sibiriendeutsche
Российские немцы
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Russlanddeutsche
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sibiriendeutsche · 5 years ago
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»Welche Språch? Na, kånn mer uff Russisch, kånn mer uff Deitsch. Åwa Hochdeitsch vasteh i nur, wenn Se långsåm verzähle!«
Tatjana Rene steht hinter dem Tresen des Dorfladens »Topolinyj« in der Sowjetstraße im westsibirischen Alexandrowka. Zwanzig Jahre hat sie im Kindergarten »g’schaffe«, seit drei Jahren arbeitet sie hier. Sie ist in Alexandrowka geboren, wie schon ihre Eltern. Mit ihrer Familie feiert sie deutsche Weihnachten. Sie kocht nach alten deutschen Rezepten Schnitzsuppe mit Trockenfrüchten und Krebli, ein Hefegebäck. Auch ihre Kinder sprechen Deutsch. »Mei Tochter hod een Russen-Månn, owa der versteht ooch scho wås«, erzählt sie und lacht. Bei den Enkelkindern sei das schon anders. Sie lernen Deutsch in der Schule, sprechen im Alltag aber Russisch. Auch im Laden hört man selten Deutsch. »Vo uns’re sin scho ned viel gebliewe«, bedauert Tatjana.
› Zum Beitrag »Tante Emma in Sibirien«
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sibiriendeutsche · 6 years ago
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»Als meine Urgroßmutter Maria Pankratz (geb. Töws) 12 Jahre alt war, verließ ihre Familie das deutsche Dorf Heinrichsfeld in der heutigen Ukraine. Das Land war dort knapp geworden. Die Familie zog in den Westen Sibiriens und gründete, zusammen mit anderen deutschen Familien, das Dorf Neudatschino. Dort kam mein Großvater 1927 zur Welt. Die Familie meiner Großmutter Katharina Pankratz (geb. Wall) wurde hingegen 1941 zusammen mit vielen anderen Russlanddeutschen nach Sibirien deportiert. Meine Großeltern wohnten in der Nähe von Neudatschino. Sie sprachen Plattdeutsch oder wie sie selbst sagten ›Plautdietsch‹. Auch meine Mutter Jelisaweta ist mit der deutschen Sprache aufgewachsen. Russisch hat sie erst in der Schule gelernt. Einige Dialektwörter weiß ich heute noch. ›Ich will trinken‹ hieß ›Ick well tränke‹, ›gehen‹ wurde zu ›gunne‹. Inzwischen habe ich das Deutschzertifikat auf B1-Niveau und überlege, mit meiner Frau und meinen Kindern als Spätaussiedler nach Deutschland zu gehen …«
› Zum Beitrag »Ein Schwarz-Weiß-Porträt nimmt Farbe an«
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sibiriendeutsche · 6 years ago
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»Im Jahr 1988 begann ich am Lehrstuhl für Ethnografie zu arbeiten. Wir führten volkskundliche Expeditionen durch und betrieben Feldforschung zu den Völkern Sibiriens. Meine Kollegen forschten zu Russen, Ukrainern, Tataren, Kasachen und Balten. Zu den Deutschen forschte noch niemand. Während des Krieges waren die Deutschen in Sibirien Repressionen ausgesetzt. Die Einschränkungen ihnen gegenüber wurden erst 1972 aufgehoben. Ende der 1980er-Jahre gab es deshalb noch kaum Literatur zu dem Thema. Ein Freund und Kollege, selbst ethnischer Deutscher, hat mir das Forschungsgebiet nahegelegt. Die Wahl fiel also eher zufällig auf die Deutschen. Das Thema hat mich aber schnell in den Bann gezogen und die Beschäftigung damit wurde zur Lebensaufgabe. Heute leite ich das wissenschaftliche Forschungslabor für Ethnographie und Geschichte der Deutschen in Sibirien an der Staatlichen Universität F. M. Dostojewski in Omsk. Zurzeit beschäftige ich mich vor allem mit einem virtuellen Museum der Russlanddeutschen. Es gibt weltweit mehr als 170 Museen der Russlanddeutschen, aber sie sind sehr weit verstreut. Irgendwie muss man die Russlanddeutschen vereinen.«
