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Levan
Die Männer ritten die ganze Nacht den See ab, auf der Suche nach den Spuren der Verwüstung, nach der Erklärung auf die vielen Gerüchte, die Späher erblickt hatten. Irgendwas musste doch zu finden sein! Levan glaubte Floki voll und ganz, er hatte sich all das nicht eingebildet und auch die Männer, die das Gerücht in die Stadt getragen hatten, mussten ihrem Wort Folge leisten. Am Fuße der Berge fanden sie, wonach gesucht wurde. Ein paar hohe Tannen, die einst dichten und schweren Schnee auf ihren Nadeln getragen hatten, schimmerten wie verspiegelt im Licht der aufgehenden Sonne. Die dicken Wolken, die immerzu neuen Schnee brachten, hatten sich aufgeklärt und ließen Sonnenlicht durchfallen. Die Tannennadeln sahen aus wie dünne Sticknadeln, hatten scharfe Spitzen und wirkten völlig fremd. Levan berührte einen Ast, welcher daraufhin vom Stamm abbrach. Ein kleines Stück behielt er, steckte es in seine Manteltasche und befahl den Männern dann Kehrt zu machen. Das sonderbare Überbleibsel sollte untersucht werden.. so etwas hatte Levan noch nie gesehen und wusste nicht, was damit anzufangen war. Eisfeuer.. kein Feuer der Verwüstung. Der Ritt zurück zur Burg kam Levan länger vor.. länger und steiler. Die Männer waren müde, wie auch Levan selbst. Die Sonne stand hoch am Horizont, ließ die dicken Schneedecken glitzern und funkeln. Kaum ritten die Pferde zurück in die Burg, wurden die Männer schon sehnsüchtig erwartet. Auch Lexus hatte sich auf dem Hof postiert und wartete mit Bran auf Ergebnisse. Levan stieg aus Ireds Sattel, ließ seine Kereshtai-Stute jedoch nicht von einem der Knappen in die Stallung bringen. „Da draußen waren ein paar Tannenkronen, die zu Eis erstarrt sind.. Aber kein Drachen.“, Levan griff in seine Manteltasche und offenbarte Lexus, als auch seinem Bruder das Fundstück. Lexus‘ Augen weiteten sich. „Was soll das sein..“, dachte er laut nach, hielt das Stück Eis, welches jedoch nicht zu schmelzen begann, gegen die Sonne. „Glas.. Eisglas..“, Bran schüttelte benommen den Kopf. „Und sonst?“ – „Der Eremit sprach davon, dass er vom Berg gekommen sei.. aus dem hohen Norden. Vielleicht die Vorhut der weißen Wanderer.“, fügte Levan hinzu, rieb sich nachdenklich das Kinn. Nach einem kurzen Wortwechsel brachte Levan sein Pferd in den Stall, verschwand dann ins Innere der Burg um sich hinzulegen. Die Müdigkeit setzte ihm zu.. Levan bog um die Ecke des Ganges und hätte fast den Sturz seines Sohnes verursacht, der sich an den Hosenbeinen seines Vaters hielt und erfreut zu ihm aufsah. Avon streckte die Hände nach ihm aus und ließ sich von ihm auf den Arm nehmen, begann sofort mit den schwarzen Perlen herumzuspielen, die er so gern berührte. Calideya hingegen überfuhr ihn mit unzähligen Fragen die er ihr nicht beantworten konnte. „Rein gar nichts.. ein paar erstarrte Bäume und sonst nichts. Kein Drachen, kein Feuer. Floki behauptet ihn gesehen zu haben.. mehr weiß ich auch nicht. Das Feuer brennt nicht, aber vereist Bäume. Jede einzelne Nadelspitze war vereist.. wie Glas.“, erwiderte Levan mürrisch, beendete dann aber die Unterhaltung und drückte Calideya ihren Sohn in den Arm. „Ich lege mich hin.“, brummte er zerknirscht, hielt seine Sorge über Unwissen und Ergebnislosigkeit vor ihr zurück. Wie auch den Verdacht, dass weiße Wanderer damit in Verbindung standen und dass das Scheusal zurückkommen würde…
