#Ökonomien des Handelns
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fabiansteinhauer · 9 months ago
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Steinhauer-Manifest
We can't stand -- sheep sleeping in their own secrets.
An opera (a passionate acting work) could and would combine both, both parts of the parted.
Wozu ius, das eine Kunst der Gutmachung oder Vergütung, der Veredelung und des Durchgehenden ("ars boni et aequi") ist? Weil man es kann. Warum nicht immer ausdifferenzieren? Weil man es nicht muss. Die epistemische Praxis der Rechtswissenschaft und überhaupt der Produktion juristischer Weisheiten und gewiss richtig gerechten Wissens umfasst mehr als das Schreiben von Gutachten und Urteilen, mehr als Schlüssel- und Schleusenqualifikationen. Weniger auch, wie etwa Letter, die nur minore Objekte sind, die lassen, indem sie gelassen sind. Steinhauer-Manifest ist nicht mein Manifest. Ich würde es trotzdem, gerade darum unterschreiben.
Bei Recht kooperiere ich, egal wann, wie, wozu und wo, wenn auch nur so oder so. Wenn Kötter und Seidl so eine Kooperation als Episode auf dem Weg von einer Kreditanstalt zum Pol anlegen, dann sogar besonders engagiert und besonders degagiert, besonders verbindlich und gelöst.
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stign-pub · 3 years ago
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Do it! Yourself? Jointly? Doing beta!
Design und D.I.Y. im Spannungsfeld von Selbermachen und Selbstermächtigung – Heute: Mit Kartoffelsalat
„D.I.Y. has been stolen [...]. A plague veiled in the ideal of empowerment is sweeping our nation, leaving in its wake neighborhoods scarred by crappy home improvement, families destroyed by badly cooked gourmet meals, and scores and heaps of barely used tools, leftover supplies, and unfinished projects. […] Those corporations who promote D.I.Y. have co-opted our spirited movement by the same name, transforming an idealistic, anti-consuming, proindependent, pro-active ethos into an opportunity to shop. [...] D.I.Y. used to mean […] starting one’s own revolution through words and actions. Now it means going into debt at mega-stores, consuming more and more materials manufactured overseas, raping the earth, destroying forests, creating garbage, and mucking up our lives with badly fixed toilets, [...] ill-fitting sweaters, […] and ugly mosaics. [...] D.D.I.Y. means working with friends, hiring a professional, consuming wisely and conscientiously, and providing for ourselves while working with others. […] Our new ethos of D.D.I.Y. asks us to reclaim creativity in order to retreat from the corporate food chain and to embrace frugality, common sense, common property, and skill-sharing. D.D.I.Y. compels us to invest in people instead of material. […] D.D.I.Y. is the new D.I.Y. [...] un-commoditized, barter-based, community crazed, and liberating. [...]“
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Lisa Anne Auerbach: i love to we. d. d. i. y.. Don't Do It Yourself. In: Journal of Aestehtikcs and Protest, Nr. 6,Los Angeles 2008, S.59-61, http://www.joaap.org/6/lovetowe/lisa.html! Mara Recklies bezweifelt die Nichtkommerzialisierbarkeit von Gegenbewegungen in ihrer Rezension zu Auerbachs Pamphlet anlässlich der Eröffnung desDaWandaConcept Stores: http://www.designkritik.dk/designliteratur-lisa-anne-auerbach-dont-do-it-yourself ___________________________
Ich dachte mir, wenn es schon ums Selbermachen geht, platziere ich im copy&paste erstmal ein langes Zitat an den Anfang meiner Ausführungen. Etwas Finger spreizen, ratz fatz, und schon steht ein fünftel meines Vortrags. So dachte ich mir zumindest: Einfach machen! Meine Ausführung stütze ich auf diskursanalytischer und praxeografischer Empirieauswertung. Mit der Analyse formeller, informeller sowie struktureller Ebenen werde ich DIY als Alltagspraxis und Design als Berufspraxis, das eigene Machen und berufliches Handeln relational analysieren und beschreiben. Welches Spannungsfeld von Selbermachen zu Selbstermächtigung ergibt sich daraus? Was ist von einer vermeintlichen Produktionserneuerung durch 'Digital Fabrication' zu erwarten? Was hat ein 3D-Drucker damit zu tun? Und was Vernetzung und Vergemeinschaftung?
___________________________ Die gleichnamige Themenreihe des Onlinemagazins Stylepark sei ergänzend empfohlen: http://www.stylepark.com/de/beitraege/digital-fabrication ___________________________
Dazu werde ich Ihnen reichlich Variationen von Kartoffelsalat reichen. Warum? Ganz einfach: Er ist sowohl ein D.I.Y. als auch ein Industrieprodukt. Die meisten von Ihnen haben mehr Bezug zu ihm als zu 3D-Druck. Ich habe Kartoffelsalat bereits digitalisiert. Und:
VORSPEISE nach Brigitte-Diät
Also, wenn das mal kein stärkehaltiges Argument ist! Aber wer ist eigentlich diese Lisa Anne Auerbach? Amerikanerin, Strick-Kunstaktivistin und Künstlerin. Und sie macht z.B. solche Cheerleader-Kleidchen, wie wir sie während des Auszugs aus ihren Pamphlet gesehen haben. Auerbachs Ruf nach dem 'D.D.I.Y.' hat aus heutiger Perspektive Bedeutungs-Schnittmengen mit Ökonomien des Teilens wie 'Sharing', 'Share Economy', 'Collaborative Production & Consumption', 'Commons' oder 'Peer-2-Peer' - Im besten Fall umfasst es auch strukturelle Organisationsprinzipien des Zusammenlebens. Ihr geht es um gegenseitige Wertschätzung der Fähig- und Fertigkeiten, sowie die daraus resultierende Produktionsqualität, die nicht mehr in das Material, sondern den Menschen investiert. In der gegenseitigen Vernetzung und Kompetenzanerkennung liegt nach ihrem Ermessen das Potential zur Selbstermächtigung von den Logiken des globalen Neoliberalismus. Das System Kapitalismus beruht auf der Interdependenz von Konsum und Erwerbsarbeit. Design ist darin für eine ästhetische Ausdifferenzierung der Warenwelt zuständig, damit mehr Konsum entstehen kann. In diesem Kontext resultiert berufliche Anerkennung im Design aus einem ökonomischen Verwertungsanspruch des Entwurfs, der durch Konsumbilanzen und/oder mediale Aufmerksamkeit bestätigt wird. Beschleunigte Konsumfrequenz erzeugt man durch:
die Taktung technischer Innovationsfrequenzen
modischem Verfall
und materiellem Verschleiß
___________________________ Zu geplanter Obsolezens vgl.: http://www.murks-nein-danke.de sowie Lothar Kühne: Gegenstand und Raum,Verlag der Kunst 1981. ___________________________ Öffnet man gedanklich die gesellschaftlichen Bedingungen, könnte Anerkennung von Beruflichkeit und die zugrundeliegenden Begehren von und an Designer*innen gesellschaftlich neu ausgehandelt werden. Das Begehren könnte sich vom Stil des Werkes zur Art des Handelns verschieben, – von der industriellen zur sozialen Innovation. In dieser Prognose spiegelt sich auch Auerbachs Forderung wider.
„Konkurrenz vs. Solidarität, lineare und technologiegetriebene Verbesserung vs. reflexive Prozesse des kollektiven Experimentierens, geniale Erfinder sowie Sieger des Innovationskampfes vs. heterogene Netzwerke und hybride Akteurskonstellationen und letztlich Expertenwissen vs. Erfahrungsdialog.“ Cordula Kropp (2013)
ERSTER GANG Vergesellschaftende Modelle
Man kann mit Modellen etwas erproben, die gesellschaftliche Reproduktion des Modells durch Verbreitung sichern, aber auch Veränderungen verhandeln. Seit dem 18. Jahrhundert und im Zuge des Deutschen Idealismus bildete das Leitbild des Industriekapitalismus und seiner Prinzipien geschlechtlich differenzierte Modellwelten, die unsere Vorstellungen von Lebensweisen begleiten:
Die Puppenstube als Modell für Haushalten & häusliche Fürsorge
Die Modelleisenbahn zur Inszenierung von technischer Mobilität, spielerischer Geschäftigkeit und spekulativen Fortschritt
Puppenstuben gibt es seit dem 16. Jahrhundert als Schaustücke und ähnlich wie Modelleisenbahn seit dem 18. Jahrhundert als Spielzeug und Hobby. Diese produzierten Unterschiede erneuern und bestätigen sich im Akt des Konsums dieser Modellwelten, die gekauft werden und deren Anerkennung auf Wohlstand und Besitz beruht. Frei nach Max Weber kann diese Dichotomie als objektivierter Stellvertreter eines Formats kapitalistischer Geschäftigkeit: Die drei Formatierungen des „Geist des Kapitalismus“ nach Max Weber: a) Haushalt und Betrieb sowie damit das Private und Öffentliche werden getrennt. Berufstätigkeit erhält dadurch einen gesteigerten Wert. b) Effizienzsteigerung und Kontinuität zwecks strukturelle Gewinnmaximierung dient der rationalen Betriebsorganisation. c) Buchführung dokumentiert Kompetenz und Ausschöpfung zählbarer Erfolgsgeschichte.
Die Anerkennung betrieblichen Wirtschaftens durch Einzelprofite benötigt die gleichzeitige Verkennung aller reproduktiven Leistungen(Ressourcen, Arbeitskraft, …) im Systems.
Ich wage gar die These, dass die Reproduktion dieser Ordnung in den Weltkriegen vernachlässigt wurde und die geprägten Modell-Lebewelten ab den 1950er Jahren als Inszenierung im Alltag wieder aufgenommen wurden. Der kapitalistische Vorteil besticht durch wesentlich mehr zu erwartende Kaufakte. Mit dem Aufschwung der Wirtschaftswunderjahre konnte auch der Konsum wachsen. Eine intermediale Überführung zunächst in Fernsehshows, später in Onlineformate stachelt die Reproduktion dieser Modellwelten weiter an. Während die Modellwelten des 18. Jahrhunderts zunehmend Schwierigkeiten haben auf dem Markt zu bestehen, erfreuen sich Modelleditionen bekannter Hersteller (vgl. dazu z.B. auch die Vitra-Design-Kollektion 1:10) oder auch ein zunehmend gegenderter Alltagskonsum (vgl. zur Kritik Pinkstinks oder auch Birgit Weller; Katharina Krämer: Du Tarzan Ich Jane – You Tarzan Me Jane. Gender Codes im Design – Gender codes in design, Blumhardt 2012.) Da Arbeitsplätze zunehmend digitalisiert werden, findet händisches Machen wieder gesteigerten Zuspruch und verwendet abermals die tradierter Modell. Das Selbermachen soll hier. Mit Auerbach könnte man sagen: Das Gefühl der Selbstwirksamkeit soll im Akt des Selbermachens vorgetäuscht werden, während man die ökonomische Machtordnung im Konsum des Bedarfsmaterials bestätigt und eine Emanzipation durch Produktionsautonomie gerade dadurch ausbleibt.
ZWEITER GANG Lisa-Anne Auerbachs d.d.I.y zu Besuch im Baumarkt
Nun behauptet Auerbach, dass DIY in Amerika ein riesiger Konsummarkt sei! Schaut man sich Branchenreporte an, trifft dies für Deutschland zu. Die Geschichte der Baumärkte beginnt mit Bauhaus, 1960; Hornbach, 1968; Obi.1970. Mittlerweile gibt es in Deutschland fast 4500 Baumärkte. Der Umsatz der Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland beträgt etwa 18 Milliarden Euro, siehe: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/5090/umfrage/umsatzentwicklung-der-baumaerkte-seit-1998[15.11.2014], die Umsätze einzelner deutscher Baumarktketten von 2008 bis 20014, siehe: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/153270/umfrage/umsatz-von-baumaerkten-in-deutschland-seit-2008 [15.11.2014]. Der Verband der Handelsbetriebe für Heimwerken, Bauen und Gärtnern, BHBwurde 1974 gegründet. Aussagen: „40 Jahre operative Exzellenz, BHB lädt DIY-Branche zum 15. Internationalen Baumarktkongress am 3.+4.12.2014.“ „Seit den Anfängen ist der relevante deutsche Markt auf 44 Mrd. Euro gewachsen. Die Branche beschäftigt in Deutschland rd. 480.000 Menschen.“ „Konsumverhalten im DIY-Markt: […] Haus und Wohnung sind den Bundesbürgern besonders wichtig und sie fokussieren ihre Ausgaben verstärkt auf diese Bereiche. Und da viele Häuser in Deutschland inzwischen in die Jahre gekommen sind, lautet das Motto: Sanieren, verschönern und dabei sparen.“ Weiterführende Informationen: http://www.bhb.org/presse/meldungen-bhb/deutscher-baumarkthandel-1-bis-3-quartal-2014-aktive-handelsunternehmen-erzielen-umsatzzuwachs.html Ergänzt wird die Branche durch Hobbymodellbau: Revellwurde 1956 gegründet. „Anfang der 1970er Jahre erreichte die Popularität des Plastikmodellbaus und damit der Umsatz von Revell einen Höhepunkt. Das Bausatzprogramm war entsprechend umfangreich. Revellwar der Weltmarktführer [...]. 1976 erreichte der Umsatz mit Plastikmodellbauprodukten bei Revell seinen danach in inflationsbereinigten Zahlen nie mehr erreichten Höchststand (34 Millionen Dollar nach Wert 1976).“, http://de.wikipedia.org/wiki/Revell Garten-, Bastel- und Dekorationsbedarf sowie Miniaturen: 1:10 Modelle von Designklassikern erfreuen sich zunehmender Beliebtheit als hochpreisige Sammelobjekte im Puppenstubenformat: http://www.designikonen.de/index.php/cat/c63_Miniaturen.html.
DIY ist also auch im deutschsprachigen Raum ein riesiger Konsummarkt! Kann man DIY ethnografisch differenzierter betrachten? Auerbach äußert die radikale Kritik, dass die scheinbare Handlungsautonomie durch Machen den tatsächlichen Autonomieanspruch auf Selbstermächtigung verkennt. D.I.Y. bestätige die neoliberale Konsumkultur im Kaufakt der Produktionsmitteln und Materialien. Dies bestätigt sich zwar in der Aufarbeitung der ökonomischen Profite auch in Deutschland, doch Auerbachs Polemik, dass keinerlei kulturelle Wertschöpfung stattfinde, wenn dem Selbermachen keine Produktionskompetenz zugrunde liege, verkennt den prozesshaften Annäherungsversuch, der mit dem Wunsch verbunden ist, sich Erfahrungen im Umgang mit Kulturtechniken anzueignen. Sie als Prozesse der Selbsterfahrung, Selbstempfindung und Bewusstmachung der eigenen Handlungskompetenzen zu sehen und die eigenen Fertigkeiten an ihnen zu schulen, bzw. deren Prinzipien und benötigten Fähigkeiten zu verstehen. Oder auch die eigenen Fähigkeiten dafür zu entdecken.
