#die Zeitreisende
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pointwhitmark · 2 months ago
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Aus ...und die Zeitreisende
Ich lasse das mal so stehen.
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daughterofhecata · 2 months ago
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Es hat nicht zufällig irgendjemand (in letzter Zeit?) "und die Zeitreisende" gelesen und könnte mir ein paar Detailfragen dazu beantworten, oder?
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litas-writings · 1 year ago
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Die Edelstein-, Silber- und Vergissmeinnicht Trilogien sind miteinander verbunden (und Wolkenschloss irgendwie auch)
//!\\SPOILER //!\\ Für alle oben genannten Buchreihen!
Das habe ich schon früher immer gedacht, als ich Silber gelesen habe, was ja genau wie Rubinrot in London spielt. Da habe ich mir immer vorgestellt wie Gwendolyn in Tempel durch die Zeit springt, während Liv in Hampstead lustig durch Träume spaziert.
In beiden Roman-Reihen ist nicht so recht klar, wo der magische Teil aka das Zeitreisen und die Traumtüren eigentlich herkommen. Natürlich gibt es den Grafen von St-Germain in der Edelstein-Reihe, der den Chronographen entdeckt und die ganzen Prophezeiungen schreibt. Die Frage ist nur: Warum gibt es überhaupt Zeitreisende? Wo kommt der Chronograph her? Der Graf hat ihn zwar entdeckt aber nicht gebaut! Wo kommt er also her? Woher wusste der Graf dass dieses Teil mit Zeitreisen verbunden ist? Ähnliche Fragen kann man sich auch bei Silber stellen: Warum können Liv und die anderen sich gegenseitig in ihren Träumen besuchen? Die ganzen Rituale stellen sich ja als kompletter Schwachsinn heraus. Nichtdestotrotz gibt es diese Traumtüren und eine Erklärung zu ihrer Existenz bekommen weder die Figuren, noch der Leser.
Und dann kommt Vergissmeinnicht um die Ecke: im ersten Teil gibt es einige Easter-eggs zu Rubinrot und Silber. Zum Beispiel der Wasserspeier Bax der von Matilda mit Xemerius verglichen wird. Oder der Saum, den Menschen nur in ihren Träumen betreten können. Im zweiten Teil wird das alles natürlich eindeutig, mit Professor Cassian, der in London von der Geheimloge der Wächter erzählen möchte, dann aber von Fee unterbrochen wird; oder eben Matilda die mit Bax' Hilfe ihre Traumtür entdeckt und somit in den Saum gelangen kann. Und schon hat man eine Erklärung für die Unerklärten Dinge der zwei früheren Trilogien: Zeitreisende haben einen Ursprung, nämlich aus dem Saum. Beziehungsweise sind sie entfernte Nachkommen von Saumwesen. So erkläre ich es mir jedenfalls. Denn in diesem Fall haben sie keine Lentigos, die in Vergissmeinnicht alle Nachfahren haben. Aber vielleicht haben die Zeitreisenden auch eine Art Lentigo und wissen es nur nicht. Schließlich hat Gwendolyn ein Muttermal in der Form eines Halbmondes unter ihrem linken Auge. Möglicherweise sind die Zeitreisenden mehr Mensch als Saumwesen, weswegen ihre Lentigos sich im laufe der Generationen mehr und mehr zu etwas weniger magischem entwickelt haben d. h. ein etwas ausgefallenes Muttermal. Gut, Gideon scheint kein ausgefallenes Muttermal zu haben, genausowenig wie Lucy und Paul und die anderen Zeitreisenden...
Dennoch ist seit dem zweiten Teil Vergissmeinnicht klar, dass die Zeitreisenden auch dort existieren und dass sie den Saumwesen wie Cassian bekannt sind. Also müssen sie in irgendeiner Weise mit dem Saum verbunden sein. Eine Zufriedenstellende Erklärung kriegt man jedoch für die Traumtüren und Korridore aus Silber, denn man erfährt, dass diese dem Untergrund angehören, welcher ein Teil des Saums ist.
Was Wolkenschloss betrifft, hat dieses Buch deutlich weniger Verbindungen mit den drei anderen Reihen, was größtenteils daran liegt, dass es weniger fantastische Elemente dort gibt. Dennoch gibt es auch dort einige Parallelen, zumindest zu Vergissmeinnicht. Das ganze Hotel scheint seinen eigenen Willen zu haben, denn es hilft und rettet die Protagonistin Fanny an mehreren Stellen. Aber besonders auffällig ist der Concierge des Hotels, Monsieur Rocher, der angeblich nicht älter wird, wenn man dem russischen Oligarchen Viktor Igorov glauben soll. Laut ihm ist er Monsieur Rocher schon als 12-jähriger in diesem Hotel begegnet und dieser scheint seitdem nicht gealtert zu sein. Auch sonst wird Monsieur Rochers Alter nie genannt und Fanny bezeichnet ihn als alterslos. Monsieur Rocher könnte also ein Arkadier aus dem Saum sein, da diese unsterblich sind, was erklären würde warum er nicht älter wird.
Als großer Fan der Edelstein und Silber Reihen habe ich mich sehr gefreut, Anspielungen auf die beiden Trilogien in Vergissmeinnicht zu entdecken. Außerdem habe ich das Gefühl, dass mit Vergissmeinnicht Fragen beantwortet werden, die man sich in den anderen Reihen gestellt hat. Wenn Kerstin Gier also weiterhin Verbindungen zwischen Vergissmeinnicht und den anderen Reihen herstellt und somit womöglich ein einziges Universum erschafft, wird das meiner Meinung nach richtig interressant und ich kann es jetzt schon kaum erwarten den dritten Teil von Vergissmeinnicht zu lesen ^^
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skyetenshi · 8 months ago
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Wisst ihr, ich hab mich mal darüber auf geregt, dass Mathilda in die "Zeitreisende" ein riesen Ding daraus gemacht hat, dass die Jungs im Theater waren und dabei sogar in der Zeitung abgebildet wurde. Ich war der Meinung, dass die Jungs oft genug die Welt gerettet haben, dass Mathilda auch so stolz auf sie sein sollte. Aber dabei habe ich nicht bedacht, dass die drei Fragwürdigen das Geheimnis der Diva gelöst hatten und von einer echten Weltberühmtheit ins Theater eingeladen werden und das ausschlagen. Allerdings nicht ganz denn auf einmal kommen wir zu den drei Fragezeichen à la "Wir nehmen kein Honorar, aber 600$ teuere Tickets zur teuersten, lautesten Rock Band auf dem Planeten würden wir schon nehmen." What a fucking hypocism.
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neueuhren · 10 months ago
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ivorytowerofficial · 2 years ago
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Der Zeitreisende
Traumlos schlief er in den Särgen aus Eis, die vor seiner Zeit für ein Kind gemacht waren. Die Aussichten finster, die Truhen kalkweiß und gräulicher Schimmer erschien in den Haaren. Als er sich irgendwann dann wiederfand fühlt er sich hungrig, todmüde und alt findet Konserven im Schrank an der Wand öffnet sie, aber der Inhalt ist kalt.
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syntronica · 15 days ago
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Der Zeitreisende und der Sternengucker
In einer schattigen Ecke des alten Tübingen, einer Stadt, die noch ganz im 17. Jahrhundert verankert war, schritt Hieronymus Wersenaue mit gezielten Schritten durch die Straßen.Der Reporter trug Kleidung, die eine Mischung aus traditionellem Stil und modernen Elementen aufwies, und seine Augen funkelten vor Aufregung. Er war gekommen, um eine bedeutende Persönlichkeit der Wissenschaft zu…
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erfolgsebook · 21 days ago
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Das Erbe der Geschichten - Wie Erinnerungen dich formen
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Das Erbe der Geschichten - Wie Erinnerungen dich formen Du sitzt in einem Raum voller Bücher. Die Luft riecht nach altem Papier, einer Mischung aus Nostalgie und Geschichte. Es ist still, abgesehen vom leisen Knistern des Kaminfeuers. Deine Finger gleiten über das Leder eines gebundenen Buches, dessen Ecken von der Zeit abgeschürft sind. Der Raum wirkt wie eine Zeitkapsel – Mahagoni-Regale, ein alter Globus in der Ecke, und schwere Vorhänge aus Samt, die das Draußen fernhalten. Hier bist du nicht nur Zuschauer; du bist Zeitreisender, ein Suchender in den Echos vergangener Leben. In deinen Händen liegt ein Tagebuch. Das Papier ist rau, die Schrift geschwungen, fast wie gemalt. Es erzählt von einer Frau, die ihre Heimat verließ, um ein neues Leben in einer fremden Welt zu beginnen. Ihre Zeilen klingen wie ein Flüstern aus der Vergangenheit, doch sie sprechen zu dir, als ob sie für dich geschrieben wurden. Erinnerungen sind Brücken Du erinnerst dich an dein eigenes Leben. Bilder blitzen auf – der erste Schultag, die Stimme deiner Großmutter, der Duft von frisch gebackenem Brot. Diese Erinnerungen sind keine flüchtigen Fragmente. Sie sind das Fundament, auf dem du stehst. Sie sind die Brücken, die deine Vergangenheit mit deiner Gegenwart verbinden. In einer kleinen Stadt in der Provence steht ein alter Olivenbaum. Er hat Generationen überlebt, Winde und Stürme getrotzt. Unter seinem Schatten sitzt ein alter Mann, dessen Gesicht von tiefen Falten durchzogen ist. Seine Augen funkeln, während er Geschichten erzählt. Du hörst ihm zu, spürst den Hauch von Lavendel in der Luft, das Summen der Bienen. Seine Worte malen Bilder, die du nie vergessen wirst. Die Kraft des Erzählens Geschichten haben die Macht, Leben zu formen. Du denkst an Märchen, die dir als Kind vorgelesen wurden. An die Abenteuer von Helden und Heldinnen, die dir Mut machten, selbst zu träumen. Doch es sind nicht nur die Geschichten anderer, die dich prägen. Es sind auch die Geschichten, die du über dich selbst erzählst. Eine Frau in einem smaragdgrünen Kleid betritt den Raum. Der Stoff – fließender Satin – reflektiert das warme Licht der alten Lampen. Ihr Lächeln ist sanft, doch ihre Augen tragen die Schwere eines Lebens voller Herausforderungen. Sie beginnt zu sprechen, ihre Stimme ruhig und bestimmt. Sie erzählt von einer Zeit, in der sie alles verlor, nur um sich selbst neu zu finden. Du spürst, wie ihre Geschichte in dir widerhallt, als ob sie deine eigene wäre. Orte, die Geschichten bewahren An einem abgelegenen Strand in Schottland findest du ein altes Fischerhaus. Der Wind peitscht über die Dünen, während Möwen in der Ferne schreien. Drinnen ist es warm. Die Wände sind mit Fotos bedeckt – verblasste Bilder von Menschen, die längst gegangen sind, aber nicht vergessen wurden. Jede Aufnahme erzählt eine Geschichte. Du stellst dir vor, wie diese Menschen lebten, was sie dachten, wovon sie träumten. Plötzlich fühlst du dich nicht mehr allein. Ihre Geschichten sind ein Teil von dir geworden, so wie deine irgendwann ein Teil von jemand anderem sein werden. Die Schatten der Vergangenheit Nicht jede Erinnerung ist hell. Einige sind schwer, dunkel wie ein Sturm. Doch selbst diese Schatten tragen eine Lehre in sich. Sie zwingen dich, dich selbst zu hinterfragen, deine Entscheidungen zu überdenken und zu wachsen. In einer engen Straße in Venedig stehst du vor einem unscheinbaren Haus. Die Wände erzählen von Jahren der Flut, der Not und des Überlebens. Hier lebte einst ein Mann, dessen Tagebuch später die Welt berührte. Seine Worte sind rau, voller Schmerz, aber auch voller Hoffnung. Du kannst spüren, wie seine Erinnerungen die Zeit überdauern, dich erreichen und verändern. Du bist deine Geschichte Am Ende bist du selbst eine Sammlung von Geschichten. Jeder Tag, jede Begegnung fügt ein neues Kapitel hinzu. Was du weitergibst, ist nicht nur das, was du erlebt hast, sondern auch, was du gelernt hast. Eine junge Frau in einem schlichten Kleid aus Baumwolle sitzt in einem Park. Sie liest laut aus einem Buch vor, umgeben von Kindern, deren Augen vor Neugierde leuchten. Die Worte, die sie spricht, werden zu Erinnerungen, die diese Kinder eines Tages mit sich tragen werden. Das Vermächtnis weitergeben Du bist kein passiver Empfänger von Geschichten. Du bist ein Erzähler. Wenn du deine Erinnerungen teilst, gibst du etwas von dir selbst weiter. Es ist ein Geschenk, das keine Zeit und keinen Raum kennt. In einem Tempel in Kyoto, umgeben von Kirschblüten, sitzt ein alter Mönch. Seine Stimme ist ruhig, fast wie ein Flüstern, während er über das Leben spricht. Du hörst zu, fühlst den Wind auf deiner Haut und erkennst: Seine Geschichte ist jetzt auch ein Teil von dir. Die Magie des Augenblicks In einer alten Bibliothek, umgeben von Büchern, begreifst du plötzlich, dass jede Erinnerung, jede Geschichte ein Schatz ist. Du bist nicht allein in der Welt, weil du Teil eines größeren Ganzen bist. „Geschichten sind die Seele des Lebens.“ Hat dir der Beitrag gefallen? Kommentiere und teile meine inspirierenden Beiträge über Erfolge, Sehnsüchte, Wünsche und Träume. Read the full article
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Willkommen ihr neugierigen Sterblichen!
