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Bringen wir die Seifenblase zum Platzen!
JCA Perspektive
Auch wenn wir tausende Kilometer von unserer Heimat Kurdistan entfernt sind, beschäftigt es uns aus nächster Nähe, was in Kurdistan passiert. Obwohl die aktuelle Lage in Kurdistan brenzlich ist, werden wir durch einen massiven Informationsfluss geflutet. So wird ein Schleier über die Geschehnisse in Kurdistan gezogen und wir fangen an, uns nicht mehr auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren – nämlich die Revolution.
Die tagtägliche Brutalität des Krieges und Realität vor Ort mitzuverfolgen, führt uns die Wirklichkeit vor Augen. Die auflodernde Wut und Reflexe, die gezeigt werden, verbinden uns stärker und intensiver und lassen nicht zu, dass wir uns von unserer Wirklichkeit entfremden. Das türkische Regime ist geschwächt, sein Gerüst ist eingerostet und bricht nach und nach zusammen. Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ versucht das faschistisch türkische Regime den vollständigen Zusammenbruch zu verzögern und greift deshalb die kurdische Bevölkerung auf allen Ebenen an. Aus demselben Grund wird nun auch der Krieg über die eigenen Grenzen geführt.
Die BürgermeisterInnen der Städte Amed, Wan, Mêrdîn wurden am 19. August abgesetzt und durch eine Zwangsverwaltung ersetzt. Es wurden zur gleichen Zeit 29 Razzien vollzogen und bis zu 500 HDP-AktivistInnen festgenommen. Dieser politischer Angriff ist kein unbekanntes Mittel. Offensichtlich ist diese Offensive eine Antwort auf die Aussagen Rêber APOs vom 7. August. Rêber APOs Message:
„Lasst uns die kurdische Frage lösen. Die Konfliktsituation kann ich innerhalb einer Woche beseitigen. Ich bin bereit für eine Lösung. Doch der Staat als auch der Verstand hinter ihm müssen ebenfalls das Notwendige tun.“
Diese Aussage hat einen großen Druck auf die Türkei aufgebaut und sie gezwungen, sich zu positionieren. Nicht überraschend kam es zu brutalen Putschen. Im ganzen Land sind seit Tagen tausende Menschen auf den Straßen und halten Mahnwachen gegen die eingeführte Zwangsverwaltung. Auch die Jugend Kurdistans ist erneut auf den Beinen, um ihre Haltung zu verdeutlichen. Der türkische Staat greift die Demonstrierenden an und zeigt, dass er nicht auf die Lösungsvorschläge Rêber APOs eingehen möchte.
Die Angriffe des faschistischen Staates sind nicht nur politisch. Ganz gezielt werden alle Lebensbereiche der Gesellschaft attackiert. Jeden Tag fallen Bomben der Türkei auf die Berge Kurdistans. Bislang wurden schon zahlreiche ZivilistInnen getötet. Ebenso werden vor allem historisch wichtige und kulturelle Orte zerstört, wie zum Beispiel Heskîf (Hasankeyf). Heskîf ist eine alte Stadtfestung, die eine 12.000 Jahre alte Geschichte hat. Seit Jahren wird dort ein Staudamm gebaut, sodass nach und nach Teile dieser Stadt überflutet werden.
Auf der anderen Seite werden seitens der Türkei Militäroffensiven in Südkurdistan durchgeführt. Die PDK (KDP) ist Teil dieser Offensive und spielt eine Hauptrolle im Krieg gegen die kurdische Freiheitsbewegung. Sie kollaboriert mit dem türkischen Staat und ist sogar bereit, ihre eigene Bevölkerung für die eigene Macht aufs Spiel zu setzen.
Auch Rojava wird gerade mit neuen Offensiven konfrontiert. Die Türkei möchte eine „Sicherheitszone“ errichten, die ca. 30-35km breit und teilweise 14km tief ist. Riyad Halaf al-Hemis, einer der Kommandanten des Militärrates in Girê Spî bringt es kurz auf den Punkt: „Die Türkei will unsere Region mithilfe der Sicherheitszone besetzen.“
Junge Frauen und Politik funktioniert nicht?
Während all diese kritischen Dinge fast vor unserer Nase passieren, haben wir als junge kurdische und internationalistische Frauen in Europa eine extrem passive Haltung. Wir halten uns fern von der Politik, glauben, dass ist nichts für uns. Dabei ist Politik nichts weit Entferntes oder Langweiliges, was wir irgendwelchen alten Männern überlassen sollten. Politik gestaltet unser Leben und wenn die Politik nicht in unseren Händen ist, wird unser Leben nach den Richtlinien von patriarchalen Männern gezeichnet.
Wir junge Frauen wachsen vom ersten Atemzug an mit Regeln, Ordnungen, Bedingungen, Rollen und Entscheidungen, die über unsere Köpfe hinweg beschlossen wurden, auf. Mittlerweile haben wir uns so sehr an dieses krankhafte Leben voller Bedingungen, Anforderungen und Rollen gewöhnt, dass wir die schlechte Situation in der Familie, im Umfeld und in den Bildungsinstitutionen als normal empfinden. Von klein auf werden wir so erzogen, dass wir ohne einen eigenen Willen leben und handeln sollen. Und ehe wir uns umsehen können, hat sich die „Mir egal, ich kann doch eh nichts ändern“-Haltung in unser Bewusstsein geschlichen. Weil wir immer gelernt haben, dass wir Frauen immer „Unrecht haben“ und „dumm sind“, sind wir langsam selbst davon überzeugt, dass wir nichts wert sind, dass wir nichts machen können. Und schon kapitulieren wir und vertrauen allem und jedem, nur nicht unserer Kraft. Mittlerweile haben wir die Lüge abgekauft, dass das Leben einer Frau nur mit einem Mann im Mittelpunkt ihres Lebens Sinn ergibt.
