#keine partei steht über kritik logisch
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useless-germanyfacts · 8 days ago
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ich weiß nicht welche linke maus das hören muss aber grünen bashing ist grade nicht so geil wenn die grünen schon erzfeind #1 von afd UND cdu sind ... also so rein taktisch yknow
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afaimsblog · 3 years ago
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Aus Alt mach Neu - Die Zukunft von “Doctor Who” unter einem bekannten Gesicht
Nachdem lange Zeit unklar war wie es mit “Doctor Who” nach der Chibnall/Whittaker-Ära weitergehen wird, und ob es überhaupt weiter gehen wird, hat sich nun der Retter in der Not offenbart - sprich die Person, die dumm genug ist mit der BBC weiter an “Doctor Who” arbeiten zu wollen und von dieser in der Funktion als neuer Showrunner auch akzeptiert wird - und die ganze Welt war doch mehr als nur ein wenig überrascht als verkündet wurde, dass niemand anderer als Russel T. Davies, der Mann der New Who aus der Taufe gehoben hat, als Showrunner zum sechzigsten Geburtstag und darüber hinaus zur “Doctor Who” zurückkehren wird.
Das hätte jetzt wirklich niemand erwartet, und ungefähr einen Tag lang war es allen willkommen. Bis Russel T. Davies klargestellt hat, dass er immer ein politischer Autor gewesen ist, und immer einer sein wird, und auch nicht subtil ist, was das angeht, denn immerhin ist er ja Russel T. Davies (das hat er worwörtlich so gesagt!).
Ich meine klar, die Jammer-Generation war entweder zu jung oder hat die älteren Folgen nie gesehen und daher nicht mitbekommen, dass Davies damals im Prinzip genau dort weitergemacht hat, wo Andrew Cartmel und Sylvester McCoy mit Classic Who aufgehört haben: mit einer Menge politischen und sozialkrisitschen Statements verpackt in Science Fiction. Immerhin hat Davies ja “nur” die ersten dunkelhäutigen und LGBTQ-Companions in die Show eingeführt, die Cyberman in ihrer ursprünglichen sozialkritischen Funktion mit einem neuen Spin zurückgebracht, und beinahe jede Staffel damit verbracht Politiker als böse Aliens oder böse Menschen zu outen, und immerhin hat er ja nur “Torchwood” aus der Taufe gehoben, vielleicht die einzige Serie der Welt, in der alle ursprünglichen Hauptcharaktere (mindestens) bi-sexzuell waren. Kapitalismus war ihm ja “nur” immer schon ein Dorn im Auge, und irgendwie scheint jeder zu vergessen, dass seine letzte Vor-Corona Serie “Years and Years” war, weil ... keine Ahnung, man diese Serie über Immirgation, Technologie und Politik ja absolut als unpolitisch ansehen kann, oder wie?!
Aber ja, in einer Welt in der alle im Internet denken es besser zu wissen und ein Fünf Minuten-Gedächtnis haben, muss man daran erinnern, dass Russel T. Davies ein schwuler Mann ist, der seine Karriere damit begonnen hat eine Serie über schwule Männer in Großbritannien zu machen, und seit dem nur noch politischer anstatt weniger politisch wurde.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er eine Frau als nächsten Doctor casten wird. Und weiterhin POC-Darsteller in der Show behalten wird. Aber diese beiden Faktoren hätten bei jedem Showrunner der Fall sein müssen, nur bei ihm sind es eben offensichtlich ein No-Brainer.
Tatsache ist, dass “Doctor Who” immer schon politisch war. Immerhin soltle die Serie ursprünglich Kindern Dinge beibringen, was das irgendwie logisch macht. Schon im zweiten Serial wurden die Daleks eingeführt, und das mit einer klaren sozialkritischen Botschaft. Und Sozialkritik ist immer auch Politik, weil es immer eine Partei geben wird, die für etwas bestimmtes steht oder gegen etwas bestimmtes.
