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Die kompakten Möbellandschaften und farblich aufeinander abgestimmten Einrichtungswelten, die in einer Leipziger Messehalle Ende der1960er Jahre arrangiert wurden, geben einen Eindruck vom Wunsch nach fortschrittlichem und effizientem Wohnraum in der DDR. Die Wände der Wohnräume sind verstellt mit Schrank- und Regalkombinationen, die es erlauben auf möglichst wenig Raum, viel zu verstauen. Die abgebildeten Möbelmodule sind mitunter Bestandteile eines individuell und pragmatisch zusammenstellbaren Baukastensystems des Möbelherstellers Kehr und entstammen der klassischen Serie „Das Baukasten-Programm“. In einer Broschüre des Herstellers wurden diese Wohnversatzstücke optimistisch und zukunftsorientiert beworben: „Das Baukasten-Programm ermöglicht die Einführung einer hochmodernen Fertigungstechnologie vom Zuschnitt bis zur Ausführung.“ Auch die Wohnkultur war in der DDR dem Fortschrittswillen unterworfen. Als Werbefotograf lichtete Ludwig Schirmer diese Einrichtungen auf der Leipziger Möbelmesse mit einer Großformatkamera ab und bewahrte dabei den Anblick der strengen, linearen und oft symmetrischen Anordnung der Möbelstücke. Kombiniert wurden sie mit den heiteren, blumigen und manchmal fast psychedelischen Motiven von Wohntextilien und Tapeten, die den geordneten Aufbau der Wohnansichten auflockern. Um auf den Bildern zu betonen, wie es sich in diesen Arrangements leben und wohnen lässt, brachte Ludwig Schirmer auch persönliche Gegenstände mit und platzierte sie auf den Tischen und Sideboards der Einrichtungsansichten. Somit sind neben den Produkten von der Stange auch verspielte, mitunter folkloristische Gegenstände wie eine Matrjoschka zu sehen, oder Fotobildbände, die Ludwig Schirmer durch seine guten Kontakte zur Leipziger Buchhandlung Internationales Buch besaß.   Ludwig Schirmers Aufnahmen der Leipziger Möbelmesse waren ursprünglich als Werbefotografien - für Kataloge oder Broschüren - gedacht. Ihren werbenden Charakter haben die Bilder jedoch hinter sich gelassen. Aus heutiger Sicht rückt ihr dokumentarischer Anteil in den Vordergrund und lässt die Bilder als Zeitzeugnis einer noch nicht allzu lang vergangenen Epoche und ihrer Ästhetik erscheinen. Daher ist das Central Berlin am Strausberger Platz ein so passender Ausstellungsort für den Salon No 9 der Galerie für Moderne Fotografie, der der Wohnkultur und dem Design der DDR gewidmet ist. Denn hier, in der Galerie Central auf der Karl-Marx-Allee, der ehemaligen Prachtstraße Ostberlins, werden neben den authentischen Aufnahmen Ludwig Schirmers auch Möbelstücke, vielleicht sogar Design Klassiker des Ostens, ausgestellt sein, die von Kstar seit Jahren zusammengetragen wurden.   Ludwig Schirmer wurde 1929 in Wenigenehrich bei Sondershausen (Thüringen) geboren. Nach einer Landwirtschafts- und Müllerlehre arbeitete er einige Jahre als Müller. 1949 kaufte er sich eine Primaflex-Kamera und wurde wenige Jahre später als Amateurfotograf in eine Fotogruppe des Deutschen Kulturbundes in Sondershausen aufgenommen. Ab 1955 wurden Ludwig Schirmers Fotografien in Zeitschriften und Tageszeitungen veröffentlicht und 1959 wurde er in den Verband der Deutschen Journalisten aufgenommen. 1961 beendete Schirmer seine Tätigkeit als Müller endgültig und zog er mit seiner Familie nach Berlin um, wo er weiterhin erfolgreich als Werbe,- Porträt und Landschaftsfotograf arbeitete. Nach seinem Tod im Jahr 2001 entdeckte Ludwig Schirmers Tochter Ute Mahler den umfassenden fotografischen und dokumentarischen Nachlass ihres Vaters. Gemeinsam mit ihrem Mann Werner Mahler, der wie sie ebenfalls Fotograf ist, arbeitet Ute Mahler den Nachlass ihres Vaters auf. Text: Constanze Hager   Die Galerie für Moderne Fotografie wurde 2008 von Kirsten Landwehr gegründet und befindet sich in Berlin-Mitte. Der Schwerpunkt des Galerieprogramms liegt vornehmlich auf dem Medium Fotografie und konzentriert sich dabei sowohl auf die Präsentation internationaler renommierter Künstlerinnen und Künstler als auch auf die Entdeckung junger Positionen.  Die Ausstellungen in den Räumen der Galerie werden in regelmäßigen Abständen vom Veranstaltungsformat „GFMF Salon“ begleitet. Mit Vorträgen, Buchvorstellungen oder Künstlergesprächen an verschiedenen Orten in Berlin sowie im In- und Ausland stellt es eine Möglichkeit dar, sich ergänzend mit künstlerischen Arbeiten zu befassen und diese zu diskutieren.   Die Galerie Central Berlin zeigt Designklassiker der ehemaligen DDR ergänzt um Möbel aus der Mitte des 20. Jahrhunderts der ehemaligen Tschechoslowakei, Polen, Deutschland, Frankreich, Italien, England, aus der UDSSR und den USA. Der Standort der Galerie passt zum Programm: Auf der Karl-Marx-Allee Richtung Alexanderplatz am Strausberger Platz treffen sowjetischer Zuckerbäckerstil, Bauhaus und Einflüsse der Schinkelschule aufeinander. Betreut wird die Galerie Central von Stephan Schilgen (Interior Berlin), der die sich ständig wechselnden Gestaltungskonzepte aus seinem riesigen Möbel- und Requisitenfundus KStar Berlin entnimmt. Der in der Galerie Central Berlin stattfindende GFMF Salon No 9 hat nun schon zum zweiten Mal in der Skjerven Group einen Partner gefunden, der nicht nur den historischen und architektonischen Wert des Strausberger Platzes zu würdigen weiß, sondern auch aktiv im Bereich Fotografie großzügig unterstützend wirkt.   Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Kirsten Landwehr [email protected] English version: Space-saving furniture displays and color-coordinated furnishings arranged inside a Leipzig trade fair hall in the late 1960s provide an impression of the yearning in the GDR for progressive and efficient living spaces. Combinations of cabinets and shelves covering living room walls allow for ample storage in as little space as possible. The furniture modules depicted also function as modular system components, which are combinable in individual and pragmatic ways. Produced by furniture manufacturer Kehr, they form part of the Das Baukasten-Programm [modular program] series. One of the manufacturer’s brochures promotes these versatile living room components in an optimistic and future-oriented fashion: “With the modular program, implementing state-of-the-art production technology from cutting to length to finished product is now possible.” A commitment to progress was also highly valued in GDR home décor. Commercial photographer Ludwig Schirmer captured these furnishings at the Leipzig Furniture Fair with a large-format camera, preserving in the process their austere, linear, and frequently symmetrical arrangements. The ordered compositions of living spaces were livened up with the addition of cheerful, floral, and at times almost psychedelic patterns of living room textiles and wallpapers. In order to convey in the images what living with these arrangements is like, Ludwig Schirmer also brought personal items with him, posing these on tables and sideboards in his views of the furnishings. Thus, in addition to the off-the-shelf products, playful, at times folkloristic items such as a matryoshka doll can be seen, as well as photography books, which Ludwig Schirmer acquired via his close contacts at the Leipzig bookstore Internationales Buch. Ludwig Schirmer’s photographs of the Leipzig Furniture Fair were originally conceived as advertising photographs—for catalogs or brochures. However, the images have since shed their advertising character. From today’s point of view, the documentary value of the images comes to the fore, allowing them to read as a chronological record of a not-so-distant era and its aesthetics. This is what makes Central Berlin on Strausberger Platz such a fitting venue for the Galerie für Moderne Fotografie’s Salon No. 9, which is dedicated to GDR home décor culture and design. Inside Gallery Central on Karl-Marx-Allee, East Berlin’s former grand boulevard, furnishings and perhaps even design classics of the East are on display alongside Ludwig Schirmer’s authentic images. Ludwig Schirmer was born in 1919 in Wenigenehrich near Sondershausen (Thuringia). Following an agricultural and milling apprenticeship, he worked for several years as a miller. In 1949, he bought a Primaflex camera and several years later he appeared in a group portrait of the German Cultural Association in Sondershausen as an amateur photographer. Starting in 1955, Ludwig Schirmer’s photographs were published in magazines and daily newspapers, and, in 1959, he was admitted to the German Federation of Journalists (DJV). In 1961, Schirmer stopping working as a miller and moved with his family to Berlin, where he continued to work successfully as an advertising, portrait, and landscape photographer. Following his death in 2001, Ludwig Schirmer’s daughter Ute Mahler discovered her father’s extensive collection of photographic and documentary works. Together with her husband Werner Mahler, who is also a photographer, Ute Mahler manages her father’s estate. Text Constanze Hager   The Galerie für Moderne Fotografie was founded in 2008 by Kirsten Landwehr and is located on Schröderstraße in Berlin’s Mitte district. The gallery program focuses specifically on the medium of photography and concentrates on presenting internationally established artists as well as discovering young photographic talents. Featuring exhibitions such as the GDR fashion photography of photographer Roger Melis from the 1960s and 70s, the program encompasses not only fashion photography from the past forty years and rare vintage photos, but also presents current works by established contemporary artists such as Camille Vivier, Ingar Krauss, or Albrecht Fuchs. The gallery is also always on the look out for exciting new positions and shows newcomers such as Karoline Klüppel, a former student of Bernard Prinz, and other singular artist personalities working in portraiture and landscape photography. In focusing on fashion photography as well as conceptual positions in current (staged) photography, the gallery and its program seek to convey the diversity of approaches in contemporary photography today. The shows at the gallery’s exhibitions spaces are augmented by regularly programmed presentations of work at the GFMF Salon in various locations around Berlin and abroad.     Central Berlin gallery showcases design classics from the former GDR, augmented with mid-twentieth century furniture from former Czechoslovakia, Poland, Germany, France, Italy, England, the USSR, and the US. The gallery’s location suits the program: Strausberger Platz on Karl-Marx-Allee heading toward Alexanderplatz is a convergence of architectural influences from Soviet “gingerbread style” to the Bauhaus and Schinkel schools. Central Berlin is run by Stephan Schilgen (Interior Berlin), who draws the ever-changing design concepts from KStar Fundus Berlin, his enormous furniture and props warehouse. Central Berlin gallery’s hosting of the GFMF Salon No 9 marks the second partnering with Skjerven Group, which not only recognizes the historical and architectural significance of Strausberger Platz but generously supports the field of photography through its active engagement. For further information, please contact Kirsten Landwehr [email protected]
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