Widmen wir uns dem Verkauf meines Amuletts an Charles Lee. Im ersten Moment läuft alles reibungslos und Nyx und meine Wenigkeit verbringen ein paar schöne Stunde in trauter Zweisamkeit.
Bis uns eine alarmierte Zeitreisende namens Mistress Kenway stört!
Also ... folgen wir ihr und schauen, ob sie in unsere Falle tappt.
PS: Die Frau auf dem Zitatbild ist KI generiert!
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Welcome you curious mortals!
Let's turn our attention to the sale of my amulet to Charles Lee. At first, everything goes smoothly and Nyx and I spend a few pleasant hours together.
Until an alarmed time traveler named Mistress Kenway interrupts us!
So ... we follow her and see if she falls into our trap.
PS: The woman in the quote picture is AI-generated!
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Fanfiktion.de 🔸 https://www.fanfiktion.de/s/638363c600075ed4192b0439/95/Von-schicksalhaften-Zeitreisen-und-dem-Ruf-der-Nornen-Part-II
Wattpad.com 🔸 https://www.wattpad.com/1499553528-von-schicksalhaften-zeitreisen-und-dem-ruf-der
Storyhub.de 🔸 https://storyhub.de/fanfictions/games/assassins-creed/von-schicksalhaften-zeitreisen-und-dem-ruf-der-nornen-_-part-ii#kapitel94 
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Von schicksalhaften Zeitreisen und dem Ruf der Nornen - Part II - Virginia / Boston - Der Aberglaube trägt seltsame Früchte! (on Wattpad) https://www.wattpad.com/1499553528-von-schicksalhaften-zeitreisen-und-dem-ruf-der?utm_source=web&utm_medium=tumblr&utm_content=share_reading&wp_uname=Mrs_H_E_Kenway ~~~ Atlantik, 6. August 1768. Die Jackdaw ist auf dem Heimweg nach Virginia. Die Familie Kenway wähnt sich in Sicherheit, bis die Naglfar mit ihrem Kapitän Hrymr auftaucht. Damit starten wir in den zweiten Part und von jetzt an rückt der Revolutionskrieg mit seinen Schattenseiten immer näher. Ratonhnhaké:ton tritt auf den Plan und wird bald zu einer wichtigen Unterstützung, nicht nur für seinen Vater! ~~~
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herr-elmark · 2 months ago
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Das Recht als Garnichts respektiert zu werden
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Ich habe gerade den Schriftsteller Hans Fallada in Berlin interviewt. Anlass war sein Buch „Kleiner Mann was nun?“, das im Spätsommer 1932 erschienen ist.
Die Norwegian-Maschine DB3302 landet mit einer Minute Verspätung um 17.11 Uhr auf dem neuen Flughafen Berlin-Brandenburg, der wie eine Ritter-Sport-Tafel aus Beton gestaltet ist: Quadratisch. Praktisch. Gut. Auf dem Weg zu meinem Koffer halte ich am Kiosk und kaufe den Berliner Kurier. Das ist Routine. Wenn ich an einem neuen Ort ankomme, kaufe ich mir immer eine Lokalzeitung um mich zu erden. Vor zehn Jahren gab es noch Zeitungsverkäufer auf der Straße, die nach 21 Uhr die Morgenausgabe verkauften. Da hatte man das Gefühl, frische Nachrichten zu bekommen. Heute bin ich froh, wenn ich überhaupt noch eine Zeitung kaufen kann.
Ich bin auf einer aufregenden Mission. Morgen treffe ich Hans Fallada, einen der bedeutendsten Schriftsteller zwischen den beiden Weltkriegen. Er starb 1947 krank und desillusioniert und ist seitdem eher medienscheu, aber es ist mir gelungen, ein Interview mit ihm zu vereinbaren. Wir werden über sein Buch „Kleiner Mann, was nun?“ sprechen, das in der Schicksalsjahren 1932/33 veröffentlicht wurde.
Mein Exemplar des Buches ist in „gebrochener Schrift“ gedruckt, die fälschlicherweise oft als Gotische Schrift bezeichnet wird, aber eigentlich eine Rokokoschrift ist, die bis Januar 1941 in Deutschland verwendet wurde. Dann verboten die Nazis diese Schrift, weil sie Fraktur plötzlich als undeutsch und jüdisch ansahen. Die vielen Schnörkel der Fraktur machen sie auch schwer lesbar, und ich vermute, dass die mangelnde Lesbarkeit der eigentliche Grund war. Man kann die Welt nicht unterwerfen, wenn die Unterworfenen die Regeln nicht lesen können. Aber ich habe gelernt, Fraktur zu lesen.
Wenn ich schreibe, dass ich in Berlin auf einer Mission bin, ist das nicht ganz richtig. Ich bin nur auf einem Einführungseinsatz in der „Mission Berlin Alexanderplatz“, deren Wurzeln fast hundert Jahre zurückreichen. Mein Onkel Marius, der 1932 an Tuberkulose starb, galt als das Genie der Familie. Er sprach mehrere europäische Sprachen fließend, auch einige klassische, und las den Ulysses von James Joyce auf Französisch. Der einzige greifbare Beweis für seine Existenz ist ein Exemplar von Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ im Regal meines Arbeitszimmers. Es ist eine Erstausgabe von 1929, natürlich in Fraktur gedruckt und mit dem Namenszug meines Onkels versehen. Ich habe im Laufe der Jahre immer wieder versucht, das Buch zu lesen, aber die Geschichte, die Sprache und die Schrift waren zu schwierig für mich.
Vor ein paar Jahren begann ich, mein Deutsch wieder zu lernen, und wenn mich Leute fragten, warum, wusste ich nie so recht, was ich antworten sollte. Erst jetzt wird mir klar, dass es immer meine große Mission war, das Buch von Marius Elmark zu lesen. Andere trainieren, um einen Marathon zu laufen, das Matterhorn zu besteigen oder den Atlantik zu überqueren. Ich bin ein Zeitreisender, der trainiert, um Berlin Alexanderplatz so zu lesen und zu verstehen, wie es mir überliefert wurde.
Aber die Mission ist größer. Denn wenn ich Berlin Alexanderplatz verinnerlicht habe, werde ich nicht nur das alte Berlin und Deutschland, sondern ganz Europa wieder zum Leben erwecken. Ich bin auf einer Mission zur Wiederbelebung der europäischen Seele. Aber davon später mehr.
Ich finde meinen Koffer am Gepäckband und gehe hinunter zum Bahnhof, während ich unterwegs in der BVG-App ein Ticket kaufe, das mit meinem Berliner N26-Konto verknüpft ist. Wenn man auf Abenteuerreise geht, sollte man sich so gut wie möglich in die Gesellschaft der Menschen integrieren, denen man begegnet. Das habe ich mit neun Jahren von Tim und Struppi gelernt.
Vom Flughafen geht es mit der S-Bahn direkt durch die Stadt nach Charlottenburg, wo ich in der Kantstraße 104, die parallel zum Kurfürstendamm verläuft, mein Hotel finde. Klingt teuer, ist es aber nicht. Eigentlich ist der Preis das einzig Positive an diesem Zimmer. Irgendwann wurde die Tür eingetreten und jemand hat versucht, Schloss und Klinke mit zwei Schrauben wieder zu befestigen. Ich sollte mich bei der Russin an der Rezeption beschweren, aber ich tue es nicht und gehe stattdessen zu einem türkischen Imbiss um die Ecke und esse eine schlechte Currywurst mit Pommes.
