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Wird mir das Spaß machen?
Über den Unterschied zwischen Interesse und Arbeit
Es ist Sonntag Abend, ich sitze vor meinem Laptop und versuche mich an meinem ersten Text für den kürzlich erstellten Blog. Ich weiß nicht mal, ob Tumblr dafür überhaupt die richtige Plattform ist und erst gar nicht, ob sich das hier jemand durchliest. Was soll’s. Willkommen und bitte rennt nicht direkt wieder weg, denn jetzt geht’s erst los:
Wenn ich an den morgigen Tag denke, dann kommen in mir gemischte Gefühle auf, denn ich muss mal wieder arbeiten. Die Leute, die mich kennen, würden jetzt sagen: “Heul doch nicht so rum, sind doch nur zwei Tage in der Woche”. Für alle die sich jetzt fragen, wer auf der Welt nur zwei Tage in der Woche arbeitet und damit über die Runden kommt: Ich studiere und arbeite nebenher als Werkstudent in einer Kanzlei. Jaja, der arme Student beschwert sich wegen zwei Tagen Arbeit, ich seh’s ja selber ein. Dennoch versuche ich euch mal zu erklären, warum mir das trotzdem alles so schwer fällt.
In der Schule war ich mir seit der ersten Stunde Ökonomie sicher: “Das will ich mal machen, irgendwas mit Wirtschaft.” Es kam, wie es kommen sollte. Mein Studienfach heißt zwar nicht irgendwas mit Wirtschaft, aber es kommt dem inhaltlich schon ziemlich nahe. Mein Pflichtpraktikum während des Studiums hat mir ganz gut gefallen, aber in mir spürte ich, dass es definitiv nicht das sein kann, was ich mein ganzes Leben machen möchte. Also dachte ich mir: “Weitere Bereiche ausprobieren, sich umschauen und irgendwann wird schon was dabei sein.” Naja, bisher war noch nichts dabei und zu 100% ist es der jetzige Job nicht. Es kommen Gedanken auf, habe ich überhaupt das richtige studiert? Ne, kann nicht sein, das wäre mir bestimmt früher eingefallen...
Lange Rede kurzer Sinn: Findet ihr nicht auch, dass die Schule viel zu wenig Einblicke in die berufliche Praxis gewährt? Klar, man hat sehr viele verschiedene Fächer, macht Praktika und besucht Veranstaltungen zum Thema Jobfindung. Aber, und da spreche ich für sehr viele meiner Freunde: Eine bestimmte Thematik auf inhaltlicher Ebene interessant zu finden, ist etwas ganz anderes als sich später beruflich damit beschäftigen zu müssen.
Ein kurzes Beispiel macht vielleicht deutlich, was ich damit meine: In der Schule fand ich Wirtschaft, Geschichte und Politik am interessantesten. So kam die Überlegung: Mit Geschichte- und Politikwissenschaften ist später nur das Taxifahren drin (Sorry, wenn ich hier ein Klischee bediene), mit Wirtschaft allerdings kann man gut was anfangen. Ich nahm noch Recht dazu, um mich ein bisschen von der Masse zu differenzieren und nicht als Standard Wiwi/BWL-Student abgestempelt zu werden. Die Inhalte sind toll, teilweise natürlich auch langweilig, alles andere wäre utopisch. Ich sage euch aus eigener Erfahrung: Nicht einmal zehn Prozent von dem was ihr im Studium lernt, benötigt ihr später in eurem Job. Das was ihr da lernt, ist zwar teilweise echt interessant, fesselnd und weckt eure Neugier, allerdings nicht mit dem zu vergleichen, was ihr in der Arbeitswelt abarbeitet, außer ihr strebt eine Hochschul-Karriere an. Gerade die interessanten Inhalte, seien es wirtschaftliche Zusammenhänge, rechtliche Probleme oder ethische Fragestellungen, damit werdet ihr euch später nicht mehr beschäftigen. Vielmehr geht es jetzt um’s Managen, Organisieren, Abarbeiten und Kommunizieren.
Und genau das ist mein Problem: Ich beschäftige mich in meinem Job nicht mit den Dingen, die mich interessieren, sondern arbeite irgendetwas ab, was mir auf den Schreibtisch geworfen wird. Dabei verfolge ich nicht ein mal einen bestimmten Zweck, sondern helfe nur irgendeinem Unternehmen noch mehr Geld zu verdienen oder besser gesagt, weniger Geld zu verlieren.
Versteht ihr also, warum ich auf den morgigen Tag keine Lust habe?
Ich spreche hier natürlich nicht für alle Studenten aller Studienrichtungen, sondern lediglich für einen Bruchteil der “irgendwas mit Wirtschaft-Studenten”. Irgendjemand wird ja auch noch an den Dingen, die ich verabscheue, Spaß haben. Dennoch sage ich: Es geht vielen so wie mir, die sich am Ende ihres Studiums befinden und sich nicht vorstellen können in einem der Bereiche zu arbeiten, in die sie bereits reinschnuppern konnten.
Seitdem mir das alles klar geworden ist, treffe ich Entscheidungen nicht mehr nach den Kriterien Geld, Lebenslauf, Prestige, etc., sondern stelle mir die ganz einfache Frage: Wird mir das Spaß machen?
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