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Kolossos
Vorbemerkung: Dies ist ein alter Text von 2009
Dunkelheit umhüllt mich, begräbt mich hier unten, tief unter der Oberfläche des schwarzen Ozeans. Es ist so kalt und trotzdem friere ich nicht. Nur den Druck der auf mir lastet von tausenden und abertausenden von Litern Wasser presst auf meinem stählernen Leib. Ich öffne für einen Moment meine Augen, die kurz einen feuerroten Schein dumpfen Lichtes in die Finsternis dieses Ortes entlassen. Ich sehe nur ein paar Felsen und Schlick und dahinter die Tiefe unergründliche schwärze des Meeresbodens. In dieser kargen und finsteren Welt liegen ich nun schon seit vielen Jahrhunderten, seit mich der alte Magier hierher verbannte. Lange Zeit verwandte ich darauf, nach Rache zu sinnen und Pläne zu schmieden, wie ich diese Vendetta vollziehen würde. Irgendwann erschien es mir nicht mehr so wichtig und ich wollte nur noch meine Freiheit. Doch auch diesen Wunsch verwarf ich bald und fand mich damit ab meine Tage und Wochen und Jahre hier zu verweilen in diesem dunklen, kalten erdrückend schweren Gefängnis. Ich spüre ein erzittern der Erde unter mir und sehe es heller werden über mir. Die Last des Wassers scheint zu verschwinden. Ich kann aufstehen. Ich tue es und gehe los. Ich wandere über den Meeresboden bis zur Küste. Ich erhebe mich aus meinem Gefängnis und erblicke zum ersten mal seit Ewigkeiten die Sonne und den blauen Himmel. Wasser, welches ich aus der Tiefe des Meeres mitgebracht habe läuft meinen Körper hinab über Rost und angeheftete Muscheln. Tang hängt an mir, aber das kümmert mich nicht, denn ich bin frei.
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Necropolis
Vorbemerkung: Dies ist ein alter Text von 2010
Selten findet ein Reisender seinen Weg in dieses verlassene, dicht bewaldete und nur von wenigen Menschen besiedelte Gebiet. Doch es geschah nach Jahren wieder, und wieder tat besagter Reisende, wie schon seine wenigen Vorgänger, den Fehler vom schmalen Pfad abzuweichen, der ihn sicher an sein Ziel gebracht hätte, und die breitere, wohl dem Anschein nach regelmäßig befahrene, Straße zu begehen. Es schien ihn nicht einmal zu wundern, daß diese Kreuzung nicht auf seiner Karte verzeichnet war. Nun trabte sein fauler Gaul unter ihm voran und es wurde mit jeder Meile stiller bis schreiendes Schweigen die Natur übertönte und brachiale Finsternis den Sonnenuntergang im Wachabwechsel des Tages ersetzte. Es schien als würde kein einziger Stern die unendlichen Weiten über dem Kopfe des Reiters erleuchten. Undurchdringliches Blätterdach wölbte sich kathedralengleich über der Straße und der Reiter stoppte den Kläpper um sein Lager am Wegesrand zu errichten. Noch immer machte ihm die unheimliche Stille nicht stutzig, aber es mochte auch an seiner übermäßigen Müdigkeit liegen, ausgelöst durch wochenlanges Reiten durch weitesgehend menschenleere, verlassene Gegenden.
Er fiel schnell in einen erschöpften Schlaf und begann zu Träumen ...
