das Brautpaar kaum aus den Augen, die Gäste hetzen mehr oder weniger verwirrt hinterher. Station 1: Nudelessen in einem kleinen Restaurant. Station 2: Die Wohnung der Braut, wo die bemitleidenswerten Trauzeugen des "Punishment" über sich ergehen lassen müssen, also lauter eklig-halblustige Spiele, während die Gäste eng zusammengedrängt im Wohnzimmer warten, den Hund der Familie betüddeln und sich anschließend mit der Braut zusammen fotografieren lassen. Station 3: Das Hyatt-Hotel, Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Fotoshooting für Trauzeugen und Brautpaar, Warten für die Gäste. Dann endlich die Zeremonie, geleitet von einem Showmaster, eröffnet von Kindern, die ihre Breakdance- oder Schlagzeug-Künste unter Beweis stellen: Ein großer Saal, in der Mitte die Bühne, rings herum Tische à 10 Personen. Für die deutschen Gäste wurde extra eine Dolmetscherin engagiert, leider lässt sich jedoch der Showmaster so sehr von seiner Moderation mitreißen, dass er der jungen Frau immer kürzere Pausen zugesteht und sie zum Schluss nur noch kurze Zusammenfassungen einwerfen kann. Auftritt des Brautpaars in traditionellem chinesischen Gewand (und wunderschöner Teil der Zeremonie, in dem das Brautpaar den jeweiligen Schwiegereltern Tee anbietet und sie in diesem Zug zum ersten Mal "Mama" und "Papa" nennt), Auftritt des Brautpaars in Lederhose und Dirndl (der echauffierten Besucherin, die sich über das Klischee beschwert, wir Deutschen sprängen tagaus, tagein in Lederhosen herum, kann ich ausnahmsweise schlagfertig erwidern, dass wir ja auch dachten, Chinesen stopften sich tagaus, tagein nur mit Reis voll), Essen mal wieder von der großen Drehplatte (ein ganz besonders schwarzer Tag für Vegetarier). Die Familie der Braut, das Brautpaar und die Trauzeugen gehen von Tisch zu Tisch, trinken mit den Gästen und sammeln den hong bao, den mit Geld gefüllten roten Umschlag, das klassische Hochzeitsgeschenk, ein. Und während sich der letzte hungrige Trauzeuge noch ein paar Bissen in den Mund schieben will, wird die Blumendekoration bereits abgeräumt, die Gäste aus dem Saal und in den Bus gescheucht, im Hotel dürfen wir uns kurz frisch machen und im bereits beschriebenen Club wartet die After Show Party. Ein straffes Programm, auch für die Gäste schon eher anstrengend, den Stress des Brautpaars wage ich mir nicht auszumalen. Der Livestream auf einem chinesischen Wasauchimmer-Portal hat aber 14.000 Klicks, man kann also von einem Erfolg ausgehen. Am unverständlichsten war mir die Gesangseinlage des jungen Mannes, der sehr laut und sehr schief einen chinesischen Popsong zum Besten gab - die Dolmetscherin fragte mich, was ich davon halte, ich konnte ihr keine Antwort geben. Nun, auf jeden Fall, ein unvergessliches Erlebnis. Und gleichzeitig eine kleine Warnung, bloß keinen Chinesen zu heiraten.
Was bleibt?
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Ich glaube, ich spreche nicht nur für mich, wenn ich mein Fazit ziehe: Ich bin beeindruckt und froh, einen Blick über den europäischen Tellerrand geworfen und einen kleinen Einblick in eine so fremde Kultur gewonnen zu haben, aber wiederkommen möchte ich eher nicht. Zwar sind die Bürgersteige im Rhein-Main-Gebiet auch nicht mit Gold gepflastert, doch im Großen und Ganzen gefällt es mir daheim doch gut. Wir leben sehr privilegiert, es tut gut, sich das hin und wieder vor Augen zu halten. Aber ich vermisse es schon jetzt ein bisschen, mit Stäbchen zu essen. Und so dumm es auch klingen mag: Ich musste mich erst wieder daran gewöhnen, nur noch europäisch aussehende Menschen um mich zu haben und die nicht alle zu kennen! Im ersten Moment war ich versucht, einfach allen Leuten nett zuzulächeln, weil ich sie für Leute aus unserer Reisegruppe gehalten habe. Sehen ja auch alle gleich aus, die Langnasen.
