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⌛ Deine erste Reise durch die Spiegel
"Hast du Angst?", Oskar ging in die Knie. Seine Ellenbogen locker auf seinen Oberschenkel abgestürzt. Die braunen Lederschuhe quietschen. "Deine Socke ist heruntergerutscht", antwortete das Mädchen, statt ihrem Vater eine Antwort auf seine Frage zu geben. Oskar beugte sich weiter nach vorne. Die Wolle seiner Socken strichen an seinen Beinhaaren vorbei. Sie hinterließen ein Kräuseln. Ein Geräusch, was Daria nicht mehr vergessen sollte. "Du hast mir nicht geantwortet", bemerkte Pritchard. Seine Tochter war damit beschäftigt, seinen Blicken auszuweichen. "Daria", begann er abermals und forderte die Aufmerksamkeit seines jüngsten Kindes. "Ich bin doch nicht lange weg. Du wirst viel Spaß haben bei Agnes und James." Oskar hievte sich wieder auf die Beine. Genau das, war nicht das Problem. "Es ist nur ein kleiner Auftrag", erklärte Oskar. "Du kannst mich doch mitnehmen", entgegnete Daria hastig. Manchmal hatte er sie mitgenommen, als Diana noch am Leben war. Sie hat immer gewartet und sie mit einer Umarmung begrüßt, wenn sie wieder im Büro von Oksar auftauchten. Diesmal war es allerdings anders.
"Komm schon, sie warten hinter dem Spiegel auf dich." Oder aus ihrer Perspektive: vor. Die andere Welt. "Wann kommst du wieder?", wollte die Zehnjährige von ihrem Vater wissen. "Du gehst immer öfter und kommst immer später wieder zurück."
"Ich stehe doch gerade vor dir, oder nicht?" Zaghaft nickte das Mädchen. "Du weißt, wie ich das meine, Oskar." Oskar. Sie hat ihren Vater nie anders genannt. Er seufzte. Natürlich wusste er, wovon das Mädchen sprach. Aber das war ein Thema für einen anderen Tag. Pritchard nahm seine Tochter an den Schultern und schob sie unsanft vor den Spiegel. Seine goldenen Augen sahen sie durch die Reflexion des Spiegels an. "Du legst deine Hand auf deine grauen Augen und schon ist es vorbei. Dann bist du drüben." Sie wollte aber nicht. Die andere Welt machte ihr Angst. Oskar nahm die linke Hand des Mädchens in seine. Daria wollte sich seinem Griff entziehen. "Musst du ge-."
Gehen? Ihre Hand verdeckte die grauen Augen. Beißende Kopfschmerzen. Ehe sie sich versah, stand sie vor ihrem Onkel und ihrer Cousine. Die andere Welt hieß sie willkommen. Laut und hektisch. "Willkommen in London, Daria."
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˖ ✧ abyssus abyssum invocat
Der Reißzahn war ihr Zuhause. Daria hatte nie etwas anderes gesehen, außer ihrer Schwestern und die spitzen Felsen, die sie alle vor den Augen und den gierigen Händen der Außenwelt beschützen. Aber was war Schutz? Bedeutete Schutz etwa, dass man das ganze Leben vor den Augen der Welt verborgen lag? Die Doyennen hatten gesagt, dass es besser so wäre. Der Mensch war grausam. Zumindest hatte man das immer erzählt. Darias älteren Schwestern kannten die Zeit vor dem Reißzahn noch. Sie kannten die Menschen, die sie über Jahrhunderte hinweg gejagt und getötet haben — wenn sie ihnen nicht zuvorgekommen waren. Die Kinder der Feen waren dafür bekannt, dass sie nicht nur die Schönheit ihrer Erschafferinnen erhalten haben, sondern auch ihre magische Ader. Viele Jahrhunderte kam immer mehr abstruser Aberglaube hinzu. Eine Schuppe der Flosse sorgte für Reichtum. Das Blut dieser Wesen konnte Wunden heilen. Ihre Tränen waren kostbar. Noch viel kostbarer allerdings war ein atmendes Exemplar, was man umbringen konnte. Nach der bitterlichen Jagd auf ihre Art haben sie sich zurückgezogen und den Menschen gemieden. Das allerdings war kein Leben für Daria. Sie wollte die Geschichten ihrer Schwestern sehen und selbst erleben. Sie wollte den Menschen sehen und die Welt außerhalb des Reißzahns. Daria wusste allerdings nicht, dass sie von einer Gefangenschaft in die nächste purzelte.
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⌛ - Eine Erinnerung an deine Hochzeit!
“Das ist doch albern”, beschwerte sich Daria. “Wieso darf ich Pavel nicht sehen?” May zog die Bürste durch Darias nassen Haare. Die Dezkifrauen hatten die Braut am frühen Morgen aus ihren Federn gerissen. Daria hatte die ganze Nacht kaum die Ruhe für einen erholsamen Schlaf finden können. Das Ergebnis ihres Grübelns zierte nun in dunkler Farbe ihre Augen. Zugegeben, es war kein seltener Anblick. Wann schlief Daria schon mal eine Nacht lang ruhig? Wenn es nicht Pavel war, der sie wachhielt, dann waren es ihre eigenen Gedanken. “Es bringt Unglück!”, erwiderte Livy mit hochgehobenem Zeigefinger. Das kleine, blonde Mädchen hatte es sich auf Darias Bett bequem gemacht. Judith war damit beschäftigt, sich in das Kleid hineinzwängen, was May mit ihr zusammen ausgesucht hatte. Immer wieder murmelte sie, dass sie Daria umbringen würde, wenn sie nur ein Wort über das Kleid und Judith verlieren würde. Auch, wenn es ihr Hochzeitstag werden sollte! Das war ihr schnurzpiepegal! Später würde Daria sich über den Anblick des draufgängerischen Mädchens amüsieren. Im Moment hatte sie andere Sorgen. Wie May und ihre widerspenstigen Haare. “Wie soll es bitte Unglück bringen, wenn wir uns eine Nacht nicht sehen?”, murmelte Daria niedergeschlagen. Man hatte sie nicht nur zu einer unheiligen Zeit geweckt, sondern man schürte ihre Angst mit der Abwesenheit von Pavel. Was war, wenn er es sich anders entschieden hat und einfach verschwunden war? Das wäre doch möglich, oder?
“Mach dir nicht so viele Gedanken. Ich bin mir sicher, dass Pavel genauso aufgeregt ist”, versuchte May sie zu beruhigen. “Oder er ist über alle Berge!”, klinkte sich Judith ein, während sie den Reißverschluss an ihrer Seite nach oben schob. “Sehr witzig”, murmelte Daria und sank tiefer in den Sessel hinein. “Unsinn. Judy will dich nur ärgern.” Wahrscheinlich wollte sie sich für das Waffenverbot und das Kleid rächen. May reichte der jungen Pritchard über die Sessellehne hinweg ein Glas mit Orangensaft mit Sekt. Die kleinen Mädchen tranken nur den Saft aus den feinen Sektgläsern, die extra für die Hochzeit aus dem staubigen Keller des Pritchard-Anwesens geholt wurden. “Hier”, kommentierte sie nur und drückte Daria das Gläschen in die Hand, "das beruhigt dich.” Vorsichtig nippte Daria an ihrem Getränk. Sie war sich unsicher, ob überhaupt irgendwas ihre Nervosität beruhigen könnte. Mit einem lauten Knall ließ May die Bürste auf die Kommode fallen. “Wir sollten warten, bis deine Haare trocken sind”, schlug die Blondine vor. “Wie wäre es, wenn wir runtergehen zu den anderen und etwas frühstücken? Christos und Cosmo haben bereits etwas zu essen besorgt.” Daria stand von dem Sessel vor ihrer Kommode auf. “Wenn Mo das Essen besorgt hat, ist es sicher vergiftet.”