Martialisch erhebt sich der finstere Turm über der weiten Ebene. Grau in grau fließt das kontrastarme Bild. Der Mann streifte sich durch das Gesicht und stellte fest, daß sich eine dünne Schicht feinen Staubes darauf gelegt hatte. Er war feucht wegen des Schwei��es. Es war brütend heiß obwohl kein Sonnenlicht auszumachen war in dieser seltsamen Gegend. Erst nach längerer Zeit merkte er, daß er sich stetig fortbewegte, schaute an sich herab und sah seine Beine einen Fuß vor den Anderen setzen. Er hielt in der Bewegung inne. Wie war er hier hergeraten? Er wußte es nicht und nach kurzer Überlegung setzte er seinen Weg fort. Es zog ihn aus irgendeinem Grund zu diesem schrecklichen Turm mit den tausenden Zinnen und ungeometrischen auswüchsen in alle erdenklichen und unerdenklichen Richtungen. Das Gelände wurde felsiger und nach einer gefühlten Ewigkeit stand er am Fuße des gigantischen, unmenschlichen, nahezu erschrekenden Bauwerks, welches in seiner majestätischen Größe selbst dem besten Architekten Ehrfurcht einflößen und ihn zugleich über den Irrsinn einer solchen Bestie fluchen ließe. Einzig das Tor, vor dem der Mann nun stand, war von enormen Ausmaßen. Vom obersten Ende bis zum staubigen Boden war es mit den Reliefs schreiender Gesichter verziert. Jedem einzelnen sah man die blanke Wahnsinnsangst des Modells an. Sie waren von einer Plastizität, einer Authentizität, welche erschreckend war. Mit einem ohrenbetäubenden Dröhnen begannen sich die Pforten des Tores zu öffnen. Es schwoll progressiv zu einem schrillen kreischenden Qietschen, das schlußendlich abrupt verstummte. Der Mann nahm die Hände von den Ohren, die er zum Schutz darauf gedrückt hatte, was allerdings die Lautstärke nur minimal verringern konnte. Er hatte ein wahnsinnig machendes Klingeln in den Ohren, daß jedoch abzuklingen schien. Seine Schritte hallten in der großen schwarzen Halle, welche an manchen Enden erleuchtet war, recht verwinkelt schien und trotz der wenigen Lichter selbst bis in hinterste Eckchen einzusehen war. Alles schien auf eine befremdliche Art organisch zu sein. Er kniete sich nieder und betrachtete den Boden zunächst, welcher von einem spinnennetzartigen Muster komplett überzogen war. Mit einem Finger berührte er ihn und bemerkte, daß es massiver Stein war. Er richtete sich wieder auf und spürte einen sanften Lufthauch, der so leicht war, daß man ihn unter normalen Umständen vielleicht gar nicht wahrgenommen hätte. Er folgte ihm und gelangte zu einem schmalen Gang, desssen Ausmaße im Gegensatz zum sonstigen Gigantismus des Bauwerks lächerlich winzig erschienen. Er betrat ihn und stellte erst nach einer gehörigen Wegstrecke fest, daß er ansteigend war. Die Wände waren mit gräßlichen Reliefs behauen, welche unwirkliche Szenen von unaussprechlichem, surrealen Grauen berichten ließen. Ein krächzendes Geräusch, so leise und so zart. Es kam näher und nun vernahm er auch ein Schlurfen, als würde zerrissener Stoff und gewetztes Fleisch über den Boden geschliffen. Es grauste ihn und trieb ihn an schneller weiterzugehen. Weiter und weiter. Der Gang wechselte sich nun immer öfter mit kleineren Räumen ab und das schlurfende Geräusch schien sich seiner Laufgeschwindigkeit anzupassen, näher zu kommen, immer dichter. Nach einer Ewigkeit öffnete sich der Gang und der Mann kam auf einen kleinen, nahezu winzigen, Balkon hoch über dem Erdboden. Er war fast an der Spitze des Turms. Wie lange muß er durch diesen Gang gelaufen sein? Hier draußen herschte Stille. Sie brüllte ihn förmlich an; und da war wieder das Krächzen und Schlurfen. Es wurde lauter und kam immer dichter. Es gab keinen Weg hinaus aus der Situation. Als er dann den Gestank verfaulten Fleisches roch und die zerfetzte Gestalt im Torbogen zum Gang erblickte, packte ihn der Wahnsinn. Grauenerregend sah es aus, dieses Ding. Fetzen von graugrüner, vergammelter Haut schienen ihm schier vom Körper zu fließen und klatschten mit einem feuchten, übelkeiterregenden Geräusch auf den Boden. Es kam dichter und packte ihn. Er schlug es weg und es landete auf dem Boden. Als er an ihm vorbei wollte, griff es nach seinem Knöchel und er stürzte ebenfalls nieder. Schneller, als er sich versah, war es über ihm, hatte seine fauligen Zähne in sein Gesicht gegraben und zerriß es mit einer bestialischen Kraft.
