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Abschied nehmen
Nach etlichen Jahren kehrte ich einmal mehr in die Stadt ein, in der ein Teil meiner Familie wohnte. Barth lag im tiefsten Mecklenburg. Während des zweiten Weltkrieges und der Teilung Deutschlands war die Stadt wichtig. Industrie und Handel blühten. Doch bereits einige Jahre vor dem Fall der Mauer, wurde die Stadt selbst langsam zugrunde gerichtet. Die Werkstätten, die früher Flugzeugteile herstellten, wurden nach und nach geschlossen und die Gärten, die die Stadt zum Großteil selbst mit Lebensmitteln versorgten ließ man in sich zusammenfallen. So kam es, dass man diesen Ort mit der Zeit vergas, während die Bevölkerung immer älter wurde und kaum neue Menschen hinzuzogen. Meine Großeltern lebten in dieser Stadt schon lange bevor mein Vater geboren wurde und nun kehrte ich als ihr Enkel ein letztes Mal zurück. Sie wohnten in einem Block am Stadtrand in der Nähe eines alten Flugplatzes. Als ich alleine in der Wohnung stand, sah ich, dass sich nichts verändert hatte. Nur, dass am Ende des kurzen Flures kein Wandschrank mit eingeweckten Lebensmitteln war, sondern eine Tür, die in ein Schlafzimmer mit zwei Einzelbetten führte zwischen denen ein Nachttisch stand. Wie auch der Rest der Einrichtung, war dieses Zimmer mit alten Möbeln bestückt, die so aussahen als würden sie bald auseinanderfallen. Die typischen Blümchenmuster zierten die Betten und ein verbrauchter Geruch lag in der Luft. Ich ging in das Zimmer. Das linke Bett stand leer, war allerdings sauber bezogen, wie in einem Hotel. Im rechten Bett lag meine Oma unter dicken Decken mit dem Kopf zum Fenster geneigt. Zwischen den Betten beugte ich mich über sie und sah, dass sie noch schlief. Sie sah anders aus, als ich sie in Erinnerung hatte. Sie hatte stark abgenommen. Früher war sie aufgrund ihrer Diabeteserkrankung sehr dick, aber jetzt hatte sie beinahe schon Normalgewicht. Ihr Haar war grau, wie früher, aber voller. Am meisten wunderte ich mich über ihr Gesicht. Ihre Züge waren nicht mehr wieder zu erkennen. Das ehemals runde Gesicht zog sich in die Länge, aber sie sah so viel freundlicher aus, als sie sich früher immer gegeben hatte. Trotz ihrer Veränderung zweifelte ich nicht daran, dass wirklich meine Großmutter vor mir lag. Sie öffnete langsam die Augen und drehte sich zu mir. Sie sprach schwer und langsam. „Ah, da bist Du ja, mein kleiner Enkel.“ Ich legte ihr meine Hand auf die Stirn und strich ihr etwas durchs Haar. „Natürlich bin ich hier.“
Ihr schwaches Lächeln strahlte trotz dessen vor Freund, dass sie jemand besuchen kam. Ich war alleine mit ihr im Zimmer und der Wohnung. Alles war still, als wäre die ganze Stadt ausgestorben. „Ich freue mich so, dass Du da bist.“ Sie wurde merklich schwächer. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und strich ihr noch einmal durch das Haar. „Ich hab Dich lieb, Oma.“ Daraufhin lehnte sie sich wieder zum Fenster, atmete tief aus und rührte sich dann nicht mehr. Ich war der Einzige, der da war um meine Großmutter am Sterbebett zu begleiten. Es war schwer, aber ich trauerte nicht. Ich war froh, dass sie es endlich hinter sich hatte. Zusätzlich musste ich mir die Frage stellen, was ich tun sollte. Zwar erwartete ich, was eben passiert war, aber es war Wochenende und später Abend. Ich wusste nicht, ob sie jemanden hatte, der sich um ihre Beerdigung kümmert oder sie bis dahin verwahrt. Ich suchte im Schlafzimmer, Flur und Wohnzimmer nach irgendwelchen Anhaltspunkten. Schließlich konnte ich meine Oma nicht einfach tot in ihrer Wohnung zurücklassen. Es dauerte Stunden, bis ich eine kleine durchsichtige Plastikverpackung in einer Schublade entdeckte, in der ein handgeschriebener Zettel lag. Sie hatte etwas für mich notiert, aber die Schrift und ein Großteil der Zahlen waren unleserlich. Lediglich eine schief geschriebene Zahlenkombination konnte ich entziffern. Sie war länger als die anderen und stand unter einigen unerkennbaren Worten, also tippte ich die Nummer in ihr Haustelefon ein. Zu meinem Glück meldete sich jemand am anderen Ende. „Bestattungsinstitut Barth, wie darf ich Ihnen zur Seite stehen.“ Mir liefen vor Freude Tränen übers Gesicht. „Guten Abend. Verzeihen Sie, dass ich Sie zu so später Stunde störe, aber meine Oma ist soeben verstorben und ich weiß nicht, ob sie sich darauf vorbereitet hat. Ich habe eben nur einen Zettel mit ihrer Nummer gefunden.“ „Ok, mein Herr. Wir wissen bereits Bescheid. Ihre Großmutter hat uns darauf vorbereitet. Wir schicken jemanden vorbei, der sich um alles weitere kümmert.“ Ich bedankte mich und legte auf. Es war eine unglaubliche Erleichterung zu wissen, dass sie sich bereits darum gekümmert hatte. Ich hatte zwar schon Familie und Freunde an den Tod verloren, aber ich habe nie jemanden über die Grenze begleitet oder mich um die Beerdigung gekümmert. Ich sah mich ein letztes Mal in der Wohnung um. Bevor ich die Tür zum Schlafzimmer schloss, durchsuchte ich einen weiteren Nachttisch, der links vom leerstehenden Bett stand. Ich wusste nicht, was ich suchte und lies es daher auch schnell bleiben. Als ich einen letzten Blick ins Wohnzimmer warf, bemerkte ich, dass mein Laptop neben dem Fernseher im Regal stand. Da ich dachte, dass meine Arbeit getan sei, wollte ich mir meine Sachen schnappen und mich irgendwie nach Hause begeben, sobald der Mann vom Bestattungsinstitut kam. Als ich den Laptop zusammenklappte, sah ich, dass er noch am Stromnetz hing. Ich zog den Stecker, wickelte das Kabel zusammen und legte es darauf. In dem Moment als ich meine Hände fallen lies, sah ich noch meine Lautsprecher neben dem Fernseher. Es war als würden immer mehr Sachen von mir an dieser Stelle auftauchen. In der Wohnung lassen konnte ich sie nicht und eine Tasche war auch nicht griffbereit. Ich schloss die Lautsprecher ab und legte sie zum Laptop. Kurz danach kamen noch der Laptop meiner Frau hinzu, ein weiteres Ladekabel, ein Lüfter und ein Headset. Mit zwei Händen konnte ich das ganze Gerümpel gerade noch so tragen und als ich aufstand kam mir der Fernseher auch sehr bekannt vor. Es war mein alter, der den ich vorerst in mein Schlafzimmer verfrachtet hatte. Ich legte die Sachen wieder beiseite und überlegte mir, wie ich das alles alleine aus der Wohnung tragen sollte. Eine gedämpfte Stimme drang durch die Wände, aber ich dachte nicht weiter darüber nach. Die Wohnung lag schließlich in einem Block und die Wände waren nicht gerade schallgedämpft. Ich hörte das Klappern eines Schlüssels und dann das klacken des Schlosses. An der Tür erwartete ich den geplanten Bestatter, stattdessen stand mein Vater in der Tür. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an und schaffte es nicht einmal ganz die Wohnung zu betreten. Zuerst war ich froh, dass jemand da war, der mich nach Hause bringen konnte, aber dann setzte auch bei mir ein Verstehen ein, was mich schrittweise in entsetzen hüllte. Die Stimme, die durch die Wände hallte, war mir bekannt. Ich hatte sie eben zuvor noch gehört. Es klang als würde meine Oma telefonieren. Aber sie war tot und das Telefon lag neben mir.
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Der Bergclan
Das idyllische kleine Dorf in den Bergen zeigte sich prächtig auf einem flachen Hang vor einem großen Wald. Die Häuser baute man aus dicken Baumstämmen, die man übereinander legte und die moosbewachsenen Dächer waren aus Stroh oder Reet aus dem Tal gedeckt. Die klare Luft zog immer eine kleine Nebelbank mit sich, die sich über das Plateau legte, welches von einer Bergkette gänzlich umschlungen war. Am Ende der Straße, die zu uns ins Dorf führte, stand das Haupthaus. Es war fast dreimal so groß, wie die anderen Häuser auf dem Hang und überragte selbst noch das Lager am Waldrand bei der Sägemühle, dessen Fluss in den See weiter unten floss. Mein Blick schweifte über die stabilen Bauten. In mir kam das Gefühl hoch, dass etwas nicht stimmte. Es lag eine verhängnisvolle Unruhe in der Luft und legte sich über das ganze Dorf. Zur Sicherheit ging ich zur Ostseite des Dorfes, wo die letzten beiden Häuser kurz vor dem Wald standen. Von da aus wollte ich über den Norden bis zum Westen die Baumgrenze abgehen und sicher gehen, dass sich niemand heranschlich. Meine Patrouille wurde jäh unterbrochen als ich hinter mir ein aufgeschrecktes Kind nach seiner Mutter rufen hörte. „Mama, Mama, die Hexe. Sie ist da, sie will uns holen.“ Ich sprintete den Hang herunter und sah die Mutter mit ihren beiden Kindern bereits in der offenen Haustür stehen. Einige Meter davor stand jemand mit einem langen Mantel, der von Dreck und Geäst übersät war und einem mannshohen knorrigen Stab. Als sie sich umdrehte, erkannte ich die Hexe an ihren langen grauen Haaren und dem leichten Buckel, den sie unter ihrer Kleidung versteckte. Der Hang lies mich schneller werden. Es würde reichen sie einfach umzustoßen und dann sicher abzuführen. Das dachte ich jedenfalls. Ein Wimpernschlag bevor ich auf sie zu sprang, klopfte sie mit dem Stab auf den Boden und verschwand in einer kleinen Rauchwand, bevor meine Finger sie zu packen bekamen. Ich rutschte über den angefeuchteten Boden. Als ich den Schwung verlor, drehte ich mich zu der Mutter und ihren Kindern um. „Alles in Ordnung bei euch?“ Sie nickten synchron. Aus dem Dorf hörte ich einen Tumult aufsteigen. Wehrlose schrien, während wilde Männer mit tiefen Stimmen Feuer auf die Dächer warfen, begleitet von einem unregelmäßigen Waffen-klirren. „Ihr nehmt euch jetzt das Wichtigste und verschwindet, so schnell ihr könnt.“ Bevor ich ausgesprochen hatte, schlossen sie schon die Tür. Ich raffte mich auf und rannte in Richtung Haupthaus. Die meisten Häuser brannten bereits und viele Unschuldige lagen erschlagen auf dem Boden. Dazwischen einige der Brandschatzer. Die Stimmen passten zu den muskulösen großgewachsenen Barbaren, die oberkörperfrei mit schweren Äxten und Keulen in unsere Heimat kamen. Im Haupthaus brannte noch Licht, aber ohne Waffe konnte ich nicht riskieren zu nahe heran zu gehen, um zu sehen was es mit den Geräuschen im Inneren auf sich hatte. Ich sah einige Bewohner im offenen Lagerhaut am Wald und schloss schnell zu Ihnen auf. Es waren nur eine Handvoll Leute. Ihre Erleichterung war groß als sie mich sahen. Unter ihnen war auch der Sohn des Anführers. Er war Anfang zwanzig und hatte langes braunes Haar, welches er hinter seinem Kopf zusammenband. Mit dabei war sein bester Freund. Er schaute immer etwas grimmig drein. Seine stacheligen blonden Haare verstärkten den Effekt jedoch. Von unserem Dorf konnte sich zwar jeder zur Wehr setzen, aber leider waren nur wir drei jemals im Kampf ausgebildet worden. „Und was jetzt“ fragte einer der Bewohner, der kurz vorher noch seinem Handwerk als Holzfäller und Schreiner nachging. „Wir sollten sammeln, was wir auf die Schnelle finden und dann verschwinden“ schlug der Blonde vor. „Gut, macht das“ antwortete der Thronfolger, „Ich werde ausspähen, was im Haupthaus vor sich geht. Wir treffen uns wieder hier.“ Damit verschwanden die beiden Freunde und noch zwei Bewohner. Ich blieb mit einem im Lager und passte auf, dass das Wenige, was wir noch hatten, auch bei uns blieb. Nach wenigen Momenten kamen alle gleichzeitig zurück. Die drei Sammler waren vollgepackt mit losem Rüstzeug, wenigen Waffen und Werkzeugen. Der junge Prinz kam kurz danach zu uns. „Das ist alles was wir gefunden haben.“ „Das wird für´s erste reichen“ sagte ich. „Was ist mit dem Haupthaus?“ Er schüttelte nur den Kopf. „Die Hexe hat den Bergclan auf ihre Seite geholt. Die Bewohner sind fast alle tot, auch mein Vater.“ Eine Rettung würde also ausfallen. In dem Moment als ich abwägen wollte, was unsere besten Möglichkeiten sind, unterbrach mich der Braunhaarige. „Im übrigen, mein Bester. Ich habe da noch was für Dich gefunden.“ Er warf mir meinen großen schwarz-roten Rucksack zu, indem ich immer meine Rüstung aufbewahrte, wenn ich auf reisen war. Nur leider war er bereits durchwühlt worden. Meinen Helm hatten sie mir genommen und das Kettenhemd zerstört. Von meinem wattierten Leder fehlte jede Spur. Mir blieb nur meine Hose, die ich mit Leder an den wichtigsten Stellen verstärkt hatte und meine selbstgemachten Schienbein- und Unterarmschützer. Ich hielt mich beim aufteilen der restlichen Rüstung zurück. Zu meinem Glück waren mein Schwert und meine Sax mit unter den Waffen, die die Anderen gefunden hatten. Ich legte mir den Gurt an und der Grimmige warf mir einen Helm zu. Beim Aufsetzen bemerkte ich, dass er verbogen war. Er drückte zu stark an die Schläfen, dass ich den Gesichtsschutz nicht bis über die Nase bekam. Aus Zeitdruck hing ich ihn mir an den Gürtel und wollte ihn später mit einem Hammer oder roher Gewalt anpassen. „Sieht so aus als wärst Du jetzt unser Anführer, mein bester Freund. Wohin sollen wir also abhauen?“ Er dachte nach, sah dabei aufs Tal. Mir wiederum legte sich ein bitterer Geschmack auf die Zunge als ich durch den Mund einatmete. Angewidert lies ich die Zunge draußen hängen und entfernte mit meinen Fingern den Belag davon. Auf meinen Kuppen zeichneten sich blutrote und graue Schlieren ab. Der Nebel trug Blut und Asche durch die Luft. „In den Wald“ sagte ich knapp während ich weiter auf meine Finger starrte. Sie sahen mich erschrocken an, also musste ich mich erklären. „Sie werden nicht damit rechnen, dass wir in ein Gebiet fliehen, indem sie sich besser auskennen und stattdessen uns im Tal suchen. Das wird uns einiges an Zeit verschaffen.“ „Dann also in den Wald“ kam es von unserem neuen Anführer. Wir rannten so schnell wir konnten durch das Dickicht. Um uns wurde alles still, als hätten selbst die Tiere den Wald verlassen. Der Wald selbst schien auf einer komplett geraden Fläche zu stehen, als würden wir uns nicht mehr in den Bergen befinden. Oder hatten wir ein Plateau erreicht, von dem niemand etwas wusste? Als wir genug Vorsprung gewannen, verschnauften wir spontan an einem Trampelpfad, der mitten durch die Bäume führte. An der selben Stelle stand ein Handwagen. Überdeckt mit Moos und morsch war er auch, dennoch blieb er intakt als wir uns abstützten. Wir hatten weder Rucksäcke noch Taschen oder Vorräte. Also musste der Wagen mit und wir folgten dem Weg. Die beiden Freunde gingen voran, die überlebenden Bewohner in der Mitte und ich bildete mit dem Wagen das Schlusslicht. Ich schob ihn möglichst gerade vor mir her, da die Bewohner nebenbei alles essbare sammelten und mir auf die Ladefläche legten. Mit den zwei langen Balken konnte ich das Gefährt schieben und ziehen. An den Balken war die Transportfläche ohne jegliche Begrenzung, weswegen mir ständig Pilze drohten herunter zu rollen. Die großen Räder waren das Stabilste an dem gesamten Konstrukt, glichen aber nicht die Schwächen aus. So folgten wir langsam dem Weg über Stunden hinweg, während die beiden an der Spitze pausenlos diskutierten, was wir nun tun sollten. Wir gingen die Nacht über weiter. Am nächsten Tag gegen Mittag sahen wir, wie sich der Wald auftat und endlich helles Licht die abgedunkelten Bäume erhellte. Hoffnungsvoll sprang der junge König auf und rief uns zu. „Ich kenne den Teil hier. Da hinten liegt ein altes Fischerdorf. Vielleicht finden wir dort Hilfe.“ Alle Anderen liefen vor zur Baumgrenze, nur ich balancierte die wackelnden Pilze behutsam über eine Anhebung. Ich freute mich als ich sah, dass sie auf mich warteten, aber als ich sah, was sie sahen, schien auch mir jede Hoffnung verloren. Nicht nur, dass zwischen uns und dem Dorf ein mooriger überschwemmter Pfad lag, das Dorf selbst war bereits komplett zerstört und abgerissen. „Lasst uns wenigstens nachsehen ob jemand überlebt hat. Oder zumindest ein paar Vorräte.“ Damit ging der Grimmige auch schon vor. Es war nahezu unmöglich den Wagen gleichmäßig durch den Schlamm zu führen. Die wenigen Pilze und Pflanzen, die wir gefunden hatten, würden zwar nicht mal für eine Mahlzeit reichen, aber ich wollte nicht riskieren, dass es noch weniger würde. In einer Linie wateten wir durch den Sumpf. Auf die ersten Meter funktionierte es noch halbwegs. Doch der Weg war vom See der Fischerdorfs eingenommen und weggespült wurden. Das merkte ich daran, dass ich nach ein paar weiteren Schritten bis zur Brust im Wasser stand. Der morsche Wagen schwamm knapp unter der Oberfläche und die Pilze schwebten verspielt über der Platte. Nach und nach sprangen vereinzelt welche herunter in den Dreck, als würden sie wissen, dass ich im Wasser keine Hand entbehren könnte. Ich gab mein Bestes, aber durch die Belastung zerbrach der Wagen in meinen Händen und zog alles mit sich in den Schlamm. Ich schloss wieder zu den anderen auf. König und Gefährte sahen mich fragend an. Mein Gesichtsausdruck ließ sie nur verständnisvoll nicken. „Schauen wir mal nach, ob noch jemand da ist“ sagte der König und wir teilten uns auf. Alles war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Dächer waren eingestürzt oder vollständig vernichtet. Aber ich sah keine Leichen oder Skelette. In den Häusern und auf den Straßen fanden wir nichts. Einem kurzen Ruf zufolge, gingen wir in ein Haus, dessen Wand zum Pfad hin eingerissen war. Wie bei einem Torbogen dienten zwei Menschen als Rahmen. Man hatte sie zuerst gepfählt und dann in der Nähe des brennenden Hauses aufgestellt, damit sie in der Hitze noch elendiger starben. „Egal, was diese Hexe und der Clan vorhaben. Wir müssen uns auf alles vorbereiten.“ Damit verstummte auch der Grimmige. Hinter uns ertönte eine sanfte Frauenstimme, mit einer prophetischen Betonung. „Seht ihr es? Könnt ihr es denn nicht sehen? Die Zwei, das Zeichen.“ Sie sprach in Rätseln. Mich wunderte es, woher diese junge Frau kam. Sie schlich sich zwischen uns vor den beiden Gepfählten und sprach Worte, die keiner von uns verstand. Aber diese waren alt und kräftig, das spürte man. Mit den Armen vollführte sie ausschweifende Bewegungen. Dann knackte etwas, der linke Pfahl kippte in die selbe Richtung und riss das Dach eines Holzverschlages mit sich. Die Frau drehte sich mit ihrem grün-weißen Kleid im Wind. „Seht ihr? Sie wollen euch etwas zeigen, etwas geben.“ Ich war der Einzige, der es wagte aus der Ruine an den umgestürzten Pfahl zu treten. Er hatte ein Loch in die Erde gerissen. In dem Moment spürte ich auch die Kraft, die davon ausging, aber das verbrannte Gesicht neben mir lies mich zögern. Zwar streckte ich die Hand aus um in der Asche zu wühlen, aber ich hörte schwere Schritte über mir und ein Schatten nahm mir die Wärme der Sonne. Der Bergclan war uns gefolgt. Über mir stand ein Krieger dessen halber Kopf in Eisen gehüllt war, nur mit zwei Löchern, dort wo die Augen waren. Der Rest war durch ein dickes Kettengeflecht geschützt. Auf seiner Brust waren dunkelblaue Zeichen eingebrannt worden. Eine zerfetzte weinrote Hose steckte in massiven Eisenstiefeln. Er brüllte in der Sprache der Frau, hob dabei seine kurze Axt mit den Händen hoch, die in schwarzen Lederhandschuhen steckten. In dem Moment sah ich auch die blanken Schädel, die er aufgespießt auf seinem Rücken als Schmuck trug. Jemand schrie. „Lauft!“ In einer Gruppe wollten wir das Dorf verlassen. Der überschwemmte Pfad kam nicht in Frage. Sie trieben uns an ein Trockendock, wo die Bewohner einst ein Drachenboot bauten. Von der Seite schnitten sie uns den Weg ab, wodurch wir nur noch in das einzig intakte Fischerboot springen konnten um unsere Haut zu retten. Der stämmige gebrannte Mann rief uns Flüche hinterher als wir uns immer weiter vom Land entfernten. Wir hofften, dass der große See uns einige Zeit schützen würde. Wenn die Bewohner des Dorfes schon ein Drachenboot bauten, könnten wir vielleicht in üppigere Gewässer gelangen. Ich blickte zurück und sah nur noch den Clan. Ich konnte mich einfach nicht davon losreißen, was es mit dieser jungen hübschen Frau auf sich hatte.