“Von Mo würde ich mich vergiften lassen”, witzelte Judith. Wenn Christos das jetzt gehört hätte, wäre die erste Diskussion des Tages gestartet worden. Daria seufzte. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust und das war erst der Morgen. Wenn es schon so anfing, dann würde es sicherlich noch viel schlimmer werden! Daria schnappte sich ihren Bademantel. Die Mädchen sprangen vom Bett und rannten die Treppe nach unten ins Gesellschaftszimmer. Cosmo lag auf dem Sofa und unterhielt sich lachend mit Miles. Christos schob sich ein Apfelstück in den Mund und winkte seinen Mädchen entgegen, als er sie die Treppe herunterstürmen sah. Die anderen Gäste würden wahrscheinlich erst am Nachmittag kommen. Daria atmete aus und setzte sich zu Miles auf das Sofa. “Weißt du etwas von deinem Onkel und Agnes?”, hakte Christos nach, nachdem er geschluckt hatte. Daria schüttelte ihren Kopf. “Er wird wahrscheinlich nicht kommen.”
“Aber er hat eine Einladung erhalten?”, mischte sich May ein. “Klar, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht kommen werden.”
“Was macht dich so sicher?”, wollte Mo wissen. “Du kennst sie doch. Ich interessiere sie doch gar nicht.” Cosmo zuckte mit den Schultern. Es war ihm eigentlich auch egal. “Habt ihr was von Pavel gehört?”, wollte Daria dann doch wissen. Unglück war ihr egal. Sie war abergläubisch, aber in ihrer Welt gab es diesen Brauch nicht. Alle schüttelten ihre Köpfe. “Bringt das nicht Unglück, sowas zu fragen?”, witzelte Christos. “Habt ihr euch alle mit diesem Unsinn abgesprochen?”
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Die Menge an Blut, die sich auf dem einst so reinen Schnee ansammelte, wirkte zunehmend grotesk.
Der Schnee an Darias Wange verflüssigte sich, sobald er in Kontakt mit ihrer warmen Haut kam. Blut lief aus ihrer Nase und tropfte unaufhörlich in den Schnee. Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz. Cosmos schwarzen Haare standen in wilden Strähnen von seinem Schopf ab. Zornesröte zierte seine Gesichtszüge. Auf seiner Schläfe schlängelte sich ein feiner Faden Blut zu seinem Kinn. Aufgeregt hob und senkte sich sein Brustkorb. Seine Hände versteiften sich um den Griff, sodass seine Fingerknöchel die Farbe des Schnees mimten. Daria kämpfte um ihr Bewusstsein. Immer wieder kippte ihr Kopf zurück in den Schnee. Ihre Lider flattern. Ihr Zwillingsbruder verschwamm vor ihrem Auge zu einem schwarzen Fleck in der hellen Landschaft. Die Menge an Blut, die sich auf dem einst so reinen Schnee ansammelte, wirkte zunehmend grotesk. "Du hättest zu Johann gehen sollen. Nicht ich!", brüllte ihr Zwilling. Er wollte sowieso immer nur seine Schwester und nicht ihn. Oskar und Diana hätten ihn bei sich aufziehen können. Daria hörte seine Worte nur noch durch einen dicken Schleier aus Nebel, der sich um sie zu legen schien. Ihre Hände stemmten sie von dem Boden ab, rutschte ab und knallte mit ihrem Oberkörper zurück auf den gefrorenen Boden. In Moskva war der Winter hart. Cosmos Dolch würde härter sein. Er beugte sich über seine Schwester und packte sie am Kragen ihres Mantels. Näher zog er sie an sein Gesicht heran. Der rostige Duft ihres Bluts stieg in seine Nase. Ein hämisches Grinsen huschte für einen Bruchteil eines Augenblicks über sein Gesicht. "Warum haben sie sich für dich entschieden, hm?", zischte er, bevor er Daria wieder zurück auf den Boden stieß. Der Aufprall presste jegliche Luft aus ihren Lungen. "Sieh dich an, Daria. Wer hilft dir jetzt?", wollte er wissen und ging tiefer in die Hocke. Daria öffnete ihren Mund, doch es kam kein Ton über ihre aufgeplatzten Lippen. "Kein Pavel, kein Oskar, keine Diana. Oder wie auch immer sie alle heißen", witzelte er bitter. "Das Ende liegt immer zwischen uns, Schwesterherz." Bedauerlicherweise besaß Daria etwas, was er unbedingt für sich haben wollte. Cosmo schob den Ärmel ihres Mantels höher zu ihren Achseln. Es fiel ihm mit ihren dürren Ärmchen erstaunlich leicht. Ihre Haut war ähnlich blass wie der Schnee unter ihr. Daria versuchte, sich aus dem eisernen Griff von Cosmo zu wenden. Mit beiden Händen hatte er ihren Arm fest im Griff, bevor er mit seiner Hand über ihre Narbe ihres Unterarms strich. Laut schrie die jüngere Pritchard auf, was für ein weiteres Lächeln ihres Bruders sorgte. Johann hatte ihm beigebracht, dass Emotionen nutzlos waren. Man konnte alles tun, um ans Ziel zu gelangen. Schwach versuchte Daria seine Hand von ihrer Haut zu schieben. Mit jedem verstreichenden Augenblick fühlte sich Cosmo besser und besser. Euphorie packte ihn, während Daria immer mehr an Kraft verlor. "Lass mich los“, hustete sie. Cosmo erfüllte ihren Wunsch natürlich nicht. Er hatte sein Leben lang auf diesen Moment gewartet. Er packte nach Daria Kiefer und drückte ihre Wangen zusammen. Das Blut aus ihrer Nase lief ungestört über seine Hand. "Zwing mich doch."
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˖ ✧ semper ad meliora
Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Oskar Pritchard den Entschluss fassen musste. Es war eine Entscheidung, die dem Witwer nicht leichtgefallen war. Die letzten Jahre waren schwer für die Künstlerfamilie gewesen. Nach dem Tod seiner Ehefrau jagte ein Unglück das andere. Die Schulden häuften sich, neben dem Fehlverhalten seiner jüngsten Tochter. Oskar wusste nicht mehr, wie er das Dach über den Köpfen seiner Kinder halten sollte, wenn er keine Aufträge mehr erhielt. Viktor Zamádis bot ihm eine helfende Hand in dem ganzen Chaos. Wie konnte er auch nicht? Er war ein langjähriger Freund der Familie. Zumindest war es seine verstorbene Ehefrau gewesen. Der Abend, an dem Viktor den Vorschlag machte, Oskars Tochter mit seinem ältesten Sohn zu vermählen, war ein Abend, an dem sich Daria von ihrer Freiheit und ihrer heimlichen Liebelei verabschieden musste. Nicht mal einen Tag später hatte man die junge Pritchard in ein zu großes Hochzeitskleid gesteckt und vor einen Altar gezerrt. Sie wollte das alles gar nicht. Daria wollte niemals heiraten. Sie war kein Gegenstand, den man einfach so an jemand anderen verkaufen konnte.