Am nächsten Tag fahre ich zum Hennwack in Steglitz. Das ist Berlins größtes Antiquariat mit über 400.000 Büchern, getarnt als alte Gießereihalle. Hier entdecke ich zum ersten Mal, dass man durch die Zeit reisen kann. Zwischen endlosen Bücherreihen fand ich Edlef Köppens wenig bekannten „Heeresbericht“ von 1930. Ich setzte mich auf eine Bananenkiste voller alter Bücher und begann zu lesen. Die Kiste stand auf einem roten Perserteppich. Fliegend?. Seite für Seite ließ ich mich in die Welt des Buches hineinziehen, vergaß allmählich Zeit und Ort, und als ich eine Stunde später auf die Straße trat, war es dunkel geworden, und ich sah die Welt mit ganz anderen Augen. Heute bin ich ein routinierter Zeitreisender, der die Technik beherrscht. Manchmal werde ich aus dem neuen Universum herausgeschleudert, sobald ich abgelenkt bin, manchmal kann ich mich tagelang darin aufhalten, bevor ich den Weg zurück in die Gegenwart finde.
Der Buchhändler, der hinter dem Tresen sitzt, wenn man Hennwack betritt, blickt träge auf, sagt „…Gmnntag“ und lässt mich ungehindert in das Labyrinth der Bücherregale eintreten. Ich muss ein wenig Zeit totschlagen, bevor ich Hans Fallada treffe, und ich will auch geistig auf der gleichen Wellenlänge sein, damit wir nicht aneinander vorbeireden.
Ich suche im Regal nach Kurt Tucholsky. Er war ein guter Freund von Fallada und hat einmal gesagt, dass alles, was Fallada in seinen Büchern schreibt, so klingt, als hätte es zuerst ein echter Mensch gesagt. Vielleicht sollte ich auch Tucholsky interviewen. Das Problem ist, dass er seit seinem Selbstmord 1935 noch medienkritischer geworden ist als Hans Fallada.
Ich finde „Das Lächeln der Mona Lisa“ von Kurt Tucholsky unter T, setze mich auf die Bananenkiste und beginne zu lesen. Das Buch ist in Fraktur und ich muss mich konzentrieren. Aber das ist gut so. Der amerikanische Psychologieprofessor Mihaly Csikszentmihalyi erklärt, dass man, wenn man sich ganz auf eine selbst gewählte Aufgabe konzentriert und das Gefühl hat, alles unter Kontrolle zu haben, plötzlich in einen Flow-Zustand gerät. Die Welt wird gleichzeitig größer und verzweigter, aber auch einfacher. Und so kann das Glücksgefühl unerwartet auftauchen. Das Gleiche gilt für Zeitverschiebungen. Plötzlich wird man in der Konzentration beim Lesen eines guten Buches in eine andere Zeit und an einen anderen Ort versetzt. Nicht die Zeit bewegt sich, sondern wir selbst.
Ich spüre, dass ich bereit bin, weiter durch Berlin zu schlendern, nehme Tucholsky unter den Arm und gehe zu dem Buchhändler hinter dem Tresen. Er sitzt noch da, wie ich ihn vor anderthalb Stunden verlassen habe.
„Ich möchte das Buch kaufen“, sage ich und lege das Buch und meine N26-Karte auf den Tresen.
„Kreditkarten nehmen wir nicht“, sagt er.
„Aber Reichsmark nehmen Sie doch, oder?“ frage ich.
„Leider nicht mehr“, sagt die Mumie. „Nur noch Euro. Das macht 12 Euro!“
Das ist billig für ein Ticket nach dem Jahr 1929, denke ich. Das Ticket von Kopenhagen kostet 178 Euro und bringt mich nicht mehr als eine Stunde weiter. Ich lege einen 20-Euro-Schein aus Griechenland auf den Tresen, bekomme 8 deutsche Euro zurück und steige in der Albrechtstraße aus.
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Nächster Halt ist der Hackesche Markt, wo ich in einer Kneipe Hans Fallada treffe. Ein ziemlich hippes Viertel. Eigentlich hatte ich auf das Romanische Café an der Gedächtniskirche gehofft. Es wäre cool gewesen, das Stammlokal einer Generation der führenden Künstler der Weimarer Republik kennenzulernen, aber Fallada erzählt mir am Telefon, dass die meisten seiner alten Freunde ins Ausland emigriert seien und das letzte Leben im Café mit der Machtübernahme der Nazis im Januar an Sauerstoffmangel gestorben sei. Ich komme zu spät.
Fallada ist 37 Jahre alt und ein Produkt der unseligen deutschen Geschichte. Schon als Kind und Jugendlicher war er oft krank, nahm Schmerzmittel, wurde davon abhängig, woraufhin er und ein Freund beschlossen, in einem Duell Selbstmord zu begehen und sich gleichzeitig zu erschießen. Das Duell misslang, der Freund starb, Fallada bleibt unverletzt und nahm die Pistole des Freundes und schoss sich in die Brust, überlebte aber und wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.
Hans Fallada ist eigentlich ein Pseudonym, sein richtiger Name ist Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen. Sein Vater schlug ihm nach dem Duellmord und der anschließenden Verurteilung vor, sich als Schriftsteller ein Pseudonym zuzulegen. Rudolf wählte „Fallada“ nach dem Pferd „Falada“ aus Grimms Märchen von der Gänsemagd, das auch nach seinem Tod die Wahrheit sagte. „Hans“ nahm er aus einem anderen Grimmschen Märchen: „Hans im Glück“.
Er meldete sich 1914 als freiwilliger, wurde aber bei der Musterung als untauglich eingestuft, und damals musste man schon einiges tun, um als Kanonenfutter abgelehnt zu werden. Die Abhängigkeit von Morphium und Alkohol ließ Fallada verzweifeln, zweimal wurde er wegen Unterschlagung zu Gefängnis verurteilt.
Fallada konnte zwar schreiben, aber eine große Karriere blieb ihm versagt, bis die Vossische Zeitung vom 20. April bis zum 10. Juni 1932 seinen Fortsetzungsroman "Kleiner Mann, was nun? druckte. Noch im selben Jahr erschien die Erzählung als Buch im vom Konkurs bedrohten Rowohlt-Verlag und wurde ein durchschlagender Bestseller, der den Verlag vor dem Bankrott rettete; im Jahr nach der Buchveröffentlichung folgte eine Verfilmung, zunächst in Deutschland, dann in den USA, wo das Buch ebenfalls veröffentlicht wurde.
Die Erzählung handelt von kleinen, einfachen Leuten, die in schwierigen Zeiten gefangen sind. Der Niedergang der deutschen Arbeiterschaft wurde durch den Wall-Street-Crash von 1929 eingeleitet, woraufhin die Wirtschaft der Weimarer Republik in den folgenden zwei bis drei Jahren vollständig in Massenarbeitslosigkeit, Hunger und Elend zusammenbrach.
Hauptfigur ist der Konfektionsverkäufer Johannes Pinneberg, genannt 'Junge', und seine junge Frau 'Lämmchen'. Sie verlieben sich ineinander und bekommen ein Kind, genannt 'Murkel'. Dann beginnen die Schwierigkeiten. Sie müssen eine Wohnung finden, haben kein Geld und bekommen keine Unterstützung. Sie ziehen von einer Bruchbude in die nächste. Pinneberg verliert seine Arbeit, findet eine neue, aber das Gehalt ist genauso mies wie die alte.
Dann tritt der Rationalisierungsexperte Spannfuß auf den Plan. Das ist McKinsey anno 1932. Der junge Pinneberg ist ein guter Verkäufer und übersteht die erste Entlassungswelle im Kaufhaus. Doch dann zieht Spannfuß die Daumenschrauben an: Alle Mitarbeiter müssen das Zwanzigfache ihres Monatslohns verkaufen, „sonst müssen sie stempeln gehen“. Der junge Pinneberg steht von allen Seiten unter Druck, sein einziger Trost im Leben sind Lämmchen und ihre Liebe. Sein Leben ist ein einziger Kampf. Einmal bricht Pinneberg zu Hause weinend zusammen, und in einem verzweifelten Versuch, ihren Mann aufzumuntern, gibt sie ihm ein Ei zu den Bratkartoffeln, von denen das Paar lebt. Mehr bleibt ihnen nicht.
Der kleine Murkel wird geboren, dann verliert Pinneberg seine Arbeit:
Ein berühmter Filmschauspieler kommt ins Kaufhaus, probiert ein Kleidungsstück nach dem anderen an und entscheidet sich dann doch gegen einen Kauf. Es ist der 29. September und Pinneberg fehlen 523,5 Mark, um die monatliche Umsatzquote zu erfüllen. Verzweifelt legt er dem Schauspieler die Hand auf den Arm und sagt: „Sie müssen etwas kaufen, sonst verliere ich meine Arbeit!“
Der Schauspieler fühlt sich gekränkt, Spannfuß wird wütend und Pinneberg ‚geht stempeln‘.
Es gibt keine Arbeit, die Monate vergehen, und die kleine Familie kämpft in einer ungeheizten Schrebergartenhütte ums Überleben von der Arbeitslosenunterstützung und dem bisschen Geld, das Lämmchen mit dem Stopfen von Strümpfen für Leute verdienen kann. Schließlich reiht sich der junge Pinneberg in das riesige Heer der zerlumpten Arbeitslosen ein, ohne Hoffnung auf eine Zukunft.
Ende des Buches!
Ich treffe Fallada in einer kleinen, verrauchten Kneipe in der Nähe des Hackeschen Marktes. Er sitzt da und schreibt in ein Notizbuch mit einer Zigarette im Mund. Ich stelle mir vor, er wirft die Zigarette in den Aschenbecher, schließt die Kappe seines Mont-Blanc Füllfederhalters, steckt ihn in die Innentasche und steht auf. Seine Ledermappe und der weiche Hut liegen auf dem Stuhl neben ihm. Ich bin gespannt, ob er Rudolf Ditzen oder sein Pseudonym benutzen wird:
„Hans Fallada“, sagt der Mann mittleren Alters, streckt die Hand aus und lächelt freundlich. Mit seiner runden Hornbrille sieht er aus wie ein Büroangestellter. Seine Finger sind gelb vom Nikotin, sein Gesicht hat eine ungesunde Farbe, aber seine Augen sind intelligent.
„Schön, dass Sie den ganzen Weg nach Berlin gekommen sind, um mit mir zu sprechen.“
Ich nehme auf dem letzten freien Stuhl Platz und lege Tucholsky auf den Tisch.
„Gerne.“
„Was darf ich Ihnen anbieten?“, fragt Fallada.
„Ein Bier wäre schön“, antworte ich. Ein leeres Bierglas steht vor ihm auf dem Tisch.
„Und einen Korn?“, lockt er. Neben dem leeren Bierglas steht schon ein leeres Schnapsglas.
„Das wäre nett, danke.“
„Boldt!“, Fallada winkt dem Kellner zu, „Zwei Molle und zwei Korn.“
„Rauchen Sie?“, fragt er und reicht mir eine Schachtel Juno.
„Nein, danke, nicht mehr.“
„Ich sollte auch aufhören“, sagt Fallada und drückt die qualmende Zigarette in einem überfüllten Bakelit-Aschenbecher aus.
