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drabflowermusic · 5 years ago
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Albumreview: Spilif & Rudi Montaire – Das Leben tarnt sich nur als Schnitzeljagd (2020)
Vor Kurzem haben die Innsbrucker Hip-Hop Crews Spilif & ihr DJ Rudi Montaire mit „Das Leben tarnt sich nur als Schnitzeljagd“ ihren ersten Tonträger herausgebracht. Ich habe auf ein genaueres Ohr auf das hoch antizipierte Werk geworfen.
Mir ist die liebe Spilif (oder auch Bettina Filips) und ihre Crew schon seit Längerem bekannt. Seit dem ersten Musikstammtisch [Frauenzimmer] im Treibhaus Innsbruck um genau zu sein. Es folgten ein Interview und mehrere Liveshots und umso mehr habe ich mich auch auf diese mit sechs Tracks und zwei Interludes (geschickterweise als Rudiludes getauft) irgendwo zwischen einer EP und einer LP angesiedelten Platte gefreut. Doch nun zum Wesentlichen: Rudi Montaire formt mit seinen charakteristischen Lo-Fi Beats einen ausgelassenen Vibe, der geradezu geschaffen ist für die warme und trotzdem kräftige Stimmfarbe von MC Spilif. Dabei ist die neue Scheibe für mich doch ein sehr zweischneidiges Schwert. So sehr die Stimmung der Songs auch noch zum gemütlichen Mitschwingen einladet, sind die Lyrics dafür umso mehr direkt in die Fresse. Oder in Englisch: This hits too close to home. Aber genau das macht das große Talent von Spilif aus. Geschickt werden persönliche Erfahrungen zwischen gesellschaftlichem Disput und spielerischen Metaphern gepackt und dadurch ein Gefühl geschaffen, als würde man die Gedanken der Songs gerade selbst durchleben. Als spräche man einem aus der Seele.
Doch so gemütlich der allgemeine Vibe der ganzen Platte auch ist, umso destruktiver eingebaut wurde der Track „Spielen will ja jeder“. Fast schon frech wird dieser Song mitten in die ansonsten sehr upbeat-geprägte Scheibe geprügelt. Düsteres Intro, düstere Stimmung, düstere Lyrics. Das holt einen mal ganz schön von den Füßen. Aber auch so weit entfernt ihres charakteristischen Stils fühlt sich Spilif doch so wohl und beweist damit, wie versatil diese Hip-Hop Crew ist und in Zukunft auch weiterhin sein wird. Hut ab vor diesem Schritt!
Aber auch wenn ich noch so viel Positives über diesen Tonträger verlieren könnte, gibt es doch ein klitzekleines Manko für mich, welches in den Ausarbeitungen der Chorusse liegt. Leider fallen diese in einem Großteil der Songs im Vergleich zu den Versen nur eher schwach aus. Mit der Soul-Sängerin Mary.M.High wurde zwar ein sehr talentiertes Feature ins Boot geholt, allerdings werden die Songparts ihrer oft einfach nicht gerecht. Beispielhaft genannt sei hier entweder eine eher unscheinbare Gesangsmelodie oder repetitive Lyrics, die eher das Gefühl eines Lückenfüllers als das eines ideal durchgedachten Chorus vermitteln. Das finde ich schade, denn hier wäre mehr drin gewesen.
Nichtsdestotrotz schaffen es Spilif & Anhang mit „Das Leben tarnt sich nur als Schnitzeljagd“ sehr erfolgreich an ihre bereits in der lokalen Szene sehr positiv aufgenommenen Singles der letzten Monate anzuknüpfen und werden dadurch den hohen Erwartungen meinerseits zweifelsohne gerecht. Viel zu lange musste ich auf einen Tonträger dieses aufgehenden Hip-Hop Sterns warten und das Warten hat sich gelohnt. Diese Platte erhält hoffentlich noch so viel mehr Resonanz, als sie es derzeit tut. Denn etwas anderes hat sie auch gar nicht verdient. Es geht nirgendwohin als aufwärts von hier. Also liebe Hip-Hop Szene: Macht euch gefasst! Da kommt sicherlich noch einiges an geballter Frauenpower auf euch zu. Und das freut mich besonders, wenn man berücksichtigt, dass es ohnehin schon viel zu wenige weibliche Acts in unserem Kreis gibt. Daher liebe Spilif & Crew: Bitte weitermachen. Ihr seid sehr viel wichtiger als ihr vielleicht denkt.