Das DIY lediglich Müll produziere, entspricht ihrer auf handwerkliche Virtuosität ausgerichteten Sichtweise, die man durchaus als kulturalistisch kritisieren kann: Kulturelle Produktionen grenzen sich für Auerbach vom Selbermachen durch souveräne und autonome Handlungskompetenz mittels Wissen und Fähigkeiten des Einzelnen im jeweiligen Verfahren des Produzierens ab. Der Materialeinsatz rechtfertigt sich durch kulturelle Wertschöpfung. Hier richtet sich ihr Blick sehr stark auf die Kompetenz des einzelnen Individuums, dass mittels seiner spezifischen Fähigkeiten, die Grundlage für weiteren Austausch erzeugen kann. Dieses Anrecht wird bei ihr mittels Virtuosität gerechtfertigt und scheint dieser Kritik zu viel Werk anzuhaften. Richten wir weitere Blickwinkel auf Motivationen von Bastlerinnen und Verfahrensdifferenzen im Basteln. Begrifflichkeiten und ihre Unterschiede fürs Selbermachen und Basteln
Claude Lévi-Strauss Begriff der 'Bricolage' definiert Basteln ein Konstruktionsspiel, dessen Handlungsraum sich zwar systemisch beschränkt, dafür aber lediglich durch das Zurechtkomme mit dem Vorhandenen geregelt wird – sei es nun Wissen, Person, Produktionsmittel oder Material. Der Reiz liegt in einer cleveren Lösung des Problems und das Risiko im Scheitern. Es ist vorrangig ein Experimentierraum, dem ein Sammeln, Umdeuten, Reparieren und Erproben zugrunde liegt.
Ich arbeitete vor einigen Jahren drei unterschiedliche Ansprüche im Basteln heraus:
'convenience': konsumieren Bastelprodukte, wie Spaghetti Napoli im Selbstmachset von Miracoli, Käsekuchen-Bausatz von Dr.Oetker, Die Selbstbauidee von Toom oder Obi mitsamt Zuschnittservice, das neue IKEA-Möbel sowie dekorative Individualisierungsaccessoires aller Art. Sie streben ein sicheres Ergebnis an! Dafür kauft man in den meisten Fällen Ausgangsmaterialien für sicheres Gelingen. Sie wollen souverän den Prozess des Selbermachens in einem Objekt meistern. (individualisierende Produktion/Prosumieren) Sie sind in Faltschachteln, Tütchen oder anderen Verpackungseinheiten als Komplett-Set zu erwerben!
'advanced': Nehmen Anleitungen als Vorlage und variieren sie mit Eigensinn. Sie streben eine individualisierte Ausdrucksform und souveräne Ausführung der verwendeten Produktionstechnologien und -verfahren an und wollen dafür wohlwollend bestätigt werden. Sowohl der Grad der Kommerzialisierung von verwendeten Materialien als auch der Frequenzbedarf für Anerkennung durch produzierte Objekte kann sehr stark variieren, ebenso die Kompetenzbreite und spezifische Kompetenz. (Möglichkeiten Produktion anzupassen/Produsage mit Anleitungen aus Internet, Aufbauanleitung oder Gebrauchseinweisung)
'progressive': Sehen sich als systemkritische Expert*innen und Entwickler*innen. Sie bestätigen darin ihren Wunsch, der Bevormundung von kommerzialisiertem Wissenseigentum clevere Alternativen gegenüber zu stellen. Diese Haltung erfordert allerdings hohes Fachwissen, praktische Fähigkeiten, spezifische Kompetenzen. Hierfür ist eine größere Vernetzung von Einzelkompetenzen im Sinne eines Projekts nötig, die stark auf Austausch von Wissen und Erfahrung untereinander, agieren miteinander und ein gemeinsames Ziel sowie Koordination angewiesen ist. Bei komplexeren Produktionsmitteln sind hier z.B. Gemeingüter oder eine kollektive Infrastruktur nötig. Vgl. hierzu heute Nachmittag auch Andrea Vetters Vortrag (Alternative Produktion/Prototyping)
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Vgl. hierzu ausführlicher: Eva Kristin Stein: Freak out! Reflexives Design zwischen Industriechauvinismus und Amour fou,in: Neuwerk, Zeitschrift für Designwissenschaft, form + zweck 2010. ___________________________
Insgesamt kann es eine Typfrage sein, ob der Einzelne seine Anerkennung aus dem Ergebnis(Projektziel oder Werk) oder aus der Anerkennung im Prozess(händisches Machen, Flow als entwicklungsbetonter Handlungsrausch, spezifische Fähigkeit für bestimmte Kulturtechniken). Die englischen Begriffe DIY und Maker tauchten in Deutschland mit der Entwicklung von Vertriebsplattformen und digitalen Produktionstechniken auf. Das liegt etwa 10 Jahre zurück. DIY bezeichnet wie Basteln auch eine Alltagspraxis, die demokratisch offen ist. Der Wissenszugang erfolgt meist durch Wissensweitergabe mittels medialer oder persönlicher Anleitung. Der einzelne nähert sich den geforderten Fähigkeiten und Fertigkeiten an. Der oder die Ausführende möchten sich dadurch entweder von Konsumabhängigkeit befreien oder die eigene kreative Selbstverwirklichung im Sinne des Reckwitzschen Kreativitätsdispositivs inszenieren. DIY ist auf kein Verfahren festgelegt, appelliert aber durchaus aggressiver an das Selbermachen, als es etwa ein spielerischer Begriff wie Basteln tut.
Maker benutzen bevorzugt Digital Fabrication' zur Produktion ihres Selbstgemachten. Sie stehen tendenziell in Tradition des Modellbaus, eignen sich gerne Wissen im Umgang mit technischen Geräten an und haben ein Faible für technische Spielereien oder Fantasy-Figuren. Der technische Zugang zu innovativer Technik spielt hierbei die entscheidenden Rolle, mehr als das Ergebnis. Plattformen überregionaler Marktplätze für Waren aus Produktionspraktiken des Selbermachens:
Etsy: „Buy from creative people who care about quality and craftsmanship.“, „Etsy is a marketplace where people around the world connect, both online and offline, to make, sell and buy unique goods. The heart and soul of Etsy is our global community: the creative entrepreneurs who use Etsy to sell what they make or curate, the shoppers looking for things they can’t find anywhere else, the manufacturers who partner with Etsy sellers to help them grow, and the Etsy employees who maintain and nurture our marketplace.“ Quelle: http://www.etsy.com
DaWanda: „DaWanda - Einzigartiges von Designern und Kreativen“, „Eröffne noch heute Deinen Shop und mach Deine Leidenschaft zum Beruf!“, „DaWanda ist der Online-Marktplatz für Einzigartiges, Unikate und Selbstgemachtes. In insgesamt über 230.000 DaWanda-Shops bieten Dir kreative Menschen mit Liebe gefertigte Produkte an. Bei DaWanda kannst Du Produkte auf Deine besonderen Vorstellungen hin anpassen oder speziell für Dich anfertigen lassen.“ Quelle: http://de.dawanda.com
Diese Plattformen dienen dem Verkauf von Selbstgemachtem. und gehen daher in eine erste Konkurrenz zu Beruflichkeit. Ein Erwerb daraus wird zumindest in Betracht gezogen. Weil das Verkaufen von Selbstgemachtem nicht unnötig Zeit kosten soll, müssen solche Shops leicht zu bedienen und verwalten sein. In der häufig gleichförmigen Masse ein Alleinstellungsmerkmal für sich zu entwickeln verlangt ein eindeutiges Differenzierungspotential oder eine performative Inszenierung von Aufmerksamkeitsökonomie um nicht in der gleichförmigen Masse ähnlicher Konkurrenz zu versickern. Die angebotenen Produkte und deren Inszenierungen lassen häufig bereits Rückschlüsse auf die Produktionsweise zu: Basteln, Heimarbeit, Kunst- oder Designhandwerk sowie kleinauflagigen Designeditionen stehen nebeneinander. Die erzeugte Produktästhetik resultiert aus individuellen Fertigkeiten, finanziellen Investitionskapazitäten, materiellen Zugängen und der persönlichen Haltung zu Produkt und Produktionsweise. Berufe und ihre kulturellen Kapitalien spielen hier weniger eine Rolle, da der Kaufakt als Anerkennungspraxis fungiert. Die Ergänzung des Shops durch einen Blog, der die Produktionsästhetik dokumentiert Die Repräsentation des Selbermachens macht es als Verfahren sichtbar. Die Glaubhaftigkeit wird bestätigt und schafft Vertrauen. Das Selbstbild des Selbermachers wird mittels seines inszenierten Lifestyles repräsentiert. Produkte, die eine DIY-Ästhetik auf etsy oderDaWandaverwenden, sehen sich mit dem Problem der intentionalisierten Entwurfsabschöpfung konfrontiert: Denn diese Ästhetik empfiehlt sich ja genau der Nachahmung und Individualisierung. Herstellungsqualität, exklusive Bezugsquellen für Ausgangsmaterialien (z.B. Texilmuster, gebrauchte Bohlen) oder die Verwendung exklusiver Produktionstechniken (z.B. alte Web- oder Drucktechnik) rechtfertigen hingegen Exklusivität.
DRITTER GANG Plattformen für ästhetische Vernetzung
Diese Bild- und Lifestyleinszenierungen können zudem auf Portalen wie Pinterest oder Instagramweiterreichende Wirkung entfalten, indem sie zunächst verschlagwortet werden und dadurch eine thematische Bündelung möglich wird. Mittels Repostings und Herzensbekundungen wird Anerkennung relational vergeben und erzeugt damit eine relational vielfältige ästhetische Vergleichbarkeit und Vernetzung. Persönliche Kreativität und erlesenen Lifestyle in den Diskurs zu inszenieren, ist hier vorderstes Ziel. Geteilte Anerkennung wird an den Bildbewertungen ablesbar. Auf diesen Plattformen verschwimmen berufliche, ökonomische, selbst-inszenierende, prekäre, bestätigende, aber auch zeitvertreibende oder tätigkeitsliebende Intentionen zu einem ästhetischen Konsum. In dieser Unschärfe tummeln sich auch Designer*innen mit unterschiedlichsten privaten oder beruflichen Absichten. Selbermachen und Selbstermächtigung im Designberuf Während ich bis hierhin vor allem die Alltagspraktiken und ihre mediale Inszenierung thematisiert habe, wende ich mich nun den Berufspraktiken im Design zu. Hierbei gehe ich von zwei grundsätzlichen Motivationen des Selbermachens aus: entweder um mehr Einfluss auf die Ergebnisse, Prozesse und Beziehungen ausüben zu können oder um mangelndes Investitionskapital durch Eigenleistungen zu kompensieren. Hier zeigt sich die Dualität von Subjektivierungspraktiken im Wirtschaften und prekärem Unternehmertum. Während D.I.Y. als händische Alltagspraxis den subjektiven Anforderungen genügen muss, ist Design als wirtschaftende Berufspraxis kultureller Produktion einer ökonomischen Verwertbarkeit ausgesetzt. Zwar müssen Berufsverständnis und Erwerbstätigkeit nicht immer einhergehen und tun dies in künstlerischen Berufen häufig auch nicht, als 'art moyen', die sich als Disziplin der Gestaltung von Alltagskultur widmet - und im Kontext einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung - stark durch die Resonanz des neoliberal organisierten Massenmarktes bestimmt wird. Innerhalb dieser Bewertungslogik entscheiden Absatzmärkte und mediale Aufmerksamkeitökonomie über die Bewertung. Die staatliche Institutionalisierung der Kutur- und Kreativwirtschaft verstärkt diese Fokussierung auf ökonomische Anerkennung. Beispielsweise bietet die auserwählte Teilhabe bei den Kultur- und Kreativpiloten die Chance, Kontakte des Plattform-Netzwerks für sich und das Unternehmenskonzept zu begeistern und dadurch marktfähige und profitable Geschäftsbeziehungen aufzubauen.
„Jedes Unternehmen ist eigenständiges Kunstwerk“ http://kultur-kreativpiloten.de/auszeichnung
Und es ist ganz klar: … wenn es sich ökonomisch rentiert!
Der Fortbestand eines Unternehmens, ob es durch das Netzwerk aufgefangen wird, wie es Veranstaltungen repräsentativ für sich nutzen kann und welche Coachings ihm zugedacht werden, legitimiert sich in der ökonomischen Bilanzierung bzw. Wirtschaftlichkeit. Die kulturell geprägte, berufliche Praxis mit qualitativem Anspruch und strukturellen Anforderungen liegt dabei im eigenen Ermessen bzw. in den eigenen Kompetenzen und Leistungskräften.
Fakt ist aber: Ob und in welchem Maße gewerkliche, digitalisierte, organisatorische oder geistige Tätigkeiten ausgeübt werden? Welche Ermessensaushandlungen, Fertigkeitsaneignungen, Alleinstellungsmerkmale und welchen Wissensaustausch sie enthalten, Ich muss aktuell darauf nicht eingehen, denn dies ist nicht von politischem Interesse! Den kulturellen Anspruch und das damit einhergehende Risiko trägt bislang das unternehmerische Selbst im Sinne Bröcklings alleine. Es ist für die Wertausschöpfung seiner Kreativität als ökonomische Ressource und seine kulturellen Produktionskräfte selbst verantwortlich. Der Markt wird es ja richten! Oder die ausgereifte Idee geschwind von handlungsmächtigen Konzernen in effiziente Marktformen überführt, sofern sich nicht in der Produktionsweise selbst, der gewählten Infra- oder Vertriebsstruktur eine spezifische Originalität herausarbeiten lässt. Gesucht wird also ein Projekt in der Fassung von Boltanski/Chiapello, das sich nicht in den Massenmarkt konvertieren lässt, aber dennoch mit diesem ökonomischen Umsatz seine kulturelle Reproduktion sichert. Wer klein anfängt und wenig Produktionskapital hat, vielleicht nicht mal viele Referenzen zu bieten hat, kann seine Sachen ja genauso geschwind wie der Heimwerker von nebenan auf etsyund dawandastellen. Hier tummeln sich dann designgewerkliche Projekte von unternehmerischen Design*innen aber auch die Experimentierlabore, der vom Tagesgeschäft gelangweilten, die mittels digitaler Produktion Einzelstücke oder Kleinserien mal auf dem Markt testen können.
