#Bergmähder
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Sicher, es gibt weniger anstrengende Hobbies als jenes, dem ich nachhänge. Wenn aber Anstrengungen mit wunderbaren Erlebnissen verknüpft sind erzeugt das ein Glückgefühl. Und so entdeckte ich kürzlich in meiner Eigenschaft als Obmann der ‚Schule der Alm’ ein wunderschönes und abgelegenes Wandergebiet hoch über dem Obernberger Tal. Weil ich abklären wollte, in welchem Zustand uralte Bergmähder sind, die von Verbuschung und Verwilderung bedroht sind.
Dass mich die ‚Schule der Alm im Valsertal‘ auf Trab hält hat gleich mehrere Vorteile. Einerseits verblöde ich in der Rente nicht ‚vor mich hin‘. Andererseits will ich als Obmann des Vereins alles dafür tun, dass viele Almen und Bergmähder als ‚Kulturgut‘ erhalten bleiben.
Blick von der Bergeralm-Bahn ins Gschnitztal
Als Mag. Klaus Auffinger, der Schutzgebietsbeauftragte des Landes Tirol für das Wipptal den Vorschlag gemacht hatte, Bergmähder auch außerhalb des Valsertales mit Hilfe von Freiwilligen zu pflegen, waren wir von der Schule der Alm sofort einverstanden. Allein: ich kannte jene Bergmähder im Obernberger Tal noch nicht, die in den kommenden Jahren mit Hilfe von Freiwilligen Helfer_innen gepflegt werden sollten. Ich machte mich also gewissermaßen zu einer ‚Inspektion‘ auf.
Die Stubaier Berge vom Nösslachjoch aus gesehen.
Blumenmeer mit Blick auf die Berge der Stubaier Alpen.
Vom Nösslachjoch zum Lichtsee
Ich reise ja bekanntlich ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Also zuerst nach Steinach a.B. und dann zu Fuß zur Talstation der Bergeralm Bahn. Vorbei an einer, meine Augen beleidigenden Ansammlung pseudorustikaler ‘Chalets’, die von der Autobahnbrücke quasi überdacht werden. Unfassbar, dass so etwas genehmigt wird.
Unfassbar: Pseudorustikale Chalets auf der grünen Wiese in der Nähe der Talstation der Bergeralm-Bahn. So kann man Pensionen und Hotels im eigenen Ort auch ‘umbringen’.
Von dort aus ging’s ganz hinauf https://www.bergeralm.net/ auf’s Nösslachjoch. Öffis haben den riesigen Vorteil, bei Wanderungen nicht zum Ausgangspunkt zurückkehren zu müssen, wo die Benzinkutsche steht. Und Rundwanderungen sind überdies weit interessanter.
Auffällig sind viele ‚Miniseen, die diese Landschaft hoch über der Waldgrenze prägen. Sie sind Lebensraum vieler Amphibien und tragen maßgeblich zur Vielfalt dieser Landschaft bei. Und das alles vor der phänomenalen Kulisse der Berge, die sich in einem riesigen Bogen vor dem Auge staunender Bergwanderer auftürmen.
Reste einer uralten Alm sind sichtbar
Der Weg zum Lichtsee führt eigentlich über eine Art ‚Grat‘: rechts geht’s ziemlich zackig ins Gschnitztal hinunter. Links das Obernberger Tal. Ich glaube sogar, uralte Spuren von Almwirtschaft entdeckt zu haben. Wie vor etwa zwanzig Jahren, als ich im Wörgetal bei Kühtai ebenfalls ähnliche Steinsetzungen entdeckt hatte die sich später im Rahmen von archäologischen Ausgrabungen als eisenzeitliche Almen – um 600 v.Chr. – herausgestellt hatten.
Noch sichtbar: die Reste einer alten Alm hoch über dem Obernberger Tal.
Die Almwiesen sind speziell im Juni und Juli prachtvolle Blumenwiesen. Und die kommen ja auch nicht von ungefähr. Denn viele Pflanzen haben sich in der Folge der Beweidung festgesetzt. Also ist die Almwirtschaft auch gleichzeitig ein Synonym für die Vielfalt. Nach rund eineinhalb Stunden tun sich dann gleich zwei Seen auf: der Rohrsee und etwa eine Viertelstunde später der Lichtsee. Er ist der eigentliche Höhepunkt der Wanderung.
Ein Spaziergang der Extraklasse: vom Nösslachjoch zum Lichtsee
Abstieg vom Lichtsee nach Obernberg
Der Abstieg erfolgt dann über die Thaler Mähder, also jene Bergmähder, die unter Mithilfe der Schule der Alm im Rahmen von Freiwilligen-Projekten vor der Verwilderung geschützt werden sollen.
Der Lichtsee – eine Erscheinung.
Unmittelbar nach den ersten Metern des Abstieges tut sich eine Welt auf, die wir alle so nicht haben wollen: Meterhohe Grünerlen bilden eine nahezu undurchdringliche Strauchlandschaft. Nicht nur die Berge verschwinden dahinter. Hier wächst kaum eine Blume, fliegt kaum ein Insekt. Und schon gar kein Schmetterling. So geh es hunderte Meter dahin. Ich konstatiere: dieser verwilderte Hang war offenbar einst Teil der Thaler Mähder und ist heute nahezu undurchdringlich zugewachsen. Auch der Wanderweg – er ist übriges ziemlich steil – wird bereits von den einwachsenden Erlen ‚bedroht‘.
Und so schaut’s aus, wenn Bergmähder nicht mehr gepflegt werden:
Selten war es für mich so gut sichtbar, dass wir es uns nicht leisten können, unsere Bermähder und Almen ‚verwildern‘ zu lassen. Dann bleiben auch die Gäste aus, die speziell in naturbelassenen Tälern ein wichtiges Einkommenspotential darstellen.
So schaut’s aus, wenn Bergmähder verwildern. Ein undurchdringlicher Dschungel entsteht.