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Hexenjäger
Ich lag gemütlich in meinem Zelt, einige Kerzen auf Kisten erhellten das Innenleben. Meine Felle lagen überall auf dem Boden verteilt und dämmten die von unten kommende Kühle. Obwohl ich mich nicht gänzlich in der Breite ausstrecken konnte, war dieses Zelt doch größer als ich dachte. Ich hätte darin sogar stehen können und es war lang genug, dass ich meinen Platz noch mit einer anderen Person teilen konnte, ohne dass jemand zu nahe am Rand lag. Draußen war es zwar windstill, aber die Verankerungen auf dem Boden lagen stramm genug, dass nichts nach Innen gekommen wäre, ebenso wenig, wie durch die Schnürung am Eingang. Ich bemerkte, wie sich neben mir auf dem Boden etwas regte. Als wir uns aufrichteten sah ich eine korpulentere junge Dame neben mir liegen. Sie hatte ein langgezogenes ovales Gesicht, welches von schulterlangen leuchtend roten Haaren eingerahmt war. Ebenso wie ich, hatte sie nicht viel an. Die knappe Kleidung bedeckte im Grunde nur das wichtigste, aber es quoll an einigen Stellen ungünstig heraus. Zugegeben, ich hatte auch nicht viel an, allerdings war dies bei mir mehr der Wärme geschuldet. Ihr Auftreten und ihr Blick verrieten, dass sie versuchen wollte mich zu betören. Ich fragte mich, wieso ausgerechnet sie mit mir in meinem Zelt lag. Mit schmeichelnden Worten versuchte sie mich um den Finger zu wickeln, aber ich schaltete innerlich komplett ab. Über ihrer rechten Brust hatte sie ein Spinnentattoo, ähnlich dem, welches meine Frau an der selben Stelle hatte. Aber das, was ich vor mir sah, war schlecht gestochen. Unscharf und mit falschen Proportionen und Farben. Abgesehen davon, dass ich sie sowieso nicht attraktiv fand, widerte es mich an, dass sie versuchte jemand anderes zu sein um mich von meiner Frau abzubringen. Sie traute sich sogar mit ihrem Finger über meine Brust zu streichen. Die Stille der Nacht wurde unerwartet unterbrochen. Ich richtete mich auf, lauschte nach draußen. Das hielt sie jedoch nicht davon ab es weiter zu versuchen.
„Was ist denn los?“ gurrte sie mich an.
„Moment.“ Ich hob den Finger.
„Was stimmt denn nicht?“
„Bist Du jetzt still.“ Ich wurde ungewollt ernst.
Ich hörte Hufe auf der Straße. Wir hatten das Lager direkt daneben errichtet. Das Sonnensegel samt Feuerstelle und Tische waren unmittelbar am Weg, dahinter lag mein Zelt. Es waren langsame Schritte, die das Pferd tat. Ich spürte förmlich, wie die Blicke des Reiters sich durch das Lager bohrten während er voran ritt. Ich nahm mir meinen Gürtel, prüfte langsam mein Schwert und meine Sax, die ich immer daran hängen hatte. Ich hörte nur die Hufe, die zwar deutlich, aber leicht auf den Boden aufkamen. Der Reiter selbst musste leicht sein und wenig bis keine Rüstung tragen. Höchstens etwas Leder. Mit einem mal wurden die Hufe schneller, er galoppierte los. Ich sprang unmittelbar aus dem Zelt, versuchte ihm hinterher zu blicken, aber als ich einen Blick auf den Weg erhaschen konnte, war er schon weg. Die Morgensonne war bereits aufgegangen und vom Pferd war nicht einmal Staub aufgewühlt worden. Eine Vertraute Stimme drang an mein Ohr.
„Hast Du was gesehen?“
„Nein leider nicht.“
Eine warme sanfte Hand legte sich auf meine Schulter. Zufrieden ausatmend drehte ich mich um und konnte endlich meiner Frau in die Augen sehen. Ich lächelte, legte meinen Arm um ihre Taille, zog sie zu mich heran und küsste sie. In der hellen Morgensonne, die sich im sanften Tau auf der warmen Wiese spiegelte und den weiß leuchtenden Zelten wirkte dieser Moment perfekt. Für den Moment verlor ich mich in ihren strahlend blauen Augen. Leider unterbrach das Gesumme einer Art Meditation den Moment. Reflexartig verfestigte sich mein Griff um die beiden Waffen, um zu testen ob sie noch da sind. Es waren aber nur einige bärtige Leute in weißen Kutten, die vor einem älteren noch bärtigeren Mann im Schneidersitz saßen und sich ihrer Geistlichkeit hingaben. Im Lager war sonst nichts zu hören, auch auf den Wiesen und an der Baumgrenze, gegenüber der Straße, war nichts verdächtiges. Aber das schlechte Gefühl blieb. Ich nahm meine Frau bei der Hand und zog sie fast hinter mir her.
„Wo willst Du denn auf einmal hin?“ fragte sie mich verwundert.
„Ich weiß es nicht, aber ich habe gerade kein gutes Gefühl. Ich möchte die Waldgrenze einmal kontrollieren.“
Sie folgte mir schweigend. Wenn sich mein Gehör nicht getäuscht hatte, gingen wir jetzt den Weg entlang, von dem der Reiter kam. Einerseits dachte ich etwas am unteren Hang an der Grenze zum Wald finden zu können, andererseits hoffte ich, dass mein Gefühl mich täuschen würde. Kurz vor der Grenze brach der Hang ein wenig ab, etwa in der Höhe eines kleinen Baumes, der dahinter versteckt stand. Wir verließen die Straße zur rechten Seite und gingen den flachen Pfad zwischen Hand und Baumgrenze ab. Nach nur wenigen Schritten sahen wir zwei Männer. Ihre Uniform bestand aus einem langen Ledermantel, der an mehreren Stellen mit Kreuzen bestickt war und einfachen Eisenhüten. Beide trugen ihre Schwerter an der Seite, schienen allerdings bemüht nicht einfach so in unser Lager einzumarschieren, welches sie gerade konzentriert ausspähten.
„Verzeiht, aber was tun Sie hier gerade?“
Die Frage scheuchte die beiden auf. Ihre Gesichter verrieten, dass sie nach einer Ausrede suchten, fanden aber einen Angriffspunkt in der rötlichen Haarfarbe meiner Frau.
„Wieso sollten wir jemanden eine Antwort geben, der in Begleitung einer Hexe ist?“
Inquisitoren oder Hexenjäger, dachte ich mir. Blinde Fanatiker bedürften immer einer besonderen Handhabe.
„Eine Hexe... Meine Frau... Werte Herren, ich fasse es schon fast als Beleidigung auf, dass Sie glauben, wir wären so dämlich und würden unser Lager ungeschützt mitten an einer Straße errichten, wenn wir so jemanden verstecken würden.“
Heimlich ergötzte ich mich daran, wie alleine die Länge der Aussage die beiden aus der Fassung brachte.
„Ja, uhhhhh, aber sie könnte trotzdem eine sein. Seht euch doch nur mal ihre Haare an.“
Der dominantere der beiden Männer trat auf uns zu, vorbei an meinem Blick, den ich auf seinen Kumpanen gerichtet hielt. Als er mir wieder unter die Augen trat, hatte er ein blankes Schwert in der Hand mit einer blassen orange-roten Klinge. Seines hing aber noch am Gürtel.
„Und was soll das denn hier sein? Ein Teufelswerk mit roter Klinge!“
In dem Moment war klar, dass es schwierig werden würde mit den beiden klar zu kommen. Ich drückte meiner Frau meine Waffen in die Hand, gab ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihr zu: „Geh wieder ins Lager, ich mach das schon.“
Sie machte auf der Hacke kehrt und ich wies dem leicht dicklichen Oberdeppen vor mir mit einer Handbewegung an mir das Schwert zu geben. Sie sahen skeptisch aus, dachten wohl daran ihr zu folgen, aber dann hätten sie mich im Rücken gehabt. Die Waffe in meiner Hand war eigenartig. Der Griff war etwas zu dick und glatt, der Knauf schien mir viel zu leicht. Das Parier über der Hand war gearbeitet wie zwei geschmückte Flügel, dabei extrem wuchtig und schränkten die Bewegungen ein. Aber die Klinge verwunderte mich doch am meisten. Zum einen wurde diese knapp über der „Parierstange“ plötzlich sehr schmal, fast nur zwei Finger breit. Die Klinge selbst hatte keinen geraden verlauf, obwohl sie zur Spitze hin trotzdem schmaler wurde. Die Mitte des Stahls war nicht von einer Art Hohlkehle geziert, um die Führung zu verbessern, sondern war durchgehend gegratet, wie ein einziges Viereck mit zwei sehr spitzen gegenüberliegenden Winkeln. Nachdem ich das Stück begutachtet hatte, sah ich den Hintermann misstrauisch an. Ich fragte mich, was sie mir gerade für einen Mist an Waffe in die Hand gedrückt haben. Der Fanatiker vor mir blickte schon fast triumphierend. Ich trat zwei Schritte zurück und schwang die Waffe einige Male um ein Gefühl für die Handhabung zu bekommen. Unerwarteter Weise war das Schwert, trotz seines wuchtigen Aussehens, fast federleicht. Bisher hatte ich noch keine vergleichbare Waffe in der Hand gehabt. Jedenfalls vom Gewicht her. Dennoch war es schlecht ausbalanciert und das Parier behinderte viele Bewegungen, die aus dem Handgelenk kamen. Zum Schluss steigerte ich das Tempo und die Wucht der Schwünge, wobei mir das größte Problem des Übels, welches in meiner Hand lag, auffiel. Ich lachte los.
„Nun meine Herren, das hier hat nichts mit Hexerei zu tun. Mit der Waffe hat man Sie schlichtweg einfach nur verarscht.“
Ihnen fiel das Grinsen aus dem Gesicht.
„Schaut mal her.“
Ich hob die Waffe senkrecht vor mir, sodass der Griff auf Brusthöhe stand. Dann klopfte ich mit der freien Hand gegen den Knauf. Die Klinge wackelte schlimmer als ein Seil im Sturm. Es war ein Wunder, dass sie nicht abbrach. Jetzt war ich es, der triumphierend grinste und ging zu dem jungen Baum am Hang. Ich schwang das Schwert gegen den Stamm. Die Klinge drang zwar ins Holz, aber die Waffe wackelte mehr als der Baum. Nur mit viel Kraft konnte ich es wieder herausziehen und mit jedem weiteren Hieb, wackelte es mehr und mehr. Den Stamm habe ich dennoch nicht durchtrennen können. Es hat nicht einmal was gesplittert. Die beiden kamen näher.
„Das hier ist keine Zauberei.“
Ich warf dem Mann wieder seine Waffe zu.
„Das ist eine Grausamkeit am Schmiedehandwerk!“
Dann wurde es plötzlich dunkel.
Als ich erwachte, fand ich mich in einem Käfig wieder, welcher auf dem Boden irgendwo in einem riesigen Keller befand. Die Mauern waren aus dicken Felssteinen gebaut worden und verströmten unaufhörlich eine bittere Kälte, die einem bis in die Knochen drang. Mein Gefängnis stand mit zwei weiteren Leeren auf einer kleinen Anhöhe in einer Ecke des Raumes. Auf dem ebenen Boden vor mir stand lediglich eine Streckbank. Dahinter ein scheinbar endlos klaffendes Loch, an dessen Rand eine Treppe im Kreis stetig nach unten führte. In regelmäßigen Abständen waren Türen an der Treppe aus dickem Holz und mit Eisenbeschlägen. Dazu ein kleines Gitter, welches vor einem Loch auf Kopfhöhe angebracht war, welches man mit einer Scheibe Metall blickdicht verschließen konnte. Zwischen den Türen und an meinen Wänden hingen in breiten Abständen Fackeln, die rauchlos brannten. Es reichte gerade so um alles klar sehen zu können, aber zwischen den Abständen der Feuerscheine war stets ein Streifen dunkel, wie das Loch vor mir. Auf meiner Ebene war ebenfalls eine solche Tür, an der äußeren rechten Wand. So weit von mir entfernt, wie es nur möglich ist, aber dennoch einsehbar. Zwei Gestalten tauchten vor mir auf und öffneten den Käfig. Entkräftet fiel ich hinaus. Es folgten Tritte gegen meinen Körper und das Gesicht. Jemand packte mich an der Schulter und drehte mich zu ihnen. Es waren die beiden Gestalten vom Waldrand. Anscheinend war wohl ein Dritter in der Nähe, hat mich bewusstlos geschlagen und auf dem Weg zum Verlies haben sie sich bestimmt eine Geschichte ausgedacht, worin ich wahrscheinlich einen Auftritt als Gotteslästerer hätte. Es klopfte an der Tür. Eine Wache kam aus einer dunklen Ecke, schob die Platte zur Seite und öffnete danach die Tür. Trotz meines leicht verschwommenen Blickes konnte ich erkennen, dass meine Frau am Eingang stand. Sie trug ein wunderschönes grünes Kleid mit hellen Stickereien darauf, ihre Haare waren gänzlich blond und sie hatte einen Strauß weißer Blumen in der Hand. Ich lächelte als ich sie sagen hörte, dass sie zu ihrem Mann wolle. Daraufhin rissen mich die beiden hoch und verschleppten mich zur Treppe. Dabei hörte ich die Wache noch scheinheilig sagen:
„Es tut mir leid, aber ihr Mann ist gerade unten und kann auch so schnell nicht hochkommen.“
Unten, in der Dunkelheit, folterte man mich. Man legte mich aufs Rad oder die Streckbank, schlug mich, lies mich frieren oder verbrannte mein Fleisch. Sie setzten mich unsäglichen Schmerzen aus, wobei sie stets darauf achteten, dass ich nicht starb oder mir etwas brach. Stattdessen prellte man mir Rippen und Gelenke, ließ Bärenfallen an allen Möglichen Muskeln zuschnappen. Später machten sie sich einen Spaß daraus meinen Kopf in eine Art umgekehrte Bärenfalle zu stecken, dessen Mechanismus sie in meinem Mund anbrachten und so durfte ich unter Schmerzen darum „spielen“, dass es mir nicht den Kiefer vom Schädel riss. Später sah ich die Opfer der Apparatur. Zur Unkenntlichkeit entstellt mit langen Zungen, die vertrocknet aus dem Hals hingen. So zog es sich über Tage, Wochen, Monate. Jegliches Zeitgefühl ging mir verloren, auch weil sie mich nicht mehr schlafen ließen. Stets sah ich die gleichen Gesichter. Aber nach einer gefühlten Ewigkeit, tat sich die vordere Tür auf und zwei gestandene Männer traten mit lauter Stimme ein.
„Was spielt sich hier ab?“
Die Peiniger, die mit dem Fuß in meinem Nacken meinen Kopf direkt in eine Bärenfalle drücken wollten, ließen ab und standen kerzengerade und salutierten.
„Nur unsere Arbeit, Hauptmann. Guten Tag, Feldwebel.“
Ich kippte erschöpft zur Seite und sah die Männer genau an. Ihre Uniformen waren stabiler, als die der anderen. Zusätzlich waren sie ausgeschmückter mit Zeichen auf den Schultern, speziellen Orden an der Brust und edleren Kopfbedeckungen. Das Gesicht des Hauptmanns war stark vernarbt und er trug ein bestimmtes Symbol an der Brust, welches der Feldwebel nicht besaß. Dafür fehlte ihm allerdings die Feder am Lederhut. Des Feldwebels Stimme war ruhig und eindringlich, was sie in Verbindung mit seiner Augenklappe besonders bedrohlich erscheinen ließ.
„Stimmt es, dass sie diesen Mann ohne richtige Anklage hier unten festhalten?“
Im ganzen Gewölbe wurde es still. Als würde seine Stimme bis tief in das Loch reichen.
„Für euch beide lasse ich mir noch was schönes einfallen. Hauptmann, gehen Sie mir zur Hand.“
Er nickte und beide hievten mich vom Boden hoch. Ich hörte noch eine weitere Person in den Raum kommen, mit leichteren Schritten. Anhand der verschwommenen Umrisse eines grünen Kleides und der blonden Haare, konnte ich erahnen, wer zu mir kam. In der Zeit, in der ich eingesperrt war, konnte ich mir einen kleinen Luxus aushandeln. Eine regelmäßige Rasur. Ich wollte trotz des geschundenen Körpers sichergehen, dass man mich noch erkennen konnte. Oder eher, dass mich eine bestimmte Person noch erkennen konnte. Sie kam näher, sah mich an, während ich mit den Armen auf den Schultern des Hauptmanns und des Feldwebels hing. Meine Frau hatte es tatsächlich geschafft mich aus dieser Hölle von Fanatikern zu befreien. Vielleicht konnte sie ja doch zaubern.
