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New Me (Project Part 4)
Ich möchte die Ergebnisse meines Projektes angemessen präsentieren, so dass es klar wird, was mich beschäftigt, ohne viel dazu sagen zu müssen. Nicht die Facts sind wichtig, sondern die Wirkung.
Dass Kleidung unverhältnismäßig bepreist wird, ist eigentlich sowieso schon jedem klar und das erste, was man an den Fotos ablesen kann. Natürlich ist es absurd, dass ein Outfit so unterschiedliche Preise haben kann (und dabei habe ich noch gar nicht mal so genau hingeschaut, denn vermutlich unterscheiden sich die Produktionsverhältnisse kaum von einander, kommt die meiste Kleidung doch, ob billig oder teuer, aus derselben Ecke der Welt..)
Mein Interesse liegt hauptsächlich darin, wie sehr sich meine Kaufentscheidung auf meine Identität auswirkt und darauf, wie mich andere Menschen sehen. Macht es wirklich einen Unterschied, wenn ich auf einen Menschen zugehe, ob meine Kleidung 6€ oder 230€ gekostet hat? Verändert das mich als Mensch? Kaufe ich mir mit meiner Kleidung wirklich meine Persönlichkeit?
Was meint ihr?
nine versions of myself
who wore it better?
which me is more me?
am i still the same?
am i a new human now?
does this change my identity?
do i still look the same?
am i a better human now?
i still look the same.
who am i?
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New Me (Project Part 3)
Okay, hier die Auflösung!
just for the record.. und dann geht’s weiter mit dem künstlerischen Teil ;)
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New Me (Project Part 2)
einige Sidefacts zur Durchführung
Ganz unabhängig davon, dass ich letztlich auf allen entstandenen Fotos auf den ersten Blick gleich aussehe, waren die Einkaufsbedingungen sehr unterschiedlich und ich habe mich in den verschiedenen Situationen natürlich nicht gleich gefühlt. Hier also einige Notizen zu den einzelnen Stationen:
Secondhand Kleiderladen des DRK
Der Laden ist um die Ecke und ich kenne die Nachbarschaft, fühle mich zuhause. Ich habe Schwierigkeiten ein weißes, kurzärmeliges Shirt in meiner Größe zu finden. Die Verkäuferin meint: “Da haben wir grade nicht so viel da.” Ich muss also eine Kompromisslösung finden und kremple die Ärmel eines passenden Langarm-Shirts hoch, damit es nach T-Shirt aussieht. Gesamtsumme für das Outfit: 6€
Primark
Es dauert eine Weile, bis ich die Sachen finde, obwohl ich den Laden schon kenne. Das Angebot ist groß und nur so einigermaßen übersichtlich sortiert. Passen tun sie perfekt, aber fühlen sich nicht besonders stabil an. Ich muss die darauf klebenden Größenangaben für das Foto entfernen. Der Kleber hinterlässt Rückstände. Beim durch den Laden laufen komme ich unkompliziert ins Gespräch mit einem jungen Mädchen. Ich erzähle ihr von meinem Projekt und sie meint, ich würde in der Kleidung sympathisch und lässig rüberkommen. Gesamtsumme für das Outfit: 17€
H&M
Ein T-Shirt zu finden ist auch hier ein klein wenig problematisch, aber aus einem ganz absurden Grund: Basic-Shirts verkauft H&M meist in 2er und 3er Packs, z.B. ein schwarzes und ein weißes zusammen. Die sind dann auch schön aneinander geheftet, damit keines geklaut wird. Die Atmosphäre ist entspannt und witzig, um mich herum eine Menge quatschender Teenies, die meine Aktion wahrscheinlich eher peinlich finden (?). Gesamtsumme für das Outfit: 40€
Bershka
So richtig zufrieden bin ich mit meiner Auswahl hier nicht. Die Auswahl an Blue Jeans ist sehr gering und ich nehme eine Hose, die ich normalerweise nie tragen würde. Auch das Shirt ist das einzige seiner Art, denn die anderen tragen alle Aufdrucke. Als ich nen Typen frage, wie ich in den Klamotten aussehe, meint er: okay... relaxed (was aus dem Mund eines Fremden ja wohl soviel heißt wie, naaaaaah... nicht mein Fall. yep. so fühle ich mich darin auch). Gesamtsumme für das Outfit: 50€
The Sting
Ich mag den Laden sehr von der Atmosphäre her. Er ist geräumig und ruhig, ohne so hip minimalistisch und unterkühlt zu sein. Es gefällt mir auch, dass die Männerabteilung vorne am Eingang ist und erst hinten um die Ecke die Damenkleidung liegt. Als ich in meinem Basic-Outfit Leute anspreche und sie frage, wie ich auf sie wirke, halten sie mich zunächst für eine Mitarbeiterin des Geschäfts, was ich wirklich witzig finde. Eine Mitarbeiterin wiederum erklärt, die Kleidung würde elegant an mir aussehen. Gesamtsumme für das Outfit: 60€
Esprit
Es ist überhaupt kein Problem hier ein passendes Basic-Outfit zu finden. Die Qualität der Klamotten wirkt dabei ziemlich solide und die Schnitte sitzen gut. Der ganze Laden ist irgendwie basic-sportlich und ein wenig aussagelos. Ich fühle mich in der Kleidung gut genug angezogen, um damit in die Arbeit zu gehen, und gleichzeitig so langweilig wie ein weißes Blatt Papier. Gesamtsumme für das Outfit: 80€