Die Grün-Erlen ‘wälzen’ sich drohend in Richtung existierender Blumenwiesen.
Noch intakt: dieser Teil der Thaler Mähder in Obenberg. Wie lange noch?
Auffallend auf den Thaler Mähdern sind auch die vielen, noch existierenden Heupillen. Bisweilen uralt. Ich glaube, auf einem Türbalken einer Pille die Jahreszahl 1731 erkannt zu haben. Auf einer anderen Pille hat sich die Natur des einstigen Flugschindeldaches bemächtigt.
Eine Heupille hinter dem Blumenteppich dieses wunderbaren Bergmahdes.
Die Natur nimmt langsam aber sicher Besitz von dieser Heupille.
Wunderschön sind auch die Lärchenwälder, die viele dieser Mähder begrenzen. Auch hier ist viel Pflege nötig, will man diese Naturmonumente erhalten. Denn Lärchenwiesen gedeihen deshalb, weil Sonnenstrahlen bis zum Waldboden durchkommen und damit die Vegetation ermöglichen. Im Gegensatz zu Fichtenwäldern, wo das Sonnenlicht kaum bis zum Waldboden durchzudringen vermag.
Eine der vielen Lärchenwiesen in Obernberg.
Eine wunderschön gepflegte Pille am Rande einer märchenhaften Lärchenwiese.
So geht es relativ steil weiter bis Obernberg. Wenn man den Wald verlässt tun sich wunderschöne Bergwiesen auf, die mit Blumen übersäht sind. Es sind genau diese Momente, die das Obernberger Tal so attraktiv für naturverbundene Menschen macht, die Ruhe, Schönheit und Erholung suchen.
So schön sind Bergwiesen. Wenn wir sie nicht verlieren wollen müssen wir etwas tun.
Er hilft mit, die Bergwiesen im wunderschönen Obenberger Tal zu erhalten?
Im Obernberger Tal sind heuer insgesamt drei Termine eines Projektes der Schule der Alm geplant, wo Freiwillige Helfer_innen eingeladen werden, mit zu helfen. Hier die Termine:
Steiner Alm Termin: Fr 21.08. – Sa. 22.08.2020 (mit Übernachtung: 20.08. – 23.08.2020)
Thaler Bergmähder Termin: Do 10.09. – Fr. 11.09.2020 (mit Übernachtung: 09.09. – 12.09.2020)
Allerleibrunnen Termin: Fr 21.08. – Sa. 22.08.2020 (mit Übernachtung: 20.08. – 23.08.2020) Do 10.09. – Fr. 11.09.2020 (mit Übernachtung: 09.09. – 12.09.2020)
Alle weiteren Informationen zu den Erkundungen im Wipptal gibt es hier: https://www.wipptal.at/schule-der-alm/freiwilligenprojekt-obernberg/
Die ‚Gratwanderung’ vom Nösslachjoch nach Obernberg Sicher, es gibt weniger anstrengende Hobbies als jenes, dem ich nachhänge. Wenn aber Anstrengungen mit wunderbaren Erlebnissen verknüpft sind erzeugt das ein Glückgefühl.
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Vor fünf Jahren hat die ‘Schule der Alm im Valsertal’ damit begonnen, ‘modernen’ Menschen die handwerklichen Tätigkeiten auf Almen und Bergmähdern zu vermitteln. Inzwischen sind daraus Hilfsprogramme für bedrohte Almen und Bergwiesen entstanden. Getragen von Gästen, die zwei Tage ihres Urlaubs für die Erhaltung eines uralten Kulturgutes opfern.
Der eigentliche Zweck der gemeinnützigen Arbeit in der ‘Schule der Alm’ war und ist die Erhaltung des uralten Kulturerbes unserer Bergbauernfamilien. Ein Erbe, das durch die moderne, industrielle Landwirtschaft ausgerechnet in unseren Tagen Gefahr läuft, gänzlich verspielt zu werden. Weil nämlich die bergbäuerlichen Betriebe gezwungen werden, mit den riesigen chemisch-agrarischen Industriebauern preislich mit zu halten. Da rentiert sich der Aufwand für Alm und Bergmahd nicht mehr. Weder zeitlich noch monetär.
Die Blumenteppiche auf unseren Bergmähdern erfordern viel Arbeit. Bild: wipptal.at
Ein Urlaub kann sinnstiftend sein
Es sind nur zwei Tage, die den Unterschied zwischen einem ‚normalen’ und einem ‚erfüllten’, ja sinnstiftenden Urlaub machen können. Im heurigen Sommer besteht im Nordtiroler Wipptal die Möglichkeit, gemeinsam mit ausgebildeten Biolog_innen und Schutzgebiets-Spezialist_innen Bergmähder und Almen im Schutzgebiet Stubaier Alpen zuerst zu erforschen. Um dann selbst Hand anzulegen. Denn die teilweise als ‘Natura 2000-Gebieten ausgewiesenen blumenübersähten Bergwiesen sollen von unerwünschtem Bewuchs befreit werden. Büsche und Sträucher würden Blumen und das gewürzhaltige Gras verdrängen. Eine meditative Tätigkeit und ein sinnstiftender Urlaub für Geist und Körper gleichermaßen.
Oberhalb der Steineralm in Obernberg. Bild: wipptal.at
Die jahrhundertealte Kulturleistung unserer Bauernfamilien wird bedroht
Dass unsere Almen und Bergmähder derzeit ‚vor die Hunde gehen‘, ist den Konsument_innen nicht wirklich bewusst. Die unfassbar miesen Preise für Milch, Fleisch und Milchprodukte zwingen die Bergbauernfamilien, sich auf die ‘Gunstlagen’ im Tal zu konzentrieren um überhaupt überleben zu können. Auf ihnen gewinnen sie das Heu, mit dem sie ihre Tiere über den Winter bringen. Und wenn das nicht reicht greifen immer mehr konventionell arbeitende Bauern auf Futtermittel wie Soja zurück, das aus Urwald-Rodungen in Südamerika stammt. Derweil verkommen immer mehr Almen und hoch gelegene Mähder.