Als der Tag graute, lag der Reiter tot am Straßenrand und auch sein fauler Gaul war nicht mehr lebendig.
Wochen nach dieser Nacht war nicht viel mehr als ein Häufchen Knochen und etwas Staub zu finden; und als nach langer Zeit erneut ein Reisender, sein Schicksal besiegelnd, diesen Weg einschlug, war nichts mehr zu finden von ihm und seinem Kläpper.
Bild: by myself 2010
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creātūra
Vorbemerkung: Dies ist ein alter Text von 2009
Also da sitze ich nun den ganzen Tag vor einem schwarzweißen Monitor und tippe Befehle und schreibe Scripte. Ich weiß, daß man es nicht Tag nennen kann, wenn ich mir um zwei Uhr nachts mein Mittagessen koche und auf das Abendessen um sechs verzichte. Und trotzdem ist da dieser Monitor und diese Tastatur auf der ich seit Stunden, Tagen oder vielleicht auch Wochen schon herumhacke. Und ich bleibe doch immer wieder an den selben Stellen stehen und frage mich, ob es denn gar keine Lösung dafür gibt. Da arbeitet man Stunde um Stunde und dann hängt man wieder am selben Punkt fest, den man schon längst gelöst glaubte.
Mir verschwimmt der Code vor den Augen. Die Musik fickt mein Gehirn. Das ganze ist kein Spiel mehr.
Ich fasse mir an die Stirn und spüre, daß sie eiskalt ist. Was mach ich nur? Chaotische Gedanken machen sich wie Unkraut breit. Sie verschlingen alles was sich nach dem Licht empor reckt und leben will. Wie in einer abstrusen Perversion einer Umarmung schließen mich diese Gedanken ein und beginnen meine Seele zu zerreiben.
Ich hebe den Blick wieder und starre leer auf die Zeilen. Nur die tiefe Schwärze dazwischen nehme ich war. Es muß doch eine Möglichkeit geben das zu schaffen. Noch immer verschwimmt alles. Selbst meine Gedanken verwischen, wie ein frisch gemaltes Bild, das ins Wasser fällt. Nebulös bleiben sie ungreifbar und flüchtig.
Bild: Nasa, Nordpol des Saturn
Tief atme ich ein und aus, schaue auf die Tastatur und beginne weiter zu schreiben: Befehle, Schleifen, Aufrufe, Variablen, Abfragen, Möglichkeiten und Alternativen. Ich lösche Zeile um Zeile und schreibe sie neu, lösche sie wieder und schreibe sie wiederum neu. Es ist wie ein Genom. Mit jeder Änderung gehe ich Tiefer unter die Oberfläche des Systems, greife immer weiter in die Prozesse ein, die es steuern. Es mutiert vor meinen Augen und paßt sich seiner Umgebung an. Mit jeder weiteren Zeile des Codes werde ich immer mehr ein Teil dieser Sache und sehe, wie sie sich entwickelt; sehe, wie ich mich selbst entwickle und zu etwas Neuem heranwachse. Ich verschmelze mit dieser Maschine. Ich denke ihre Gedanken und träume ihre Träume. Kabel scheinen aus meinen Gedanken heraus durch meine Finger direkte Verbindung mit ihr aufzunehmen. Es entsteht ein Netzwerk, dessen wichtigste Schnittstelle nun meine Hände sind, die wie der Schlitten eines Webstuhls, von links nach rechts und zurück huschend, in hoher Geschwindigkeit ein virtuelles Muster kreieren - weben.