Cos
Zugegeben, ab hier wird’s mir eigentlich zu teuer. Aber vielleicht ja mal für einen besonderen Anlass.. Der Laden ist zwar schick, aber es schreckt mich ab, dass da drin so viel los ist wie Samstags bei H&M. Dabei kaufen dort fast ausschließlich Erwachsene in gepflegter Kleidung. Feierabendshopping nach dem Büro oder so. Ich warte gefühlte Ewigkeiten, bis eine Umkleidekabine frei wird. Die Hose ist tatsächlich die bequemste und stabilste auf meiner bisherigen Shoppingtour. Gesamtsumme für das Outfit: 120€
hess natur
Hier gehe ich manchmal einfach nur rein, weil es so gut nach irgendwelchem Duftöl riecht. Man bekommt das Gefühl, man würde sich was Gutes tun, würde man hier einkaufen. Alles so schön natürlich und ökologisch vertretbar. Da lässt sich das Geld ruhigen Gewissens ausgeben. Wenn man’s denn hat. Wenigstens scheint hess natur selbst zu wissen, dass die Sachen teuer sind und legt Wert darauf, dass die Materialien stabil sind und lange halten. Vermutlich kauft man so eine Hose dann auch nur alle zehn Jahre. Trotzdem konnotiere ich den Laden irgendwie mit der Generation 40+ und kann mir nicht so recht vorstellen dort einzukaufen. Vielleicht irgendwann, wenn ich groß bin. Gesamtsumme für das Outfit: 145€
Hugo Boss
Fast schon ein Erlebnis, dieser Einkauf: Kaum kommt man durch die Tür wird man von netten Verkäuferinnen begrüßt und es kommt gar nicht in Frage, selbst nach irgendwas zu suchen. Ich weiß ja was ich brauche, also lasse ich mich bedienen, während ich betreten herumschaue und feststelle, wie dreckig meine Schuhe sind, auf diesem hellgrauen, dicken Teppich. Natürlich muss ich mich mit den Verkäuferinnen unterhalten und erzähle ihnen von dem Projekt, bitte höflich darum Fotos machen zu dürfen. Braves Kind. Meine Kleidung wird mir bis in die Umkleidekabine hinein gebracht. Zum Glück darf ich mich selbst umziehen. Für den Preis fühlen sich die Klamotten ganz schön lapprig an und sitzen schlecht. Dankeschön und schnell wieder raus. Puh. Gesamtsumme für das Outfit: 230€
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New Me (Project Part 1)
Der erste Schritt bei meinem Projekt besteht darin, eine Reihe an Geschäften auszusuchen, in denen ich “shoppen gehe”. Ich habe nicht vor, die Sachen tatsächlich zu kaufen (so reich bin ich auch gar nicht), für meine Zwecke wird es genügen, die Kleidung ein Mal anzuziehen und ein Foto davon zu machen.
Um eine möglichst breite Preisspanne und auch verschiedene Milieus abzudecken, in denen man Mode konsumieren kann, wähle ich folgende Geschäfte aus:
- unteres Preissegment - Secondhand Kleiderladen des DRK (Deutsches Rotes Kreuz) Primark H&M - mittleres Preissegment - The Sting Esprit Bershka - oberes Preissegment - hess natur Cos Hugo Boss Ich mache mir Gedanken darüber, welche Kleidung ich dort kaufen soll. Weil ich möchte, dass die Fotos miteinander vergleichbar werden, beschließe ich in jedem Laden dasselbe Outfit auszusuchen und die Fotos so zu machen, dass ich jeweils möglichst ähnlich darauf aussehe. Weil Kleidung auch immer sofort mit einer bestimmten Wirkung daherkommt und man seine Ausstrahlung sehr verändert, je nach dem was man an hat, fällt meine Entscheidung darauf, ein möglichst schlichtes, “normales” Outfit zu wählen, das möglichst unauffällig, ja langweilig, wirkt.
--> weißes T-Shirt und Denim Blue Jeans sollen es sein
und so sieht das ganze nun aus - na, wer err��t, wo ich in welchem Laden stehe?
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New Me - ein künstlerisches Projekt für bewussten Modekonsum
Auch wenn der Modekonsum, wie man ihn bei Primark und Co. beobachtet, durchaus bedenklich und unökologisch ist, kommt man natürlich nicht umhin, auf irgendeine Art und Weise Mode zu konsumieren. Mode ist ganz selbstverständlich ein wichtiger Teil von Kultur und Gesellschaft, ist Mittel der Selbstverwirklichung und Ausdruckskraft, ist Kunst und Seelenschmeichler. Sie spielt eine immense Rolle in unser aller Leben. Nicht umsonst sind gerade Jugendliche so sehr an Mode interessiert, wenn es darum geht, sich selbst zu (er-)finden und auszudrücken und so einen Platz in unserer Gesellschaft einzunehmen.
Die Frage, die sich jeder einzelne (zumindest derjenigen, die dazu in der Lage sind) folglich stellen muss ist, welche Art von Konsum man für sich selbst angemessen und verantwortlich findet. Welche Identität möchte man annehmen und welchen, auch moralischen, Preis muss man dafür bezahlen?
Um diese Frage zu untersuchen und mir meine Meinung dazu zu bilden, beschließe ich, ein Projekt auf dem Kleidungsmarkt durchzuführen. Eine Art Feldforschung und künstlerische Aktion in einem. Der Plan besteht darin, in verschiedene Läden zu gehen und herauszufinden, wie es mich verändert, je nach dem in welchem Geschäft ich einkaufe.