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zeitbote-blog · 8 years
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Besonderes Brautpaargeschenk in Heidelberg für eine Heirat finden.
Diese drei Empfehlungen solltest Du bei der Wahl des Trauzeugin Geschenks in Heidelberg unbedingt berücksichtigen.
Zudem zeigen wir Dir drei der begehrtesten Geschenkideen zur Heirat. Ein gutes Brautpaargeschenk, sollte in Ruhe ausgesucht werden, weswegen wir auf Anhieb starten.
Ehe Du mit der Recherche nach einem Hochzeitsgeschenk in Heidelberg startest, lese diese 3 Ratschläge
1) Mit fürsorglichen Gedanken ausgewähltOft sind es nicht schnell eingekaufte hochwertige Hochzeitsgeschenke, stattdessen der herzliche Gedanke hinter dem Präsent ist mindestens ebenso wichtig. 2) Besonderer Knaller in Heidelberg nix dahinter?Im Regelfall hat das Trauungspaar am Heiratstag selbst schwerlich Zeit für die Hochzeitsgeschenke. Aus diesem Grund denke Direher ein Geschenk mit mehr persönlicher Relevanz aus. Irgend welchen Kitsch sammelt sich im Leben des Brautpaares nach wie vor genug an und wird nur früher oder später weg geworfen. 3) Geschenketisch was nun?Viele Hochzeitspaare haben eine Wunschliste in Gestalt eines Vermählungstisches. Frage vorher lieber diesbezüglich an ehe Du Dir den Kopf zerbrichst. Denn dort stehen die Geschenke zu einer Auslese, die sich das Brautpaar tatsächlich wünscht. Doch es macht immer noch Sinn sich je nach Preis des Brautpaargeschenks noch eine persönliche Ergänzung einfallen zu lassen.
Paare mögen diese drei Hochzeitsgeschenke zur Vermählung
1) Immer wieder auflebendes HochzeitsbuchDie Zeitbote AG findet es bedauerlich, dass viele Trauungsbücher nach Ablauf kurzer Zeit in dem Schrank landen und fast nie angeschaut werden. Dabei wäre es doch etwas komplett ausgewöhnliches, wenn die zahlreichen herzlichen Hochzeitswünsche und Emotionen der Vermählungsfeier dem Hochzeitspaar in Heidelberg auch im Alltag stets wieder in Erinnerung gebracht werden und so das Paar mehrjährig begleitet. Besonders dafür hat Zeitbote das besonderes Gästebuch Hochzeit erfunden. Dieses besteht aus ausgesprochen edlem Briefbogen. Die Vermählungsgäste halten während der Feier ihre Glückwünsche vielleicht auch mit Bilder zusammen darin fest. Die Zeitbote AG bewahrt diese Briefe sicher auf und versendet diese Hochzeitsbriefe an das Paar zu vorher von der Trauzeugin festgelegten Terminen. So lebt die Begeisterung des jungen Glücks sowie der Hochzeitswünsche stets abermals auf und gibt somit eine Stütze in dem Alltagstrott.
2) Einmalige individuelle
Hochzeitskarten gestalten
Du hast schon ein Hochzeitsgeschenk für das Brautpaar ausgewählt. Eventuell von einem Wunschzettel oder Trauungstisch des Brautpaares. Nun möchtest du gerne noch ein kleines preislich kostengünstiges individuelles Geschenk dazu machen. Du kannst dafür eine persönliche individuell entworfene Gückwunschkarte erstellen, die vielleicht eine besondere Erinnerung an Deine gemeinsame Zeit mit dem Paar erinnert. Bei einer
Kartenmacherei
kannst Du aus vielen Motiven auswählen und diese mit persönlichen Bildern ergänzen. Dazu noch die angemessenen persönlichen Worte und fertig ist ein besonderes Heiratsgeschenk, das sich das Hochzeitspaar bei attraktiver Gestaltung auch aufhängen mag. Du könntest besondere Erinnerungen auch in eine
Zeitkapsel
von Zeitbote packen. Die Eindrücke von heute sind dadurch für einen viel späteren Augenblick sicher gelagert und werden dem Brautpaar zu einem von Dir gebuchten Zeitpunkt zugeschickt. Ein ganz ausgewöhnliches persönliches Geschenk. Als Hochzeitsgeschenk könntest Du eine symbolische
Zeitkapsel
mit einem Datum aushändigen.