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Elterntreffen
Ich nutzte die Zeit meiner Pause um mich etwas von der Schule zu erholen.Ich hatte Zeit von 11.20 Uhr bis 11.40 Uhr und trotz der recht frühen Zeit, stand die Sonne tief und orange leuchtend am Himmel, so dass die Menschen weite Schatten warfen. Einige Schleichwege führten mich auf dem schnellsten Weg durch die Innenstadt zu einer der Brücken, die über einen Fluss führten, der neben der Altstadt floss. Die Luft war angenehm warm und so ließ ich mich hinreißen mich an den schmalen Strandabschnitt neben dem Brückenkopf hinsetzen zu wollen. Vorher warf ich allerdings noch einen Blick auf die Zeit. Es war 11.35 Uhr. Meine Gelassenheit verflog in Windeseile, da ich wusste, dass ich zu spät zur nächsten Stunde kommen würde, selbst wenn ich mich sofort auf den Weg gemacht hätte. Entgegen meines Gefühls entschied ich mich dazu, doch noch einen Moment am Wasser zu genießen. Als ich den Gehweg verließ, bemerkte ich, dass etwas an meiner Kleidung nicht stimmte. Es war auf einmal eng, zugig und scheuerte unangenehm an der Beinbehaarung. Mit einem Blick nach unten musste ich feststellen, dass ich eine schwarze Strumpfhose trug, die allem Anschein nach von meiner Frau war. Nicht nur, dass mir als schlanker Mensch, solch enge Beinkleider nicht stehen, die grobmaschige Arbeit ließ einiges durchblicken und die Enge hob gewisse Stellen hervor, die ich nicht gerade in der Öffentlichkeit zur Schau stellen wollte. Zu meinem Glück waren nicht viele Menschen unterwegs und ich bereits nahe am Wasser. Mit einem Schlag traf mich eine starke Benommenheit. Meine Beine knickten weg, ich verlor immer wieder das Gleichgewicht und konnte meine Augen kaum aufhalten. Nur mit Mühe gelang es mir, mich halbwegs sicher hinzusetzen, aber ich war zu weit ans Wasser gegangen, dass die erste Welle vom Fluss meinen Hintern völlig durchnässte. Wie schwer verwundet zog ich mich am Gras weiter weg vom Wasser und legte mich mit dem Rücken flach hin. Ob ich zu spät kam oder nicht, diesen Moment musste ich nutzen um mich wieder zu fangen und ich war dankbar darüber, dass mir kein kalter Wind den Hintern abkühlte. Spontan fiel mir ein, dass die Zusammenkunft mit den Eltern erst um 12 Uhr war. Bis dahin würde ich es schaffen wieder in der Schule zu sein. Für den Moment schloss ich die Augen, spürte die Wärme auf meiner Haut, hörte den Wind durch das Schilf rauschen und die leise knirschenden Schritte der Leute. Nach einigen Atemzügen öffnete ich wieder die Augen und stellte mich mit einem Ruck wieder auf die Beine. Mit geraden Schritten ging ich wieder auf die Brücke zu. Ich überlegte noch, ob ich nicht vielleicht meine Beine kontrollieren sollte, doch innerlich winkte ich ab. Ob nasse Strumpfhose oder trockene Jeans, es würde nichts daran ändern, dass ich noch ein Treffen zu erledigen hatte. Zurück in der Schule ging ich die Treppen bis ins letzte Stockwerk. Das Gemäuer erinnerte mich an meine Grundschule, aber die Stufen waren dafür zu normal gebaut. Während der letzten Schritte zum dritten Obergeschoss, hörte ich bereits Gezeter aus einer der Türen. Ich sah zuerst auf die Uhr, 11.53 Uhr, noch pünktlich. Die digitale Anwesenheitsliste der Eltern, die im Flur hing, war fast leer, bis auf drei Bilder von Elternteilen. Eines der Bilder zeigte meinen Vater und ich war nicht überrascht. Einerseits war es bei Elterntreffen immer besser, wenn er dabei war und andererseits würde er nicht mit einem gemeinsamen Event starten, wenn ich noch nicht da wäre. Noch bevor ich an die Tür, rechts von mir klopfen konnte, wurde diese bereits geöffnet und die letzten drei Eltern kamen samt einiger Lehrer hinaus. Mein Vater lächelte mich, wie immer, freudig an, wir schlugen die Hände zusammen und umarmten uns dann. In seiner Begrüßung stand jedoch eine gewisse Besorgnis. „Mensch wo warst Du Großer? Du bist doch sonst immer so pünktlich.“ „Ja, ich weiß. Ich hatte die ersten zehn Minuten bis halb 12 mit Essen verbracht und bin danach nochmal in die Stadt zum Fluss. Hab erst leider da gemerkt, dass ich schon zu spät bin. Naja und dann wurd ich schlagartig so müde, dass ich mich für einen Moment hinsetzen musste.“ Er nickte, seine Bedenken waren noch nicht ganz aus seinem Blick verschwunden, aber ich war da und hatte mich wohl wieder gefasst. Ich wusste, dass er sich immer Sorgen machte, gerade wenn ich von solchen Ereignissen erzählte, aber ich konnte ihm nicht alles sagen. Er würde nur wieder zu viel nachdenken. Jemand öffnete die Tür gegenüber vom Treppenabsatz zu einem Raum mit einer Dachschräge mit Fenster unmittelbar hinter der Tür. Wände, Boden und Decke waren aus nahezu unbehandelten Holzdielen und überall hingen Kleiderhaken für die Jacken. Als die letzten Kleidungsstücke von den Haken genommen wurden, hörte ich die gleiche Stimme schreien, wie vor wenigen Minuten hinter der Tür. „Was? Wieso ist hier keiner im Raum? Ich habe euch doch gesagt, dass immer mindestens einer auf die Jacken aufpassen muss. Und hier ist einfach keiner drin. Was soll den damit passieren?“ Die Tirade hielt sich noch einige Sätze an, während mein Vater und ich uns nur skeptisch ansahen. Ein Lehrer der mit Erwachsenen schimpft als wären sie Kinder. Ein Mensch, der versucht seine Pseudo-Autorität mit den Mitteln bei Eltern durchzusetzen, die wahrscheinlich nicht einmal bei den Kindern funktioniert. Ich persönlich dachte mir, dass abschließen eine brauchbare Alternative gewesen wäre. Kurz danach hatten fast alle den Raum verlassen. Nur ich stellte mich zwischen zwei Säulen und blickte aus dem gekippten Dachfenster auf die Baumwipfel in einiger Entfernung. Das Fenster öffnete sich gänzlich und die Tür fiel hinter mir sanft ins Schloss. Darauf folgend verschwanden die Baumwipfel ein Stück weit unter das Fensterbrett. Ich spürte, wie das Gebäude kippte und ich hielt mich an zwei Kommoden fest, die plötzlich neben mir standen. Es schien sich mir nicht mehr um eine Schule zu handeln, sondern um ein normales Haus, welches nun nur auf einer Kante stünde. Ich spürte das ganze Gewicht des Gebäudes leicht vor und zurück schwanken, während die Spitzen der Bäume mal mehr, mal weniger im Fenster zu sehen waren. Mein Vater tauchte von außen beim Fenster auf, stützte sich am Rahmen ab und sah mich an. Es stieg blanke Angst in mir hoch, ich fing an zu wimmern und bettelte das Haus an: „Nein, bitte nicht. Ich pack das nicht. Ich übersteh das nicht. Lass es, bitte. Lass es einfach sein.“
Unmittelbar danach schwankte das Haus immer weiter über die Kante in beide Richtungen, wie an einem Spieß über dem Feuer. Für den Anfang konnte ich mich noch festhalten, aber mit den immer schneller werdenden Wendungen, wurde es auch immer schwieriger. Meine schlimmste Befürchtung trat ein und in einer langsameren Drehung kippte das Haus auf das Dach. Fast bis zu Schluss konnte ich mich noch festhalten, aber meine verschwitzten Finger konnten mein Gewicht nicht mehr halten und ich knallte ungebremst in die Dachbalken. Von da an ging die Drehung immer weiter und schneller. Anfangs rutschte und rollte ich träge gegen die Säulen und Möbel, vergeblich versuchend mir irgendwo halt zu verschaffen. Es dauerte nicht lange bis sich alles so schnell bewegte, dass ich flummiartig durch den Raum befördert wurde. Jeder dumpfe Aufprall war schlimmer als der davor. Ich spürte, wie sich die Haken versuchten in mein Fleisch zu graben und die Kanten der Kommoden und Säulen schienen mir einen Knochen nach dem anderen zu brechen. Mit den Armen versuchte ich mein Gesicht zu schützen, aber eine Ecke stemmte sich in meine Rippen, raubte mir die Luft und ich stieß mit dem Schädel gegen die Wand. Die rasende Tortur schien endlos anzudauern. Bis ich endlich wie ein Geschoss aus dem Fenster in die Luft katapultiert wurde und nach einem langen Fall auf dem Rasen, nur wenige Meter neben dem Gebäude, aufschlug. Es brauchte einen kurzen Moment bis ich die Augen etwas öffnen konnte. Ich sah noch, wie das Haus langsam abbremste und dann wieder in Schräglage zum stehen kam. Das Grundstück war fast gänzlich von einer Baumkette eingekreist, bis auf eine breite Lücke gegenüber vom Eingang des Hauses. Dahinter lag nur eine gelb leuchtende Wiese. Einige Passanten rannten auf mich zu, versuchten mir zu helfen und endeten in einem unverständlichen Massengerede. Trotz der Schmerzen versuchte ich mich aufzurichten. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass es mich vorhin an der Brücke schlimmer erwischt hatte. Als ich mich auf die Knie begab sah ich eine Delle mitten im Gras, dort wo mein Kopf landete. Wütend stand ich auf, sah mich um und humpelte auf einige Bauarbeiter in orangenen Warnwesten und Helmen zu. Ich wollte wissen, wer für diesen Mist verantwortlich war. Entgegen meiner normalen Art, pöbelte ich gleich den Ersten an, den ich erreichen konnte. „Du! Hast Du den Mist hier zu verantworten? Was soll der Scheiß mit dem drehenden Haus?“ Er sah mich fragend an, dann schüttelte er den Kopf, winkte ab und verzog sich mit seinen Kollegen zum Baukran, der an den Bäumen stand. Ein kleiner Teil in mir erkannte zwar, dass ich ihm unrecht tat, aber mehr merkte ich in dem Moment nicht. Ich drehte mich um und sah hinter dem Haus, vorbei an den Passanten, einen weiteren Kran. Planlos humpelte ich langsam dahin, bis mir auf halben Weg zwei weitere Bauarbeiter entgegen kamen. Der eine schien gerade mal Anfang zwanzig zu sein und der andere vielleicht sechzehn. Der Ältere sprach auf Französisch zu mir, während er seine Hände auf den Schultern des Jüngeren legte, der immer wieder mal mit dem hängenden Kopf nickte. Ich verstand kein Wort, aber es klang ehrlich betrübt. Es schien mir als wäre der Junge für den Vorfall verantwortlich und der ältere Bruder half ihm dabei sich zu entschuldigen und dafür einzustehen. „Schon gut“ erwiderte ich, „Du hast es sicherlich nicht mit Absicht gemacht. Sei in Zukunft vorsichtig. Ich habe zwar jetzt Glück, dass ich kaum verletzt bin, aber solche Sachen sollte man vermeiden.“ Der Junge nickte abermals, dann drehten sich die beiden um und gingen. Ich konnte ihm nicht böse sein. Der Vorfall selbst war ihm eine Lehre und ich war schlimmere Schmerzen gewohnt als, dass ich ihm noch einen Vortrag hätte halten müssen.
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Heimweg
Meine Heimreise startete entspannt. Den Rucksack geschultert, ging ich mit zwei meiner Kameraden zum Bahnhof, wo uns in Kürze ein Zug erwartete, der, zumindest mich, direkt nach Hause bringen würde. Gerade als wir die letzte Straße vor dem Platz des Bahnhofes überquerten, kamen uns zwei junge Damen entgegen, die in unserem Alter waren. Beide waren schlank und schlicht für einen Bummel in der Stadt gekleidet. Die Brünette mit den kurzen Haaren wirkte nahezu unscheinbar und schweigsam, aber ihre blonde Freundin mit den langen leicht gelockten Haaren kam freudestrahlend auf uns zu. Zumindest auf den Ersten in unserer versetzten Linie. Sie atmete auf. „Michael, bist Du das? Oh mein Gott, wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?“ Sie umarmten sich. Michael sagte kein Wort, lächelte aber. „Und ihr Anderen auch. Ich erinnere mich an euch. Malte, Du bist ja auch mit dabei.“ Malte nickte und die Dame ging mit ihrer Freundin an ihm vorbei, sodass ich zwangsweise in den Hintergrund rutschte und das obwohl Malte einen Kopf kleiner war als ich. Die beiden Frauen wollten weiterziehen, doch ich überlegte kurz. Malte? Ich sah sein Profil vor mir, als er sich wieder dem Bahnhof zuwandte. Überrascht stellte ich fest, dass der einzige Malte, den ich jemals kannte, direkt vor mir stand. Das letzte mal sah ich ihn in der Grundschule, aber er hatte sich nicht im geringsten Verändert. Meine Begleiter gingen schon voran, aber ich lauschte noch der blonden Dame hinter uns. „Ach schön, sie alle wieder gesehen zu haben. Ich kann mich sogar noch an alle erinnern“ sagte sie zu ihrer Freundin und drehte sich zu mir um. Ich konnte nicht widerstehen mich mit ausgebreiteten Unterarmen und einem breiten Grinsen im Gesicht hinzustellen und zu fragen: „Und wer bin ich?“ Sie überlegte kurz und knickte kurz darauf vor Lachen leicht ein, weil sie bemerkte, dass ihr mein Name spontan entfallen war. Ich lachte mit ihr und sagte gleichermaßen belustigt und beruhigend: „Gunnar“ Sie schenkte mir ein wunderschönes Lächeln zu ihrem Abschiedswink und wir gingen alle wieder unserer Wege. Ich konnte schnell zu meinen Weggefährten aufschließen. Obwohl es Ende der Woche war, waren nicht viele Leute auf dem Platz unterwegs. Dafür schien das Treiben im Bahnhof selbst viel ausgiebiger zu sein. An der Treppe vor dem Eingang stand ein Mann in einem großen olivfarbenen Umhang. Auf seinem Rücken unter dem Umhang war ein Rucksack, aber das war nicht das, was wir entgegennehmen sollten. Er öffnete einen knappen Spalt vor seiner Brust und gab jedem von uns eine Schusswaffe, jede nicht größer als eine Maschinenpistole. Mir drückte der Mann eine UMP in die Hand. Eine deutsche Maschinenpistole, die zum Teil bei der amerikanischen Polizei eingesetzt wird und meine Lieblings-MP in Shootern. Ich legte mir den Rucksack richtig auf die Schultern, legte den Gurt der Waffe darüber und verdeckte alles mit einem schwarzen Umhang. Den Kolben richtete ich nach vorne. Das Gewicht und die Geräusche der Waffe verrieten mir, dass es sich um eine Replik aus Plastik handelte, aber täuschend echt wirkte. Nur wenige Schritte hinter dem Eingang, kam uns eine Patrouille bewaffneter Polizisten in schusssicheren Westen entgegen. Sie liefen zwar ungebremst an uns vorbei, aber der Letzte im Glied erhaschte einen Blick auf den Kolben der Maschinenpistole und ich wusste, dass er es weiterleiten würde. Vor uns führte eine aufgeteilte Gruppe von weiteren Ordnungshütern in normalen Uniformen gerade eine Durchsuchung durch. Sie nahmen mit den Geprüften den ganzen Raum zwischen einem Brunnen in der Halle des Bahnhofs und einer Treppe, die zu einem Kiosk führte, ein. Ein Mann spähte leicht zu uns hinüber mit prüfendem Blick. Ich war kurz erstaunt darüber, dass die Warnung so schnell durchging. Zwischen den beiden Blicken der Polizisten lagen nicht einmal fünf Sekunden. Als wir das Geschehen passierten kesselte die Gruppe uns kaum bemerkbar ein. Vor uns gingen zwei los, während einige zu unseren Seiten aufschlossen und ich konnte spüren, wie hinter mir noch mindestens zwei oder drei weitere waren. Einer der Polizisten drängelte sich zwischen uns allen vorbei, blieb vor unserem Vordermann stehen, hockte sich hin und band sich die Schuhe zu. Das augenblicklich eintretende Halten nutzen die Polizisten um uns zu kontrollieren. Ich ging auf einen leerstehenden runden Infostand zu, wo mich bereits zwei erwarteten und von den dreien hinter mir unterstützt wurden. Noch bevor auch nur eine Reaktion fallen konnte, schob ich das Replik unter dem Umhang hervor und hielt es einer Polizistin fast unter die Nase. „Hier, können Sie gerne überprüfen. Ist aus Plastik, da passiert nichts.“ Die Ordnungshüter sahen sich überrumpelt an. Mit der Reaktion hatte keiner gerechnet. Und genauso schnell, wie man sich um uns zusammenschloss, löste sich die Gruppierung auch wieder auf und wir konnten unbehelligt weiterziehen. Nach einigen Minuten fanden wir in einer schmalen Ecke des Bahnhofes, in der Nähe der Gleise, freie Plätze um uns auszuruhen. An den Seiten waren etliche Fressbuden, angefangen von Bäckern über Broilerverkäufern bis hin zu kleinen Restaurants. Auch hier stand ein Brunnen, ähnlich wie der in der Halle. Hochgebaut, verziert und doch schlicht. Das Plätschern des Wassers wäre für mich entspannend gewesen, aber ich war so nervös, dass ich die Füße nicht stillhalten konnte. Ich hatte nie geraucht und dennoch drehte ich mir eine Zigarette. Wo ich das Papier und den Tabak her hatte, wusste ich nicht. Mein erstes Ergebnis beim Drehen ähnelte eher einem Joint als einer Zigarette, auch weil mir der Filter fehlte. Zwar dachte ich daran, dass es zu Hause ärger geben könnte, weil meine Frau keinen Raucher küssen mag, aber das Ausmaß meiner Nervosität trieb mich einfach dazu. Ich steckte mir das Ding zwischen die Lippen und zündete es halbherzig an. Während des ersten Zuges versuchte ich etwas interessantes in den Läden zu entdecken, aber sobald mein Blick auf eine Person fiel, konnte ich nicht anders als nach unten zu sehen, fast als hätte man mich bei etwas ertappt. Beim Ausatmen merkte ich nichts. Keine Entspannung, kein Kratzen, kein Rauch. Selbst der bloße Atemzug war kaum zu spüren. Frustriert atmete ich tief aus und zog mit aller Kraft an der Zigarette. Über ein Drittel verbrannte schlecht, aber der Rauch war da. Ich hielt die Luft an, aber noch immer nichts. Nicht einmal Rauch entschwand aus meiner Lunge. Verzweifelt versuchte ich durch hektisches Paffen etwas zu erreichen und kam mir einfach nur noch dämlich vor. Dennoch schaffte etwas mich zu beruhigen. In einem offenen Essbereich mit hohen Hockern, die mit rotem Kunstleder überzogen waren, saß eine Frau an einem Tisch. Sie hätte die Schwester von unserer Freundin vorhin sein können. Sie biss genüsslich von ihrem Sandwich ab und sah in meine Richtung. Meine Hand mit der Zigarette zitterte zwar noch, aber die Entspannung setzte angenehm spürbar ein. Eine Frage unterbrach meine aufkommende Ruhe. „Nervös, huh?“ Ein junger Kerl mit leicht fettigen braunen kinnlangen Haaren, saß breitbeinig auf einem Platz neben uns. An seinen Füßen hingen dreckige ausgetretene Sportschuhe, die mal weiß sein sollten. Dazu eine schlecht sitzende graue Jogginghose und einen roten Kapuzenpullover mit weißer Aufschrift. „Soll ich Dir mal anständig eine Drehen?“ Ich nickte leicht und er zog seine Utensilien aus der Bauchtasche. Der Typ war mir suspekt. Richtig einschätzen konnte ich ihn nicht, aber positiveres als das Drehen einer Zigarette erwartete ich von ihm nicht. Er drehte sich zu einem Typen und einer Frau, die ähnlich abgetragene und schlecht sitzende Kleidung trugen, wie er. Meine Freunde saßen neben ihnen mit den Rucksäcken auf den Beinen und sahen mich unsicher an. Wir verstanden uns auch ohne Worte, dass wir uns baldigst auf den Weg machen müssten um zum Gleich zu kommen. Ich sah auf die Uhr, die über dem Brunnen hing. Noch zwanzig Minuten bis der Zug losfahren würde. Zwischen den Dreien entstand ohne Vorwarnung eine hitzige Diskussion, die ich nur nebenbei mitbekam, während ich in Gedanken schon zu Hause war. Mein Blick schweifte umher. In einem kurzen Augenblick sah ich, wie der Typ, der mir die Zigarette anbot, seine Hand erhob um die Frau zu schlagen. Sein Kamerad schlug diese aber kurz vor ihrem Gesicht weg und alle drei schrien sich an. Ich setzte mich neben die Drei auf meinen Rucksack und lehnte den Rücken an die Wand. Für einen Moment schloss ich die Augen mit letzter Sicht auf die Gleise. Als ich die Augen wieder öffnete, saßen wir zwar noch da, wie zuvor, aber vor uns erstreckten sich etliche Reihen an Gleisen über denen Transportsysteme installiert waren. Auf den hinteren Reihen parkten Güterzüge. Neben mir hörte ich freudige Entscheidungen und die Bedienung einer mechanischen Armatur. Ich bewegte mich nicht, sondern ließ nur die Augen alles abdecken. Da, wo vorher der Durchgang zu den Zügen war, war jetzt eine dicke Mauer aus Ziegelsteinen. Gerade als ich dachte, dass ich eingemauert fest saß, setzten sich die Systeme in Gang. Die Flaschenzüge hoben einen ganzen Wagon von der Länge eines ganzen Zuges hoch und schnellte auf die Mauer zu. Der Wagon selbst war ein einziger Gastank, geformt wie ein Rammbock, aber wesentlich gefährlicher. Mit metallischem Schleifen und lautem Krachen, brach das Biest durch die Mauer und riss ein Loch hinein, welches sich fast selbst wieder verschüttete. Ich sah meine Chance nach draußen zu kommen, aber bis dahin wären es noch fast dreihundert Meter gewesen. Als ich den Gedanken beendete schwang ein ähnlicher Wagon nur kurz vor uns vorbei und stieß mit voller Breite gegen die Mauer neben uns. Die Steine verschoben sich weit, aber noch stand alles. Der Gastank brach von einem Flaschenzug runter, während die Erschütterung das zweite Loch in der Mauer freilegte. Die Chance nutzend sprang ich auf und warf mir den Rucksack über eine Schulter. Nach drei langen Schritten drehte ich mich noch einmal um und griff nach zwei vollen Energy Drinks, die neben mir auf der Metallbank standen. Mit der linken Hand hielt ich den Riemen des Rucksacks und die beiden Energy Drinks fest, während ich im Lauf mit der rechten Hand versuchte den zweiten Riemen auf meine Schulter zu befördern. Mit den Anderen brach ich durch die Mauer, dahinter lag der Teil der Halle, durch den wir hereingekommen waren. Als uns die bewaffnete Patrouille wieder entgegen kam, schlugen sie eine andere Richtung ein und ließen mich alleine. Zu meinem Glück folgten sie den anderen, ansonsten hätten sie mich leicht ��berrumpelt. Neben dem Eingang war eine einfache automatische Schiebetür, die sich öffnete als zwei weitere Polizisten auf mich zu kamen. Ich warf einen kurzen Blick auf die Dosen in meiner Hand. Eine lila mit gelben Stern und eine grau mit schwarzem Deckel und einem M. Ich nahm die graue, etwas größere Dose in die rechte Hand als ich mit Schwung auf Knien über den Boden rutschte. Einem der Polizisten legte ich die Dose unter den Fuß, mit dem er gerade auftrat und den anderen stieß ich mit dem schweren Rucksack um. Hinter mir hörte ich ein dumpfes zischen. Aus dem Bahnhof herausgetreten, suchte ich eine Möglichkeit eventuelle Verfolger abzuschütteln. Drei Querstraßen weiter sah ich einen Discounter mit gelb-orangener Schrift, davor eine Tankstelle. Es schien mir vorerst eine gute Lösung zu sein, aber mein Gepäck erschwerte mir das Laufen ungemein. Ich schaffte es nur knapp vorbei an der ersten Straße bis ich einem kleinen Suchtrupp nach links ausweichen musste. Der Teil der Straße war nur so lang wie das Gebäude daneben breit war. Wenige Meter entfernt, auf der anderen Seite, war ein kleiner Parkplatz mit einer grasbewachsenen Mauer. Ich setzte mich auf den kalten Stein, zu meinen Füßen der Rucksack und mit Blick auf die Tankstelle. Meine Arme lehnten auf meinen Schenkeln, die Hände schlug ich zusammen und ließ den Kopf hängen. Eine vertraute Stimme drang in mein Ohr.
