#und dann sind wir halt wirklich bei gzsz angekommen
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lalalaugenbrot · 2 years ago
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@spatort hat mich gefragt: Worauf basieren die formalen spatort Charts?
aaaaalso... dazu vorab: es sind in erster Linie natürlich alles Tatorte, und an die lege ich prinzipiell andere Maßstäbe an, als an "richtige" Filme oder "richtige" Serien, Tatort ist und bleibt ein sonderbares Hybridprodukt, das immer in einem gewissen Rahmen stattfindet/stattfinden muss und das ist auch ok, aber ein guter Tatort wäre für mich halt prinzipiell noch kein guter Film… (und ein guter Film vermutlich auch nicht automatisch ein guter Tatort?!) aber das nurmal vorab.
also DFL hat halt den großen, großen Vorteil, dass sie in einem Fall ermitteln, der mit ihrer eigenen Geschichte nicht tatsächlich, sondern thematisch verknüpft ist, und das auf eine, wie ich finde, sehr clevere Art und Weise... alles andere kann ich nämlich nicht so leicht verzeihen. Dazu kommt noch, dass der Fall eine gewisse gesellschaftliche Relevanz hat und starke Figuren (insbesondere Lida und Bernhard). Und als alter casual Tatort-Zuschauer weiß ich es ganz grundsätzlich wertzuschätzen, wenn tatsächlich ein Mord/Verbrechen aufgeklärt wird und zwar in der Reihenfolge, dass die Auflösung am Ende kommt und man beim Gucken mitraten und krude Theorien aufstellen kann — ein Rätsel halt. Natürlich hat DFL auch Schwächen, wie z.B. dass Pia und Esther so wenig ausgearbeitet sind, teilweise die Dialoge (aber nur teilweise!) und ein paar andere Sachen — aber ich erinnere mich noch, dass ich ihn damals, als ich ihn das erste Mal gesehen hab (und das war lange vor meiner Spatortzeit), sehr sehr gut fand, so gut, dass mir das in Erinnerung geblieben ist.
Auch HDW fand ich damals übrigens beim ersten gucken ziemlich gut (das war auch noch prä-Spatort), primär weil er spannend war und man halt mitraten konnte und ich bis zur Auflösung nicht drauf gekommen bin, wer es war. Ich war auf jeden Fall sehr gefesselt und das war so einer dieser Tatorte, wo ich die ganze Zeit nicht einmal mein Handy in die Hand genommen hab… Aber nun fällt HDW natürlich, wenn man anfängt genauer hinzugucken, formal und logisch vollkommen auseinander. Dazu kommt noch, dass er auch nicht wirklich durch eine bodenständige Handlung besticht, erzähl- und kameratechnisch so wahnsinnig konventionell ist (DFL glaub ich auch, aber da stört es mich nicht so; in HDW es gibt quasi bei jedem Szenenwechsel einen Establishing Shot...), völlig unreflektiert in seiner Thematik ist ("klingt nach nem Vollpsycho", das liebe unschuldige Mädchen, das von einem sadistischen Psychopathen mit Pfeil und Bogen bejagt wird.......), schreckliche Fall-Figuren hat (vgl. Aggro-Veganer) und zudem natürlich auch auf Hörk-Ebene sehr wenig bietet (außer dem Ende). Bzgl. der Umsetzung liegt glaub ich sehr viel an Corona (ich hab z.B. das Gefühl, dass in HDW überdurchschnittlich viel nachsynchronisiert wurde, viele Szenen & Dialoge wirken, wenn man genauer hinguckt, als hätte sie jemand vom Boden aufgefegt und mit Tesa zusammengeklebt), ich würde jedenfalls wirklich gerne den HDW aus dem Paralleluniversum ohne Corona und mit ursprünglichem Drehbuch sehen… wobei natürlich das Thema das Thema bleiben würde... Insgesamt find ich aber nicht, dass HDW eine komplette Vollkatastrophe ist, gerade die Szenen zwischen und Adam und Roland find ich sehr gut, wenn Roland nur am Ende nicht in den Lausch-Fall involviert wäre… die beiden Handlungen hätte man ja durch das Psychopathenthema (auf andere Weise) durchaus irgendwie thematisch verknüpfen können