Mit welch ungeheurem Aufwand Bergbauernfamilien Mähder und Almen gepflegt hatten zeigt ein wunderbares Buch der großen Fotografin Erika Hubatschek, das wir hier beschrieben haben. Ein Bild steht stellvertretend für jene Kultur, die wir moderne Menschen ganz einfach verludern lassen.
So hat die Heuernte auf steilem Bergmahd einst statt gefunden. Foto: Erika Hubatschek
Frauen in Tux, die den Pflug ziehen. Foto: Erika Hubatschek
Die Mähder am Blaser. Bald Vergangenheit? Bild: wipptal.at
Blühende Bergwiesen sind Kultur und keine ‚Wildnis‘
Wenn wir im Sommer durch Bergwiesen spazieren, die unser Auge mit regelrechten Blumenteppichen erfreuen, ist das nicht gottgewollt oder gar ‚Wildnis‘. Es ist eine uralte bäuerliche Kulturleistung die sofort verschwindet, wenn Wiesen nicht mehr gemäht oder von Tieren abgegrast werden. Und das ist auf immer mehr – meist steilen – Flächen der Fall. Das Beispiel unserer Bergorchidee namens Knabenkraut ist bezeichnend: es wächst auf jenen Bergwiesen, die gemäht werden. Bleibt das Mähen über einige Jahre aus, verschwindet auch diese wunderbare Orchidee für immer.
Diese Orchidee verschwindet, wenn Wiesen nicht mehr gepflegt werden: das Knabenkraut. Bild: W. Kräutler
Blumenteppiche auf Bergwiesen sind eine Kulturleistung unserer Bergbauernfamilien. Bild: W. Kräutler
Freiwilligeneinsätze in den wunderschönen Schutzgebieten des Nordtiroler Wipptales
Freiwillige der Schule der Alm haben vor Jahren begonnen, einen Teil ihrer Freizeit dafür zu opfern, den Bergbauernfamilien zu helfen, die Mähder und Almen zu pflegen. Es geht vor allem darum, Buschwerk und kleine Bäumchen zu entfernen. Und wer davon schwafelt, der Wildnis freie Bahn zu lassen sollte niemals mehr Bergwanderungen unternehmen. Es sei denn, diese Menschen wandern gerne durch Buschwerk und nahezu undurchdringliche Fichtenwälder. Was ich ernsthaft bezweifle.
Bergmähder beim Lichtsee in Obernberg Bild: Wipptal.at
Können und wollen wir uns Berge ohne Almen und Blumenwiesen vorstellen?
Die Schule der Alm macht aus der Notwendigkeit eine Tugend. Es ist uns bisher gut gelungen, Menschen zur freiwilligen Mitarbeit zu motivieren. Und so hoffen wir auch im heurigen Sommer der Schutzgebietsbetreuung Stubaier Alpen und den lokalen Bauernfamilien zu helfen, ihre Almen und Bergmähder zu pflegen und zu erhalten. Deshalb unser Aufruf an alle, denen unsere Heimat am Herzen liegt: Macht einen Kurzurlaub im Obernberger- oder im Gschnitztal und ‚spendiert‘ zwei Tage eures Aufenthaltes der Erhaltung unserer bergbäuerlichen Kultur.
Freiwillige Helferin im Einsatz. Bild: Klaus Auffinger, Schutzgebietsbetreuung
Folgende Freiwilligeneinsätze sind geplant:
Zwei Tage lang Bergbäuerin oder Bergbauer im Gschnitztal
Einsatztermine: vom 15.07. – 18.07.2020 und vom 16.09. – 19.09.2020.
Detaillierte Informationen, die Programmgestaltung, Unterbringung, Kosten und Einsatzzeiten sowie die Anmeldung entnehmen sie bitte der Website: https://www.wipptal.at/de/schule-der-alm/tirol-ganz-echt/
Ein Blogbeitrag dazu findet ihr hier: https://wipptalblog.tirol/de/zwei-tage-lang-bergbauer-sein/
Almen und Bergwiesen erforschen im Oberberger Tal
Einsatztermine: Fr 21.08. – Sa. 22.08.2020 und Do 10.09. – Fr. 11.09.2020
Einsatzorte:
Steiner Alm Termin: Fr 21.08. – Sa. 22.08.2020 (mit Übernachtung: 20.08. – 23.08.2020)
Thaler Bergmähder Termin: Do 10.09. – Fr. 11.09.2020 (mit Übernachtung: 09.09. – 12.09.2020)
Allerleibrunnen Termin: Fr 21.08. – Sa. 22.08.2020 (mit Übernachtung: 20.08. – 23.08.2020)
Alle Detailinformationen und das Anmeldeformular findet ihr hier: https://www.wipptal.at/schule-der-alm/freiwilligenprojekt-obernberg/
Der neue Aktivurlaub im Wipptal Vor fünf Jahren hat die 'Schule der Alm im Valsertal' damit begonnen, 'modernen' Menschen die handwerklichen Tätigkeiten auf Almen und Bergmähdern zu vermitteln.
#Alm#Bergmahd#Blumenwiese#Freiwilligeneinsatz#Gschnitztal#Knabenkraut#Obernberg#Schule der Alm#Wipptal
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Ein kleiner aber ungemein feiner Bergbauernhof hoch über Fieberbrunn verdeutlicht exemplarisch die Schwierigkeiten, vor denen kleine Höfe heute stehen. Das Jungbauern-Ehepaar Markus und Maria Schwaiger setzt aber alles daran, eines Tages von den landwirtschaftlichen Erträgen des Hofes leben zu können.
Vor knapp drei Jahren besuchte ich den BIO-Berghof Rohr das erste Mal. Mit immer noch anhaltender Wirkung. Ich kenne kaum einen schöneren Hof inmitten einer großartigen Inszenierung der Natur. Da ist es nur logisch, dass ich in den drei Jahren ein begeisterter Kunde der BIO-Lebensmittel vom Rohrhof geworden bin.
