Tumgik
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Text
F: P und seine Küsse im Gras
Es war ein ganz normaler Abend. So sollte er zumindest beginnen.
Wir trafen uns am Wasser-Schuppen. Wir, das waren P und ich. Ja dieser Mann kriegt nur ein P. Wir kennen uns kaum, haben einmal einen Abend zusammen verbracht und zwischendurch immer Kontakt gehalten uns manchmal locker und leicht angerufen und gefeiert, dass wir irgendwie so drauf sind. Hunderte Male wollten wir uns auf Alibi-Basis in Berlin treffen, haben es aber einfach nie geschafft.
Und jetzt kam dieser Abend. Diesmal sollte es so sein und mir wurde schon beim Lackieren meiner Fingernägel bewusst, dass diese Leichtigkeit, von der P und ich immer profitierten, irgendwie mit Anbruch der Dunkelheit flöten ging.
Ich war aufgeregt, das war ich sonst nie. Ich fand mich heiß und attraktiv, legte etwas Parfum auf und stylte meine Haare im „Ich bin voll natürlich und kann nichts dafür, dass ich so sexy bin – Look“
Die Frisur tat ihre Wunder. P verspätete sich um 3 Minuten, in denen ich versuchte möglichst lässig zu warten (leider war ich 10 Minuten zu früh, was ich sonst auch nie bin). Er war frisch geduscht. Er hatte Hunger und wir bestellten Pizza und Bier. Er zahlte. Von zwei Mädels wurden wir wie das süßeste „Paar-ever “ angestarrt. P schaute mich intensiv an. Etwas zu lange und ich wurde schon nach den ersten 20 Minuten ganz verrückt nach seinen Lippen, seiner Jacke und den Locken, in denen meine Fingernägel einfach perfekt aussehen würden.
Wir sprachen viel über Kunst, schwiegen, schauten uns an und er sagte, er wolle mich fotografieren. Er hatte coole Ideen und ich machte einen auf super angetan.
War das jetzt der Anfang? Ein kleines Kopf-Kino breitete sich in meinem Kopf zwischen Desperados und dem genaschten Stück Pizza-Käse aus.
Er – lässig und voll in seinem Element kniend über mir, wie ich im Gras zwischen Gänseblümchen und Sträuchern verrucht seine grünen Augen suchte. Er küsste mich. Wir verbrachten viele Stunden in Cafés, Bars zusammen und würden unsere kleine Sommer-Geschichte schreiben.
Ich blickte auf. Nein, sagte ich mir, sei mal lieber jetzt im Moment. Das klingt zwar prickelnd aber du darfst das jetzt hier nicht versauen. Es fing an zu regnen und die Terrasse wurde langsam kalt. Ein Sommer-Regen, was ein Schicksal.
Wollen wir ganz romantisch zum Asiaten? Seine Frage war
lustig und so typisch Date. Wir bestellten wieder Bier, obwohl er noch fahren musste und mein Bauch kringelte sich langsam vor Vorfreude zusammen. Wir sprachen über unsere Anrufe und wie ich ihn eines Abends mal in einer ruhigen Minute erwischt hatte. Ich lachte über mein Verhalten, doch er meinte, dass er das schön fand. Kleiner ernster Unteron – oh mein Gott ich komme!
Das Gespräch war anregend aber jetzt nicht „over the top“, als sein Handy klingelte. JULIA.
Who the fuck is JULIA??? Er ging ran. An dieser Stelle ist für mich eines klar. Wenn man sich mit einer Person trifft und ans Handy geht dann: A: entschuldigt man sich, B: es ist der beste Freund, C: die Schwester/Bruder und D (ganz unsexy): die Oma.
Da A,B,C und D nicht der Fall waren, war ich sofort innerlich beleidigt, angegriffen und verstört. JULIA wollte schlafen gehen. JULIA war sein Freundin, die er ins Bett bringen musste. Die er noch vögeln wollte, denn es war ja schon 11h. Bitte was?!
Ich ließ mir Nichts anmerken. War verspielt, lächelte, und drehte in meinen Haaren. Ich tat noch ganz in der Kunst vertieft und er teilte mein Interesse. Wir blieben noch eine halbe Stunde. Dann sagte er, dass er jetzt wirklich los müsse. Ich nur so: Klar, ich muss morgen auch ganz früh hoch.
Wir standen vor seinem Roller. Ich wollte ihn umarmen zum Abschied und wir machten eine Verabredung in 2 Wochen aus. Foto-Shooting - wohl ohne Küsse im Gras.
Er noch so: Ich würde dich ja gerne rumfahren, aber...
Boah du Penner, bin ich dein Ego-Pusher oder was! Ich wohne 5 Minuten (in einer geilen Wohnung im Gegensatz zu dir!) von hier entfernt und wollte dich nur noch umarmen, aber okey...
Er checkte, was ich meinte. Unsere Blicke trafen sich. Er lachte und schaute zärtlich und sagte ernst: Wir machen aber auf jeden Fall die Bilder ja? Sein Blick durchbohrte mich.
Hatte er mein gekünzeltes Happy-Face gemerkt?
Ich ging die schönen Straßen entlang. Tränen bildeten sich auf meinen Wangen.
Sie fühlten sich an, wie angeklebt. Eigentlich wollte ich jetzt nicht so ein Drama schieben.
 Das italienische Restaurant in der kleinen Straße hatte ich schon tagsüber gesehen.
Der Duft von frischer Pasta, gutem Wein und Geborgenheit zog mich magisch an. Es war ein schickes Restaurant. Nur Zweier-Tische. Ich setzte mich an einen Tisch bestellte gefüllte Ravioli mit Trüffel und Parmesan, einen Nachtisch und einen Espresso. Es machte Spaß so ganz allein ein Luxus-Menü zu essen. Den angetrunkenen Juristen, Ärzten, Künstler zuzuhören und mich mir selbst hinzugeben. Ich fühlte mich wie eine wunderschöne Dame, der ein schweres Schicksal widerfahren war. Ich liebte diese Rolle. Der Kellner bereitete mir noch einen Drink auf Haus vor. Es war wie ein Rausch voller Geschmacks- und Genussvariationen.
Die Rechnung schockte mich kaum. Ich machte das hier für mich.
Ich liebte mich und konnte P eigentlich ja auch nichts vorwerfen. Er mochte mich. Sehr sogar. Das habe ich gesehen. Ich hätte ihn verführen können, aber so bin ich nicht.
 Ich betrachtete das feine Meer-Salz auf dem Tisch. Warum eigentlich nicht doch noch etwas Salz in die Wunde streuen? Noch in der selben Nacht schrieb ich ihm eine Nachricht, dass ich an dem Wochenende, wo wir uns verabredet hatten, doch nicht da bin und er bestimmt jemand anderes für das Fotoshooting finden würde. Die Ausrede, der Zeitpunkt und die Wortwahl war so schlecht, dass selbst ein Dummkopf den bitteren Ton daraus schmecken würde. Herrlich!
Ich fügte noch hinzu: Aber vielleicht sehen wir uns ja noch auf einen Kaffee.
Berlin ist zwar groß, aber irgendwie klein. Alles Liebe, F.
Geliebt und zufrieden legte ich mich schlafen. Manchmal braucht man gar keinen Sex mit einem P.
Man muss nur lernen sich selbst hinzugeben.
Und in dieser Nacht war ich mir einfach selbst genug.
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