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#deutscher volksglaube
janas-grimoire · 4 years
Text
Frau Holle im Volksglauben
Adolf Wuttke / Der deutsche Volksglaube der Gegenwart
deutsche Hauptgöttin
später: “milde Helferin der Menschen im häuslichen Leben”, erscheint als Spinne, Weben usw.
entspricht der nordischen Freya, dt. Frouwa (Frau, Herrin), Freys Schwester
Göttin der heiteren Jahreszeit, vielleicht ursprünglich des Mondes, dann der freundlichen Seite des Lebens überhaupt, der Liebe und der Ehe
Namen: Freya, Frigg, dt. Fria, Fria, Fricke, Wodans Gattin, Holda (die Freundliche), Frau Holle, Halle, Hausmutter (Harz), Wolle, Wulle (Thüringen), Frau Wauer (Mecklenburg), Bertha, Perchta, Berche (die Glänzende, Süddeutschland, Thüringen, im Bergischen), Harke, Arke, Stempe, Stampa (Tirol), Pudelmutter (Steiermark), Frau Code (Norddeutschland), Mutter Rose (in Kinderspielen); wenn sie Woran als Kriegsgott zur Seite steht: Hilde, die Kämpferin, oder Hildeberthe (Bayern)
ernährende, fruchtbare Natur ist der Grundgedanke --> deswegen die Assoziation mit der Wolke oder der befruchteten Erde
Als Wolkengöttin und “Windsbraut” treibt sie die wilde Jagd (oder wird selbst von Woran auf wilder Jagd gejagt) --> Gewitter ist ihr Metier
sie fährt auf einem Wagen (den Wolken), trägt ein langes weißes Gewand und einen weißen Schleier
als Sturmesgöttin wild und hässlich, mit langer Nase und großen Zähnen, wirres Haar (deshalb nennt man wirres Haar auch “Hollezopf” oder “Hollerkopf”), ihr Tier ist die Eule
von der Wolkengöttin entwickelt sich Frau Holle zur Himmelsgöttin und wird mit der Sonne assoziiert, die die Wolken durchbricht; Erscheinung: langes goldenes Haar, oft blaues Kleid wegen dem blauen Himmel
in manchen Sagen steht Frau Holle als Sommergöttin in Verbindung zu Erdbeeren, in ihnen erscheint sie gerne
alternativ lebt sie auch im Getreide und Flachs, weil der Wind das Feld optisch so eindrucksvoll bewegt
waltet “über die weibliche Seite des Lebens, über die häusliche Arbeit des Spinnens und Webens, ist die Wächterin über die häusliche Ordnung, eine Göttin des Fleißes, des Friedens und der Liebe”, ihr Sinnbild ist die Spindel
seit dem 15. Jahrhundert Bezeichnung als Venus, sie lebt im Venusberg bei Eisenach
als Wolkengöttin hat Frau Holle “das Reich des lebenserzeugenden Wassers unter sich”, lebt gerne in Brunnen und Seen
sie pflegt ungeborene Kinder, die sie den Menschen bringt, ihr Tier ist der Storch und der Sommerkäfer; sie sammelt die Seelen der ungetauft gestorbenen Kinder um sich “im wilden Heere”, sie haben eine Ähnlichkeit mit Elfen und werden auch “Heimchen” oder “Schräzl” genannt
in den Rauhnächten/Zwölfnächten zieht sie “in weißem, langfaltigem Leinwandgewande durch das Land und sieht durch die Fenster in die Häuser, ob die Mädchen fleißig seien; und wenn sie bis zum heiligen Dreikönigstag Ohren Rocken nicht abgesponnen haben, so zerkratzt sie die Frauen oder verbrennt ihnen die Hände, oder besudelt den Rocken mit Pferdemist”
am letzten Jahrestag, “Perchtentag”), d.h. 30.12. oder meistens 6.1.) muss man Fische und Klee oder Brei mit Heringen essen, sonst schneidet sie den Menschen den Bauch auf
in den Rauhnächten backt man Frau Holle Kuchen, um sie zu ehren, darunter Brötchen in Zopfform
nach dem Tod kehren Seelen zu ihr zurück und insofern ist sie auch die Todesgöttin, ähnlich wie Hel
die Mühen um sie als Himmelsgöttin gingen viel in die christliche Maria über, die auch Donner und Blitz verwaltet und mit goldenen Kugeln wirft