Weshalb machen Designer*innen das?
ein wenig für das eigene Ego
ein bisschen, um zeitgemäß zu wirken
um direkte Reaktionen von Käufer*innen zu bekommen
die eigene Kreativ-Persönlichkeit mit was chicem bewerben zu können
oder im besten Falle ein Diskurs-Objekt zu platzieren,
das wiederum als PR- und Werbeinstrument für die eigene Dienstleistung taugt.
Mediale Aufmerksamkeitsökonomie Für die strahlenden Beziehungssieger*innen, ist die mediale Präsenz aber auch ökonomisch spürbar und beruht auf dem sozialen Kapital, das letztlich scheinbar aus dem kulturellen resultiert, aber in den meisten Fällen auf dem umgekehrten Prinzip beruht: Das soziale Kapital produziert das kulturelle Kapital, in dem es symbolischen Wertschöpfungsraum zur Verfügung stellt. Produce on demand! Eigenen Ästhetik bildet sich heraus. Die digitale Produktion war für den Mittelstandsgeldbeutel erschwinglich geworden! Die Absolvent*innen beherrschten die Programme, um die Qualität der nötigen Datensätze zu erstellen. Seither läuft die Debatte um Rechten an Produktionsdaten, offene und modulare Datensätze, digitale Dingdatenbanken, situative und parametrische Individualisierungen. Doch wer finanziert das Ganze? Wie verändert sich darin die Rolle des Designers bzw. der Designerin? Bleiben die Datensätze und damit das Wissen daran in betriebswirtschaftlichen Strukturen gebunden? Creative Common Rights, Lizenzen, Standardisierungen, algorithmische Programmierung, Endgerätekompatibilität, Proks und Froks und Labs und Workshops... Der Weitergang ist offen!
Die erste Debatte um 'Open Design' feuerte Ronan Kadushin ab ca. 2004 in den Fachmedien an. Seine bislang bereitgestellten Datensätze sprechen für sich: Die Einzelleistung erzeugt nur niederkomplexe offene Produkte, die hinterher exzentrisch individualisiert werden können. Die Erarbeitung komplexer Daten, funktioniert wohl nur in interdisziplinären Projekten mit Experten. Kollaborative Digitalisierung zur digitalen Werkschöpfung von Gemeingütern.Das weitverbreitete Individualunternehmertum in der Branche ist dabei eher hinderlich.Rechtsformen braucht es aber eigentlich auch nicht, nur gute Verträge, um gegen individuelle Ansprüche gefeit zu sein. So lange kein größerer Rahmen diese Produktionsbedingungen schafft, bleibt die Hoffnung auf kollektiven Altruismus oder die ökonomische Wertabschöpfung der Datensätze durch Einzelne.
Crowdsourcende Plattformen wie Hartz-4-Möbel, die ihre Anleitungen, den Selbermacher*innen zur Verfügung stellen, können indes auch nur als ehrenamtliches Projekte ökonomisch funktionieren. Hier steht vor allem die Performativität zur Bunderneuerung im Fokus: die ihre Potenz sich im Abruf von Teilhabe bestätigt. Dazu muss das Gefolge jedoch kontinuierlich gepflegt und unterhalten werden, performative Aktionsbekundungen müssen die Zielgruppe erreichen und mittels Interaktionenverstärkt werden, um darin das potentiell hohe soziale und symbolisches Kapital zu bestätigen.
DIY trifft Designer*innen Wenn auf der einen Seite DIY nicht konsumieren soll und auf der anderen Seite, viele Designer*innen im fragilen selber Produzieren keine Anerkennung finden, könnte man sie nicht einfach zusammenbringen und sie gemeinsam, händisch und sozial interagierend neue Modelle und Entwürfe diskutieren lassen? Thematische Workshops, in denen Dinge selbst gestaltet werden, und in denen eine praktische Wissensweitergabe stattfindet nehmen an Orten wie z.B. in Betahäusern oderFabLabszu. Dies kann man als ein erstes marktfähiges Anzeichen Erbeuten, dass entweder viele Anbieter*innen ein Interesse daran bekunden, es Fördergelder dafür gibt oder tatsächlich die Nachfrage wächst. Eine Weiterentwicklung zu konvivialen Techniken (Illich), der prosumierenden (Toffler) Produktionsbeteiligung oder der Gestaltungsbeteiligung mittels Produsage (Bruns) sind dabei zur Zeit allenfalls Hetropien von kritischen Eliten. Diese Prinzipien können innerhalb der herrschenden neoliberaler Bewertungslogik meist nur konsumsteigernd ausgeführt werden. Deshalb findet man diese Prinzipien vor allem da vor, wo sie individualisierungsfähige Varianzräume. Während Smartphones z.B. einer Frequenz- taktung unterliegen und mit ihnen die smarten, begleitenden Hardwaretools, werden auch Apps immer mehr zu mitteln, sich innerhalb des Gerätes zu individualisieren und regelmäßig eine angemessene Ausstattung zu konsumieren. Zudem ermöglichen bspw. Digitaldrucktechniken die zwar standardisierten, aber dennoch breit variierbaren Möglichkeiten zur Individualisierung von Massenprodukten wie z.B. beim Balea-Duschgeldesigner, Tassen, Brettchen. Im Bereich der Werbestrategien sind solche Verfahren im Tagesgeschäft angekommen. Dezentralisierte Werbestrategien mittels Wettbewerben, Spielen auf der Straße oder viralen Strategien per Facebook sind dabei wahrscheinlich erst der Anfang dieser Inklusionsverfahren.
VIERTER GANG Selbstermächtigung durch digitale Produktion?
Doch was hat es mit neuen Formen des Produzierens eigentlich auf sich? In der öffentliche Debatte darüber werden als neue Produktionstechnologien computergestützte Fabrikationstechniken verstanden, denen eine digitale Datenerstellung vorangegangen sein muss. Diese Daten können später Daten-Bibliotheken bilden, auf deren Grundlage sie individualisiert und an spezifische Anforderungen angepasst werden können: 'Customization' kann auf Grundlage von digitaler Datenerfassungen erfolgen, z.B. mittels 3D-Scans von Körpermaßen, und eine passgenaue Anpassungen von Stühlen, Kleidung, Prothesen usw. ermöglichen. Zum einen kann dies durch eine generativ, algorithmisch angelegte Konstruktionsdatei umgesetzt werden, z.B. in Grasshopper. Zum anderen können Daten und Prozesse als Anleitung aufbereitet werden, um eine individuelle Anpassung von Daten zu erleichtern. Durch die Digitalisierung der Daten ist der Datensatz des Objekts losgelöst von der Produktionskompetenz, sofern die Produktionsstätte reproduzierbar ist.
________________ Vgl. hierzu auch die Datenaustauschplattform http://www.thingiverse.com, die freie Daten für denMakerbot sammelt (der wiederum eine Open-Source-Entwicklung war, die zu einem Unternehmen wurde. Wie sich das Gerät dadurch verändert hat, wäre eine weitere Analyse. ________________
CAD-basierte Produktionstechnologien verlegen den handwerklichen Fokus von körperlichen und prozesshaften hin zu technischen und prozessualen Fähigkeiten. Zwar entfallen spezifisch handwerkliche Berufskenntnisse in der Bearbeitung, dafür werden aber sowohl präzise Datenerstellungen als auch souveräner Umgang mit den jeweiligen Produktausgabegeräten verlangt. Hier können Verfahrensschritte zwar dezentralisiert werden, aber nur auf Grundlage von Wissen und Organisation. Produktionsprozesse öffnen sich damit nicht für jede*n. Berufliche Fähigkeiten, spezifisches Wissen und prozessuale Kenntnisse begründen Organisationsstrukturen und Zugangsvoraussetzungen. Wie Wertschöpfung in solch einem System Anerkennung findet, ist dabei rechtlich noch verhandlungsoffen. Eine Ablösung von Entwicklungsarbeit aus Betriebsstrukturen erscheint bei vielen Entwürfen jedoch denkbar und durch intrinsische, kollektivierende Projektorganisation kompensierbar. Eine Trennung in Entwurf, Datenspeicher, generative Anpassung und Produktionsstätten ist damit möglich. Was es mit geteilten Produktionsräumen auf sich hat, fasst die Einleitung zur 5. Ausgabe der Peerproduction in Kürze zusammen: Offene Werkstätten sind nicht neu. In Fab Labs geht es nicht im Technologien. Sharing passiert nicht. Hackerspaces sind nicht offen. Technologie ist nicht neutral. Hackerspaces lösen keine Probleme. Fab Labs sind nicht der Boden für Innovationen. Mit Repaircafés ergänze ich diese Aufzählung. Sie sind Anlaufstellen, um einer Konsumtaktung zu entkommen. http://peerproduction.net/issues/issue-5-shared-machine-shops
FÜNFTER GANG Läuft wie gedruckt
In den Debatten um künftige Produktion oder Industrie 4.0 wird gerne der 3D-Drucker als Symbol des Systemwandels in der Produktion präsentiert, der eigentlich eine Erneuerung der industriellen Produktion durch die Erweiterung um CAD-basierte Fertigungsmaschinen beinhaltet. In wenigen Jahren würden 3D-Drucker in jedem Haushalt stehen, wird behauptet. Doch betrachtet man die Technologie genauer, erscheint das abwegig. Wer von Ihnen hat schon einmal 3D gedruckt und was ist das überhaupt? Unser Bild davon ist sicherlich zutiefst mit dem 'Replikator' aus Star Trek verbunden: Captain Picard druckt sich damit sowohl seinen geliebten Earl-Grey-Tee als auch Ersatzteile für das Raumschiff oder Kleidung aus. In der Realität ist sowohl die Bezeichnung als das Ausmalen der Fiktion ungenau, denn es beinhaltet bislang eine Verfahrensvielfalt, deren Gemeinsamkeit lediglich in der digitalisierten Datenschnittstelle liegt. Als Drucktechnologien gelten dabei alle additiven Produktionstechnologienwie z.B. Lasersinthern, Stereolithographie, Extruder. Dem gegenüber gibt es aber auch subtrahierende Produktionstechnologien, wie u.a. CNC-Fräse, Wasserstrahlen oder Laserschnitt. Beide Technologien arbeiten mit digitalen Datensätzen. Dadurch werden sie für Individualanfertigungen und Kleinauflagen sinnvoll. Für größere Produktionsmengen sind sie unrentabel und qualitativ minderwertig z.B. im Vergleich zu Spritzguss.
Die dezentrale Individualproduktion bietet zwar Emanzipationspotential aus der Vormundschaft industrieller Massenproduktion und ihrer kapitalistischen Verwertungsmuster, jedoch nur, wenn die Organisationsstrukturen dies ermöglichen und das nötige Fachwissen verfügbar ist. Eine Autonomie durch solch ein Gerät verlangt spezifisches Wissen und komplexe Prozesskenntnisse, ansonsten produziert man vornehmlich Müll. http://twistedsifter.com/2013/08/when-3d-printing-goes-wrong
Das größte Potential liegt daher bei Bauteilen für komplexe Spezialanwendungen und einer validierbaren Entwicklung sowie die Möglichkeiten zur unabhängiger Reparatur und Verbesserung. Dafür werden aber nicht eigene Produktionskapazitäten sondern lediglich Zugänge zu diesen benötigt. http://www.shapeways.com. Dies ermöglicht aber auch kleinen und unabhängigen Entwicklungsgruppen einen Zugang zu Verfahren des Prototypings.
SECHSTER GANG & SIEBTER GANG Noch mehr Kartoffelsalat
Denn ich unterstelle an dieser Stelle: hinter dem Symbol des 3D-Druckens verbirgt sich das Prinzip des Prototypings. In seiner Bedeutungstiefe steht es für eine neue Sichtweise auf Produktion. Nicht mehr das Ergebnis zählt, sondern das Elaborieren und Miteinander-in-(aus)-Handlung-Treten als „permanent beta“. Prototyping ist auf digitale Produktionstechnologien zur Umsetzung nicht angewiesen. Es ist ein Modell zur Diskussion von Differenzen, das jederzeit überarbeitet, weiterentwickelt, variiert und in Frage gestellt werden kann. Hier werden Gedanken zu Entwürfen materialisiert, um sie spezifisch zu erproben – der Prototyp ist ein Kompetenzkompromiss zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Jörg Petruschat beschreibt es so: „Das Prototyping externalisiert derart individuell veranlagte Erkenntnisvorgänge. Das Schöne daran ist: Das Prototyping funktioniert – anders als die Zeichnung, die vom strichartigen Auftauchen innerer Bilder lebt – auch als eine kollektive Veranstaltung, weil der Prototyp individuelle Erkenntnisakte am Objekt zentriert und darin materiell vermittelt. Damit aber das Miteinander individueller Erkenntnisakte im Prototyping theoretisch abgebildet werden kann, bedarf es reines produktiven Begriffs vom entwerferischen Handeln für das Ineinander geistiger und materieller Vorgänge und ein Verstehen der ästhetischen Dimension daran und darin.“
Bei komplexen Entwicklungen kann der Prototype die Aushandlungsbasis zwischen verschiedenen Fachdisziplinensein, die - jenseits von Deutungshoheiten - an ihm eine gemeinsame Sprache und Praxis diskutierenkönnen. Diesen kollektiven Charakterbezeichnet er dann auch als 'Common Prototyping'. Jörg Petruschat: Common Prototyping, 2013, online: http://www.petruschat.com Am Ende treffen sich dann also doch noch alle gewagten Thesen mit ihren Erzeuger*innen zum Hacken, Sähen und Vergemeinschaften von eigenen Ideen zu einer gemeinsamen Vorstellung, jenseits oller Puppenstuben und maroder Modelleisenbahnen, hin zu einem chicen neuen gemeinschaftlichen Beta-Kit-Koffer. Vergemeinschaftung zur Selbstermächtigung stünde als Verfahren jederzeit und auch unterwegs zur Verfügung.
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transfusion · 6 years ago
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BACKFLASH
Do it! Yourself? Jointly? Doing beta!