„Hey, bist Du mir böse wegen vorhin?“ Es war meine alte Freundin und ihre Begleiterin. Ihre gelockten Haare waren jetzt glatter und die der Brünetten länger. Zusätzlich sah ihre Freundin nicht mehr so introvertiert aus, eher wartete sie warmherzig darauf, was ich sagen würde. Ich antwortete erschöpft. „Böse, Dir? Nein, keineswegs.“ „Du siehst fertig aus, kann man Dir helfen?“ Sie kam näher ran um mir in die Augen sehen zu können. „Naja, ich hatte die Nervosität meines Lebens, das erste mal Kontakt mit der Polizei und, weil andere Mist gebaut haben, komme ich jetzt nicht mehr nach Hause.“ Ihr Blick hatte was tröstendes. Doch das lenkte mich nicht von meinem Gedanken ab. Zwanzig Minuten. Verdammte zwanzig Minuten hätte es nur noch gebraucht und ich wäre fast zu Hause gewesen. Sie merkte mir meine Sorgen an, sprach sanft zu mir. „Sollen wir Dich nach Hause fahren?“ „Wie bitte?“ Ich sah sie überrascht an: „Das würde Stunden dauern bis wir überhaupt da wären und dann müsst ihr beide auch noch zurück.“ „Sollen wir Dich nach Hause fahren“ wiederholte sie einfühlsamer. Ich dachte an meine Frau zu Hause und die Erholung, die ich brauchte. Als ich zu ihrer Freundin hinüber sah, hatte sie schon ihr Auto aufgeschlossen und stand mit verständnisvollem Lächeln hinter der Fahrertür. Als ich die beiden ansah fragte ich mich, wer ich wäre, wenn ich in dieser Situation so eine barmherzige Hilfe ablehnen würde und stimmte nickend zu. Ich erwachte erst Stunden später in tiefster Nacht auf der Mitte der Rückbank. Meine blonde Freundin saß rechts neben mir, unsichtbar im Dunkeln, aber spürbar. Ihre Freundin saß weiterhin am Lenkrad. Wir waren auf einer Landstraße, ein einziges Auto kam uns entgegen. Ich wusste nicht wo wir uns befanden, aber ich spürte, dass ich wirklich auf dem Rückweg war und mein einziger Gedanke galt der Freude darüber bald wieder zu Hause bei meiner Frau zu sein.
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Aufbau
Ich passierte ein Lager, welches sich über etliche Meter hinweg an der Hauptstraße im Wald entlang zog. Der Wald selbst war neben dem Weg gerodet worden, die Baumstämme lagen gestapelt zwischen den Zelten und kleinen Lehmhütten. Das musste das Ziel meiner Reise gewesen sein, doch ob man mich an diesen Ort schickte oder ich eigene Motive hatte, wusste ich nicht mehr. Nach vorne und hinten sah ich nur die Straße in einer gerodeten Fläche, eingerahmt von einem dichten Nadelwald. Die Menschen hier bauten sich eine frische Existenz auf und arbeiteten hart. Die wenigen Gebäude waren einfach gebaut, fast schon steinzeitlich. Sie waren klein, die Dächer bestanden aus Ästen und die Wände aus Lehm und einem Holzgestell. Die Arbeiter und Bewohner selbst schliefen in alten Zelten, die von Wind und Wetter stark beschädigt waren. Als ich mich weiter umsah, erweckte eine Schmiede mit Esse und Brennofen meine Aufmerksamkeit. Der stämmige Schmied, dessen Oberkörper nur von einer Lederschürze bedeckt war, widmete sich ganz seiner Arbeit. Doch entgegen meiner Erwartung, er würde sich um die Reparatur der Werkzeuge kümmern, schmiedete er Schwerter. Als ich auf ihn zuging fiel mir als erstes die hohe Qualität der Waffen auf. Die Klingen glänzten und waren mit unterschiedlichen Hohlkehlen geschmiedet worden und jeder Griff war anders bearbeitet was das Material, Form und Knauf anging. Neben uns öffneten zwei Arbeiter die Tür von dem kleinen Gebilde, welches ich zuerst für den Brennofen hielt. Und gingen hinein. Einem Gefühl folgend, schlich ich ihnen hinterher und kam in einen Raum, der kleiner als ein Schlafzimmer war. Lange schräge Holzplanken definierten die Wände, auf dem Boden lagen dicht etliche Schlafplätze beieinander, von denen viele bereits besetzt waren. Eine einfache Strohmatratze mit Leinenbezug war zwar nicht gerade perfekt, aber nach der anstrengenden Reise hatte es mir gereicht nicht frieren zu müssen. Gerade als ich mich hinlegen wollte, hörte ich ein ungewöhnliches Knarzen. Vor Schreck sog ich ein einschneidiges Kurzschwert, welches ich quer hinten am Gürtel trug und sah mich um. Das Geräusch von Metall, welches aus Leder glitt, weckte einen Mann auf, der mich im Halbschlaf noch ansprach. „Steck das wieder weg Jungchen.“ Er gähnte einmal auf. „Hier passiert Dir schon nichts.“ Die Waffe wieder verstaut, setzte ich mich auf das einzige freie Bett und zog mir die hohen Stiefel aus. In dem Moment bemerkte ich erst, dass noch jemand außer mir das Knarzen wahrgenommen hatte. Es war ein junger Mann, der mit aufgerissenen Augen in den Raum starrte und mit beiden Händen sein Schwert an seine Schulter drückte. Selbst in der Dunkelheit des Raumes stand ihm die Panik ins Gesicht geschrieben. Er fing an zu plappern und weckte dabei fast den ganzen Raum auf. „Sie sind hier. Sie kommen. Ich weiß es.“ Der Mann von eben versuchte ihn zu beruhigen. „Ganz ruhig Jungchen. Du brauchst keine Angst zu haben.“ „Nein! Sie werden uns alle töten und wir haben nicht die geringste Chance.“ Er wurde immer panischer, wodurch immer mehr Leute versuchten ihm vergeblich zu helfen. Für einen Moment war ich der Einzige, der sich die Warnung zu Herzen nahm und richtete meine ganze Aufmerksamkeit nach draußen. Leider musste ich dem Jungen recht geben. Von Draußen strömte eine Gefahr um uns, die eine unterschwellige Bedrohung ausstieß. Ich verließ den Raum und sah mich draußen um. Um diese scheinbare Baracke stand nun eine beachtliche Wehranlage. Zwar waren wir am Ende eines vertieften Weges zwischen mehreren Plattformen, aber wir konnten so schnellstmöglich die wichtigsten Posten erreichen um die Verteidigung einzuleiten. Sofern wir es jedenfalls noch konnten. Die Männer strömten bewaffnet aus dem Gebäude und bildeten mit ihren Lanzen einen Block, der den ganzen Weg versperrte. Mit sechs Mann nebeneinander und vier Reihen rückten sie im Gleichschritt vor in Richtung des Tores, welches noch offen stand. Erste Feuer brannten bereits und ich machte es mir zur Aufgabe die Triböcke zu sichern. Diese großen Belagerungswaffen waren, was Reichweite und Gewicht der Steine anging, den Katapulten weit überlegen. Zusätzlich konnten sie im Inneren einer Verteidigung aufgestellt werden und von hinten über die Mauer feuern, wodurch sie besser geschützt waren. Gleich beim ersten Tribock neben unserer Baracke stieß ich auf einen Mann, den ich nur als Hühne bezeichnen konnte. Er war bestimmt zwei einhalb Meter groß, sein Körperbau robust und Muskelbepackt, dass er aus jeder Heldengeschichte hätte stammen können, die man jemals gehört hätte. Er führte einen mit Metallplatten verstärkten Holzhammer mit sich, für den es drei Männer gebraucht hätte um ihn überhaupt hochzuheben. In seinem kantigen Gesicht zeichnete sich ein lächeln ab als er mich vor sich stehen sah. Es belustigte ihn, dass seine bloße Anwesenheit mich in Starre versetzte. Ein Schlag mit dem Rücken seiner linken Hand drückte mich einige Meter weg von ihm. Daraufhin nahm er seinen Hammer und legte ihn auf ein hängendes Seil zwischen den Holzbalken und fing an daran zu ziehen. Das Gerät gab das gleiche Knarzen von sich, wie ich es vorhin schon gehört hatte. Es brauchte nur einen Hieb mit meinem Schwert um das Seil zu durchtrennen. Der Mann zuckte etwas zurück und die Wucht seines Hammers zerbrach eine Steinplatte. Ich stellte mich wieder vor ihn hin, das Schwert mit beiden Händen über meinem Kopf haltend. Während der Hühne noch einen Moment brauchte um zu entscheiden, was er mit mir machen sollte, dachte ich an das, was ich von einem Lehrmeister aufgeschnappt hatte, den ich auf meiner Reise traf.
„Mit einem Schwert eine mächtige Waffe blocken zu wollen, wird dazu führen, dass man Dir die Knochen bricht und der Schlag trotzdem durchkommt. Bring Dich in eine Position, wo Du jeden Schlag ablenken kannst. Die entstehende Lücke kannst Du nutzen.“ Und genau das hatte ich auch vor.
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12.01.2021
Ich weiß nicht, wie ich die Entwicklung gerade einschätzen soll. Viel merk ich von den Medikamenten nicht. Ja, ich schlafe zwar länger, allerdings ist das eher der Tatsache geschuldet, dass ich beim aufwachen nicht wirklich wach werde. Selbst wenn ich ins Bad oder in die Küche geh, um irgendwas für einen kurzen Moment zu erledigen, schlaf ich fast ohne Verzögerung anstandslos wieder ein, sobald ich im Bett bin. Ich hatte schon ein paar Mal versucht danach wirklich wach zu bleiben, was darin endete, dass ich dafür nochmal für eine gewisse Zeit entweder auf dem Sofa oder sogar vor dem PC einschlafe. Jede Nacht scheinen die Träume länger zu werden und intensiver. Zeitlich fängt das eher morgens an mit dem Träumen, so ab 4 Uhr, schätze ich mal. Ich schreib kaum noch. Nicht weil mir die Motivation fehlt (obwohl die mittlerweile schon stark gelitten hat) sondern weil mir die Kraft fehlt. Zwei Seiten wären aktuell wohl das Minimum, aber nach spätestens ein-einhalb merk ich, wie mich die Konzentration praktisch wegreißt und ich nicht mal zwei Geschichten schaffe, um den Rückstand etwas aufzuarbeiten. In letzter Zeit träume ich immer wieder von Mittelaltermärkten. Im letzten Jahr ist jeder Termin ausgefallen und in diesem sieht es nicht viel besser aus. Es fühlt sich fast schon nach Sehnsucht an, davon zu träumen. Dann ist es warm und trocken, oft scheint die Sonne. Egal welches Problem auftritt, es gibt immer eine Lösung. Egal ob es während des Aufbaus oder der Öffnungszeiten stattfindet, es fühlt sich, wie so vieles anderes, echt an. Aber angenehm. Mir kriecht nicht trotz Sonne die Kälte in die Knochen und die Liegeflächen sind alles andere als unbequem. Ich vermisse die Zeit, in der das alles noch ohne Probleme ging. Wo mir selbst die Kälte nichts ausgemacht hat. In der kurzen Zeit in der Ausbildung, konnte ich einige male wieder auf die Märkte und zweimal musste ich mitten in der Nacht ins Krankenhaus wegen Nierensteinen. Und trotz neuem Zelt, mehr Decken und Fellen, hab ich mir Nachts trotzdem den Arsch abgefroren. Ich weiß nicht, wie es sich so entwickelt hat, aber es ist angenehm trotz der anstrengenden Träume, wieder mal etwas angenehmes von einem Markt zu erleben, wenn es auch nur fiktiv ist. Ich vermisse sogar schon fast, wie meine Rüstung nach den Kämpfen stinkt. Es ist nur schade, dass diese kurzen Momente von anderen Ereignissen überschattet werden. Die körperlichen Empfindungen während der Träume haben stark zugenommen. Vor einer knappen Woche war ich in einer Situation, in der ich mich neben ein paar Fenstern unter dem Dach versteckt hatte, während die Feierlichkeiten außerhalb in gewaltsamen Tumulten ausgeartet waren. Die Person, die mich entdeckte, schlug die Scheiben ein und während ich schrie landeten diese in meinem Mund, rissen mir das Fleisch auf und verkeilten sich im Kiefer und zwischen den Zähnen. Ich spürte, wie mir das Blut den Mund füllte und den Rachen runter lief. Selbst als ich danach einiges ausspuckte, blieb das Gefühl. Es hält sich sogar noch eine Woche nach dem Traum, dass ich ständig merke, wie mir diese Splitter die Kiefer blockieren. Nach den ganzen Jahren, kann ich zwar damit umgehen, allerdings weiß ich nicht ob das nicht eher nervtötend als belastend ist. Als ich mich heute morgen nochmal hingelegt habe, konnte ich weder sehen, noch richtig gehen. Im Traum hatte ich die Augen geschlossen, wie verklebt, wusste aber dennoch, wo ich war. Die erflehte Hilfe kam zwar an, aber eher im geringen Maße. Diese Parallelen zwischen den zugeklebten Augen und dem realen Problem, morgens meine Augen aufzuhalten waren erschreckend. Eine Sache aus den letzten Nächten lässt mich allerdings auch nicht los. Es war zwar nur ein kurzer Moment, aber intensiv. Und zwar waren es mehrere „Monster“, die ich gerade eher als meine hauseigenen Dämonen bezeichnen würde. Ich glaube, es waren drei oder vier an der Zahl. Sie sahen einigen Filmdämonen sehr ähnlich. Betiteln kann ich nur diesen Pseudo-Clown aus ES. Es geht allerdings nicht direkt darum wer oder was sie waren, sondern was sie getan haben. Ich sah ihre Gesichter mit den spitzen gefletschten Zähnen und teile ihrer Körper im völlig dunkeln um mich herum schwirren. Fast wie ein Wolfsrudel, dass seine Beute einkreist. Sie hielten sich nicht zurück mir gegenüber Präsenz zu zeigen und wurden mit jedem Moment scheinbar aggressiver. Innerhalb von Sekundenbruchteilen legten sie in der Dunkelheit ihre Wege zurück um mich von einer anderen Stelle aus zu bedrohen. Meine ruhige Ader hielt nicht lange an, dafür war die Gefahr zu schnell zu groß geworden. Die Angst vor den meisten Gegnern, ist mir mit den Alpträumen verloren gegangen und es gibt nur wenig, wovor ich wirklich Angst hätte und genau das war gerade um mich herum. Die physischen Gestalten machten mir keine Sorge, es war eher die Art der Bewegung. Schnell, unsichtbar und währenddessen nicht zu packen. Wenn ich etwas auch nur mit bloßen Händen fassen kann, ist es halb so schlimm. Aber immaterielle Gestalten, die sich fast wie Mutanten verhalten, ist ein Kaliber dem ich nichts entgegen zu setzen habe. Kurz vor dem finalen Angriff der Biester, konnte ich mich zwar noch selbst wecken, aber der kalte Schweiß lag mir schon auf dem Körper. Ich kann mich der Meinung anderer nur anschließen, dass man das Gefühl haben kann, dass Dämonen oder Monster in einem wüten, die man in ihrem Käfig halten muss. Das Gefühl teile ich schon seit Jahren und ich kämpfe auch so gut es geht, dagegen an. Ich habe Angst, dass es irgendwann unkontrolliert ausbricht und einen irreparablen Schaden verursacht. Wer weiß wann es dazu kommt, wenn überhaupt. Aber solange ich es unter Kontrolle habe und sich diese Gespinste nur in meinen Träumen ausleben, soll´s mir vorerst recht sein.