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❝ Mir ist so unfassbar kalt… ❞
Den ganzen Tag über hatte es geschneit. Es hatte viele Jahre gebraucht, dass Daria das letzte Mal so viel Schnee gesehen hatte. Dicke Flocken tänzelten über den dunkel werdenden Himmel. Manche von ihnen hatten sich sogar in den wilden Locken der Direktorentochter verfangen. Die Feuchtigkeit taten ihren Haaren keinen Gefallen. Je mehr Schneeflocken sich darin vergingen, desto mehr schienen sie sich zu locken. Du siehst aus wie eine wirre Waldhexe, hatte Cosmo sie bereits ausgelacht. Kleine Wölkchen bildeten sich vor ihren Lippen, als sie ihre Fäuste davor anpustete. „Mir ist so unfassbar kalt…“, murmelte die Brünette unzufrieden. Martha pustete neben Daria Zigarettenrauch in die Luft. „Du bist auch nur am Motzen“, tadelte sie ihre Freundin. Daria holte aus und boxte der blonden Gedankenleserin gegen den Oberarm. „Das hast du nicht voraussehen können, was?“, streckte die Jugendliche Martha die Zunge entgegen. „Doch. Aber du hast einen Faustschlag von einem Kleinkind.“
Daria schmälerte ihre Augen. „Na, was denn?“, wollte Martha wissen. Obwohl sie die Gedanken der Brünetten bereits mehr als deutlich mitbekommen hatte. „Du schlägst wie ein Kleinkind. Rosie würde dich nur mit einem Schlag k.o. hauen. Ohne großen Aufwand. Einfach so.“
„Äußerst witzig, Marthie“, schnaubte Daria. Martha schmiss ihre selbstgedrehte Zigarette auf den Boden und trat sie mit ihrem Schuh aus. „Wenn dir kalt ist, wollen wir wieder ins Zelt zurück?“, wandte sich Martha wieder zu Daria, nachdem sie ein paar Schritte tiefer in den Schnee gelaufen war. Daria biss sich auf die Unterlippe. In dem großen Hauptzelt versammelten sich alle Mitglieder des Zirkus. Nicht nur war es in dem Zelt wärmer und trocken, auch mussten die meisten von ihnen für ihren Auftritt am Abend üben. Daria verbrachte eiskalte Tage bei ihrem Vater im Schindelwagen. Sie trat nie auf. Abgesehen davon bestand Johann Earlking darauf. Keines seiner Kinder sollte krank werden. Leider erwischte er seine Tochter viel zu oft mit einem Schnupfen.
Martha stiefelte in ihrem dicken Mantel an Daria vorbei. Sie roch nach Nelken und Zigarettenrauch. Eine Kombination, die in Daria ein vertrautes Gefühl hervorrief. „Komm jetzt, du Grummelchen. Sonst erfrierst du uns noch vor dem Zelt“, forderte sie Gedankenleserin von ihrer Freundin und packte ihre eiskalte Hand, um sie hinter sich her zu schleifen. Daria ließ sich zögerlich hinter ihr herziehen. Eigentlich wollte sie nicht ins Zelt zurück. Nicht, nachdem sie mit ansehen musste, wie die Neue um einen gewissen Jemand herumtänzelte. Daria wurde beinahe speiübel bei dem Anblick. Martha verlangsamte ihren Schritt und lehnte sich etwas näher zu Daria, sodass nur die kleine Earlking ihre Worte hören konnte. „Dir ist bewusst, dass ich hören kann, was du denkst?“ Erschrocken starrte Daria in das blasse Gesicht der Gedankenleserin. „Glaub mir, beinahe jeder hier kann sie auch hören, wenn du dich weiterhin darauf versteifst.“ Martha hatte recht. Ihre Eifersucht nahm Ausmaße an, die ihr selbst nicht gefielen. „Ich meine… sie scheinen sich gut zu verstehen. Vielleicht solltest du die Vorstellung einer… Beziehung endlich mal loslassen. Ihr kennt euch doch schon seit-“
„-Ewigkeiten, ich weiß“, seufzte Daria. Vielleicht hatte die Gedankenleserin recht. Pavel kam zu ihnen, als er noch jung war. Ein frischgebackener Teenager. Sie hingegen war noch mehr oder minder ein Kind, was viel zu wild für den stillen Jungen war. „Manchmal ist Freundschaft eben ein bisschen fester als Liebe“, fügte Martha noch hinzu, bevor sich die Mädchen auf die Bänke vor der Manege setzen. Die Drillinge führten ihren Zuschauern ihr neues Kunststück vor. Gegenüber der Manege von Martha und Daria saßen sie. Rosie und Pavel. Daria ballte ihre Hände zu Fäusten. Fest verkanteten sich ihre Fingernägel in ihrer Haut, als die Wahrsagerin sich zu dem Beschwörer lehnte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Sofort senkte Daria ihren Blick auf den dreckigen Holzboden des Zeltes. „Ich geh wieder raus“, flüsterte sie Martha zu, ehe sie sich von der Bank erhob. Hastig versteckte sie ihre kalten Hände in ihren Jackentaschen. Niedergeschlagen wanderte sie die Sitzreihen wieder nach draußen, wo sich die Sonne bereits vollkommen verabschiedet hatte und dem Mond den Platz auf der Bühne des Himmelzelts freigeräumt hatte. Doch man stahl dem Erdtrabanten die Show. Graue Wolken hatten sich vor ihn geschoben und verdeckten die Sicht auf ihn.
Daria bemühte sich, in die gleichen Fußstapfen zu treten, die sie bereits gelaufen war. So hinterließ man kaum eine Spur. Es war eine Angewohnheit des Mädchens, die noch viele Jahre anhalten sollte. Auch wenn niemand nach ihr sehen würde. Der Zirkus würde in wenigen Stunden die Tore öffnen. Alle anderen hatten etwas Besseres zu tun. Sogar Johann hatte etwas Besseres zu tun, als seiner Tochter hinterher zu jagen. Plötzlich erwischte ein Schneeball Darias linke Schulter. Erschrocken fuhr sie zusammen und wirbelte um die eigene Achse. „Du hast eine so rote Nase, dass jeden Rentier neidisch wäre!“, witzelte der Beschwörer, bevor er einen weiteren Schneeball in die Richtung seiner Freundin warf. Doch Daria konnte ihm diesmal ausweichen. „Was machst du hier draußen, wenn dir kalt ist?“, wollte Pavel wissen. Daria zuckte mit den Schultern. „Musst du nicht üben? Haben Rosie und du nicht eine neue Showeinlage?“ Daria trat gegen den Rest des Schneeballs, sodass er komplett unter ihren Schuhen zerbröselte. Diesmal zuckte Pavel mit den Schultern. „Rosie ist ein Profi. Das müssen wir nicht üben“, wandte der Beschwörer schnell von sich.
„Oh.“ Super. Daria kippelte auf ihren Füßen vor und zurück. Ihre Freundschaft hatte sich geändert. Sie trafen sich nicht mehr so oft nachts, sie sprachen kaum noch miteinander. Er ging ihr aus dem Weg. Vielleicht hatte Martha recht und se sollte sich vielleicht von dieser Freundschaft loslösen. Auch wenn es ihr weh tun würde. „Was ist los?“, wollte Pavel wissen. Daria hatte gar nicht mitbekommen, dass er mittlerweile vor ihr stand. „Du bist so still geworden in der letzten Zeit.“
„Viel zu tun, weißt du?“, versuchte sie sich an einem Scherz. Obwohl sie wusste, dass jeder im Zirkus mitbekam, dass sie zu absolut nichts zu gebrauchen war. „Hat die sehr beschäftige Tochter des feinen Herr Direktor heute Nacht einen Termin frei?"
Daria sah ihn verwirrt an, bis sie verstanden hatte, was er von ihr wissen wollte. "Wissen Sie, Herr Pavel, das Wetter ist nicht optimal für ein geschäftliches Gespräch."
"Ich könnte zwei Decken und eine wärmere Jacke für dich mitbringen", schlug er vor. "Außerdem haben wir lange nicht mehr zusammen im Schnee gesessen." Ein schüchternes Lächeln zauberte sich auf seine Lippen. Daria senkte ihren Blick. "Wenn es drei Decken, eine Jacke und ein Paar Handschuhe werden, kommen wir ins Geschäft", erwiderte Daria leise.
