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john-welante · 2 years ago
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lioma-von-erwen · 2 years ago
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Endlich habe ich mal wieder an der "Protastik" - Challenge auf Instagram teilgenommen, und wie immer poste die gleiche Geschichte auch hier (allein, weil die Formattierung hier so viel einfacher ist).
Aufgabe dieses Mal war: "Bestimmt gibt es in deinen Geschichten ein Paar, welches schon lange wie selbstverständlich zusammen ist. Lass uns an ihrem letzten Schritt zum Pärchen teilhaben."
Wettstreit der Ingenieure
Bram wusste nicht, was er von der neuen Ingenieurin halten sollte. Ihr Name lautete Fehnri, sie stammte aus Rouwa, und bereiste die Rudel von Erwen, um Wissen mit anderen Ingenieuren wie ihm auszutauschen. So weit, so gut, doch ihre Zusammenarbeit stellte sich schwieriger heraus als gedacht.
Zum einen gab es nicht genügend Arbeit, um diese auf eine weitere Erfinderin aufzuteilen, zum anderen wohnte Fehnri eine solche Energie inne, dass sich Bram persönlich schuldig fühlte, sobald sie sich langweilte.
Nicht allzu lange nach Fehnris Ankunft bat Alpha Meridia ihn, einen tragbaren Schmelzofen zu bauen. Dies brachte Fehnri auf eine Idee. Sie forderte Bram zu einer Art Wettstreit heraus. Wer auch immer den besseren Ofen baute, sollte gewinnen. Es gab keinen materiellen Preis, nur die Gewissheit, sein Handwerk besser zu verstehen als der andere. Bram war skeptisch, ob Meridia die Aufwendung doppelter Ressourcen erlauben würde, doch unter dem Aspekt der Weiterbildung erlaubte sie es.
„Behalt deine Augen besser bei deinen eigenen Blaupausen“, sagte Fehnri mit einem siegessicheren Lächeln, während sie und Bram ihre Arbeitsplätze vor einer der Werkstätten des Rudels einrichteten. „Mein Konzept ist genial, wenn ich das so sagen darf. Es wird dich von allen vier Pfoten gleichzeitig hauen!“
„Hochmut kommt stets vor dem Fall“, murmelte Bram, teils an sie gewandt, teils an sich. Er war völlig vertieft darin, seine Werkzeuge der Größe nach aufzureihen und erschrak, als Fehnri ihre mit einem Scheppern auf den Boden fallen ließ. Sie lachte. „Du kannst doch selbst kaum abwarten, es zu sehen. Gib es ruhig zu!“ Ihr übersprudelnder Optimismus und schräger Sinn für Humor brachte ihn zum Lächeln. Die Unordnung, die sie in kürzester Zeit um sich herum verursachte, empfand er hingegen als beinahe unerträglich. In einem Chaos diesen Ausmaßes könnte er niemals vernünftig arbeiten.
Trotzdem legten sie, auf wundersame Weise, beinahe gleichzeitig die Werkzeuge nieder.
„Nicht schlecht, nicht schlecht.“ Fehnri beäugte den kleinen, rechteckigen Kasten, den Bram gebaut hatte, genauestens. Mit einer Pfote strich sie über die Schweißnähte und Nieten. „Das Design ist alles andere als einfallsreich, aber die Verarbeitungsqualität überzeugt.“ Im Gegensatz zu ihm hatte Fehnri ihre Vision in Form eines kleinen Zylinder realisiert. Tatsächlich war der Zylinder sogar so klein, dass sich Bram fragte, wo seine Konkurrentin die Mechanik untergebracht hatte. Die Verarbeitungsqualität jedenfalls war, zumindest rein äußerlich, verbesserungswürdig. Schiefe Nähte und scheinbar willkürlich gesetzte Nieten verbanden die Metallbleche. Als er den Zylinder anhob, stand Fehnri binnen einer Sekunde neben ihm und wartete mit aufgeregt wedelndem Schweif auf seine Reaktion. „Und wie soll das funktionieren?“ Bram hob den Deckel an. „Oh … Oh!“ Die Teile der Mechanik waren besonders platzsparend aufgehangen, und brachten sich nur dann in Arbeitsposition, wenn sie gerade bewegt werden mussten. Mithilfe eines kleinen Hebels ließ Bram die Apparatur einen gesamten Arbeitsablauf durchwandern. Fasziniert beobachtete er, wie Stangen und Zahnräder in die vorgesehene Position rutschten und zurück. „Das ist brillant. Eine unglaubliche Idee.