Im Laufe der Jahre ist dieser Aspekt immer wieder mal in den Hintergrund getreten. Aber egal welchen Doctor man nimmt, man findet immer mindestens eine Story, die relativ offensichtlich gewisse Aspekte der menschlichen Gesellschaft kritisiert. Denn das ist im Grunde die Natur von Science Fiction. Invasions-Filme waren anti-kommunistische Propaganda, die vor der roten Gefahr, die bereits hier ist, warnen sollte. Godzilla war ein Kommentar auf die Atom-Bombe und eine Kritik an dem Gebrauch von Atom-Energie. “Star Trek” hat das menschliche Wesen durch außerirdische Völker erforscht, und schon Jules Verne hat nie an Sozialkritik gegenüber bestehenden Systemen und Denkmustern gespart. Der Unterschied ist nur, dass die Generationen, die diese Dinge heutzutage konsumieren, das nicht mehr erkennt, weil sie keine Ahnung von Geschichte habt und Metaphern-blind geworden ist.
Dieses Argument wird durch nichts besser belegt als durch all jene Vollpfosten, die behaupten Stan Lee würde sich angesichts der modernen SJW-Comics im Grab umdrehen, eben weil die nicht kapieren, dass das, was Stan Lee in den 60ern gemacht hat, die SJW-Comics seiner Zeit waren.
Sozialkritik und politische Statements sind aber eben nicht immer gleich offensichtlich. Heutztage werden sie eben oft mit den Holzhammer gebracht, aber scheinbar auch deswegen, weil das notwendig ist, damit sie als solche erkannt werden. Wenn Kelly Olsen uns in “Supergirl” wortwörtlich sagt “People are suffering, people who look like me” obwohl man das ja auch sehen kann, dann ist das so, weil man sich eben heutzutage nicht mehr darauf verlassen kann, dass die Zuseher - vor allem die amerikanischen, aber eben auch die britischen und scheinbar genug der deutschen ebenfalls - das auch wirklich kapieren, dass hier ein Thema behandelt wird, dass von der Hautfarbe abhängt, weil die Charaktere deswegen in einer schlechten Nachbarschaft wohnen und nicht eben nur aus reinem Zufall heraus.
Und gerade “Doctor Who” hat in seiner klassichen Äre eine gewisse Veränderung durchgemacht. Tom Baker stieß noch auf Gesellschaften in denen es nicht mit rechten Dingen zuging, die aber fiktiv gestaltet waren, aber “The Happyness Patrole” hingegen hatte eine so eindeutige Thatcher-Stellvertreterin als Hauptfeindin, dass die Serie dadurch sogar Probleme bekam und die Parallelen etwas zurückfahren musste. Andrew Cartmel wollte dass “Doctor Who” mehr ist wie “Star Trek: TNG”, während sein Vorgänger Eric Seward eher “große Literatur” machen wollte und seine Kritik vor allem in brutale Metapher eingepackt hat. Beide Methoden sind okay, sie sind eben nur anders. Trotzdem ist die vermutlich beste und sozialkritischiste “Doctor Who”-Story eine aus der Colin Baker-Ära, nämlich “Vengeance of Varos”. Nur weil jemand also nicht in jeder seiner Stories offensichtlich Politik macht, heißt das nicht, dass er sie nie macht.
New Who hat eine ähnliche Verwandlung durchgemacht. Nach der Russel T. Davies Äre kam Steven Moffat, der die politischen Ambitionen der Show hinter Story und Atmosphäre angestellt hat. Das heißt aber nicht, dass sie nicht mehr da waren, gerade in seiner letzten Staffel war Bill eine schwarze lesbische Frau der Haupt-Companion, das heißt nur, dass sie weniger offensichtlich für den Zuseher waren, der sich auf die moffatsichen erzählerischen Tricks anstatt darauf konzentriert hat. Chris Chibnall hingegen hat die Show offensichtlich politischer gemacht, mit einem weiblichnen Doctor und einen bunt-gemischten Haufen an Companions aus allen Generationen und Ethnizitäten, die historischen Folgen waren darauf ausgelegt sozialkritische Entwicklungen zu beleuchten, und nicht mehr so sehr darauf, dass sie einfach historisch sind und deswegen Spaß machen sollen. Der lehrende Aspekt der ursprpünglichen Serie war wieder da, “Doctor Who” sollte uns nicht nur unterhalten sondern auch Dinge beibringen, Dinge, die wir eigenltich auch wirklich wissen sollten, die aber leider eben viele Generation Internet-Vertreter nicht mehr wussten.