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Calideya
Auch als der Morgen angebrochen war, sprach man am Frühstückstisch noch nicht über Drachen und Feuer, auch wenn Calideya darauf schwören würde, dass das Gerücht bereits Kreise zog. Kreise, die immer enger zu werden drohten. Nur interessierte sich womöglich keine der Damen an Melitia’s Frühstückstafel dafür. Calideya hingegen wurde hingegen mit jedem Blick aus dem Fenster unruhiger, unterhielt sich auch heute nicht mit Melitia’s Freundinnen, sondern wirkte in sich gekehrt und nachdenklich. Derweil zog Avon aufgedreht wie eine Spieluhr seine Runden durchs Solar, spielte mit teuren Vasen, was Calideya unterband, Melitia aber guthieß und sich darüber freute. Als die Runde sich allmählich auflöste, suchte auch Calideya wieder den Rückzug und wollte Avon aufs Spielzimmer begleiten. Der kleine Mann stiefelte vor Calideya’s Füßen voran, begeisterte damit jeden, der ihnen entgegen kam. Nur nicht seinen Vater, der mit einem Mal im Gang vor ihnen stand. Im waren Sorge und Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. „Levan!“, stieß Calideya überrascht aus, holte tief Luft. „Seid ihr eben zurückgekehrt?“, hakte sie nach, ging einen Schritt näher auf ihn zu. Die Neugierde war kaum noch zu überwinden. „Was habt ihr gesehen?“, wisperte sie beinahe, wollte unbedingt eine Information bekommen.
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Levan
Die Männer preschten ihre Pferde unbarmherzig durch den tiefen Schnee, ließen sie so lange rennen, bis etwas Erkennbares in Sicht war. Jeder hoffte einen Drachen zu sehen, traute sich aber auch nicht auszusprechen, dass damit großes Unheil verbunden wäre. Die letzten Drachen gehörten der Targaryensippschaft an und waren vor langer Zeit getötet wurden, als die sieben Königslande noch unter Rayon vereint waren. Ired wurde keinen Augenblick müde, lief schnelle Sätze vornweg. In den Bergen oberhalb des Wolfswaldes wimmelte es nur so von Schattenwölfen, die den Wäldern ihren Namen gegeben hatten. Der düstere Wald lag allerdings ruhig und unberührt da. Lediglich das hohe Piepsen einer Fledermaus war zu hören, ein paar Krähen flogen über die Köpfe der Männer hinweg und in der Ferne sah man Rauch aufsteigen. Flokis Hütte am See. Levan plante ihn aufzusuchen, denn nirgendwo waren Spuren der Verwüstung zu sehen. Schon von weiten bemerkte Floki, da die Männer die Pferde den steilen Abhang herunterführen mussten, dass sich Besuch ankündigte. Er steckte den Kopf aus der Tür heraus und verzog ein nur zu grimmiges Gesicht. „Ihr seid zu spät. Die Ratte ist schon längst wieder verschwunden.“, rief er mürrisch und kam nach draußen, verschränkte die Arme vor der Brust und gähnte, als sei nichts passiert. „Was hast du gesehen? Sag es mir!“, forderte Levan, kam ihm am nächsten und sah angespannt in Flokis Gesicht. „Ein weißer Flügeldrachen ist über den See geflogen. Er kam von den Bergen und über dem Gipfel hat er nach einer Weile gedreht. Er kam aus dem Norden.. hat laute krächzende Geräusche von sich gegeben und weißes Feuer ausgespuckt. Wenn ihr den See Richtung Berg reitet, dann seht ihr was er angerichtet hat.“ Levan wollte das Ausmaß mit eigenen Augen sehen, der Bestie jedoch nicht unbedingt begegnen. Deren Aufenthalt zog sich jedoch eine ganze Weile hin…