„Darf ich Ihnen zuerst gratulieren - zum Buch und natürlich zum Film“, eröffne ich das Gespräch. „Es ist ein großartiges Buch, auch wenn ich am Ende deprimiert war. Es war einfach nur Elend ohne Hoffnungsschimmer für die jungen Leute“.
„Das liegt daran, dass Sie nicht arm genug sind“, antwortet Fallada.
„Sie müssen einen Brief sehen, den ich gerade von Paul Elbogen bekommen habe. Sie kennen ihn wahrscheinlich nicht, er ist ein österreichischer Schriftsteller und Verleger“. Fallada nimmt sein Notizbuch zur Hand und zieht einen Umschlag aus einer der hinteren Seiten.
Ich überfliege den Brief und werde von einem Absatz gefangen genommen: „Oh Fallada, ich kann Ihnen für eine halbschlaflose Nacht danken. Ich habe soeben Ihr neues Buch gelesen - Ihr bisher einziges - und eine Viertelstunde geweint, wie ich noch nie geweint habe.“
Fallada zündet sich eine neue Zigarette an: „Wir haben sechs Millionen Arbeitslose in Deutschland. Sie sind ‚Garnichts‘ und das Buch erzählt dem Leser, dass es andere gibt, denen es genauso geht. Sie erkennen sich wieder in der kleinen unglücklichen Familie Pinneberg“.
„Aber ich habe nur geschrieben, wie ich mich gefühlt habe“, fährt Fallada fort. Pinneberg bin ich, und das wunderbare ‚Lämmchen‘ ist meine liebe Frau ‚Suse‘ und mein dreijähriger Sohn Ulrik, nennen wir immer ‚Murkel‘. Ich habe einfach meinen Kopf von Gedanken und Gefühlen befreit. Dazu braucht man nicht viel Talent.“
„Aber wissen Sie was?“ Fallada beugt sich über den Tisch: „Als all die schönen Rezensionen kamen und die Buchverkäufe explodierten, merkte ich zum ersten Mal, dass ich nicht der einzige Verlorene war. Ich hatte nur für mich selbst geschrieben und plötzlich endeckte ich, dass es sechs Millionen andere wie mich gab. Glauben Sie mir, die Erfahrung, nicht allein zu sein, gibt Hoffnung oder zumindest Kraft zum Durchhalten.“
Kellner Boldt unterbricht die Erzählung: „Meine Herren, zwei Herrengedecke!“
„Hören Sie, das ist interessant, was Ihr Freund da schreibt.“
Ich halte immer noch den Brief von Elbogen in der Hand und lese laut: „Dass jemand in unserer schmutzigen Zeit aus Dreck und Feuer etwas so Schönes machen kann, ist ein Wunder. Ich werde Pinneberg und Lämmchen nie vergessen. Wer weiß, ob man Ihr Buch in fünfzig oder hundert Jahren noch versteht - aber heute versteht man es.“
„In hundert Jahren wird man Ihr Buch immer noch verstehen, muss ich Ihnen sagen. Ich komme gerade von dort. Es ist kein Zufall, dass Sie sich nach dem Pferd Falada benannt haben“.
„Na dann, Prost“, ich hebe mein Schnapsglas und grüße, wir leeren beide unsere Gläser in einem Zug.
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Kleiner Mann was Nun? - in einer DDR-Fernsehaufzeichnung von 1967
„Ein dänischer Filmregisseur, Ole Bornedal, hat einmal gesagt… äh… wird einmal sagen… dass er die meisten dänischen Filme langweilig findet und dass es eine gute Geschichte sein muss, bevor er sich einen Film ansieht, der in einer Vorstadtküche spielt.“
„Ihr Buch und der neue Film sind doch eine solche Geschichte, oder? Ein großer Teil der Handlung dreht sich um zwei Menschen, die in einer kleinen Wohnung über den Preis von Margarine diskutieren, ob 3 Pfennig für eine Zigarette angemessen sind, und wir als Leser sind dabei, wenn die beiden minutiös die Posten in so etwas Langweiligem wie einem Haushaltsbudget durchgehen…“.
„Ich verstehe, was Sie meinen“, sagte Fallada höflich. „Aber für Pinneberg geht es bei trivialen Haushaltsposten um Leben und Tod. Es ist nicht trivial, Haus und Heim zu verlieren, weil einem am Monatsersten 30 Reichsmark fehlen. In meinem Buch habe ich versucht, den Kampf zu schildern, den anständige Menschen jeden Tag führen müssen, um zu überleben und ihre Selbstachtung zu bewahren, während sie einer Gemeinheit nach der anderen ausgesetzt sind. Ihr Haushalt ist ein Drama auf Leben und Tod“.
Ein paar SA-Männer kommen von der Straße, nicken Fallada und mir freundlich zu, einer hebt die Hand und winkt Boldt zu: Zwei Molle!
Fallada nimmt seinen Hut vom Stuhl und setzt ihn Tucholsky auf.
„Es gibt keinen Grund, sie zu provozieren“, sagt er. „Ich weiß nicht, ob die beiden überhaupt lesen können, aber Goebbels ist kein Freund von Tucholsky. Er ist kein Autor, den man im Moment zur Schau stellen sollte.“
„Und was ist mit Ihnen und Ihren Büchern?“, frage ich.
„Ach, die Nazis waren neulich bei Ernst Rowohlt in der Passauer Straße und haben sich beschwert, dass der Pinneberger Kollege Lauterbach in die SA eingetreten ist, weil er sich langweilt und sonntags gerne Leute verprügelt - und manchmal auch wochentags. Also haben wir Lauterbach in der neuen Ausgabe zum Fußball-Hooligan gemacht. Und alle waren glücklich.
"Sie verlangten auch, dass wir die 'Commedian Harmonists', die im Film sangen, ersetzen, weil einige von ihnen Juden waren, also mussten wir auch das tun."
„Das ist ein Eingriff in die künstlerische Freiheit“, sage ich naiv. „Haben Sie nicht widersprochen?“
Fallada wirft den beiden SA-Männern einen Seitenblick zu. Ein gehetzter Ausdruck huscht über sein Gesicht.
„Im Frühjahr wurde ich von zu Hause abgeholt und von der SA verhört, weil mein Nachbar mich zu den Nazis angegeben hatte. Nach elf Tagen in einer Zelle mit SA-Leuten riskiert man sein Schicksal nicht mehr. Erst als Ernst (Rowohlt) einen Anwalt mit Parteiverbindungen schickte, kam ich wieder frei“.
„Haben Sie an Emigration gedacht? Remarque, Zweig, Keun, Döblin und viele andere Schriftsteller sind geflohen … auch Ihr Freund hier …“ - Vorsichtig hebe ich den Hut vom Tisch.
„Ja, natürlich habe ich darüber nachgedacht“, sagt Fallada und leert sein Glas.
„Noch einen?“
Ich nicke.
„Boldt, noch eine Runde!“
„Aber ich habe es auch aufgegeben. Ich bleibe, hier gehören wir hin. Ich habe ein schönes Haus in Carwitz gekauft, wo ich mir die Nazis vom Leib halten kann, und zum ersten Mal kann ich vom Schreiben leben. Ich mag die da drüben nicht und die Kommunisten auch nicht, aber ich interessiere mich nicht für Politik, sondern für Menschen. Als Bürger haben wir doch das Recht, ein normales Leben zu führen. Ich habe mit Erich Kästner darüber gesprochen, als ich aus der SA-Zelle entlassen wurde. Ihn mögen sie auch nicht“.
„Aber wir bleiben beide. Deutschland ist auch unser Land.“
„Herr Elmark, Sie sollten übrigens Erich Kästner interviewen. Er hat einen brillanten Roman geschrieben, Fabian, der auch vom Überleben in der Not nach dem Zusammenbruch ’29 handelt. Kästners Hauptfigur Fabian verdient übrigens 270 Reichsmark im Monat, Pinneberg nur 170“.
Fallada lächelt zum ersten Mal.
„Soll ich anrufen und fragen, ob Erich Sie treffen will? Er ist gerade sehr niedergeschlagen. Die Nazis drohen, seine Bücher zu verbrennen, und er könnte etwas moralische Unterstützung aus dem Ausland gebrauchen.“
„Das wäre großartig“, sage ich, „Emil und die Detektive war eines der ersten Bücher, die ich gelesen habe … ich wollte gerade ‚als Junge‘ sagen, aber ich lasse es.“
Fallada steht auf und geht auf die Straße. Als ich hereinkam, sah ich eine Telefonzelle an der Ecke, direkt vor der Kneipe. Ich schaue mich in der Kneipe um. Es sieht aus wie eine altmodische dänische Kneipe. An der Wand über der Theke mit den Bierhähnen hängen Fotos von Sportlern, viele mit Autogrammen. Auch die langen Beine von Marlene Dietrich haben ihren Platz gefunden. Ich erkenne den Sechstage-Radfahrer Piet van Kempen, den fliegenden Holländer, und natürlich hängt auch ein Bild des Boxers Max Schmeling, und plötzlich sehe ich ein Foto, das mir bekannt vorkommt: Bob Scanlon. Ein amerikanischer Boxer, der im Ersten Weltkrieg in der Fremdenlegion gekämpft hat. Danach ließ er sich in Paris nieder und wurde von einer eifersüchtigen Frau erschossen. Wie Fallada überlebte er. Ich wusste gar nicht, dass er hier geboxt hat. Seltsam, hier sitze ich im Mai 1933 in einer Kneipe mitten in Berlin, unterhalte mich mit Hans Fallada und entdecke ein Foto, das ich in meinem Buch „Fighting For The French Foreign Legion“ aus dem Jahr 2023 habe. Die Welt ist klein.
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Fallada kommt zurück.
„Kästner würde Sie sehr gerne sehen, Herr Elmark. Er wird morgen gegen fünf Uhr im Café Leon am Kurfürstendamm sein. Wir hoffen, das passt Ihnen. Sie brauchen aber nicht abzusagen, wenn Sie verhindert sind, er wird auf jeden Fall im Café Leon eine Tasse Kaffee trinken.“
Wir stehen auf. Fallada nimmt Tasche und Hut. Er schaut auf den Tisch hinter uns, auf dem eine Zeitung liegt. Er legt Tucholsky in die Zeitung und reicht sie mir.
„Das ist sogar ‚Der Stürmer‘, dann werden Sie auf dem Rückweg zum Hotel nicht von den Braunhemden belästigt“, sagt er mit einem Zug um den Mund, der alles oder nichts bedeuten kann.
„Kann ich nicht bezahlen?“, frage ich.
„Nein, das geht auf mich“, antwortet Fallada und lächelt freundlich.
„2 Mark und 80 Pfennig“, sagt Boldt.
Fallada legt 3 Mark auf den Tresen und winkt.
„Vielen Dank“, sagt Boldt, „kommen Sie gut nach Hause“.