Der malerische Rohrhof in Fieberbrunn im Sommer.
Der BIO-Berghof Rohr im Frühling mit den Resten des Winters.
Ich möchte festhalten: Es ist die Qualität der BIO-Erzeugnisse des BIO-Berghofes Rohr, die mich zu diesem Blogpost veranlasst. Ich tue das selbstverständlich ohne jede Gegenleistung. Weil ich weiß, dass sich auch die besten BIO-Lebensmittel nicht von selbst verkaufen und die BIO-Bergbauern ganz einfach nicht die finanziellen Mittel haben, für Werbung zu bezahlen.
Vier Generationen am Rohrhof
Seit meinem letzten Besuch ist hier oben allerhand Erfreuliches passiert. Maria und Markus sind Eltern zweier liebenswürdiger Kinder geworden, von Theresa und von Matti. Mit den beiden ist die 4. Generation unter das Dach dieses uralten Hofes geschlüpft.
Die Familie Schwaiger. Von links: Opa Hans mit Enkelin Theresa, Jungbäuerin Maria, Jungbauer Markus mit Matti und Bruder Christoph mit seiner Mutter, der Altbäuerin Birgit. Uroma und Uropa waren beim Foto-Shooting grad nicht zuhause.
Das Panorama – kitschig wie im Heimatfilm
Das Wichtigste aber ist gleich geblieben: der Erbhof der Familie Schwaiger, der urkundlich auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Massig und in jenen Proportionen aus Holz erbaut, die jedem Auge schmeicheln. So, als wollte das Haus unmissverständlich kundtun, weitere 700 Jahre und in voller Schönheit allen Stürmen zu trotzen. Komme was da wolle.
Für mich ist das Panorama, das den Hof quasi umgibt, völlig einzigartig. Kitschiger noch als in jedem Heimatfilm. Von den Loferer Steinbergen bis zum Hochkönig reiht sich Bergspitze an Bergspitze. Ganz so, als wären die Felszacken am Horizont interessierte Zuschauer dessen, was am Rohrhof passiert. Selbst die Aussicht aus der offenen Stalltür und über den Miststock hinweg ist so außergewöhnlich, dass sie jedem Fünfsternhotel zur Ehre gereichen würde.
Der Blick aus der Stalltür schweift erst über den Miststock um dann am wunderbaren Panorama festzusitzen.
Die Maria-Kapelle des Rohrhofes zu Filzmoos vor dem gewaltigen Massiv der Loferer Steinberge im Frühsommer.
Drei Meter Schnee in diesem Winter
Ich komme an diesem wunderschönen Frühlingstag gerade recht zum Mittagessen. Die drei Männer der Familie, Opa Hans und Jungbauer Markus mit seinem Bruder Christoph kommen zurück ‚aus dem Holz‘, sprich aus dem Wald und berichten von den großen Schäden, die der schneereiche Winter hinterlassen hat. Viele Bäume sind unter der Last des Schnees zusammengebrochen oder umgestürzt. Der Schaden ist enorm, die weiße Pracht lastete bis zu drei Meter hoch auf Haus und Hof, auf Wald und Flur.
Ganz oben liegt der Rohrhof am Fuß eines mächtigen Bergkegels.
Beim Mittagessen, es gibt Reisfleisch und Himbeersaft, kommt dann die Rede auf die teils drängenden Probleme von Bergbauern. Sie müssen sich am europäischen Preisniveau orientieren, das durch die chemisch-industrielle Landwirtschaft (die übrigens massiv von der EU subventioniert wird) in immer neue Tiefen abgesenkt wird. Und das, obwohl BIO-Produkte mit denen aus Massentierhaltung und chemischer Landwirtschaft soviel zu tun haben wie eine Kuh mit dem Eistanz. Fazit am Mittagstisch: Bauern könnten hier nicht überleben, wenn sie nicht auch noch einem ‚Geldberuf‘ nachgingen.
Ein BIO-Hof wie aus dem Bilderbuch. Das betätigen auch verschiedene Label, die vor allem für die Qualitäsprodukte stehen.
Direktvermarktung und Werbung über Soziale Medien
Maria, die Jungbäuerin am Rohrhof, widmet sich seit ein paar Jahren der Direktvermarktung der Produkte des Hofes. Und auch der ‚Produkt-Neuentwicklung’. Sie hat bereits einige Erfahrung darin, die neuen sozialen Medien zur Vermarktung wirkungsvoll einzusetzen. Wie etwa Facebook (https://www.facebook.com/BioBerghofRohr/) oder Whatsapp. Inzwischen ist es bereits so, dass jede Produktankündigung binnen kürzester Zeit ‚ausgebucht‘ ist. Wie zum Beispiel beim wunderbar zarten Jahrlings-Fleisch, das ich immer vorrätig in meiner Gefriertruhe haben will. Nur eine jeweils sofortige Bestellung sichert mir den Bezug dieses außergewöhnlich schmackhaften, wahrhaftigen Genussmittels. (Wo und wie ihr bestellen könnt erseht ihr am Ende dieses Blogpostings.)
Die Kälbermannschaft am Rohrhof.
Der Grund, weshalb ich BIO-Fleisch esse
Den Freund_innen der veganen Ernährung, deren Enthaltsamkeit in punkto tierischer Produkte ich sehr schätze, möchte ich darlegen, weshalb ich immer noch Fleisch von Tieren esse, die ausschließlich auf Bergbauernhöfen mit Freilauf und mit Gras und Heu groß geworden sind.