Design und D.I.Y. im Spannungsfeld von Selbermachen und Selbstermächtigung – Heute: Mit Kartoffelsalat „D.I.Y. has been stolen [...]. A plague veiled in the ideal of empowerment is sweeping our nation, leaving in its wake neighborhoods scarred by crappy home improvement, families destroyed by badly cooked gourmet meals, and scores and heaps of barely used tools, leftover supplies, and unfinished projects. […] Those corporations who promote D.I.Y. have co-opted our spirited movement by the same name, transforming an idealistic, anti-consuming, proindependent, pro-active ethos into an opportunity to shop. [...] D.I.Y. used to mean […] starting one’s own revolution through words and actions. Now it means going into debt at mega-stores, consuming more and more materials manufactured overseas, raping the earth, destroying forests, creating garbage, and mucking up our lives with badly fixed toilets, [...] ill-fitting sweaters, […] and ugly mosaics. [...] D.D.I.Y. means working with friends, hiring a professional, consuming wisely and conscientiously, and providing for ourselves while working with others. […] Our new ethos of D.D.I.Y. asks us to reclaim creativity in order to retreat from the corporate food chain and to embrace frugality, common sense, common property, and skill-sharing. D.D.I.Y. compels us to invest in people instead of material. […] D.D.I.Y. is the new D.I.Y. [...] un-commoditized, barter-based, community crazed, and liberating. [...]“
Lisa Anne Auerbach: i love to we. d. d. i. y.. Don't Do It Yourself. In: Journal of Aestehtikcs and Protest, Nr. 6, Los Angeles 2008, S.59-61, http://www.joaap.org/6/lovetowe/lisa.html Mara Recklies bezweifelt die Nichtkommerzialisierbarkeit von Gegenbewegungen in ihrer Rezension zu Auerbachs Pamphlet anlässlich der Eröffnung des DaWanda Concept Stores: http://www.designkritik.dk/designliteratur-lisa-anne-auerbach-dont-do-it-yourself
Ich dachte mir, wenn es schon ums Selbermachen geht, platziere ich im copy&paste erstmal ein langes Zitat an den Anfang meiner Ausführungen. Etwas Finger spreizen, ratz fatz, und schon steht ein fünftel meines Vortrags. So dachte ich mir zumindest: Einfach machen! Meine Ausführung stütze ich auf diskursanalytischer und praxeografischer Empirieauswertung. Mit der Analyse formeller, informeller sowie struktureller Ebenen werde ich DIY als Alltagspraxis und Design als Berufspraxis, das eigene Machen und berufliches Handeln relational analysieren und beschreiben. Welches Spannungsfeld von Selbermachen zu Selbstermächtigung ergibt sich daraus? Was ist von einer vermeintlichen Produktionserneuerung durch 'Digital Fabrication' zu erwarten? Was hat ein 3D-Drucker damit zu tun? Und was Vernetzung und Vergemeinschaftung? Die gleichnamige Themenreihe des Onlinemagazins Stylepark sei ergänzend empfohlen: http://www.stylepark.com/de/beitraege/digital-fabrication Dazu werde ich Ihnen reichlich Variationen von Kartoffelsalat reichen. Warum? Ganz einfach: Er ist sowohl ein D.I.Y. als auch ein Industrieprodukt. Die meisten von Ihnen haben mehr Bezug zu ihm als zu 3D-Druck. Ich habe Kartoffelsalat bereits digitalisiert.
VORSPEISE Also, wenn das mal kein stärkehaltiges Argument ist! Aber wer ist eigentlich diese Lisa Anne Auerbach? Amerikanerin, Strick-Kunstaktivistin und Künstlerin. Und sie macht z.B. solche Cheerleader-Kleidchen, wie wir sie während des Auszugs aus ihren Pamphlet gesehen haben. Auerbachs Ruf nach dem 'D.D.I.Y.' hat aus heutiger Perspektive Bedeutungs-Schnittmengen mit Ökonomien des Teilens wie 'Sharing', 'Share Economy', 'Collaborative Production & Consumption', 'Commons' oder 'Peer-2-Peer' Im besten Fall umfasst es auch strukturelle Organisationsprinzipien des Zusammenlebens. Ihr geht es um gegenseitige Wertschätzung der Fähig- und Fertigkeiten, sowie die daraus resultierende Produktionsqualität, die nicht mehr in das Material, sondern den Menschen investiert. In der gegenseitigen Vernetzung und Kompetenzanerkennung liegt nach ihrem Ermessen das Potential zur Selbstermächtigung von den Logiken des globalen Neoliberalismus. Das System Kapitalismus beruht auf der Interdependenz von Konsum und Erwerbsarbeit. Design ist darin für eine ästhetische Ausdifferenzierung der Warenwelt zuständig, damit mehr Konsum entstehen kann. In diesem Kontext resultiert berufliche Anerkennung im Design aus einem ökonomischen Verwertungsanspruch des Entwurfs, der durch Konsumbilanzen und/oder mediale Aufmerksamkeit bestätigt wird. Beschleunigte Konsumfrequenz erzeugt man durch: die Taktung technischer Innovationsfrequenzen modischem Verfall und materiellem Verschleiß. Zu geplanter Obsolezens vgl.: http://www.murks-nein-danke.de sowie Lothar Kühne: Gegenstand und Raum, Verlag der Kunst 1981. Öffnet man gedanklich die gesellschaftlichen Bedingungen, könnte Anerkennung von Beruflichkeit  und die zugrundeliegenden Begehren von und an Designer*innen gesellschaftlich neu ausgehandelt werden. Das Begehren könnte sich vom Stil des Werkes zur Art des Handelns verschieben, von der industriellen zur sozialen Innovation. In dieser Prognose spiegelt sich auch Auerbachs Forderung wider. „Konkurrenz vs. Solidarität, lineare und technologiegetriebene Verbesserung vs. reflexive Prozesse des kollektiven Experimentierens,geniale Erfinder sowie Sieger des Innovationskampfes vs. heterogene Netzwerke und hybride Akteurskonstellationen  und letztlich Expertenwissen vs. Erfahrungsdialog.“ Cordula Kropp (2013)
Vergesellschaftende Modelle
ERSTER GANG Man kann mit Modellen etwas erproben, die gesellschaftliche Reproduktion des Modells durch Verbreitung sichern, aber auch Veränderungen verhandeln. Seit dem 18. Jahrhundert und im Zuge des Deutschen Idealismus bildete das Leitbild des Industriekapitalismus und seiner Prinzipien geschlechtlich differenzierte Modellwelten, die unsere Vorstellungen von Lebensweisen begleiten:
Die Puppenstube als Modell für Haushalten & häusliche Fürsorge Die Modelleisenbahn zur Inszenierung von technischer Mobilität, spielerischer Geschäftigkeit und spekulativen Fortschritt Puppenstuben gibt es seit dem 16. Jahrhundert als Schaustücke und ähnlich wie Modelleisenbahn seit dem 18. Jahrhundert als Spielzeug und Hobby. Diese produzierten Unterschiede erneuern und bestätigen sich im Akt des Konsums dieser Modellwelten, die gekauft werden und deren Anerkennung auf Wohlstand und Besitz beruht. Frei nach Max Weber kann diese Dichotomie als objektivierter Stellvertreter eines Formats kapitalistischer Geschäftigkeit: Die drei Formatierungen des „Geist des Kapitalismus“ nach Max Weber: a) Haushalt und Betrieb sowie damit das Private und Öffentliche werden getrennt. Berufstätigkeit erhält dadurch einen gesteigerten Wert. b) Effizienzsteigerung und Kontinuität zwecks strukturelle Gewinnmaximierung dient der rationalen Betriebsorganisation. c) Buchführung dokumentiert Kompetenz und Ausschöpfung zählbarer Erfolgsgeschichte.  Die Anerkennung betrieblichen Wirtschaftens durch Einzelprofite benötigt die gleichzeitige Verkennung aller reproduktiven Leistungen (Ressourcen, Arbeitskraft, …) im Systems. Ich wage gar die These, dass die Reproduktion dieser Ordnung in den Weltkriegen vernachlässigt wurde und die geprägten Modell-Lebewelten ab den 1950er Jahren als Inszenierung im Alltag wieder aufgenommen wurden. Der kapitalistische Vorteil besticht durch wesentlich mehr zu erwartende Kaufakte. Mit dem Aufschwung der Wirtschaftswunderjahre konnte auch der Konsum wachsen. Eine intermediale Überführung zunächst in Fernsehshows, später in Onlineformate stachelt die Reproduktion dieser Modellwelten weiter an. Während die Modellwelten des 18. Jahrhunderts zunehmend Schwierigkeiten haben auf dem Markt zu bestehen, erfreuen sich Modelleditionen bekannter Hersteller (vgl. dazu z.B. auch die Vitra-Design-Kollektion 1:10) oder auch ein zunehmend gegenderter Alltagskonsum (vgl. zur Kritik Pinkstinks oder auch Birgit Weller; Katharina Krämer: Du Tarzan Ich Jane – You Tarzan Me Jane. Gender Codes im Design – Gender codes in design, Blumhardt 2012.) Da Arbeitsplätze zunehmend digitalisiert werden, findet händisches Machen wieder gesteigerten Zuspruch und verwendet abermals die tradierter Modell. Das Selbermachen soll hier. Mit Auerbach könnte man sagen: Das Gefühl der Selbstwirksamkeit soll im Akt des Selbermachens vorgetäuscht werden, während man die ökonomische Machtordnung im Konsum des Bedarfsmaterials bestätigt und eine Emanzipation durch Produktionsautonomie gerade dadurch ausbleibt.
ZWEITER GANG Nun behauptet Auerbach, dass DIY in Amerika ein riesiger Konsummarkt sei! Schaut man sich Branchenreporte an, trifft dies für Deutschland zu. Die Geschichte der Baumärkte beginnt mit Bauhaus, 1960; Hornbach, 1968; Obi. 1970. Mittlerweile gibt es in Deutschland fast 4500 Baumärkte. Der Umsatz der Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland beträgt etwa 18 Milliarden Euro, siehe: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/5090/umfrage/umsatzentwicklung-der-baumaerkte-seit-1998 [15.11.2014], die Umsätze einzelner deutscher Baumarktketten von 2008 bis 20014, siehe: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/153270/umfrage/umsatz-von-baumaerkten-in-deutschland-seit-2008 [15.11.2014]. Der Verband der Handelsbetriebe für Heimwerken, Bauen und Gärtnern, BHB wurde 1974 gegründet. Aussagen: „40 Jahre operative Exzellenz, BHB lädt DIY-Branche zum 15. Internationalen Baumarktkongress am 3.+4.12.2014.“ „Seit den Anfängen ist der relevante deutsche Markt auf 44 Mrd. Euro gewachsen. Die Branche beschäftigt in Deutschland rd. 480.000 Menschen.“ „Konsumverhalten im DIY-Markt: […] Haus und Wohnung sind den Bundesbürgern besonders wichtig und sie fokussieren ihre Ausgaben verstärkt auf diese Bereiche. Und da viele Häuser in Deutschland inzwischen in die Jahre gekommen sind, lautet das Motto: Sanieren, verschönern und dabei sparen.“ Weiterführende Informationen: http://www.bhb.org/presse/meldungen-bhb/deutscher-baumarkthandel-1-bis-3-quartal-2014-aktive-handelsunternehmen-erzielen-umsatzzuwachs.html Ergänzt wird die Branche durch Hobbymodellbau: Revell wurde 1956 gegründet. „Anfang der 1970er Jahre erreichte die Popularität des Plastikmodellbaus und damit der Umsatz von Revell einen Höhepunkt. Das Bausatzprogramm war entsprechend umfangreich. Revell war der Weltmarktführer [...]. 1976 erreichte der Umsatz mit Plastikmodellbauprodukten bei Revell seinen danach in inflationsbereinigten Zahlen nie mehr erreichten Höchststand (34 Millionen Dollar nach Wert 1976).“, http://de.wikipedia.org/wiki/Revell Garten-, Bastel- und Dekorationsbedarf sowie Miniaturen: 1:10 Modelle von Designklassikern erfreuen sich zunehmender Beliebtheit als hochpreisige Sammelobjekte im Puppenstubenformat: http://www.designikonen.de/index.php/cat/c63_Miniaturen.html.
DIY ist also auch im deutschsprachigen Raum ein riesiger Konsummarkt! Kann man DIY ethnografisch differenzierter betrachten? Auerbach äußert die radikale Kritik, dass die scheinbare Handlungsautonomie durch Machen den tatsächlichen Autonomieanspruch auf Selbstermächtigung verkennt. D.I.Y. bestätige die neoliberale Konsumkultur im Kaufakt der Produktionsmitteln und Materialien. Dies bestätigt sich zwar in der Aufarbeitung der ökonomischen Profite  auch in Deutschland, doch Auerbachs Polemik, dass keinerlei kulturelle Wertschöpfung stattfinde, wenn dem Selbermachen keine Produktionskompetenz zugrunde liege,verkennt den prozesshaften Annäherungsversuch, der mit dem Wunsch verbunden ist, sich Erfahrungen im Umgang mit Kulturtechniken anzueignen. Sie als Prozesse der Selbsterfahrung, Selbstempfindung und Bewusstmachung der eigenen Handlungskompetenzen zu sehen und die eigenen Fertigkeiten an ihnen zu schulen, bzw. deren Prinzipien und benötigten Fähigkeiten zu verstehen. Oder auch die eigenen Fähigkeiten dafür zu entdecken. Das DIY lediglich Müll produziere, entspricht ihrer auf handwerkliche Virtuosität ausgerichteten Sichtweise, die man durchaus als kulturalistisch kritisieren kann: Kulturelle Produktionen grenzen sich für Auerbach vom Selbermachen durch souveräne und autonome Handlungskompetenz mittels Wissen und Fähigkeiten des Einzelnen im jeweiligen Verfahren des Produzierens ab. Der Materialeinsatz rechtfertigt sich durch kulturelle Wertschöpfung. Hier richtet sich ihr Blick sehr stark auf die Kompetenz des einzelnen Individuums, dass mittels seiner spezifischen Fähigkeiten, die Grundlage für weiteren Austausch erzeugen kann. Dieses Anrecht wird bei ihr mittels Virtuosität gerechtfertigt und scheint dieser Kritik zu viel Werk anzuhaften. Richten wir weitere Blickwinkel auf Motivationen von Bastlerinnen und Verfahrensdifferenzen im Basteln.