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Die untoten Wächter
Morgens im Bus, mitten in einer Stadt, deren Zentrum sich hügelartig wie Lübeck sich in die Höhe streckt. Obwohl die Dämmerung noch nicht ganz eingetreten ist herrscht in der noch bestehenden Dunkelheit eine unerträgliche Hitze. Der Schweiß der Leute liegt in der Luft, die Feuchtigkeit macht es noch schwerer zu atmen, während sich ein salziger Geschmack auf meine Zunge legt. Obwohl jeder Sitzplatz belegt ist, spricht keiner ein Wort, was mir durchaus angenehm war. Ich war nie ein Morgenmensch und gerade wenn es so früh ist, dass im tiefsten Sommer noch nicht mal die Sonne aufgeht, ist es besser wenn alle anderen die Fresse halten. Der Motor des Busses quälte sich den Hang hinauf und trotzdem schien ich gerade zu sitzen. Das war mal eine angenehme Abwechslung dazu ständig durchgeruckelt zu werden. Wir hielten an einer der oberen Haltestellen und ich stieg am Kopfende eines Marktes aus. Der Weg zur Schule führte weiter die Straße entlang. Auf der rechten Seite eine der ewigen Einbahnstraßen der Stadt und links noch geschlossene Läden für Kleidung oder etliche andere Sachen.Obwohl das Gefälle schon stark abflachte, musste ich mich dennoch weiterhin nach oben kämpfen, was angesichts meiner langen Beine morgens noch zusätzlich zum Verlust meiner Nerven beitrug. In einiger Entfernung rannte eine Frau rufend in meine Richtung. Sie wollte, dass man irgendetwas aufhielt und fuchtelte mit einer Hand wild um Aufmerksamkeit ringend durch die Luft. Ich drehte mich etwas, um vielleicht den Grund für diese Aufregung am frühen Morgen sehen zu können. Es war ein schwarzer Rollstuhl mit silbernen Rahmen, der allerdings den Hang hoch rollte. Durch die Verwirrung verlangsamte sich mein Schritt etwas, während das Gerät weiter rollte. Es fuhr an mir vorbei, benutzte mich jedoch, wie eine Begrenzung für eine hundertachtzig-Grad Kurve und ließ sich dann wieder das Gefälle hinunter rollen. Die Frau zischte an mir vorbei und die Passanten um uns herum starrten mich vorwurfsvoll an. Ich spürte nahezu ihre Vorwürfe, dass ich kurze Zeit selbst dachte, dem Rollstuhl noch extra einen Tritt verpasst zu haben, damit die augenscheinliche Besitzerin nicht mehr an ihr Eigentum gelangte. Ich beschleunigte wieder mein Tempo und nutzte meine Schritte voll aus. Solche Blicke konnte ich mir jederzeit sparen, gerade morgens. Wer hinter mir war, den konnte ich selbst nicht sehen und der konnte mir auch so viele Blicke hinterher werfen, wie er wollte. Das würde eh nur meinen Hintern treffen. Nachdem ich etwas Abstand zwischen mir und den Gaffern gewonnen hatte, bemerkte ich links von mir eine Tür zu einem Laden. Ich stieß sie mit der Schulter auf, ohne die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen und trat hindurch. Meine Augen brauchten einen Moment um sich an die Sonne zu gewöhnen, die mir in ihrer Vormittagspracht schräg ins Gesicht schien. Ich war mitten in einer alten Burgruine, schätzungsweise kam ich gerade aus einem Turm. Die freien Flächen waren komplett mit dichtem satten Gras bewachsen, die Zinnen der äußeren Mauern waren weniger als sporadisch vorhanden und im Inneren der Burg zeigten flache Fundamentränder den Grundriss dessen was hier einmal stand. Rechts bemerkte ich eine Gruppe Menschen, die in abgetragenen dreckigen Kleidern auf einer runden Steinmauer saßen, deren Durchmesser nur ein paar Meter betrug. Sie erweckten den Eindruck gewöhnliche mittelalterliche Vagabunden zu sein, allerdings welche ohne Waffen. Ich schätzte sie auf Anfang oder Mitte zwanzig und lauschte ihrem Lied, von dem wohl keiner den Text so richtig kannte. Oder die Melodie. Mir schien als sei ich bei der Geburtsstunde eines neuen Scherzliedes Zeuge. Sie sangen lachend darüber, dass sie fett, hässlich und dreckig seien und dass niemand sie jemals nehmen würde. Diese Zeilen stimmten mich etwas traurig, da das einzige, was wirklich auf sie zutraf der Teil mit dem Dreck war. Ansonsten waren sowohl die Männer als auch die wenigen Frauen sportlich gebaut und zugegeben ansehnlich. Im Laufe des sich ständig wiederholenden Refrains verhaspelten sie sich immer mehr und lachten lauter. Ich traute mich, mich zu ihnen zu setzen. Irgendwie fühlte ich mich zugehörig, konnte mir selbst aber auch nicht klären warum. Langsam legte sich das Gelächter und jeder sah sich die Ruinen an. Zwar begrüßte mich niemand in der Runde, aber ich hatte das erste mal das Gefühl, ohne widerstand wortlos aufgenommen worden zu sein. Trotz der Freude wurde die Gruppe nachdenklich. „Tja. Und wo finden wir jetzt die Truhe, nach der wir suchen?“ fragte eine junge Dame mit hellblondem Haar aus ihrer Mitte. Ich schätzte, dass sie sich schon länger hier her auf die Suche gemacht hatten. Zwar hatten sie den Ort ihres Schatzes gefunden, aber nicht die Stelle. Trotz des schlechten Zustandes der Ruine gab es immer noch genug Gänge und Räume, die durch die Anlage führten. Und dass die Burg, wie die meisten ihrer Art, auf einem Berg gebaut wurde, half nicht zwangsweise. Das, was noch stand, war nicht gerade viel, aber mir reichte es um eine halbwegs logische Vermutung anzustellen. „Ich glaub die Lösung ist ganz einfach“ sagte ich. Die ganze Gruppe drehte ihre Köpfe zu mir, so dass jeder Sichtkontakt zu mir hatte. Zuerst wies ich auf ein zweistöckiges quadratisches Gebäude leicht schräg links vor uns, über dessen Eingang ein Löwe trohnte. „Dass da vorne nichts sein wird, ist klar. Zu offen, zu leer. Da hinten rechts bei der Königsstatue, die mit Ranken überwachsen ist, wird eher ein Platz sein. Also nichts um etwas zu verstecken. Somit bleibt nur noch eine Stelle.“ Ich richtete den Blick nach links, wo in dem Höhenunterschied zwischen zwei Wegen eine Einlassung aus Stein war. Es schien wie ein Brunnen, aber darüber zeigte sich zwischen dicht wachsendem Unkraut noch das Abbild eines Engels. Noch unscheinbarer war die Tür in diesem kleinen gepflasterten Areal. Dort, wo sie an die Erde grenzte, war sie aus Holz und passte sich mit dem braun an, wobei der Übergang zum grauen Stein völlig scheinbar war. Einer der Männer sprang von der Mauer. „Dann wissen wir ja was wir zu tun haben“ und stürmte auf den Eingang zu. Eine der Frauen, bat ihn noch einen Moment zu warten, aber da machte er sich bereits an der Tür zu schaffen. Ungefähr die Hälfte der Gruppe war verschwunden, jetzt waren nur noch die beiden, ein anderer und ich zugegen. Für einen Moment zögerte ich, schätzte ab, was er vielleicht tun würde. Eigentlich wollte ich warten, aber da wir nicht wussten, was hinter der Tür lag, konnte ich ihn nicht einfach so alleine rein rennen lassen. Die Tür stand offen, er war bereits eingetreten, aber sein Freund stand wie versteinert im Rahmen. Mit einem Schulterstoß schob ich die Tür beiseite und sah die Treppe, die an der Seite in einer Kurve nach unten führte. Ich sah den Kerl noch als er die Treppe runter und den Gang am Ende entlang lief. An den Seiten entzündeten sich automatisch die Fackeln und vom oberen Treppenabsatz an bis in den Gang selbst erhoben sich Wächter, wie Geister, aus dem Boden. Sie sahen aus wie mumifizierte Leichen, bloß, dass sie nicht in Leinen, sondern in Rüstungen gehüllt waren. Mir wären königliche Zepter auch lieber gewesen als die verrosteten Klingen. Allerdings konnte es nicht unbemerkt bleiben, dass sich diese Wächter selbst in zwei Gruppen aufteilten, obwohl sie wahllos durcheinander standen. Etwas mehr als die Hälfte trug die löchrigen Rüstung, rostige Waffen und angebrochene Schilde. Aber zwischen den dunklen Gestalten glänzten auch welche mit leuchtenden Rüstungen aus Gold. Die einzelnen Teile wiesen Inschriften und Zeichen auf, selbst die Schilde waren wie sie Seite eines Buches in einer alten Sprache und ihre Waffen waren von einem blauen Schimmer umgeben. Unter dem ganzen Metall waren es wandelnde Untote, aber ich stellte weder ihre Existenz noch ihre Aufgabe an diesem Ort in Frage. Ich hakte meinen Arm in den des schockierten Mannes neben mir und redete beruhigend auf ihn ein. „Komm, wir müssen unseren Freund holen.“ „A-Aber glaubst Du nicht, dass die uns töten werden?“ „Nein, glaube ich nicht.“ Wir gingen die Treppe hinunter und ich redete weiter. „Wir sind nicht mit dem Ziel hier her gekommen um jemanden zu stören. Die Wächter hier passen nur auf, dass sich keiner respektlos verhält. Ansonsten hätten sie uns schon angegriffen.“ Am Gang angekommen sah ich die Zellen an den Seiten, drei Steinwände, eine aus Stahlstreben. Vielleicht ein Gefängnis, eine andere Erklärung viel mir nicht ein. Am Ende war eine Gitterwand mit Tür, wo ein großes Wesen stand. Mit gesenktem Kopf liefen wir weiter, die Masse an Wächtern lockerte sich auf. „Natürlich habe ich auch Angst, aber solange wir niemanden stören, sollte uns auch nichts passieren. Ich bin guter Dinge, dass wir alle hier heil raus kommen. Da mach ich mir wirklich keine Sorgen.“ Wir erreichten die Gitterwand und traten durch die offene Tür. Auf dem Boden saß unser Freund. Er drehte sich um als er uns bemerkte und winkte uns zu. „Oh. Hi, Leute.“ Das große Wesen drehte sich um. Es ähnelte sehr einem großen Mann, der stark in sein eigenes Fett gehüllt war und seine unglaublich angeschwollene Schilddrüse ersetzte das, was einmal sein Kinn gewesen war. Der Gang und die Räume waren zwar groß genug für mich, aber er musste ständig gebeugt gehen, um nirgendwo anzustoßen. Über seiner Brust hing eine weite weiße Schürze. Er machte mir etwas den Eindruck, wie ein unscheinbarer dämonischer Schlächter, was ich in diesem Moment nicht als Negativ assoziierte. Er sprach mich direkt an. Seine Stimme war unerwartet sanft und ruhig. „Du und Dein Freund seit hier her gekommen um euren Freund zu retten, ohne dabei unsere Ruhe zu stören oder uns gegenüber respektlos zu sein. Dafür gebührt euch unser Dank. Nehmt dies bitte.“ Er reichte jedem von uns einen Lederbeutel, der gut in unsere Hände passte und bei der Übergabe leicht klimperte. Ich verneigte mich, unser Freund stand auf und wir drehten uns um um an den Zellen vorbei wieder ins Freie zu gelangen. Die Wächter waren zum Großteil verschwunden und die Türen der Zellen standen offen. Jedenfalls drei von den vier. Meine Begleiter teilten sich auf und jeder Durchsuchte eine Zelle. Ich trat in die letzte Zelle und kam in eine kleine schmale Küche. Sie erinnerte mich an die, welche in der Wohnung war, in der ich meine ersten fünf Lebensjahre verbracht hatte. Die blau-weiß karierte Wachsdecke auf dem Tisch, war mir wohl bekannt. Darauf stand ein Teller mit der oberen Hälfte eines Körnerbrötchens, welches mit Butter bestrichen und festen Salamischeiben belegt war. Daneben lag noch eine Scheibe, allerdings war das ein Teil des Deckels vom Brötchen. Ich nahm den weißen Teller mit den blauen Verzierungen und dem Brötchen in die Hand und verließ die Zelle wieder. Ich sah den Freund der Dame draußen mit einem zweiten Beutel hinaus treten. Ich fand das durchaus fair uns allen gegenüber. Gelassen gingen wir die Treppe hoch und traten wieder in die Ruine. Die Drei gingen zueinander und umarmten sich. Die Freude über den Erfolg war groß, auch wenn der Schatz vielleicht kleiner war, als die Geschichten es ihnen weis machen wollten, aber durch diese annehmende Art des Erfolges schloss ich sie alle direkt ins Herz. Ich lehnte mich neben der Tür an den Steinen ab, so dass der Engel hinter dem Unkraut rechts über meiner Schulter hing und dachte nach. Ein Pärchen, ein Freund und ich. Das wäre die perfekte Zusammenstellung für meinen geplanten Roman.
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Arbeitslager
Ich erwachte auf einem steinigen kalten Boden. Der Tritt, mit dem man mich weckte, war stark, schmerzte aber nicht. Draußen schien die Sonne hoch am Himmel, es musste Mittagszeit sein. Als ich gegen das Licht blickte konnte ich nur langsam einen Mann in weißen indischen Kleidern erkennen. Er packte meine Hand, die ich mir vor die Augen hielt und zerrte mich sogleich nach draußen. Ich war noch erschöpft und müde. Die Kälte und Nässe aus den Wänden waren mir trotz des warmen Klimas in dieser Region tief bis in die Knochen gekrochen. Ich war schon so lange in diesem Gefängnis in Indien, dass ich nicht einmal mehr wusste, wie ich überhaupt dort gelandet war. Es gab hier nichts als Arbeit und Schindereien. Aber die Wärter wussten, dass sie die Gefangenen brauchen um an das zu kommen, weswegen ich eigentlich hier waren. Außerhalb der Schlafhöhle führte eine Schlucht geradeaus weiter, nur die Abzweigung links führte zu einem Haus, welches in den Stein gebaut worden war und schräg dahinter ein Strand und weites Meer, was ein wenig Freiheit versprach, wenn da nur nicht die Patrouillienboote gewesen wären. Ich ging auf die Abzweigung zu, wo ein kleiner Mann, ganz in weiß gekleidet stand und mich zu sich heran winkte. Er übergab mir einen zwei Finger dicken Stapel Geldscheine mit den Worten: „Hier, für Deine gute Arbeit gestern. Mach so weiter und Du bist bald ein reicher Mann.“ Ich sah mir den Stapel an und blätterte ihn durch. Überall drei- bis vierstellige Zahlen. Aber was sollte das schon groß an Geld sein? Es war indische Währung und für unsere Verhältnisse wahrscheinlich nicht einmal viel. Aber ich musste raus und ich brauchte das Geld um die Wächter zu bestechen und Pässe für den Heimflug zu besorgen. Die Tatsache, dass ich das Fliegen eigentlich verabscheute, stellte sich ausnahmsweise hinten an. Das Bündel an Scheinen verschwand in meiner Tasche und ich ging zu einem Haufen Schrott und Sand, welcher von dem Haus im Fels lag. Dabei passierte ich Bagger und Bulldozer, die von anderen Insassen geführt wurden, auch sie durchsuchten die Trümmer nach etwas wertvollem. In meiner Zeit in dieser Schlucht konnte ich viele Geschichten hören und konnte erfahren, dass sich hier ursprünglich der Hauptsitz einer der größten Untergrundbanden Indiens befand. Die Regierung hatte aufgeräumt und sich all deren Besitz unter den Nagel gerissen und wir waren dafür da alles zu finden, was sich nur irgendwie verstecken lies. Es hieß auch, diese Leute wären brutal gewesen. Sträflinge, Kartell- und Mafiaangehörige, Gesetzlose oder wie man sie auch immer nennen mochte. Obwohl es scheinbar genug Wärter gab, würden die nur wenig Schutz bieten, sollten Sie sich die Felsspalte irgendwann zurückholen. Und mein Plan war es zu verschwinden, bevor das passieren würde. Ich hockte mich vor einen sandigen Haufen Schutt, indem etwas Schrott lag und begann systematisch alles durchzusieben. Nach den ersten Handgriffen wurde ich bereits fündig. Weiße durchsichtige Edelsteine glänzten im spärlichen Sonnenlicht. Der Sand landete auf einem eigenen Haufen, damit ich sah was schon alles fertig war. Wertlosen Schutt schmiss ich rüber zu den Baumaschinen, Sachen, die noch verwendbar waren kamen auf meine rechte Seite und die Edelsteine landeten in einem kleinen alten Eimer, der vielleicht zwei einhalb Liter fasste. Stück für Stück arbeitete ich mich hindurch und behielt dabei immer ein Auge auf die wertvollen Funde. Später ertönte ein Signalhorn und alle legten ihre Arbeit nieder. Für mich waren nur ein paar Sekunden vergangen, aber das letzte Tageslicht schien quer über die Schlucht. Der Haufen war noch nicht vollständig durchsucht, also nahm ich etwas von dem durchgesiebten Sand und schüttete es über den wertvollen Schrott in der Hoffnung, dass so keiner auf die Idee kommt, dass er das Geld dafür für sich einsacken konnte. Als alle anderen bereits am Essen waren, ging ich in eine abgeschottete Werkstatt, die nur von einer blauen Halogenlampe erhellt wurde. Ich kippte den Eimer auf der Werkbank in der Mitte aus und ernüchterte sofort. Zwar war der Eimer nach dem Tag voll gewesen, aber von den durchsichtigen Steinen war nichts mehr zu sehen. Stattdessen starrten mich Spielzeugedelsteine aus Plastik in rot, grün und blau an. Die ganze Arbeit war umsonst, vom Tag blieb mir nur noch der Schrott und der würde mir nicht einmal so viel einbringen wie ein achtel von dem was auf dem Tisch hätte liegen können und das war schon nicht viel. Frustriert lies ich den Tand liegen und ging wieder in meine Schlafhöhle. Ich konnte mir keinen Tag ohne Geld erlauben. Die Zeit drängte und ich wollte heim zu meiner Frau, die mich vielleicht noch nicht für tot hielt. Am nächsten Morgen wachte ich von alleine wieder auf, da das Wasser von den Wänden mir unter die Kleidung kroch und mich durchnässte und auskühlte. Die beste Entscheidung wäre es weiter zu arbeiten um warm zu bleiben. An der Abzweigung stand wieder dieser kleine Mann, ich bat ihm mit einem Handzeichen mir etwas zu trinken zu geben. Doch er schüttelte nur den Kopf und sprach in recht gutem Deutsch. „Nenenene mein Freund. Zuerst arbeiten, dann gibt es was zu trinken am Mittag.“ Mittag... Wie viele Stunden sollten das sein? Sechs? Vielleicht mehr. Hinzu kam, dass die Sonne erbarmungslos auf meinen Schädel prasste. Ich war zwar früh wach, aber nicht der erste. Einige hatten schon angefangen zu arbeiten und ein weiterer in weiß gekleideter Mann ging mit einem grünen Wäschekorb herum und gab mir und den Leuten Tücher, die wir uns um die Köpfe binden konnten. Es zerriss mir fast das Herz als ich den hellgrünen Korb mit dem Blümchenmuster aus der Nähe sah. Zu Hause hatte ich ebenfalls so einen. Meine Frau wollte ihn unbedingt wegen der Farbe haben und hatte übers ganze Gesicht gestrahlt als ich ihr ihn dann gekauft hatte. Ich band mir das Tuch um den Kopf und das Gesicht. Meine Haufen vom Vortag waren noch unberührt. Es fehlte immerhin noch etwas Geld, bis ich nach Hause konnte.
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Sphinx
Die Sonne brannte unermüdlich über der Wüste. Zwar war der Platz zwischen einer alten Sphinx und einer großen altägyptischen Baustelle mit Tiefbau flach, aber schon hinter dem Kopf der alten Statue erhoben sich Sanddünen, die in der Entfernung selbst deren Kopf zu überragen schienen. Sanfter Wind wehte immer wieder einen feinen Schwall Sand hin und her. Es war schwierig einen klaren Blick zu behalten, auch weil die Hitze in welligen Schlieren vom Boden aus in den Himmel strömte. Die Gerüste an der Sphinx waren stark improvisiert, im Prinzip nur Holzlatten und -balken welche mit geflochtenen Seilen zusammengehalten wurden. Einige Menschen zogen einen großen rechteckig behauenen Stein, der zu einer Pyramide gehören konnte. Sie plagten sich in der Hitze, doch es schien als würde die unbarmherzige Wüste nicht nur Wasser verschlucken. Die Statue vor mir war alt, obwohl ich das Gefühl hatte eigentlich zum Zeitpunkt ihres Erbauens dort zu sein. Dennoch wies der Stein meterlange Risse auf, als hätte jemand versucht die Hülle mit einem schweren Hammer zu knacken. Ich ging einige Meter auf die Sphinx zu, so dass ich fast Mittig auf dem Platz stand. Zu ihren Pfoten standen einige Gläubiger, die sie oder etwas an ihr anzubeten schienen. Doch wie aus dem nichts bewegten sich die Gesichtszüge der Statue und das Gerüst um den Kopf herum fiel gebrochen zu Boden. Das Gesicht bewegte sich, als müsse es wie nach einem Krampf die Muskeln lockern. Der Blick veränderte sich. Die Neutralität war verschwunden. Es war nun etwas prophetisches an ihr, aber sowohl im Blick, als auch in ihrer Stimme, die ertönte lag etwas unterschwellig bedrohliches. „Gebt es auf Menschen“ kam es wummernd aus ihrem Schädel, „ihr versteht nicht.“ Auf der Baustelle wurde es schlagartig stillt, selbst der Wind hielt inne. „Euer Pharao bezahlt viel um die Wüste auf zu halten. Doch auch er sieht es nicht. Die Wüste ist erbarmungslos und unbarmherzig. So viel er auch zahlt und denkt, den Lauf der Zeit damit zu verlangsamen, so wird der Sand doch alles, was ihr je erbaut habt, bedecken und unter sich begraben.“ Vor meinem Inneren Auge sah ich, wie die schattenhaften Silhouetten einer Karawane über einen Wüstenkamm ging. Einige Menschen saßen auf ihren Kamelen, der Rest führte sie oder trug eine auf Stangen befestigte Kiste mit sich. Der Pharao war schon auf dem Weg seinen nächsten Tribut zu zahlen, doch nach den verheißungsvollen Worten der Sphinx, bezweifelte ich, dass er jemals sein Ziel erreichen würde. Die Arbeiter und Gläubiger hielten auf mich zu, doch ich blieb ganz ruhig. Gänzlich im Vertrauen, schloss ich fast komplett meine Augen und legte die Arme verschränkt über die Brust, den rechten über den linken. Langsam und behutsam lehnten sie mich nach hinten und legten mich in ein langes flaches Loch im Sand. Ich erwartete fast mich durch die Kleidung zu verbrennen, aber der Untergrund war hart, kalt und feucht. Eine willkommene Abwechslung. Mit Schaufeln begruben sie mich wieder unter dem Sand und ich ließ mich auf die Natur ein. Weder hatte ich Angst, noch erwartete ich irgendwas schlimmes. Stattdessen stand ich im ersten Stock einer steinernen Hausruine nur wenige Meter neben dem Platz, auf dem man mich eben noch begrub. Das Gebäude war stark eingefallen, es existierten im Grunde nur noch diese eine Wand und der Hauch einer Treppe. Dennoch standen die Reste fest und regungslos da. Nur wenige Schritte von der Grundmauer entfernt ging der Hang zum Loch der Baustelle los. Der Boden war hier allerdings nicht aus Sand. Es war schwarze feuchte Erde und je tiefer ich durch die Gerüste in das Loch sah, desto öfter durchzogen leuchtend rote Schlieren das Erdreich. Dieser Anblick beunruhigte mich mehr als die Worte der Sphinx. Einige Arbeiter liefen unter mir durch die Ruine zum Platz und protestierten. Nach der verhängnisvollen Prophezeiung müssten sich wohl entscheiden, was zu tun wäre.
Allerdings würde es nichts an der Tatsache ändern, dass sich die Natur immer alles zurückholt.