Sieht man mir mein Konsumverhalten an? Bekomme ich eine andere Haltung, je nach dem mit welchem Gefühl und guten oder schlechten Gewissen ich einkaufe? Ändert sich etwas an meiner Ausstrahlung, wenn ich billige oder wertige Kleidung trage? Sieht man überhaupt den Unterschied zwischen billiger und wertiger Kleidung? Werde ich tatsächlich ein anderer Mensch, wenn ich beschließe anders zu konsumieren?
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Wenn man sich die Verhältnisse in der heutigen Modeindustrie einmal klar macht, ist die einzig logische Konsequenz, darüber nachzudenken, was und wie man daran etwas ändern könnte.
Mit solchen Positionen, die neuen Wind in die bestehenden Strukturen bringen wollen, beschäftigt sich die Arte-Dokumentation „Eine andere Mode ist möglich“. Sie zeigt junge Modemacher und Kreative, die durch clevere Ideen auf die eine oder andere Art den Modekonsum und die Arbeitsbedingungen in der Modebranche verbessern wollen.
Es werden dabei verschiedene Blickwinkel eröffnet. Während man einerseits versucht, das Konsumverhalten durch Steigerung von Wertigkeit und Langlebigkeit der Stoffe und Materialien, aber auch einer veränderten Ansicht über den Wert der Kleidung an sich zu wandeln, greift man andererseits auch in die Produktion ein und versucht durch Modernisierungen und Veränderungen im Schaffungsprozess Besserung zu bewirken.
Sei es die Entwicklung neuer, ökologischer Materialien, die Wiederverwertung alter Stoffe oder Stoffreste, Upcycling oder der bewusste Umgang mit Kleidung in Form von Tausch- und Leihsystemen oder der Rückkehr zu Handarbeit und Reparatur. Der Trend in der Branche geht scheinbar deutlich weg von Wegwerfkonsum und Ressourcenverschwendung.
Der Film eröffnet neue Perspektiven und motiviert zu eigenem Handeln. So frage ich mich anschließend, wie ich selbst einen Beitrag zu einer positiveren Entwicklung leisten könnte.
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Wahrnehmungsspaziergang im Urban Outfitters
Urban Outfitters ist ein USA-Import und ist, obschon die erste Filiale bereits 1970 gegründet wurde, erst etwa zeitgleich mit der Hipster-Bewegung nach Deutschland herübergeschwappt. Zu kaufen gibt es nicht einfach nur Klamotten, sondern UO steht für einen ganz bestimmten Lifestyle, der natürlich eine bestimmte Klientel anspricht: medien- und kunstaffine Jugendliche und Studenten, die mit Instagram, Youtube und Blogs vertraut sind, aber auch noch die Anfänge der Medienkultur in Form von Gameboys, Platten und analoger Fotografie mitgenommen haben, kurz gesagt die Generation Y. Ich persönlich kenne den Laden bereits und kann durchaus bestätigen, dass ich nicht abgeneigt wäre dort einzukaufen, wäre da nicht ein Haken an der Sache. Aber fangen wir von vorne an..
UO befindet sich in Frankfurt in der Nähe der Zeil, genauer auf dem Rossmarkt und somit noch sehr zentral im Kern des Shoppingwahnsinns. Zur Straße hin öffnet sich der Laden mit einer großflächigen Glasfassade und lässt bereits das spektakuläre Innere erahnen – die Räumlichkeiten sind nämlich loftartig roh, Beton, Mauerwerk, Stahl- und Holzträger, glatter Estrichboden. Strukturiert wird der Raum durch verschiedene Ebenen und eine imposante Treppe in der Mitte.
Bei der Einrichtung wird nicht an Kreativität gespart und die wechselnden Präsentationstische und Kleiderstangen sind aus allen möglichen zweckentfremdeten Materialien zusammengezimmert, wie z.B. Wasserleitungsrohren, Spanplatten, Gemüsekisten, etc. Man assoziiert sofort so etwas wie ein Künstleratelier und das 60er Jahre New York (oder zumindest das, was man sich als junger Mensch darunter vorstellt, der damals noch gar nicht gelebt hat). Im Hintergrund läuft Musik mit entspannten HipHop-Beats, man nickt unwillkürlich mit und bummelt gemütlich von Tisch zu Tisch, von Regal zu Regal. Die Mitarbeiter*innen grüßen fröhlich und offen im Vorbeigehen.
Das Angebot langweilt nicht, denn zusammen mit der Kleidung werden direkt auch die passenden Accessoires und Lifestyleprodukte präsentiert, auch Bücher, Platten und Einrichtungsgegenstände, sogar Kosmetikartikel in den saisonal passenden Trendfarben und Mustern. Man findet wohl kaum das, was man sucht, dafür aber alles andere. Flohmarkt ist eine weitere Assoziation, die unbedingt auftaucht, oder auch Second Hand-Laden.
Die Kleidung sieht teilweise auch so aus, als käme sie aus Großmutters alter Kleidertruhe – „vintage“ nennt sich das und man kann sicher sein, je ausgefallener und individueller, desto besser. Zum Glück haben die Klamotten aber nicht den üblichen Second Hand-Muff, sondern riechen angenehm frisch. Ob sie so richtig, richtig neu sind, will man bei manchen Stücken aber irgendwie nicht glauben. Lediglich die Preise tun so, als wären die Teile allesamt Unikate.