Und die haben dann gejammert, weil sie das Gefühl haben ständig von Oben herab belehrt worden zu sein, und ihnen hirnlose Action lieber ist als moralische Botschaften. Also kamen mehr klassische Monster zurück, aber das perverse daran ist ja, dass all diese klassichen Monster ja ursprünglich eben genau diese moralischen Botschaften, die die Fans nicht sehen wollen, waren!
Und hirnlose Action, das war “Doctor Who” nie. Wie gesagt, “Vengance of Varos” stammt aus der Action-Hero-Mörder-Doctor-Ära der Serie, in der er der Action-Hero-Mörder-Doctor inmitten von moralischen Botschaften wurde, als Reaktion auf all das, was um ihn herum vorging. Ja, die Serie mag manchmal mit anderen Aspekten abgelenkt haben, sei es mit Douglas Adams-rismen, komplizierten Storylines, halbbackten Frauen, namhaften Gast-Stars, schlechten Kulissen oder schlechten Effekten oder wirlklich brillianten Darbietungen und großen Eomotionen. Aber sie hatte immer eine Botschaft. Steven Moffats ultimative Botschaft war “Be kind”/”Sei nett”.
Zu schade, dass sie gerade beim sogenannten “Doctor Who”-Fandom niemals angekommen ist.
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bossbloggt · 4 years ago
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In eigener Sache
In schlappen acht Monaten als Kolumnistin habe ich es geschafft: Ich bekomme Nachrichten von Menschen, die ich nicht kenne. Sogar zwei anonyme E-Mails waren dabei! Leider sind es keine Drohungen, Beschimpfungen oder lukrative finanzielle Angebote unter der Bedingung, dass ich die Schreiberei sein lasse. (Falls sich jemand von Letzterem inspiriert fühlen sollte: Meine Mailadresse ist ziemlich leicht rauszukriegen...) Das wäre ja eine Auszeichnung. Nein, es handelt sich um Lob und Bewunderung. Allerdings irritiert mich das häufigste Lob ehrlich gesagt mehr, als es jede Kritik könnte: Ich, beziehungsweise das, was ich schreibe, sei mutig, steht da - in Facebook- und WhatsApp-Nachrichten und eben auch in Mails, für die sich jemand extra eine Wegwerfadresse zugelegt hat.
Wenn man genauer hinschaut, ist das vielleicht doch eine Drohung. Jedenfalls löst dieses „Kompliment“ bei mir sofort eine Abwehrreaktion aus. Vielleicht, weil Mut und Angst unmittelbar zusammenhängen und man jemandem, dem man Mut bescheinigt, damit indirekt zu verstehen gibt, dass er eigentlich Angst haben müsste. Und das bedeutet dann wiederum, dass er nicht gerade klug handelt. Also nicht nur eine Drohung, sondern auch noch eine Beschimpfung.
Die nüchterne Definition im Duden bestätigt mich in meinem flauen Gefühl. Mut wird dort folgendermassen definiert:
1. Fähigkeit, in einer gefährlichen, riskanten Situation seine Angst zu überwinden; Furchtlosigkeit angesichts einer Situation, in der man Angst haben könnte
"großer Mut"
2. [grundsätzliche] Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält
"politischer Mut"
Nun, ich würde mich gerne wichtig fühlen, mir zumindest ein klitzekleines Fähnchen basteln und „Mut“ drauf schreiben. Aber so gut funktioniert die Selbstreflexion dann eben doch noch: Nichts von dem, was ich in den letzten Monaten geschrieben habe, war mutig. Ich vertrete nun wirklich keine radikalen Ansichten. Im Gegenteil: Mein 16 Jähriges Ich würde sich ob meiner höchst konservativen Positionen (Anstand, Rücksicht, Mässigung, Vernunft und Solidarität) wahrscheinlich angewidert und schwer enttäuscht abwenden.
Angst begleitet mich seitdem ich auf der Welt bin. Sie ist durch meine Entscheidung, mich als Schauspielerin freischaffend auf einen Markt zu werfen, auf dem das Angebot die Nachfrage bei weitem übersteigt, bestimmt nicht kleiner geworden. Und die zusätzlichen Ängste, die durch die Pandemie uns alle betreffen, betreffen selbstverständlich auch mich. Aber wenn das Schreiben überhaupt in irgendeiner Weise mit der Bewältigung dieser Ängste zu tun hat, dann nicht mehr und nicht weniger als es die Beschäftigung mit Laubsägearbeiten hätte.