bei HDS und KDE war ich wie gesagt etwas hin- und hergerissen. HDS hat halt diesen völlig an den Haaren herbeigezogenen Plot und der "Fall" ist so nebensächlich, dass man ihn eigentlich auch gleich hätte weglassen können… ABER das ist alles so gut umgesetzt, hat so schöne Bilder, so gutes Schauspiel, so eine Tiefe, fühlt sich so viel organischer und lebensnaher an als die ersten beiden Tatorte, dass es für mich ausreicht, um auf dem zweiten Platz zu landen. Diese Tiefe findet natürlich primär auf der privaten und nicht auf der Fallebene statt (wer war eigentlich die Tote?!), aber idk… dieser Tatort hat sich einfach so rund angefühlt und so echt — und das trotz der hanebüchenen Story, das muss man erst mal schaffen
KDE hat eine viel bessere Basis, sprich einen tatsächlichen Fall, ein Thema (Familie, Liebe, Gewalt), eine Beziehungstat!, authentische Figuren und Motive, hat aus dieser Basis aber (finde ich) im Vergleich zu HDS viel weniger gemacht… manche Sachen funktionieren einfach nicht, allem voran das Hitze-Thema, was glaub ich primär durch die inkonsistente Kostümierung kommt, die Hitze ist bei mir jedenfalls nicht angekommen, da hilft kein Gelbfilter der Welt. Auch das Fußball- und Hooliganthema ist irgendwie nicht so richtig umgesetzt worden… den Fankomparsen hab ich die Fußballkultur nicht abgenommen und die Trennung zwischen Fußballfans und Hooligans war dann irgendwie doch sehr schwammig und warum die Hooligans überhaupt Hooligans sind, wurde auch nicht wirklich behandelt. Der große zentrale Angelpunkt sollte ja glaube ich sein, dass der Herr Doktor Lech Alina gedeckt hat, weil sie "die Mutter seiner Tochter" ist (also aus Liebe zu Stella) und das finde ich auch voll spannend, aber irgendwie ist das, finde ich, total untergegangen. Dazu kommen dann noch Sachen wie die ständigen Rückblenden — das ist so Fernsehen für Leute, die beim Gucken bügeln und ich finde bei einem Primetime-Fernsehfilm kann man schon einfach mal davon ausgehen, dass die Leute bewusst und mit aktiviertem Gehirn zuschauen und sich noch erinnern, was vor 20 Minuten passiert ist. Nichtsdestotrotz mag ich KDE (wie man sieht) natürlich sehr, und es ist auch ein sehr enger 2./3. Platz, die beiden Tatorte haben einfach sehr verschiedene Stärken und Schwächen. Ich finde beide fühlen sich sehr authentisch an, der eine eher wegen der Handlung, der andere eher trotz der Handlung. Vielleicht hätte KDE auch eher den zweiten Platz verdient, keine Ahnung. Er hätte ihn sicher bekommen, wenn er nicht die doppelte(!) Verknüpfung Adam/Esther/Fall gehabt hätte. Also Manuela und die Heimatschänke hätte man wegen mir komplett rauslassen können oder zumindest nicht mit dem Adam-Plot verknüpfen (den ich in der Intensität bzw. mit dem neuerlichen Spin so auch nicht gebraucht hätte). Dass Esther persönlich involviert ist, wäre ja schon mehr als genug gewesen...
also, die formalen Spatort-Charts:
DFL
HDS
KDE
HDW
meine persönlichen Spatort-Charts:
KDE
HDS
DFL
HDW
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