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Die letzten Krieger
„Habt ihr schon einmal von der Geschichte der letzten Samurai gehört?“ fragte ich als eine einfache Stimme, während der Blick über einen Hügel flog und sich vor einer kurzen Reihe dieser Krieger auf ihren Pferden richtete. „Es waren harte Zeiten. Sie hatten schwere Schlachten und schlimme Verluste hinter sich. Die Zunft kurz vor dem Aussterben. Einer von ihnen brachte sich selbst einen ehrenvollen Tod nach der letzten kürzlichen Niederlage, mit der Unterstützung eines Freundes.“ Ich sah, wie einer der Krieger auf dem Boden kniete, den Helm abgesetzt und die Rüstung beiseite geschoben, dort wo seine Leber war. Er nahm ein kurzes Messer mit der Bezeichnung Tanto in die Hände und zielte damit auf die frei liegende Stelle. Sein Freund stand mit erhobener Klinge neben ihm, bereit sie niederfahren zu lassen. Sobald die eigene Klinge des zum Tode verurteilten in sein Fleisch eindrang, zischte die Klinge nieder und enthauptete ihn. Er wischte das Blut von der Klinge, schob sie zurück in die Scheide, verbeugte sich und ging zu dem Rest der ehemals führenden Krieger. Als alle wieder auf ihren Pferden saßen wurde es schlagartig Nacht, die feindliche Streitmacht war kaum noch zu sehen, doch die frische Erinnerung lies das Bild nur langsam verblassen. Keine klappernden Rüstungen, dafür lange Gewehre mit Bajonetten in der Länge von Kurzschwertern an den Spitzen und massive Kanonen auf der Erhebung nur wenige Meter dahinter. Die sieben verbliebenen Reiter schritten voran auf dem Weg zum Ende ihrer Zeit. Nach einigen Hufschlägen lösten sich vom anderen Ende des Feldes die ersten Schüsse und sie drehten bei. Drei der Sieben starben. Sie versteckten sich hinter einem Sattelzugmaschine mit Anhänger, der die Länge eines kurzen Schulbusses hatte und warteten. Aus dem Dunkel ertönten die Befehle zum vorrücken. Zehn Schritte, dann stopp. Ich beobachtete die Vier, wie sie durch die Lücken und rostigen Löcher spähten um die Entfernung abzuschätzen. Die Schützen waren nah genug dran, also gaben sie mit farbigen Kellen ein Signal zu einem einfachen Krieger, der an der Spitze des Hügels hinter ihnen stand. Er drehte sich um, gab das Signal weiter und ich sah, wie unzählige Bogenschützen ihre Pfeile an die Sehnen spannten, über den Hügel zielten und schossen. Den Geschossen folgend flog ich mit und sah, welche Entfernung sie zurücklegten und mit welcher Wucht sie trotz allem noch in die Gewehrschützen einschlugen, während sie schrittweise immer weiter vorrückten. Einer der Krieger lugte durch eine Lücke zwischen Fahrerhaus und Anhänger als die Schützen anlegten. Er zog seinen Kopf sofort zurück und zwei Sekunden später zischten die nächsten Kugeln durch die Lücken und schlugen in Metall oder Erde ein. Ich selbst materialisierte mich langsam, schwebte nicht mehr in der Luft, sondern stand neben den letzten vier Kriegern. Mir war bewusst, wie lange das Nachladen dauern würde, also trat ich hinter dem Hänger hervor. Was wir im plötzlich auftretenden Scheinwerferlicht vor uns hatten, waren allerdings keine Soldaten in Uniformen mehr. Es waren Frauen, alte Männer oder gar Kinder und junge Erwachsene, die wie für ein Erschießungskommando Reihe um Reihe aufgestellt waren. Zu meiner Erleichterung durfte ich feststellen, dass die Kampfhandlungen hinter dem Hügel eingestellt worden waren. Jetzt standen sie alle einfach nur so da. Gedankenlos und ohne Regung. Links neben ihnen war in einem drei Meter hohem Hügel ein offener Bunker mit Holzstützen, indem noch mehr Zivilisten aufgereiht standen. Davor mittelalterliche Soldaten in Stoffrüstungen, schmalen Eisenhüten und Armbrüsten im Anschlag, zielend auf die Reihen. Ohne dass ich mich dagegen wehren konnte flog mein Blick die Reihe entlang, wobei sich ein mir unbekanntes Lied in den Ohren breit machte. Bei jeder Silbe oder jedem Takt der Vorkam löste sich ein Bolzen einer Armbrust und tötete einen Unschuldigen. Ich war gezwungen mir das Ganze zehn oder fünfzehn mal mit anzusehen bis ich selbst schließlich in der Reihe stand mit einer dieser wuchtigen Waffen in der Hand. Ich konnte den Schuss nicht verweigern, aber was ich machen konnte, war gezielt zwischen ihnen vorbei zu schießen. Als der Bolzen zischend zwischen ihren Köpfen vorbei schnellte und hinten in einen Balken einschlug, fiel mir vor Erleichterung fast die Armbrust aus der Hand. „Oh, das ist jetzt aber blöd gelaufen“ war das einzige Kommentar was ich von mir ließ. Während die Schützen näher an die Männer und Frauen anrückten, tat ich es ihnen gleich und stand vor einem Mädchen mit langen hellblonden Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren und dunkelblauen Augen. Ihr Gesicht war rund und hatte einen unschuldigen, aber auch leeren Blick. Zum Nachladen der Armbrust stellte ich sie mit der Spitze auf dem Boden und stellte meinen Fuß in die Vorrichtung, die am Ende befestigt war. Somit hatte ich beide Hände frei um die fingerdicke Sehne zum Abzug ziehen zu können. Leider hielt sie sich nicht in der Vorrichtung und schnellte wieder nach vorne. So ein Vorgang ist ungesund für jede Schusswaffe, die auf Bögen basiert. Die Kraft konnte somit auf nichts weitergeleitet werden, weswegen die Kraft von der Sehne auf den Bogen selbst überging und materielle Schäden bishin zum Bruch der Waffe führen konnte. Wenn allerdings der Abzug die Kraft nicht mehr halten konnte, war die Waffe zu alt und abgenutzt. Ich konnte mich glücklich schätzen den letzten Schuss so präzise nichts ins Ziel gebracht zu haben. Aus dem hinteren Reihen kam ein dicker Kommandant, auf dessen weißem Stoff ein eckiges rotes Kreuz aufgenäht war. „Was ist hier los“ fragte er prompt. „Meine Waffe ist im Eimer. Der Verschluss hält die Sehne nicht mehr, geschweige denn dass ich den Bolzen einlegen kann.“ Zur Untermauerung versuchte ich es noch einmal vergebens, überprüfte Abzug und Verschluss. „Ach was. Gib mal her das Ding.“ Er rüttelte am Bogen und Abzug und zog dann sie Sehne nur mit einer Hand zurück, wobei er den Kolben lediglich auf seine Hüfte stellte. „Na also, geht doch“ sagte er triumphierend während er mir die gespannte Waffe übergab. „Und das nächste mal kriegst Du das hin. Leute wie Dich kann ich nicht gebrauchen“ gab er mir drohend zu verstehen. Ich lachte ihn leicht aus, während ich einen Bolzen auf die Schiene legte und die Waffe grob in seine Richtung hielt. „Nun, dann können Sie ja versuchen mich mit meiner eigenen Waffe zu erschießen.“
Mein Lächeln wurde immer breiter. Zuerst blickte er mich nur leicht erschrocken an. Dann fing er selbst an zu grinsen und wir lachten beide daraufhin los. Meine Frau kam hinter ihm zum Vorschein und sah uns verwirrt an. Der Kommandant drehte sich um und ging weiter an den Zivilisten vorbei. Er hatte wohl gemerkt, dass ich mich nicht einfach so einschüchtern lasse und er trotz seiner Stärke mit Gegenwehr zu rechnen hatte. Also ließ er vorerst von mir ab. Eine weise Entscheidung. Ich folgte ihm mit meiner Frau an der Seite. Kurz vor dem anderen Ende des Bunkers lag eine Maschinenpistole auf einem angeschraubten Regal an der Wand, erhellt von einer Kerze. Die schmale und runde Form der Waffe erklärte mir ihr plötzliches Interesse. Es war eine PP90M1 mit rundem Magazin und 9mm Kugeln. Als sie danach greifen wollte, schritt der Kommandant wieder ein. „Moment.“ Er nahm sich die Waffe und löste einen zylinderförmigen Käfig von der Waffe, dessen geschlossenes Ende abgerundet war. Am offenen Teil hingen Ketten herunter. „Gib her“ warf ich ein und fing im selben Augenblick den Käfig. Obwohl sie mit dem Rücken zu mir stand, konnte ich ihr breites Grinsen förmlich spüren. Sie legte an, zielte aus dem Bunker und ließ einen kurzen Feuerstoß von der Waffe los. Lachend drehte sie sich zu mir um. „Na, hast Deine Lieblings-Wasserspritzpistole gefunden?“ Sie nickte hektisch, was mich zum lachen brachte. Die Menschen um uns herum verschwand und der Bunker wechselte zu einer großzügigen neuen Küche mit Esstisch. Dort wo der andere Ausgang war, entstand ein Fenster. Draußen war es stockfinster, weder Bäume noch Häuser oder Straßen waren zu sehen. Meine Dame stand am Herd und kochte gerade etwas und ich sah ihr vom Türrahmen aus zu. Es brauchte einen Moment, bis ich merkte, dass uns sämtliche Kleidungsstücke fehlten, aber an ihrem Anblick konnte ich mich so oder so nie satt sehen. Ich wollte etwas im Schlafzimmer rechts neben der Küche nachsehen, als ich beim wegdrehen bemerkte, dass ein dicklicher, ebenfalls nackter, Mann mit in der Küche stand und meine Frau von hinten antanzen wollte. Zu meinem Glück hatte ich noch den Käfig in der Hand, also schleuderte ich ihn knapp an seinem Gesicht vorbei, so dass er seine Nase streifte und an den Fensterrahmen knallte. Schockiert blickte er sich zu mir um, bekam Angst als er mich ansah. „Du wirst meine Frau nicht unsittlich anmachen.“ Ich zeigte mit dem Finger auf ihn. „Das sage ich Dir nur einmal.“ In meiner Stimme lag eine Bedrohlichkeit, die ich von mir nicht kannte. Als ich mich ins Schlafzimmer begab, verschwand er auch wieder und ich legte mich ins Bett. Eigentlich wollte ich auf meine Frau warten, aber ich schlief sofort ein. Morgens wachte ich in einem völlig durchwühlten und unbezogenem Bett wieder auf. Die Sonne schien nur spärlich durch die Wolken, aber dennoch konnte ich die Augen nicht richtig öffnen. Ich griff zum Tisch neben dem Bett und schob mir direkt die Zahnbürste ins Maul. Es ging mir extrem dreckig und ich wusste nicht warum. Beim Zähneputzen bemerkte ich, dass ich die Bürste nicht auf die rechte äußere Seite bekam. Die Seite war komplett angeschwollen und teilweise eingerissen. Benommen versuchte ich mich aufzurichten, humpelte vielmehr wie ein buckliger Glöckner in Richtung Bad, gegenüber vom Schlafzimmer. Durch die offene Tür sah ich meinen Vater sich darin frisch machen, meine Frau hörte ich in der Küche schon das Frühstück vorbereiten. Aber der Schaum in meinem Mund wurde immer mehr, also entschloss ich mich mir wenigstens eine Hose anzuziehen, bevor ich ins Bad gehen würde. Müde, verletzt und benommen versuchte ich mir nur mit einer Hand eine enge Unterhose anzuziehen. Dabei wurde mir so schwindelig, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, geschweige denn auf einem. Dennoch hielt ich beharrlich die Zahnbürste mit einer Hand in der Fresse und schäumte mich davor, wie ein tollwütiges Tier auf. Nach dem sechsten Versuch gab ich es auf und schleppte mich fast ebenerdig zum Bad. Mein Vater begrüßte mich und ich grüßte ihn zurück, wobei ein fetter Klecks Zahnpasta auf den Boden platschte. Er machte mir freundlicherweise das Waschbecken frei und ich hing mich daran an Kinn und Ellenbogen auf und putzte weiter. „Du sag mal Gunnar, wo ist eigentlich Deine Toleranzgrenze?“ Mit Schaum vorm Mund bekam ich nur ein fragendes „Hmmmm“ heraus. „Naja, wir wollten euch ja mit dem Einkauf unterstützen und mit dem Eimer, der noch heute ansteht, wollte ich fragen, was Du maximal von uns annehmen würdest.“
Vor Schreck spuckte ich alles aus was sich in meinem Mund befand, saute dabei das ganze Waschbecken ein und fiel in Ohnmacht. Ich wachte erst im Auto auf dem Beifahrersitz wieder auf. Wir fuhren gerade durch ein Viertel aus rot-bräunlichen Häuser aus Backsteinen. Wir wendeten in einer Seitenstraße neben der Hauptstraße. Es war schön dort und vor allem ruhig. Neben mir bemerkte ich, wie jemand eine schwere Gangschaltung fast geschmeidig bediente. Endlich konnte ich einen klaren Gedanken fassen. Mein Gott. Das Mädel macht sich immer Sorgen, dass sie mit schweren Getrieben nicht umgehen kann und jetzt schaltet sie so einfach als würde sie mit einem Stock in Wasser rühren. Ich blickte zur Seite um sie mir anzusehen. Aber mein Vater saß am Steuer und meine Frau direkt hinter mir.
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Kleine Schwester
Der Schneesturm tobte unermüdlich. Massen an Flocken und dicker Nebel behinderten die Sicht. Eiskristalle schnitten sich wie kleine Glassplitter über meine Haut. Trotz der widrigen Umstände konnte ich von dem Hügel neben der Autobahn auf die Straße sehen. Die Schneedecke hatte bereits eine beachtliche Höhe erreicht, sodass mit Mühe nur noch die Leitplanke in der Mitte zwischen den beiden Strecken zu erahnen war. Rechterhand führte die Autobahn in einen Tunnel, welcher unter einem breiten Feld oder einer weiten Wiese führte. Der Wind brauste in Richtung Unterführung und trug mir das Geräusch eines fahrenden Busses ans Ohr. Der Motor kämpfte, doch die Räder drehten durch. Ich sah die Straße runter und bekam die Scheinwerfer mit dem Blick zu fassen. Der helle Bus war in dem Sturm nicht mehr als eine zu erahnende Silhouette. Leise drängten sich Bremsgeräusche durch das Getöse, zwischendurch quietschte es. Aber mit der hohen Geschwindigkeit bewirkte der Fahrer nur das Drehen seines Fahrzeuges, sodass der Bus in seiner ganzen Länge über die volle Breite der Fahrbahn rutschte. Obwohl Schnee und Matsch beiseite geschoben wurden, glitt die Masse an Fahrzeug unaufhörlich weiter die Straße entlang. Wie zu erwarten knallte der Bus gnadenlos an die Ränder der Unterführung, blieb mit einem Knall und umherfliegenden Metallteilen direkt stehen. Die Scheinwerfer fielen beim Aufprall aus, die Innenbeleuchtung war ohnehin nicht vorhanden. Ich dachte nicht, dass der Fahrer das überlebt hatte, aber vielleicht einige der Mitfahrer, sofern welche existierten. Doch ich wartete ob sich etwas regte, für eine Leichenbergung interessierte ich mich nicht. Als ich mir die Straße wieder ansah war ich beeindruckt, was die Natur hinterlassen kann. Obwohl an den Seiten der Fahrbahn der Schnee zu hohen langen Bergen aufgetürmt war, konnte man nur vereinzelt graue Flecke zwischen dem Weiß erkennen. Der plötzliche Wintereinbruch vor einigen Tagen hatte die Umwelt stark vereinnahmt. Der Wind zerrte erbittert an meinem Mantel, doch ich blieb stehen. Wieder sah ich zum Bus, noch immer kein Lebenszeichen. Links von mir hörte ich ein leises winseln. Es kam vom Fuß einer Tanne. Die dichtbewachsenen Äste hielten eine dicke Schneemasse, hingen aber nur knapp über der Schneedecke, in der ich zwei Löcher entdeckte. Ich schob den Schnee beiseite, da das winseln immer lauter wurde. Irgendein Tier wollte auf sich aufmerksam machen. Nach einigen beherzten Handgriffen sah ich eine Schnauze herausragen. Vom zweiten Loch aus kamen auch welche, aber kleinere. Es war wohl eine Hundemutter mit ihren Welpen, die vom Schneesturm überrascht wurden und ihre Höhle wurde zugeschneit. Die Tiere beruhigten sich etwas, jedenfalls zitterten ihre Schnauzen nicht mehr so stark. Hinter mir hörte ich Schritte und als ich mich umdrehte stand da ein kleines Mädchen vor mir. Dunkle Hautfarbe, schwarze lange Haare, die fast schon wild gelockt waren, aber an zwei Stellen hinten zusammengebunden. Unter ihrer dicken lilanen Daunenjacke und der gleichfarbigen Wollmütze sah sie sehr verängstigt und hilfesuchend aus. Mir war schnell klar, dass sie allein war und das nicht erst seit dem Unfall, also beschloss ich sie einfach aufzunehmen. „Hab keine Angst, Kleine“ sprach ich ruhig zu ihr, „ich werde Dir nichts tun. Hilfst Du mir die Hunde zu retten? Dann gehen wir auch dahin wo es warm ist.“ Sie nickte und half mit ihren Fäustlingen den Schnee zur Seite zu schieben. Zwischendurch sah sie mich mit ihren braunen Augen an, suchte wohl nach Bestätigung. „Ganz ruhig. Du bist jetzt meine kleine Schwester, ich pass auf Dich auf.“ Einige Monate später saßen wir nachts an einer Bushaltestelle in Rostock. Die Umgebung kam mir vage bekannt vor. Ich vermutete, dass wir zwischen der Kreuzung beim Markt der Reuterpassage und der Hamburger Straße waren. Zwar erinnerte ich mich nicht daran, dass die Straße so lang war, geschweige denn eine eigene Haltestelle hatte, aber in ein paar Jahren konnte sich viel ändern. Ich stand auf und sah die Straße hinunter. Nirgends waren Autos oder gar Busse zu sehen. Kein Wunder, es schien mir auch schon sehr spät zu sein. Meine kleine Schwester saß vergnügt mit den Händen abgestützt auf der Bank an der Haltestelle und grinste in sich hinein. Sie ließ wohl die Ereignisse des Tages noch einmal Revue passieren. Die Haare hatte sie wieder zu zwei Zöpfen hinten an den Schultern zusammengebunden, aber jetzt trug sie ein schmales Shirt mit glitzerndem Aufdruck. Als sie bemerkte, dass ich sie ansah, erwiderte sie den Blick und lächelte mich an. Sie hatte bisher zwar kaum ein Wort gesprochen, aber sie verstand, was man ihr sagte. Zusätzlich war sie ein ganz liebes Mädchen, was sich überall einbrachte soweit sie nur konnte. Und deswegen war ich stolz auf sie. Meine kleine Gefühlsduselei wurde jedoch von einigen jungen Männerstimmen unterbrochen, die vom Markt aus zu uns hallten. Es waren vier Männer, schätzungsweise zwischen achtzehn und zwanzig, vielleicht teilweise nicht mal volljährig. Die Lautstärke und der lasche Kleidungsstil ließ mich Probleme erahnen. Ich sah meine kleine Schwester an und sie erschrak sofort, als könnte sie durch meinen Gesichtsausdruck meine Gedanken lesen. Ich kniete ich zu ihr und hielt ihre Hände. „Hör gut zu. Ich pass auf Dich auf, aber versprich mir, egal was passiert, wenn Du eine Möglichkeit hast zu laufen, dann lauf bis Du in Sicherheit bist. Ok? Kein Anhalten, kein Umdrehen, egal was Du hörst.“ Sie nickte verängstigt und stand mit mir auf. Die Macker bemerkten uns natürlich, sie bliebt an mich geklammerte hinter ihr und ich behielt immer eine Hand auf ihrer Schulter. „Na wen haben wir denn hier? Guten Abend“ kam es von einem, der gänzlich in einen blauen Jogginganzug mit rot-weißen Streifen gekleidet war. Seine Stimme hatte was lauerndes. „N´abend Jungs“ gab ich kurz angebunden zurück. Zwei gingen an uns vorbei, die anderen kreisten uns förmlich von hinten ein. Ich folgte ihren Bewegungen, hielt dabei meine Schwester stets so hinter mir, dass sie entweder geschützt war oder freie Bahn zum laufen hatte. „Was sucht ihr beiden denn hier so spät Nachts“ wollte ein anderer in grauer Jogginghose und Strickjacke wissen. „Wir warten nur auf den Bus.“ Ich stand vor einer Werbetafel am schmalen Ende der Haltestelle. So konnte ich meiner Kleinen keinen Weg zur Flucht bieten. Sie standen so breit gefächert, dass sie jeder hätte abfangen können, also stand sie zwischen mir und der Haltestelle. Prüfend malte ich mir meine Chancen in einem Kampf aus. Mein Nachteil war, dass ich keine Erfahrung im Faustkampf hatte, geschweige denn mich jemals geprügelt zu haben. Aber wenn sie so gedankenlos handeln würden, wie ich es dachte, würden sie mich alle vier gleichzeitig angreifen. Den Mangel an Erfahrung konnte man mir glücklicherweise nicht ansehen, aber dass ich jederzeit bereit war meine Familie zu schützen schon. Mir wäre irgendeine Klinge zwar lieber gewesen, aber auch unbewaffnet würde es nur kompletten Idioten einfallen nur zu viert etwas zu erreichen. Meine Abwehrhaltung schien ihre Wirkung zu zeigen. Ein dritter brachte sich ein. „Na gut, dann fahrt mal schön nach Hause.“ Er klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. Es widerte mich an, aber im Sinne der Sicherheit musste ich mitspielen. „Alles klar, Jungs. Wir sehen uns später.“ Ich reichte dem Typen in der grauen Hose die Hand, wir schlugen ein und sie zogen weiter. Als sie einige Schritte entfernt waren, drehte ich mich zu meiner Schwerster um, die sich weiterhin zitternd an meinem Gürtel festhielt. Zur Beruhigung streichelte ich ihr den Kopf. Langsam sah sie zu mir auf. „Komm, den Rest gehen wir schnell zu Fuß. Wir gehen zu meinem Vater.“ Sie nickte und wir machten uns auf den Weg in Richtung Markt. Ich peilte eine Straße dahinter an. Vor Aufregung war mir entfallen, wo mein Vater wohnte, aber ich konnte mich noch an die Umgebung erinnern, auch wenn in dem Teil hinter der Passage viele Straßen gleich aussahen. Mittendrin blieben wir kurz stehen. Die Kleine brauchte Zeit zum Luft holen. Ich kletterte mit großen Schritten auf den Betonrand eines hohen Blumenbeetes, welches bis zur Fensterbank der ersten Wohnung reichte und spähte in die nächste Straße. Ich erkannte den Eingang zum Aufgang meines Vaters. „Wir sind gleich da“ sprach ich zu meiner Schwester, „wir müssen nur noch hier schnell rüber.“ Unsicher sah sie auf das Beet vor sich, sie wollte die Blumen nicht zertreten. „Keine Sorge, diesmal darfst Du das. Mach einfach schnelle sichere Schritte.“ Sie nickte und hüpfte zwischen den Blumen hinüber. Ich sprang vom Beetrand, nahm sie an die Hand und wir gingen auf die untere Haustür zu. In der Dunkelheit erkannte ich zuerst nicht, dass sie noch offen stand, also konnten wir direkt ins Treppenhaus. Ich schloss die Tür hinter uns und wir setzten uns für einen Moment auf die Stufen. Es gefiel mir zwar nicht meinen Vater so spät Nachts aus dem Bett reißen zu müssen, aber er würde uns die Hilfe nicht verwehren, gerade nicht, wenn man potentiell so in Schwierigkeiten steckte. Ich sah die Stufen hinauf zur ersten Etage und sah einen schwarzen E-Roller, dessen Räder mit einer eigenartigen schmierigen weißen Masse umhüllt waren. Für mich sah es so aus als wäre der Besitzer einmal quer durch einen zehn Liter Eimer Mayonnaise gefahren. Hätte mich jedenfalls nicht gewundert, wenn er deswegen draußen im Treppenhaus stünde. Für den Moment gönnte ich mir auch mal die Zeit etwas zu verschnaufen. Nur noch ein paar Stufen und dann könnten wir in Ruhe schlafen.