Meine anonymen „Fans“ scheinen sich aber mehr auf den zweiten Punkt zu beziehen, also auf „die Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält“. - „Es gibt auch in Ihrer Branche viele Entscheider, die nicht zu links-grün tendieren“, schreibt „Ein Freund, der es gut mit Ihnen meint“. Als ich das las, war mein erster Gedanke, dass ich es nicht für möglich gehalten hätte, dass jemand, der keine Figur in einem C-Movie ist, auf diese Unterschrift kommt. Der zweite, ob ich meine persönliche Definition der AfD (Partei für Alte unterfickte Deppen) vielleicht doch in irgendeinem Text zum besten gegeben habe und der dritte: Mache ich verdammt nochmal einen so verzweifelten Eindruck, als könnte ich darauf angewiesen sein, mit Arschlöchern zu arbeiten?
Bei näherer Betrachtung irritierte mich dann das „grün“. Seitdem die CDU für sich beansprucht, die „Partei der Mitte“ zu sein, müsste ich mich vielleicht mit vielen meiner Ansichten als linksradikal bezeichnen lassen (auch wenn diese Ansichten, wie schon gesagt, alles andere als radikal, in gewisser Weise vielleicht sogar „christlicher“ sind, als die der Partei, die das zu Unrecht in ihrem Namen trägt). Ich bin in keiner Weise parteipolitisch unterwegs. Aber „grün“? - Die Entscheidung zwischen AfD und den Grünen entspräche für mich in etwa der, zwischen Eitriger Beulenpest und sagen wir mal Genitalherpes – natürlich würde ich mich für Letzteres entscheiden, wenn ich müsste. Aber zum Glück muss ich nicht! Naja, irgendwie beruhigend, dass mich der anonyme Schreiber so wenig kennt.
Im Gegensatz zu den Zombies (gibt es eigentlich Zombies, die sich von ihrem eigenen Gehirn ernähren?), die zur Zeit in kaum zu ertragender Art und Weise Werte und Begriffe ad absurdum führen, sich Dinge auf die Fahne schreiben, für die sie gerade nicht stehen: „Freiheit“, „Gemeinschaft“, „Liebe“, „Skeptiker“, „Revolution“, „selber denken“, „hinterfragen“, ja, auch „Mut“, im Gegensatz zu den Menschen, mit denen uns das Virus laut und deutlich zuruft: „Ihr seid zu viele und irgendwas ist bei Eurer Reproduktion schief gelaufen, degeneriert!“ weiß ich, dass die Meinungsfreiheit nicht in Gefahr ist. Von der Verhöhnung von Holocaust-Opfern über Lynch-Phantasien gegenüber Regierungsangehörigen und Wissenschaftlern – solange man sich an die Abstandsregeln hält, braucht man dafür nicht einmal einen sanften Regenschauer aus Wasserwerfern zu befürchten. Gerade die Walking-Dead-Fraktion ist der beste Beweis dafür, dass man in diesem Land alles, aber auch wirklich alles sagen kann, ohne Sanktionen zu befürchten.
Was also ist an meinen Texten so gefährlich, dass es Mut kosten könnte, sie zu veröffentlichen? Was ist an dem, was ich schreibe so provokant, dass es mir Nachteile bringen könnte? Ich vermute, dass es nicht darum geht, was ich schreibe, sondern darum, dass ich es überhaupt tue. Dass ich mich als Person zu erkennen gebe, meine bescheidenen (und das meine ich in diesem Fall wörtlich) Gedanken öffentlich mache und dass ich das mit meinem Hauptberuf, als Schauspielerin tue. Das erste, was man in jedem Selbstmarketing-Kurs lernt ist, „No politics“. Ist ja auch logisch: Ich bin, wie schon gesagt, die Ware auf einem Markt, der nicht gerade nach mir schreit. Also wäre es doch dumm, irgendeinen potentiellen Kunden mit irgendwas zu erschrecken, was eventuell nicht ganz seiner Meinung entspricht. Legitim wären also vielleicht Make-Up-Tipps, ein bisschen Fitness und Äusserungen zu Schuhen und Klamotten. Denn (ja, tut mir leid, aber das muss ich so sagen) wahrscheinlich geht es auch darum, dass ich eine Frau mit diesem Beruf bin. Daran hat leider alles #MeToo nichts geändert: Mit Ausnahme der wenigen Sapiophilen und den noch viel selteneren Männern (zumal in meiner Branche) mit einem gesunden Selbstbewusstsein, ist eine Frau, die denkt (egal was) immer noch tendenziell unfick- und damit unbesetzbar. Zumindest ist das so in der Generation, die heute noch die meiste Macht besitzt.