Draußen ist der Bürgersteig voller Menschen, Autos lärmen, Benzingeruch liegt in der Luft, eine Straßenbahn rattert lärmend vorbei und bimmelt. Es ist Rushhour in Berlin. Ich liebe den Puls und die Hektik der Großstadt. Schon immer. Die Gegend erinnert mich plötzlich an den Ndr. Fasanvej, wo ich in Frederiksberg in Copenhagen aufgewachsen bin. Fünfstöckige Arbeiterwohnungen aus der Jahrhundertwende mit vielen kleinen Läden.
Ich bin traurig, dass das alles in zehn Jahren in Trümmer und Asche gebombt sein wird. Aber zum Glück weiß Fallada nichts davon. Er reicht mir die Hand: „Danke für Ihren Besuch, Herr Elmark, war mir ein Vergnügen. Ich nehme die Elektrische von hier zum Bahnhof, ich habe noch zwei Stunden Zugfahrt vor mir, erklärt er.
Grüßen Sie Kästner!“
Fallada winkt, rennt über die Straße und springt in die fahrende Straßenbahn. Ich gehe zu Fuß am Fluss entlang zum Brandenburger Tor, wo ich die U-Bahn nehmen kann. Ich brauche frische Luft nach der verrauchten Kneipe. Ich schaue auf meine Zeitung, die Fallada um „Das Lächeln der Mona Lisa“ gelegt hat. Es ist die heutige Ausgabe des Berliner Kuriers.
Ich freue mich darauf morgen mit Erich Kästner zu treffen.
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ungeheuerliches · 2 months ago
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korrektheiten · 2 months ago
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Zeitreisende
Anderwelt-online: »Je länger ein geschichtliches Ereignis zurückliegt, desto schwieriger wird es für die Lebenden, sich ein Bild von dem zu machen, was wirklich damals geschah. Das hängt zum großen Teil auch damit zusammen, dass die offizielle Geschichtsschreibung bereits ihr offizielles, endgültiges Urteil über jene Ereignisse abgegeben hat. Eine nochmalige, grundlegende Aufarbeitung des Themas erübrigt sich daher, ist eigentlich auch nicht erwünscht, es sei denn, neue Fakten erblicken das Licht der Welt, die nun einmal nicht so einfach vom Tisch zu wischen sind. Weiter lesen  http://dlvr.it/TFXGWf «
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comicshopsaar · 3 months ago
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Die Rächer #22 (Williams Verlag, 1976) stellt den ersten Auftritt von Ravonna Renslayer dar, einer wichtigen Figur in der Geschichte von Kang dem Eroberer. Ravonna ist eine Zeitreisende, die von Kang romantisch umworben wird, was ihrer Beziehung eine interessante Dynamik verleiht. Diese Ausgabe bietet einen tiefen Einblick in Kangs emotionale Seite, da seine Besessenheit von Ravonna ihn dazu bringt, Entscheidungen zu treffen, die nicht nur sein eigenes Schicksal, sondern auch das der Avengers beeinflussen. Ravonna Renslayer wird in späteren Geschichten eine immer bedeutendere Rolle spielen, sowohl in Bezug auf Kang als auch auf das Marvel-Universum insgesamt.    
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1karaofficial · 3 months ago
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skyetenshi · 2 years ago
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Die Drei ??? und die Zeitreisende Mathilda: Da seid ihr ja! Also ich bin so unsagbar stolz auf euch. Ja, wirklich. Endlich, endlich sieht die Nachbarschaft, dass ihr neben euren Detektivspielen auch etwas für ernstzunehmende Kultur übrig habt. [Die Jungs sprechen, erfahren dass es um ein Bild in der Zeitung geht] Mathilda: Ihr drei, im vollen Pulbikumssaal des Stadttheaters. Och, wenn ich das Emily zeige wird sie euch mit Sicherheit in Zukunft nur noch mit "Sie" anreden. [Die Drei ??? reden über das Bild.]
Mathilda: Na, eure Probleme möchte ich haben. Die Tatsache, dass ihr jetzt zur Kunstelite zählt, die scheint euch ja nicht im Geringsten zu begeistern. Schade! Schade! Schade! Ach trotzdem, könnt ihr die Zeitung für eurer Archiv behalten.
[Können wir mal kurz darüber reden, dass Mathilda stolz ist, dass die drei ins Theater gehen und nicht, weil sie schon gefühlte 16 Mal die Welt gerettet haben! Detektivspiele? Und was die Nachbarschaft denkt? Mathilda! Was soll das? Ich möchte Justus umarmen, wenn er einfach sein Leben und das seiner Freunde für die Gerechtigkeit riskiert und trotzdem ist seine Tante über einen Theaterbesucht stolz? UND F*CKING Kunstelite? Da sollten die schon lange zugehören, alleine weil sie ständig wertvolle Kunstgegenstände retten! Die könnten ein ganzes Museum füllen. Und die sind doch ständig im Theater oder Kino oder Oper oder bei Konzerten? Als wären die Jungs nicht an Kultur interessiert! Und Justus kennt ohnehin so gut wie jeden großen literarischen Klassiker! Natürlich hat er ein Interesse dafür!] ...danke für eure Aufmerksamkeit.
Außerdem sagt Peter in "Der dreiäugige Totenkopf" gesagt, dass er bei einer Schulaufführung mitgewirkt hat! Und Bob... geht freiwillig zu klassischen Konzerten? (Sofern es bei Jelena so etwas wie "freiwillig" gibt)
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caymanbloggt · 4 months ago
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Erster Teil der Kriegshandlung
Der Kameramann hockt auf seiner Holzkiste vor dem Feuer und wartet darauf, dass der Teekessel zu pfeifen beginnt, derweil Gefreiter Hoffmann ihm gegenüber an der Wand gelehnt sitzt und schläft...
Dass Kriech so dermaßen viel aus Wartezeiten besteht, aus Langeweile, aus Nichtstun, aus Zeit-totschlagen-müssen, ja wer hätte das gedacht. Ist aber wohl tatsächlich ein Teil der Realität. Das Töten, die Explosionen, das Schießen, das Sterben, das Bluten, all das Grauen des tatsächlichen Krieges, es passiert öfter als man glaubt sehr schnell und endet ebenso schnell wieder. Nur über diese Wartezeiten, die Leerzeiten dazwischen redet man nicht, schreibt kaum einer, werden in Darstellungen und Überlieferungen nicht allzuoft erwähnt, weil Langeweile und Stille der Tod aller gewinnorientierten Unterhaltung sind... Und wo nichts passiert, nun mal auch nichts darüber berichtet werden kann...
Der Kameramann denkt über all das nach...
Neben ihm an der Holzwand hängt ein Poster, darauf posiert ein schönes Mädel auf einem Panzer und fordert nur mit ihrem Blick, irgendwo zwischen stolzem Patriotismus und selbstbewusster Erotik dazu auf, sich für die Heimat, das eigene Land, den Staat, die Regierung freiwillig für den Krieg zu melden...
Dass dieser letztendlich niemals endet für viele, die ihn erlebt haben, ist entgegen der vielen und langen Wartezeiten bestens überliefert. Mögen die Kriegshandlungen vielleicht auch noch so kurz sein, in Kopf und Körper toben sie auf ewig weiter...
Und meistens eher nicht zum guten, selbst wenn sich so mancher genau das einredet, einreden MUSS...
Das Holz im Feuer knistert, irgendwo hinter ihm gackern ein paar Hühner, jemand lacht, weiter vorne bei dem notdürftig aufgebauten Schweinestall steht ein Kerl mit Zwirbelschnurrbart und raucht... Der Kerl wird das übernächste Gefecht nicht überleben, weiß der Kameramann – Er wird in einer von Explosionen zerfledderten Stacheldrahtbarriere mit Granatensplittern im Körper langsam verrecken, über Tage, bis eine Wolke Senfgas ihn mehr oder weniger „erlöst“.
Aber das kann man als „Gastfigur“ den ganzen naiven Tölpeln hier eh nicht beibringen, also belässt der Kameramann es dabei, so zu tun, als wurde auch er an den baldigen Sieg Deutschlands über die Franzosen, und Amerikaner und überhaupt für den Kaiser glauben... Dolchstoßlegende, Here We Come!
Da kommt Cayman angestiefelt: „Moin. War was?“
Der Kameramann bemerkt ein erstes, leichtes Zischeln vom Teekessel und zieht ihn über dem Feuer weg: „Nö, wie immer... Aufm Schlachtfeld nichts Neues“
Derweil Cayman die Metallbecher zückt und der Kameramann einschenkt, fragt dieser: „Ja und? Wie isses um 2025, 2026, 2027 und so weiter? RuZland? China? Israel und Gazastreifen? Amerika Republikaner gegen Linke und gegen sich untereinander und die ganzen anderen Krawal-Länder? Kommt die Menschheit zu Verstand?“
Cayman blickt seinen Kollegen an und macht: „Phhhhhhhhhhhhhfffffffrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...!!!!!!!!“
Gefreiter... Wie hieß der Trottel jetzt gleich noch mal? Der da weiter hinten an der Wand lehnt und pennt? Ach egal, der fliegt eh kurz vor Kriegsende in die Luft, weil er die Granate unter seinen Füßen nicht mehr merkt, weil ihm während der kommenden Gefechte mehr und mehr der Verstand abhanden kommt... schnarcht kurz auf, als Cayman seinen Laut von sich gibt...
Der Kameramann zieht zwei Papierstangen Zucker aus seiner Brusttasche... (Ja, fiktive Zeitreisende können sowas...), gießt sich und Cayman den Tee ein und meint: „Also auch in Zukunft weltweit nichts Neues“
Cayman reißt sein Tütchen auf und gibt den Zucker langsam in den Tee: „Nein, warum SOLLTEN sie?“
Der Kameramann sagt: „Denn Krieg bleibt immer gleich. Das wissen die Leute in Fallout und bei Bethesda mit am besten“
Cayman zieht sich seinen Suppenlöffel aus der Tasche und rührt seinen Tee um: „Weil Worldwar Nummer drei wieder genauso ergiebig sein wird für die Unterhaltungsbranche, wie die letzten beiden“
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Cayman liest
Dieses Mal:
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Erich Maria Remarque
„Im Westen nichts Neues“
Die „100 Jahre erster Weltkrieg“ Ausgabe
„Krieg und Marketing“
Krieg, Unterhaltung und anderer Schmutz
Ja, Krieg ist schlimm, Krieg ist immer ein humanitäres Totalversagen und schlicht grausam.