Begrifflichkeiten und ihre Unterschiede fürs Selbermachen und Basteln Claude Lévi-Strauss Begriff der 'Bricolage' definiert Basteln ein Konstruktionsspiel, dessen Handlungsraum sich zwar systemisch beschränkt, dafür aber lediglich durch das Zurechtkomme mit dem Vorhandenen geregelt wird – sei es nun Wissen, Person, Produktionsmittel oder Material. Der Reiz liegt in einer cleveren Lösung des Problems und das Risiko im Scheitern. Es ist vorrangig ein Experimentierraum, dem ein Sammeln, Umdeuten, Reparieren und Erproben zugrunde liegt. Ich arbeitete vor einigen Jahren drei unterschiedliche Ansprüche im Basteln heraus: 'convenience': konsumieren Bastelprodukte, wie Spaghetti Napoli im Selbstmachset von Miracoli, Käsekuchen-Bausatz von Dr.Oetker, Die Selbstbauidee von Toom oder Obi mitsamt Zuschnittservice, das neue IKEA-Möbel sowie dekorative Individualisierungsaccessoires aller Art. Sie streben ein sicheres Ergebnis an! Dafür kauft man in den meisten Fällen Ausgangsmaterialien für sicheres Gelingen. Sie wollen souverän den Prozess des Selbermachens in einem Objekt meistern. (individualisierende Produktion/Prosumieren) 'advanced': Nehmen Anleitungen als Vorlage und variieren sie mit Eigensinn. Sie streben eine individualisierte Ausdrucksform und souveräne Ausführung der verwendeten Produktionstechnologien und -verfahren an und wollen dafür wohlwollend bestätigt werden. Sowohl der Grad der Kommerzialisierung von verwendeten Materialien als auch der Frequenzbedarf für Anerkennung durch produzierte Objekte kann sehr stark variieren, ebenso die Kompetenzbreite und spezifische Kompetenz. (Möglichkeiten Produktion anzupassen/Produsage) 'progressive': Sehen sich als systemkritische Expert*innen und Entwickler*innen. Sie bestätigen darin ihren Wunsch, der Bevormundung von kommerzialisiertem Wissenseigentum clevere Alternativen gegenüber zu stellen. Diese Haltung erfordert allerdings hohes Fachwissen, praktische Fähigkeiten, spezifische Kompetenzen. Hierfür ist eine größere Vernetzung von Einzelkompetenzen im Sinne eines Projekts nötig, die stark auf Austausch von Wissen und Erfahrung untereinander, agieren miteinander und ein gemeinsames Ziel sowie Koordination angewiesen ist. Bei komplexeren Produktionsmitteln sind hier z.B. Gemeingüter oder eine kollektive Infrastruktur nötig. Vgl. hierzu heute Nachmittag auch Andreas Vortrag (Alternative Produktion/Prototyping) Vgl. hierzu ausführlicher: Eva Kristin Stein: Freak out! Reflexives Design zwischen Industriechauvinismus und Amour fou, in: Neuwerk, Zeitschrift für Designwissenschaft, form + zweck 2010. Insgesamt kann es eine Typfrage sein, ob der Einzelne seine Anerkennung aus dem Ergebnis (Projektziel oder Werk) oder aus der Anerkennung im Prozess (händisches Machen, Flow als entwicklungsbetonter Handlungsrausch, spezifische Fähigkeit für bestimmte Kulturtechniken).   Die englischen Begriffe DIY und Maker tauchten in Deutschland mit der Entwicklung von Vertriebsplattformen und digitalen Produktionstechniken auf. Das liegt etwa 10 Jahre zurück. DIY bezeichnet wie Basteln auch eine Alltagspraxis, die demokratisch offen ist. Der Wissenszugang erfolgt meist durch Wissensweitergabe mittels medialer oder persönlicher Anleitung. Der einzelne nähert sich den geforderten Fähigkeiten und Fertigkeiten an. Der oder die Ausführende möchten sich dadurch entweder von Konsumabhängigkeit befreien oder die eigene kreative Selbstverwirklichung im Sinne des Reckwitzschen Kreativitätsdispositivs inszenieren. DIY ist auf kein Verfahren festgelegt, appelliert aber durchaus aggressiver an das Selbermachen, als es etwa ein spielerischer Begriff wie Basteln tut. Maker benutzen bevorzugt 'Digital Fabrication' zur Produktion ihres Selbstgemachten. Sie stehen tendenziell in Tradition des Modellbaus, eignen sich gerne Wissen im Umgang mit technischen Geräten an und haben ein Faible für technische Spielereien oder Fantasy-Figuren. Der technische Zugang zu innovativer Technik spielt hierbei die entscheidenden Rolle, mehr als das Ergebnis. Plattformen überregionaler Marktplätze für Waren aus Produktionspraktiken des Selbermachens: Etsy: „Buy from creative people who care about quality and craftsmanship.“, „Etsy is a marketplace where people around the world connect, both online and offline, to make, sell and buy unique goods. The heart and soul of Etsy is our global community: the creative entrepreneurs who use Etsy to sell what they make or curate, the shoppers looking for things they can’t find anywhere else, the manufacturers who partner with Etsy sellers to help them grow, and the Etsy employees who maintain and nurture our marketplace.“ Quelle: http://www.etsy.com DaWanda: „DaWanda - Einzigartiges von Designern und Kreativen“, „Eröffne noch heute Deinen Shop und mach Deine Leidenschaft zum Beruf!“, „DaWanda ist der Online-Marktplatz für Einzigartiges, Unikate und Selbstgemachtes. In insgesamt über 230.000 DaWanda-Shops bieten Dir kreative Menschen mit Liebe gefertigte Produkte an. Bei DaWanda kannst Du Produkte auf Deine besonderen Vorstellungen hin anpassen oder speziell für Dich anfertigen lassen.“ Quelle: http://de.dawanda.com Diese Plattformen dienen dem Verkauf von Selbstgemachtem. und gehen daher in eine erste Konkurrenz zu Beruflichkeit. Ein Erwerb daraus wird zumindest in Betracht gezogen. Weil das Verkaufen von Selbstgemachtem nicht unnötig Zeit kosten soll, müssen solche Shops leicht zu bedienen und verwalten sein.In der häufig gleichförmigen Masse ein Alleinstellungsmerkmal für sich zu entwickelnverlangt ein eindeutiges Differenzierungspotential oder eine performative Inszenierung von Aufmerksamkeitsökonomie um nicht in der gleichförmigen Masse ähnlicher Konkurrenz zu versickern. Die angebotenen Produkte und deren Inszenierungen lassen häufig bereits Rückschlüsse auf die Produktionsweise zu: Basteln, Heimarbeit, Kunst- oder Designhandwerk sowie kleinauflagigen Designeditionen stehen nebeneinander. Die erzeugte Produktästhetik resultiert aus individuellen Fertigkeiten, finanziellen Investitionskapazitäten, materiellen Zugängen und der persönlichen Haltung zu Produkt und Produktionsweise. Berufe und ihre kulturellen Kapitalien spielen hier weniger eine Rolle, da der Kaufakt als Anerkennungspraxis fungiert. Die Ergänzung des Shops durch einen Blog, der die Produktionsästhetik dokumentiert Die Repräsentation des Selbermachens macht es als Verfahren sichtbar. Die Glaubhaftigkeit wird bestätigt und schafft Vertrauen. Das Selbstbild des Selbermachers wird mittels seines inszenierten Lifestyles repräsentiert. Produkte, die eine DIY-Ästhetik auf etsy oder DaWanda verwenden, sehen sich mit dem Problem der intentionalisierten Entwurfsabschöpfung konfrontiert: Denn diese Ästhetik empfiehlt sich ja genau der Nachahmung und Individualisierung. Herstellungsqualität, exklusive Bezugsquellen für Ausgangsmaterialien (z.B. Texilmuster, gebrauchte Bohlen) oder die Verwendung exklusiver Produktionstechniken (z.B. alte Web- oder Drucktechnik) rechtfertigen hingegen Exklusivität.
DRITTER GANG Plattformen für ästhetische Vernetzung. Diese Bild- und Lifestyleinszenierungen können zudem auf Portalen wie Pinterest oder Instagram weiterreichende Wirkung entfalten, indem sie zunächst verschlagwortet werden und dadurch eine thematische Bündelung möglich wird. Mittels Repostings und Herzensbekundungen wird Anerkennung relational vergeben und erzeugt damit eine relational vielfältige ästhetische Vergleichbarkeit und Vernetzung. Persönliche Kreativität und erlesenen Lifestyle in den Diskurs zu inszenieren, ist hier vorderstes Ziel. Geteilte Anerkennung wird an den Bildbewertungen ablesbar. Auf diesen Plattformen verschwimmen berufliche, ökonomische, selbst-inszenierende, prekäre, bestätigende, aber auch zeitvertreibende oder tätigkeitsliebende Intentionen zu einem ästhetischen Konsum. In dieser Unschärfe tummeln sich auch Designer*innen mit unterschiedlichsten privaten oder beruflichen Absichten. Selbermachen und Selbstermächtigung im Designberuf Während ich bis hierhin vor allem die Alltagspraktiken und ihre mediale Inszenierung thematisiert habe, wende ich mich nun den Berufspraktiken im Design zu. Hierbei gehe ich von zwei grundsätzlichen Motivationen des Selbermachens aus: entweder um mehr Einfluss auf die Ergebnisse, Prozesse und Beziehungen ausüben zu können oder um mangelndes Investitionskapital durch Eigenleistungen zu kompensieren. Hier zeigt sich die Dualität von Subjektivierungspraktiken im Wirtschaften und prekärem Unternehmertum. Während D.I.Y. als händische Alltagspraxis den subjektiven Anforderungen genügen muss, ist Design als wirtschaftende Berufspraxis kultureller Produktion einer ökonomischen Verwertbarkeit ausgesetzt. Zwar müssen Berufsverständnis und Erwerbstätigkeit nicht immer einhergehen und tun dies in künstlerischen Berufen häufig auch nicht, als 'art moyen', die sich als Disziplin der Gestaltung von Alltagskultur widmet - und im Kontext einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung - stark durch die Resonanz des neoliberal organisierten Massenmarktes bestimmt wird. Innerhalb dieser Bewertungslogik entscheiden Absatzmärkte und mediale Aufmerksamkeitökonomie über die Bewertung. Die staatliche Institutionalisierung der Kultur- und Kreativwirtschaft verstärkt diese Fokussierung auf ökonomische Anerkennung. Beispielsweise bietet die auserwählte Teilhabe bei den Kultur- und Kreativpiloten die Chance, Kontakte des Plattform-Netzwerks für sich und das Unternehmenskonzept zu begeistern und dadurch marktfähige und profitable Geschäftsbeziehungen aufzubauen.
„Jedes Unternehmen ist eigenständiges Kunstwerk“ http://kultur-kreativpiloten.de/auszeichnung Und es ist ganz klar:… wenn es sich ökonomisch rentiert!
Der Fortbestand eines Unternehmens, ob es durch das Netzwerk aufgefangen wird, wie es Veranstaltungen repräsentativ für sich nutzen kann und welche Coachings ihm zugedacht werden, legitimiert sich in der ökonomischen Bilanzierung bzw. Wirtschaftlichkeit. Die kulturell geprägte, berufliche Praxis mit qualitativem Anspruch und strukturellen Anforderungen liegt dabei im eigenen Ermessen bzw. in den eigenen Kompetenzen und Leistungskräften. Fakt ist aber: Ob und in welchem Maße gewerkliche, digitalisierte, organisatorische oder geistige Tätigkeiten ausgeübt werden? Welche Ermessensaushandlungen, Fertigkeitsaneignungen, Alleinstellungsmerkmale und welchen Wissensaustausch sie enthalten, Ich muss aktuell darauf nicht eingehen, denn dies ist nicht von politischem Interesse! Den kulturellen Anspruch und das damit einhergehende Risiko trägt bislang das unternehmerische Selbst im Sinne Bröcklings alleine. Es ist für die Wertausschöpfung seiner Kreativität als ökonomische Ressource und seine kulturellen Produktionskräfte selbst verantwortlich. Der Markt wird es ja richten! Oder die ausgereifte Idee geschwind von handlungsmächtigen Konzernen in effiziente Marktformen überführt, sofern sich nicht in der Produktionsweise selbst, der gewählten Infra- oder Vertriebsstruktur eine spezifische Originalität herausarbeiten lässt. Gesucht wird also ein Projekt in der Fassung von Boltanski/Chiapello, das sich nicht in den Massenmarkt konvertieren lässt, aber dennoch mit diesem ökonomischen Umsatz seine kulturelle Reproduktion sichert.  Wer klein anfängt und wenig Produktionskapital hat, vielleicht nicht mal viele Referenzen zu bieten hat, kann seine Sachen ja genauso geschwind wie der Heimwerker von nebenan auf etsy und dawanda stellen. Hier tummeln sich dann designgewerkliche Projekte von unternehmerischen Design*innen aber auch die Experimentierlabore, der vom Tagesgeschäft gelangweilten, die mittels digitaler Produktion Einzelstücke oder Kleinserien mal auf dem Markt testen können. Weshalb machen Designer*innen das ein wenig für das eigene Ego ein bisschen, um zeitgemäß zu wirken um direkte Reaktionen von Käufer*innen zu bekommen die eigene Kreativ-Persönlichkeit mit was chicem bewerben zu können oder im besten Falle ein Diskurs-Objekt zu platzieren, das wiederum als PR- und Werbeinstrument für die eigene Dienstleistung taugt.