Bussi und Danke fürs Lesen
MANUEL von DRAB FLOWER MUSIC
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drabflowermusic · 6 years ago
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PLANSCHBECKEN FESTIVAL TELFS - 14.09.2018
Das Planschbecken Festival hosted by LoR. Legends of Rock. Der kürzlich gegründete Kulturverein hatte in den vergangenen Monaten ja nicht besonders viel Glück mit Open Airs. Das hielt sie aber nicht davon ab, ihr ERSTES Ein-Tages-Festival im Telfer Schwimmbad (natürlich open air) zu veranstalten. Das Venue ist gewagt. Vor Allem bei unbeständigen Wettervorhersagen. Doch das Pokern lohnte sich. Das Wetter war hervorragend und setzte die Weichen des Fests auf Erfolg.
Was Legends of Rock kann (und seit Jahren immer wieder bewiesen hat) ist Leute zusammen zu bringen. Für ein paar Freibier hat sich binnen einer Woche eine stolze Menge an Menschen zusammengefunden, die beim Aufbau und der Organisation der Veranstaltung mithalfen. Da waren z.B. die Jungs von Tripsitter, die Schilder für den Weg zum Eingang gemacht haben oder die Rasta Hill Camp Crew, die sich an allen Ecken und Enden beteiligte um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Legends of Rock gibt einem das Gefühl, die Tiroler Musikszene (egal ob Hip-Hop, Reggae oder Punk) ist eine große Familie. Dementsprechend bunt gemischt war auch das Line-Up.
Los ging es so gegen 15:00 mit der Schulband des BORG Telfs. Diese überzeugten mit altbekannten Covers wie “Superstition“ von Stevie Wonder oder “Son of a Preacher Man“ von Dusty Springfield. Schade, dass sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so viele Leute auf den Weg zum Telfer Badl gemacht haben. Aber so ist das halt bei den ersten Acts auf einem Festival.
Als nächstes übernahmen dann die Jungs von Dilid’Em aus dem Tiroler Oberland. Zu dieser Band habe ich schon länger eine gute Beziehung und deswegen freute ich mich sehr auf sie. Ihr psychedelisch angehauchter Rock schaffte zusammen mit der hinter der Bühne scheinenden Sonne eine ausgelassene Atmosphäre, die einem Freitagnachmittag gerade gerecht kommt. Es fanden sich auch langsam mehr Leute am Venue ein, die das ganze Geschehen dann hauptsächlich sitzend von dem amphiteathrisch aufgehobenen Rasen in einiger Entfernung vor der Bühne genossen. Der angenehme Sound der Band, untermauert von der kräftigen Stimme des Sängers Arian regte zum Träumen und Wegdriften an. Weg von dem ganzen Stress unserer Zeit.
Fortgeführt wurde der Nachmittag dann von Andy Steiner Trio, das kurzfristig für die Band Hello Sally einsprang. Das Trio setzt sich zusammen aus Andy Steiner (Gesang, Akustikgitarre), Jakob Köhle (Drums) und Anna Reisigl (Bass), alle ihrerseits am Konservatorium für Jazz und improvisierte Musik (was die Latte natürlich sehr hoch legte). Doch das Trio überzeugte vom ersten Ton weg. Bei diesen drei merkt man einfach, dass sie Musik im Blut haben. Die selber komponierte Musik siedelt sich irgendwo zwischen Folk und Jazz an und ist leicht verdaulich und angenehm zu hören. Das Geniale daran ist aber, dass sie trotz dieser Mischung alles andere als langweilig ist. Andy schafft mit seiner Stimme eine romantische Atmosphäre, die von Bass und Drums weich und doch präsent perfekt hinausgetragen wird.
Im Anschluss spielte Rapperin Spilif zusammen mit Rudi Montaire an den Decks und Mary.M.High an den Vocals. Das Hip-Hop Trio versuchte immer wieder, das Publikum zu sich zu holen, was ihnen auch im Großen und Ganzen gelang. Die fein gebauten Beats von Rudi und die smoothen Lines von Spilif überzeugten wohl jeden Zuhörer, der auch nur ein bisschen etwas für Hip-Hop übrig hatte. Unterstrichen wurde die ganze Performance von der weichen Stimme von Mary.M.High, die zusammen mit Spilif ein eingespieltes Team bildete. Bei den drei wirkt alles so einfach. Sie haben Spaß auf der Bühne und das steckt auch das Publikum an. Diesen drei könnte man wohl stundenlang zuhören ohne gelangweilt zu werden.