Und doch leben ganze Industrien davon, dass eben jener entweder in fiktiven Versionen niemals endet, oder aber sie kauen in unendlichen Variationen wider, was einst war. Und da sind vom ersten Weltkrieg in unzähligen Romanen und Filmen oder in Videospielen wie „BATTLEFIELD 1“ zum Beispiel, aktuellen Kriegshandlungen, bis in die ferne Zukunft (KRIEG der Sterne) keine Grenzen gesetzt. „KRIEG“ ist speziell als Nacherzählung ein Unterhaltungsschauplatz, Propagandainstrument und Kunstobjekt. Ob einem das nun gefällt oder nicht.
Die Macher von BATTLEFIELD 1 beispielsweise skandierten zum Verkaufsstart ihres Spiels, dass sie „DEN GEFALLENEN SOLDATEN UND OPFERN dieses Krieges mit ihrem Spiel und seiner Inszenierung RESPEKT ZOLLEN wollten“ - Und dann posteten sie auf (damals noch) Twitter ein GIF in dem ein Soldat mit Flammenwerfer andere Soldaten in Brand steckt und schrieben darunter „WENN DU ZU HEIß FÜR DEN CLUB BIST“. Und gaben stolz damit an, auf Kosten all dieser Toten, dass „MEHR ALS DOPPELT SO VIELE SPIELER“ am fiktiven WW1 teilgenommen haben als damals am echten echte Menschen. Noch zynischer und respektloser kann man kaum noch sein, und doch ist diese Episode wie so viele, die in der Unterhaltungsindustrie mit „KRIEG“ zu tun haben, nur eine von sehr vielen Beispielen
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Wenn DAS den Toten des ersten Weltkrieges „Respekt“ zeugen soll, dann sollte man die Verantwortlichen vielleicht mal selber auf ein mehrwöchiges Praktikum in die Ukraine schicken. An die Front. In die Schützengräben. Als Leichenbergungstrupp der tote Russlandsoldaten und mit Pech auch Ukrainer einsammeln muss. Vielleicht ist für die Entwickler und die Marketingabteilung von DICE der Unterschied zwischen „KRIEG“ und „PARTY“ dann ersichtlicher.
Nun könnten wir an dieser Stelle auch all die anderen Egoshooter nehmen und links und rechts dafür ohrfeigen, dass es sie gibt, und ihre Macher gleich mit. Doch es gibt einen Markt dafür, einen sehr sehr großen. Das aktuelle CALL OF DUTY, welches aufgrund seiner billigen, lustlosen und in Sachen Preis-Leistung zu recht scharf kritisiert wird, dominierte eine ganze Ewigkeit seit Verkaufsstart die Gamingcharts. Mit dem Krieg in der Ukraine wurden einige Gamer nachdenklich, ein paar änderten ihre Sichtweise... Doch der ganze, große Rest ist auch weiterhin dabei, wenn Online, wie Offline die große WAR-PARTY durch Serverfarmen und über Bildschirme flackert. Recht viele Spieler sind sogar mit dem aktuellen Call of Duty sehr zufrieden. Oder wie jemand in einer Kommentarspalte meinte: „Also mit gefällt es! Vor allem dass sie die alten Maps, die man schon kennt und wo man gut kämpfen kann wieder mit drin haben! So nach Feierabend ne Stunde oder zwei COD zocken, sehr entspannend!“.
Dass man eine gewisse „Verantwortung“ zu haben scheint, wissen auch die Entwickler dieser Spiele und ihre Verleger. Und doch wird beispielsweise immer wieder damit geworben, speziell bei den Singleplayer-Inhalten, dass man „Mit ECHTEN VETERANEN zusammengearbeitet hat, die den Machern genau gesagt haben wollen, wie das damals war, was sie empfunden haben und welche Befehle wer von sich gegeben hat, speziell, wenn dann die Kugeln flogen. „AUTHENTIZITÄT“ ist DAS SCHLAGWORT. Eines der aktuell umstritteneren Projekte in dieser Hinsicht ist das Kriegsspiel „SIX DAYS IN FALLUJAH“, welches sich inhaltlich und in seinen Darstellungen HYPERREALISMUS auf die Fahnen geschrieben hat. ECHTE SOLDATEN die damals bei jenem Einsatz, welcher hier nacherzählt wird dabei waren, sollen als Berater für das Spielestudio arbeiten. Bislang scheitert dieses Projekt an technischen Fehlern und handwerklicher Unfähigkeit seitens der Entwickler. Denn Terroristen die geistesabwesend lieber Wände anstarren und Soldaten die in Wänden stecken bleiben können, sorgen eher für Lacher, als für Authentizität.
Und auch -Und damit sind wir wieder thematisch auf Linie- die oskarprämierte Verfilmung von „IM WESTEN NICHTS NEUES“ bekam solcherlei Kritik. Ein effekthascherisches Spektakel! Schimpften die einen. Eine völlige Verfremdung, propagandistische Ausbeutung! Beschwerten sich einige andere. Der Film stelle den echten Schrecken des Krieges, welchen das Buch und sein Autor darzustellen versuchen in keinster Weise passend nach, sondern habe sich schlicht am Bombast von Hollywood orientiert.
Aber ist „IM WESTEN NICHTS NEUES“ - DAS ANTIKRIEGSBUCH, DER ANTIKRIEGSROMAN SCHLECHTHIN- überhaupt... „AUTHENTISCH“? Oder endet das Buch, wenn man die genaueren Umstände und Hintergründe kennt am Ende genau dort, wo sich auch BATTLEFIELD 1 und CALL OF DUTY bewegen?
Gab der Autor, welcher von sich immer behauptete „Seine wahren Erlebnisse“ niedergeschrieben zu haben, für alle jene anderen, die waren wie er, die keine Stimme hatten und keine Stimme fanden, wirklich ein „REALISTISCHES SZENARIO“ zu Papier? Waren seine Erlebnisse wirklich Grundbestandteil dessen, was der Protagonist Paul Bäumer erlebt, durchlebt und ihm am Ende das Leben kosten? Ist der Roman, war das Manuskript, ja war der Autor selber jemals so glaubhaft, ehrlich, authentisch und realitätsbezogen, wie man immer glaubt?
Oder sitzen wir eventuell einer Marketinglüge auf, und haben es auch mit diesem Buch am Ende mit nichts anderem als Fiktion im Stile von „BATTLEFIELD 1“ zu tun?
Von „IM WESTEN NICHTS NEUES“ gab es 2014 eine „Jubiläumsversion“, welche mit ausgesprochen kritischen Zusatzinhalten verkauft wurde. Dieser wird schlicht „Anhang“ genannt, und nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch das überaus weitverzahnte, unübersichtliche dunkle der Geschichte dieses Romans, seiner Entstehung, dem Leben und Handeln seines Autors und den zu der damaligen Zeit noch nie dagewesenen Bemühungen des Ullstein-Konzernhauses in Sachen aggressives Marketing.
Und man kommt erstaunt zu dem Schluss: „AUTHENTISCH“ ist hierbei genauso wenig, wie in den virtuellen Szenario von BATTLEFIELD 1 – Und in Sachen Verkaufsförderung sind die Vermarktungsleute von DICE selbst mit ihren geschmacklosen Twitterbeiträgen sogar noch „authentischer“ und „einfühlsamer“ als alles, was zu damaligen Zeit betrieben wurde, um „IM WESTEN NICHTS NEUES“ zu dem Verkaufserfolg zu machen, der er heute ist. Und erst recht, wenn man weiß, wie extrem der damalige Ullstein-Konzern in das Handwerk und die Grundintention des Autors eingriff, weil Zeitgeist... Weil Entscheidung für ein ganz bestimmtes Literaturgenre... WEIL GELD!
Weil im Grunde genommen keine Sau „DIE WAHRHEIT“ kümmert, weil Marketing und Propaganda näher Hand in Hand gehen, als man glaubt und auch, weil selbst Menschen mit ehrenwerten Motiven für Erfolg so manches mal ein ausgesprochen flexibles Gummirückrad bekommen können.
Aber manchmal dann doch, zwar mit Verspätung, sowie durch Zufall und Fleiß engagierter Historiker, die Wahrheit, die guten Absichten wieder ans Licht kommen, und das Werk und seine Botschaft endlich erstrahlen können.
Und „IM WESTEN NICHTS NEUES“ ist genau so ein Fall.
Die Mär vom authentischen Autor und seinen Erlebnissen
Erich Paul Remark, der sich 1921 in „Erich Maria Remarque“ umbenannte, wurde am 21 November 1916 in die Armee eingezogen.
Nach einem halben Jahr Ausbildung in Osnabrück und Celle wurde er am 12. Juni 1917 als Schanzensoldat an die Westfront nach Flandern geschickt.
Am ersten Tag der dritten Ypernschlacht, am 31 Juli 1917 wurde er durch breit gestreuten Artilleriebeschuss am linken Knie, am rechten Arm und am Hals verletzt.
Und wurde in ein Lazarett nach Duisburg geschickt – Wo er bis zum 31 Oktober 1918 blieb.
Zurück an die Front musste er nicht mehr, denn dann war der Krieg vorbei.
Unter dem Strich war der Mann also etwas über einen Monat im Krieg.
Schon im Krankenhaus war Remark eifrig damit beschäftigt, einen Roman über den ersten Weltkrieg zu schreiben. Und da seine spärlichen Erlebnisse und Eindrücke nicht ausreichten, so ist es übermittelt, befragte er die anderen Soldaten ausführlich.
Was dann folgte, würde man heute KI-Programmen unterstellen: Remark „matschte“ all das zu etwas neuem zusammen. Jedoch musste er seine Arbeiten immer wieder unterbrechen, beispielsweise nachdem sein Mentor und Vaterfigur Friedrich Hörsemeier verstarb und er diesem stattdessen ein literarisches Denkmal setzte.
Erst 1927, Anfang Herbst machte er mit seinem „Antikriegsroman-Projekt“ weiter. Bald zehn Jahre später.
Laut historischer Berichte schrieb Remarque drei Versionen. Der S. Fischer Verlag lehnte ab – Mit der Begründung: „Niemand interessiere sich mehr für den Krieg“. Wie falsch sie doch lagen.
Nach „einer langen Reise durch viele Hände“ landete das Haupt-Typoskript, wenn man es so nennen will, schließlich 1928 beim Ullstein-Konzern. Der erkannte „das Potential“ und nahm an.
„Das Potential“ bestand für den Ullstein-Konzern darin, dass die Grundidee zwar super sei, nicht jedoch der Inhalt. Und so begannen die radikalen Umbauarbeiten an „IM WESTEN NICHTS NEUES“. Hieß in diesem Fall, dass man Remarque dazu drängte, sein Skript inhaltlich so anzupassen, dass es zu den damaligen „Standards“ der Kriegsliteratur passte: Zitat Anhang Seite 303: „Remarque änderte den kriegskritischen Roman in einen Text, in dem alle Passagen gestrichen waren, die den Krieg explizit, seine Ursachen oder seine Sinnlosigkeit kritisierten, oder fügte Passagen hinzu, die solche Aussagen seines Helden Paul Bäumer relativierten“.