Es gibt zwar kaum Verweilmöglichkeiten im Geschäft (außer ein paar wenigen Stühlen bei den Umkleidekabinen), dennoch hält man sich erstaunlich lange in dem Laden auf – es gibt viel zu sehen und zu entdecken. Sogar eine Fotokabine steht da rum, in der man mit seinen Freunden retrofiltrierte Sofortbildchen ziehen kann.
Das gesamte Erdgeschoss und Obergeschoss ist für Damenbekleidung und Lifestyle reserviert, die Männer müssen runter in den Keller, haben dort aber eine ganze Etage für sich und das etwas düstere Kellerambiente lässt die coolen Shirts noch cooler wirken.
Während die Frauenkleidung oft verspielt, artsy, cute bis kitschig anmutet, sind die Männerklamotten viel gediegener, lässig, dunkel, mit interessanten Retroprints oder auch mal unifarben. Auch hier wird aber Wert gelegt auf einen individuellen, kreativen Look.
Das Geschäft ist ganz gut besucht, man sieht sowohl junge Frauen als auch Männer herumbummeln, alle etwa anfang/mitte 20. An der Kasse steht der Verkäufer aber eher tatenlos rum.
Kein Wunder, bei den Preisen überlegt man sich schon zwei Mal, ob man das Teil nun wirklich braucht – und mal ehrlich, wer braucht eigentlich so ein verrücktes Glitzer-Netz-Oberteil, das man vermutlich nur mit genau einer Hose kombinieren kann, und auf genau einer Party tragen wird, wenn es 50€ kostet? Ich schleiche also in die Sale-Ecke, die mit ihrer kaum 2,50m hohen Decke wirkt, wie eine vollgestopfte Garage, doch irgendwie ist mir gerade auch schon die Lust vergangen, mich da durchzuwühlen, denn hübsch präsentiert ist da gar nichts und die Gänge zwischen den Reihen sind so eng, dass man sich aneinander vorbeiquetschen muss.
Auf dem Weg zum Eingang wundere ich mich (wie jedes Mal, wenn ich in diesem Laden war), warum ich eigentlich nichts gefunden hab, obwohl mir alles gefällt. Vielleicht sollte ich mein Glück besser auf einem Flohmarkt versuchen.
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Besuch im Familien-Markt
Nach den Eindrücken aus den beliebten Jugendkonsumzentren lohnt sich ein Besuch in einem ganz anderen Milieu. Ganz im Gegensatz zum Wegwerfkonsum, der durch Primark, Zalando und Co. befeuert wird, steht das Einkaufen von Secondhand-Ware. Die Kleidung bekommt dadurch eine erhebliche Lebensverlängerung zugestanden, wobei die Preise sich kaum von denen im Billigkaufhaus unterscheiden. Secondhandläden gibt es in Frankfurt nicht allzu viele, die meisten sind auch vergleichsweise klein. Einer der größeren ist der Familien-Markt der Caritas in der Röntgenstraße, wo wir mit unserer Seminargruppe auf Feldforschung gehen.
Im Familien-Markt darf man einkaufen wenn man über einen Berechtigungsschein verfügt, sprich man muss auf Sozialhilfe, Arbeitslosengeld oder ähnliches angewiesen oder Student*in sein. Außerdem beschäftigt die Caritas in diesem Markt neben ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen auch langzeitarbeitslose Mitbürger*innen, die so wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt werden.
Der Familien-Markt befindet sich in einer sehr großen und hohen Halle, die auf einer Seite eine Glasfront hat und dadurch verhältnismäßig hell ist. Im Eingangsbereich befinden sich Kassen und Infoschalter. An ihnen vorbei gelangt man in die Haushaltswarenabteilung, in der auf Regalen hauptsächlich verschiedenes Geschirr präsentiert wird. Saisonal aktuelle Ware wird ebenfalls im Eingangsbereich aufgestellt.
Ebenfalls im vorderen Bereich und sofort zugänglich befindet sich ein offenes Café mit nett arrangierten Sitzmöglichkeiten, Leseecke und Kaffeebar. Die Mitarbeiter bemühen sich um ein gemütliches Ambiente, aber der Lagerhallencharakter lässt sich nicht ganz beseitigen.
Weiter hinten findet sich die Schuhabteilung, geht man durch den großen Durchgang weiter in die zweite Hallenhälfte, gelangt man zu den Möbeln. Spätestens dort fühlt man sich wieder zurück in einer Lagerhalle, denn die Möbel sind nach Typ geordnet und in Reihen arrangiert.
Erst hinter der Möbelabteilung gelangt man durch einen schmalen Durchgang zu der Kleiderabteilung, die in Damen-, Herren- und Kindermode gegliedert und gut sortiert ist.
Wie mit den Mitarbeitern des Familien-Marktes besprochen übernimmt unsere Seminargruppe an diesem Tag die Herrschaft über die Möbelabteilung. Unsere Aufgabe besteht darin, die Möbel neu anzuordnen, sodass ein verkaufsfreundlicheres Ambiente entsteht und die Möbel besser präsentiert werden. Wir teilen uns in Arbeitsgruppen auf und Versuchen nach Vorbild von IKEA und Co. Wohnräume aus dem Bestand der Möbel zu formen, die gleichzeitig im Großen und Ganzen auch gut in den Gesamtraum platziert sind und ansprechend auf die Kunden wirken.