Gegen 19:00 übernahm dann Von Seiten der Gemeinde aus dem Tiroler Oberland und spätestens ab jetzt waren die Zuschauer voll da. Testa an den Decks übernahm anfangs noch alleine auf der Bühne die DJ-Rolle und haut als Intro gleich eine Bombe raus. This is America von Childish Gambino. Dann ging die Vorstellung los. Das Hip-Hop Trio, bestehend aus Yo!Zepp am Mic und Chrisfader sowie Testa an den Decks riss das Publikum förmlich in den Bann. So etwas wie Von Seiten der Gemeinde gibt es nicht zweimal und das ist auch gut so. Ihre Tracks sind eine gesunde Mischung aus attraktiven Punchlines serviert in feinstem Oberländer Dialekt, kombiniert mit geschickt eingespielten Samples verschiedener Radiosendungen etc. Die Jungs machen einem vor Allem als Oberländer total Spaß. Mit viel Witz aber auch nicht zu kurz getretener Gesellschaftskritik überzeugten Von Seiten der Gemeinde wohl nahezu jeden Einzelnen der rund 180 Zuschauer, die sich mittlerweile fast im Kollektiv vor die Bühne begeben haben. Songs wie “Ochsamusi“, “Gemeindetraktor“, “Lignano“ oder “104 Jåhr voll“ regen zum Nachdenken und Lachen gleichzeitig an. Zum Schluss wurden sogar noch ein paar CD’s und Platten verschenkt.
Und dann kamen die Blackout Problems aus München. Wo fange ich da bloß an. Mal vorab: Die vier Jungs wurden ihrer Headlinerrolle zweifellos mehr als gerecht. Sie haben vor ein paar Monaten ein neues Album namens “Kaos“ rausgehauen und sind damit derzeit auf Tour. Und je länger die Show ging, umso mehr wurde klar, dass Chaos nicht nur der Name ihres Albums ist. Es ist eine Lebenseinstellung der Blackout Problems. Und obwohl die Band mich mit ihrem neuen Album noch nicht voll von den Socken gehauen hat muss ich sagen, dass ich spätestens nach dieser Performance ein Fan von ihnen bin und auch voll und ganz verstehen kann, warum die Band gerade in letzter Zeit so hoch gelobt worden ist. Die Energie, die sämtliche Bandmitglieder vermitteln ist gewaltig. Es wirkt, als wären sie alle an eine Hochspannungsleitung angeschlossen. Und dieser Funke springt aufs Publikum über. Der Charme der Blackout Problems lebt von der Liveperformance. Und genau diese nutzen sie auch, um klarzumachen, wofür sie stehen. Sänger Mario nimmt sich kein Blatt vor dem Mund und nimmt ganz klar Stellung zu aktuellen sozialen Missständen. Und er lässt es sich auch nicht nehmen kurz über das mit Zäunen abgesperrte Schwimmbad zu witzeln. Was er dann aber als geschickte Überleitung verwendet, um ein bisschen über die Grenzpolitik und den rezenten Aufwind rechter Parteien aufmerksam zu machen. Und um letztlich die Beziehung der Blackout Problems zum “sweet sweet Chaos“ zu untermauern klettert Mario inmitten eines Songs mit dem Mikrofon um den Hals gewickelt das Bühnengerüst hinauf und singt in 4 Metern Höhe überhängend auf das Publikum ein. Diese Performance wird den Zuschauern definitiv noch länger im Kopf erhalten bleiben.
 Zum Fazit: Das Planschbecken Festival war super organisiert, die Location war gut gewählt, der Sound war toll gemixt (Kompliment an Hosch Tontechnik und den Tontechniker) und die Stimmung war super. Einzig und allein bemängeln könnte man den mit 22€ bezifferten Eintrittspreis, der allerdings mit dem Angebot an Bands, den Kosten der Bühne etc. definitiv gerechtfertigt werden kann. Wir ziehen den Hut vor Legends of Rock und hoffen, dass diese Veranstaltung nicht die letzte dieser Art sein wird!