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Calideya
So sehr sie seine Antwort auch ahnte, so verärgert reagierte sie, als er seinen Gedanken Luft machte und sie stürmisch aussprach, ehe er verschwunden war. Calideya war verärgert, schenkte Levan einen mürrischen Blick, dann waren die beiden Männer verschwunden. Kurze Zeit später war Calideya angekleidet und widmete sich ihrem nörgelnden Sohn, der nicht mehr so recht schlafen konnte, als wittere er die Gefahr. So wie Calideya. Sie spürte einen regelrechten Nervenkitzel, wollte unbedingt mehr erfahren, selbst einmal einen Drachen sehen. An Schlaf war jetzt kaum noch zu denken, deshalb warf sie sich ihren Mantel über und verließ mit dem inzwischen wieder schlafenden Bündel in den Armen die Gemächer, die sie mit Levan teilte. Der Wache, die auf dem Gang stand, erklärte sie, dass sie böse Träume plagen würden und sie sich die Beine vertreten wolle. Er bot ihr an, für Begleitung zu sorgen, damit sie um diese Uhrzeit nicht allein durch die Burg laufen müsse, doch Calideya lehnte dankend ab. Die großen Gänge mit den hohen Decken waren allesamt ordentlich ausgeleuchtet und gut mit Wachen bestückt, die sie allesamt höflich grüßten, zudem lief die ein oder andere Zofe über die Gänge. Bei Nacht hatte die Burg etwas so mystisches, dass es Calideya kalt den Rücken herunterlief, doch diese Sache hatte ihren Reiz. Wenn sie den Männern schon nicht folgen durfte, würde sie wenigstens den Rest der Nacht zwischen einigen Schriftstücken verbringen und sich über Drachen belesen. Das Thema erschien ihr so altbekannt, die vermeintlich neuen Fakten riefen das Gefühl einer fremden Erinnerung in ihr hervor. Erst zum Anbruch des Morgengrauens kehrte Calideya auf ihre Gemächer zurück, ließ den Jungen den Rest der Nacht an ihrer Seite schlafen, wenn auch sie selbst keinen Schlaf mehr fand.
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Levan
Levan wirkte seinen erregten Körper irgendwie in den Leinenstoff und stieg in die Stiefel, die er mühsam unter dem Sekretär hervorholte. Nadirs Worte prallten im ersten Augenblick an ihm ab, doch er hielt inne und dachte für einen kurzen Moment darüber nach, was sein Freund ihm gerade erklärt hatte. Eisfeuer? „Bist du eigentlich besoffen?!“, fuhr Levan ihn an, denn Nadirs Behauptung klang genauso kurios und fremd, wie die Geister, die Träume und restlichen Zwischenfälle, von denen sie umgeben wurden. Und alle existierten. Levan besann sich einen Moment und rieb sich die Stirn. „Geh schon voraus, ich komme gleich.“, erwiderte Levan, griff nach dem Wams. Doch noch bevor Nadir verschwinden konnte, mischte sich Calideya in dieses aufgeregte Gespräch ein. Der Klang und der Sinn ihrer Worte irritierte Levan. Er sah sie kurzzeitig skeptisch, dann aber abschätzig an. „Was glaubst du eigentlich? Du bleibst hier!“, widersprach er ihr und blies Calideya damit den Wind aus den Segeln. „Du bist wohl verrückt geworden. Kümmer dich um den Jungen und rühr dich nicht von der Stelle.