Damit sind wir geraume Zeit beschäftigt, doch das Ergebnis kann sich einigermaßen sehen lassen. Nebenbei werden wir neugierig bis amüsiert von Mitarbeitern und Kunden bei unserer Tätigkeit beobachtet. Wir erleben aber auch, wie eben neu arrangierte Ware direkt in den Einkaufswägen der Kundschaft landet, was dafür spricht, dass unsere Methode Wirkung zeigt.
Während unseres Aufenthaltes im Familien-Markt bummel ich auch selbst ein wenig durch den Laden auf der Suche nach irgendwas Brauchbarem. Die niedrigen Preise verlocken einen natürlich, aber viele der Gegenstände sehen einfach „alt“ aus, nicht unbedingt schäbig-alt, sondern mehr im Sinne von „nicht unbedingt das, was man heutzutage gerne haben möchte“. Die meiste Ware kommt aus Wohnungsauflösungen und Privatspenden. Es sind eben meist Dinge oder auch Kleidung, die jemand anderer nicht mehr haben wollte. Wenn man keinen Wert auf Trends oder ein bestimmtes Design legt, ist hier aber definitiv alles zu bekommen, was man so braucht. Da ich tatsächlich nicht wirklich etwas brauche und mir auch kein unglaublich tolles, seltenes Stück ins Auge springt, kaufe ich nichts. Ich habe das Gefühl, zu unnötigem Konsum wird man trotz niedriger Preise nicht animiert.
Ich habe einen recht positiven Eindruck von dem Laden. Die Atmosphäre ist nett, die Menschen, die sich darin aufhalten wirken sehr „normal“ und sind meist offen für einen Plausch, es wirkt, als würde man sich vielleicht auch kennen und man grüßt freundlich. Es kaufen viele ältere Menschen ein und viele Mütter. Natürlich ist durch unsere große Umräum-Aktion keine unauffällige Beobachtung möglich, deshalb kann ich nicht recht beurteilen, ob man sich als Student*in hier nun fehl am Platz fühlen würde, würde man einfach so mal zum Einkaufen kommen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, wieder hierhin zu kommen, sollte ich mal knapp bei Kasse sein und etwas dringend brauchen.
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Niedlich vs. Aggressiv - Eindrücke aus dem Zalando Outlet
Zusammen mit der Seminargruppe machen wir uns Gedanken über zwei gegensätzliche Modetrends, die uns bei unseren Feldforschungen ins Auge gestochen sind. Zum einen sind (vor allem bei Mädchenkleidung) Motive mit Niedlichkeitsfaktor omnipräsent, zum anderen Kleidung mit aggressiven/totalitären Elementen (dies ist vor allem, aber nicht nur bei Männerkleidung zu finden). Auch eine Kombination aus beidem, sowohl cute, als auch aggressiv, scheint beliebt zu sein.
Während die niedliche Mode auf weiche, feminin assoziierte Emotionen abzielt und eher verbindend wirkt, ist die totalitäre Mode auf harte, männlich assozierte Emotionen aus, wirkt abgrenzend und provozierend.
In einem gemeinsamen Brainstorming halten wir alle relevanten Begriffe zu den beiden Bereichen auf Plakaten fest.
Im Anschluss begeben wir uns nochmals in den Zalando Outlet, nun konkret auf der Suche nach entsprechenden Beispielen. Ich fokussiere mich dabei auf Mode mit aggressiven Elementen. Und davon gibt es reichlich. Angefangen bei Camouflage-Jacken mit Uniform-Schnitt, über zerrissene Shirts, nietenbesetzte Ballerinas bis hin zu hoch geschnürten Springerstiefeln.
Khaki, Schwarz und Rot sind dabei die häufigsten Farben, aber auch Schwarz-Weiß-Kontraste werden genutzt. Prints auf solcher Kleidung enthalten oft Motive mit Krafttieren, z.B. Skorpionen, Schlangen, Wölfen, etc. oder auch Sprüche mit entsprechender Konnotation, so zum Beispiel „NightMares“, „Ghetto4Life“, „UltraSpeed“, usw. Auffällig ist, dass zum einen aus dem Militärbereich entlehnte Elemente, aber auch Punk- und Ghetto-Szenen-Elemente genutzt und manchmal auch vermischt werden. Es scheint nicht um die Zugehörigkeit zu einer Szene, sondern einfach nur um die abgrenzende Wirkung zu gehen.
Auch in der Kinderabteilung findet man schon das ein oder andere aggressive Element, wenn auch noch sehr verniedlicht. Einen Tritt mit diesen Haifisch-Gummistiefeln gefällig? In ya face!
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Wahrnehmungsspaziergang im Zalando Outlet
Um einen Vergleich zu haben unternehme ich einen weiteren Wahrnehmungsspaziergang – diesmal ins Zalando Outlet auf der Leipziger Straße in Frankfurt Bockenheim, das reduzierte Ware aus Restposten vom Onlineshop verkauft. Schon in der U-Bahn-Station wird man mit großen Schildern in Richtung des Ladens gelotst, es ist eigentlich unmöglich, ihn zu übersehen.