Meine Augen, die nur noch verschwommen Umrisse wahrnehmen, werden überflüssig und mein Blickfeld wird immer kleiner und schmaler. Meine innere Vorstellung schickt alles direkt an meine Hände weiter. Jedes Quäntchen an Daten wird direkt abstrahiert und in das Elektronengehirn geschrieben, ohne auch nur einen Abgleich auf Korrektheit nach sich zu ziehen. Ich bin eins mit ihr, mit dieser Maschine. Drähte und Kabel durchbrechen meine Haut und verbinden sich mit ihr. Meine Augen quellen aus den Hölen und zerplatzen. Weiß glänzend im Licht des Monitors läuft das Gallert mein Gesicht herrab. Dahinter bilden sich Buchsen heraus, welche sofort von Umherschwirrenden Datenkabeln in Anspruch genommen werden. Direktes Input durchströmt die Synapsen in meinem Gehirn. Der Maschinencode schreibt sich in meinen sensomotorischen Bereich und das limbische System. Er beginnt meine Bewegungen zu kontrollieren und meine Emotionen zu überschreiben, bis kein Byte antilogischer Handlungsweisen mehr die Funktionalität der Einheit und ihrer Komponenten beeinträchtigt. Botenstoffe und elektrische Impulse werden jetzt von einer mehreren Tetrahertz schnellen Rechenmaschine namens Gehirn verarbeitet und ausgesandt um den Körper, der einst mein Gefängnis war, am Leben zu halten.
Der Upload beginnt.
Bild: Shinya Tsukamoto - Tetsuo: The Iron Man
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Hast du dich auch schon mal gefragt, wer eigentlich Hempels sind und warum jeder anscheinend weiß, wie es bei ihnen unter dem Sofa aussieht?
Unbekannt
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"Was für ein Herbstwetter, Alter!", sagte ich. Mein Freund las von einem Straßenschild ab: "Keine Wendemöglichkeit."
Da wurde mir bewußt, daß der Sommer fort war.
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Als wir uns umdrehten, da stand die Welt bereits in Flammen und das Chaos war überall zugegen.
— Skipper Bronson
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Die Kiste
“Ich habe zuvor noch nie einen Kemar gesehen. Wußtest du, daß sie acht Gliedmaßen haben? 2 Beine und sechs Arme. Ihre Drinks müßen sie durch Rüssel saugen. Aber saufen tun sie den Bananenschnaps trotzdem wie die Weltmeister. Hah! Und wußtest du, daß sie mit den Knien hören?” sagte Sim zu Kira gewandt und kraulte sich die Backenhaare, stierte dann wieder auf seine Navigationskontrollen. Wenn er etwas nervös wurde schwätzte er gern ein bißchen. Der Skipper war überzeugt, daß es in Ordnung war und sowieso zur Moral beitrug, lustige Dinge aus seinen Sternenreisen zu hören. Kira hingegen redete wenig wenn sie an ihrer Sensorstation war. Sie arbeitete ruhig und gewissenhaft.
“Der Frachter ist aufgetaucht.”, sagte sie mit einem Mal.
Der Skipper reagierte schnell, sie selbst waren kurz nach dem anderen Schiff in See gestochen und sind dessen Signatur gefolgt. Jetzt hing alles von der Präzision seiner Manschaft ab. “Schick die Daten an Sim. Sim, du setzt uns zehn oder zwölf Klicks von ihnen entfernt ab.”
Ein doppeltes “Aye, Skipper!” tönte durch die kleine Brücke der Bembel.
“Bront”, sagte er dann und wandte sich dem bulligen Gorilla mit silbernen Nackenhaaren zu, der hinter seinem Skippersessel an den Waffenkontrollen stand. “Bereite die Streumunition vor und sei darauf gefaßt, im Falle von Gegenwehr sofort ihre Geschütze mit den Thermostrahlern lahmzulegen.”
Bront antwortete mit einem brummen, was bei ihm alles bedeuten könnte.