“, grollte Levan, schnappte sich sein Langschwert, das auf dem Sekretär lag und verschwand durch die große Holztür zu Nadir auf den Flur. Die beiden hasteten durch die Gänge, nahmen zwei Stufen gleichzeitig und fanden sich nach wenigen Augenblicken auf dem Burghof wieder, wo Knechte schon die Pferde bereithielten. Ired war hingegen der anderen Tiere ruhiger, wirkte sicherer. Levan riss dem Stallburschen die Zügel aus der Hand, trat in den Steigbügel und stieg leichtfüßig auf den Rücken des Kereshtais. Ired tänzelte kurz, stürmte dann aber als erste den anderen Reitern vornweg. Nadir hatte vom Wolfswald gesprochen, dem Wald in dem auch Floki hauste.. wie auch das eigenartige Ungetüm im See. Und die Drachen…
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Calideya
Der Moment der Zweisamkeit zog sich angenehm in die Länge. Die schönsten Empfindungen erfüllten Calideya, während sich ihr gesamter Körper synchron zu dem ihres Mannes bewegte. Bis eine Stimme ertönte und beiden den Wind aus den Flügeln nahm. Levan reagierte schneller als Calideya auf den ungewollten Besuch. Er rappelte sich schlagartig auf und warf ihr noch die Decke über den nackten Körper, dann streifte er sich selbst Hose und Tunika über. Nadir hatte bereits das Schlafgemach betreten, glaubte nicht, etwas Falsches gemacht zu haben. Avon schrie im Nebenzimmer lauthals, denn er war aufgewacht. Calideya blieb vorerst nicht die Gelegenheit, nach ihrem Sohn zu sehen, schließlich war sie nackt und wollte sich nicht unbedingt so vor Nadir zeigen. Dieser hatte im Moment auch gar kein Auge für Calideya, wirkte außer Atem. „Feuer, Eisfeuer.“, erklärte er knapp, weckte damit das Interesse beider. Mit hastigen Worten schilderte er Levan, dass mehrere Boten von einem — oder vielleicht sogar mehreren — Drachen und von Feuern berichteten, die sich im Wolfswald ausbreiten würden. Auch Calideya spitzte die Ohren. „Noch wird diese Information streng geheim behandelt, doch der König … Bran hat nach dir schicken lassen. Wir wollen gleich los, die Pferde werden schon gesattelt.“ Der Gedanke an Eisfeuer und Drachen weckte etwas eigenartiges in Calideya, das sie so noch nicht kannte. Ein schier kaum zügelbares Interesse. Ein Prickeln. Aufregung. Verlangen. Noch vor einem Atemzug war sie enttäuscht gewesen, dass Nadir ihr Liebesspiel unterbrochen hatte, doch jetzt wollte sie dem Drang nachgehen, sich diesem Feuer genauer zu widmen. „Lasst mich mitkommen. Levan, ich bitte dich, nimm mich mit.“, bat sie ihren Mann. Nadir sah mit einem Mal alarmiert und erschrocken drein, als hielte er es für keine gute Idee. Doch er widersprach ihr nicht, denn es stellte sich heraus, das diese Aufgabe Levan vorbehalten war.
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Levan
Levan genoss die Berührung und die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte. Der Schein war so trügerisch ruhig, dass er seine Umgebung ausblendete und sich nur noch auf sie konzentrierte. Dabei schloss er seine Arme fester um ihren Rücken, erwiderte ihren Kuss und drehte sie in einer gleitenden Bewegung von sich, sodass sie wieder mit dem Rücken auf dem Bett und Levan über ihr landete. Das blonde Haar verteilte sich über den Kissen und glänzte im Schein der Kaminflammen golden. Kurz ließ Levan von ihr ab und betrachtete das Bild, das sich vor ihm abzeichnete. Sie war eine bemerkenswert schöne Frau. Die störende Hose streifte Levan hastig ab, ehe die beiden eins waren und von ihren Gefühlen übermannt wurden. Levan spürte, wie die Hitze in ihm aufstieg, sein Herz zu rasen begann und das Blut in seinen Ohren rauschte. Seine Sinne waren völlig benebelt, seine Gedanken kreisten um Calideya. Ihr Körper schmiegte sich an den seinen. Muskeln stießen auf ihre weiche, seidige Haut. Unerwartet schallte es laut gegen die schwere Holztür, die sie vom langen Gang trennte. „Levan, ich bin es, Nadir!