› Zum Interview mit Tatjana Smirnowa
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sibiriendeutsche · 6 years ago
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»Auf unserem YouTube-Kanal ›EckArtRezept‹ stellen wir russlanddeutsche Rezepte vor, zum Beispiel Nagiesaher. Das ist ein Gericht aus Kartoffeln, Faschiertem und Zwiebeln. Der Name kommt von den deutschen Dialektwörtern ›Nage Saher‹ (Nackte Säue). Es gibt auch den Ausdruck ›Nagimeis‹ (Nackte Mäuse) oder ›Drei mal gekocht‹, weil die Kartoffeln dreifach bearbeitet werden. Ein Teil unserer Familie kam von Deutschland über Estland nach Russland. Deshalb kochen wir auch estnische Rezepte wie ›Kartula vorst‹, Kartoffelwurst. Lecker sind auch der Riwwelkuchen (Streuselkuchen) oder die Schnitzsuppe mit Trockenfrüchten und Krebli, einem Hefegebäck. Bei Veranstaltungen backen wir Waffeln mit einem gusseisernen Waffeleisen von deutschen Vorfahren aus dem 18. Jahrhundert. Wir nennen sie ›Wuffel‹ wie die Mennoniten. Besonders lecker werden die Wuffel mit regionalen Produkten. Wir kaufen Milch, Eier und Butter im Dorf.«
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› Zum Interview mit Irina und Andrej Skvorzovy
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sibiriendeutsche · 6 years ago
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»Unser Museum zur Geschichte und Ethnografie der Deutschen in Sibirien wurde 1993 in Alexandrowka eröffnet. Das Dorf feierte damals sein 100-jähriges Bestehen. Hier im Museum kann man mehr über die Geschichte unseres Dorfes erfahren und sehen, wie die ersten deutschen Siedler in Sibirien gelebt haben. Alexandrowka war bis in die 1990er-Jahre ein großes deutsches Dorf. Dann sind viele Russlanddeutsche nach Deutschland ausgewandert. Von den 12 Prozent, die geblieben sind, sprechen die meisten noch heute einen alten schwäbischen Dialekt. Sie feiern die deutschen Feiertage. An Weihnachten kommt das Christkind, an Ostern der Osterhase. Wir haben im Dorf auch eine deutsche Bäckerei, die 1992 eröffnet wurde und Backwaren nach deutschen Rezepten herstellt. Die ersten Gäste unseres Museums kamen aus Deutschland. Wir haben aber auch Besucher aus Amerika, aus China und aus Japan. Ich glaube die Geschichte der Deutschen in Sibirien ist für Menschen aller Länder interessant.«
› Zum Beitrag »Zu selle Zeit – Die Geschichte von Alexandrowka«
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sibiriendeutsche · 6 years ago
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Tatjana Rausch, 21 Jahre (deutsch) »Meine Großeltern väterlicherseits, Anna und Joseph Rausch, wurden in Saratow an der Wolga geboren – zu einer Zeit, als dort fast nur Deutsche lebten. Emma Weber, meine Urgroßmutter mütterlicherseits, lebte in einem deutschen Dorf in der Ukraine. Als sich die deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg vor der Roten Armee Richtung Westen zurückzogen, nahmen sie meine Urgroßmutter und deren Kinder mit. Sie lebten einige Zeit in Ostdeutschland. Meine Urgroßmutter versuchte, sich und ihre Kinder zu verstecken, aber kurz nach Kriegsende wurden sie von Sowjettruppen gefasst und als Vaterlandsverräter nach Sibirien verbannt. Meine Urgroßmutter habe ich nie kennengelernt. Ich weiß nur aus Erzählungen, dass sie deutschen Dialekt gesprochen hat. Auch mein Opa sprach als Kind Deutsch, hat es dann aber verlernt. Er wollte immer, dass ich die Sprache lerne und sie ihm beibringe. Leider ist er 2014 verstorben. Meine Familiengeschichte ist mir sehr wichtig. Deshalb lerne ich heute an der Staatlichen Pädagogischen Universität in Omsk Deutsch.« 
