#14.3.2006
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schwimmtagebuch · 1 year ago
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Let's fall in love!
Wir haben uns angefeuert ohne Worte, es war ein kairos, ein Höhepunkt, und dann hat er mich gesucht, um mir zu zeigen, dass er so glücklich ist wie ich, endlich, weil ich noch einmal ins Wasser gegangen bin, weil ich mich selbst besiegt habe. Wir suchen nach etwas Absolutem, wir wollen die Grenze durchbrechen. Die Frau, die neben mir auf den Pritschen saß, hat uns entgeistert angeschaut, als wir uns so begrüßt haben. Wenn er mir beim Schwimmen nicht so aufmunternd zugelächelt hätte, wäre ich gar nicht weiter geschwommen, er war mir plötzlich ganz nahe, dann schwamm ich wieder in die nächste Bahn und er auch, so dass wir wieder ganz weit auseinander waren, aber irgendwann waren wir dann doch wieder zusammen. Gestern war mir Manfred unsympathisch, weil er so launisch ist, außerdem ist er feig. Edith hat mich gefragt, warum ich erst zwei Interviews gemacht hätte, obwohl er bei uns Supervisor war oder war es ihm egal, wie alles? War er so grantig, weil Ben da war? Ich entwickle auch schon Aggressionen gegen ihn. War um elf Uhr in Schönbrunn, weil ich zu lange geschlafen habe, auf dem Weg ist mir Alla begegnet, nach ein paar Längen ist Adam gekommen, hat mich begrüßt, ist 50 Längen Brust geschwommen, ich habe mitgezählt, bei der 45. Länge hat er mich aufgeholt, dann waren wir drei oder vier Längen gleich und dann hat er mich überholt, nach 50 Längen hat er seine Turnübungen gemacht, dann ist er gekrault, ich habe Klaus von weitem gesehen, ganz am Anfang, dann sind die Soldaten gekommen, ich war zwischen ihnen und Adam, bin zu ihm in die Bahn geflüchtet, er hat es bemerkt und hat mich beschützt, habe gespürt wie gern er mich mag unter Wasser, es tut schon weh. Wollte 80 Längen schwimmen, er hat einmal dazwischen aufgehört und sich an den Rand gesetzt, aber als er sah, dass ich weiter schwimme, ist er auch weitergeschwommen, die Frau mit den grauen kurzen Haaren war wieder zwischen uns. Er ist dann aber zu mir auf meine Seite gekommen, so dass niemand mehr zwischen uns war, immer wenn wir uns begegnet sind, war es wie ein Orgasmus. Habe mich so geliebt gefühlt, ohne Berührung. Vielleicht sind wir Autisten, die sich trotzdem lieben? Ich habe es so stark gespürt, wir waren uns so nahe im Wasser, wir hätten uns beinahe umarmt. Wollte er mir etwas sagen? Einmal habe ich ihn angeschaut, als er am Beckenrand saß, er sah ganz ernst aus und nicht so, als ob er mich sehen würde. Er hat mich aber gesehen und ist weiter geschwommen. Ich war bei der 77. Länge, da wollte er nicht mehr und ist aus dem Wasser gesprungen, ich sah ihn weg gehen. Bin noch drei Längen geschwommen, dann habe ich mich aufs Wasser gelegt, hab aber so viel Wasser geschluckt und gehustet, weil ich so gezittert habe vor Erregung, bin zur Dusche geschwommen und raus gesprungen. Um halb zwei bin ich nach Hause gegangen, wollte mich von ihm verabschieden, habe ihn aber nirgends gesehen, hätte beinahe geweint, ich bin mir ganz sicher, er ist meine letzte große Liebe. Habe ich jemanden schon einmal so geliebt? Heute ist er schon um 11 Uhr gekommen. Als ich aus dem Wasser sprang, war es ein Uhr, das Schönste war, wie er mich vor den Soldaten beschützt hat, eine Länge in einer Minute? Morgen muss ich mit Lalomie zum Tierarzt, habe Angst, ihn deshalb diese Woche nicht mehr zu sehen, meinen Geliebten, meinen Wassergott.