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˖ ✧ si vis pacem; para bellum
Die Blancheforts waren eine einflussreiche Herzogsfamilie. Angeführt von ihrem weiblichen Oberhaupt Constanza Blanchefort. Doch die alteingesessene und machthungrige Herzogin musste ihren Platz weichen, als sie ihren einzigen Sohn, François, dazu bewegte, die Tochter des einflussreichen Kaufmannes zu heiraten. Daria Pritchard war nicht nur die Tochter eines reichen Mannes, sie war dazu noch Constanzas Weg an den Hof der Kaiserin Therese von Austrien. Zumindest erhoffte sich Constanza einen Weg zur mächtigsten Frau der ganzen Spiegelwelt. François hingegen möchte nicht den Pfad seiner Mutter wählen. Er hatte noch eine Schwester. Sollte sie doch für Macht sorgen! Er wollte trinken und sein junges Leben mit Frauen genießen. Sein Leben am Hof sollte bunt werden. Mit einer zurückhaltenden Ehefrau an seiner Seite wurde es in dieser Hinsicht nicht einfacher. Sie haben eine Pflicht zu erfüllen.
Pavel war die erste Person am Hof der Blancheforts, die hinter die eiserne Fassade der jungen Herzogin sehen konnte. Ein Katz-und-Maus-Spiel begann für Daria. Sie mochte den Bediensteten, den Constanza für ihre Machenschaften ausnutzte. Aber sie durfte sich ihm nicht nähern. Oder gar näher kommen. Daria war hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen, bis Therese von Austrien das frischgebackene Ehepaar nach Vena beorderte. In der Nacht vor ihrer Ankunft in Vena begannen Pavel und Daria ihren schwerwiegendsten Fehler. Ihre Gefühle gegenüber dem Giftmischer waren nach dieser Nacht umso deutlicher für sie. Sie wollte ein Leben mit ihm und nicht mit ihrem Ehemann. Allerdings hatte diese Nacht nicht nur Folgen für ihre Gefühle gegenüber Pavel. Sie barg auch ein unerwartetes Geschenk.
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❝ Diese Tür bleibt den Winter über nicht umsonst verschlossen. ❞
Von Frühling, zu Sommer, zu Herbst, zu Winter. Wenn in Lothringen die Tage langsam kürzer werden, findet man immer mehr Kerzen auf den Fensterbänken der Häuser. Das kleine Licht spendete Wärme und hielt alles an bösen Wesen vor der Türe. Aber das war nur ein Aberglaube, der sich in der Spiegelwelt sehr lange gehalten hatte. Ein Märchen, was man Kindern erzählt, damit sie sich für ein paar Augenblicke fürchteten. Eine Tradition, die sich hartnäckig gehalten hatte. Obwohl Daria Dunkelheit verabscheute, so freute sie sich immer auf die letzten Tage des Dezembers. Das nicht nur, weil sie im Dezember geboren wurde. Von ihrem Geburtstag hielt die kleine Pritchard so oder so nicht viel. Man könnte ihn auch getrost vergessen, wenn es nach ihr gehen würde. Es war ein Tag wie jeder andere. Viel mehr freute sie sich über eine ganz besondere Tradition in Lothringen. In nur einer Nacht des Jahres, am aller dunkelsten Tag, war die Nacht nicht ganz so finster. Zwei Tage vor ihrem Geburtstag traf man sich mit Laternen auf dem Marktplatz von Lutis. Familien standen zusammen, Eltern hielten ihre Kinder an den Händen. Manche aßen karamellisierte Äpfel oder süßes Brot, viele tranken den sauer-süßen Punsch, der von innenheraus wärmte. Nur in einer Nacht der Spiegelwelt nahm man das Schicksal eigens in die Hände und ließ sich nicht von der Finsternis des Winters ängisten. Daria warte immer geduldig mit ihrer Kerze in beiden Händen vor dem Fenster im Gesellschaftszimmer. Doch St. Riquet und Lutis waren zwei verschiedene Welten. Zumindest in den Augen des kleinen Mädchens. Es war erst ein paar Monate her, dass Diana in den beißenden Flammen ihres ehemaligen Hauses verstorben war. Ein Frühling voller Verluste lag hinter der Achtjährigen.
Daria saß auf ihrem Bett in ihrem neuen Kinderzimmer. Die Vorhänge waren vor das Fenster gezogen. Das schwache Licht der Kerzen der Nachbarn sollte nicht in ihr Zimmer scheinen. Ihr Zimmer wurde bereits von einem duzend Kerzen erhellt. In ihren Händen hielt sie ein Buch, was sie neu von ihrer Haushälterin geschenkt bekomme hatte. Dunkles Leder und goldene Schrift. Daria hielt noch nie etwas von Gold. Gold war eine Farbe, die sie zu verspotten schien. Schnell schlug das Mädchen das Buch in ihren Händen wieder zu und warf es lieblos an das Fußende ihres Bettes. Mit einem leisen Knall fiel es allerdings auf den glatten Holzboden. Der Teppich in ihrem Zimmer fehlte noch. Oskar wollte ihr einen kaufen, wenn er von seiner Reise zurück kommen würde. Allerdings wusste weder seine Tochter noch seine Haushälterin, wann genau der Hausherr daran dachte wieder zurück nach Lutis zu seiner Tochter zu kommen.
Vorsichtig klopfte es an der Kinderzimmertür. Ohne darauf zu warten, ob das wilde Mädchen überhaupt hereinbat, schob Mavis die Tür bereits auf. Ihre einladende Oberweite in dem engen Hemd unter der Schürze fielen dem Mädchen zu ihrem Leidwesen direkt in die Augen. Mavis putzte sich ihre Hände an der dunklen Schürze ab. „Du bist immer noch nicht angezogen“, merkte sie kritisch an. Daria zuckte mit ihren Schultern. Sie wollte sowieso nicht einen Fuß vor die Haustüre setzen. Es war zu finster draußen. Wenn man den Märchen Glauben schenken konnte, dann warten im Dunklen Unsterbliche, die sich Kinder entführen. Sie würde nie wieder ihren Vater so wie ihre Mutter sehen können, wenn einer der unzähligen Unsterblichen sie mitnehmen würde. Mavis setze sich zu Daria auf das Bett. Tief sanken beide in die Matratze. Die Haushälterin streichte über die ungekämmten, wilden Locken des Mädchens. „Du fandest das Lichterfest doch immer toll, oder nicht?“, wollte sie von dem Kind wissen. Daria sah über ihre Schulter zu Mavis. Wenn Blicke hätten töten können, hätte der Blick der Rotzgöre sicherlich der Haushälterin ihren Atem gekostet. „Diese Tür bleibt den Winter über nicht umsonst verschlossen“, schnaubte Daria verärgert und verschränkte schmollend ihre Arme vor der Brust. „Diese?“, hakte Mavis nach. „Diese Tür erlebt den ersten Winter mit den Pritchards, Liebes. Man kann sie sehr wohl öffnen. Jeden Winter.“
Daria rutschte von ihrer Haushälterin weg, platzierte ihre Füßchen auf dem kalten Holzboden und stand auf. „Dann kannst du sie ja nutzen, um heraus zu spazieren. Viel Spaß beim Fest“, maulte das Mädchen. „Ich wollte aber mit dir zum Marktplatz, Kind.“ Nur über ihre Leiche. Sie würde garantiert nicht mit ihrer Haushälterin heile Welt vorspielen. Ganz besonders dann nicht, wenn rein gar nichts in Ordnung war. „Ich werde nicht rausgehen. Du weißt doch, was man sich erzählt“, giftete Daria. „Erlen entführen gerne Kinder am dunkelsten Tag.“ Mavis zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. „Ich denke, Erlen können an jedem Tag im Jahr Kinder entführen. Abgesehen davon ist das Lichterfest doch dafür da, um sie fern zu halten. So wie alle anderen bösen Wesen. Du bist doch das einzige Kind, was ich hier habe.“ Doch Daria wollte nichts davon hören. Sie würde keinen Fuß vor die Tür setzen. Sollten die verdammten Erlen sie doch holen. Mavis noch gleich mit dazu! Wenn sie doch so versessen darauf war, blöde Laternen in die Luft steigen zu lassen, dann sollte sie es mit ihrer eigenen Tochter machen und nicht mit einem fremden Kind. „Ich gehe nicht zum Fest“, stellte das Mädchen noch einmal klar, ehe sie das Kinderzimmer mit einem lauten Türknallen hinter sich ließ.