“ „Habe ich zu viel versprochen? Ich denke nicht.“ Doch dann stutze Bram. „Wo ist der Tank?“ Fehnri neigte den Kopf. „Welcher Tank?“ „Du weißt schon. Der Tank, in dem das Rohmaterial geschmolzen wird.“ Bram sah ihr in die Augen und Fehnri legte die Ohren zurück. „Der Tank wird separat nachgeliefert …?“, antwortete sie mit einem verlegenen Grinsen. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Das Grinsen schmolz von ihrem Gesicht und hinterließ nichts als Enttäuschung. „Ich hab es vermasselt, oder? Ohne Tank ist der Schmelzofen nicht zu gebrauchen.“
Bram sah in ihre Augen und der Moment schien sich in eine kleine Ewigkeit zu verwandeln. Diese Niedergeschlagenheit passte nicht zu ihr. Bislang hatte er sie nur als die optimistische, lächelnde Fehnri gekannt, und auf einmal vermisste er ihr Lächeln. Sanft und vorsichtig berührte ihre Wange mit der Schnauze. „Nehmen wir doch den Tank aus meinem Ofen“, sagte er. „Dein Design ist überragend. Ich könnte nicht zulassen, dass es in die Wiederverwertung gelangt, ohne zumindest einmal im Einsatz gewesen zu sein.“
„Du meinst, mit meiner Idee und deinem Geschick in der Umsetzung …?“ „… könnte etwas Großartiges entstehen.“
Die Wissenschaft besagt, dass Lioma nur dann Liebe fühlen, wenn sie den einen Partner finden, dem sie ihr leben lang treu sein werden – oder in größter Not. Manche Lioma fühlen es nie.
Bram schätzte sich glücklich, eine Partnerin fürs Leben gefunden zu haben.
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lioma-von-erwen · 3 years ago
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Neue Woche, neue Protastik-Challenge.
Aufgabe dieses Mal: Lasst den Anta etwas Gutes tun! Wen trifft es und wie hart?
Eine Szene mit Neymur und Kathil wäre sicher realistischer gewesen, da Neymur und Amriss zu keinem Zeitpunkt der "echten" Geschichte sich eine friedliche Szene geteilt hätten, aber Amriss' Selbstbewusstsein macht die es einfach etwas lustiger.
PS: Ich muss mit diesen Instachallenges aufhören und endlich wieder am Prequel arbeiten, sonst komme ich nie voran ...
Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit
Amriss wusste nicht genau, was oder wie es geschehen war. In einem Moment verfolgte sie noch das Maschinenwesen über Ossins Dächer, im nächsten gab die Dachkante unter ihrem Fuß nach, sie stürzte, und schließlich lag sie, sich vor Schmerzen windend, auf den harten Pflastersteinen einer Gasse. Sie hätte dankbar dafür sein müssen, noch zu leben, doch wenn jeder Knochen in ihrem Körper, – insbesondere in ihrem linken Bein, – stach und brannte, hielt sich ihre Dankbarkeit in Grenzen. Glücklicherweise verebbte ein Großteil des Schmerzes schnell. Nur ihr Bein bereitete ihr nach wie vor Qualen. Sie verfluchte sich, ohne Teth aufgebrochen zu sein, kaum, dass ihr Kopf wieder zu klaren Gedanken fähig war. Mühsam und unter Schmerzen stöhnend setzte sich Amriss auf und sah sich um. Offenbar war sie am Ende der Gasse gelandet, nahe einer vielbesuchten Straße. Entweder hatten die vorbeieilenden Menschen die Geräusche ihres Sturzes nicht einzuordnen gewusst, oder sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um auf ihre Notlage aufmerksam zu werden. Amriss öffnete eben den Mund, um nach Hilfe zu rufen, als sie inmitten der Fremden ein ihr bekanntes Gesicht entdeckte. Diese Augenklappe und diese Narben würde sie überall wiedererkennen. Der Anführer der Nocturna! Schnell schloss sie ihren Mund wieder. Wenn Neymur sie fand, würde er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sie umzubringen. Er blieb in Sichtweite stehen. Hatte er sie bereits bemerkt? Ein paar Sekunden verstrichen, ehe er sich umdrehte und sich ihr tatsächlich näherte. Amriss versuchte, Halt an der Hauswand neben ihr zu finden und sich aufzurichten, doch der aufflammende Schmerz in ihrem Bein ließ sie immer wieder einknicken. Mit zusammengebissenen Zähnen und angespannten Muskeln verfolgte sie, wie der Schurke auf sie zukam. „Neymur“, zischte sie ihm entgegen. „Bist du hier, um mir den Rest geben?