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schwimmtagebuch · 1 year ago
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Heute bin ich früh aufgestanden, es war ziemlich diesig, es sah nach Regen aus, es war schwül, bin zur Bank gefahren, habe die Miete und die Telefonrechnung bezahlt, wollte schon wieder zu Hause sein, habe eingekauft, bin nach Schönbrunn gefahren und 3 Kilometer geschwommen. Zuletzt ist Adam erschienen, hat sich seine rote Badehaube aufgesetzt, ich wagte es nicht, hinzuschauen, er hat trainiert, die Rekruten sind gekommen, ich bin raus gesprungen, weil ich schon fertig war mit dem Training, habe ihm zugeschaut, es war kalt und es schien so, als ob es bald regnete. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wollte nicht weg gehen, weil ich ihn dann nicht mehr sähe, aber zum Lesen war mir zu kalt. Ich konnte ja nicht die ganze Zeit da sitzen und ihm zuschauen. Die Soldaten sind aus dem Wasser gegangen und ich bin wieder hinein gegangen und weiter geschwommen, Adam hat seine Turnübungen gemacht, dann ist er auch wieder geschwommen, aber jetzt ist er gekrault. Vorher, als ich ihm zugeschaut habe und dann noch ein paar Längen mit mir, ist er Brust geschwommen. Ich habe das Geräusch noch im Ohr, das er dabei mit den Armen macht. Ich hatte Angst, dass er wieder raus springt, aber wir haben wieder gekämpft und das Wunder ist geschehen: während wir schwammen, ist die Sonne heraus gekommen, es war niemand mehr im Wasser außer wir beide. Plötzlich war es wieder schön und heiß, wie im Paradies. Er hat mich immer überholt, aber ich war ziemlich schnell, bin über das Wasser geflogen, weil ich nicht wollte, dass er siegt, aber er hat mich besiegt, jedes Mal. Wir sind um unser Leben geschwommen, ich habe überhaupt nicht mehr mitgezählt, habe ständig Wasser geschluckt, in der Mitte hab ich mich umgedreht und aufs Wasser gelegt, um in den Himmel zu schauen. Alle Wolken sind verschwunden, von einer Sekunde zur anderen. Wer steht uns bei? Er ist dazwischen zu seinem Brunnen gegangen, um Wasser zu trinken, ich hatte Angst, dass er nicht mehr zurück kommt, aber ich bin weiter geschwommen und er dann auch. Er hatte seine rote Badehaube auf, auch als es schon wieder schön war. War er in Panik, dass es wieder so regnet wie damals? Wir sind geschwommen und geschwommen und nichts hätte uns aufhalten können, plötzlich waren ein paar Leute im Wasser. Ich konnte einfach nicht mehr und bin am Rand zusammengebrochen vor Glück, habe mich an den Rand gesetzt und die Beine ins Wasser gehängt und gewartet, dass er zu mir kommt, aber er ist beim deep end aus dem Wasser gesprungen, zur selben Zeit. Er ist zum Brunnen gegangen, ich bin zur Dusche gelaufen, habe gesehen, wie er an den Pritschen vorbei geht und die Treppe hinauf, die er sonst immer runter kommt. Ich habe mich auf meinen Platz gesetzt und geschaut, wo er hingeht. Er muss etwas gesucht haben, denn er ist über die Wiese gegangen, an den Hecken vorbei und zum Buffet, hat sich ein Mineralwasser geholt und ist die Treppe herunter gekommen und an mir vorbei gegangen, hat mich lächelnd und sehr deutlich gegrüßt. Er wollte mich begrüßen, es muss ihn genauso glücklich gemacht haben wie mich wie wir geschwommen sind, es war wie ein ewig hinaus gezögerter Orgasmus, gespielt von Roxy Music, Never seem to touch. Dann habe ich ihn den ganzen Tag nicht mehr gesehen. Der Sportstudent ist zu mir gekommen und hat mich gefragt, was ich lese, er hat mir gesagt, dass er jetzt Jaspers liest. Ich habe mich gewundert, dass ihm Jaspers gefällt. Dann hat er gesagt, dass er sich ein Eis kaufen gehe und dass er es sich in letzter Zeit gut gehen lasse. Ich habe zu ihm gesagt, dass wir letztes Jahr besser ins Schönbrunnerbad gegangen wären als in den WIFI-Kurs, er hat gemeint, dass es letztes Jahr ja immer so schiach war (Ha!) und dann, ja doch, es war Zeitverschwendung. Am Abend bin ich noch 20 Längen geschwommen. Ich habe über uns nachgedacht, wir haben uns so geliebt im Wasser, ohne Berührung. Wir haben uns total verausgabt, wir waren total erschöpft. Er hat mich besiegt, er ist mein Meister.
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