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Emma Webers Kinder, Tatjanas Großvater Wladimir Gajdoenko (1938 – 2014) und seine Schwester Iraida Wolter (geb. Weber, 1944 – 2008), Fotos: privat
› Zum Interview mit Tatjana Rausch
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sibiriendeutsche · 6 years ago
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»Meine Vorfahren väterlicherseits kamen von Deutschland über Estland nach Russland. Meine Urgroßeltern hatten an der Wolga, im Gebiet Saratow, eine große Landwirtschaft. Im Jahr 1941 wurden sie nach Sibirien deportiert, in die Siedlung Zarizyno etwa 112 Kilometer südöstlich von Omsk. Mein Vater, das zweitjüngste von sechs Kindern, wurde dort 1964 geboren. Er lebt noch heute in der Siedlung. Als ich 1987 zur Welt kam, waren schon viele Russlanddeutsche nach Deutschland ausgewandert. Die älteren, russischen Kinder sollen bei meiner Geburt gesagt haben: ›Beim Pfaffenrot ist eine kleiner Deutscher geboren. Können wir ihn uns anschauen gehen?‹ Für sie war das etwas Exotisches. Wir haben deutsche Feiertage gefeiert und mein Vater kocht heute noch gern ›Wickel Klies‹, eine Art Strudel aus Hefeteig mit Schichten aus Fleisch und Kraut. Mein Familienname ›Pfaffenrot‹ ist für Russen schwer zu verstehen. Ich muss ihn oft buchstabieren. Aber dieses ›Problem‹ hat in mir eher einen Stolz hervorgerufen. Hinter meinem deutschen Familiennamen steht eine große Geschichte.«
› Zum Interview mit Evgenij Paffenrot
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sibiriendeutsche · 6 years ago
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Anna Gajt (links vorn sitzend, deutsch/russisch) Aufgezeichnet von Natalja Serebrjakowa und Nikolaj Gajt-Rade
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»Unsere Ururgroßmutter Parpara Jörgewna heiratete 1917 Andrej Kljuster. Im Jahr 1930 wurden Parparas Brüder verhaftet, sie selbst und ihre vier Kinder wurden in die Steppe Zentralasiens deportiert. Parparas älteste Tochter, unsere Urgroßmutter Anna, war damals 11 Jahre alt. Viele starben an Hunger, doch Parpara und ihre Kinder überlebten. Als Anna 17 Jahre alt war, heiratete sie Ivan Gajt, sie bekamen drei Kinder. Doch 1941 wurden die Deutschen erneut deportiert. Sie kamen in die Siedlung Iwanowka in der sibirischen Oblast Tjumen. Ivan musste zur Trudarmee und Anna musste für sich, ihre Kinder und ihre Mutter Parpara sorgen. Erst 1956 wurde die Verbannung aufgehoben. In den 1990er-Jahren wanderten viele nach Deutschland aus, doch unsere Urgroßmutter sagte: ›Ich habe ein Vaterland – Russland, auch wenn es für uns die meiste Zeit ein Stiefvater war. Ein anderes brauche ich nicht.‹ Und so blieb sie in unserem kleinen sibirischen Dorf. An den Feiertagen versammelten sich alle um den reich gedeckten Tisch: Kinder, Enkelkinder, Urenkelkinder – und im Zentrum war immer unsere Urgroßmutter Anna Gajt, eine gutherzige und bewundernswerte Frau.«
› Zum Beitrag »Mein Stiefvaterland Russland – Die Geschichte unserer Urgroßmutter«
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sibiriendeutsche · 6 years ago