“ Wortlos und ohne jegliche Emotion in seinem Gesichtsausdruck streckte er ihr die Hand entgegen. „Das muss ein Scherz sein“, sagte Amriss. „Ausgerechnet du willst mir helfen? Da wirst du dich mehr anstrengen müssen, sonst glaube ich es dir nicht.“ „Wenn es dir lieber ist, lasse ich dich hier mit deinem Elend allein.“ Sie biss die Zähne fest aufeinander. Neymur war die letzte Person, deren Hilfe sie wollte. „Dein Bruder befindet sich nicht in der Nähe, habe ich recht?“, fragte er. „Von mir wirst du nicht erfahren, wo er ist.“ „Zumindest wird er dir nicht zu Hilfe kommen.“ Verdammt, er hatte recht. Alle ihre Sinne schrien sie an, ihm nicht zu vertrauen, aber sie musste wieder auf die Füße kommen, um sich irgendwie verteidigen zu können. Ihr Blick fiel auf den Dolch an seinem Waffengürtel. Frustriert schnaufend ergriff Amriss seine Hand und ließ sich von ihm auf ihr gesundes Bein ziehen. Neymurs stechendem Blick hielt sie selbstbewusst stand. „Wieso?“, fragte sie bestimmt und stützte sich an der Hauswand ab. „Glaub mir, ich würde deinem Leiden lieber ein für alle mal ein Ende bereiten“, murrte er. „Aber nahe dieser belebten Straße wäre es zu riskant, dich zu töten.“ „Deswegen musst du mir noch lange nicht helfen.“ „Aber ich mag es nicht, Tiere leiden zu sehen. Soll ich dich irgendwohin bringen, oder willst du solange darüber diskutieren, bis ich an deinem Leid schließlich doch Gefallen finde?“ „Nur bis zur nächsten Stadtgarde“, gab sie trotzig nach. „Dann halt dich fest.“ Widerwillig ergriff sie den Schulterschutz seiner Lederrüstung. Sie klammerte sich an seine Kleidung, während er langsam die ersten Schritte in Richtung Straße ging. „Ihr Menschen seid wirklich eine Fehlbildung der Natur“, sagte er in seiner abfälligen Art. „Kein Wunder, dass ihr ständig stürzt und euch verletzt, mit nur zwei dürren Beinen.“ „Und du bist in dieser Form weniger sturzgefährdet?“, fragte sie. „Sei still.“ „Ich hasse dich auch.“
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lioma-von-erwen · 3 years ago
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Heute ist mal wieder Zeit für eine Protastik-Challenge.
Aufgabe war dieses Mal, die Buchcharaktere streiken und in Verhandlungen mit dem Autor treten zu lassen.
Keine Glanzleistung von mir, aber zumindest habe ich mal wieder die Zeit gefunden, mitzumachen.
Mehr Liebe für Nebencharaktere? „Ich weiß ja, dass ich mich auf eine kleine Sprechrolle beworben habe, aber ist es wirklich notwendig, dass meine Figur schon auf den ersten Seiten stirbt?“, beschwerte sich Rudard in einer der Read-Through-Sitzungen des Manuskripts von Die Lioma von Erwen – Zwei ungleiche Geschwister. Viele der Charaktere mit kleinen und mittleren Rollen waren im Saal um ihn herum versammelt. „Ganz im Ernst, wer wird sich 10 Minuten später noch an mich erinnern?“ „Glaubst du, nur dir geht es so?“, fragte Tengri, der an dem langen Konferenztisch ihm gegenüber saß, und sich selbst eingeladen hatte, nachdem die Arbeiten am Prequel abgeschlossen waren. „Deine Szene ist viel länger als meine, und deine Figur stirbt nur halb so brutal.