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❝ Du willst nur keine Schneeballschlacht, weil du weißt, dass du verlieren wirst! ❞
Darias silberne Kette glänzte in der grellen Reflexion der Sonne. Sie musste ihre Augen zusammenkneifen, damit sie eine Chance hatte, überhaupt irgendetwas in den Schneemassen erkennen zu können. Mit ihrer linken Hand hielt sie die Sonne von ihrem Gesicht ab. Die ganze Nacht über hatte es in St. Riquet geschneit. Das Resultat präsentierte sich in dem Garten der Pritchard. Diana und Oskar waren bereits verschwunden. Mavis sollte jeden Moment vorbeikommen und nach den Kindern sehen, bis sie wieder in ihren warmen vier Wänden waren. Cosmo war schon bei den ersten Sonnenstrahlen nach draußen gerannt und zerstörte mit seinen Fußabdrücken den weißen reinen Schnee. “Du bist endlich wach!”, rief er seiner Schwester wild winkend entgegen, als sie auf der Terrasse aufgetaucht war. Ihre Nase lief schon nach wenigen Augenblicken rot an. “Ich wünschte, dass ich nur einmal so lange schlafen könnte wie du!”, lachte er, während er in seinen Händen eine feine runde Schneekugel formte. Er jonglierte sie von einer Hand in die andere und wieder zurück. “Ich schlafe ja nicht so lange”, verteidigte sich das Mädchen und zog ihre Jacke enger um ihren Körper. Es war verdammt kalt. Cosmo peilte mit seiner freien Hand seine jüngere Zwillingsschwester an. “Achtung!”, rief er noch, nachdem er den Schneeball in ihre Richtung pfefferte. Hastig duckte sich Daria. “Hey!”, beschwerte sie sich. Cosmo lachte: “Was denn?”
“Ich wollte keine Schneeballschlacht mit dir veranstalten”, erwiderte sie und betrachtete das Fleckchen Schnee an der Hausmauer hinter sich. “Du willst nur keine Schneeballschlacht, weil du weißt, dass du verlieren wirst!”, neckte er sie und war kurz davor den nächsten Schneeball in ihre Richtung zu werfen. Als Daria sah, was Cosmo machte, rannte sie schnell um die Hausecke. Hastig kniete sie sich in den Schnee und formte einen mickrigen Schneeball, der Cosmo niemals treffen würde. Er landete vor seinen Füßen auf dem Boden. Sein Schneeball traf die steinerne Ecke und zersplitterte wie Darias Hoffnung, sich irgendwie wehren zu können. Cosmo erreichte die Ecke und zog seine Schwester an ihrem Oberarm zurück in den Garten. Er lachte. Hätte Daria eine Chance gehabt, hätte sie sicherlich auch gelacht. Sie war gestolpert und wurde von dem weichen Schnee aufgefangen. Cosmo griff neben sich in den Schnee und schmierte ihn seiner Schwester in das blasse Gesicht, was sofort rot anlief. Sie pustete angestrengt den Schnee von ihren Lippen. Cosmo fiel vor Lachen um. “Du musst echt mal lernen, dich besser zu verteidigen.” Daria drehte sich auf den Bauch, um sich mit ihren Armen wieder in eine aufrechte Position zu hieven. Sie klopfte den Schnee von ihrer Jacke. Cosmo half ihr, den Schnee von ihrem Rücken zu streichen. “Kommst du mit ins Haus?”, wollte er wissen. “Wenn Mavis das sieht, wird sie sicher stinkig.” Er stand auf und marschierte schon durch den Schnee. Er öffnete seinen Mund, kam jedoch nicht dazu, seine Worte auszusprechen. Ein dicker runder Schneeball traf ihn am Hinterkopf. Er rieb sich die Stelle und sah anklagend zu Daria. “Willst du doch eine Schlacht?”, hakte er nach. “Oder warum bewirfst du mich jetzt?”
“Was? Ich habe nichts geworfen. Ehrlich!”, verteidigte sich Daria. “Sehr witzig, Daria. Es ist niemand außer uns hier.”
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"Vorsicht! Verbrenn dich nicht an der Kerze." 😘
Es war erst Nachmittag, als bereits in Paris die Sonne unterging. Der Himmel hatte sich rot gefärbt, trotz der vereinzelt grauen Wolken. Die verschwindende Sonne fiel Daria erst auf, als sie in ihrem Atelier-Zimmer kein Licht mehr hatte. Oder das gemeinsame Büro. In dem so oder so nur Chaos herrschte. Eine neue Staffelei, ein neuer Schreibtisch, Pavels Papierkram, der überall neben Darias Farben und Pinsel herumlag. Das Appartement ihres Onkels – nein, es war mittlerweile ihre eigene Wohnung – nahm nur spärlich Gestalt an. Renovierung und ein Mobiliar kostete jede Menge Geld. Und Daria hatte noch keine Arbeit. Allein konnte Pavel die Kosten nicht stemmen.
Daria sah von ihrer Kritzelei auf. Leise murmelte sie einen Fluch, während sie vom Boden aufstand, um die Stehlampe neben Pavels Schreibtisch anzuschalten. Noch mehr fluchte die neue Zamádis, als sie mit ihrem Bein gegen den Papierkorb stieß und den ganzen Inhalt im Büro verteilte. Hastig betätigte sie den Schalter. Sofort wurde das Büro in ein warmes Licht gehüllt. Ein Blick auf den Kalender über Pavels Laptop und Daria traf es wie ein Schlag. Noch in dieser Nacht war in ihrer Heimat das Lichterfest, was sie als Kind so sehr geliebt hatte. Bedrückt atmete die Brünette aus, sobald sie die Tür zum Büro aufzog und in den kalten Wohnungsflur trat. Ohne darüber nachzudenken, lief sie in jedes Zimmer und schaltete das Licht an. Auch in der Welt vor dem Spiegel war es der dunkelste Tag im Jahr. Selbst wenn Magie dort nicht an erster Stelle stand, so war Daria doch abergläubisch. Wie konnte sie auch nicht daran glauben, wenn ihre Welt voll mit Wundern und Magie war?