Seit 21 Etappen folgten sie dem Imperialen Frachter jetzt schon. Dieser jagte ganz allein und völlig ohne Eskorte durch die Leere. Auch auf den Langstreckensensoren zeigten sich im Umkreis von zehn Systemen keine Patroulienschiffe des Imperiums. Der Skipper malte sich eine fette Beute aus. Vielleicht prytische Bananen oder kroptischer Olivenwein. Oder etwas Technologie? Oder beides?
Er wußte, dieses Schiff war hier draußen Freiwild. Wer es findet, darf es behalten. Der Kodex der Piraten von Santoroga gestand nun ihm dieses Recht zu und er beabsichtigte, dies definitiv wahrzunehmen. Vor allem nach 21 Etappen und endlosen Stunden Versteckspiel hinter Gasriesen, Monden und Asteroide, während man es aber selbst nie aus den Augen lassen durfte. Die Zeit zwischen der Ankunft des Frachters und der Bembel war schon kritisch genug. Jedes mal liefen sie gefahr, ihn zu verlieren. Umso bedeutender ist die Tatsache, daß diese Jagd schon so lange lief. Andererseits wollte der Skipper erst eine Idee überprüfen und nun schien er sich sicher zu sein. Dieser Frachter, von System zu System springend und Wasserstoff sammelnd - verflixt viel davon - , segelt auf seinem Kurs zickzackgerade auf den Rand des Abyss zu, jener schwarzen finsteren Leere zwischen den Armen der Galaxis. Der Skipper hatte natürlich schon von Havarien und derartigen Tragödien vom Rand gehört, aber noch nie von jemandem, der den Abyss übersprungen hätte. Nie war jemand, der auszog um es zu versuchen, wiedergekommen und konnte von dem anderen Silberband in der Finsternis berichten.
“Nur noch wenige Minuten bis zum Auftauchen.”, meldete Sim von seiner Station. Die Aufregung in seiner Stimme konnte er kaum verbergen.
Im letzten System, daß sie als Haltestelle benutzt hatten, konnten sie unbemerkt eine Sensorprüfung des Frachters machen und durften feststellen, daß sie im Falle einer Kaperfahrt leichtes Spiel hätten und so kamen sie zur Entscheidung jetzt ihre Chance zu nutzen. Die Sensoren haben zwei humanoide Lebenszeichen entdeckt, die sie leicht als im Kälteschlaf befindlich identifizieren konnten. “Das wird ja so leicht, als bräuchten wir bloß eine Kokosnus zu werfen.” hatte der Skipper vor freude ausgerufen, als diese Neuigkeiten bekannt wurden. Nur der Frachtraum schien völlig abgeschirmt zu sein. Sie konnten keinen Blick hineinwerfen. Das machte das ganze noch viel spannender. Während der langen Jagd hatten sie schon viel spekuliert, was dort drin sein möge. Besonders der seltsame Kurs und das verhalten des Frachters bestärkten diese Neugierde beim Skipper und seiner Manschaft. Viele Ideen wurden bereits ausgesprochen. Vielleicht war es ein Versorgungstransporter für einen Außenposten oder eine abgelegene Forschungsstation. Beides wäre ihnen recht, denn auch soetwas konnten sie bislang nicht auf den Langstreckensensoren entdecken.
In diesem Moment platzte vor Ihnen die Warpblase auf, gab den Weg frei für die visuellen Monitore. Im gleichen Augenblick schoß Bront, die Streukörper ab, schoß Sim mit dem Schiff neben den Frachter. Durch das platzen einer Warpblase in unmittelbarer Nähe zum Transporter wurde es temporär manövrierunfähig, da die erzeugten Gravitationswellen stark genug sind um die Fusionsreaktoren zu stoppen. Die Streukörper taten ihr übriges und blendeten die Sensoren des Frachters. Auch ein Autopilot könnte ein Piratenschiff erkennen und Notrufe absetzen.