“ Ein tiefes Brummen erklang aus der Kehle des schwarzen Liomas, der am Kopfende des Tisches Platz genommen hatte und genervt die Augen verdrehte. „Leicht für dich zu sagen, du spielst ja auch nicht das Opfer“, antwortete ihm die goldgelockte Lioma an seiner Seite. Rudard konnte es nicht leiden, wenn sich die Lioma am Tisch in Canolingua unterhielten. Er fand die Raubtiere furchteinflößend genug, auch ohne ihr Knurren und Brummen. Ob ihm nur deswegen ein Schauer über den Rücken lief, weil er im Prolog ausgerechnet von dem schwarzen Lioma getötet werden sollte? „Meine Figur stirbt auch im Prolog, oder hast du das vergessen?“, redete die Lioma namens Lethe weiter auf den Rüden neben ihr ein. „Nicht, wenn es nach mir ginge“, antwortete dieser und warf einen Blick zu Rudard hinüber, der den Atem des jungen Mannes zum Stocken brachte. Bei allen Sorgen um seine eigene Rolle hatte er fast vergessen, dass Lethe wiederum durch ihn sterben sollte. Das Geräusch einer sich öffnenden Tür zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Lai Philia hatte den Raum betreten und ging zielstrebig auf den Tisch zu. „Ich plädiere dafür, dass wir streiken“, verkündete sie. „Was machst du hier?“, fragte Rudard. „Die Fortsetzung befindet sich doch noch gar nicht Vorproduktion.“ „Ja, aber mir sind beunruhigende Gerüchte zu Ohren gekommen, dass meine Figur ebenfalls im Prolog sterben soll“, erklärte sie. „Ich sage, wir setzen diesem Trend ein Ende, bevor noch mehr Nebencharaktere darunter leiden müssen.“ „Und du findest, streiken ist das richtige Mittel der Wahl?“, hakte Lethe nach. „Entweder die Autorin soll uns bessere Rollen geben oder uns durch einen höheren Lohn entschädigen.“ „Da bin ich dabei!“, rief Luzin aus einer Ecke des Saals. „Wieso? Du hast doch keinen Grund, dich zu beschweren“, erwiderte Rudard. „Du hast mehr als ausreichend Präsenz, und sterben musst du auch nicht.“ „Aber ich bin unterbezahlt!“, protestierte er. „Ich bitte Euch. Ich bin ein Rohdiamant, ein aufsteigender Stern. Da kann man ja wohl mehr erwarten.“ „Du bist bestenfalls ein Glühwürmchen“, kommentierte der schwarze Lioma trocken. Lethe neben ihm lachte leise. „Auch ein Glühwürmchen kann zum Stern aufsteigen!“ Der schwarze Lioma lächelte bösartig. „Selbst für ein Glühwürmchen ist er nicht besonders helle.“ „Ok, das reicht“, beschwichtigte ihn die goldgelockte Lioma leise. „Lass es gut sein.“ Lai Philia brachte das Gespräch zurück auf Kurs. „Von Luzin einmal abgesehen, – Hand hoch, – wer möchte den Streik unterstützen?“ Rudard, Tengri, Tengris Geschäftspartner Lautrec, die Hafgarder Heffnen und Alaja, und, trotz der expliziten Ausnahme auch Luzin, hoben eine Hand. Lethe und der schwarze Lioma schlossen sich dem mit je einer Vorderpfote an. „Wieso du?“, fragte Lai Philia den schwarzen Lioma. „Deine Figur kommt in fast jedem Teil des Manuskripts vor.“ „Ich möchte, dass Lethe eine größere Rolle bekommt.“ „Ach so, ja. Umso besser. Wir können deine Unterstützung gut gebrauchen. Was ist mit dir Alaja?“ „Meine Figur wird vergiftet und das nur wegen dieser bescheuerten Amriss und ihren Eltern.“ „Es ist nicht so, als würdest du an ein bisschen Wachswurzel sterben“, sagte der alte Krieger Jorne. „Aber das ist doch beschämend!“, regte sich Alaja weiter auf. „Als würde ich auf so einen billigen Trick reinfallen! Im wahren Leben würde
mir so etwas nie passieren.“ Jorne blickte zu Lai Philia hinüber und signalisierte ihr mit einer dezenten Geste, nicht weiter darauf einzugehen, falls sie heute noch den Saal verlassen wollte. „Also gut. 7 Personen plus meine Wenigkeit, sind das alle?“ „Vergiss mich nicht“, rief Luzin, doch wurde von ihr gnadenlos ignoriert. „Dann melde ich mich freiwillig, um die Verhandlungen zu führen. Es sei denn, es gibt Einwände dagegen?“ Im Saal blieb es still. Offensichtlich war niemand besser geeignet, ein diplomatisches Gespräch zu führen, als Eldwins Botschafterin Lai Philia.
So kam es, dass sie sich nicht allzu lange danach im Büro der Autorin wiederfand.