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»Meine Vorfahren waren plattdeutsche Mennoniten, die aus Holland nach Deutschland gereist sind, von dort in den Süden der Ukraine, an den Fluss Molotschna, und dann über die Wolga nach Sibirien. Als meine Urgroßeltern 1903 in Sibirien ankamen, gab es dort nichts außer Feldern und Wäldern. Sie haben eine Erdhütte gebaut und einen kleinen Stall für das Vieh. So haben sie im ersten Jahr überwintert. 1905 wurde das Dorf Neudatschino gegründet. Das ganze Umfeld war deutsch. Als Kinder sind wir an Weihnachten immer von Haus zu Haus gegangen. Wir haben kurze, witzige Gedichte und Sprüche im plattdeutschen Dialekt aufgesagt und dafür Geschenke bekommen. Ein Spruch war zum Beispiel: ›Etj kom von dem Boj jerant, de Betjse send jetrant, de Fupe send jebliwe, motje mi wot jewe.‹ Das heißt auf Hochdeutsch: ›Ich komme vom Berge gelaufen. Die Hosen sind geplatzt, aber die Taschen sind geblieben und so müssen Sie mir was geben!‹ Um den Dialekt zu erhalten, haben wir in der Siedlung Solnzewka in der Region Issilkul eine Kindergartengruppe für Deutsch als Muttersprache gegründet.«
› Zum Interview mit Elizaveta Graf
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sibiriendeutsche · 6 years ago
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Sabrina Bank, 26 Jahre (deutsch)
»Ich bin zurzeit mit einem Stipendium des Goethe-Instituts im Rahmen der Förderung deutscher Minderheiten in Osteuropa und Zentralasien im russlanddeutschen Dorf Zwetnopolje (früher: Blumenfeld) in Westsibirien. Dort unterrichte ich an der Mittelschule Deutsch. Die Schule feiert 2019 ihr 110-jähriges Bestehen. Bis 1938 gab es zwei Schulen im Dorf – an einer wurde Deutsch unterrichtet, an der anderen Estnisch. Ab 1938 fand der Unterricht an einer gemeinsamen Schule auf Russisch statt. Heute sind alle Schulräume auf Russisch und Deutsch ausgewiesen. Im Unterricht beschäftigen wir uns mit dem Thema Russlanddeutsche. Ich habe zum Beispiel mit Schülern ein Theaterprojekt zum Märchen ›Spiegelzauber‹ der russlanddeutschen Autorin Elena Seifert gemacht. Die deutschen Feiertage werden zelebriert und es wird gemeinsam nach russlanddeutschen Rezepten gekocht. Es fällt mir schwer zu sagen, was ›typisch deutsch‹ ist, aber manchmal habe ich das Gefühl, die Deutschen in Sibirien seien ›deutscher‹ als ich es selbst bin.«
› Zum Interview mit Sabrina Bank
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sibiriendeutsche · 7 years ago
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»Im Deutsch-Russischen Haus in Omsk habe ich das erste Mal Interviews mit Russlanddeutschen gehört, die die Deportation nach Sibirien 1941 überlebt hatten. Die Geschichten waren sehr bewegend. Heute besuche ich oft Veranstaltungen zu dem Thema, zum Beispiel Kochkurse für russlanddeutsche Gerichte. So habe ich schon gelernt, wie man Riwwelkuchen, Schnitzsuppe oder Krepli kocht. Der Riwwelkuchen ist ein Streuselkuchen, die Schnitzsuppe eine Suppe mit Trockenfrüchten und Sahne. Und Krepli sind ein typisches Hefegebäck. Im Sommer habe ich außerdem mit Jugendlichen aus Russland, Kasachstan und Deutschland am Jugendcamp der Russlanddeutschen im Altaigebirge teilgenommen. Die Orte auf dem Campingplatz trugen Namen wie ›Engels‹, ›Marienfeld‹ oder ›Zorkino (Zürich)‹. Sie sollten an die gleichnamigen, von deutschen Siedlern an der Wolga gegründeten, Dörfer erinnern. Bei den Workshops habe ich sehr viel über die russlanddeutsche Geschichte erfahren.«
› Zum Interview mit Ekaterina Shmeleva
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sibiriendeutsche · 7 years ago