“, Nadir rief so laut, dass Avon im Nebenraum wach wurde und anfing zu schreien. „Dieser Wichser..“, grollte Levan zornig, rutschte auf die Kante des Bettes und griff nach seiner Hose, warf die Decke über Calideya und stand auf. In diesem Moment kam Nadir ins Zimmer geplatzt, während Levan nach der Tunika griff und sie sich überzog. „Was hast du denn? Fass dich kurz!“
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Calideya
Fernab von Ideen, die Calideya jetzt aufgekommen waren, befand sie sich nun wieder hier in Winterfell auf der Burg, umgeben von Kissen und Fellen auf ihrem warmen Gemach. Ihre Gedanken drehten sich um Levan, während sie seine Hände auf ihren Schenkeln spürte. Ohne lange darüber nachzudenken, was sie jetzt tun oder lassen sollte, zog sie selbst das Nachthemd nach oben über ihren Kopf hinweg und sorgte dafür, dass es neben den beiden auf der anderen Seite des Bettes landen würde. Splitternackt präsentierte sie sich jetzt ihrem Ehemann, lächelte spielerisch. Sie wollte bloß für einen Moment einmal den König, Kolja oder den Priester vergessen, so auch die Zweifel, die sie noch vor dem Gespräch mit Levan gehegt hatte. Jetzt wollte sie einfach nur eine Frau sein, die mit ihrem Mann zusammen das Bett teilte. Geleitet von ihren Ideen beugte sie sich nun hinab in seine Richtung, neigte ihm ihren Kopf entgegen und berührte mit ihren Lippen die seinen, sodass sich das Paar zu einem Kuss vereinigte, indessen ihre Brüste auf seinem Oberkörper und die Hände auf seinen Schultern auflagen.
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Levan
„Was nicht existiert, kann uns auch nicht helfen.“, erwiderte Levan abwertend. Er glaubte nicht an die Götter, weder die der Nordländer Vasyriens, noch an die der Mittelländer im Süden. Nie gab es einen Gott, der schlimmeres verhindern konnte und die Menschen der sieben Königslande vor all dem bewahrte. Würden die weißen Wanderer kommen, dann würde dieser Winter länger dauern, als die die zuvor geherrscht hatten. Eis, Kälte und Tod würde über das Land ziehen und die warmen Sonnenstunden des Südens vergehen lassen. Soweit durfte es nicht kommen. „Was willst du denn hier oben fischen? Die Gewässer frieren andauernd zu.“, rügte Levan sie. Calideya war eine Südländerin, die gerade in die Illusion seiner Kindheit eingetaucht war und irgendwelche romantischen Gedanken pflegte. Levan war anderer Meinung. Fernab von deren Vorstellungen brachte Calideya ihn nun auf andere Gedanken. Sie drehte sich ein wenig, sodass sie nun nicht mehr auf ihm lag, sondern auf ihm saß. Levan drehte den Kopf in ihre Richtung und winkelte die Knie ein wenig an, sodass er den Rücken anhob und seine Arme um Calideya schloss. Seine Hände lagen auf ihren Oberschenkeln und schoben den dünnen Stoff des Nachthemds nach oben.