Im weiteren lief die Annäherung ruhig. Trotz Befürchtungen, daß noch ein Schußwechsel folgen könnte, geschah nichts dergleichen und die Affenbande schaute gemütlich zu wie Sim die Bembel in einem Tanz mit dem Frachter synchronisierte. Es fehlte nur die musikalische Untermalung, dachte der Skipper.
"Kira, du und ich, wir gehen rüber. Bront und Sim, ihr beobachtet jede Kleinigkeit und laß euch ja nichts entgehen. Berichte auf unsere Komgeräte. Und saugt den Imps soviel Wasserstoff ab, wie wir tragen können." Daraufhin öffneten er und Kira die Gurte, die sie bislang in den Sitzen festhielten und schwebten zu den nächsten Griffen, an denen sie sich blitzschnell Richtung Ausgang über 3 Decks in die Luftschleuse hangelten. Dort zogen sie sich ihre Skaphander an und bewaffneten sich mit handlichen Thermostrahlern für den Fall, daß die Besatzung durch ein verborgenes Notsystem erwacht sein sollte.
Auf Affenschiffen gab es keine künstliche Gravitation, sie war nur hinderlich, auf den Imperialen aber schon. Dies traf sie immer wie ein Schlag, aber auch das standen sie durch und begaben sich durch die Räume des Frachters. Es schien so, als würde die Besatzung des Schiffes noch immer schlafen. Alles lief auf Autopilot. Sie verschafften sich schnell einen Überblick über die Decks, derer es nicht viele gab, sondern nur drei. Die Schleuse, die Quartiere und die Brücke. Der Rest des Schiffes bestand aus Wasserstofftanks, Antrieb und Frachtraum. Die Tür zum Frachtraum war verriegelt, wie sie erwartet haben, also gingen sie schnurstracks die Leitern hinauf zur kleinen Kommandobrücke.
Angekommen steckte der Skipper seinen Strahler ins Holster und nahm ein kleines graues Gerät mit einem Bildschirm von seinem Werkzeuggurt und Verband dies über ein ausziehbares Kabel mit der Kapitänskonsole des Frachters. Er hatte auf seinem Dietrich viele Spezifikationen für Schiffscomputer des Imperiums gespeichert. Und auch hier hatte er wieder Glück und konnte den Frachter auf sich prägen. Langsam kam es ihm schon zu einfach vor. Er ließ sich aber nicht beirren und entriegelte den Frachtraum von der Konsole aus mit seinem eigenen Paßwort. An Sim und Bront meldete er: "Wir machen uns auf den Weg zum Bauch des Wals, Jungs!"
Prompt kam die Antwort. "Verstanden Skipper. Hier draußen ist alles ruhig. Unsere Tanks sind bis zum bersten voll. Sollen wir jetzt alte Wasserflaschen nehmen? Bembel, Ende." Sim hat geantwortet und klang bereits wesentlich entspannter.
Im Frachtraum angelangt traf den Skipper am heutigen Tag der Schlag zum zweiten Mal. Der Frachtraum war leer. Naja nicht ganz. Ein kleines Kistchen stand mitten in der riesigen Halle. Auf dem ewig scheinenden Fußmarsch dahin fragte er sich ob diese eine Kiste und volle Wasserstofftanks wirklich 21 Etappen wert gewesen waren.
Die Kiste reichte vom Boden an den beiden Weltraumaffen kaum bis zu den Hüften und war ebenso breit und lang. Ein perfekter Schwarzer Würfel ohne Griffe und sichtbare Öffnungen. Als Kira die Bodenklammern löste schwebte die Kiste auf und blieb sanft und ruhig auf Brusthöhe in der Luft stehen. Sie war völlig regungslos und Kira konnte auch keine Suspensoren an der Unterseite erkennen.
"Hast du schon mal soetwas gesehen, Skipper?", fragte sie und erhielt aber nur ein ungläubiges Kopfschütteln als Antwort, während die schwarze Oberfläche des Würfels vor ihren Augen perfekt spiegelte.
"Sim, Bront, wir kommen zurück und bringen eine Kiste mit. Macht euch bereit die Planetenumlaufbahn zu wechseln, sobald wir an Bord sind."