„Es tut mir leid, aber ich fürchte, ich habe immer noch nicht richtig verstanden, was das Problem ist“, sagte die Autorin. „Das Problem ist, dass wir alle Wegwerf-Rollen haben. Wir sind nur dazu da, um den Plot voranzutreiben. Der Großteil von uns überlebt nicht einmal die einzige Szene, in der er oder sie vorkommt. Nehmen wir Rudard zum Beispiel ...“ Den Moment ihres Zögern nutzte die Autorin, um sie zu unterbrechen. „Wusstest du, dass Rudard davon träumt, seinem Bauerndorf zu entfliehen und Wildhüter zu werden?“ „Nein, ehrlich gesagt wusste ich das nicht.“ „Sein Vater erwartet von ihm, Bauer zu werden, und hat ihm verboten, Jagdunterricht zu nehmen. Seitdem versucht Rudard, es sich selbst beizubringen. Tengri träumt vom großen Geld, tendiert aber dazu, mehr auszugeben, als er verdient. Mit alten Lederwaren und dem Büffel seiner Mutter zieht er umher, und wäre da nicht sein Partner Lautrec, hätten ihn die Schulden längst aufgefressen. Alaja beneidet Amriss um ihren dreifachen Sieg in Folge bei den jährlichen Jägerprüfungen.“ „Was versucht Ihr mir damit zu sagen?“„Ich versuche damit zu erklären, dass ihr nicht weniger durchdachte Charaktere seid, nur weil ihr in den jeweiligen Geschichten eine sehr kleine Rolle spielt. Und es besteht durchaus die Chance, dass jeder von euch nochmal auftaucht.“ „Obwohl viele von uns sterben?“, fragte Lai Philia ungläubig. Die Autorin zuckte mit den Schultern. „Wozu gibt es denn Flashbacks und Zeitreisen? Meinetwegen widme ich jedem von Euch sogar eine eigene Geschichte ...“ Weiter kam sie nicht, denn da war Lai Philia bereits von ihrem Stuhl aufgesprungen. „Eine eigene Geschichte? Wirklich? Das würdet Ihr tun?“ „Ja klar, wenn …“ „Gut, vergesst den Streik. Ich bin mir sicher, dass damit alle einverstanden sein werden.“ Sie streckte der Autorin die Hand entgegen, und die Autorin ging darauf ein. „Habt vielen Dank.“ Lai Philia schüttelte ihr kräftig die Hand, bevor sie hastig das Zimmer verließ. Einige Sekunden verstrichen in Stille. „… wenn ich jemals Zeit und Geld und Inspiration zuviel habe, dann gerne, ja.“
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lioma-von-erwen · 3 years ago
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Heute gibt es wieder einen Beitrag zur Protastik-Challenge auf Instagram. Wie ihr seht, hat es dieses Mal nicht für ein Bild gereicht, aber sehr wohl für eine Kurzgeschichte.
Thema Dieses Mal war:
Dein*e Anta wird mit einer 17-jährigen hochintelligenten Person in einen Raum gesperrt. Verlierer ist, wer zuerst wieder nach draußen will. (Gewalt und Magie ausgeschlossen)
Dieses Thema hat so gut zu einer Konstellation gepasst, die es im Lioma-Prequel sowieso gibt, dass ich mir eventuell selbst etwas vorgegriffen habe. ACHTUNG: Die Kurzgeschichte enthält Spoiler für "Zwei ungleiche Geschwister", bzw. macht wahrscheinlich am meisten Sinn, wenn man das Buch schon gelesen hat.
“Der Klügere gibt nach”
„Wusstet Ihr eigentlich, dass es zwar furchtbar unangenehm ist, in eine Eisdistel zu treten, aber aus ihren Blättern und Stacheln wertvolle Medikamente zur Wundbetäubung gewonnen werden?“, fragte Adlin, die im Kaminzimmer von Quindes Anwesen von einem Schrank zum nächsten huschte und dabei einen stetig wachsenden Bücherstapel auf ihrem Arm balancierte.
Sie musste jung sein, - sehr jung, - sofern der Enthusiasmus, den sie versprühte, Rückschlüsse auf ihr Alter zuließ.