Mediale Aufmerksamkeitsökonomie Für die strahlenden Beziehungssieger*innen, ist die mediale Präsenz aber auch ökonomisch spürbar und beruht auf dem sozialen Kapital, das letztlich scheinbar aus dem kulturellen resultiert, aber in den meisten Fällen auf dem umgekehrten Prinzip beruht: Das soziale Kapital produziert das kulturelle Kapital, in dem es symbolischen Wertschöpfungsraum zur Verfügung stellt. Produce on demand! Eigenen Ästhetik bildet sich heraus. Die digitale Produktion war für den Mittelstandsgeldbeutel erschwinglich geworden!  Die Absolvent*innen beherrschten die Programme, um die Qualität der nötigen Datensätze zu erstellen.Seither läuft die Debatte um Rechten an Produktionsdaten, offene und modulare Datensätze, digitale Dingdatenbanken, situative und parametrische Individualisierungen. Doch wer finanziert das Ganze? Wie verändert sich darin die Rolle des Designers bzw. der Designerin? Bleiben die Datensätze und damit das Wissen daran in betriebswirtschaftlichen Strukturen gebunden? Creative Common Rights, Lizenzen, Standardisierungen, algorithmische Programmierung, Endgerätekompatibilität, Proks und Froks und Labs und Workshops... Der Weitergang ist offen! Die erste Debatte um 'Open Design' feuerte Ronan Kadushin ab ca. 2004 in den Fachmedien an. Seine bislang bereitgestellten Datensätze sprechen für sich:Die Einzelleistung erzeugt nur niederkomplexe offene Produkte, die hinterher exzentrisch individualisiert werden können. Die Erarbeitung komplexer Daten, funktioniert wohl nur in interdisziplinären Projekten mit Experten. Kollaborative Digitalisierung zur digitalen Werkschöpfung von Gemeingütern.Das weitverbreitete Individualunternehmertum in der Branche ist dabei eher hinderlich.Rechtsformen braucht es aber eigentlich auch nicht, nur gute Verträge, um gegen individuelle Ansprüche gefeit zu sein. So lange kein größerer Rahmen diese Produktionsbedingungen schafft, bleibt die Hoffnung auf kollektiven Altruismus oder die ökonomische Wertabschöpfung der Datensätze durch Einzelne. Crowdsourcende Plattformen wie Hartz-4-Möbel, die ihre Anleitungen, den Selbermacher*innen zur Verfügung stellen, können indes auch nur als ehrenamtliches Projekte ökonomisch funktionieren. Hier steht vor allem die Performativität zur Bunderneuerung im Fokus: die ihre Potenz sich im Abruf von Teilhabe bestätigt. Dazu muss das Gefolge jedoch kontinuierlich gepflegt und unterhalten werden, performative Aktionsbekundungen müssen die Zielgruppe erreichen und mittels Interaktionenverstärkt werden, um darin das potentiell hohe soziale und symbolisches Kapital zu bestätigen.
DIY trifft Designer*innen Wenn auf der einen Seite DIY nicht konsumieren soll und auf der anderen Seite, viele Designer*innen im fragilen selber Produzieren keine Anerkennung finden, könnte man sie nicht einfach zusammenbringen und sie gemeinsam, händisch und sozial interagierend neue Modelle und Entwürfe diskutieren lassen? Thematische Workshops, in denen Dinge selbst gestaltet werden, und in denen eine praktische Wissensweitergabe stattfindet nehmen an Orten wie z.B. in Betahäusern oder FabLabs zu. Dies kann man als ein erstes marktfähiges Anzeichen deuten, dass entweder viele Anbieter*innen ein Interesse daran bekunden, es Fördergelder dafür gibt oder tatsächlich die Nachfrage wächst. Eine Weiterentwicklung zu konvivialen Techniken (Illich), der prosumierenden (Toffler) Produktionsbeteiligung oder der Gestaltungsbeteiligung mittels Produsage (Bruns) sind dabei zur Zeit allenfalls Hetropien von kritischen Eliten. Diese Prinzipien können innerhalb der herrschenden neoliberaler Bewertungslogik meist nur konsumsteigernd ausgeführt werden. Deshalb findet man diese Prinzipien vor allem da vor, wo sie individualisierungsfähige Varianzräume. Während Smartphones z.B. einer Frequenztaktung unterliegen und mit ihnen die smarten, begleitenden Hardwaretools, werden auch Apps immer mehr zu mitteln, sich innerhalb des Gerätes zu individualisieren und regelmäßig eine angemessene Ausstattung zu konsumieren. Zudem ermöglichen bspw. Digitaldrucktechniken die zwar standardisierten, aber dennoch breit variierbaren Möglichkeiten zur Individualisierung von Massenprodukten wie z.B. beim Balea-Duschgeldesigner, Tassen, Brettchen. Im Bereich der Werbestrategien sind solche Verfahren im Tagesgeschäft angekommen.  Dezentralisierte Werbestrategien mittels Wettbewerben, Spielen auf der Straße oder viralen Strategien per Facebook sind dabei wahrscheinlich erst der Anfang dieser Inklusionsverfahren.
VIERTER GANG Selbstermächtigung durch digitale Produktion? Doch was hat es mit neuen Formen des Produzierens eigentlich auf sich? In der öffentliche Debatte darüber werden als neue Produktionstechnologien computergestützte Fabrikationstechniken verstanden, denen eine digitale Datenerstellung vorangegangen sein muss. Diese Daten können später Daten-Bibliotheken bilden, auf deren Grundlage sie individualisiert und an spezifische Anforderungen angepasst werden können: 'Customization' kann auf Grundlage von digitaler Datenerfassungen erfolgen, z.B. mittels 3D-Scans von Körpermaßen, und eine passgenaue Anpassungen von Stühlen, Kleidung, Prothesen usw. ermöglichen. Zum einen kann dies durch eine generativ, algorithmisch angelegte Konstruktionsdatei umgesetzt werden, z.B. in Grasshopper. Zum anderen können Daten und Prozesse als Anleitung aufbereitet werden, um eine individuelle Anpassung von Daten zu erleichtern. Durch die Digitalisierung der Daten ist der Datensatz des Objekts losgelöst von der Produktionskompetenz, sofern die Produktionsstätte reproduzierbar ist. Vgl. hierzu auch die Datenaustauschplattform http://www.thingiverse.com, die freie Daten für den Makerbot sammelt (der wiederum eine Open-Source-Entwicklung war, die zu einem Unternehmen wurde. Wie sich das Gerät dadurch verändert hat, wäre eine weitere Analyse. CAD-basierte Produktionstechnologien verlegen den handwerklichen Fokus von körperlichen und prozesshaften hin zu technischen und prozessualen Fähigkeiten. Zwar entfallen spezifisch handwerkliche Berufskenntnisse in der Bearbeitung, dafür werden aber sowohl präzise Datenerstellungen als auch souveräner Umgang mit den jeweiligen Produktausgabegeräten verlangt. Hier können Verfahrensschritte zwar dezentralisiert werden, aber nur auf Grundlage von Wissen und Organisation. Produktionsprozesse öffnen sich damit nicht für jede*n. Berufliche Fähigkeiten, spezifisches Wissen und prozessuale Kenntnisse begründen Organisationsstrukturen und Zugangsvoraussetzungen. Wie Wertschöpfung in solch einem System Anerkennung findet, ist dabei rechtlich noch verhandlungsoffen. Eine Ablösung von Entwicklungsarbeit aus Betriebsstrukturen erscheint bei vielen Entwürfen jedoch denkbar und durch intrinsische, kollektivierende Projektorganisation kompensierbar. Eine Trennung in Entwurf, Eine Trennung in Entwurf, Datenspeicher, generative Anpassung und Produktionsstätten ist damit möglich. Was es mit geteilten Produktionsräumen auf sich hat, fasst die Einleitung zur 5. Ausgabe der Peerproduction in Kürze zusammen: Offene Werkstätten sind nicht neu. In Fab Labs geht es nicht im Technologien. Sharing passiert nicht. Hackerspaces sind nicht offen. Technologie ist nicht neutral. Hackerspaces lösen keine Probleme. Fab Labs sind nicht der Boden für Innovationen. Mit Repaircafés ergänze ich diese Aufzählung. Sie sind Anlaufstellen, um einer Konsumtaktung zu entkommen. http://peerproduction.net/issues/issue-5-shared-machine-shops
FÜNFTER GANG In den Debatten um künftige Produktion oder Industrie 4.0 wird gerne der 3D-Drucker als Symbol des Systemwandels in der Produktion präsentiert, der eigentlich eine Erneuerung der industriellen Produktion durch die Erweiterung um CAD-basierte Fertigungsmaschinen beinhaltet. In wenigen Jahren würden 3D-Drucker in jedem Haushalt stehen, wird behauptet. Doch betrachtet man die Technologie genauer, erscheint das abwegig. Wer von Ihnen hat schon einmal 3D gedruckt und was ist das überhaupt? Unser Bild davon ist sicherlich zutiefst mit dem 'Replikator' aus Star Trek verbunden: Captain Picard druckt sich damit sowohl seinen geliebten Earl-Grey-Tee als auch Ersatzteile für das Raumschiff oder Kleidung aus. In der Realität ist sowohl die Bezeichnung als das Ausmalen der Fiktion ungenau, denn es beinhaltet bislang eine Verfahrensvielfalt, deren Gemeinsamkeit lediglich in der digitalisierten Datenschnittstelle liegt. Als Drucktechnologien gelten dabei alle additiven Produktionstechnologien wie z.B. Lasersinthern, Stereolithographie, Extruder. Dem gegenüber gibt es aber auch subtrahierende Produktionstechnologien, wie u.a. CNC-Fräse, Wasserstrahlen oder Laserschnitt. Beide Technologien arbeiten mit digitalen Datensätzen. Dadurch werden sie für Individualanfertigungen und Kleinauflagen sinnvoll. Für größere Produktionsmengen sind sie unrentabel und qualitativ minderwertig z.B. im Vergleich zu Spritzguss. Die dezentrale Individualproduktion bietet zwar Emanzipationspotential aus der Vormundschaft industrieller Massenproduktion und ihrer kapitalistischen Verwertungsmuster, jedoch nur, wenn die Organisationsstrukturen dies ermöglichen und das nötige Fachwissen verfügbar ist. Eine Autonomie durch solch ein Gerät verlangt spezifisches Wissen und komplexe Prozesskenntnisse, ansonsten produziert man vornehmlich Müll. http://twistedsifter.com/2013/08/when-3d-printing-goes-wrong Das größte Potential liegt daher bei Bauteilen für komplexe Spezialanwendungen und einer validierbaren Entwicklung sowie die Möglichkeiten zur unabhängiger Reparatur und Verbesserung. Dafür werden aber nicht eigene Produktionskapazitäten sondern lediglich Zugänge zu diesen benötigt. http://www.shapeways.com. Dies ermöglicht aber auch kleinen und unabhängigen Entwicklungsgruppen einen Zugang zu Verfahren des Prototypings.
SECHSTER GANG Denn ich unterstelle an dieser Stelle: hinter dem Symbol des 3D-Druckens verbirgt sich das Prinzip des Prototypings. In seiner Bedeutungstiefe steht es für eine neue Sichtweise auf Produktion. Nicht mehr das Ergebnis zählt, sondern das Elaborieren und Miteinander-in-(aus)-Handlung-Treten als „permanent beta“. Prototyping ist auf digitale Produktionstechnologien zur Umsetzung nicht angewiesen. Es ist ein Modell zur Diskussion von Differenzen, das jederzeit überarbeitet, weiterentwickelt, variiert und in Frage gestellt werden kann. Hier werden Gedanken zu Entwürfen materialisiert, um sie spezifisch zu erproben – der Prototyp ist ein Kompetenzkompromiss zu einem bestimmten Zeitpunkt. Jörg Petruschat beschreibt es so: „Das Prototyping externalisiert derart individuell veranlagte Erkenntnisvorgänge. Das Schöne daran ist: Das Prototyping funktioniert – anders als die Zeichnung, die vom strichartigen Auftauchen innerer Bilder lebt – auch als eine kollektive Veranstaltung, weil der Prototyp individuelle Erkenntnisakte am Objekt zentriert und darin materiell vermittelt. Damit aber das Miteinander individueller Erkenntnisakte im Prototyping theoretisch abgebildet werden kann, bedarf es reines produktiven Begriffs vom entwerferischen Handeln für das Ineinander geistiger und materieller Vorgänge und ein Verstehen der ästhetischen Dimension daran und darin.“ Bei komplexen Entwicklungen kann der Prototype die Aushandlungsbasis zwischen verschiedenen Fachdisziplinen sein,  die - jenseits von Deutungshoheiten -  an ihm eine gemeinsame Sprache und Praxis diskutieren können. Diesen kollektiven Charakter bezeichnet er dann auch als 'Common Prototyping'. Jörg Petruschat: Common Prototyping, 2013, online: http://www.petruschat.com Am Ende treffen sich dann also doch noch alle gewagten Thesen mit ihren Erzeuger*innen zum Hacken, Sähen und Vergemeinschaften von eigenen Ideen zu einer gemeinsamen Vorstellung, jenseits oller Puppenstuben und maroder Modelleisenbahnen, hin zu einem chicen neuen gemeinschaftlichen Beta-Kit-Koffer. Vergemeinschaftung zur Selbstermächtigung stünde als Verfahren jederzeit und auch unterwegs zur Verfügung.
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melbynews-blog · 7 years ago
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Warum das Imperium niemals schläft (Must read)
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Warum das Imperium niemals schläft (Must read)
Der Schwachsinn von der Unentbehrlichen Nation – Teil 1
von David Stockman (theblogcat)
So wie es zuvor schon mit Rom geschah, so ruiniert das Imperium Amerika. Die wahren finanzielle Kosten belaufen sich auf mehr als $1.000 Milliarden pro Jahr (wenn man die $200 Milliarden für die Veteranen und den Schuldendienst für Kriege hinzuzählt). Aber das kann unmöglich bezahlt werden.
Denn das 78 Millionen starke Heer der Baby Boomer hat in der amerikanischen Politik das Sagen. Und die werden einfach nicht zulassen, dass der Wohlfahrtsstaat aus jährlich $3 Billionen an Pensionszahlungen und Krankenversorgung gekürzt wird.
Die Trumpisten und die Republikanische Partei (GOP) haben das bereits in trockenen Tüchern, denn sie haben eine Reform der Sozialversicherung und der Krankenkassen verweigert und sich als völlig unfähig dabei erwiesen, politisch Obamacare/Medicaid anzugehen. Gleichzeitig stimmen die Boomer weiter für den Steuerirrsinn der GOP und verweigern sich damit den Steuern, die Washingtons gähnendes Defizit vermindern würden.
Noch wichtiger ist, dass jene Generation schon lange den Frieden aufgegeben hat, die 1968 zum Pentagon marschiert ist um gegen den Irrsinn und die Barbarei von Lyndon B. Johnsons Vietnamkrieg zu protestieren. Damit haben die Boomer den endgültigen Aufstieg des Kriegsstaats hingenommen, der ins Kraut geschossen ist, seit die USA nach dem Verschwinden der Sowjetunion aus den Geschichtsbüchern 1991 zur einzigen Supermacht geworden sind.
Dennoch gibt es einen Grund, warum nach dem Ende des 77-jährigen Weltkriegs, der mit den „Kanonen im August“ 1914 begann, die Welt nicht in der Lage war, wieder den vorherigen Status Quo von relativem Frieden und globalem kapitalistischem Wohlstand zurückzuerlangen.