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Der Gasthof
Auf der Türschwelle eines ruhigen Restaurants begrüßte mich eine kleine Kellnerin mit schwarzen Haaren, schwarzer Bluse und weißer Schürze. Da sie sich noch im Essbereich aufhielt, der halb unter der Erde lag, wirkte sie schon beinahe winzig. Das Lokal war nahezu leer. Nur einige Kellner mit der gleichen Uniform legten an einem leer geräumten Tisch Besteck in Servietten. Tische, Stühle und Wände waren von einem dunklen Holz verkleidet, welches zum weiteren verdunkeln wohl noch einmal gebeizt worden war. Der Weg durch die Tische war mit einem einzigen langen Teppich ausgelegt worden an dessen Rändern gelbe Stickereien aufgetragen waren. Rechts unten neben dem Treppenabsatz, auf dem ich stand, war eine Bar. Der Teppich führte um sie herum, da hinter ihr noch weitere Tische für die Gäste waren. Die vorbereiteten Tische wurden farblich durch ein leicht dunkles, aber auch leuchtendes rot in Form von Einmal-Tischsets aufgehellt.
„Guten Tag, wie kann ich ihnen helfen“ kam es in einem freundlichen Ton von der Kellnerin.
„Guten Tag, ich bin auf der Suche nach meiner Begleitung. Haben Sie sie vielleicht hier schon hereinkommen sehen?“
Sie lächelte und nickte, doch ich fragte weiter.
„Vier Leute, davon ein Ehepaar.“
Sie nickte.
„Ich sollte mich hier mit meinen Eltern treffen.“
Wieder nickte sie.
„Ich sollte hier auch zu ihnen stoßen“
Sie nickte abermals, diesmal aber mit einem belustigten Lächeln im Gesicht und verwies mit einer Geste auf den Bereich hinter der Bar, der durch die Fenster stark erhellt war, im Gegensatz zum Bereich des Einganges. Ich bedankte mich und folgte dem Teppich. Noch bevor ich die einhundertachtzig Grad Kurve absolviert hatte, sah ich sie schon am Tisch sitzen, welcher schon mit Essen und Tellern bedeckt war. Sie hatten gerade erst angefangen. Als ich mich an den einzigen freien Platz, am Kopfende des Tisches, setzte, fiel mir der Berg an Grünkohl auf dem Teller meines Vaters auf. Daneben ein kleiner Haufen Fleisch und etwas anderes war noch dahinter, allerdings in einer so kleinen Menge, dass er es eigentlich nicht hätte auf den Teller packen müssen. Noch bevor ich mich richtig an den Tisch setzen konnte, legte mir die nette Kellnerin einen gefüllten Teller auf das Platzset. Darauf war ein kleiner Haufen Grünkohl, dafür aber ein Berg an Kassler, der mit etwas gelben, leicht flockigen umhüllt war. Die Masse bot mir auch noch Stückchen in der selben Farbe. Verwirrt starrte ich auf den Teller und fragte die Kellnerin.
„Kassler mit Apfelkompott?“
Sie kicherte.
„Nein, Kartoffelstampf.“
Der ganze Tisch lachte und ich versuchte noch ein Dankeschön heraus zu bekommen, aber sie hatte sich bereits ihren anderen Aufgaben gewidmet. Ich nahm Messer und Gabel in die Hand und schnitt mir ein Stück von der Kasslerscheibe ab. Ich war gespannt, was man mir vorgesetzt hatte. Den Grünkohl müsste ich das erste mal in meinem Leben überhaupt erst probieren, aber seit jeher hatte mein Vater immer Kasslerbraten gemacht und mir war nie etwas vergleichbar Gutes auf die Zunge gekommen. Noch nicht einmal von ausgebildeten Köchen. Dementsprechend überrascht war ich als sich das Fleisch ohne Widerstand schneiden ließ. Nur wenige Fasern rissen sich aus den Stücken. Die blassrosa Farbe hatte zuerst den Eindruck erweckt, dass es wieder so trocken wäre, wie alle Anderen auch, aber von der Gabel tropfte der Fleischsaft und ein salzig riechender Dampf stieg in sanften Schlieren hinauf. Auf der Zunge war das Fleisch so zart, dass ich es mit der Zunge zerdrücken konnte und tatsächlich war es nicht mal im Ansatz trocken. Kassler ist dafür bekannt sehr salzig zu sein, aber mit dem, was ich nun vor mir hatte, war es dem Koch gelungen das alles auszugleichen. Der Eigengeschmack des Fleisches kam viel mehr in den Vordergrund und ergänzte sich angenehm mit dem salzigen Fleischsaft. Ich konnte mich nicht entscheiden, was besser war. Was ich jetzt auf dem Teller hatte, konnte das Gericht meines Vaters alle male toppen. Es war wohl die Macht der Gewohnheit, die dem Gericht vor mir einen unverdienten zweiten Platz zusprach.
Tief versunken in mein Essen bemerkte ich nicht, dass das Restaurant einen Zeitsprung absolvierte. Noch nicht einmal die Veränderung des Tellers vor mir und des Besteckes in meinen Händen vielen mir unter dem Geschmack des Kasslers auf. Erst als der Teller, bis auf den Grünkohl, leer war, schaute ich auf und betrachtete das neue alte Restaurant, welches im Vergleich zu eben, eher wie eine schäbige Spelunke wirkte. Ich saß auf einer einfachen gezimmerten Bank, zusammen mit einigen anderen fremden Leuten an einem Tisch, welcher ebenfalls notdürftig gezimmert zu sein schien. Es gab keine Fenster mehr, stattdessen hingen Fackeln an den Wänden über den Tischen. Hinter den zwei Tischreihen vor mir stand ein Tresen, der direkt neben der Eingangstür stand. Der Wirt konnte somit jeden kontrollieren, der hier ein und aus ging. Wie ein echter Barkeeper putzte er die Becher aus Holz mit einem weißen Stofftuch. Ich lehnte mich zurück, stieß dabei etwas unsanft auf die Wand hinter mir. Der Raum war wesentlich kleiner geworden, aber durch das ganze naturbelassene Holz, die Fackeln und meinen persönlichen Vorlieben dafür, schien es mir auch ungemein bequemer. Zwischen meiner rechten Seite und der Linken war wenig Platz, zwei Menschen konnten sich etwas knapp darin vorbeidrängen. Rechts zählte ich drei Tische mit Bänken, links allerdings waren mindestens fünf, wovon die ersten drei weiträumig von Soldaten in Uniformen besetzt waren, die wohl aus der Nachkriegszeit stammten. Jedenfalls erinnerte mich der Schnitt und die Form an die Bilder aus dem Fotoalben meines Vaters aus seiner Zeit in der Armee. Sie machten viel Lärm, schlugen mit den Bechern auf die Tische und lachten laut. Mit einem Knall trat jemand die Tür ein. Kurz sah ich einen schwarzen Stiefel, dem daraufhin ein Offizier folgte, der sichtlich verärgert war. Der dicke Wirt mit dem Schnauzer und der großen weißen Schürze sah ihm starr und unbeeindruckt hinterher. Der Befehlshaber wandte sich an die Soldaten.
„Was ist das hier für ein Benehmen? Kaum haben Sie einmal Ausgang erreichen mich die ersten Beschwerden. Sie ziehen das Ansehen unserer Kompanie in den Dreck! Zurück in die Kaserne mit Ihnen!“
Im Gasthaus war es still. Nur das leichte poltern der Stiefel und das unzufriedene Gemurmel der Soldaten begleiteten deren Abgang. Als letzter verließ der Offizier das Haus. Vor der Tür hielt er kurz und sah den Wirt an. Die beiden nickten sich zu und dann verschwand der Stiefelträger wieder aus der Tür. Ich entschloss mich ein wenig frische Luft zu schnappen und mir die entmutigte Truppe bei ihrem Abgang anzusehen, aber als ich nach draußen trat waren sie bereits verschwunden. Ich stand außerhalb des Fackelscheins im dunkeln vor der Taverne und sah durch die Bäume. Der Vollmond streckte sein weißes Licht durch die Wipfel und erhellte die Straße, die an den Waldrand führte. Vom inneren des Gasthauses drang noch immer kein Ton, nur die Natur selbst machte sich bemerkbar. Ich war zwar noch nicht müde, entschloss mich aber mich schon auf die Suche nach einem Schlafplatz zu machen. Die Taverne war von außen mehr als doppelt so groß, wie es von Innen den Anschein hatte. Ich schätzte wo die Wand war, an der ich lehnte und sah mich dann an der rechten Seite weiter um. Es dauerte nur Sekunden bis ich ein kleines offenes Tor in der Hauswand vorfand, hinter dem Mittig in einem kleinen Raum ein Schlafplatz aus Stroh mit einer schrägen Stoffüberdachung aufgebaut worden war. Schräg davor brannte, noch unter dem Dach, ein kleines Feuer. Leider lag dort ein dicker Mann mit schwarzen Haaren und einem Vollbart in einer braunen Stoffkutte, die ihm bis zu den Füßen reichte. An seiner Hüfte wurde das Gewand von einem einfachen Seil gehalten. Der Raum war groß genug, dass noch mehr Leute darin hätten schlafen können mitsamt einem eigenen kleinen Bett, aber der Kerl nutzte den vorhandenen Platz nahezu egoistisch aus. Ich suchte nach einer Ecke, ich die ich mich legen konnte. Die hintere Linke Ecke war der einzige Platz, der nicht vom Feuer erhellt war, aber ich erkannte einige schmale Säcke, die mit Stroh und Heu gefüllt waren. Die Nacht war nicht kalt und selbst das kleine Feuer wärmte den Raum. Für diese eine Nacht würde mir die Ecke genügen.
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Prioritäten
Unsere Schuhe gaben ungewöhnliche Geräusche von sich, als wir über den Boden aus Metall zum Aufzug gingen. Die Wände waren voll mit blinkenden Armaturen, deren gläserne Abdeckungen unberührt zu sein schienen. Im Gang konnten drei Menschen nebeneinander gehen, zum Glück waren wir nur zu zweit, sonst wäre meine Partnerin wahrscheinlich unruhig geworden. Als sich die Türen des Fahrstuhls öffneten, konnten wir auf die andere Seite sehen. Es war ungewöhnlich einen Aufzug mit doppelten Türen zu sehen, aber angesichts der modernen Anlage wunderte es mich nicht. Wir stellten uns hinein und ich konnte mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen als ich bemerkte, dass das Innere des Aufzuges breiter war als der Gang, aus dem wir gerade kamen. An den geschlossenen Seiten hingen Spiegel, was den Raum optisch stark vergrößerte. Meine Frau war ganz gelassen, schien an nichts zu denken. Die Türen schlossen sich, ich atmete einmal tief durch. Kurz bevor es losging musste ich noch etwas loswerden. „Also so langsam hab ich keine Lust mehr auf diese ganzen Zombiespiele.“ „Ja, ich verstehe Dich“ stimmte sie mir zu, „eine Zeit lang war es lustig, aber jetzt...“ Die Mechanik des Aufzuges ratterte. Ich dachte daran, dass es wohl wieder das gleiche Schema sein würde, wie die letzten unzähligen Male. Richtig anstrengen brauchte man sich nicht, der Ausgang und die Entwicklung des Spieles hingen meistens von purem Glück ab. Enge Räume, gleich viele Überlebende und Zombies, keine Waffen, Fluchtmöglichkeiten finden. Etwas ernsthaftes passierte nie. Wir waren alle normale Menschen, nur dass einige wie Untote geschminkt waren und sich auch so verhielten. Die Türen öffneten sich, dahinter erstreckte sich ein recht weiträumiges Labor in klinischem weiß und nahezu durchsichtigen Glasscheiben. Die Veranstalter gaben sich alle Mühe, das musste man ihnen lassen. Auf der anderen Seite des Raumes bestand die Wand fast nur aus Glas und bot Blick auf ein Stadion. Wir waren in den obersten Rängen, die Sitzplätze draußen waren vollkommen leer. Noch passierte nichts, also gingen wir zur Fensterfront und blickten hinab. Das Zentrum des Stadions war eine Mischung aus Fußball- und Footballfeld. Plötzlich krachte es neben uns und die ersten Untoten strömten in das Labor. Einige kamen durch einen quadratischen Luftschacht geklettert. Das wäre wohl der potentielle Ausweg, aber zuerst müssten wir an der kleinen Horde vorbei. Ich nahm meine Frau bei der Hand und zog sie mit mir mit, ans andere Ende des Raumes, gegenüber der Untoten. Aus der Erfahrung heraus bieten sich öfter Lücken, wenn man die Distanz vergrößert und der Winkel immer spitzer wird. Leider stürmten nun mehrere Überlebende in und durch das Labor, dass nur noch ein helles Durcheinander herrschte. Zombies brüllten, Menschen schrien, Glas zerbracht und das klinische weiß färbte sich mit jedem vermeintlichen Opfer rot. Da aber die meisten Abgelenkt waren riskierte ich es uns einfach durch die Mitte zu drücken. Ungefähr in der Mitte fing uns eine größere Gruppe ab, rissen mir meine Partnerin aus der Hand, die noch versuchte über einen Labortisch zu fliehen und fixierten sie darauf. Sie erlitt einige Pseudobisse, ein Gong erklang und alle verhielten sich wieder normal. Für den Moment jedenfalls. Grob abgeschätzt war ich der Einzige, der diesmal nicht gebissen wurde. In der Ecke, in der wir eben noch standen, öffnete sich ein breites Metalltor, welches nach draußen führte. Wir gingen ins Freie, draußen, wo eine spezielle „Fraktion“ einen ihrer Sitze hatte. Sie stellten eine Art Mediziner dar, die in Beduinenähnlichen Kleidern ihr Lager aufgeschlagen hatten. Das Stadion war hinter der Tür ebenfalls vorbei, die Zelte standen hier wie auf einem Plateau auf einem Berg, aber mit Blick auf die Spielfelder. Mir wollte schon langweilig werden, aber da trat meine Frau schon wieder an meine Seite. Meine Verwunderung konnte ich nicht zurückhalten. „Was machst Du denn hier? Du bist gebissen worden. Wenn die das hier spitz kriegen, bringen die Dich um, dann ist das hier ganz schnell vorbei.“ Sie prustete aus. „Pff, na und? Dann geh ich halt Serie gucken.“
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Container
Der Stützpunkt am Strand stand noch. Die olivgrünen Zelte waren zerrissen und durchlöchert. Der Himmel bewölkt und grau. Der Sand verdreckt und nicht einmal die Gischt zeugte von ein wenig weiß. Unsere Einheit trottete wie benommen durch die Gegend. Wir waren gebrochen, verdreckt, schlaflos seit unzähligen Tagen. Die Zelte boten keinen Schutz mehr, jede Schlafausrüstung war zerstört oder verschwunden. Wir hatten nicht einmal Zeit uns etwas anderes einfallen zu lassen. Der Ort an dieser kleinen Landzunge am Strand geschützt durch eine Steilküste war zwar ein guter Platz, aber keineswegs unangreifbar, wie wir es auf die harte Tour lernen mussten. Aus dem Wind ertönte ein erschöpfter Befehl. „Männer, macht euch bereit. Sie kommen gleich wieder. Jeder schnappt sich eine Waffe und so viel Munition, wie ihr tragen könnt.“ Der Rest unserer Einheit ging zu einer Kiste, wo der klägliche Rest unserer Ausrüstung lag. Wir hatten viele Männer verloren und noch mehr Waffen, mit denen wir uns wehren konnten. Aus der Not heraus sind wir dazu über gegangen selbst jede einzelne Kugel zu sammeln, die noch zu gebrauchen war. Und das alles in einer Kiste, die vielleicht achtzig Zentimeter Breit, vierzig lang und sechzig hoch war. Mit Glück könnten wir uns noch einmal erfolgreich wehren, wenn uns nicht schon mitten drin die Munition ausgehen würde. Meine Kameraden bewaffneten sich und durchwühlten mit mir die Truhe nach den passenden Waffen und Munition. Einer hatte das Glück eine vollgeladene Luger P.08 zu finden, ein passendes Magazin und etliche Kugeln dazu. Mir selbst blieb die Ehre das vielleicht letzte Sturmgewehr zu nehmen. Wie die Pistole war das STG 44 in meiner Hand eine Waffe aus dem 2. Weltkrieg und ich hoffte inständig, dass für diese Schusswaffen der Begriff „deutsche Wertarbeit“ erfunden worden war. Allerdings tat ich mich schwerer mit dem Finden von Munition. In der Kiste lagen etliche lange blasige Algen, die mich an zerkochte Bohnen erinnerten. Viel brauchbares war nicht dabei und meine Kameraden waren schon längst auf dem Weg zum Engpass, den wir besetzen mussten. In dem durcheinander fand ich noch eine weitere Pistole und steckte sie mir in den Holster. Zum Glück gab es dafür noch genug einzelne Kugeln und ich steckte mir fast drei Taschen an meiner Weste damit voll. Beim durchwühlen fand ich noch ein langes geschwungenes Magazin, was bis oben hin voll war, auch wenn es abgenutzt war. Während ich versuchte es ins Gewehr einzusetzen, betete ich, dass es wirklich passen würde. Es war größer als die normalen Magazine für das STG 44. Als es klickte atmete ich erleichtert auf. Leider brach eine ganze Kante des Magazins auf und eine lange Kette an Kugeln fiel mir entgegen. Vom Engpass aus kamen die ersten Signale des Angriffs. Ich machte mich sofort auf den Weg, fädelte die Kugeln wieder ein und hielt das Magazin zu. Spontan nachgezählt hatte ich vielleicht fünfzig Schuss im Magazin, wenn nicht sogar mehr. Ich achtete nicht weiter darauf, dass die Kugeln extrem klein waren und kürzer als mein kleiner Finger. Im Dunkel der Steilküste waren wir in Deckung. In den Felsen war ein Gang, der ursprünglich für Touristen gedacht war und der Ausgang dessen lag noch selbst unter dem Stein. So waren wir mit dem verdunkelten Himmel nur noch Silhouetten und nichts weiter. Hinter den Ecken kamen die ersten Soldaten hervor gestürmt und wir eröffneten das Feuer. Meine Kameraden zielten wesentlich schneller als ich und genauer, wie ich nach meiner ersten Salve feststellen musste. Nicht nur, dass ich vielleicht eine von vier oder fünf Kugeln ins Ziel brachte, ich schoss auch zeitgleich mit jemand weiterem auf den selben Gegner. Bei mir war es die reinste Munitionsverschwendung. Dennoch fiel ein Feind nach dem anderen. Sie waren so nah, dass sie auf uns stürzten und regelmäßig jemand für mehrere Sekunden nicht schießen konnte, weil er unter einer Leiche begraben wurde. Auch mich erwischte es nach einiger Zeit. Ich brauchte beide Hände um den schwer ausgerüsteten Typen von mir runter zu heben. In dem Moment als ich durchatmete bemerkte ich, dass ich in einem roten Container lag zwischen Leichen und einer Hand voll meiner Kameraden. Mir war schleierhaft, wie ich dort hin gekommen war, aber zwei von uns hielten am Ausgang Wache. Die Türen standen gerade nach außen in einer Linie mit dem Rest des Containers. Der Linke, der an den Scharnieren lehnte, blickte nach rechts und der Rechte nach Links. Ich nahm mir mein Gewehr und ging auf die Knie, den Kolben im Anschlag. Draußen war es hell, der Sand wieder gelb und hinter der kleinen Sandbank sah ich etliche Badegäste in der Sonne liegen. Durch den Schlitz links sah ich weiße aus Stein gehauene Gebäude, eines davon ziemlich hoch und etliche offene Fenster, die nur in schwarze Innenräume führten. Ich erschrak als ein Mann mit Sonnenbrille und Glatze um die rechte Ecke schaute. Beinahe hätte ich ihn erschossen. Aber er sah uns nur an, lächelte, hob zum Gruß die Hand und ging weiter in Richtung Strand. Mir fehlte jedes Verständnis dafür, dass sich Zivilisten in einem Kampfgebiet aufhielten. Links hinter mir hörte ich eine Frau schreien. Sie lag mit dem Rücken auf einem unseres Trupps, der sie mit einem Arm um ihren Hals auf ihm fixierte. Sie schrie um Hilfe, der Typ hatte ihr noch das Oberteil aufgerissen und eine ihrer Brüste entblößt. Ich schrie ihn an. „Was soll das werden?“ Eine Stimme aus der hinteren Ecke antwortete: „Er vergewaltigt sie!“ Ich legte das Gewehr zu Seite und versuchte seinen Griff zu lösen. Doch ich konnte keine Kraft aufwenden, da sowohl er als auch die Frau sich wehrten. Die leicht übergewichtige Frau mit dem runden Gesicht und den langen schwarzen Haaren schrie immer weiter. Dann legte sich ein Fuß auf meine Brust und stieß mich fast gänzlich aus dem Container. Mein erster Blick fiel auf die Häuser und ich sah wie sich das Licht in einem der Fenster spiegelte und wusste sofort, dass mich ein Scharfschütze ins Visier genommen hatte. Mit einem Ruck schmiss ich mich wieder ins Innere, sah durch den Schlitz das Mündungsfeuer und versteckte mich, begleitet vom Schrei der Frau und dem Spott des Missbrauchers, unter einer dicken Decke. Ich hörte es zischen, abprallen und einschlagen. Dann war es gänzlich still. Die Kugel hatte die Frau und meinen sogenannten Kameraden durchschlagen. Ihr weißes Oberteil wies ein Daumendickes Loch auf und es färbte sich immer weiter rot. Es tat mir Leid um sie. Als Unschuldige in Kampfhandlungen verwickelt zu sein und zwischen Leichen und Soldaten sein zu müssen, war schlimm genug, aber dann noch mit so einem Bastard vor dem Herren. Ich schätzte, dass es besser so für sie war. Das alles änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass wir aus diesem Container mussten und ein Scharfschütze mit uns Tontaubenschießen veranstalten wollte.