3) Geschenk von Trauzeugin Sehr häufig haben die Trauzeuginnenn in Heidelberg als originelles Trauzeugen Geschenk viele originelle Ideen für die Trauungsfeier. Das können Hochzeitsspiele sein oder die besondere Dekoration der Wohnung des Heiratspaares beziehungsweise auch ein besonderer Trauungsbrauch. Viele der Ereignisse werden wegen der zahlreichen Höhepunkte bedauerlicherweise mit der Zeit übersehen. Diese können wunderbar mit den anderen Glückwünschen der Hochzeitsgäste in den Heiratsbriefen von Zeitbote in Fotoform oder auch mit Gästezitaten und aussergewöhnlichen Wünschen verewigt werden. Also ein paar Briefe des Hochzeitsbriefpaketes können der Trauzeuge verfassen und dabei die besonderen Erlebnisse der Heirat festhalten.
Mit den Heiratsbriefen haben der Trauzeuge noch als kleine Aufgabe
bei der Zeitebote das Trauungsbriefpaket auszusuchen
selbst ein paar Briefe mit kostbaren Erlebnissen zu verfassen eventuell mit Fotos der Trauungsspiele usw.
ihr zeigt den Besuchern, Freunden und dem Heiratspaar den neuen Hochzeitsbrauch vielleicht in Form eines Heiratspiels
die Briefbögen für die Briefe überreicht ihr den Gästen
und am Ende der Feier die verfassten Briefe einzusammeln an den Zeitboten zurückzusenden. Ihr habt es geschafft die aussergewöhnlichen Erinnerungen festzuhalten. Diese werden dem Hochzeitspaar in Heidelberg oder auch weltweit jetzt zu den Wunschterminen zugeschickt. Beim Eintreffen dieser Erinnerungen entsteht immer wieder neu zu Tage tretende Freude für den Schenkenden, das Hochzeitspaar und den Verfasser des Briefes.
3 Ratschläge zum Hochzeitstag:1) Hochzeitskarten: Unter diesen versteht man ganz diverse Karten wie Save the Date Karten, Einladungkarten, Menukarten oder ebenfalls Grusskarten und alle Karten, die gute Wünsche zur Heirat ausdrücken. 2) Aufgaben der Trauzeugin zu der Hochzeitsfeier Eine ganze Reihe Höhepunkte der Hochzeitszeremonie zählen zu den Aufgaben des Trauzeugen. Sie unterstützen bei der Hochzeitsplanung und bei dem gesamten Hochzeitsprogramm. Zu der Wahrung der Hochzeitstradition bemühen diese sich um den Hochzeitsbrauch, die Erstellung des Hochzeitsbuchs. Ebenfalls die Abstimmung der Hochzeitsspiele und Hochzeitsspäße ist Bestandteil dieser Hochzeitsplanung der Trauzeugin. 3) Die Auswahl der Geschenke zur Hochzeitszeremonie.: Für nahe Freundinnen oder die gute Verwandschaft ist es überhaupt nicht leicht ein besonderes Hochzeitsgeschenk zu entdecken. Vor allem das Geschenk Trauzeugin ist ganz besonders mühsam. Eine besondere Idee für ein Brautgeschenk ist ein Gästebuch zur Hochzeit, das großartige Erlebnisse der Hochzeitsfeier festhält. Das ist nicht ausschliesslich für Trauzeuginnen, sondern ebenfalls die Brauteltern perfekt. Für den Fall dass Du noch mehr Tipps brauchst nimm Kontakt mit dem netten Team von Zeitbote auf. Das Team hilft Dir gerne weiter.