Hell erleuchtete ihre Wohnung, als sich die Wohnungstür langsam öffnete. Der Geisterjäger steckte seinen Kopf durch den Türspalt. „Hallo!“, rief er während des Eintreten. „Hi, mein Herz!“, erwiderte Daria aus der Küche. Sofort klingelten alle Alarmglocken bei ihrem Ehemann. Er stürmte durch den Flur, sein Schal hing noch halb um seinen Hals gewickelt. „Was um alles in der Welt suchst du in der Küche?!“, wollte er von der Brünetten wissen, die nur irritiert die Flyer diverser Pizzalieferanten studierte. Chez Tony war ihrer Meinung nach der beste Italiener um die Ecke. Da konnte Pavel sagen, was er wollte und behaupten, dass Pizzeria Mia die bessere Pizza macht. Generell das Phänomen der Pizza war Daria etwas beinahe neues. Diese Welt war überfordernd. Es hatte ziemlich lange gedauert, bis sie endlich verstanden hatte, was ein Smartphone war und dass man besser nicht auf irgendwelche dubiosen Werbekampagnen reagierte. Pavel musste schon mehr als einmal eine Waschmaschine zurückschicken oder irgendein Abonnement kündigen. „Ich dachte, wir bestellen bei Tony. Heute ist Pizza-Mittwoch.“ Erleichtert atmete Pavel aus, nachdem sein Blick hinter seine kleine Ehefrau wanderte und er sah, dass sie wirklich nichts in der Küche getan hatte. „Ist nicht beinahe jeden Tag Pizza-Mittwoch?“
„Nein“, erwiderte Daria trocken. „Morgen zum Beispiel gibt es kein Angebot“, streckte sie ihm die Zunge entgegen. Pavel nahm den Flyer in die Hand, den Daria mitgenommen hatte und las langsam jedes Angebot durch. Er sah über den Flyerrand zu Daria. „Hm? Was ist?“, hakte Daria irritiert nach. „Ich hab eigentlich eine Überraschung für dich.“
„Was? Eine Überraschung?“ Eigentlich mochte Daria keine Überraschungen. Vor allem nicht mit welchen sie ganz und gar nicht gerechnet hatte. Pavel nahm ihre Hand und zog sie durch den noch leeren Flur hinter sich her. „Was machst du?“, fragte sie immer nervöser nach. Die Krähe, die sie ihre ganze Reise über begleitet hatte, saß bereits auf dem neuen Sofa. Entspannt zupfte er an seinen Federn. Pavel bugsierte Daria auf das Sofa. „Warte hier!“, forderte er und verschwand aus dem Wohnzimmer. Nervös fummelte Daria an ihren Fingernägeln herum. „Bist du bereit?“, rief Pavel ihr aus dem Flur entgegen. „Kommt wohl drauf an!“, erwiderte sie. Uwe hopste auf ihre Schulter, als sie aufstand. Bevor Daria nach ihrem Ehemann sehen konnte, tauchte er auch schon mit zwei großen Kerzen auf. Irritiert blieb Daria stehen und starrte den Geisterjäger an. „Es ist unser zweites Lichterfest und ich weiß, dass du Schwierigkeiten hast, dich an das Leben hier zu gewöhnen“, begann er. Daria senkte automatisch ihren Blick. Natürlich hatte er recht. Diese Welt war immer noch merkwürdig. Pavel stellte die zwei Kerzen auf den Couchtisch ab und griff nach Darias Händen. „Ich dachte mir, dass ich ein bisschen Heimat hier her bringe. Wir können uns einen schönen Abend machen und die Kerzen die ganze Nacht ins Fenster stellen. Wenn du magst.“ Scheu hoben sich Darias Mundwinkel. „Danke, dass du dran gedacht hast“, murmelte sie. Vorsichtig drückte sie seine Hand in ihrer. „Bist du sicher, dass du mir mit Feuer überhaupt vertrauen kannst?“, witzelte sie, um ihre innere Schwermut zu verbergen. „Wir sollten das schon schaffen“, konterte er und reichte seiner Ehefrau eine Schachtel Streichhölzer. Daria nahm sie entgegen, öffnete sie und zündete sie sehr schwungvoll an. Hastig sprintete sie zu den Kerzen. Beinahe stolperte sie über ihre eigenen Füßen. Noch hastiger zündete die junge Zamádis die Kerzen an. „Vorsicht! Verbrenn dich nicht an der Kerze.“
„Hm? – Ouch!“ Daria wedelte mit ihrer linken Hand in der Luft umher. Sie hörte ein Lachen. Uwe war von ihrer Schulter auf Pavels geflogen, sobald er gerochen hatte, dass Daria wieder einen Unfall haben könnte. „Komm her“, zog Pavel Daria zu sich, und hob ihre verbrannten Finger zu seinen Lippen. Langsam stellte sich die kleine Zamádis auf ihre Zehenspitzen und stahl sich einen Kuss von ihrem Ehemann. „Habe ich gehört, dass wir bei Tony bestellen?“, neckte sie ihn.
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˖ ✧ primum non nocere
Magie war beängstigend, gefürchtet und gejagt. Über die letzten Jahrhunderte hinweg hatte der nicht-magische Teil der Menschheit sich alles Magische zu eigen gemacht — oder ausgelöscht. Albion brachte die geübtesten Magiejäger hervor. Verbündete Länder eiferten diesem Beispiel nach. Schon schnell wurde man zum Außenseiter, später wurde man zum Gejagten, der in Albion nur Zuflucht und Asyl in der Akademie für magische Künste finden konnte. Aus allen Ländern kamen Menschen und Wesen zur Akademie. Eine Gesellschaft, die sich von der anderen abschottete, hatte ihren Schutz unter Conrad Beetle gefunden.
Wie es an der Akademie in Pendragon üblich war, wurden alle dreizehn Jahre drei Studenten auserwählt, sich dem schlimmsten Jahr ihres Lebens zu stellen — und einem Kampf ums eigene Überleben, um in den inneren Kreis von Conrad Beetle aufgenommen zu werden. Dieser Zyklus war allerdings anders. Rose Goldwell, Aleksander Orlov und Daria Pritchard standen vor einem weiteren Anwärter des Kreises, den es auszuschalten galt: Pavel Zamádis. Eigentlich sah Daria in dem Erscheinen von Pavel ihre Chance auf ein weitestgehend normales Leben hinter den Mauern der Akademie. Vielleicht als Gehilfin in der Bibliothek bei Amadeus. Conrad hatte allerdings andere Pläne für den einzigen Nekromanten und die letzte Animistin der Akademie.
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˖ ✧ post tenebras lux
Diese Welt war ihr vollkommen fremd. Sie war laut und hektisch. Viel zu rasant, gegenüber ihrer kleinen Schwester, die sich hinter Spiegeln versteckte. London war grau und nass. Nachdem ihr Vater verschwunden war, hatte sich Darias Onkel dem Mädchen angenommen. Er würde sich um ihre Erziehung kümmern, genauso wie er sich um die Erziehung seiner eigenen Tochter Agnes gekümmert hatte. Die Enttäuschung über Darias mangelnde Fähigkeit saß nicht nur tief, sie sorgte auch für Ärger. Doch der Tag, an dem Daria Pavel kennenlernte, sollte nicht nur ihr eigenes Leben verändern. Schon die erste Nacht in dem Haus aus ihrer Jugend sorgte für Fragen, auf die Daria keine Antworten hatte. Aber sie brauchte sie. Was hatte es mit Spieler auf sich und warum wollte er ausgerechnet sie? Daria war nutzlos im Vergleich zu dem Rest ihrer Familie. Agnes wäre eine viel bessere Wahl für den Unsterblichen gewesen. Pavel und Daria suchten Antworten. Sie brauchten eine Lösung, um Daria aus dem Versprechen ihrer Familie an Spieler zu reißen. Nichts führte an Darias Tod vorbei. Allerdings sorgte ihr Tod wider Erwarten für viel mehr Schwierigkeiten, als das Paar gedacht hätte.
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⌛ — irgendwas mit Agnes!
Pritchard’s Antiquities mitten im Herzen von London ließ zutage kommen, was der Welt vor den Spiegeln verbarg. Blutscherben; Elfenstaub; Spiegel, die stets die Wahrheit sagten; Schwanenfedern, die alles verbergen konnten, was sie berührten; Federn, die ohne die Hilfe einer Hand schreiben konnten; Pistolen, die nie das Ziel verfehlten. James hatte all das bereits gesehen. Diese Welt war ihm nicht neu. Sie war ihm zu alt. Viel zu wider. Die Welt, die er sich zu eigen machte, barg viel Interessanteres. Sie bot ihm ein Leben ohne Angst vor Feen, Erlen oder anderen wahnsinnigen Unsterblichen. Seine neue Heimat bot ihm ein neues Leben an. Und Geld.
James Pritchards Laden war dunkel. Staub wirbelte auf, wenn man durch die engen Reihen wanderte. Staub ließ sich auf Büchern nieder. Staub legte sich auf jede Menge Nippes schlafen. Bis jemand mit dem Zeigefinger darüber fuhr und die winzig kleinen Staubkörnchen zwischen Daumen und Zeigefinger zerrieb. James war ein strenger Mann. Von seiner Tochter verlangte er Perfektion von Kopf bis Fuß. Agnes Lächeln war stets das einer Porzellanpuppe gewesen. Ihre goldblonden Haare waren nie wirr. Ihre Haltung war stets gerade. Wenn sie in einen Spiegel sah, dann sah sie keine Arroganz. Dann sah Agnes goldene Perfektion mit einem seichten Lächeln der Überlegenheit. Agnes sah auf alle herab. Nicht nur wegen ihrer Körpergröße. Daria hatte sie schon vor etlichen Jahren körperlich überholt. Sie wuchs aus ihren Kinderschuhen und wollte erwachsen werden.