„Mein Vater ist unmöglich, in unserem Haus keine Bibliothek einrichten zu wollen“, redete Adlin weiter vor sich hin. Sie ließ den Bücherstapel mit einem Krachen auf den viel zu kleinen Beistelltisch zwischen den beiden Ohrensesseln fallen. „Ich muss jedes Mal die Stadtbibliothek besuchen, wenn wir in Luminas sind. Wart Ihr schon einmal dort? Es ist kalt und feucht und die Möbel sind unerträglich hart.“
In einem der besagten Ohrensessel saß Neymur. Mit seinen verschränkten Armen und dem desinteressierten, fest auf den Kamin gerichteten Blick wirkte er äußerlich ruhig. In seinem Inneren tobte jedoch eine nahezu aussichtslose Schlacht um den kläglichen Rest seiner Geduld.
Dabei verstand sich Neymur nicht als ungeduldig. Er hatte schon viel ertragen und hielt tagtäglich noch weitaus mehr aus. Doch schon seit einer Stunde belastete das unablässige Geplapper dieser selbstverliebten Göre seine ohnehin schon angespannten Nerven. Adlins Stimme zehrte empfindlich an seiner Strapazierfähigkeit. Wie eine Mücke, die um sein Ohr schwirrte, oder ein Knochensplitter zwischen seinen Zähnen, war auch sie äußerst schwer zu ignorieren.
„Dafür, dass Quinde so viel von Euch erzählt hat, seid Ihr aber sehr schweigsam“, stellte Adlin fest. Sie steckte den Kopf zwischen den Sesseln durch und sah ihn eindringlich von der Seite her an.
Etwas mehr Schweigsamkeit würde dir guttun, dachte Neymur, der sie aus dem Augenwinkel beäugte.
„Ich rede nur, wenn ich es für sinnvoll erachte“, sagte er schließlich.
„Dann erachtet Ihr diese Konversation nicht als sinnvoll?“
„Ich nahm an, dass Ihr nur laut Eure Gedanken ordnet.“
„In dem Fall lagt Ihr falsch“, sagte sie und kehrte zu den mit Büchern vollgestopften Schränken zurück. „Ihr solltet mir wirklich besser zuhören. Von dem Berater der Thronfolgerin wird ständige Aufmerksamkeit erwartet.“
Mit Mühe unterdrückte Neymur den Drang, ihr durch ein dumpfes Knurren zu antworten. Selbst, wenn er auf beiden Augen blind wäre, würde er immer noch erheblich mehr wahrnehmen als sie.
Du solltest aufhören, mir auf die Nerven zu gehen, wenn dir dein Leben lieb ist, dachte er.
Er könnte und würde sie umbringen, wäre sie nicht Quindes geschätzte Cousine und befänden sie sich nicht inmitten von Quindes Anwesen. Aber hier, mit ihr in seiner Obhut, reichte ein unerwarteter Todesfall aus, um all seine Bemühungen der letzten Monate und Jahre zunichte zu machen. Wenn er ihr auch kein Leid zufügen durfte, so konnte er sich wenigstens mit der Vorstellung vergnügen, Adlin zwischen seinen Zähnen kräftig durchzuschütteln. Der Gedanke stimmte ihn sogar ein wenig nostalgisch. Wie viele Jahrzehnte war es wohl her, dass er ein solches Spielzeug besessen hatte?
„Ihr sagtet, Ihr stammt aus einem Volk namens Nourou, nicht wahr?“
Die Stimme riss ihn erneut abrupt aus den Gedanken. Neymur rieb sich die Stirn. War ihm nicht ein Moment der Ruhe vergönnt? „Das ist korrekt“, murrte er.
„Wie kann es sein, dass dieser Name in keinem einzigen Schriftstück auftaucht?“
„Weil mein Volk in einem Krieg unterging. Die Gewinner des Krieges waren für sämtliche Aufzeichnungen darüber verantwortlich.“
„Aber ein Krieg in diesem Ausmaße, vor nicht einmal – was, 50 Jahren? Irgendjemand von außerhalb das doch beobachtet und vermerkt haben. Wo sollen die Schlachten überhaupt stattgefunden haben?“
„Im Nordosten, jenseits von Luminas, Hafgard und Ossin.“
„Dort ist nichts außer Wildnis“, sagte Adlin und ließ sich neben Neymur in den zweiten Ohrensessel fallen. „Gegen welches Volk habt Ihr den Krieg geführt?“
Neymur rümpfte die Nase. „Ich denke, es ist mein gutes Recht, dieses Thema nicht weiter zu vertiefen.“
„Gut, meinetwegen.“ Adlin lehnte sich über die Armlehne zu ihm hin. „Habt Ihr wirklich Euer Auge verloren, oder tragt Ihr die Augenklappe nur der Optik wegen?“
Langsam drehte Neymur ihr den Kopf zu. Er fixierte sie intensiv, doch durch Adlins wasserblaue Augen hindurch blickte er nur in eine endlose Leere. Nicht einmal seine stumme Warnung schien bei ihr angekommen zu sein.