Und dazu kommt, dass sich die uralte Ideologie von der amerikanischen Einzigartigkeit und der unentbehrlichen Nation pikanterweise von den Realismus-Fesseln des Kalten Kriegs befreit hat als der Eiserne Vorhang fiel.
Infolge dessen kam es zu einem Streben nach lupenreiner globaler Hegemonie. Kurz danach verwandelte sich (unter Bush Senior und den Clintons) Washington in die Imperiale Stadt und wurde nicht nur zu einem Wespennest des Militarismus, sondern auch zu einem endlosen Gewirr aus Denkpanzern, NGOs, Beratern und Beratungsunternehmen, „Kanzleien“, Lobbys und gewissenlosen Geschäftemachern.
Das unbeschreibliche Gedeihen Washingtons entspringt diesem imperialen Wespennest. Und es ist die Vorstellung von dieser Unersetzlichen Nation, die das Bindemittel liefert zwischen der Imperialen Stadt und der Arbeit des Imperiums und die den massiven Appetit für den Kriegsstaat liefert.
Man muss nicht erwähnen, dass das Imperium eine schreckliche Sache ist, denn es ist der Erzfeind eines gesunden Staates, des kapitalistischen Wohlstands und der konstitutionellen Freiheit.
Es gedeiht und metastasiert, indem es die republikanischen Grundsätze der Nichteinmischung im Ausland und des friedlichen Handels mit allen Nationen der Welt zugunsten seiner selbsternannten Rolle als globaler Polizist aufgibt. Anstelle der Verteidigung der Heimat ist die Politik des Imperiums die eines internationalen Wichtigtuers, eines militärischen Hegemons und eines brutalen Vollstreckers von Washingtons Anweisungen, Sanktionen, Roten Linien und vogelfreien Regimen.
Nichts ist kennzeichnender für den Betrug am republikanischen Nichtinterventionismus als die diversen Brennpunkte, die das Imperium heute plagen. Dazu gehört die Ukraine/Krim-Konfrontation mit Russland, das Regimewechsel-Fiasko in Syrien, der US-gesponserte Völkermord im Jemen, die gescheiterte und blutige 17-jährige Okkupation Afghanistans, die Einmischung der Siebten Flotte im Südchinesischen Meer und vor allem das rasch eskalierenden Missgeschick mit dem Iran.
Was Letzteres betrifft, so gibt es absolut keinen Grund für den Angriff des Imperiums auf den Iran. Der berühmte Marsmensch wäre in der Tat völlig perplex, warum Washington gegen die puritanischen und autoritären, aber relativ machtlosen religiösen Führer in den Krieg ziehen will.
Schließlich hat der Iran das Atomabkommen (JCPOA) nach Feststellung der glaubwürdigen Behörden nicht verletzt – oder nicht einmal laut weniger glaubwürdigen wie der CIA. Und übereinstimmend haben die Behörden gesagt, dass der Iran seit 2003 nicht einmal ein Forschungsprogramm für eine nukleare Bewaffnung betrieben hat.
Und das mäßige BIP von $430 Milliarden entspricht acht Tagen des US-Bruttoinlandsprodukts, womit die theokratischen Führer kaum eine glaubwürdige Gefahr für Amerika darstellen.
Auch könnte das winzige Verteidigungsbudget von $14 Milliarden – was sieben Tagen des US-Verteidigungshaushalts entspricht – den amerikanischen Bürgern kaum einen Schaden zufügen.
In der Tat hat der Iran keine Hochseemarine, die außerhalb des Persischen Golfs wirksam operieren könnte. Seine weitreichendsten Flugzeuge könnten ohne Luftbetankung kaum Rom erreichen. Und ihr Arsenal an hauptsächlich defensiven Mittelstreckenraketen kann den größten Teil der NATO nicht erreichen, geschweige denn den amerikanischen Kontinent.
Die Antwort an die Frage der Marsianer lautet natürlich, dass der Iran überhaupt keine Gefahr für die Sicherheit des amerikanischen Festlands ist, aber dass sie sich halt grob den Diktaten des amerikanischen Imperiums widersetzen.
Soll heißen, dass sie sich eine mutmaßlich unabhängige Außenpolitik zugelegt haben, mit von Washington verpönten Allianzen mit Syrien, der führenden politischen Partei im Libanon (Hisbollah), den herrschenden Autoritäten (und US-Marionetten) in Bagdad und der herrschenden Macht in der jemenitischen Hauptstadt Sana’a (den Houthis).
All dies wird von Washington als nicht genehme „regionale Instabilität“ angesehen und die Bündnisse mit Iran werden willkürlich als Akte staatlich geförderten Terrorismus bezeichnet.
Das gleiche gilt für Washingtons Protestgeschrei gegen Irans bescheidenen Bestand an Kurz- und Mittelstreckenraketen. Diese Waffen sind offenkundig Instrumente zur Selbstverteidigung, aber das imperiale Washington besteht darauf, dass ihr Zweck aggressiver Natur ist – anders als praktisch bei jeder anderen Nation, die amerikanischen Waffenhändlern Geschäfte anbietet.
Zum Beispiel hat Irans Erzrivale auf der anderen Seite des Persischen Golfs, Saudi Arabien, modernere ballistische Raketen mit noch größerer Reichweite (2.600km). Ebenso Israel, Pakistan, Indien und ein halbes Dutzend anderer Länder, die entweder Verbündete Washingtons sind oder eine Sondergenehmigung haben, weil sie damit die US-Waffenexporte ankurbeln.
Kurz gesagt ist Washingtons eskalierender Krieg gegen den Iran eine Übung in globaler Hegemonie und keine territoriale Selbstverteidigung. Was sich der Marsmensch wirklich fragen würde ist, wie es im Imperium dazu kommen konnte?
Wie konnte sich die historische Idee der Selbstverteidigung in Washingtons arrogante Behauptung verwandeln, man stelle die „Unersetzliche Nation“ dar, die das Bollwerk der Menschheit gegen globale Unordnung und Chaos unter den Nationen darstelle?
Wie oben angedeutet, ist der Iran nur ein Rechtfertigungsgrund für das Handeln der Unersetzlichen Nation. Aber die anderen momentanen Brennpunkte sind nicht weniger Übungen in hegemonialer Aggression.
So hat Washington die ukrainische Konfrontation angefangen, indem es den Umsturz im Februar 2014 gesponsert, finanziert und anerkannt hat, indem eine Russland-freundliche Regierung durch eine militant nationalistische und zutiefst Russland-feindliche Regierung ersetzt wurde. Das hat die tiefen Wunden aufgerissen, die bis zu Stalins brutaler Herrschaft in der Ukraine und de ukrainischen Kollaboration mit Hitlers Wehrmacht auf dem Weg nach Stalingrad und zurück reichen.
Damit wurde der durch Angst ausgelöste Separatismus im russischsprachigen Donbass und das 96%-Referendum auf der Krim ausgelöst, um sich formell wieder Mütterchen Russland anzuschließen (die Krim wurde ursprünglich 1783 von den Osmanen gekauft). (Anm.d.Ü.: und in den 1950ern vom Ukrainer Chruschtschow an die Ukraine verschenkt.)
Selbst eine flüchtige Vertrautheit mit russischer Geschichte und Geographie würde einen daran erinnern, dass die Ukraine und die Krim Moskaus Angelegenheit sind und nicht die Washingtons.
Noch hinterhältiger sind die rhetorischen Provokationen und die Manöver der Siebten US-Flotte, die von Washington angeordnet wurden, bezüglich Chinas lächerlicher Sandburgen im Südchinesischen Meer. Was immer sie auch auf diesen Menschengemachten Inselchen treiben, sie sind keine Gefahr für die Sicherheit Amerikas – und es gibt auch keinen plausiblen Grund anzunehmen, dass sie eine Gefahr für den globalen Handel darstellen.
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Schließlich sind es die merkantilistischen Ökonomien Chinas und Ostasiens, die sofort zusammenbrechen würden, wenn man versuchen würde, den Welthandel zu unterbrechen.
Das heißt, jeder theoretische rote Militärschuh würde zuerst auf die Roten Souveräne Pekings zurückfallen, weil es die harten Deviseneinnahmen ihrer Exportmaschine sind, die das rote Schneeballsystem vor dem Zusammenbruch bewahren und das chinesische Volk für ihre kommunistischen Overlords begeistern.
Unnötig zu erwähnen, dass diese Art von Interventionen bis vor 100 Jahren in der schläfrigen Stadt Washington DC überhaupt nicht vorstellbar gewesen wäre. Aber seine unheilvolle Entwicklung von der Hauptstadt einer wirtschaftlich orientierten Republik zum Sitz der Macht in einem global mobilisierten Imperium entspringt letztlich der Weltanschauung von einer Unersetzlichen Nation.
So wollen wir in einer mehrteiligen Serie in die historischen Wurzeln dieser Einbildung/Arroganz eintauchen. Denn sie garantieren nicht nur endlosen Katastrophen im Ausland, sondern am Ende auch eine fiskalische und finanzielle Horrorshow im Inland.
Ja, solange sich das Imperiale Washington über den Planeten ausdehnt, mit seinen diversen selbsternannten Missionen der Stabilisierung, der „Friedensmissionen“, der Strafaktionen, Angriffen und Besatzungen, solange gibt es Null Chance, dass Amerikas kollabierende finanzielle Bilanz gerettet werden kann.
Die Narretei von der Unentbehrlichen Nation hängt somit wie ein modernes Damoklesschwert über der Finanzblase.
Aber ein Imperium ist eine zersetzende Regierungskrankheit. Es metastasiert irgendwann in eine imperiale Arroganz, Überdehnung und Selbstherrlichkeit. Und zuletzt, so wie momentan, wird es zur Beute von kriegerischen Kriegstreibern und Schurken.
John Bolton und Mike Pompeo sind der lebende Beweis dafür.
Und gebt euch auch jetzt keiner Täuschung hin: Trumps Rückzug aus dem Atomabkommen und die drohende Wiedereinsetzung maximaler Sanktionen sind ein kriegerischer Akt unter anderem Namen.
Ja, die Feinschmecker des außenpolitischen Establishments betrachten die Wirtschaftssanktionen als eine Art mildtätiges Instrument aufgeklärter Diplomatie – die Karotte, die vor dem Stock kommt. Aber das ist nur scheinheiliges Geschwätz.
Wenn man die Tiefseehäfen des Planeten piesackt, um die Erdölverkäufe des Iran zu blockieren, die dessen Haupteinnahmequelle und lebenswichtige Quelle für Devisen sind; oder wenn man den Zugang seiner Zentralbank zum globalen Geldumschlagsystem SWIFT abschneidet; oder wenn man Freund und Feind gleichermaßen dazu drängt, jedes Investment und jeden Handel einzustellen – dann ist das ein Akt der Aggression, der genauso bedrohlich und schädlich ist wie ein Angriff mit Cruise Missiles.
Wenigstens wurde das einst so verstanden. Noch 1960 hat der große Dwight Eisenhower (sehr) zögerlich zugestimmt, über Gary Powers U-2 Flugzeug zu lügen, als die Sowjets es abgeschossen und den CIA-Piloten lebend gefangen genommen haben.
Aber Ike tat das weil er altmodisch genug war um zu glauben, dass schon das Eindringen in feindlichen Luftraum ohne Genehmigung ein Kriegsakt sei – und das hatte er nicht vor, ungeachtet des Überwachungsprogramms der CIA.
Heute dagegen dringt Washington eifrig in den Wirtschaftsraum dutzender fremder Länder ein. In der Tat listet das Office of Foreign Asset Control (OFAC) im Finanzministerium stolz 30 verschiedene Sanktionsprogramme auf, darunter Weißrussland, Burundi, Kuba, Kongo, Libyen, Somalia, Sudan, Venezuela, Jemen und Zimbabwe – neben den sichtbareren Programmen gegen die angeblichen Übeltäter Iran, Russland und Nordkorea.
Auch das sind die Spuren eines Imperiums, und nicht die Maßnahmen einer Heimatverteidigung, wie sie einer nach Frieden strebenden Republik anstehen. Denn das würde etwa $250 Milliarden pro Jahr kosten und sich auf eine bereits vorhandene und bezahlte dreifache nukleare Kapazität verlassen, und eine angemessene Navy und Luftwaffe zum Schutz der Küsten der Heimat und des Luftraums.
Die zusätzlichen $500 Milliarden in Trumps aufgeblasenem Budget für Nationale Sicherheit in Höhe von $750 Milliarden sind die Kosten für das Imperium. Das ist die vernichtende fiskalische Last, die dem Irrsinn der Unentbehrlichen Nation und der verhängnisvoll falschen Annahme entspringt, der Planet würde ohne die guten Dienste des Amerikanischen Imperiums ins Chaos stürzen.
Unnötig zu sagen, dass wir nicht daran glauben, dass der Planet ohne Washingtons Fürsorge dem Chaos anheimfällt. Schließlich verweist die historische Bilanz von Vietnam über Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und Iran auf das genaue Gegenteil.
Genauer gesagt, das Mem von der Unentbehrlichen Nation stammt nicht aus dem universellen Zustand der Menschheit und der Nationalstaaten, in die sie aufgeteilt wurde, sondern aus den einmaligen, außergewöhnlichen und historisch abweichenden Umständen des 20. Jahrhunderts, die in Hitlers Deutschland und in Stalins Russland zu riesigen totalitären Staaten und zu den daraus resultierenden Massenmorden und Unterdrückungen geführt haben.
Aber wie wir in Teil 2 ausführlicher beschreiben werden, war das stalinistische Russland und Nazideutschland nicht in die DNA der Menschheit eingeschrieben – als ein Horror, der jederzeit passieren kann.
Im Gegenteil, das wurde wirksam im April 1917 geboren und ausgebrütet, als die USA in den sogenannten Großen Krieg eintraten. Und das geschah absolut nicht aus Gründen der Verteidigung der Heimat oder irgendeinem Prinzip, das mit der legitimen Außenpolitik der amerikanischen Republik im Einklang stand.
Daher kann man diesen monumentalen Fehler voll und ganz Thomas Woodrow Wilson zuschreiben – einem größenwahnsinnigen Irren, der der absolut schlechteste Präsident in der Geschichte Amerikas war; und der Amerika aus den schlechtest möglichen Gründen in den Krieg führte – dem großspurigen Wunsch, am Friedenstisch der Nachkriegszeit einen gewichtigen Platz zu haben, um die Welt so zu verändern, wie Gott ihn dazu inspiriert hatte, es einzulösen.