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freige-ist · 8 years
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Die Türe im zweiten Stock des engen Treppenhauses ist nur angelehnt und er tritt ein. Wie immer, nur etwas früher als sonst. Ihm schlägt abgestandener Zigarettenrauch entgegen. Die enge, fast quadratische Diele, in der man sich kaum umdrehen kann. Dann das eine, vermutlich einzige größere Zimmer, in dem eine Matratze auf dem Boden liegt, ein niedriger Tisch, ein Sessel und ein knarzender Stuhl stehen. Vom Schreihals keine Spur, doch er hört ihn, er muss in der schmalen Kammer stehen, die wohl die Küche ist, die er aber noch nie gesehen hat. Er kennt nur diesen einen Raum. Gelber oder gelb gewordener Schaumstoff an der Decke, blau bepinselte Wände. Bulgakow auf dem niedrigen Tisch, und beim letzten Mal Machiavellis “Fürst”. „Der ist doch witzig!“, hatte Schreihals gebrüllt und kehlig gelacht. Jetzt schrie er aus der schmalen Küchenkammer: „Moin, hättest mich fast geweckt!“ „Aber nur fast“, ruft er zurück. Er versucht immer, bei der Lautstärke etwas mitzugehen. Der Schreihals schreit, also schreit er auch. Oder ruft zumindest. „Heute wieder Fußball, Schreihals? Endlich wieder, wa?“ „Joa, joa“, brüllt der Schreihals und kommt aus der Kammer geschlurft. Seine winzigen Augen sind hinter Stirn- und Wangenfalten und einem Vorhang aus dünnen, strohigen Haaren versteckt. „Was kann ich’n für Dich tun?“, fragt der Schreihals und zeigt lächelnd riesige Zähne, die erstaunlich weiß sind. „Für 150, geht das?“, fragt er. „Joah, joah“, stößt der Schreihals hervor. „Hatte gestern Geburtstag!“  „Oh, Glückwunsch!“, versucht er einzuschieben. „Das ist ein Scheißtag!“, brüllt der Schreihals. „20. Januar! Tag der Wansee-Konferenz! Und jetzt das mit dem Trump!“ „Ah, ja, stimmt“, sagt er, „aber du bist doch ganz gut geraten!“ Der Schreihals brüllt vor Lachen. „Joah, joah“ und verschwindet im Kämmerchen. Er breitet Geldscheine neben dem “Meister und Margarita” aus. Legt den zusammengerollten Weserkurier daneben. „Ich hab hier auch Deine Zeitung, wie immer.“ Der Schreihals tritt aus dem Kämmerchen. Er knippst ein durchsichtiges Tütchen zu, seine Augen sind noch winziger, so lächelt er. „Danke, danke“, schreit er und wirft das Plastiktütchen auf den Tisch zwischen Weserkurier, Bulgakow und Geldscheine. „Weißt ja, geh nicht mehr raus“, brüllt der Schreihals. „Lasse liefern!“ Und lacht und lacht. Er nimmt das Plastiktütchen vom Tisch, zwei schwere kleine Quader Haschisch. Er fragt sich manchmal, wie viel der Schreihals in seinem Kämmerchen auf Lager hat. Allein für sich selbst braucht der Schreihals Unmengen. Um irgendwann, meist gegen Nachmittag, nicht mehr so schreien zu müssen. „Also, bis zum nächsten Mal!“, sagt er zwinkernd. „Jaahaa!“, schreit es ihm freundlich hinterher.
Auch Diana braucht das Hasch, um sich zu beruhigen. Eher noch, um sich zu betäuben. An der Türklingel des Hauses, das wie ein Mehrfamilienhaus aussieht, steht nicht „Diana“, sondern „Sunny“. Darüber, darunter, daneben andere weibliche Namen, die es eigentlich gar nicht gibt. Er klingelt. Manchmal muss er warten, doch so früh am Tage nicht. Diana, die vielleicht nicht einmal Diana heißt, sieht ihn vermutlich durch den Spion, dann öffnet sie ihm. „Hey!