Er öffnete seine verschränkten Arme, stand auf und verließ mit bestimmten Schritten, doch ohne Eile, den Raum.
„Wartet. Ich habe Euch eine Frage gestellt“, rief Adlin ihm hinterher. „Bleibt gefälligst hier!“
Mit einer Hand auf der Türklinke blieb er noch einmal stehen.
„Nein, ich trage die Augenklappe nicht, weil mir die Optik gefällt. Nein, ich war noch nie in der Bibliothek von Luminas. Ja, ich kenne die Anwendungsgebiete der Eisdistel und nein, es macht mir nichts aus, unter einer Frau zu arbeiten.“
Er wartete einen Augenblick, damit sich die nächste Frage in Adlins Verstand formen konnte, und setzte dann nach, bevor sie den Mund öffnete.
„Und ja, mir ist keine einzige Eurer Fragen entgangen“, sagte er mit fester Stimme, dann verließ er den Raum.
Im Korridor kam ihm Quindes Zofe Kathil entgegen. Noch nie war er so froh gewesen, ihre unscheinbare Person zu sehen, doch die Erleichterung ließ er sich nicht anmerken.
„Ich wollte gerade nach Euch sehen“, sprach ihn Kathil in gewohnt leisem und vorsichtigem Ton an. „Ist alles in Ordnung?“
„Ich habe lange genug auf sie aufgepasst. Ihr übernehmt ab hier.“, murrte er im Vorbeigehen und bedachte sie lediglich mit einem flüchtigen Blick.
“Ich bin zu alt für diesen Mist.”
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lioma-von-erwen · 3 years ago
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Hier ist wiedermal ein Bild im Zuge der "Protastik-Challenge" auf Instagram.
Aufgabe vom 21.11. war es, die planloseste Figur in einem entscheidenden Moment den Platz mit dem Protagonisten tauschen zu lassen.
Der planloseste Charakter aus "Zwei ungleiche Geschwister" muss Khetzu sein, wie ich finde. :) Er interessiert sich nur für Sport und Essen, hat keine Ahnung von Menschen und spricht oft schneller als er denkt.
Dieses Mal gibt es zu dem Bild auch eine passende Kurzgeschichte. Dazu einfach weiterlesen. ;)
Die trockene Luft kratzte in seiner Kehle. Rauchgeschwärzter Stein und verkohltes Holz umgab ihn. Khetzu befand sich in einer Stadt der Menschen, soviel hatte er begriffen. Doch wie oder wieso er an diesen Ort gelangt war, - geschweige denn, was hier vor sich ging, - stellte ihn vor ein Rätsel. Khetzu war kein Freund von Rätseln. Wenn er erst einmal anfing, nachzudenken, ergaben sich meist mehr Fragen als Antworten.
Vom fernen Ende der Straße hallten Schreie durch die Stadt. Es war nicht das Fiepen und Jaulen von Lioma, sondern menschliche Schreie, wie er annahm, und ihn beschlich das ungute Gefühl, zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt an diesem Ort aufgetaucht zu sein. Trotzdem trabte er in Richtung der Geräusche. Was er dort zu finden hoffte, wusste er selbst nicht. Bei seiner Orientierungslosigkeit war ihm allerdings jeder Gesprächspartner recht.
Das Krachen und Klirren von aufeinanderschlagendem Metall führte ihn an der nächsten Straßenkreuzung in eine Gasse, und von dort direkt in die Auseinandersetzung zweier Menschengruppen hinein. Er traf gerade noch rechtzeitig ein, um mitanzusehen, wie ein Krieger in silbrig glänzender Rüstung vor zwei dunkel gekleideten Personen auf die Knie fiel.
„Entschuldigt bitte“, rief Khetzu zu den Menschen hinüber. Die zum Todesstoß erhobene Klinge in der Hand des Angreifers erstarrte. „Ich störe ja wirklich nur ungern, aber kann mir jemand sagen, wo ich hier bin?“, fuhr er fort.