Die Wahrheit ist jedoch, dass der europäische Krieg nicht die leiseste Bedrohung für die Sicherheit der Bürger von Lincoln in Nebraska, oder Worcester in Massachusetts oder Sacramento in Kalifornien darstellte. In dieser Hinsicht war Wilsons angebliche Verteidigung der „Freiheit der Meere“ und der Rechte der Neutralen eine leere und abgedroschene Plattitüde; sein Aufruf, die Welt für die Demokratie zu sichern, ein lächerliches Hirngespinst.
Und ja, die geschüttelte Welt nach dem blutigsten Krieg in der Menschheitsgeschichte war eine Welt, über die Wilson offensichtlich nichts wusste. Und ihr Aufbau war eine Aufgabe, für die er charakterlich ungeeignet war – und seine berüchtigten 14 Punkte waren ein Hirngespinst, die so abstrakt substanzlos waren, dass man sie als mentale Knetmasse bezeichnen kann.
Oder wie sein Alter Ego und Speichellecker Colonel House es formulierte: die Intervention hat Wilson in die Lage versetzt, „den edelsten Part zu spielen, den jemals ein Menschensohn erhalten hat“.
Und so hat sich Amerika in das europäische Gemetzel gestürzt und für immer seine jahrhundertelange republikanische Tradition des Antimilitarismus und der Nichteinmischung in die Streitereien der Alten Welt verschüttet. Aus Wilsons historisch irrender Kehrtwende entstand am Ende die Narretei mit der Unentbehrlichen Nation. Das sollten wir in die Bilanz dieser Serie aufnehmen.
Für jetzt reicht es zu sagen, dass bei Wilsons Intervention überhaupt nichts Nobles herauskam.
Sie führte zu einem Frieden rachsüchtiger Sieger, triumphierender Nationalisten und geldgieriger Imperialisten – andernfalls hätte der Krieg mit einem verdreckten Frieden der gegenseitig erschöpften Bankrotteure geendet und auf beiden Seiten mit diskreditierten Kriegsparteien.
 Mit dieser Veränderung des Laufs der Geschichte hat Wilsons Krieg Europa in den Bankrott geführt und den Totalitarismus des 20. Jahrhunderts in Russland und Deutschland geboren.
Diese Entwicklungen haben schließlich zur Weltwirtschaftskrise geführt, zum Wohlfahrtsstaat und der Keynesianischen Ökonomie, zum 2. Weltkrieg, dem Holocaust, dem Kalten Krieg, dem permanenten Kriegsstaat und seinem militärisch-industriellen Komplex.
Sie haben auch Nixons Zerstörung des soliden Geldes hervorgebracht, Reagans Versagen bei der Zähmung des Big Government und Greenspans zerstörerischen Kult der monetären Zentralplanung.
Daraus entsprangen auch Bushs Interventionskriege und Besatzungen, ihr tödlicher Schlag gegen die gescheiterten Staaten in den Ländern des Islam, die von den imperialistischen Kartenzeichnern in Versailles törichterweise geschaffen wurden und in endlosen Wellen aus Rückschlägen und Terrorismus resultierten, die jetzt die Welt heimsuchen.
Und nicht zuletzt ist ein Missstand aus Wilsons Krieg das moderne Schurkenregime mit der Gelddruckerei der Zentralbanken und die Bernanke-Yellen-Powell Plage der Blasenökonomie, die unaufhörlich das Eine Prozent mit den monumentalen Profiten der durch die Zentralbank ermöglichten Spekulation überschüttet.
Wie das alles passieren konnte, erfahrt ihr demnächst!
*
David Stockman war zwei Legislaturperioden Kongressabgeordneter für Michigan. Er war auch Direktor des Office of Management and Budget unter Präsident Ronald Reagan. Nachdem er das Weiße Haus verlassen hat, hatte Stockman eine 20-jährige Karriere an der Wall Street. Er ist Autor von drei Büchern: „The Triumph of Politics: Why the Reagan Revolution Failed“, „The Great Deformation: The Corruption of Capitalism in America“ und „TRUMPED! A Nation on the Brink of Ruin…And How to Bring It Back“. Und er ist Gründer von „David Stockman’s Contra Corner“ und „David Stockman’s Bubble Finance Trader“
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Wandere aus, solange es noch geht!
Warum das Imperium niemals schläft (Must read)
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uncertainpassions · 8 years ago
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Wie müssen mit Sraffa Transaktionsmodi geschieden werden?
Nach Schmidt gilt es “innerhalb der Gabendebatte den Fokus zurück auf die jeweils primär getauschten Objekte und ihre Materialität zu lenken anstatt - wie es spätestens seit Gregorys Gift and Commodities geschieht - zu versuchen, zwei verschiedene Transaktionsmodi voneinander zu unterscheiden” (Schmidt 2013: 88). Gregory nutzt Sraffas Theorie der Warenproduktion, als eine positive Theorie historischer und fremder Ökonomien. Die ökonomische Reproduktion wird mit Sraffa (”rational”??? ) beschrieben, die symbolische Reproduktion mit Mauss (a-rational???). Dahinter steckt auch die Annahme, dass Sraffa nur einen bestimmten Abschnitt der Gesellschaft beschreiben kann und darüberhinaus auf andere Theorien angewiesen ist. Letzteres stimmt, aber der positivistische Zug Sraffas ist fraglich. Die Intention Sraffas Theorie ist analytisch und kritisch, nicht historisch. D. h. er gibt ein theoretisches Gerüst vor, von dem man in die historische und empirische Analyse gehen kann. Die Theorie beschreibt keine historischen Begebenheiten tatsächlicher Ökonomien, weil sonst keine “echte” Kritik an der unhistorischen Neoklassik möglich wird. Der Zusatz “Einleitung zur Kritik der ökonomischen Theorie” macht nur dann Sinn, wenn sich sein Ansatz auf einer Ebene mit der Neoklassik verortet und dort eine neue, bzw. klassische Sichtweise/Perspektive einnimmt. Eine Analyse konkreter Ökonomien muss und wird immer historisch sein und verlässt diese höchste Abstraktionsstufe. Diese wird in ihrer Anwendung nur zur Kritik an der Neoklassik betreten (s. Kapitalkontroversen). Wenn all dies richtig ist, dann ist der Versuch Transaktionsmodi zu unterscheiden immer zu kurz gedacht, weil es sich diese jeweils nicht finden lassen. 
“In a class-based society the objects of exchange tend to assume the alienated form of a commodity and, as a consequence, reproduction in general assumes the particular form of commodity reproduction. In a clan-based society the objects of exchange tend to assume the nonalienated form of a gift; reproduction assumes the particular form of gift reproduction. This comes about because the objectification process predominates in a commodity economy, while the personification process predominates in a gift economy: that is, things and people assume the social form of objects in a commodity economy while they assume the social form of persons in a gift economy. Furthermore, different types of class (clan) organization are associated with different types of commodity (gift) reproduction.” Gregory S. 41
“Gregory spricht von unveräußerlichen Charakter der Gabe, der die Personen dauerhaft an sie bindet und Znoj schlussfolgert, es enstehe beim Gabentausch eine Schuld, die gewollt dauerhaft  und eine Verfplichtung sei. Alle diese Autoren sehen in den Anthropomorphisierungsprozessen (”personification”) jedoch gleichsam prä-moderne Formen moderner Integrationsmechanismen und verbleiben so in dem von ihnen selbst kritisierten evolutionistischen Argumentationsmodus” Schmidt 91
“The social data of an exchange also effect the temporal relationship established. Simple commodity exchange establishes a relation equality between heterogeneous things at a given point in time while gift exchange establishes a relation of equality between homogeneous things at different points of time. As an illustration, consider once again exchange in general where A and B exchange both x and y. This is simultaneous exchange but it can be split up into two parts that can be thought of as occurring at two different points in time. If this pair of temporally separated transactions is reproduced at a further two points in time, but in the reverse direction, the temporal outcomes of the debts thereby created will differ depending on whether the debt was of the commodity or the gift variety. “ S. 47
Das Problem ist auch in Mauss angelegt:  "Weil Mauss seinen soziologischen Zugang zum individuellen Handeln ausgehend vom Fall des Magieglaubens entwickelt, kehrt er allerdings zugleich zu einem stärker rationalistischen Ansatz zurück; auch das lässt sich in diesem Buch verfolgen. Seine religionssoziologische Aufmerksamkeit für die Rolle ›kognitiver‹ Muster dient vor allem der Entwicklung einer ideologiekritischen Perspektive. Was am Handeln nicht den Erwartungen eines rationalistischen Individualismus entspricht, nimmt er vor allem als Ursachen einer Nichtrevision irrationaler Erwartungen in den Blick. Entsprechend schränkt er später den Geltungsbereich dieser soziologischen Perspektive ein, die sich auch auf die Affekte und den Körper (also, in Mauss’ Worten, auf den homme total) richtet. »[J]e mehr wir auf die weniger entwickelten Formen des sozialen Lebens zurückgehen [...], um so mehr haben wir es mit instinkthaften Menschen zu tun [...]: mit totalen Menschen. Ebenso treffen wir diese ›totalen‹ Menschen in den umfänglichsten Schichten unserer Bevölkerung an und vor allem in den rückständigsten«, nicht hingegen bei den Eliten. Abweichungen vom Rationalitätsideal sind für Mauss empirisch möglich, er versteht sie aber als Folgen einer nicht hinreichend fortgeschrittenen ›Entwicklung‹. Damit führt er auch den Evolutionismus wieder ein, den Durkheim aufgegeben hat.
So bereitet Mauss jene selektive, konflikttheoretisch geöffnete und aufs Ideologiekritische verengte Aneignung der Theorie Durkheims vor, die heute durch Bourdieus Werk prominent geworden ist. Für Letzteren bildet Mauss den wichtigsten Anknüpfungspunkt in der Durkheim-Schule: Insbesondere der »Entwurf einer allgemeinen Theorie der Magie« (französisch: »Esquisse d’une théorie générale de la magie«) – dem Bourdieu mit dem Titel seines ersten Theoriebuchs Esquisse d’une théorie de la pratique die Ehre erweist – ist für ihn ein Schlüsseltext. Nicht nur von seiner Aufwertung des nicht reflektierten Handelns und seiner allgemeinen Strategie, den Vergleich mit ›nicht moder- nen‹ Gesellschaften zur Erfassung problematischer Elemente der eigenen So- zialordnung zu nutzen, hat Bourdieu profitiert. Mauss’ Beschreibung der Magie hat Bourdieu auch ein Modell für die Analyse moderner Ideologiephänomene geliefert; noch sein Feld-Konzept baut auf Mauss’ Beschreibung der sozialen Stabilisierung ›magischer‹ Überzeugungen auf: Das Feld ist ein Täuschungszirkel, der seine Stabilität dem Umstand verdankt, dass die wechselseitige Bestätigung dieser Überzeugungen nicht innerhalb einer über- schaubaren Interaktionssituation geschieht, sondern über eine komplexere Struktur der Arbeitsteilung vermittelt ist, die für die notwendige Intransparenz sorgt. Hier ist Durkheim der radikalere Theoretiker; gerade die Mauss-Lektüre macht dies erneut sichtbar. Das gilt erstens für die Frage, wie soziale Prozesse ›kognitive‹ Überzeugungen formen. Hubert und Mauss hätten ihr Argument auch anders fortschreiben können; schließlich begreifen sie Magie als »System apriorischer Induktionen« (377) und den von ›magischen‹ Deutungsangeboten Überzeugten als typischen Fall desjenigen, der versucht, aus beobachteten Abläufen allgemeinere Erwartungen zu entwickeln (und sich dann mit der Frage konfrontiert sieht, was jeweils als Zufall und was als Ausdruck einer Ge- setzmäßigkeit zu verstehen ist). Sie vermuten, dass solche Schlussfolgerun- gen immer nur sozial gestützt möglich sind, und betonen, »daß es uns nicht den Anschein hat, als könne der isolierte Einzelne [...] wirklich induktiv schließen« (377). – An diesem Punkt hätte sich ein weiterer Horizont eröffnet, sodass die Verengung auf Aspekte, die sich sofort einer ideologiekritischen Deutung anbieten, hinfällig geworden wäre.35 Hubert und Mauss gehen dem aber nicht weiter nach; sie konzentrieren sich auf Deutungsangebote, die ge- eignet sind, »die individuellen Illusionen zu generalisieren« (374). Erst Durkheim zieht aus Mauss’ Ergebnissen systematische Konsequen- zen. Er nimmt das Ungewissheitsproblem der Handelnden viel ernster (wohl auch beeindruckt von William James, den er anderswo im Religionsbuch ex- plizit heranzieht) und betont, dass – schon aufgrund der Zeitlichkeit von Handlungssituationen – die entsprechenden Deutungen selten nach dem Modell wissenschaftlicher Entscheidungsverfahren entwickelt werden kön- nen: »Die Wissenschaft ist Stückwerk [...]; sie geht nur langsam weiter und ist niemals vollendet. Das Leben kann nicht warten. Theorien, die die Auf- gabe haben, den Menschen leben und handeln zu lassen, müssen also der Wissenschaft voraneilen und sie vor der Zeit vervollständigen.«36 Darum kann er die allgemeine Bedeutung einer sozial erzeugten ›kognitiven Inte- gration‹ erkennen (statt hier nur erkennbar pathologische Fälle in den Blick zu nehmen) und auch eine andere Sicht auf wahrnehmungsleitende Affekte gewinnen, etwa auf die Rolle eines sozial gestifteten grundlosen Vertrauens.37 – Zweitens findet Durkheim auch für die Frage, wie die soziale Bedeutung sa- kralisierender Muster einzuschätzen ist, eine innovativere Antwort, indem er die Aufmerksamkeit darauf lenkt, dass Sakralisierungen (und die entspre- chenden starken Affekte) auch spezifisch moderne, Individualität erst er- möglichende kulturelle Muster tragen können. In diesem Sinne knüpft Hans Joas in seinem Buch über die Idee der Menschenrechte an das an, was bei Durkheim heute noch radikal ist; seine These lautet, der politische Erfolg der Vorstellung, dass es Menschenrechte gebe, sei als Ergebnis eines solchen Sa- kralisierungsprozesses zu begreifen.38 Insofern legen die beiden Neuerscheinungen nahe, auch Durkheims eigene Texte wieder zu lesen.” Pettenkofer
Ist Sraffas Kritik immanent oder universalistisch?
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