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Die Norne
Tief in Gedanken versunken starrte ich auf den Boden und spielte mit einem dreckigen Stück weißen Stoffes in der Hand. Mein Körper war schwer. Gestützt von meinen Armen, die auf meinen Knien lagen, saß ich auf einer Bank am Rande eines Kreises dessen Weg mit Steinen gepflastert war. Am äußeren Rand erhoben sich graue runde Säulen, die an den vier Himmelsrichtungen mit einer eckigen Säule quer miteinander verbunden waren. Im Zentrum des Kreises wuchsen bunte Pflanzen um einen dicken Baum, dessen Wurzeln den Weg stellenweise leicht anhoben. Ranken kletterten den Stamm hinauf, während blaue und rote Blüten fast mannshoch den dunklen Farben etwas Licht verliehen. Hinter den Säulen stand eine helle Villa, die dem Augenschein zu urteilen, nach alten Plänen restauriert worden war. Die hohen Fenster mit den leicht durchsichtigen weißen Gardinen erstreckten sich über die ganze Breite der Hauswand links von mir. Rechts befand sich eine dunkelgrüne Wiese, auf der einige weiße Zelte aufgestellt worden waren. Es war Sonntag und die Gruppe frühmittelalterlicher Darsteller, die mich eingeladen hatte, lagerte noch. Allerdings nicht mehr lange. Ich nutzte die ruhige Zeit vor dem Abbruch der Zelte um über ein Gespräch nachzudenken, was ich vor einiger Zeit mit einer netten Dame geführt hatte, die leider ein weiteres Opfer meines schlechten Namensgedächtnisses war. Sie bezeichnete sich selbst als Norne, wobei unwissende Leute sie wohl eher als Wahrsagerin betitelt hätten. Sicher konnte man dem skeptisch gegenüber stehen, aber mir zeigte sich immer wieder, dass sie Sachen wussten, die man selbst mit der besten Menschenkenntnis nicht einmal erraten konnte. Eine Frage dieses Gespräches hallte mir wieder einmal durch den Kopf. „Hast Du irgendwas, was Dich im leben erdet?“ Worauf sie hinaus wollte, war der Glauben an irgendetwas. Im Allgemeinen hatte sie es auf die Religionen laufen lassen. Als ich ihr erklärte, warum ich dem ganzen nichts abgewinnen könne, gab sie mir eine Antwort, die sich in meinen Schädel eingebrannt hatte, sobald die Worte gesprochen waren. „Was Dich stört ist nicht die Religion selbst, es ist das was Menschen daraus machen.“
Treffender hätte sie es nicht formulieren können. Klar war und bin ich der Meinung, dass eine gewisse Glaubensrichtung durchaus seine Daseinsberechtigung hat, aber die Inbrunst mit der sie teilweise praktiziert werden in Verbindung mit Missionierung und Fanatismus reichte bei mir schon immer aus um es zu verabscheuen. Ich hielt mich viel eher an die Philosophie, damit konnte ich mehr anfangen. Und dennoch lies ich mich selbst eines nicht vergessen. Jede Philosophie und jede Religion baut auf dem selben Grundbaustein auf: Was Du nicht willst, was man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Eine Regel, die wie es mir schien viele Geistliche nicht verinnerlicht haben. Während man sich heutzutage noch wegen unterschiedlicher Religionen umbrachte, schlugen sich „Philosophen“ zumindest nur verbal die Schädel ein. Nach dem Gespräch war ich eingeladen worden, an dem Ritual teil zu nehmen, welches ein Mann abhielt, den man auch als den Schamanen der Gruppe betitelte und der Gatte der Norne war. Ich wollte ablehnen, aber man war mir in so hohen Maße entgegen gekommen, so dass ich ignorierte, dass mir kotzübel wurde und sagte zu. Während alle um mich herum sich auf die Arbeit und die Worte des Schamanen konzentrierten, dachte ich weiter an das Gespräch. Seine Arbeit war gut, das musste ich mir eingestehen. Es war zwar das typische Schema eines heidnischen Rituals, aber ich spürte nichts überschwängliches an ihm. Als das Horn mit der flüssigen Gabe der Götter im Sonnenverlauf herum gereicht wurde, bestätigte sich, was mir die Norne sagte. Viele waren still als sie das Gefäß in Händen hielten, aber diejenigen die sprachen weckten in mir den Wunsch den Platz zu verlassen. Langsam gelangte ich wieder zurück in die Gegenwart, aber der Gedanke an die Worte hielt sich noch weiter. Mir kam das Spinnentattoo am Hals der Dame in den Sinn. Als ich es sah wurde sie mir sofort sympathisch, was wohl daran lag, dass meine Angetraute ein ähnliches auf ihrer rechten Seite zwischen Schulter und Brust hatte. Obwohl ich wusste, dass meine bessere Hälfte solch spirituellen Sachen skeptisch gegenüber stand, wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie ihr mehr zugehört hätte als allen anderen. Und wenn es nur am Tattoo lag. Ein kleiner Schreck durchfuhr mich und ich richtete meinen Blick samt Körper auf. Hatte ich eigentlich schon mein Zelt abgebaut? Ich sah auf die Wiese und sah, dass nur noch eines stand und das war meines. Es war auch dunkler als vorher. Ich war wieder meinen eigenen Gedanken zu sehr in die Falle gegangen. Also stand ich auf und hastete zu meinem Zelt. Die Sachen im Inneren hatte ich glücklicherweise schon zusammengepackt. Ohne die Heringe aus dem Boden zu entfernen, hob ich das erste Drittel der Plane an, zog die einzige Zeltstange aus der Mitte heraus und legte die Plane glatt auf den Boden hinter den Rucksäcken. Es bedurfte nur einiger Handgriffe um die Stange in die Plane einzuwickeln, damit ich sie mir locker über die Schulter werfen konnte. Es fehlten nur noch die Heringe, aber so sehr ich mich auch bemühte, ich fand keinen einzigen mehr in der Erde, obwohl ich großzügig die Ränder der platt gelegenen Fläche abtastete. Meine Sachen legte ich auf einen Haufen. Es war viel für eine Person zum tragen, aber ich könnte es schaffen. Ich lies einen letzten Blick über die Wiese und die Villa streifen und fast unerkannt machte sich eine weitere Aussage der Norne wieder in meinem Kopf bemerkbar. „Deine Tochter wartet auf Dich.“
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Flugzeugabsturz
Ich war auf dem Weg zu einem kleinen offenen Flughafen mitten in einer Stadt. Es gab nur eine kurze Landebahn an deren Seiten Bäume standen. Die Anlage lag auf einem Hügel leicht abseits der Innenstadt. Hoch genug um über einige Dächer zu sehen, aber zu flach um das ganze Ausmaß des Ortes abschätzen zu können. Die Sommersonne stand hoch am Himmel und warf kühle Schatten durch die Wipfel. Ein direktes Hauptgebäude für den Flughafen gab es nicht, ebenso wenig wie einen Schalter. Stattdessen fuhr ein großes Passagierflugzeug vor und ein Fahrzeug, welches als mobile Treppe fungierte, dockte an einem der Ausgänge an. Das Flugzeug war leer, also stiegen nur Leute ein. Diese Menschen waren Rentner. Als die ersten einstiegen, flog ich wie in einer fliegenden Kamera mit ständigem Blick auf das Gefährt durch die Luft und hörte eine Stimme wie einen Ansager sprechen. „Herzlich Willkommen in unserem neuen Rentner-Zoo. Bei uns gibt es keine Artentrennung. Hier sitzen die Alzheimeriten neben den Raucherlungen, während sich Diabetiker und Laktoseintollerante um das Essen streiten. Ein schönes Ende für sie und ein Spaß für die ganze Familie.“ Glücklicherweise unterdrückte etwas in mir den Drang sich über diese menschenverachtende Praktik aufzuregen. Schließlich hatte ich ein Ziel und darauf musste ich mich konzentrieren. Obwohl ich mir eingestehen musste, dass die Wortneuschaffung der Alzheimeriten schon lustig war. Ich setzte mich auf irgendeinen Platz nahe der Fenster. Noch bevor ich mich anschnallen konnte oder gar alle Passagiere saßen, rollte das Flugzeug unvermittelt los. Die Gebrechlichen fielen unmittelbar zu Boden, allerdings war es mir nicht möglich ihnen zu helfen. Von Innen schien der Raum breiter als das gesamte Flugfeld und der Verschluss vom Gurt klemmte. Die Maschine hob trotz geringer Geschwindigkeit ab, wobei die Turbinen aufheulten. Bevor wir im Schneckentempo die Bahn verließen, drehte das Flugzeug bei, da ein Metallgerüst für eine Überdachung des „Flughafens“ im Weg war. Wir schafften es knapp, die Maschine lenkte wieder zurück um in einem halben Bogen drum herum zu fliegen. Doch als wir mit der Breitseite zur Spitze der Bahn lagen, hörten die Maschinen auf zu arbeiten. Es wurde still. Der Schock stand im ganzen Raum und als hätten wir nie auftrieb gehabt, stürzten wir schnurgerade auf die Landebahn. Als der Flügel bereits am Boden zerbrach, kauerte ich mich schützend auf meinem Sitz zusammen und ließ die Wucht über mich ergehen. Ich hörte wie Metall summte und mitsamt dem steinigen Untergrund zerbarst. Meine Sitzreihe löste sich aus der Verankerung und damit auch mein Gurt. Nur einen Moment, bevor der Absturz vorbei war, schlug ich flach auf die Trümmer auf. Es dauerte einen Moment, bis ich wieder zur Besinnung kam. Anfangs war meine Sicht noch verschwommen, doch mit dem vorsichtigen Aufrichten legte es sich etwas. Ich sah mich um und bemerkte, dass ich im Eingangsbereich eines Einkaufszentrums war, welches wohl unter der Landebahn lag. Es war ohnehin nicht sonderlich groß, hinter der Tür war es trotz der Lampen und der Spielautomaten recht dunkel und erst am oberen Ende der Treppe kam etwas Licht durch einen der Läden hervor. Und darüber thronte aus der Decke das Wrack des Flugzeuges. Etliche Stellen brannten aufgrund des austretenden Treibstoffes. Glücklicherweise waren die Flecke nicht sehr groß und stellten keine Gefahr dar. Zwischen zwei Betonschichten sah ich einen Unterleib herausragen. Schmale Beine in einer etwas engen dunklen Jeans und schwarze Schuhe. Die Erkenntnis, dass es meine Schwester war, traf mich wie ein Hammerschlag im Gesicht. Früher hatten wir uns zerstritten, aber der entstandene Hass wich im Angesicht der Gefahr. Zuerst musste ich meine Familie retten. Für die Wahrheit über das was damals wirklich war, wäre später noch Zeit. Ich schleppte mich zur Spalte und packte sie am Knöchel, schüttelte sie um zu testen, ob sie noch lebt. „Hey, Schwesterherz. Wach auf. Holen wir Dich da mal raus.“ In diesem Moment zuckten die Beine, hielten kurz still und verschwanden dann gänzlich in der Spalte, wie eine schockierte Katze. Kurz danach brach der Spalt zusammen und es gab kein hinterher mehr. Ich trat ein paar Schritte zurück auf den großen Treppenabsatz nach den ersten Stufen hinter dem Eingang. Zwei Menschen schlossen zu mir auf und sahen mit mir auf die Stelle, wo vorher meine Schwester lag. Mein Vater und meine neue Mutter, waren schockierter als ich, obwohl ich derjenige war, der beinahe einen Arm beim Einsturz verloren hätte. Drei weitere schlossen zu uns auf. Als ich sie mir ansah, konnte ich sie zwar als Familie und Freunde definieren, allerdings war es mir nicht möglich ihre Gesichter zuzuordnen. So sehr ich es auch versuchte, ich kam nicht drauf, im Gegenteil. Ich war mir nicht mal mehr sicher, wer überhaupt vor mir stand. Der Absturz musste mich doch heftiger mitgenommen haben als ich zuerst dachte. Mein augenscheinlicher Vater brach vor lauter Sorge sein Schweigen. „Oh Gott, wir müssen Svea da raus holen.“ Die anderen stimmten ihn zu und waren drauf und dran los zu legen. „Nein, ihr macht hier gar nichts“ unterbrach ich sie, „ihr geht jetzt alle hier raus und bringt euch in Sicherheit.“ „Aber wir können Sie doch nicht alleine lassen.“ „Das werdet ihr auch nicht. Ihr wartet draußen und helft den anderen. Es müssen nicht noch mehr Leute unnötig gefährdet werden.“ Schweigend blickten sie sich nachdenklich an. „Jetzt geht. Ich such mir schon Hilfe und finde sie.“ Als sie nach draußen gingen, schleppte ich mich zu den Automaten neben dem Eingang. Dort stand eine kleine Gruppe, bestehend aus vier jungen Männern. Auf den letzten Stufen brach ich zusammen und fiel ihnen vor die Füße. „Bitte, ich brauch eure Hilfe.“ Die Jungs sahen mich an. Einer beugte sich zu mir herunter. Dunkles Shirt mit Aufdruck, leicht längliches schmales Gesicht, ebenso wie das Kinn, mittellange stachelige zur Seite stehende Haare, die unter einem Cap lagen und ein eigenartiger Bart um die Mundpartie herum. Ich hätte schwören können, dass ich LeFloid höchstpersönlich vor mir hatte. „Alter, Du bist aber mitgenommen. Wir bringen Dich erstmal hier raus.“ „Nein, darum geht’s nicht. Meine Schwester ist unter den Trümmern verschwunden und ich brauch Leute die mithelfen.“ Einer der Anderen drehte sich vom Automaten um. „Natürlich helfen wir Dir, kein Problem.“ Er war etwas kräftiger gebaut, aber nicht übergewichtig. Sein Gesicht war rundlich mit einem leichten Bartansatz und er trug eine kurze Hose mit einem offenen Hemd über einem T-Shirt. Der Dritte sah mich nur durch seine Brille an. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, es war nicht abzuschätzen, ob er mich bemitleidete oder mir gleich den Gnadenschuss versetzen würde. Erst jetzt bemerkte ich wie getrübt meine Sinne noch waren. Obwohl die Personen verschwommen, konnte ich immer noch nichts zuordnen. Also musste ich, wieder einmal, nach meinem Gefühl gehen. Aber anscheinend hatte ich ein Teil des DoktorFroid-Teams als Hilfe und das sprach mir doch einigen Mut zu. Hinter mir ertönte eine tiefe und entspannte Stimme. „Joa, dann lass uns mal loslegen.“ Ok, vielleicht doch das ganze Team. Sie halfen mir auf. Der Anblick von Flo, Frodo, Olli und Paul half mir zwar nicht den Schwindel los zu werden, aber mit Entschlossenheit ließe es sich alle Male besser durch die Trümmer kämpfen als demotiviert. „Wir finden Sie schon“ sagte Olli zu mir und Frodo klopfte mir auf die Schulter. Ich nickte und sie gingen an mir vorbei. Im Hintergrund hörte ich schon wie sie sich gedachten aufzuteilen. Hinkend schleppte ich mir die Treppen hoch zum ersten Laden des Centers. Es war ein Geschäft für Sportbekleidung, gänzlich in blau mit weißen Streifen gehalten. Obwohl nur wenige Meter vor der Treppe alles einzustürzen drohte, war von der Verkaufsfläche selbst keine Gefahr zu erkennen. Es gab sogar noch Menschen, die in aller Ruhe shoppten. Zu meiner Verwunderung erkannte ich sogar eine der Personen. Es war meine Verlobte. Die leicht ausgeblassten roten Haare mit der Körperhaltung und der Kleiderkombination aus grün-schwarz würde ich überall erkennen. Durch meine Verletzungen torkelte ich wie besoffen auf sie und eine Verkäuferin zu. Die Angestellte viel mir zuerst aufgrund ihrer blau-weißen Uniform nicht auf, erst als ich das grüne Sportshirt in ihrer Hand erkannte. Die beiden lachten sich an, doch meine Angetraute stockte schockiert, als sie mich erblickte. „Schatz, was machst Du denn hier?“ „Es gab einen Absturz und ich suche meine Schwester. Aber was machst Du hier eigentlich?“ Erleichtert stellte ich fest, dass ich meine Stimme besser unter Kontrolle hatte als meinen Körper. Sie hörte meine Sorge heraus und war sichtlich verunsichert. Die Verkäuferin nahm das Shirt und ging in Richtung Kasse, während ich versuchte meine Dame an der Hand aus dem Laden zu ziehen. „Oh mein Gott, geht’s Dir gut?“ „Das spielt jetzt keine Rolle. Ich muss Dich jetzt in Sicherheit bringen.“ „Ja, aber ich war doch noch nicht fertig.“ Meine Kraft ließ schnell nach, aber ich musste mir die Zeit nehmen, also drehte ich mich um. „Ich weiß, meine Süße und ich würde Dir auch wirklich gerne die Zeit gönnen. Aber Du kennst mich. Ich würde Dich nicht hetzen, wenn es nicht wirklich dringend wäre.“ Dabei sah ich ihr tief in die Augen und küsste ihre Hand als ich ausgesprochen hatte. Sie nickte. Als ich sie an den Trümmern vorbei führte, folgte sie mir nicht mehr, vielmehr war sie es die mich nach draußen schleppen musste. Dennoch konnte ich mich noch nicht ausruhen. Schließlich war noch nicht meine ganze Familie außer Gefahr.
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