"Nur eine Kiste?" Enttäuschung.
Der Skipper antwortete nicht sondern gab dem Schiffscomputer des Frachters den Befehl die Generatoren neu zu starten und setzte einen Neuen Kurs, der Geradewegs in diesen großen grünen Gasriesen führte. Sobald sie zurück auf der Bembel und in gutem Sicherheitsabstand waren mußte er nur noch den Auslöser drücken. Der Frachter wäre dann für immer verschollen.
Kira und er machten sich auf den Weg zurück, die Kiste vor sich in der Luft daher schiebend. Kaum war die Luftschleuse der Bembel verriegelt löste Sim die Verankerung, stieß mit dem Schiff vom Frachter weg und legte einen Kurs zu einem Anderen Gasriesen in diesem System der viele Monde hatte.
Zurück auf der Brücke sahen sich alle an und die Frage hing im Raum. War es das wert? "War es das wert?" fragte dann Kira. "Wir sollten die Kiste öffnen!"
"Noch nicht!" sagte der Skipper. "Wir müssen erst das System verlassen."
Sie schwenkten nach einiger Zeit in die Umlaufbahn eines kleinen atmosphärenfreien Mondes ein und parkten dort. Zeit für den neuen Kurs.
"Skipper, irgendetwas ist faul." Kam es auf einmal von Kira. "Auf den Langstreckensensoren. siehst du es? Da ist ein Himmelskörper aufgetaucht der für dieses System nicht kartographiert ist."
Der Skipper betrachtete die Daten und war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. "Gibt es eine Visuelle Bestätigung?"
"Noch nicht; es könnte ein unbekannter Asteroid oder Zwergplanet sein."
Der Skipper schien angespannt. Spekulationen wollte er nicht hören, egal wie plausibel sie waren.
"Wir sollten uns hier wegmachen und nur noch staub hinterlassen.", sagte er dann und bedeutete Sim den neuen Kurs zu starten. Kurz noch, bevor Sie in die Warpblase eingeschlossen wurden und ins All davon jagten, erreichten sie Bilder des Himmelskörpers, der so gar keiner war, sonder eine gigantische Kugelförmige Konstruktion mit vielen Tausenden von Auswüchsen, Türmen und stadtähnlichen Gebilden auf seiner Außenhülle. Ein Antriebsstrahl, gegen den der der Bembel wie ein verglimmender Funke erscheinen mußte, stieß aus dem Heck dieser monumentalen Maschine.
So etwas hatten sie noch nie gesehen und sie hofften, das würden sie nicht noch einmal, aber die Kiste, die in ihrer Messe auf dem Tisch festgezurrt war, sang ein anderes Lied. Denn zwei ungewöhnliche Dinge an einem Tag sind im Leben eines Piraten auf jeden Fall zwei zu viel.
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So sagt man.
Nachts ist der Weltraum besonders dunkel. Sagt man sich, hab ich gehört. Von der Tante des Bekannten der Marie ihrer Schwesters Freunds Onkels Grossvater. So sagt man sich also. Was sagt man sich denn noch so? Ist das alles denn auch richtig, was man da so hört? Ist der Weltraum nachts wirklich besonders dunkel oder ist der einfach immer gleich dunkel? Koennte das nicht auch sein? Aber warum ist der Himmel dann tagsüber blau? Achja die Affen und so. So sagt man sich, hab ich gehört. Von dem Onkel der Tante des verstorbenen Lokführers, der früher mal gegenüber meines Nachbars Klavierstimmer lebte.
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Das Wort “normal”, schon laengst Schlachtruf und Schimpfwort in sich vereinend, ist lediglich die Schablone des Altags, in die wir uns tagtaeglich pressen, unseren Geist damit einengen und unsere Freiheit im Auftrag der Unauffaelligkeit einsperren. Jeder will extravagant sein, jeder will das unnormale und normalisiert sich trotzdem jeden Morgen gleich nach dem Zaehneputzen.
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