am Weihnachtsabend erscheint oft eine verschleierte weibliche Gestalt an der Seite von Knecht Ruprecht, Nikolaus oder Joseph, das ist oft Marie, aber oft auch “Frau Bertha” oder “Frau Hulda” (Franken) o.ä.; sie beschenkt Kinder mit Äpfeln, vergoldeten Nüssen u.ä. oder straft sie mit der Rute
die meisten Erinnerungen an Frigg oder Holda in ganz Deutschland findet man in den Sagen von der “Weißen Frau”, oft Bertha genannt, die teilweise Wolkengöttin oder Sonnengöttin ist; sie gilt meistens als verwunschene Prinzessin, die sich nach Erlösung sehnt in Form von drei Küssen
in Süd- und Mitteldeutschland heißt die Weisse Frau Urschel Ursel, Orschel, Horsel oder Ursula und bewacht Schätze
Zusätzliches online
die “Holden” waren ursprünglich mythische Zauberfrauen, die nachts auf wilden Tieren ritten, aber ohne eine bestimmte Führerin. Unter dem Einfluss des römischen Volksglaubens wurden sie kollektiviert und als Führerin entsteht Frau Holde oder Holle
in Mitteldeutschland ist sie als Frau Holle bekannt, in Oberdeutschland gibt es die Perchta
Frau Holde ist mal gnädig und freundlich, mal böse und strafend
Sie fährt vor allem in den Winternächten durch die Lüfte, erregt Sturm, wird oft vom wilden Jäger verfolgt, bestraft faule Dirnen, die ihren Flachs nicht abgesponnen haben, bringt Segen und Fruchtbarkeit über die Lande, verlangt aber auch, dass während der Zeit ihres Umzuges die Alltagsarbeit ausgesetzt werde
“Weiße Frauen” spielten trotz der Christianisierung noch lange eine wichtige Rolle; sie gehen auf die Jungsteinzeit zurück und später auf die germanische Gottheit Nerthus, der/die geschlechtslos ist
Frau Holle & Perchta sind die beiden Weißen Frauen in der deutschsprachigen Sagenwelt
Sie sind Göttinnen der “Regeneration und des Wandels”
Frau Holle und Perchta stehen für den Zyklus von Geburt und Tod, sind die Göttinnen der Hausfrauen und der Hausarbeit, Schirmherrinnen der Weber und Spinner und nehmen sich vor allem der Kinderseelen an: Die Kinder kommen aus ihren Brunnen oder Seen auf die Welt. Wenn ein Kind stirbt, kehrt es über den Brunnen oder das Gewässer zurück und die Weiße Frau nimmt es mit in ihren Garten, in dem es schöner ist als auf der Welt. Dort gibt es Äpfel und Gebäck.
Der Holunder ist Frau Holle geweiht und möglicherweise kommt sein Name von ihr; er war bis vor einigen Jahrzehnten noch “Sitz der Ahnen”. Jedes Haus hatte seinen Hollerstrauch, der niemals abgeholzt werden durfte und beim Vorbeigehen gegrüßt wurde. 
Frau Perchta kommt in der „Perchtennacht“ – der letzten Rauhnacht –  in der Nacht vor dem Dreikönigsfest und nimmt in dieser Nacht die Seelen verstorbener Kinder mit in die Anderswelt, welche mit dem Totenreich gleichgesetzt wurde. Im Zuge der Christianisierung wurde Frau Hollas oder Perchtas “Anderswelt”  – der schöne Apfelgarten –  zur „Hölle“ dämonisiert, also einem Ort, an den die Heiden und Nicht-Gläubigen kommen und die Dämonen wohnen.
als Todesgöttinnen sollten sie eher tröstlich sein für trauernde Mütter
die italienische Befand kommt auch in der Nacht auf den 6.1. und gilt als Parallelgestalt der alpenländischen Perchta.
Jacob Grimm beschäftigte sich mit den Ursprüngen der Frau Holle und fand etliche mittelalterliche Belege, die die These untermauern, dass es sich bei Frau Holle um eine vorchristliche Göttin ohne speziellen Aufgabenbereich handelte. Er sieht bei der Sagentradition um Frau Holle einen Zusammenhang zum Kult um die nordrömische Göttin Diana, 1466 durch Johannes Herolt belegt. Oder zu altergemanischen Überlieferungen nordischer Fruchtbarkeitsgöttinen, denn unsere Vorfahren sahen in ihr die allumfassende Natur, die Mutter Erde.
Links:
http://www.goettin-holle.de
https://silo.tips/download/geheimnisvolle-frau-holle
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