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Anna Hermann, 84 Jahre (deutsch)  aufgezeichnet von Yury Hermann, dem Enkelsohn
»Meine Großmutter wurde 1934 im deutschen Dorf Remmler im Wolgagebiet geboren. Als sie acht Jahre alt war, wurden sie, ihre Mutter und ihr zweijähriger Bruder nach Sibirien deportiert. Die Reise war lang und beschwerlich. Sie dauerte etwa einen Monat. Auf der Reise starb der kleine Bruder meiner Großmutter. Meine Großmutter und ihre Mutter kamen ins Dorf Aginskoje in der Region Krasnojarsk. Dort lebten sie in Sondersiedlungen für Russlanddeutsche. Erst 1955 wurden diese Siedlungen aufgelassen. An die Orte, aus denen sie umgesiedelt worden waren, durften die Russlanddeutschen nicht zurückkehren. So blieben viele in Sibirien, auch meine Großmutter und ihre Mutter. 1972 gingen sie in das Gebiet Budjonnowsk im Süden Russlands. Damals lebten dort viele Russlanddeutsche. Die meisten sind aber in den 1990er-Jahren nach Deutschland ausgewandert. Meine Großmutter lebt heute noch in diesem Gebiet, in der kleinen Stadt Pjatigorsk. Sie hat zwei Töchter, vier Enkelkinder und einen Urenkel. Die deutsche Sprache hat meine Großmutter nie vergessen. Sie liest viele Bücher auf Deutsch. Trotz der schwierigen Zeiten, die sie erlebt hat, ist sie immer fröhlich und hat einen wunderbaren Sinn für Humor.«
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sibiriendeutsche · 7 years ago
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»Ich studiere im letzten Semester Kunstgeschichte an der Staatlichen Universität in Nowosibirsk. In meiner Bachelorarbeit hatte ich mich 2014 mit der Volkskunst der Deutschen in Sibirien beschäftigt. Dazu gehören neben Gedichten und Liedern in wolgadeutscher Sprache auch die sogenannten Sprüche. Das sind kurze belehrende Aussagen, Glückwünsche oder Bibelzitate, die auf Leinenstoff gestickt wurden. Sie hingen an den Wänden in der Küche oder im Schlafzimmer der Russlanddeutschen. Um mehr über die russlanddeutsche Kultur zu erfahren, reiste ich in einige deutsche Dörfer in Sibirien. Ich besuchte unter anderem Ananjewka und Kulunda im Altaigebiet, Solnzewka und Apollonowka in der Oblast Omsk und Karasuk im Gebiet Nowosibirsk. Mit dem Thema ›Russlanddeutsche‹ habe ich mich später auch im Rahmen meines Praktikums im Deutsch-Russischen Haus in Nowosibirsk auseinandergesetzt. Das war sehr interessant für mich.«
› Zum Artikel »Reise durch russlanddeutsche Dörfer«
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sibiriendeutsche · 7 years ago
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»Die Großeltern meiner Mutter kamen aus dem Schwabenland. Die Familie meiner Großmutter zog im 18. Jahrhundert in die Ukraine und dann weiter nach Kasachstan, um dort ein Stück Land zu bewirtschaften. Die Familie meines Großvaters lebte in Georgien, in der deutschen Stadt Katharinenfeld. Von dort wurde sie 1941 nach Kasachstan deportiert. Genauso wie die Familie meines Vaters, die aus dem schlesischen Teil Deutschlands kam. Meine Familie traf sich in Südostkasachstan, in Taldyqorghan. Dort kam ich zur Welt. Als ich drei Jahre alt war, sind wir nach Niedersachsen gegangen. Meine Großmutter hat immer viel Wert darauf gelegt, dass sie aus dem Schwabenland kommt und schwäbischen Dialekt spricht. Auch ich habe mich viel mit dem Thema beschäftigt, aber für meine jüngeren Cousins und Cousinen ist das schon nicht mehr so wichtig. Ich bin gespannt, wie das bei der nächsten Generation sein wird. Wird sie die russlanddeutsche Kultur noch für sich definieren können? Oder wird das einfach etwas Vergangenes sein?«