AUTHENTIZITÄT am Arsch... Sowas würden sich aktuelle Kriegs-Egoshooter nicht einmal ansatzweise trauen.
Aber das nur mal so nebenher.
In diesem Fall wurde aus dem ANTI-Kriegsroman ein PRO-Kriegsroman, welcher der damaligen Stimmung im deutschen Volk entsprach – Die war nämlich irgendwo zwischen relativierend und rachsüchtig. Und der angeblich vom Krieg so sehr verletzte, zerstörte und verlorene Autor, welchem wir heute seine unangefochtene Aufrichtigkeit, was die Darstellung vom Schrecken des Krieges anbelangt sofort abkaufen, hatte offensichtlich kein großes Problem damit, diese Änderungen vorzunehmen. Denn Erich Maria Remarque war schließlich selber im Grunde genommen nichts anderes, als eine lebende Illusion.
Denn dieser Mann, welcher all denen, die aus dem Krieg nie wieder in ein geordnetes Leben finden konnten, weil dieser sie mit Kopf und Körper verschlungen hatte, war ein ausgebuffter Medien- und Marketingprofi. Heute würde man solche Leute „Influencer“ nennen. Anstatt verstört und verletzt mit den Geistern des Krieges zu kämpfen, legte Remarque eine beachtliche Karriere hin:
Dieser „traumatisierte, gesichtslose Mensch in den ersten 30ern“ brachte beispielsweise das zuvor noch defizitäre Werbeblatt „Echo Continental“ in nur zwei Jahren wieder in die schwarzen Zahlen und verwandelte es außerdem in eine der „führenden, deutschen Autozeitschriften“. - Anschließend bekam er einen Job bei der damals als „High-Society-Zeitschrift“ bekannten „SPORT IM BILD“, hatte da bereits mit vielen großen Persönlichkeiten der Kunst-, Kultur- und Literaturszene gearbeitet oder war sogar mit ihnen befreundet. Und schließlich, weil all das noch nicht reichte, war Remarque schon bald für den gesamten Inhalt der Zeitschrift mehr oder weniger alleine verantwortlich. Alles lief über ihn, und auch dieses Magazin erblühte in seinen Händen wie niemals zuvor.
All das war natürlich pures Gift für die Vermarktung seines Buches. Denn auch wenn es von einem Anti- zu einem Pro-Kriegsroman umgeändert wurde, die Person dahinter war im Marketing die gleiche geblieben. Der erfolgreiche, soziale, zigarrerauchende, dynamische Unternehmer und Schreibmaschinenprügler, der im Alleingang eine ganze Redaktion ersetzen konnte, widersprach somit ALLEM, was man benötigte, um „IM WESTEN NICHTS NEUES“ glaubhaft an die Leute zu bringen.
Ein guter Plan musste also her. Vor allem einer, welcher die Öffentlichkeit von solchen „Details“ ablenkte.
Das Zeitalter des „Empörungsmarketings“ war geboren, wenn man so will.
Manipulation, Whataboutism und jede Menge Provokation
So setzt der Ullstein-Konzern sich mit seiner Marketingabteilung zusammen und man entschied sich zu nichts anderem, als einem argumentativen Vorschlaghammer: Man stellte „IM WESTEN NICHTS NEUES“ als DAS BUCH dar, welches ALS EINZIGES DIE WAHRHEIT ÜBER DEN KRIEG UND DESSEN FOLGEN FÜR DIE SOLDATEN UND DIE GESELLSCHAFT auszusprechen vermochte.
Dies waren die bis zu diesem Zeitpunkt umfangreichsten, aufwendigsten und zugleich übergriffigsten Maßnahmen in der deutschen Buchverlagsgeschichte, welche bis dahin bekannt waren. Und es verfehlte seine Wirkung nicht. Die Öffentlichkeit, andere Autoren, Verlage, die Medien, einfach ALLE nahmen diese provokative Einladung dankend an und stimmten begeistert zu, oder gingen auf die Barrikaden. Da im Mittelpunkt natürlich der Autor, welcher ja laut Vermarktung der lebende Beweis dafür sein sollte stand, wurden alle Angriffe und kritischen Kommentare auf ihn, als „persönliche Diffamierungsversuche“ umgedeutet und ebenfalls als Beweis angeführt, dass der Autor recht hat mit allem. Praktisch so, wie es heute auf Socialmedia normaler Geschäftsalltag für allejene ist, die irgendwie Aufmerksamkeit und Reichweite aufbauen wollen. „Ich werde angegriffen und denunziert, also bin ich, also sind WIR die Community, im Recht“.
Wurde die kontroverse Diskussion um „IM WESTEN NICHTS NEUES“ zu friedlich, zu erbaulich oder gar zu einstimmend, streute der Ullstein-Konzern gezielt neue, provokante Aussagen und Werbemaßnahmen ein, damit wieder die Fetzen flogen. Jeder negative Verriss, jeder böse Brief, insbesondere alles was Buch und Autor schlechter stellten wurde dankend aufgenommen und zu Werbematerial weiterverarbeitet.
So blieb das Buch nicht nur im Gerede, sondern wurde auch gekauft. Ein Effekt, welcher in keinster Weise auf die damalige Zeit oder speziell dieses Buch beschränkt ist. Menschen faszinieren sich schon immer für Dinge die „UMSTRITTEN“ sind, denen der Hauch des Verbotenen und Provokanten anhängt. Eine Sache, welche man ebenfalls zuverlässig auf Socialmedia nachverfolgen kann. Im Falle von „IM WESTEN NICHTS NEUES“ befuhr man ungefähr jene Schiene, welche Donald Trump heute für sich deklariert: ICH HABE RECHT, ICH SAGE DIE WAHRHEIT, NUR ICH VERKÜNDE DIE WAHRHEIT, WEIL NUR ICH MICH AUSKENNE! - Oder im Fall von Elon Musk: NUR ICH SAGE IMMER WAS ICH DENKE, NUR BEI MIR GIBT ES FREE SPEECH!. Wer etwas anderes behauptete, bekam zu hören, so würde Trump heute sagen: „YOU ARE FAKENEWS“.
Auf diese Art bekam auch mancher Zeitgenosse überhaupt erst von „IM WESTEN NICHTS NEUES“ mit, der sich eventuell weder groß für den Krieg, noch für Literatur interessierte, sich jedoch bei all dem Trubel darum sagte: „Da will ich mitreden können! Also mal schnell in die Buchhandlung! Nicht dass es vielleicht noch von der Regierung verboten wird! Man weiß ja nie, wenn so groß die Wahrheit über etwas schlimmes veröffentlicht wird!“.
Letzten Endes wurde Remarques Werk ein weltweiter Kassenschlager, dem auch auf Dauer nicht einmal Nazideutschland etwas anhaben konnte. „IM WESTEN NICHTS NEUES“ lebte weiter fort, wurde immer wieder verfilmt und avancierte, auch dank des Ullstein-Marketings zum Kanonroman für realistische Kriegsliteratur. Dass das Gegenteil von Anfang an der Fall war und es auch blieb, war dem Verlag egal.
Doch was die kurze Kriegserfahrung Remarque nicht anhaben konnte, das schaffte nun sein Werk: Denn Remarque, welcher laut Zeitberichten sein Leben lang bereits unter Depressionen litt, kam mit diesem massiven Erfolg in keinster Weise klar. Zwar hinderte ihn dies nicht am Schreiben und weiteren Veröffentlichen an sich, jedoch kam er sich Restzeit seines Lebens (Irgendwo nicht zu Unrecht) als Scharlatan vor:
„Das Trinken, das Lügen über Autorennen, die Kriegssachen, die Buchwalddinge, der ganze verschobene und falsche Aufbau: alles, alles daher“ - Notierte er in sein Tagebuch am 15 August 1950.
Heute lesen wir das Buch so, wie Remarque es höchstwahrscheinlich geplant hatte
War Erich Maria Remarque also ein Betrüger? Ein Lügner? Jemand, der sich schamlos am Leid traumatisierter Soldaten und dem Kriegsgeschehen an sich bedient hat? Auch wenn er selber verwundet wurde, jedoch mit seinem sehr kurzen Gastspiel an der Front nicht einmal im Ansatz miterleben konnte, was „Krieg“ überhaupt bedeutet?
Definitiv nein.
Remarque selber versuchte mit den Befragungen seiner verletzten Kameraden im Lazarett beispielsweise, deren Erfahrungen und Eindrücke einzufangen, sich jenes Bild zu schaffen, das ihm selber live vor Ort verwehrt blieb. Er gab sich, das kann man anhand der heute noch erhaltenen Original-Typoskripte nachvollziehen, große Mühe damit, „Das Setting und die Atmosphäre“ wie man heute sagen würde, an die Realität anzunähern. Sein Plan war von Beginn an, einen ANTI-KRIEGSROMAN zu schreiben. Dass der Ullstein-Konzern, wie auch die damalige Stimmung im Land das Gegenteil erwarteten und das Marketingspektakel sein übriges Taten, um alle guten Absichten des Autors im Keim zu ersticken oder in etwas gegenteiliges, monströses zu verdrehen, kann man nur teilweise Remarque anhängen. Denn dieser war, wie bereits erörtert, selber ein eiskalter Marketingprofi und Geschäftsmann, er kannte die Regeln und wusste, dass er zweierlei Wahl hat: Entweder er stimmt zu und macht mit, oder sein Buch verschwindet auf ewig in der Schublade. Rein inhaltlich gab es damals wesentlich „realistischere“ und „echtere“, gar weitaus drastischere Anti-Kriegsliteratur, doch denen blieb jenes monströse Marketing und das Interesse verwehrt.
Und eventuell wären sie selbst mit beidem nicht weiter gekommen, denn was „IM WESTEN NICHTS NEUES“ an historischem Realismus fehlt, das macht es durch ihre Charaktere, ihre Inszenierung und das Setdressing wieder wett. Denn moralische oder überhaupt -Botschaften- sollten niemals allzu offensichtlich oder gar knochentrocken heruntergerappelt werden. Wer sein Publikum erreichen und halten will, muss diese gut verpacken und so ausstatten, dass es bestenfalls immer wieder daran teilhaben möchte oder ein Erlebnis hat, welches emotional berührt. Und in dieser Hinsicht geben Paul und seine Kameraden, denen allesamt ein wenig erfreuliches, bis grausiges Schicksal passieren wird, eine verdammt sympathische Truppe ab, deren Schicksal einen in der Tat ergreift. Und jenes, zum Teil als durchaus „Hollywood-esk“ zu bezeichnende Setting, inklusive Inszenierung, tragen durchaus sinnvoll dazu bei. Denn seichte Unterhaltung ist dieses Buch mit keineswegs, albtraumhafte Szenen und Dinge die sich mit Sicherheit auf den damaligen Schlachtfeldern so zutrugen, brennen sich einem beim Lesen regelrecht ins Gedächtnis. Genauso wie der seelische Verfall der Protagonisten oder die stupide Ignoranz der Zivilgesellschaft und ihrer Ahnungslosigkeit über den Krieg und seinen Verlauf.