Ich gehe also einmal über die geschäftige Leipziger Straße drüber und stehe schon im Eingang. Aber Moment, im Erdgeschoss befindet sich erstmal noch gar nichts außer einer Rolltreppe und einem Aufzug. Schilder verweisen darauf, dass man ins 1. OG fahren soll. Der Boden ist eine glatte, hellgraue, leicht glänzende Fläche, von der sich gut Zalandos Markenfarben Orange und Weiß abheben. Aktuelle Aktionsschilder sind in frühlingshaftem Hellgrün gehalten. Was in dem hohen Eingangsbereich sofort ins Auge sticht, ist aber die rohe Betondecke mit offen liegenden Rohrleitungen, die durch dynamisch angeordnete Leuchtstoffröhren in Szene gesetzt wird.
Die Rolltreppe hochzufahren scheint vielversprechend und fühlt sich ein wenig an wie ein Transfer in eine andere Welt, die sportlich, minimalistisch durchgestylt und modern, aber auch ein wenig roh wirkt, so als hätte man wenig Zeit gehabt, es gemütlich werden zu lassen.
Oben angekommen und nun endlich durch die Eingangstür durch, wird man mit signal-orangefarbenen Pfeilen auf dem Boden an einem Infostand mit freundlich lächelnder Mitarbeiterin und den obligatorischen großen Einkaufstaschen vorbei in den Raum gelotst. Der Verkaufsraum ist offen, groß und dank zwei Glasfronten und einer hohen Decke sehr hell. Es wirkt einigermaßen übersichtlich strukturiert, aber wären die Durchgangsflächen und Gänge nicht so groß und weit, wie sie sind, könnte man sich erschlagen fühlen von der Masse an gleichförmigen Regalreihen, die einen erwartet. Wenigstens ist es möglich immer wieder auf die freien Flächen zurückzukehren und etwas Atem zu schöpfen.
Aber man ist ja zum Shoppen da – also rein ins zweifelhafte Vergnügen! Zunächst schlängle ich mich in typischer Schuhgeschäftanordnung durch die Reihen an Damenschuhen, zum Glück recht übersichtlich nach Größe und Typ geordnet, auch wenn in manchen Ecken immer wieder das Chaos Überhand nimmt. Die Schuhe sind allesamt frontal präsentiert, da es von jedem Modell nur ein Paar gibt, sieht man auch keinerlei Schuhkartons oder Stapel, wie das in anderen Schuhgeschäften der Fall wäre. Es läuft beatlastige, antreibende Tanzmusik, auch einige Lieder die ich kenne, aber definitiv keine Charthits. An der Glasfront sind Sitzbänke und Spiegel platziert, und es halten sich auch zahlreiche Leute dort auf. Die meisten probieren Schuhe an, aber manche sitzen auch nur da rum und tippen in ihren Handys (oder tun beides gleichzeitig).
An den Wänden sind Haken mit Taschen und Accessoires angebracht. Auf den freien Flächen gibt es immer wieder Bänke, aber auch Rollcontainer mit Nachschubware, die bedrohlich laut über den Boden rumpeln, wenn sie von den Mitarbeiter*innen herumgeschoben werden. Diese erkennt man übrigens an ihrer schwarzen Kleidung, mit schwarzen Handschuhen und einem orangen Schlüsselband um den Hals. Es scheinen hauptsächlich junge Leute zu sein, die sich ansonsten nicht von dem üblichen Publikum abheben. Aus der Damenschuhabteilung raus kommt man zu den langen Reihen an Damenbekleidung, doch zunächst fällt noch etwas anderes ins Auge – eine Art mehrstufige Tribüne mit Sitzen, wo man nun ja.. einfach nur herumsitzen kann. Da sitzen denn auch die abgestellten Ehemänner und Partner, die erschöpften Mütter mit Kinderwagen und die herumplappernden Teenies, eine kurze Ruhepause vor dem nächsten Sprung in die Klamottenflut genießend.
Auch die Kleidung ist wieder nach Typ und Größen sortiert. Dennoch überfordert es mich zunehmend, da einfach so viel verschiedenes da hängt und man eigentlich jedes einzelne Teil aus der Reihe zupfen muss, um es sich anzusehen. Ich beschleunige also ein wenig meinen Gang, überspringe die kleine Ecke mit Kinderkleidung und gehe durch einen längeren Gang vorbei an der Männerabteilung (wo Kleidung und Schuhe zusammen etwa so viel Platz einnehmen, wie die Damenbekleidung alleine) geradewegs auf die Kasse zu.
Für einen Mittwochnachmittag ist das Geschäft gut besucht und man muss ein wenig an der Kasse warten, bekommt seinen Einkauf dann auf Wunsch in kostenlose Zalando-Papiertüten verpackt und gelangt an zwei Sicherheitsmännern vorbei wieder in den Eingangsbereich mit der schönen Rohbetondecke, wo man die Rolltreppe wieder hinabfährt. Zalando verabschiedet sich nett, regionaltypisch mit „Gude“ und als man um die Ecke biegt und auf die Glasfront zusteuert, hinter der die Leipziger Straße mit ihren vorbeieilenden Fußgängern, Fahrrädern und Autos hindurch scheint, fühlt man sich wie nach einem Tauchgang und ist sich gleichzeitig nicht ganz sicher, ob man nun wieder durch diese Tür zurück in die „reale Welt“ möchte.
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Let’s do some reading (2)
Ich möchte versuchen, mich den Orten des Konsums auf eine Weise zu nähern, die es mir auf einer Meta-Ebene erfahrbar macht, was mit mir geschieht, wenn ich mich an einem solchen Ort befinde. Was ist meine Position in diesem Raum und was macht der Raum mit mir?