› Zum Interview mit Larissa Mass
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sibiriendeutsche · 7 years ago
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»Meine deutschen Vorfahren ließen sich im späten 19. Jahrhundert in der kleinen Stadt Nowograd-Wolinskij nieder. Das ist in der heutigen Ukraine, im Gebiet Schitomir. Als meine Familie 1941 nach Omsk in Sibirien deportiert wurde, durfte sie nur wenige Sachen mitnehmen. Ein gewisses Buch wollte niemand zurücklassen: Es war eine alte Bibel aus dem Jahr 1856. Der erste Besitzer, von dem ich weiß, war ein evangelischer Pfarrer mit Namen Johann Drigert. Er war der ältere Bruder meines Ururgroßvaters. Kurz vor seinem Tod übergab Johann die Bibel meinem Ururgroßvater Julius und der übergab sie wiederum meinem Urgroßvater Reinhardt. Mein Großvater, Theodor Drigert, erzählte mir, dass die Bibel in der Familie oft gelesen wurde. An Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern lesen wir noch heute Auszüge daraus und gedenken unserer Vorfahren.«
› Zum Artikel von Irina Drigert
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Die deutschsprachige Bibel der Familie Drigert aus dem Jahr 1856. Foto: privat
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sibiriendeutsche · 7 years ago
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»Ich bin im Dorf Nowowarschawka in der Oblast Omsk aufgewachsen. In unserer Straße, der Telmanstraße, lebten nur Deutsche. In der Familie wurde im Dialekt gesprochen. Man sagte zum Beispiel ›Hinkel‹ [Huhn] und ›Gickel‹ [Hahn]. Manche sagten nicht ›Tante Anna‹, sondern ›die Anna-Tant’‹. Ich kann mich auch noch an ein Kindergedicht erinnern: ›Salz und Brot machen d’Bågga rot. Rode Bågga, weiße Zäh', machen alle Mädchen schee.‹ * Man spricht so, wie man schon vor 300 Jahren gesprochen hat. Darunter mischen sich aber auch neue russische Wörter. Meine Oma hat zum Beispiel gesagt: ›Gib mir das Kruschkale!‹ von ›Kruschka‹ [Becher]. Oder: ›Wo sind meine Sapagi [Stiefel]? Ich muss in den Schober gehen!‹ Wenn mich jemand fragt, ob ich Deutsche oder Russin bin, dann sage ich: Ich bin 50/50. Ich bin Deutsche, aber auch russisch.«
› Zum Interview mit Lilia Prochorowa
*Salz und Brot machen die Wangen (Backen) rot. Rote Wangen, weiße Zähne machen alle Mädchen schön.
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sibiriendeutsche · 7 years ago
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»Mein Vater, Wladimir Leinweber, ist Kasachstandeutscher, meine Mutter, Olga Leinweber, hat österreichische Vorfahren. Wir leben in Omsk, nur meine Schwester lebt in Moskau. Seit 2011 haben wir auch ein Haus in Diepholz. Das ist eine kleine Stadt mit 14000 Einwohnern in Niedersachsen, nicht weit von Bremen und Osnabrück entfernt. Mein Vater liebt Deutschland und möchte gern dorthin ziehen. Er hat einen deutschen und einen russischen Pass. Jetzt sollen auch meine Mutter und ich die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen. Ich habe die 1. Schulklasse in Omsk besucht, von der 2. bis zur 5. Klasse bin ich aber in Deutschland zur Schule gegangen. An meinem ersten Schultag konnte ich die Sprache noch gar nicht. Ich habe auf alles mit dem Finger gezeigt. Auch später hat man an meinem rollenden ›r‹ noch erkannt, dass ich nicht aus Deutschland komme. Heute spreche ich Russisch, Deutsch und Englisch.«
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