Dass der damalige Ullstein-Konzern das Manuskript so sehr verunstaltete, hinderte Remarque nicht daran, seine Originale zu behalten. In der allerersten Uhrfassung ist es sogar so, dass Paul Bäumer weit früher stirbt, als heute.
„IM WESTEN NICHTS NEUES“ war und ist ein genau durchinszeniertes und durchdachtes, minutiös durchgeplantes Werk eines Vollprofis. Es ist jedoch NICHT das Werk eines ehemaligen Soldaten, eines gebrochenen, jungen Mannes, der sich in einem schreiberischen Befreiungsschlag all seine Pein von der Seele schrieb, sondern durchdachte, auf wahren Hintergründen beruhende Fiktion. Der Autor hatte einen festen Plan und eine Botschaft die er vermitteln wollte und auch wusste, wie er dies mit den Mitteln der unterhaltenden Fiktion unter die Leute bringen konnte.
Mitte und Ende der 90er tauchten zwei weitere Typoskripte auf, eines gar mit handschriftlichen Änderungen Remarques – Womit sich erneut bewies, dass nichts an diesem Werk „spontan“ entstanden war. Hier hatte jemand lange überlegt, war mit ganzen Passagen unzufrieden und notierte bessere Ideen für die nächste Version.
Dass der bildliche Vergleich mit dem KI-Programm und dem „zusammenmatschen“ gar nicht so weit hergeholt ist, bestätigt eine Aussage Remarques in einem Interview 1946 mit dem Journalisten Paul van Gelder: In dem er sein Werk „Eine Sammlung bester Kriegsgeschichten“ nannte.
FAZIT
Auch heute wird „IM WESTEN NICHTS NEUES“ noch für „echte Kriegsliteratur“ gehalten, doch das ist sie nicht.
Am 19 Dezember 1951 schreibt Remarque in sein Tagebuch:
„Nachgedacht. Wann meine Komplexe stärker begonnen hatten. Nach I.W.n.N. Die Angst. Das Gefühl des Schwindlers. Gleichzeitig auch die Vergangenheit, die wieder auftauchte. Ebenso wie jetzt. Immer. Die einfach aufgelöst werden muss. Wie oft: Furcht vor etwas viel schlimmeren: als wenn es dann wirklich eintritt“.
Dass Remarque unter diesem Marketingschwindel litt, sollte man ihm im gewissen Sinne positiv auslegen, denn dies ist nie sein eigentlicher Plan gewesen. Und doch war all der Schwindel, waren all das Empörungsverkarkte des Ullstein-Konzerns genau der Grund, weshalb wir dieses großartige Buch auch heute noch weltweit lesen: Denn in der damaligen Stimmung der 1920er Jahre, in welcher auch in der Literatur eine mindestens kriegsrelativierenden, rechtfertigenden, bishin zu einer kriegsgeilen Grundstimmung vorherrschte, setzte sich „IM WESTEN NICHTS NEUES“ stilistisch, wie inhaltlich komplett entgegen. Hier war der Soldat, waren seine Kameraden keine strahlenden Helden, sondern schlicht Menschen, welche auch so gezeigt wurden. Es gab am Ende keine klaren Sieger, sondern nur Verlierer. Der Held erfasst weder das gesamte Geschehen, noch nimmt er sich heraus, darüber auf übergriffige Art zu urteilen. Paul Bäumer und seine Freunde sind Kanonenfutter, sogar noch in der damaligen „Prokriegsversion“. Auch wenn die Änderungen dies gekonnt retuschierten.
Ein Umstand, welcher dem Buch heute mehr denn je seinen Platz im Kanon sichert, schon aus wissenschaftlicher Sicht. Denn bis heute streiten sich Wissenschaftler, Historiker, Literaten und Experten darüber, wo im Koordinatensystem zwischen Fiktion und Realität sich „IM WESTEN NICHTS NEUES“ überhaupt aufhält, und was sein Autor damit zu hatte. Aufgrund der vielen, drastischen Änderungen und der gefundenen Typoskripte mangelt es nicht an Streitpunkten und Widersprüchen. Jeder Schritt, vom ersten Anschlag, über Remarques Suche nach einem Verlag, über alles was der Ullstein-Konzern damit anstellte, bis zur heutigen „Originalversion“, welche wir kennen, hat sich diese Geschichte immer wieder wie ein Chamäleon gewandelt und ist alleine dadurch seinem Macher näher, als dieser es wohl jemals geahnt hat.
Das Hamburger Abendblatt beispielsweise sagt auf der Rückseite der „100 Jahre erster Weltkrieg“-Version:
„DIESES BUCH HAT DEN FIREDENSNOBELPREIS VERDIENT“
„IM WESTEN NICHTS NEUES“ ist Fiktion, welche uns zum einen gewisse Dinge näherbringen möchte und auf der anderen ohne Zweifel klarstellt, dass Krieg schlimm ist. Und uns doch beinahe im Stile moderner Hollywoodfilme, mit bombastischer Action, unerträglich-schlimmen Leidensmomenten, kleinen Anekdoten und großen Gefühlen bis zur letzten Seite perfekt unterhält.
Nebenher erwähnt vollzieht auch BATTLEFIELD 1 eine ähnliche Machart, trotz seines geschmacklosen Marketings. Das Spiel beginnt damit, dass man ein einzelner, kleiner Soldat ist, auf einem großen, dreckigen, unübersichtlichen Schlachtfeld. Überall um einen herum sind Kameraden, oder mit Pech Feinde. Kugeln fliegen, Explosionen erschüttern die apokalyptische Landschaft, überall ist Stacheldraht, in dem man sogar sterben kann. Man hat abgenutzte Waffen und viel zu wenig Munition für das was um einen herum passiert, man ist nicht mehr als einer von sehr vielen... Und früher oder später, ist man auch schon tot. Dies macht das Spiel eine ganze Zeit lang, ohne dass es Belohnungen, Levelups oder ähnliches gibt. Am Ende steht der Tod jeder einzelnen Figur, jedes einzelnen Soldaten, der immer einen Vor- und einen Nachnamen und ein Geburtsdatum hat. Und immer dasselbe Sterbejahr. Gewisse Ähnlichkeiten zu Paul Bäumer und seinen Kameraden sind also durchaus gegeben.
Insofern kann man durchaus attestieren: Remarques Intention lebt bis heute weiter.
Im Guten wie im Schlechten.
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Erich Maria Remarque
„Im Westen nichts Neues“ - Die 100 Jahre erster Weltkrieg“ Ausgabe mit Anhang
Taschenbuch
KiWI
Erschienen 2014
Preis: Ab 2€ gebraucht
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
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Zweiter Teil der Kriegshandlung
Inzwischen ist es dunkel geworden, und hier im Lager hat man sich mit neuer Ausrüstung und Lebensmitteln eingedeckt. Für den Moment scheint die kleine Welt der Soldaten und ihrer Vorgesetzten in Ordnung...
Doch auch wenn so ziemlich jeder weiß, dass dies nicht so bleiben wird, macht man das beste daraus. Weiter hinten vor einem Feuerplatz spielt jemand melodisch Mundharmonika, von einer anderen Seite dringt ein angeregtes Gespräch darüber, ob die Franzosen wirklich so guten Schützen sind oder nicht herüber, und dort wo das Essen ausgegeben wird, sitzt man beisammen, spielt Karten, flucht, lacht und redet laut durcheinander...
Cayman und der Kameramann sitzen vor ihrem kleinen Lagerfeuer, an die Holzwand gelehnt, an welcher nach wie vor die flotte Dame die werten Herrschaften mit ihren Reizen dazu zu motivieren versucht „Für die Heimat in den Kampfe“ zu ziehen...
Die beiden haben ihr einen gezwirbelten Schnurrbart unter die Nase gemalt...
Während der Kameramann die Linsensuppe mit den Schweinefleischstücken umrührt und überprüft, ob man sie noch ein klein wenig nachwürzen muss, greift Cayman in die Innentasche seiner Jacke und holt einen großen, hochkantigen, weißen Aufkleber mit einem schwarz-gold-roten Motiv heraus, welches er mit Schwung gegen die Holzwand, direkt neben das Werbeplakat mit dem flotten Mädel klatscht...
Mit halbzugekniffenen Augen beugt sich der Kameramann herüber und begutachtet den Aufkleber: „Wo hassu denn den jetzt her?“
Cayman antwortet: „Ich war während meiner kurzen Zeitreise schon auf dem Weg hierher zurück, als mir das Teil in die Hände fiel. Ich weiß auch nicht, erst habe ich mich darüber geärgert, aber dann stellte ich fest, wie zeitlos es doch ist und wusste nicht mehr, ob das unfreiwillige historische Realsatire oder einfach ein sehr bedenkenswertes Detail ist“
Der Kameramann schippt sich mit der Kelle eine erste kleine Portion Linsensuppe in seine Schüssel und macht die Endabnahme: „Ich würde mal sagen, es ist entweder geschichtsvergessen, volle boshafte Absicht oder einfach nur purer Zynismus.“
Cayman, der für einen kurzen Augenblick glaubt, irgendwo weit hinten Granatengrollen gehört zu haben, kratzt sich am Kopf: „Na vielleicht ist es in der Tat wie in Bioshock Infinite, um mal bei Gamingvergleichen zu bleiben. Und es gibt einfach IMMER einen Mann und einen Leuchtturm, und der Kreislauf bleibt auf ewig ungebrochen“
Der Kameramann macht sich seine Feldflasche auf: „Das finde ich aber ausgesprochen unschön“
Cayman lächelt und antwortet: „Das IST ausgesprochen unschön, aber was willste machen?“
Daraufhin hebt der Kameramann seine Feldflasche, Cayman tut es ihm gleich und sagt: „Somit in diesem Sinne, auf den Mann und den Leuchtturm! Mit stets immer nur minimalen Änderungen! Prost!“
Nachdem beide angestoßen und einen Schluck getrunken haben, machen sie sich über ihre Linsensuppe mit ihren ausgesprochen zarten Schweinefleischstücken her und genießen die trügerische Stille des Abends...
Derweil nun neben der flotten Panzerdame jener Aufkleber pappt... Mit Opa Gauland von der AfD als Hauptmotiv, wie er mit ernstem, aufforderndem Gesichtsausdruck sich beinahe aus dem Bild herauslehnt, demonstrativ seinen Zeigefinger auf den Betrachter richtet und darunter in Großbuchstaben sagt:
„Hör auf Onkel Gauland und kämpfe! - Dein Heimatland braucht dich!“
ENDE
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