PS: auf der Aftershowparty konnte ich leider nicht anwesend sein und kann diese daher auch nicht in meinen Bericht einfließen lassen. Falls jemand ein paar Worte dazu verlieren möchte: Ich bin über sämtliche Inputs dankbar.
Danke fürs Lesen!
Bussi,
Manuel von DRAB FLOWER MUSIC
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drabflowermusic · 6 years ago
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Albumreview - Saltbrennt self titled (2019)
Das 2017 ins Leben gerufene Talentekollektiv „Saltbrennt“ feierte vor Kurzem erneut Debut. Und zwar mit „Saltbrennt“ – ihrem Debutalbum mit einem Namen so passend wie selten einer. Ich habe mir das Teil geholt und ein bisschen genauer reingehört.
„Saltbrennt“ ist ein Quartett bestehend aus den vier Musikstudenten Christoph Kuntner, Christian Deimbacher, Fabian Möltner und Jakob Köhle. Das sind in Tirol keine unbekannten Namen, so kennt man sie auch aus ihrer Arbeit bei Bands wie Rebel Musig Crew, Balcony Stories, Two Seeds Left oder Jay Bano. Die Erwartungshaltung war daher natürlich dementsprechend hoch.
Eine offensichtlich intensive Watterpartie in einer alten Holzstube ziert das Albumcover. Mit am Tisch natürlich eine Flasche Schnaps. Schlagzeuger Jakob schaut leicht beschwipst in die Kamera. Was mich da wohl auf der Innenseite erwartet?
Saltbrennt begibt sich auf ihrem Debutalbum auf die Suche nach der rohen Kunst des Blues und lässt dabei geschickt auch Funk- und Folkelemente miteinfließen, wodurch sie dem Ganzen ihre ganz eigene Note verpassen (das Rezept für den Selbstgebrannten Sound bitte bei Gelegenheit mal an folgende Mail schicken: [email protected]; vielleicht destilliere ich mir mal meine ganz eigene Mixtur Oberlandblues). Doch was macht nun Saltbrennt aus? Ich würde sagen, das Gesamtpaket schafft einfach eine Atmosphäre, die für sich selbst spricht. Sie beweisen auf dem Album sowohl die Vielseitigkeit ihrer musikalischen Raffinesse als auch die raue Effektivität des Blues. Die Songs klingen so, als würden sie ganz einfach von der Hand gehen. Als wäre das Ganze eine große Jam-Session. Doch das unterstreicht nur noch mehr das Talent der vier Musiker. Hier und da etwas Gesang, dazwischen ein paar Soli verschiedenster Instrumente und ein Groove, der einen das ganze Album lang nicht ruhig dasitzen lässt. Saltbrennt ist ein Album, das sich bewusst etwas in den Hintergrund des Empfindens schiebt und sich dort manifestiert. Dort machen es sich die eingängigen Melodien dann richtig gemütlich und gehen so schnell nicht mehr weg. Was bleibt ist ein Ohrwurm vom Feinsten.
Fazit: Saltbrennt beweist mit ihrem gleichnamigen Debutalbum sowohl Genialität, Effektivität, Facettenreichtum als auch Humor. Von leichtfüßigen Melodien in „Going Up the Country“ oder geschickten Blödeleien in „Skilehrer Blues“ über große Gefühle bei „Livin‘ in Sarnia“ bis hin zu beneidenswerter Virtuosität in „Sugar and Salt“ hört man sich wohl nicht so schnell satt. Obwohl der Blues normalerweise nicht unbedingt meiner bevorzugten Musikrichtung entspricht, hat mich „Saltbrennt“ von durchwegs beeindruckt.
Und wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist: am 2. Mai 2019 geben sich die Jungs von Saltbrennt die Ehre und stellen ihr Album im Treibhaus in Innsbruck live vor. Und wer nicht so lange warten will; Das Album kann man unter Anderem in folgenden Shops kaufen:
Musikantiquariat Hasslwanter, Musikladen Innsbruck, Downtown Sound Record Store, Musikhaus Hammerschmidt Imst oder direkt bei der Band selbst.
Bussi und Danke fürs Lesen,
Manuel von DRAB FLOWER MUSIC
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