Wie ihr alle wisst, können Bergbauern meist nur Grünlandwirtschaft betreiben. Das heißt aber auch: Milch und Fleisch als Produkte dieser Wirtschaftsform haben unsere Alpen zu dem gemacht, was sie immer noch sind: zu einem Sehnsuchtsziel vieler Stadtmenschen. Mit Blumen übersähte Bergwiesen, romantische Almen mit grünen Matten sind quasi Nebeneffekte dieser bergbäuerlichen Tätigkeit. Der BIO-Berghof Rohr ist das wohl beste Beispiel dafür.
Ein Ritterfalter labt sich an einer Blüte.
Was man wissen sollte: Ohne Almen und Bergmähder keine Blumen, Vögel und Schmetterlinge
Wenn nun Almen und Bergmähder von heue auf morgen nicht mehr gepflegt werden, verschwinden zuerst die Blumen, dann die Insekten, die Vögel und dann die Vielfalt der Pflanzen. Auch die Touristen werden als geschätzte Sommergäste ausbleiben. Die Frage ist: wollen wir das? Wenn nicht, sollten wir unseren Bergbauern zumindest ihre einzigartigen Produkte abkaufen. Und nicht den Billigfraß aus Supermärkten. Das ist der Grund, weshalb ich aus voller Überzeugung Fleisch esse.
Die Rohrhof-Menagerie
Zurück zur Direkvermarktung. Seit einigen Wochen bewohnen auch 180 Legehühner den Rohrhof. Maria und ihr Mann Markus erweitern mit den Hühnern ihr Angebot. Da kommt ihnen zugute, dass der Rohrhof über viel Fläche verfügt. Das macht die BIO-Hühnerhaltung tiergerecht. Dass der lokale SPAR-Supermarkt, “Feinkost Alois Hofer” in Fieberbrunn bereit ist, für die BIO-Freilandeier vom Rohrhof einen guten Preis zu zahlen, ist nicht selbstverständlich und macht mir genau diesen SPAR-Markt äußerst sympatisch.
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Legehühner …
…am BIO-Berghof Rohr
Und im Sommer bevölkern die Hühner die Hügel rund um den Rohrhof.
Der Hühner noch nicht genug. Zusätzlich zu den Legehennen sorgen die Rohrer auch noch für 60 Fleischhühner, was wiederum mir in die Karten spielt. Ich habe nämlich gleich bei meinem Besuch drei dieser Freilandhennen vorbestellt. Das Fleisch ist exzellent, das weiß ich aus schmackhafter Erfahrung.
Nicht genug der Menagerie. Neben 180 Lege- und 60 Fleischhühnern bewohnen derzeit 8 Kühe, 2 Kalbinnen und 2 Jungstiere und 6 Kälbchen die Stallungen.
Die graue Mutter und ihr grauer Sohn.
Dass die Mäuse nicht überhand nehmen, dafür sorgen die Katzen Lilli und Max, während Blacky und Flocke, die zwei Hasen, sich am Bergheu delektieren. Die fünf Ziegen – darunter meine Lieblingssorte Tauernschecken – haben heuer für 6 Kitze gesorgt. Und zwischen den Meckertieren sieht man weitere 2 Hasen herum hoppeln.
Die Meckerecke im Stall des Rohrhofes.
Blacky und Flocke führen am Rohrhof ein luxuriöses Leben mit süßem Nichtstun.
Als Draufgabe: hausgemachte Nudeln vom BIO-Berghof Rohr
Ein neues Produkt nimmt derzeit Gestalt an: die Rohrhof-Nudeln. Logo, denn damit können überschüssige Eier in ein haltbares Produkt eingebunden werden. Wenn Maria die Produktion aufnehmen wird berichtet sie dann in ihren sozialen Medien.
Direktbestellungen am Rohrhof
Das unvergleichliche „WildKrautJahrlings-Fleisch“ vom Rohrhof
Die Tiere des Hofes genießen im Sommer die absolute Freiheit auf den hofeigenen Hutweiden, die in dieser Höhe – 1.000 m – einer Almweide entsprechen. Im Winter sonnen sie sich im Freilauf. Fütterung: ausschließlich mit Heu und Heusilage aus eigener Produktion. Die Kälber bleiben zwischen neun und elf Monaten bei ihren Müttern, trinken deren Milch und beginnen langsam, auch Rauhfutter zu essen.
Rindfleisch-Mischpaket
Die Mischpakete des Rohrhofes sind quasi ein ‚Querschnitt‘ durch die Fleischqualitäten eines Tieres. Die Familie Schwaiger schlachtet mehrmals jährlich die sogenannten ‚Jahrlinge‘ und bieten küchenfertig zubereitete Fleisch-Mischpakete zu 5, 10, 15 oder mehr Kilogramm an. Die Pakete beinhalten Rostbraten, Schnitzel, Braten, Gulasch, Faschiertes und Suppenfleisch. Suppenknochen werden auf Wunsch gratis mitgeliefert.
Preis pro kg des außergewöhnlichen BIO-Fleisches im Mischpaket bei Selbstabholung am Hof: € 14,50.
Seit kurzem bietet der BIO-Berghof Rohr auch feine Wurstwaren und exzellenten Rinderspeck an. Die Preise pro Kilogramm:
Kaswurst € 22,— Jausenwurst € 21,— Rinderspeck € 25,— Käsekrainer, 3 Stück verpackt, € 7,— Fleischlaberln, verpackt pro Stück € 2,90
ud NEU: BIO-Freilandeier vom Rohrhof. Preis bei Selbstabholung: € 0,50/Stück.
Und wie bestellen?
Entweder telefonisch unter 0043 664 – 91 401 35 (Maria Schwaiger) oder per email: [email protected] oder via Whatsapp ‚Maria Schwaiger‘.
Wer sicher gehen will macht Vorbestellungen
Ich habe mit Vorbestellungen bei Maria die allerbesten Erfahrungen. Da komm ich nicht in den Stress, das Fleisch dann bestellen zu müssen wenn es alle bestellen. Ich empfehle all jenen, die sicher gehen wollen, bei einer Schlachtung ‚zum Zug zu kommen‘ die Vorbestellung. Die kann über Facebook-Messenger oder auch über Whatsapp Maria Schwaiger erfolgen.