Es ist vor allem die Technologie, die uns dieses super Schnäppchen gut verkauft. Gerade in Sozialen Medien wird eine so rosarote Welt von Verliebten geschaffen, die im echten Leben schneller platzt als eine Seifenblase. Nicht nur von Verliebten, viele Facebook, Instagram oder Twitter-UserInnen präsentieren sich auf unrealistische Arten. Sie präsentieren sich als Etwas, was sie nicht sind.
Wir sollten an dieser Stelle genauer auf Beziehungen eingehen. Beziehungen sind für jedes Lebewesen überlebenswichtig. Entscheidend dabei ist festzustellen, welche Intention eine Beziehung hat. In der Wildnis wurden die Beziehungen auf Grund von Notwendigkeiten gepflegt. Einfach ausgedrückt: In der Wildnis war der Mensch zu schwach, um alleine zu leben. Später, als sich die natürliche kommunale Gesellschaft entwickelt hatte, entstanden wertvollere Beziehungen: Die Menschen vereinten sich aufgrund eines Glaubens, kollektiver gesellschaftlicher Werte und Gemeinsamkeiten. Ein Mitglied der Gesellschaft hat für das Gemeinwohl aller gearbeitet. Mit dem Aufkommen der herrschenden Mentalität begann Besitztum. Plötzlich hieß es „mein Acker“, „mein Mehl“ und noch viel später, mit der Entstehung des Staates, „meine Familie“, „meine Frau“. Die Frau ist nur noch Mittel zum Zweck: Die Gebärmaschine, um die eigene Blutlinie fortzuführen. Die Liebe wird zunehmend mehr instrumentalisiert, gebräuchlich gemacht. Und wenn Liebe zur Funktion wird, wenn in der Liebe Intention, Ausbeutung, Herrschaft und Ausnutzung existiert, kann man nicht mehr von Liebe sprechen.
Augenklappe durch Technik
Der zunehmende Medienkonsum lässt uns vergessen, dass es tatsächlich wichtigere Dinge gibt als einer rosaroten Liebe hinterher zu rennen. Sehen wir eigentlich die Probleme der Welt, Gesellschaft, Nachbarn oder sogar unserer eigenen Freundin? Wenn wir uns gänzlich einem Mann oder einer Frau widmen, ist das sowohl zeitlich als auch mental kaum möglich. Sagen wir, wir tun es doch. Dann ist es fraglich, wie sehr die Zweisamkeit wirklich Liebe ist. Wieviel Verständnis, Zusammenhalt und Aufopferungsbereitschaft kann eine Liebe in der kapitalistischen Moderne bieten? Wir werden manchmal Augenzeugen von Menschen, die sich „lieben“. Doch schaut man genauer hin, sieht man, wie Sexismus und Egoismus die Liebe zum Verfaulen bringt.
Eine junge Frau war im 39. Monat schwanger. Ihr geliebter Ehemann saß trotzdem auf der Couch, während sie die Wohnung aufräumt. Man kann eher von einsamer Zweisamkeit reden.
Oder ein anderes Beispiel: Manchmal gehen Leute zusammen aus, sitzen physisch nebeneinander, doch haben nicht mal mehr viel zu sagen. Denn das Telefon, die Technologie kann attraktiver wirken. Die Technologie greift selbst das gemeinsame Leben an.
Dem Patriarchat antworten
Es ist unsere Aufgabe, die Grenzen zwischen uns Frauen aufzuheben und somit die patriarchalen Strukturen zu zerschlagen. Die junge Frau ist nicht hoffnungslos. Sie ist die dynamischste Kraft der Gesellschaft. Durch das Zusammenkommen der jungen Frauen wird die Kraft der jungen Frauen zum Vorschein kommen. Man wird die eigene Stärke entdecken und somit ein besseres Bewusstsein dafür bekommen, wofür junge Frauen im Stande sind, sobald sie sich von der Scheinwelt lösen, sobald sie nicht mehr auf die „Stärke“ des Mann vertrauen, sondern ihrer eigenen. Nur dann werden wir unser Selbstbewusstsein entwickeln und unser Leben selber in die Hand nehmen – also die Politik bestimmen. Das geht nur gemeinsam, das geht nur organisiert. Das geht nur mit Überzeugung und Liebe fürs Leben.
Lasst uns uns gemeinsam organisieren!
Seien wir eine Antwort auf das Patriarchat und lassen wir uns von den Anforderungen, den Lügen und den Ketten der Sklaverei befreien. Es ist Zeit, um Bewegung zu schaffen. Von einer werden wir zu zwei, zwei werden zu zwanzig und morgen werden wir eine große Welle der Freiheit der Frau!
Jin Jiyan Azadî! Hoch die internationale Frauensolidarität! Bijî Serok APO!
Eylül 2019 JCA Koordination
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