Mit ihren Ellenbogen lehnte Agnes auf dem Tresen des Ladens. James hatte die Cousinen aufgefordert, die neue Ware einzusortieren. Sie lebten unter seinem Dach, sie konnten dann zumindest helfen. Er musste sich um Geschäftliches kümmern, also war er nach New York gereist. Agnes blies eine Kaugummiblase auf und ließ sie zwischen ihren Lippen wieder platzen. Das spärliche Licht, was durch die breite Fensterfront im vorderen Teil des Ladens hineinfiel, reichte nicht aus, um dem Laden Helligkeit zu schenken. Daria saß auf einer großen Kiste. Ihre Hände hatte sie unter ihren Hintern geschoben. Der Laden bedeutete ihr mehr Heimat, als das Haus, in dem sie zurzeit leben musste. Ihre Locken hatte Amber ihr zu einem Zopf geflochten. Agnes hatte nicht ein einziger Makel auf ihrem Gesicht, während Darias Gesicht mit Sommersprossen gesprenkelt worden war. Gelangweilt stütze Agnes ihren Kopf auf ihrer Hand ab. “Ich verstehe nicht, wieso du unbedingt zurückwillst”, brach die Blondine die Stille. Die Siebzehnjährige war nur wenige Male in der Spiegelwelt gewesen. London war ihr zuhause. Das ließ sie sich nicht nehmen. Selbst wenn sie auch nicht in die Mitte der Menschen passte. Daria sah zu ihrer Cousine hinauf, die hinter dem Tresen stand. Die altmodische Kasse verdeckte den unteren Teil ihres perfekten Gesichts. “Naja”, murmelte Daria, “hier ist es so –”
“Das war eine rhetorische Frage”, unterbrach Agnes das Mädchen hastig. “Du kannst nicht zurück in diese stinkende Welt zurückwollen. Wer würde das wollen?” Daria senkte ihren Blick. Sie wollte zurück. Zurück in ihr altes Haus in St. Riquet. Zurück zu einer Zeit, in der Diana sie morgens noch aus dem Bett gekitzelt hatte, wenn sie nicht aufstehen wollte. Jetzt hatte sie nur noch Agnes und James, denen sie nie genug sein würde. “Hast du geübt?”, wollte Agnes wissen. “James wird wütend werden, wenn du es nicht langsam mal kannst.” Daria schüttelte ihren Kopf. “Ich kann es nicht”, murmelte sie. Oskar war es einerlei gewesen. James hingegen pochte darauf, dass das Mädchen geerbt haben musste, was schon etliche Generationen in der Familie war. “Wie auch immer”, seufzte Agnes. “Pack du den Karton aus”, forderte sie prompt. Daria rutschte von der Kiste. Mit einer Schere, die sie vom Tresen nahm, zerschnitt sie die Seilchen, die den Karton zusammenhielten. Eindeutig eine Lieferung aus der Hauptstadt der Zwerge. James handelte mit ihnen. Vorsichtig schob Daria den Karton zur Seite und zog ein Gemälde heraus. Elfen hielten sich an den Händen und tänzelten ausgelassen über einen Baumstumpf. Es war Nacht. Ihre zwei Monde waren am Sternenhimmel zu erkennen.
Agnes sah über Darias Schulter hinweg auf das Bild. “Wer will sowas kaufen?”, schnaubte sie. “Das ist nur ein Bild mit irgendwelchen Feen.”
“Elfen”, korrigierte Daria ihre Cousine. “Feen sind größer und haben keine Flügel.” Feen, so war sich Daria sicher, wollte Agnes auch sicher nicht begegnen wollen. Alles, was perfekt war, wollten sie für sich behalten. Aber das behielt Daria für sich. Agnes würde so oder so nie einen Fuß freiwillig hinter die Spiegel setzen. “Elfen sind harmlos…”, murmelte Daria und strich vorsichtig über die zarten Flügel einer Elfe. Agnes musterte die Bewegung. Sie hatte es noch nie geschafft, lebendige Dinge aus Gemälde zu ziehen.
Agnes folgte Darias Berührung vorsichtig mit ihrem Zeigefinger. Sie nahm Daria das Gemälde aus den Fingern und legte es auf den Tresen. Mit ihrer flachen Hand drückte Agnes die Leinen nach unten. “Was machst du da?”, wollte Daria wissen und schob sich neben ihre Cousine. “Lass das. Du kannst sie nicht herausholen!” Doch es spornte Agnes nur noch mehr an. Sie ballte ihre flache Hand zu einer Faust und schloss ihre goldenen Augen. “Hör auf damit!”, Daria riss an ihrem linken Arm, doch Agnes schubste sie zur Seite. “Lass mich, ich muss mich konzentrieren!” Daria schob sich wieder näher an Agnes. Die Blondine hob ihre Faust und öffnete ihre Hand. Daria japste: “Was hast du getan?”
"Das ist deine Schuld, Daria. Hättest du mich nicht abgelenkt, hätte es funktioniert." Agnes drückte ihrer Cousine die tote Elfe in ihrer Hand entgegen. Entsetzt betrachte das Mädchen das tote kleine Ding in ihren Händen. Sie musste mehrmals den Frosch im Hals runterschlucken, damit sie nicht im Laden anfing zu heulen. "Spül sie einfach im Klo herunter", schlug Agnes vor.
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Jetzt kann es sich nur noch um Stunden handeln, bis sie erfroren sind.
Jetzt kann es sich nur noch um Stunden handeln, bis sie erfroren sind. Das Meerwasser war gespickt mit Eis. Riesige, weiße Brocken dümpelten neben der Geist hin und her. Die Crew zitterte. Sie hatten nicht genug Decken und warme Kleidung. Der Wind schlug allen unbarmherzig ins Gesicht. Darias Haare klebten ihr im Gesicht. Die kleine Geisel des Kapitäns war die einzige, die nicht unter den Wetterbedingungen litt. Kälte kannte sie. Kälte war ihr bekannt.
Mara lief hinter ihr nach unten. Dort war es zumindest windgeschützt. “Du solltest vielleicht zurück in die Kajüte des Kapitäns zurückgehen”, murmelte Nico neben Daria plötzlich. Erschrocken wirbelte sie um die eigene Achse. “Entschuldige”, lächelte er. Aber Daria sah ganz genau, dass er fror. Wie die anderen. “Ich wollte dich nicht erschrecken.” Er zog seinen Mantel höher zu seinem Gesicht. Seine Lippen waren mittlerweile blau. “Vielleicht solltet ihr alle nach unten…”, schlug Daria vor. Niemand war der Kälte des Nordens gewachsen. Vor allem dann nicht, wenn sie nicht genug warme Kleidung dabei hatten. Nico zuckte mit den Schultern. “Wir müssen unseren Job machen.” Sonst würden sie mit der Geist nicht mehr weit kommen. Daria presste ihre Lippen aufeinander. “Ich bleibe noch hier draußen”, nuschelte sie. Eine kleine Dunstwolke bildete vor ihrem Mund, der im Wind sofort wieder verschwand. “Wo ist Pavel?”, wollte sie wissen. Sie hatte ihn seit Stunden nicht mehr gesehen. “Er läuft hier irgendwo herum. Wieso interessiert dich das denn?” Er hielt sie immerhin gefangen und meist vor den anderen versteckt. Es wunderte den Piraten fast schon selbst, dass sie draußen stand. In der Kälte. Aber es schien ihr nichts auszumachen. Zumindest war ihre Haut nicht blass-blau. Beinahe sahen ihre Gesichtszüge sogar rosig aus. “Ich wollte es einfach nur wissen”, erwiderte sie. “Was suchen wir hier überhaupt?” Jeder Pirat wusste, dass der Norden gefährlich war. Nicht nur wegen der Seemonster, die sich unter dem Eis schlafen legen. “Er sucht etwas. Glaube ich”, antwortete sie. Genau wusste sie es nicht. Er hatte irgendwas von einem Palast aus Eis gefaselt, den man nicht erreichen konnte. “Was soll er denn bitte hier suchen? Eis?” Daria zuckte mit den Schultern. “Du solltest jetzt rein gehen”, lächelte Daria ihm entgegen.