“ Er sieht, dass sie sich freut. Diana arbeitet bereits, die trägt etwas, das seine Mutter früher bei weiblichen Teenagern als „Berufsbekleidung“ bezeichnet hätte. Einen kurzen Schottenrock und Strümpfe, eine weiße Bluse, nur locker über den Brüsten geknotet. Diana macht auf Schuldmädchen mit blonden, geflochtenen Zöpfen und einem zu jung geschminkten Gesicht. Nur ihre Augen sind jedes Mal gleich traurig, gleich müde, gleich alt. In ihrem Zimmer, das auch das Zimmer ist, in dem sie tatsächlich wohnt, quillen Pizzakartons aus einem offenen Schrank, den Diana rasch schließt. An einem Waschbecken stehen Zahnbürste, Mundspülung, Deo und Raumspray, das süßlich duftet. Er setzt sich zu ihr aufs Bett, auf dem eine fleckige Wolldecke ausgebreitet ist, und legt einen Klumpen Haschisch darauf. „Danke, Lieber“, sagt Diana leise, schlägt die Augen lieblich für ihn auf und streicht mit der Hand seinen Oberschenkel entlang hoch zu seinem Schritt. „Heute nicht, Liebe“, sagt er. Sie macht es umsonst für ihn, weil er ihr Sachen bringt, meistens etwas zu rauchen. Nur mit der Hand, weil er es nicht anders will, und manchmal mit dem Mund, sogar ohne Gummi, wahrscheinlich, weil sie ihn mag. Aber heute nicht. „Viel zu tun“, sagt er. Sie rückt trotzdem etwas näher, ihre Fingerspitzen kraulen vorsichtig seinen Nacken, sie bettet ihren Kopf an seine Schulter. Er legt den Arm um sie und genießt den Moment. Manchmal reden sie nur, oder besser gesagt, hört Diana ihm zu, denn ihr Deutsch reicht nicht für ein echtes Gespräch. Heute sitzen sie nur da. „Habe noch was für Dich“, sagt sie irgendwann. „Für Pater Johann.“ Sie gibt ihm einen einfachen Briefumschlag, in dem sich etwas Weiches befindet, drückt ihren Lippenstiftmund darauf, der als roter Abdruck zurückbleibt. Plötzlich klingelt es, ein hartes, mahnendes Schnarren. Sie erschrickt: „Du muss…“ „…los“, ergänzt er und steht auf. Im Treppenhaus begegnet ihm ein feister Kerl, der zu Diana will.
Pater Johann liegt unter einer zerschlissenen Decke. Sein immer noch voluminöser Körper hebt und senkt sich darunter unter flachen Atemzügen, doch sein Gesicht ist fahl, fast nur ein Schädelknochen mit Augen. Die Wohnungstür des Paters ist nie verschlossen, denn wer besucht schon einen Sterbenden. Noch dazu einen Pater, der außer seinem Leben ohnehin nichts mehr hat. Er legt den Umschlag mit dem Kussmund auf die gewölbte Bettdecke. Pater Johann lächelt etwas, so wie er gerade noch lächeln kann. „Dank Dir, mein Sohn“, flüstert er. Dann fährt er fort, weitere Worte, Sätze, Verse, die er jedoch nicht mehr verstehen kann. Sie sind nicht an ihn gerichtet, sie sind ein Gebet - für Diana. Er kennt Pater Johann seit über dreißig Jahren. Er hat Else und ihn getraut, eine kleine Hochzeit, nur die Brauteltern, zwei Trauzeugen und Else und er. Damals war Pater Johann bereits weißhaarig, er selbst war jung und Else jung und gesund. Eine weiße, knorrige Hand taucht unter der Bettdecke auf, greift nach dem Umschlag, führt ihn zur winzigen Nase, die daran riecht. Dann verschwinden Hand und Umschlag unter der Decke. Wieder erscheint die weiße Hand, nun ohne Umschlag, und Zeige- und Mittelfinger zeichnen ein Kreuz in die Luft. „Gesegnet seist Du, gesegnet sei Deine Frau Else“, krächzt der Pater dünn. Ein paar Minuten bleibt er noch am Bett Pater Johanns stehen, dessen Augen sich jedoch längst nach innen gewendet haben. Eine Verabschiedung gibt es nie, auch heute nicht. Dann muss er weiter und weiter.
Als er am Abend nach Hause kommt, findet er Else in dem alten Lesesessel sitzend. Um sie herum, auf dem Boden, dem niedrigen Couchtisch, dem Küchentisch, an den Wänden und auf Elses Beinen, überall handbeschriebene Seiten, ein klares Schriftbild einer unleserlichen Schrift. Sie registriert ihn kaum, hält einen Spiralblock und Stift in den Händen und schreibt und schreibt. Er legt sorgsam einen Stapel Papiere vom Küchenstuhl auf den Tisch, setzt sich zu ihr. Es vergehen Minuten, manchmal sind es sogar Stunden. Dann blickt sie endlich auf und ihre kranken Augen leuchten ihn an und sie sagt warm und dankbar ein einziges Wort: „Erzähl!“
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