Dazu nehme ich Bezug auf Kathrin Leipolds Text „Spazieren gehen. Zur Verschränkung von Landschaft, Kunst und Emotionen als möglicher Erweiterung kulturanthropologischer Forschung“ (Leipold, 2015). Darin setzt sich die Autorin mit Lucius Burckhardts Konzept der Spaziergangswissenschaft auseinander. Sie stellt fest, dass das wahrnehmende Spazierengehen geeignet ist, unsere gewohnten Beobachtungsraster aufzubrechen und dadurch die Perspektive zu verändern und Neues wahrzunehmen. Es kann somit als „Erkenntnisinstrument“ für kulturanthropologische Forschung dienen. Nach einem geschichtlichen Abriss über die Spaziergangswissenschaft und deren wichtigste Vertreter (laut Autorin sind das Riehl, Benjamin, Lindner, Greverus und Burckhardt), beschäftigt sich Leipold mit der Frage, welche Themen für eine kulturanthropologische Analyse durch die Spaziergangswissenschaft geeignet sind. Dabei fragt sie letztlich nach sogenannten Referenzsystemen und Rahmenbedingungen für Landschaftswahrnehmung, die mithilfe eines Spaziergangs wahrgenommen und erkannt werden sollen.
Auch die bereits vorgeprägten Wahrnehmungsraster, die laut Burckhardt jeder Mensch zu einem bestimmten Maß mit sich trägt, können mit dem Wahrnehmungsspaziergang aufgedeckt werden. Ist man sich dieser Prägungen bewusst geworden, so kann man die begrenzte Perspektive überwinden und weiterreichende Schlüsse ziehen, sowohl über den wahrgenommenen Raum, als auch über sich selbst.
Ein solcher „Reflexionsspaziergang“ kann bisher verborgene Teile der Umwelt und die damit verbundenen Gefühlsphänomene sichtbar machen. Leipold sieht an dieser Stelle einen Anknüpfpunkt zur sogenannten Psychogeografie Guy Debords, welche letztlich in einer künstlerisch-politischen Tat endet:
Aus dem unbeteiligten Beobachter wird ein aktiv tätiger Mensch, jemand der wahrnimmt und aufdeckt und dadurch die Möglichkeit gewinnt, seine Umwelt zu verändern. Das Spazierengehen wird so zu einem Instrument, mit dem gesellschaftliche Verhältnisse verändert werden können.
Ob ich nun gleich zur Tat schreiten werde, angesichts solcher Räume wie dem besagten Primark-Kaufhaus, lasse ich erst einmal offen. Nichtsdestotrotz ist ein Reflexionsspaziergang das erste Mittel meiner Wahl, um mich den modernen Konsumtempeln zu nähern und sie zu erforschen. Vielleicht kann ich mithilfe meiner eigenen Wahrnehmung mehr über diese Räume herausfinden, über ihre verborgenen Funktionsmuster und darüber, wie sie mich unbewusst manipulieren und lenken wollen.
Quelle: Leipold, Kathrin: Spazieren gehen. Zur Verschränkung von Landschaft-, Kunst und Emotionen als möglicher Erweiterung kulturanthropologischer Forschung; in: Berliner Blätter, Heft 68, 2015, S. 92-103
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Unravel: The final resting place of your cast-off clothing
youtube
Na, wer hat sich auch schon mal gefragt, was eigentlich mit der vielen Kleidung passiert, die tagtäglich in Kleidercontainern landet? Dieser kurze, aber wunderschön gemachte Film zeigt Szenen aus Panipat in Indien, wohin große Mengen an in den westlichen Ländern weggeworfener Kleidung angeliefert werden, um in Fabriken zurück zu Garn und anschließend zu neuen Decken verarbeitet zu werden. Die Aufnahmen aus den Fabriken, wo hauptsächlich die dort arbeitenden Menschen und die einzelnen Arbeitsschritte gefilmt werden, sind durchsetzt mit Aussagen von Arbeiterinnen, die sich über die viele weggeworfene Kleidung und die Menschen im Westen Gedanken machen. Das einzige, was sie über den Westen wissen, lernen sie vom Discovery Chanel und von den riesigen Kleiderbergen zwischen denen sie arbeiten.
Die Statements der Frauen und die beobachteten Szenen stimmen nachdenklich. Eingebettet in die leuchtenden Farben der Kleidermassen, wirken die Arbeiterinnen mit ihrer fast naiven Natürlichkeit wunderschön und strahlend. Gleichzeitig wird einem die Absurdität der Lage vor Augen geführt – die Annahmen der Arbeiterinnen, es gäbe wohl nicht genug Wasser im Westen, um die Kleidung zu waschen, die schwärmerischen Träumereien von einem Flug ins Ausland, die Frauen und Kinder, die zwischen den Kleiderbergen sitzen und an primitiven Arbeitsplätzen die Knöpfe aus der Kleidung schneiden, usw. usw. ...
Ich fühle mich nach dem Film einerseits peinlich berührt und irgendwie hilflos, andererseits auch motiviert in Zukunft noch mehr auf meinen Konsum zu achten.
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Let’s do some reading! (1)
Was ist das nur mit diesem Primark-Phänomen? Was hat der Laden an sich, dass er zu einem solchen Konsum-Tempel avancieren konnte – das Freitagnachmittag-Shopping nach der Schule als Ersatzreligion?