“Nach dir”, verbeugte er sich vor ihr, als wäre sie keine Gefangene, sondern sie Eiskönigin höchstpersönlich. Nico reichte ihr seine eiskalte Hand, die sie unmittelbar in ihre eigene nahm. Ohne ein weiteres Wort schob er Daria zur Tür der Kajüte und öffnete sie ohne Probleme. “Wir sehen uns später”, schob er sie an ihrem Rücken in den wärmeren Raum. Sofort wurde Daria viel zu heiß. “Ich meine… falls wir nicht in ein paar Stunden alle Eisskulpturen geworden sind”, witzelte der blonde Pirat.
“Äußerst witzig”, grummelte Pavel hinter seinem Schreibtisch. “Niemand darf sie anfassen.” Hastig nahm Nico seine Hand von Darias Rücken. “Kapitän”, begrüßte der Pirat Pavel trocken, bevor er die Tür wieder hinter sich schloss und Daria allein mit ihm zurückließ. “Sie werden sterben”, bemerkte Daria. “Wir sollten umdrehen.”
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❝ glaubst du, du könntest mit mir glücklich werden? ❞
Das Geäst des Waldes bog sich wild im Wind. In der Nacht rauschte es stürmisch. Kaum etwas anderes war zu hören. Außer dem Wind und das leise Knistern des Feuers. Langsam wurde aber auch die wärmende Flamme müde und wollte sich zu Bette legen. Die glühroten Augen schließen, sich der angenehmen Umarmung des kühlen Windes hingeben. Daria hingegen fand an dem Wind nichts Gemütliches. Es war kalt, grau und nass. Der Sturm hatte Pavel, sie und die Räuber, denen sie sich gezwungenermaßen anschließen mussten, überrascht. Die Dunkelheit des Abends war schneller über sie eingestürzt als die Katakomben der Zwergenhauptstadt. „Hat keiner von euch Idioten auf das Wetter geachtet?!“, hatte Oliver seine — manchmal mehr, manchmal weniger — treuen Gefährten angeschnauzt. Offensichtlich hatte es keiner gesehen, sonst würden sie jetzt nicht alle gemeinsam in einer feuchten Höhle sitzen und darauf warten, dass der Sturm über sie hinwegzog. Trixie schnarchte bereits lautstark und hielt somit alles Mögliche an Getier von der Höhle fern. Oliver lehnte mit seinem Rücken schmollend an der Höhlenwand. Eigentlich wollte er so schnell wie nur irgend möglich zur verdammten Feen-Insel. Er hatte noch ein Hühnchen zu rupfen.
Doch das war etwas, in das weder Pavel noch Daria ihre Nasen hineinstecken wollten. Die vermeintlichen Schatzjäger hatten ihren Weg und das Paar den eigenen. Sie teilten sich nur für eine kurze Zeit ein gemeinsames Ziel: Austrien und die sagenumwobene Insel.
Daria umarmte ihre Schienbeine und starrte gedankenversunken auf das sterbende Feuerchen. Sie fürchtete sich vor der Insel und was sich darauf verbarg. Natürlich hoffte sie auf eine Lösung. Aber Feen waren nicht dafür bekannt, Wünsche zu erfüllen. Vor allem nicht kostenlos. Pavel rutschte näher an die kleine Pritchard. Vorsichtig legte er einen Arm um ihre Schultern und zog sie näher an sich heran. Noch vorsichtiger schoben sich ihre Mundwinkel in die Höhe. Sie hatten für Freunde — nein, Paar — bereits viel hinter sich gebracht. Noch mehr würden sie vor sich haben. Daria hob ihren Kopf von ihren Knien, um Pavel ansehen zu können. Der Geisterjäger hatte allerdings andere Pläne. Sanft platzierte er einen scheuen Kuss auf ihrer Wange und hinderte sie daran, ihren Kopf in seine Richtung zu drehen. Aber es störte sie nicht. So konnte sie immerhin ihren Kopf an seine Schulter lehnen. Tief holte sie Luft und musste husten. „Alles in Ordnung?“, wollte der Geisterjäger von ihr wissen, ehe er seinen Arm von ihren Schultern nahm und leicht auf ihren Rücken klopfte. Daria nickte hastig. „Qualm“, hustete sie noch ein paar weitere Male. Bis wieder Stille um sie herumschwirrte.
„Pavel?“, wandte sich Daria an ihn. „Hm?“
„Glaubst du, du könntest mit mir glücklich werden?“ Daria bemerkte seine Anspannung in seiner neu angekommenen Haltung. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, hakte er irritiert nach. Zugegeben, ihre Frage kam aus dem Nichts. Mehr oder minder. Die Pritchard fragte sich das öfter. Wahrscheinlich viel zu oft, um gesund zu sein. Aber sie hatte auch nie behauptet, Agnes zu sein. Sie durfte also unsicher sein. Oder?
Daria zuckte mit ihren Schultern: „Einfach so. Ich habe darüber nachgedacht, dass hier alles anders ist, als bei dir Zuhause. Abgesehen davon musstest du schon ziemlich viel einstecken. Da kommt einem vernünftigen Menschen doch irgendwann die Frage. Also? Könntest du?“
„Meinst du jetzt die Zwerge oder die Hexe?“, erwiderte er ausweichend. Oder neckend. Daria konnte es nicht einschätzen. „Zum Beispiel“, antwortete sie. „Ich denke“, holte Pavel Luft. Seine Kunstpause schnürte Daria den eigenen Atem ab. „Ich denke, dass ich noch nie in meinem Leben so glücklich war.“ Aber reichte es für die Zukunft? „Glaubst du, du könntest mit mir glücklich werden?“
Daria runzelte ihre Stirn. „Natürlich könnte ich mit dir glücklich werden“, erwiderte sie. „Auch wenn ich in der Zukunft darauf verzichten könnte, gejagt zu werden. Oder eingesperrt. Oder bedroht. Aber du hast mir nicht richtig geantwortet. Glaubst du, dass du auch in Zukunft mit mir glücklich werden könntest?“
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basic information
full name: daria zamádis née pritchard
nickname: dari, ria, pringles, zamadingles
birth date: 23/12
age: 23 y/o
zodiac: capricorn
gender: female
nationality: french
current location: paris, france
background
birth place: vena, austrien
hometown: lutis, lothringen
father: oskar pritchard (johann earlking, depends on who is asked)
mother: diana pritchard née rosenfeld †
sibling: cosmo earlking, twinbrother
other important relatives: james pritchard (uncle), agnes pritchard (cousin), clara rosenfeld (grandmother), jakob rosenfeld † (grandfather)
relationship: happily married with @phasmophobie
physical appearance & characteristics
eye color: gray, some would say it’s silver
hair color: dark-brown
hair type/style: long wavy hair
dominant hand: left-handed
height: 1,60m
build: petite
marks/scars: scar where the heart is; an elongated scar on the left forearm
notable features: freckles
about
favorite color: light blue
favorite song: Tchaikovsky's nutcracker, Op. 71, act II: No. 14a, pas de deux
favorite food: fresh croissants, raspberries
likes: literature, painting, silence, sunrise, nature
dislikes: deep waters, heights, complete darkness, airplanes and cars, too many people, attention
tics: nail biting; turning silent, when insecure
traits: naïve, protective, stubborn, shy, insecure, loner, anxious, attentive, childish, clumsy
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