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Calideya
Calideya verzog genauso eine amüsierte Miene wie Levan auch, beide schienen Spaß an der Unterhaltung zu haben, ehe der Gedanke an die weißen Wanderer und was ihnen bevor stünde, diese Freude eindämmte. Calideya senkte ihren Blick nun wieder kurze Zeit, dann lächelte sie trübe und suchte seine Augen. „Hätte ich den Gebeten nicht entsagt, so würde ich jetzt auf eine höhere Macht hoffen, aber inzwischen vertraue ich darauf, dass wir diese Begegnung aus eigener Kraft überstehen werden.“ Kurz hielt Calideya inne. „Für unsere Kinder und für uns selbst. Ich fände den Gedanken wunderschön, sollten wir einst in einem Haus wohnen. Du würdest fischen, ich würde pökeln und räuchern.“ Sie lächelte, dann erinnerte sie sich selbst daran, dass die beiden fernab von dieser Idee lebten und sich noch eine Weile durchschlagen mussten. Und daran, dass dieser Kampf morgen früh wieder von Neuem beginnen würde. Also erschien es ihr als sinnvoll, diese Situation am Schopfe zu packen und die Zweisamkeit mit ihrem Mann, die gerade aufkommende Harmonie, noch einmal auszukosten. „Was hältst du davon, wenn wir nicht nur über eine bessere Zeit reden, sondern uns selbst jetzt zumindest einen schönen Abend machen?“, hakte sie lächelnd nach, drückte ihm einen Kuss auf die Brust und rappelte sich ein wenig auf, um nicht mehr neben ihm auf dem Bauch zu liegen, sondern langsam Platz auf seinem Schoß zu nehmen.
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Levan
„So würde ich das nicht nennen.. aber was würdest du tun, wenn dir 2000 Mann die Haare vom Kopf fressen oder du wochenlang nur trockenes Brot und Bockbier sehen würdest? Ich habs gefangen, Nadir sie ausgenommen und der alte Branchan hat es essbar gemacht.“, erklärte Levan amüsiert. „Auf den Inseln lernt man irgendein Handwerk, wenn man zu alt für das Heer ist um sich über Wasser halten zu können. Schmiedekunst.. Tischlerei.. Schreinerei.. Irgendwas, aber die meisten schaffen es ohnehin nicht.“, sinnierte Levan. Seine Gedanken kreisten kurz um Branchan, der trotz seines Alters immer noch im Heer agierte. „Es würde eine Siedlung ohne Götterhain werden.. mit unzähligen Hurenhäusern und Kneipen.“, sinnierte Levan weiter. Immerhin hatte Celia ihre Nachhut, die von Nadir durchgefüttert wurde, wenn er den Winter über in der Stadt war. Ein Leben, an das sich Levan gut erinnern konnte, aber ihm entsagt hatte. „Nur weiß keiner, ob es je dazu kommen wird, wenn das mit den weißen Wanderern stimmen soll.“
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Calideya
Anfänglich hatte Calideya es genossen, einmal „frei“ zu sein, nicht etwa im Besitz eines Klosters oder aber eines Königs. Levan hatte Calideya die Chance gegeben, sich frei zu bewegen, Menschen kennenzulernen und Erlebnisse zu haben, indem er sie als seine Gefährtin anerkannte, letzten Endes sogar zur Frau nahm. Nur nahm die anfängliche Freude ab, denn Calideya erkannte inzwischen, dass die Freiheit, in der sie sich geglaubt hatte, auch nur bedeutete, von Korsagen eingeschnürt und für Männer hübsch gemacht zu sein. Sie sehnte sich langsam danach, sich die Hände schmutzig zu machen, dreckige Röcke zu tragen. Zum Beispiel wollte sie gerne Kräuter sammeln, anderen Leuten anbieten und sich damit ein Geschäft aufbauen. Die Idee kam ihr schön vor, aber vielleicht etwas zu voreilig. „Ich fürchte auch, dass ich hier sicherer bin, aber nicht unbedingt glücklicher.“ Calideya seufzte leise, richtete ihren Blick dann aber wieder auf Levan. Es gefiel ihr, ihn so ausgelassen zu hören. „Was für andere Dinge? Doch nicht etwa Kochen?“, ging sie auf seinen Witz ein, schmunzelte leise. Sie war gespannt, was er ihr noch zu sagen hatte.