Die nächsten Schlachttermine:
Hühner 08.06.19 und 03.08.19 und 21.09.19 Jungrind (Jahrling) 06.07.19 und Anfang September, Anfang Oktober, Anfang November
Ja, hier noch die Facebook-Accounts des Rohrhofs:
https://www.facebook.com/BioBerghofRohr/ und
https://www.facebook.com/maria.trixl.7
Ein Hof wie aus dem Bilderbuch: der BIO-Berghof Rohr Ein kleiner aber ungemein feiner Bergbauernhof hoch über Fieberbrunn verdeutlicht exemplarisch die Schwierigkeiten, vor denen kleine Höfe heute stehen.
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Dass die Toten im Hochmittelalter von Hintertux im Zillertal bis nach Steinach am Brenner getragen werden mussten klingt krass in unseren Ohren. Leichenzüge über Pässe und Jöcher waren aber im Tirol des Mittelalters keine Seltenheit. Im konkreten Fall mussten die Hinterbliebenen ihre Toten knapp 27 km weit transportieren und 936 m Aufstieg sowie 1.323 m Abstieg hinter sich bringen. Ich bin den Leichenzügen 600 Jahre danach auf ihrer Originalstrecke gefolgt.
Die Erzählungen klingen heute märchenhaft unwirklich. Es sind Berichte, dass bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts die in Hintertux Verstorbenen in einem zweitägigen Leichenzug nach Steinach Mauern gebracht werden mussten. Und dass dabei ein Wasserfall namens ‘Schleierfall’, das Tuxer Joch, der steile Abstieg ins Schmirn und die Schlucht bei St. Jodok zu überwinden waren. Bekannt und in Schmirn immer noch erzählt wird die Geschichte des ‚Leichenkammerls‘ beim Steckholzer-Bauern. Denn dort endete die erste Etappe, die Toten mussten für eine Nacht lang quasi ‘zwischengelagert’ werden. Im Totenkammerl eben.
Drei kleine Kreuze erinnern an die Toten, die über den Paradiesweg ihre letzte Ruhestätte in Steinach-Mauern fanden.
Eines der Erinnerungskreuze.
Auf diese schier unglaubliche Geschichte bin ich erst vor drei Jahren aufmerksam geworden. Ich erkundete für meinen Blog tirolerjakobsweg.wordpress.com den Jakobsweg vom Brenner nach Innsbruck. Bei der uralten Kirche in Mauern fielen mir drei schmiedeeiserne Kreuze auf, die den Toten von Hintertux gewidmet sind. Mein Entschluss war geboren, den Spuren der Leichenzüge des 14. Jahrhunderts über Berg und Tal zu folgen.
Mir gingen auch die ‚Legenden‘ nicht aus dem Kopf, die um diese hochalpinen Leichenzüge gesponnen wurden. Von Verstorbenen, deren Leiche im Winter auf dem Dachboden ‚zwischengelagert‘ und erst im Frühling nach Mauern – quasi in gefriergetrocknetem Zustand – zur Beerdigung gebracht werden konnten. Oder dass die Pomp Finebrer, also die Sargträger, erst in Schmirn festgestellt hätten, dass sich im Sarg Werkzeuge und anderes bäuerliches Gerät und nicht der Verblichene befand. Legenden hin, Wahrheit her. Ich musste diese Strecke unter meine eigenen Füße nehmen.
Die neue Kirche in Hintertux. Ohne Friedhof, die Toten werden in Lanersbach begraben.
Der Aufstieg zum Tuxer Joch über die Bergmähder der Hintertuxer Bauern.
Dieses geniale Panorama begleitete die Toten auf ihrem letzten Weg.
Weshalb Leichenzüge übers Hochgebirge?
Hintertux war bis ins Jahr 1483 kirchlich der Gemeinde Steinach am Brenner zugeordnet. Und damit der uralten Kirche von Mauern, oberhalb des heutigen Steinach gelegen. Weshalb das? Weil das hintere Zillertal mit größter Wahrscheinlichkeit vom Wipptal, genauer vom Schmirntal aus besiedelt worden war. Und: eine Verbindung ins tiefer gelegene Zillertal war damals praktisch nicht vorhanden.
Politisch blieb Hintertux bis 1926 sogar ein Teil der Gemeinde Schmirn. Weshalb so spät werden sich die kluge Leserin und der geistreiche Leser fragen? Weil erst damals eine Straße von Hintertux nach Mayrhofen errichtet worden war.
Da eine Bestattung in ‚geweihter Erde‘ für gläubige Katholiken unabdingbar zur Erreichung des Paradieses gewesen ist, blieb den armen Bewohner_innen nichts anderes übrig, als die Verstorbenen in einem zweitägigen Leichenzug nach Mauern bei Steinach zu bringen. Dort befand sich der Friedhof samt geweihter Erde. Es war quasi die erste Etappe des Weges ins Paradies für die bitterarmen Menschen. Genau mein Ding, dachte ich und beschloss, diesem letzten Weg vieler bettelarmer Bergbäuerinnen und Bergbauern bisweilen heftig schnaufend zu folgen.
Ich konnte es kaum glauben: der Weg führt tatsächlich über den Wasserfall.
Auf der Iss nach einem etwa halbstündigen Aufstieg von Hintertux.
Der Wasserfall. Er wird über eine nahezu senkrecht abfallende Wand ‘umgangen’.
Erste massive Hürde: der Schleierwasserfall
Ich fuhr mit dem VVT-Bus an einem wunderschönen Herbsttag nach Hintertux und begann von dort den Aufstieg auf das Tuxer Joch. Konkret: ich folgte dem Weg bis zur sogenannten ‚Isse‘ auf etwa 1650 m Seehöhe. Eine Wegstrecke, die sich als grandios erwies. Die Dreitausender um den Olperer und der – noch – vorhandene Gletscher veredeln den Aufstieg mit wahrhafter Schönheit. Störend für das Auge: all die Liftstützen und das technische Geraffle, das mit dem Gletscherskilauf verbunden ist.