Nun ist mein Realitätssinn auch in diesem Punkt noch soweit intakt, dass ich nicht glaube, irgendwelche wichtigen Entscheider – Produzenten, Redakteure - hätten nichts besseres zu tun, als meine Textchen zu analysieren. Dafür bin ich ganz einfach zu unwichtig. Das so klar und nüchtern zu sehen, erfordert zwar etwas Mut, ist aber letztendlich eher entspannend als schmerzhaft.
Mutig als Schauspielerin wäre es vielleicht, Namen von Männern zu nennen, die im Gegensatz zu mir etwas zu verlieren haben. Männer, die in wichtigen Positionen sitzen, die mich eine „wahnsinnig spannende Schauspielerin und eine faszinierende Frau“ fanden und von denen ich, nachdem ich den Austausch von Körperflüssigkeiten höflich abgelehnt hatte, nie wieder etwas gehört habe. Noch mutiger wäre es, zuzugeben, dass ich in den allermeisten Fällen erst im Nachhinein kapiert habe, dass es dabei um einen Handel gehen sollte, dass ich nicht in erster Linie moralisch-sittliche Entscheidungen getroffen habe, sondern ganz einfach persönliche („Ich habe keine Lust auf diesen Mann und genug Optionen Sex mit Männern zu haben, auf die ich Lust habe, also nein!“), dass ich also nicht mit Sicherheit sagen kann, wie ich auf ein klares Geschäft („Die und die Dienstleistung für die und die Rolle“), das mir in dieser Klarheit nie unterbreitetet wurde, reagiert hätte. Und am allermutigsten auf diesem Feld wäre es schlussendlich zuzugeben, dass diese „Angebote“ seit Jahren rückläufig sind, und dass mir das neben aller Erleichterung manchmal auch ganz schön Angst macht, weil es mir zeigt, dass mein Marktwert trotz stetig wachsender Berufserfahrung mit jedem Lebensjahr sinkt. Das alles wäre mutig. Aber auch ganz schön dumm.
Tja, und sonst? Was wäre denn politisch eine „mutige“ Aussage? Ich glaube, sagen oder schreiben kann man überhaupt nichts Mutiges. Man könnte es tun. Man könnte sich als freiwillige Helferin in den Flüchtlingslagern melden oder von mir aus auch nur bei der Obdachlosenhilfe in Berlin. Das wahrscheinlich Mutigste, was man in diesem System tun könnte wäre, ganz in der Tradition Bartlebys - nichts. Eben auch nicht schreiben. In letzter Konsequenz die eigene Auslöschung, die totale Verweigerung, nicht nur als Konsument*innen, sondern auch als Produkte, die wir geworden sind. Das wäre (neben der Entscheidung, keine Kinder in die Welt zu setzen) auch die einzig wirklich nachhaltige und ökologische Entscheidung, die wir treffen können.
Das zu wissen und gleichzeitig Weihnachtsplätzchen zu backen, sich auf einen schönen Waldspaziergang zu freuen und still und heimlich mit sich selbst darauf anzustossen, dass man zu feige ist für die Selbstauslöschung, ist ganz schön schizophren, aber auch irgendwie mutig.
Ich freue mich schon auf die nächsten Zuschriften – gerne auch mit einer Auflistung all der tollen Jobs, die mir aufgrund meiner öffentlichen Denkerei flöten gegangen sind.
Ein erquickliches neues Jahr wünscht Euch Eure Hobby-Ökonomin und Kolumnistin des Vertrauens,
Iris Boss
(Zuerst erschienen am 31.12.2020 bei CulturMag)
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hinekoakahi · 7 days ago
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[ID: Tags vom Originalpost: #keine partei steht über kritik logisch #aber die grünen runter zu machen wird den linken auch nicht so viel mehr stimmen geben #der afd und cdu aber schon #do you understand #german stuff]
ich weiß nicht welche linke maus das hören muss aber grünen bashing ist grade nicht so geil wenn die grünen schon erzfeind #1 von afd UND cdu sind ... also so rein taktisch yknow
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