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Levan
Levans Mundwinkel zuckten kurz, unsicher ob vor Freude oder Kummer über die vergangenen Tage, die nun wieder in seiner Erinnerung aufleben konnten. „Keine Verpflichtungen, keine Etikette..“, dachte er laut nach, atmete leise aus. Als Calideya anfing von Levans einstigen Spinnereien zu sprechen, die Bran jedoch in weite Ferne gerückt hatte, lebte auch der Gedanke in ihm wieder neu auf. „Ich hatte nie ein langes Leben am Hof, aber das hier ist ermüdend.“, gab Levan zu. „Die letzten Winter habe ich in einem Zelt geschlafen.. oder unter dem freien Himmel, aber niemals nächtelang in dieser Burg auf Fellen und über weichen Kissen.. Im Krieg ist man zwar nicht frei, aber ungebunden.“, brummte Levan fast schon ein wenig sehnsüchtig. Er vermisste das Dasein, den Nervenkitzel.. die Schlacht.. genau das zutun, was er beneidenswert gut konnte. „Allerdings.. ist es genau jetzt sicherer für d i c h in der Burg zu bleiben.. da draußen sind weiße Wanderer. Egal, was Lexus sagt.. ich habe gesehen, was da draußen herumläuft und ich bin mir sicher, dass du es nicht sehen solltest. Ein Winter mehr an der Burg schadet dir nicht..“, musste Levan zugeben. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du je kochen musstest..“, neckte er sie verhalten, zog die Brauen nach oben und schenkte ihr ein spöttisches Grinsen. „Davon mal abgesehen.. davon mal abgesehen weiß ich nur, wie man Kriege führt, Kriegsplätze aufsetzt und Stahl schmiedet. Davon wird man weder satt noch glücklich. Und ein paar andere Dinge..“, so selten wie nie verfiel Levan in Redelaune. Hielt sich aber in der Ausführung von letzterem zurück.
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Calideya
Während Levan zu sprechen begann, drehte sich Calideya so, dass sie auf dem Bauch lag und Levan ihre volle Aufmerksamkeit schenken konnte. Wie er von seiner Familie sprach, erfüllte Calideya zu gleichen Teilen mit Freude und Trauer. Levan würde sie vielleicht nie wieder sehen, andererseits … Noch immer zweifelte sie and er Begegnung mit Leyla. War diese real gewesen oder hatte ihr Verstand ihr einen Streich gespielt? Aus Angst, ihn damit noch weiter aufzuwühlen, verschwieg sie das kurze, aber sehr informative und aufwühlende Treffen. „Das klingt toll, was du erzählst … so ganz anders und so viel schöner als auf einer Burg.“, ging Calideya auf die Erzählung ein, seufzte leise. Sie kannte ein ganz bescheidenes Leben im Kloster, inzwischen aber auch eine mit Luxus bestückte, andere Seite der Gesellschaft. „Ich würde auch gerne irgendwo mit euch leben, wo man als Dame nicht nur von einer Mahlzeit auf die nächste wartet.“ Ihr Blick flog nun über seine Brust hinweg in sein Gesicht und sie zog fragend die Brauen nach oben. „Oder meinst du, ich würde den nächsten Winter dann nicht mehr überleben?“, scherzte sie in Anbetracht dessen, dass sie nie besonders viel über irgendein Handwerk gelernt hatte. „Vielleicht wird dein Traum von einer Siedlung ja irgendwann Wirklichkeit und wir können unabhängig vom Leben am Hofe leben und ich kann mich auf die Probe stellen…“
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Levan