Auf der ‘Isse’ kann man bereits jenen Wasserfall erkennen, den es zu überwinden gilt: den Schleierwasserfall. Auf den ersten Blick fand ich es unmöglich, diesen Sturzbach durch eine danebenliegende, nahezu senkrecht abfallende Felswand zu überwinden. Klettern, dachte ich mir. Das hätte mir grad noch gefehlt. Aber: Das alles schaut unglaublich dramatisch aus, ist es aber nicht. Denn der Weg war besser und breiter als angenommen. Zudem war er gepflegt und perfekt mit einigen Seilen abgesichert. Sogar Steinstufen waren in den Fels gehauen worden. Ob die aus dem Mittelalter stammen?
Die gleißenden Schneefelder immer im Blick.
Der Paradiesweg erhält hier eine besondere Note.
Dennoch: die Überwindung des Wasserfalls ist nicht allzu gefährlich.
Jetzt frage ich mich: wie wurde der Sarg des Leichenzuges transportiert?
Was mir bei meinem Aufstieg über den Wasserfall in den Kopf schießt: Wie haben die Menschen damals den Sarg hinaufgeschleppt? Wurde der von einem oder gar zwei Männern getragen? Oder wurde er auf eine Kraxe gebunden? Benützten die Pomp-Finebrer des Mittelalters vielleicht einen hölzernen Schlitten, den sie in den weniger steilen Abschnitten zogen? Jedenfalls muss es eine ungeheure Anstrengung gewesen sein, mit einem Sarg am Buckel erst den Schleierfall und dann das Tuxer Joch zu überwinden.
Das wunderschöne Weitental
Kurz vor Erreichen des Tuxer Jochs.
Im weiten Bogen durch das Weitental
Durch das Weitental geht’s dann im großen Bogen zum Tuxerjoch-Haus und weiter zum Joch. Ein Alpenübergang, der bereits von den Menschen der Vorzeit begangen worden ist. Funde am Joch belegen, dass es vor allem Steinzeit-Jäger waren, die diesen Übergang benutzt hatten. Aus dem ursprünglichen, kleinen See am Joch ist inzwischen ein massiver Speicherteich geworden, mit dem die Skipisten von Hintertux ‚beschneit‘ werden. Ich kann mir aber lebhaft vorstellen, dass ein Trauerzug hier eine längere Rast einlegen musste. Vermutlich stetig betend, um mitzuhelfen, dem Toten das Himmelreich zu erbitten.
Das Tuxerjochhaus in 2.313 m Seehöhe.
Der Blick vom Tuxer Joch ins Schmirntal.
Das Jochkreuz.
Aus dem einstigen kleinen Teich der prähistorischen Jäger wurde ein Speichersee.
Mein erstes Ziel: der Alpengasthof Kasern
Der Abstieg nach Schmirn-Kasern kann auf einem neuen, soeben in den Hang gerammten Radweg oder aber der alten, historischen Wegtrasse zurück gelegt werden. Da wird es in Zukunft einige Wickel geben wenn die Mountainbiker mit vollem Hobel herunterstechen und von den Wanderern nicht gehört werden. Ich hoffe nur, dass der alte Weg wieder instand gesetzt wird, um derartige Konfrontationen zu vermeiden und Unfälle zu verhindern. Allein: der alte Weg ist teils von den Bauarbeiten arg in Mitleidenschaft gezogen worden.
Ein neuer Radweg ‘ziert’ den Abstieg ins Schmirntal. Man folgt aber besser dem alten Abstieg.
Der Kleine Kaserer türmt sich am Fuß des Tuxer Joches mächtig auf.
Der Abstieg erfolgt auf einer Strecke, die ich mit Genuss hinter mich gebracht habe. Denn Kasern ist mir ganz besonders ans Herz gewachsen. Dieser innerste Teil des Schmirntales vermittelt immer noch eine Natürlichkeit, die sehr selten geworden ist. Zudem: ich kann mir Kasern ohne den historischen Alpengasthof Kasern gar nicht mehr vorstellen. 1902 erbaut und noch im ‚Originalzustand’ erhalten wird er von Wanderern, Bergsteigern und Tagesausflüglern gleichermaßen geschätzt. Von der Gaststube aus genießt man einen spektakulären Blick auf das Olperermassiv und vor allem den Kleinen Kaserer. Aber es ist nicht nur das, was mich hier anlockt. Denn das Gasthaus für seine regionale Küche und die feinen (und mitunter riesigen) Kuchen bekannt. Ich persönlich bevorzuge hier den Zwiebelrostbraten vom Schmirner Almochs.
Ein Kalenderbild der Sonderklasse: Bauernhöfe in Kasern vor dem monumentalen Hintergrund des Kleinen Kaserer.
Mein kulinarisches Ziel am ersten Tag: der Alpengasthof Kasern mit seinem hervorragenden Zwiebelrostbraten vom Schmirner Almochs.
Ganz in der Nähe des Gasthofs befindet sich übrigens jener Hof, in dem die Leichenzüge des Mittelalters angeblich für eine Nacht lang Station gemacht hatten. Das angebliche historische ‘Leichenkammerl’ im Steckholzerhof musste jedoch einem Neubau weichen.
Der Steckholzerhof im Schmirntal. Hier endete die erste Etappe des Leichenzuges von Hintertux nach Steinach.
Das Tagesziel meiner 1. Etappe: das Hotel Olpererblick
Von Kasern aus geht’s dann mit vollem Bauch nach Schmirn/Toldern ins Hotel Olpererblick. Der Fußweg von Kasern nach Toldern ist entspannend. Das Hotel selbst ist ein Haus mit gepflegter Gastlichkeit, mit feinen und preiswerten Zimmern und guter Küche. Und das Hotel wird seinem Namen in vollem Umfang gerecht. Die Aussicht auf den mächtigen Olperer ist grandios. Zusammen mit den feinen Zimmern und einem außergewöhnlichen Frühstück (ein echtes, deftiges Tiroler Frühstück, ganz so wie ich es liebe) ist es ein ideales Etappenhotel zwischen Hintertux und Steinach.