In ihrem Text „Shopping Haul: Über monströsen Konsum und die Ästhetik der Akkumulation“ setzen sich Birgit Richard und Katja Gunkel mit diesem Phänomen auseinander (Richard/Gunkel, 2018). Denn selbstverständlich ist die Atmosphäre in einer Primark-Filiale nicht zufällig so entstanden, sondern Teil einer ganz gezielten Marketingstrategie. Gerade das massenhafte Angebot, verbunden mit unschlagbar billigen Preisen, führt zu rauschartigem Kaufverhalten, ähnlich einer Jagd – schnell, impulsiv, exzessiv. Stress und Reizüberflutung tun ihr Übriges für unreflektierte Kaufentscheidungen und auf klassische Werbung kann verzichtet werden, denn die Zielgruppe (vor allem junge Frauen und Mädchen) trägt die Marke über soziale Medien an die Öffentlichkeit – stolz wird die „erbeutete“ Ware vor laufender Kamera vorgeführt und auf Youtube unter dem Titel „Shopping Haul“ hochgeladen. Die Jägerinnen präsentieren ihre Trophäen.
Primark übt sich währenddessen in „ethical whitewashing“ – während der Großteil der verkauften Kleidung innerhalb kürzester Zeit in Müll oder Altkleidercontainern landet, wirbt die Kette großspurig mit Papiertüten statt Plastik und Bio-Baumwolle. Die Rechnung scheint (leider) aufzugehen... Quelle: Richard, Birgit; Müller, Jana; Blechinger, Eleni (Hg.): Konsumfashionista. Mediale Ästhetiken des Modischen, München 2018, S. 56-64
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“black sock or white sock? - i think i’m having an existential crisis”
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Atmosphäre? ... na sicher.
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How to get lost... ...in PRIMARK
Frankfurt, Fußgängerzone Zeil, Donnerstag frühs,
Ladenöffnung --
schon einige Minuten vorher stehen mehrere Menschen vor dem verschlossenen Rolltor und warten.
Beim Betreten wirkt das Geschäft noch ziemlich übersichtlich und aufgeräumt, wenn auch nicht perfekt clean - die Mitarbeiter sind beschäftigt und hier und da werden noch Kisten ausgepackt, liegen Plastiksäcke mit angelieferter Ware noch am Boden. Alles ist auf Rollen und verändert sich unbemerkt aber stetig.
Die Kleidung liegt in verhältnismäßig großen Stapeln da, anders als bei anderen Läden. Es wirkt wie ein gut aufgeräumtes Lager. In der Frauenabteilung dominieren helle und bunte Farben, viele Kleidungsstücke sind niedlich und kuschelig/plüschig, bei den Männern herrscht eher einheitliches Dunkelgrau vor.
Was auffällt: Es gibt viel Saisonware - Halloween- & Weihnachtsartikel, Trends aus dem Internet werden aufgegriffen (Motive aus Memes, bekannte Seriencharaktere usw.). Bei den Jungs findet man eher nerdige Motive aus Games oder Actionserien, vieles aber auch unifarben und schlicht, ohne Aufdruck. Geschlechtsspezifische Klischees werden bedient.
Der Laden füllt sich schnell. Überraschend viele Männer, Frauen mit kleinen Kindern, einige junge Frauen auf Shoppingtour.
Mitarbeiter unterhalten sich scherzend miteinander: „Einmal wünsche ich mir einen Tag, an dem ich nicht drei Mal mein Outfit wechseln muss, sondern von morgens bis abends dasselbe anlassen kann“.
Heutige Zwänge?
Am Ausgang beobachten wir einen Ladendieb bei der Flucht. Der Sicherheitsmann entreißt ihm die Tasche mit dem Diebesgut, kann ihn aber nicht einholen und der Jugendliche flieht. Unbeeindruckt geht der Wachmann wieder rein. So etwas gehört wohl zum Tagesgeschäft.
Wie bewege ich mich durch den Laden?
Was macht diese Atmosphäre mit mir?
Die Berge an Ware wirken fast erschlagend und ziehen sich endlos dahin (Spiegel an den Wänden verstärken den Effekt eines unendlichen Raums). Die Wege und Facilities nehmen sich zurück und werden erst dadurch sichtbar. Die Farben des Geschäfts sind kühl grau-blau, unterstützt durch blaue LED-Beleuchtung werden wichtige Punkte sichtbar gemacht - Kassenbereich, Rolltreppe, Aufzüge.
Die Mitarbeiter sind schwarz gekleidet, tragen Handschuhe, sind auch kein Teil der bunten Warenmasse, sondern ein Teil des Raumes, der von der Masse ausgefüllt wird.
Auch ich möchte kein Teil der Warenmasse werden und laufe fast nur auf den Gängen, halte mich lange auf der Rolltreppe auf, die mit den Lichtern, Glas und Spiegeln wie vorbeiziehende Neonreklame auf einer Autofahrt in der Nacht wirkt. ... Pause im Kopf ...
Angesichts der buntgestapelten Massen, fühle ich das Bedürfnis unsichtbar zu werden, wie die schwarz gekleideten Mitarbeiter oder die Glaswände der Rolltreppen.
Und werde gerade dadurch auffällig.
Auf einem Spiegel der Aufdruck: „Trust me... I’m a mirror“.
Im Spiegel sehe ich nicht mich. Ich sehe Berge an Kleidung ..... und wie mich ein Sicherheitsmann skeptisch beobachtet.
#fast fashion#primark#consume consumes me#disappear here#for the masses#atmosphere#konsumier dich weg#bin ich noch ich
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