Die dunkel gekleideten Personen ließen von dem erschöpften Krieger ab und kamen auf ihn zu. Khetzu hatte von der Gewalttätigkeit der Menschen gehört. Es überraschte ihn nicht, dass sie auf eine solche Weise untereinander stritten, sah darin aber keine ernstzunehmende Gefahr für sein Leben. „Ihr müsst doch nicht wegen mir unterbrechen“, sagte Khetzu und wedelte verlegen mit dem Schwanz. „Was weiß ich schon über die Streitigkeiten eurer Rudel? Wenn mir nur jemand sagen kann, wo ich bin, ziehe ich weiter.“
Von den näher kommenden Menschen erhielt er keinerlei Reaktion.
Hinter ihnen kämpfte sich der Krieger mühevoll zurück auf die Beine. „Seid vorsichtig, Pelzohr!“, rief er Khetzu zwischen zwei Atemzügen zu. „Mit diesen Nocturna stimmt etwas nicht. Sie kämpfen ohne Furcht und Reue, als wären sie besessen! Wenn ich es nicht besser wüsste …“ Er rang um Atem. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass eine unheilvolle Macht sie beschützt!“
Khetzu legte den Kopf schief und versuchte zumindest, das Gehörte zu verarbeiten.
„Was ist ein Nocturna?“, fragte er schließlich.
Kaum einen Augenblick später hob eine der dunkel gekleideten Personen ihre Klinge und rannte damit auf ihn zu. Khetzu blieb unbeeindruckt stehen. Er wartete, bis ihm der Angreifer nahe genug gekommen war, hob eine Vorderpfote und ließ den Menschen gegen seine aufgespreizte Pranke laufen.
Der Nocturna schlug wild mit der Waffe fuchtelnd um sich, doch Khetzu zog nur den Kopf fort und hielt seinen Angreifer auf Distanz.
„Vorsichtig mit dem Ding“, sprach er den Menschen an. „Pack den Zahnstocher lieber weg, bevor sich noch jemand wehtut.“
Unterdessen hatte der zweite Nocturna eine hölzerne Schusswaffe auf ihn gerichtet. Khetzu bemerkte dies jedoch erst, als ein Bolzen von seiner dicht verwobenen Wolle abprallte.
Er blickte zu dem Krieger in silberner Rüstung hinüber, und dieser starrte verblüfft zu ihm zurück.
„Vielleicht möchtest du damit anfangen, mir zu erklären, was hier vor sich geht“, schlug Khetzu lächelnd vor.
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lioma-von-erwen · 3 years ago
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Dieses kleine Gif habe ich für die letzte "Protastik"- Challenge auf Instagram erstellt. Natürlich will ich euch auf Tumblr kein Bild enthalten (auch wenn dieses Mal der Post auf Instagram zuerst da war).
Aufgabe war es, zu zeigen, was der/die Protagonist/in bei einer Therapiesitzung malen würde, wenn es darum geht, Geschehnisse in einem Bild zu verarbeiten.
In "Zwei ungleiche Geschwister" hat Teth intensiv mit der Frage zu tun, wer er ist und wer er sein will. Daher erschien mir ein Selbstportrait passend.
PS: Wieso ein gif? Ich wollte einfach mal "lebendige" Outlines ausprobieren.
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lioma-von-erwen · 3 years ago
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Habe gerade die Protastik-Challenge „Der Klügere gibt nach“ gelesen. interessant einmal ein wenig die „untertänige“, gefälligere Seite von Neymur zu sehen. Im Buch tritt er fast ausschließlich überlegen und feindlich auf. Mir ist auch aufgefallen, wie Viele gedanken du dir selbst über unscheinbare Dinge machst, z.B., dass Kathil eine unscheinbare Person hat oder dass der Beistelltisch viel zu klein ist für die Bücher. Gewohnt fesselnde Geschichte!
Vielen Dank! Für die zwei Tage, in denen sie entstanden ist, bin ich selbst auch ganz zufrieden. War wohl gerade im "Flow". ;)
Kathil ist übrigens schon sehr gut ausformuliert, viel ausformulierter als Adlin, für die ich zwar schon eine grundlegende Idee hatte, aber bis zur Kurzgeschichte trug sie noch nicht einmal einen Namen.
Hier ist übrigens ein tolles Zitat:
“I always try to write on the principle of the iceberg. There is seven-eighths of it underwater for every part that shows.”
– Ernest Hemingway
Auch wenn ich mich nicht immer so strikt daran halte, wie Hemingway es ausdrückt, so zeigt das Zitat doch sehr schön, dass im Kopf eines Autors in der Regel noch weitaus mehr Informationen zu finden sind als die Geschichte preisgibt.
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