Der Name steht für Qualität und eine fantastische Aussicht: Das Hotel Olpererblick in Schmirn/Toldern. Foto: Olpererblick
Und so schaut’s aus, dieses monumentale Bergpanorama, wenn man es vom ‘Olpererblick’ aus btrachtet.
Durch das Schmirntal weiter nach Steinach
Im Gegensatz zur ersten Etappe ist die Strecke nach Mauern am 2. Tag ein sogenanntes ‚Lercherl‘: Es geht abwärts auf der Schmirner Straße in den Hauptort Schmirn mit seiner barocken Kirche und einigen sehenswerten Bauernhäusern. Nach kurzer Zeit erreicht man den Weiler Aue, in dem die alte Schmirner Straße nach rechts abzweigt. Jetzt geht die Wanderung vorbei an einigen uralten und leider dem Verfall preisgegebenen Bauernhäusern. Eine Etappe, die einfach nur schön und erholsam ist.
Schmirn. Ein Dörfchen wie Samt und Seide…
Dieser malerische Bergbauernhof in Schmirn Toldern wird von den Bergen der Ortlergruppe umrahmt.
Die historischen Dachgiebel im Valser- und Schmirntal zieren zwei Gaißböcke.
Vermutlich von einem Gletscher geformt erhebt sich dieser Hügel wie eine Mini-Pyramide.
Ein alter, aus Holz erbauter Bauernhof ziert das Dorfzentrum von Schmirn.
Überrascht war ich einigermaßen vom Verlauf der alten Straße durch eine Engstelle, die durchaus als Schlucht interpretiert werden kann. Eher dunkel, kühl und nass. Aber schon in St. Jodok öffnet sich die Engstelle wieder. Und dann gehts in Richtung Steinach. Eine genauere Beschreibung könnt ihr im Anhang lesen.
Schluchtartig gehts zu zwischen Schmirn und St. Jodok.
Der Weg zwischen St. Jodok und Steinach.
Steinach am Brenner
Am Ziel der Leichenzüge: die Ursula-Kirche in Mauern
In Mauern angekommen erschienen mir nun die drei kleinen schmiedeeisernen Kreuze beim Eingang zur Kirche in einem etwas anderen Licht. Dass die Kirchenoberen ihren Hintertuxer ‘Schäfchen’ einen Gewaltmarsch abverlangten um die Toten zu beerdigen zeugen von einer Zeit, in der die Gläubigen am Gängelband geführt wurden. Bettelarme Bergbäuerinnen und Bergbauern mussten akribisch das tun, was irgendwelche Pfarrer, Bischöfe und Päpste daher fantasierten. Die ihnen zu allem Übel auch noch ständig Angst vor ewiger Verdammnis in der Hölle machten. Eine Zeit, die überwunden scheint. Aber, so glaube ich, der Tod zur damaligen Zeit ja wirklich eine Art Erlösung. Ich hätte jedenfalls nicht im Mittelalter leben wollen.
Dieser Friedhof bei der Ursula-Kirche in Steinach-Mauern war das Ziel der mittelalterlichen Leichenzüge von Hintertux.
Meine Bewunderung für diesen harten und zähen Menschenschlag, der vor 600 Jahren in abgelegenen Berggebieten lebte, ist mit dieser Wanderung jedenfalls nur noch größer geworden.
Die Daten zur Wanderung
Wegstrecke:
Von Hintertux aus den Weg ins Weitental wählen, der mit einem Wellblech verkleideten Fußgängertunnel beginnt. Dann bis zur Isse. Hier beginnt der Aufstieg zum Schleierwasserfall. Durch das Weitental dann bis zum Tuxerhoch-Haus.
Vom Tuxer Joch aus gibt’s seit neuestem zwei Möglichkeiten, nach Schmirn/Kasern abzusteigen. Einerseits über den neu in den Hang gebauten Radweg (!) oder über den alten, historischen Abstieg. Der ist aber streckenweise leider verschüttet, was auf die Bauarbeiten zurückzuführen ist.
Von Kasern dann zuerst entlang der Hauptstraße bis zum Tunnel, dann auf der alten Straße, die heute eine Wanderstraße ist, bis zum Hotel Olpererblick.
Vom Olpererblick bis in die Parzelle Aue und dort rechts auf die alte Schmirner Sstraße abzweigen, die direkt nach St. Jodok führt.
In St. Jodok vor der Bahnüberführung rechts hinauf in Richtung Stafflachwand-Klettergarten. Von dort den Forstweg bis zum Padastertal (mit der Wendelinkapelle). Beim ersten Haus die Abzweigung scharf nach rechts oben nehmen. Auf diesem Weg dann rund 300 m weitergehen bis links ein kleiner unscheinbarer Fußpfad nach Steinach-Mauern abzweigt.
Länge: 26,7 km
Höhenunterschied: 936 m Aufstieg, 1.323 m Abstieg. Höchster Punkt: Tuxer Joch, 2.338 m
Dauer:
von Hintertux zum Tuxer Joch über Iss-Schleierfall-Weitental: ca. 3,5 Stunden
vom Tuxer Joch nach Schmirn/Toldern: ca. 2 Stunden
von Schmirn Toldern via St. Jodok nach Steinach Mauern: ca. 2,5 Stunden
Von Hintertux nach Steinach: Der Weg ins Paradies. Als die Toten noch vom Zillertal über das Tuxer Joch und Schmirn nach Steinach/Mauern getragen werden mussten. Dass die Toten im Hochmittelalter von Hintertux im Zillertal bis nach Steinach am Brenner getragen werden mussten klingt krass in unseren Ohren.
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