Calideya forderte ihn auf mehr zu erzählen, von Dingen, die er längst verdrängt und durch den Traum der letzten Nacht wieder neu erblickt hatte. „Ich erinnere mich nicht mehr an besonders viele Dinge..“, gestand er ihr ein, dachte einen Moment nach, was griffig und handfest war um es weiterzugeben. „Meine Eltern hatten ein Haus in einem Fischerdorf nahe Königsmund. Als Kind haben meine Schwester und ich auf dem Dachboden geschlafen.. im Sommer unerträglich.“, ein mattes Grinsen formte sich auf seinen Lippen. Leyla. „Genauso unerträglich wie meine Schwester.“ „Mein Vater hat mich jeden Tag mit auf die See genommen, mir gezeigt, wie man Netze knüpft und einholt, wenn sie einmal draußen sind. Er hat seine Boote selbst entworfen und gebaut.. jede seiner Ideen hat er gezeichnet und an Bretter genagelt um sie aufzuhängen. Er zeichnete auch uns, ewig lange. Niemand konnte so lange stillsitzen.. keines der Bilder ist je fertiggeworden. Und meine Mutter.. sie hat aus Glasstücken ein Haus gebaut und Pflanzen darin gesät, dann getrocknet und zermalmt. Die Königswache war früher oft da um sie festzunehmen und dann wieder laufen zu lassen.. niemand wusste, wie sie es jedes Mal aufs Neue geschafft hat davonzukommen. Ich konnte tun und lassen was ich wollte.. keiner von beiden war religiös und hat sich an Bräuche gehalten. In Rosby hat es niemanden interessiert und meine Eltern auch nicht. Meine Mutter war.. wohl zu stolz um etwas darauf zu geben, was man über sie gesagt hat. Als sie mich später auf die Inseln gesteckt haben, glaubte ich so sein zu müssen.. aber das hat nicht funktioniert. Ganz im Gegenteil. Und letztendlich wurde mir bewusst, dass all das eine Lüge war, woran ich geglaubt hatte. Irgendwann habe ich angefangen zu vergessen, was ich hinter mir lassen musste.. weil ich sie nie mehr wiedersehen würde..“
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Calideya
Calideya hätte jetzt mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Levan ihr von seiner Kindheit erzählen würde. So weit hatten es die beiden schließlich noch nie gebracht. Levan erzählte nicht gerne von seiner Jugend, die er die meiste Zeit auf den Eiseninseln verbracht hatte. Calideya würde meinen, der Gedanke an die Zeit davor habe einen bitteren Beigeschmack, wo er seine Eltern und seine Geschwister seitdem nicht mehr wiedergesehen hatte. Ihr ging es ähnlich, schließlich war sie auch nicht wie ein normales Mädchen bei ihrer Familie aufgewachsen, sondern in einer religiösen Einrichtung voller Qualen und Pein, ohne Eltern. Als Levan nun erwähnte, er habe sich diese Narbe selbst zugefügt, zog Calideya hörbar erschrocken die Luft ein, schenkte ihm dann einen überraschten Blick. In ihr Gesicht war geschrieben, dass sie sich die Schmerzen vorstellen konnte — und sie womöglich dramatischer gestaltete, als sie eigentlich waren. Dann richtete sie den Blick wieder auf die vernarbte Stelle. „Kannst du mir vielleicht noch ein bisschen mehr aus deiner Jugend erzählen, bevor man dich auf die Inseln gebracht hat?“
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Levan
Levan rührte sich kaum noch und ließ Calideya gewähren, als sie sich an ihn schmiegte und das blonde Haupt auf seiner Brust bettete. Seine Augen standen auf Halbmast, weiteten sich jedoch ein bisschen, als sie seine rechte Hand entlangstrich und verharrend an einer Stelle innehielt. Sein Blick folgte dem ihren und so betrachtete er die Stelle, die sie ausgeguckt hatte. „Das war ich selber.“, erwiderte er ein wenig wortfaul, atmete geräuschvoll die Luft aus. „Ich habe dir.. vor einer ganzen Weile erzählt, dass ich im Süden geboren wurde, richtig? Mein Vater.. war Fischer und als Junge fuhr ich mit ihm raus auf die See. Die Rosby Bucht lag direkt vor uns in der großen Schwarzwasserbucht. Es wimmelte damals von Fischern und Anglern.. einer dessen Söhne wettete mit mir, dass ich es nicht schaffen würde mir einen Haken durch die Stelle an der rechten Hand zu rammen ohne zu schreien. Ich war linkshändig. Also tat ich es.“, ein schiefes Grinsen trat unerwartet auf Levans Lippen, während er daran dachte. „Das Herausziehen war aber nicht ohne.“, Levan senkte den Blick auf Calideya, zog die Brauen nach oben.
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