nicole-nadler
Mein Leben als junge Witwe
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ich möchte hier aus meinem Leben erzählen, um anderen Mut zu machen. Nicht aufzugeben, sondern weiter zu kämpfen, egal wie schwer der Weg ist.
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nicole-nadler · 9 days ago
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Der Albtraum, plötzlich jung verwitwet zu sein
Man glaubt, dass man vieles, sogar fast alles, mit seinem Partner überwinden kann, auch Krankheiten. Es stimmt! Die Ursache war vor 8 Jahren die Diagnose Hodenkrebs mit Metastasen in der Lunge. Trotz einiger Rückschläge sind wir zusammen durch dick und dünn gegangen. Dann 2023 der nächste Schlag in die Magengrube. Er muss nun 24/7 beatmet werden, kann aber wieder nach Hause. Wir haben die Hoffnung, dass er es auch wieder von der Beatmung wegschaffen kann. Aber diesen Kampf hat mein Mann letzten September jedoch verloren.
Ich habe meinen Ehemann die ganzen 8 Jahre gepflegt, war immer für ihn da. Denn bei einer Erkrankung mit der Lunge bekommt ein kranker Mensch in Deutschland nicht den Pflegegrad, den er braucht, sondern nur den, der nach den Modulen einem zusteht, was in unserem Fall Pflegegrad 2 war. Hierbei wird weder Atemnot noch zu wenig Lungenvolumen gar nicht erst berücksichtigt. Es wurde lediglich die Thoraxdrainage berücksichtigt.
So blieb mir also gar nichts anderes über, als zu Hause zu bleiben und mich um ihn zu kümmern.
Wir sind zusammen durch alle Höhen und Tiefen gemeinsam gegangen und plötzlich steht man da, weiß nicht, wie einem geschieht. Dann wendet man sich Hilfe suchend an einen gewissen Verein, welcher eigentlich beraten sollte, aber davon ist dieser weit entfernt. Danach ist man genauso schlau wie vorher, es wurde lediglich ein kleiner Witwenrentenantrag für mich gestellt. Zudem bekomme ich als Aussage, dass es für mich keine weiteren Hilfen gibt. Ich habe meinen Mann 8 Jahre lang bestimmt nicht aus Spaß an der Freude zu Hause gepflegt, und bin deshalb nicht arbeiten gegangen, sondern weil es nicht anders ging. Aber das interessiert diese werten Menschen nicht, stur nach Schema F, falls das überhaupt richtig war.
In meiner Not habe ich dann dem Bot von ChatGPT mein Leid geklagt, dieser hat mir dann etwas von einer Härtefallregelung geschrieben. Ich habe daraufhin meinen Anwalt kontaktiert, der fragte mich nur, warum die denn nicht gleich den Antrag auf die große Witwenrente gestellt haben. Wenn die Krankenkasse in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt hat, dann sollte ich auch ALG1 bekommen.
Der Widerspruch läuft gerade, bin ja mal gespannt, was dabei rauskommt.
Inzwischen habe ich erfahren, dass ich ALG1 abgelehnt wurde, denn ich habe die letzten 30 Monate kein Sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis gehabt.
Kann man ja eigentlich auch nicht, wenn man jemanden zu Hause 24/7 pflegen muss, also hier auch wieder zum Anwalt?
Man möchte gar nicht glauben, wie man als pflegender Angehöriger in den Dreck getreten wird, sobald der Gepflegte stirbt. Man hat sich über Jahre was aufgebaut und das wird einem dann mit einem Schlag alles weggenommen, dafür soll man halt dann Bürgergeld beantragen.
Dieser Staat hat für pflegende Angehörige definitiv nichts übrig.
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